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Kahr's Umfall.

Sein zweidentiges Verhalten in der Putschnacht.

Auf Befragen des Borfigenben erklärte der Angeklagte, daß er vorher teine Kenntnis des Unternehmens gehabt habe. Im übrigen sei er der Auffassung gewesen, daß die Aufforderung, die Roßbach am 8. abends an ihn richtete, ein indiretter Be fehl General Lisows war. Rechtsanwalt Hemmeter: 3ft es Ihnen bekannt, daß dem Abmarsch der Infanterie schüler gegen über sich die Stammoffiziere sympathisch verhalten

haben?

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Angefl: Nicht nur sympathisch, sondern sie waren mit ihrem Herzen voll und ganz dabei.- Rechtsanwalt Hemmeter: Haben Sie am 8. oder 9. November einen dienstlichen Befehl Ihrer Borgesetzten erhalten, nicht abzurüden, sondern in der Schule zu bleiben? Angefl: Nein, niemals, weder von meinem direkten noch von meinem indirekten Vorgesezten. Nur der Kommandeur der Echule, General v. Tieichowig, hat erklärt, er fei an feinen Eid gebunden, aber gegen die Sache selbst fönne er nichts machen. Zu einem Rittmeister hat er dan noch betont: Für Sie als Bayer ist es ja flar, daß Sie mit... achen müffen. Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune: Wenn General v. Lossow den Infanterieschülern den Befehl zum Einrücken gegeben hätte, so hätten sie diesen Befehl doch sofort befolgt? Anget 1.: Jawohl. Rechtsanwalt Dr. Luetgebrune: Also war für die Stellung der Kriegsschule das Berhalten v. Loffows maßgebend? -Angefl: Jawohl. Weiter fagt der Angeklagte aus, daß sich Oberleutnant Bernet politisch nicht betätigt habe.

Staatsanwalt Ehardt: Haben Sie gewußt, daß ein großer Teil der Schüler bei dem Marsch in der Schule zurückgeblieben ist? Angell.: Jawohl. Ein Teil der Schüler blieb zurück, weil einige Stammoffiziere das Gerücht ausstreuten, Loffow und die 7. Divifion seien nicht die Träger der Bewegung. Staatsanwalt Ehardt: Als die Landespolizei sich weigerte, die Infanterieſchüler in das General­staatskommissariat hineinzulassen, sollen die Schüler ihre Waffen fchußfertig gemach haben. Angefl.: Das habe ich erst später

erfahren.

Damit war die Bernehmung des Angeklagten Wagner beendet und es trat um 12 Uhr eine 2½stündige Mittagspaufe ein. Zu Beginn der Nachmittagssigung stellte Justizrat Rohl noch einmal feine Anträge vom Vormittag und bat um Ladung von Geh.

Rat Held Regensburg, der darüber gehört werden solle, daß

Hahr fich Abweichungen von der Wahrheit

habe zuschulren kommen lassen. Weiterhin verlas Justizrat Kohl das Dementi der katholischen farbentragenden Studen tenverbindungen, die sich dagegen verwahren, daß fie fich bei einer Besprechung in Gegenwart des Generals Epp dem Gene­ra staatskommissar zur Verfügung gestellt hätten. Der Berteidiger erflärte, er freue sich, daß diese Verbände eine Verbindung mit Herrn o. Kahr   abgelehnt hätten, der den Vertrauensbruch zum Requisit des Staatsmannes gemacht habe. Hierauf wurde der Stiefsohn Ludendorffs, Heinz Pern t, vernommen.

Borf.: Sie haben zuerst beim Husarenregiment 8, dann bei der Garde- Kavallerie- Schüßen- Division gestanden, haben dann den Kampf in Berlin   mitgemacht und an der Befreiung Münchens tet.ge= nommen, find zum Reiterregiment 15 gekommen und seit 1921, nach dem Sie den Abschied genommen haben, wohnen Sie jetzt bei Ihrem Stiefvater Erzellenz Ludendorff Sie sind in diese Dinge hineinver­midelt, da Sie am 7. November vormittags 10 Uhr Herrn 6. Scheubner- Richter getroffen haben, der Ihnen den Auf­trag gab, Sie sollten in die Infanterie schule gehen und dort Oberleutnant Wagner zum Oberkommando bestellen. Was war der Grund hierfür?

Angefl: Herr v. Scheubner- Richter   nannte mir feinen Grund. Borf: Sie haben also nicht gewußt, worum es sich handelte?

Bermuten Sie etwas?

Angefl: Ich hatte nur gelesen, daß abends im Bürgerbräu­feller Bersammlung ftattfinden sollte.

Bor: Das hat doch in gar feiner Zeitung gestanden, wo wollen Sie denn das gelesen haben.

Angefl: Doch, in der München  - Augsburger Zeitung  ", deren Eremplar ich überreiche, war durch die amtliche Pressestelle diese Bersammlung angekündigt.

Borf: Haben Sie sich denn über diese Bestellung, die Sie Leut­nant Wagner auszurichten hatten, feine Gedanken gemacht? Anget1: Nein, ich habe Herrn Wagner auch nie wieder ge­feben. Bors: Ueber diesen Besuch bei Oberleutnant Wagner haben Sie anfangs nicht ganz die Wahrheit gesagt.

raum.)

Angekl.: Wet ich niemand belasten wollte. Bor: Sie sind dann abends aber auffälligerweise in Uni form in den Bürgerbräufeller gezongen! Angefl: Gott, es war doch immerhin eine gewiffe Feierlicheit, da der Herr Generalstaatskommissar sprach.( Bachen im Zuhörer Bors: Was haben Sie im Bürgerbräufeller beobachtet? Anaet 1: Es war ein furchtbarer Standal, dann kam hitler und ein Maschinengewehr wurde aufgestellt. Ich habe mich ganz ruhig verhalten. Dann tam Herr v Scheubner- Richter  , mit dem ich ooranging und der an Ludendorff telephonierte. Was er fagte, mein ich allerdings nicht. Dann bin ich mit Scheubner- Richter im Auto zum Hause meines Stiefvaters gefahren, der sich anzog und mit uns in den Bürgerbräufeller zurückfuhr.

fühnen. Damals tam ich mit zahlreichen Behörden und Organisatio­nen in Berührung. Späterhin als es im Jahre 1920 gelang, die margistische Herrschaft in Banern zu beseitigen, trat ich Herrn v. Kahr   besonders nahe, der bei den Vorgängen im März 1920 zurzeit des Kapp- Butsches eine hervorragende Rolle gespielt hat. Er war damals ständig auf der Polizeidirektion und wandte sich sehr erregt gegen die Parlaments- und Partei mirtschaft. Am 16. März aber, als ich in das Zimmer des Präsidenten trat, fand ich Herrn Dr. Heim neben Herrn v. Kahr  fizen. Kahr   fiel um. Eine halbe Stunde später betrat er den Land­tag. Er hat sich damals zum Bellzugsorgan des Parlaments erniedrigt und feine Anhänger enttäuscht. Er hatte

fogar den Marxisten die Beteiligung an der Regierungsbildung angeboten,

im 3aum haffen. Es lag niemals in meiner Absicht, einen Konflikt zwischen der Polizei und den Organisationen hervorzurufen. Dann wurde es ruhig und ich bat, nachdem ich in die Polizeidirektion zurückgekehrt war, die Beamten, am Morgen pünktlich zu sein, da ich am Tage Generalstreit und linksradikale Bewegungen fürchtete. Ich ging dann in meine Wohnung, die im Gebäude liegt, und ordnete ar., daß ich benachrichtigt würde, sobald Loisow oder Geißer sich telephonisch meldeten. Gegen 3 Uhr 15 Minuten erhielt ich die Nachricht daß Herr v. Seißer mit Major 3 m hoff im Polizeipräsidium gesprochen habe. Ich ging sofort in das Amt zurück und traf dort Major Imhoff mil Oberst Banzer. Ich fragte Imhoff, ob etwas los sei. Er war etwas verlegen und meinte, es fei nichts vorgefallen. Als ich ihm dann auf den Kopf zusagte, fassungsmäßigen Regierung sind Sie verhaftet." daß er mit Seißer gesprochen habe, leugnete er dies ab, drehte aber den Schlüssel in der Tür um und sagte: Im Namen der vere Ich wurde dann im oberen Stod in einem Zimmer in Gesellschaft zweier Polizeioffiziere festgehalten. die nach mir fragten, mich nicht erreichen fonnten, weil nicht be­So ereignete es sich, daß alle, fannt werden sollte, daß ich im Gebäude selbst verschwunden sei. Bors: Die Anklage nimmt nun aber an, daß Sie von der ist bereits in einer Gigung am 11. Oktober als der des kommenden Attion schon vorher Kenntnis gehabt haben.. Ihr Name Bolizeipräsidenten genannt werden.

die aber ablehnten. Das war die erste Enttäuschung. Der zweite umfal Kahrs erfolgte in der Einwohnerwehrfrage und der dritte war fein fläglicher Abgang im September 1921. Seitdem war es mir schwer, wieder Bertrauen zu ihm zu haben. Als Pöhner zurüdirat, bat ich, als fein erster politischer Berater, um anderweitige Verwendung und wurde Vorsteher des Polizei­amts 1II. Unser Hauptdifferenzpunkt mit der Regierung war vor allem anderen die Behandlung der vaterländischen Frage, insbeson dere der erstarkten völkischen Bewegung, der Nationalsozialisten. Es tam zu schweren Gegenfigen mit Minister Sch we yer, Wir wußt nicht unterdrüdten, den Reim zu Deutschlands   Ere hatten erkannt, daß die Nationalsozialistische Partei, die mir bewesen. Ich bestreite auch entschieden, daß mein Name vorher ge Angell: Das ist offenbar eine Spigelnachricht ge­neuerung bilden würde. Deshalb hielten wir unsere schüßende nannt worden ist. Es war ja ganz klar, daß Pöhner, dessen Name Hand über die Nationalsozialisten, mit denen wir in erge Be wurde, und so nahm man als selbstverständlich an, daß ich als enger ein Programm bedeutete, in die neue Regierung mit hineingenommen rührung famen, weil wir die Blatatzertur und die Versammlungs- Mitarbeiter Böhners auch einen Posten erhalten würde. genehmigung ausführten. Grobe Sachen haben wir befeifigt, aber einer jungen Bewegung mußte man gewife Freiheit laffen. Während Kerr v. Kahr   unser Verhalten ftillschweigend duldete, kam es mit den anderen vorgefeßten Stellen zu fortwährenden Differenzen Grerer Pöhner und mir leh: ungnadig seinen abweichenden wa Rohr als Ministerritt zurüfgetreten, da teilte mit. Daraufhin nahm Bohner sein n tied und sch Stai/ punti ir der Behandlung der völkischen und der Judenfrage bat um en terweitige Verwendung. Ich bin immer ein aufredler

Gun.

Mern geresen, ich habe nie von heute auf morgen meine Ueber­Amtstätigkeit und auch später in engste Beziehungen getreten. Als zeugung wechseln können. Zu Böhner war ich während meiner dann 1922 eine Spaltung in die vaterländische Bewegung kam, tam ich wieder in Berührung zu

v. Kahr  , der mich auch beauftragte, eine neue Reichsverfassung zu entwerfen;

ich habe das aber nicht getan, weil man nach meiner Auffassung erst die Verhältnisse grundlegend ändern muß, bevor man an eine neue Berfassung denken fann. Meine Neigungen gingen, es sich die beiden Richtungen Kahr   und Hitler   schieden, immer zu dem aktivistischen Teil. Während meiner Tätigkeit war die

Fühlungnahme zwischen der Polizei und der vaterländischen Bewegung immer sehr eng.

wenn sich bei den Nationalsozialisten gewisse Auswüchse zeigien, bann ließ ich das in Besprechungen mit Hitler fofort abstellen. Ueberhaupt war es mein Bestreben, die Nationalsozialistische Partei zu zügeln und Einfluß auf sie zu gewinnen. Das Verdienst Hitlers  ist es, daß er den nationalen Gedanken in der Arbeiterschaft wieder Späterhin wurden dann die Beziehungen zwischen der Polizei und gewedt und den margiftigen Terror gebrochen hat. den Verbänden erheblich locke er. Unter der Regierung Lerchen­zialisten immer schärfer. Es war eine Folge der mangelnden feld wurde tec Gegensatz zwischen Regierung und National­gerade mit Preft gezuwachs hervorging. As dann Kahr   General­Fühlungnahme, daß die Regierung bei mehreren Konflikten nicht Mitarbeit in feinem Stab, ich follte im Nachrichtendienst tätig sein. ftoatstommiffar wurde, bestellte er mich zu sich und bat um meine auch der Kampfbund hinter ihm stehe. Ich hatte den Ein­Ich betonte, daß mir eine Tätigkeit bei ihm nur möglich sei, wenn brud, daß das Generalstaatskommissariat nur ger stören. Ich habe dann die Mitarbeit abgelehnt, habe mich geschaffen war, um die völkische Bewegung zu Rahr zu sammeln. Ter Angeflegte schildert dann die bereits bei aber weiterhin bemüht, die gesamte vaterländische Bewegung hinter gebende Stellung bei Rahr zu verschaffen. Insbesondere betonte der Bernehmung Böhners erwähnten Versuche, Pöhner eine maß er noch, daß Kahr   merkwürdige wirtschaftliche Ansichten geäußert Rot aufmert am gemacht hätte, erklärt, daß nach seiner Ansicht die habe. So habe er, als er ihn zufällig getroffen und auf die steigende Hunderttausende verhungern würden. Das gleiche hätte mit ihm, Rahr, wirtschaftliche Not noch drei Jahre andouern würde und daß auch Generaldirektor Minour besprochen. Bon der Versammlung am 8. November hatte Fuchs erfahren, daß auch Hitler hinkommen fellte und daß sich dort eine Einigung zwischen Kahr   und Hitler vollziehen würde. Da er, wie er erfiärte, genug von schönen Reden hatte, ging er nicht zu dieser Versammlung, sondern blieb in der Polizeifireftion, wo ihm um 9 Uhr abends am 8. November telephonisch mitgeteilt wurde, daß Rahr ausgerufen worden sei. im Bürgerbräufeller unter ungeheurem Jubel die Diktatur Hitier

Ich begab mich zu den Offizieren vom Dienst und fragte, was Borf: Was sagte denn Ihr Stiefvater unter wegs auf der Fahrt? zu machen sei. Er erklärte, daß er mit den 15 Mann, die aufgeboten Angefl: Er farte nur: Das hätte ich mir ganz anders gedacht. Ich fragte dann Hauptmann Stumm, ob er weitere Meltungen feien, gegen die Hunderte von Bewaffneten nichts machen könne. Und dann hat er mich gefragt, ob ich vorher etwas gewußt hätte, was habe, und als er mir erklärte, er wolle eine hundertschaft ich wahrheitsgemäß verneinte. Oberleutnant Bernet gibt dann weiter zu, daß er am Vormittag des 9 November im Auftrage Hiffers die einfegen, riet ich ab, ta ich der Ansicht war, daß es nur ein un­Summe von 6500 Billionen Mark in der Münchener   Druckerei von zimmer zurück, und nun famen dauernd Anfragen an mich, was nüges Blutvergießen geben müsse. Ich ging dann m mein Amts. Gebrüder Parcus beschlagnahmte und an die Mannschaften verteilt los fei. Ein Kommissar, der bei der Reichstriegsflagge habe. Die Liste über die Verteilung der Gelder sei nicht mehr vorgewe en wor, mettete, daß am Stiegelmeyerplah sich zahlreiche handen. Auf Befragen des Vorfißenden erklärt er noch, daß er Beglaubt habe, es handle fich um ein legales Unternehmen, da doch Kahr  . Lossow, Seifer, Ludendorff und Hitler   mit der bayerischen Staatsgewalt mitmachten.

Dann wurde zur Bernehmung des legten Angeklagten, des früheren Leiters der Politischen   Abteilung der Münchener   Polizei­birektion, Oheramtmonn Dr. Frid, oeschritten.

Anget Frid: Ich bitte, daß ich mich zuerst im Zusammen. hang äußern darf. Solange ich politisch denken farn, ist es mir flar gewesen, daß das Wesen des Staates Macht nach innen und euken ist. Miemals in meinem Leben habe ich mich von morristi­leisen. Das Wesen des teutschen Reiches tit Dank der Errungen schaften der Revolution Ohnmacht". Seine Regierungen nach innen Der Spielball einer heillofen Parteiwirtschaft, nach außen taumeln sie oon emem feindlichen Fußtritt zum anderen und erschöpfen sich in fläglichem Gewinsel um Hilfe und in ohnmächtigen und daher fächerlichen Brotten. Ich mar bis zum Jahre 1917 Affeffor im Bezirksamt Pirmasens   in der Pfalz  , in demselben Gebäude, bas jetzt bei den separistischen Kämpfen aiedergebrannt ist. Im Kriege wurde ich Amtsverwe'er. Pirmasens   hat erft jüngst durch eine mannhofte Lat bewiesen, daß die Bevölkerung das Herz auf den rechten Fleck hat. Diefe Tat follte uns ein Borbild sein, wie man Landesverräter be handelt. Nicht durch schöne Zeitunesartikel und Proteste ist den Bfälzern zu helfen, sondern nur durch die entschlossene Tat. Im August 1917 übernahm ich in München   bas Kriegswucheramt. Während der Rätezeit habe ich mir das besondere Wohlgefallen der Pommunistischen Machthaber zugezogen und fam auf die Liste der Beifeln. Als dann Böhner Polizeipräsident rourde, machte er mich zum Leiter der politischen Abteilung. Wir hatten monatelang zu hun, um die Verbrechen der Kommunisten und der Roten Armee zu

Beute ansammelten, die der neuen Regierung vor der Feldherrn halle   hulinen wollten. Gegen 10 Uhr abends bekam ich Meidung aus dem Bürgerbräufeller und Oberamtmann Rau, der die Reden bort gehört hatte, sagte mir, daß mein Name dort als der des Bolizeipräsidenten genannt worden sei, dem Ministerialbirektor Sedlmayer, der sich bei mir befand, daß dieser verhaftet werden follte. Sedlmayer meinte daraufhin lakonisch: Da tann ma nig

machen.

Um 11 Uhr abends wurde ich dann zu Herrn v. Böhner gerufen, der mir mitteilte, er sei Ministerpräsident geworden und der mir den Auftrag gab, ich solle die Polizeidireftion auf Anordnung des Herrn v. Kahr   übernehmen. Ich erklärte ihm jedoch, ich würde die Geschäfte nur solange führen als der zuständige ich vorher mit Herrn v. Kahr   selbst darüber sprechen. Ich bin dann Polizeipräsident fich noch in Schußhaft befinde. Außerdem wollte mit Böhner zu Kahr   hingekommen und mußte im Regierungs­gebäude bis um 12 warten.

Kahr   empfing uns sehr freundlich und entschuldigte die Ber­zögerung, da er mit Minister Matt zu verhandeln gehabt hätte. Herr v. Kahr   erklärte, er habe bereits einen Funffpruch an alle Behörden erlaffen und zog einen Zettel aus der Westentasche, auf dem stand: Ich habe als Statthalter in Bayern   die ge­samte Gewalt in meiner Hand." Nach 12 Uhr erfuhren wir dann, daß Reichswehr   nach München  unterwegs sei und es fiel uns auf, taß es nicht mehr möglich war, mit Lossow und Seißer Verbindung zu bekommen, da Ersterer sich artauernd verleugnen ließ. Dann tamen Meldungen. daß die Münchener Post" demoliert, die Wohnung von Auer be lagert werde und daß am Bavaria- Ring Juden aus ihren Bohrungen geholt würden. Ich entfandbe überall hin Bolizeibeamte und bat Hitler   persönlich, eele seine Leute mehr

daß ich in dem Taschenbuch von Oberstleutnant Kriebel eine Notiz Bors.: Als zweiten Indizienbeweis muß ich Ihnen vorhalten, fand, in der Ihre Telephonnummer angegeben war und die Be­merfung; erste Nachricht an Kriebel glücklich entbuncen". fann mir die Sache auch nicht erklären. Angell: Das Stichwort ist nicht an mich gekommen. Ich

Bors. Es ist aber doch sehr auffallend, daß weiter Haupt­Regierung gebildet wurde, zu dem Polizeiassessor Kiefer erfiärte: mann Göhring um 8 Uhr 15 Minuten, also schon, bevor die neue Warten Sie bis 8 Uhr 40 Minuten, dann kommt Herr Frid.

Angefl: Das ist mir ebenfalls völlig unerklärlich. fraglichen Abend zu Ihrer Frau fagten, Sie würden in die Ber Bors: Ich muß Ihnen ferner vorhalten, daß Sie an dem fammlung im Bürgerbräufeller gehen, während Sie in Wirklichkeit in Ihr Amtszimmer gingen, und dort der Dinge, die da fommen follten, harrten. Warum wurde denn nun nicht von Ihnen, als Eie die erste Meldung über den Umsturz erhielten, tie Polizei alarmiert und die Reichswehr   benachrichtigt?

Angeft: Die Alarmierung hätte der Offizier vom Dienst ane ordnen müssen, nicht aber ich. Auch Major Imhoff hat die Alar. mierung doch erst auf Veranlassung des Generalstaatskommisjars gemacht. Also hat er doch auch Hochverrat geübt. Eine Alar mierung hätte ja auch nichts mehr nügen fönnen, da der Versamm­Taß ich von all diesen Dingen vorher Kenntnis gehabt habe, be­lung im Bürgerbräufeller fein Schuß mehr gebracht werden fonnte. streite ich ganz entschieden.

vertreter des Polizeipräsidiums verständigt? Borf.: Warum haben Sie nun nicht wenigstens den Stell­

denten angemaßt. Angefl: Taran habe ich leider nicht gedacht. Bors.: Sie haben sich dann aber Befugnisse des Polizeipräsi

Angefl.: Nein, ich habe mich während des ganzen Abends nur als Umtmann Frid bezeichnet, tonnte es allerdings nicht ver meiden, daß mich Pressevertreter als Herr Polizeipräsident  " bezeichneten.( Heiterkeit.)

Borf.: Als weitere Amtshandlung wird von der Staatsan besprochen haben, daß am nächsten Tag die Lebensmittellager fest­maltschaft aufgefaßt, daß Sie mit dem Regierungsrat Bertberger geftellt werden sollten.

mich im ganzen dahin zusammenfaffen, daß ich auch heute nicht Angel: Daran erinnere ich mich abfolut nicht. Ich möchte ftreben war nur, Blutvergießen zwischen gleichgearteten pölkischen anders handeln fönnte, als ich es damals getan habe. Mein Be Männern zu verhindern. Denn ich beneide diejenigen nicht, die am 9. November den Tod von 23 dölfischen Männern veranlaßt haben.

Angeft. Hitler  : Ich möchte hier feststellen, daß eine Sigung am 23. Oktober, in der angeblich der Name Frid genannt sein soll, gar nicht stattgefunden hat.

Bors: Wir werden Ihnen zwei Zeugen beibringen, die das hier befunden werden.

bei der Aktion hätten mittun wollen, so wäre es Ihnen doch ein Rechtsanw. Rober: Wenn Sie, Herr Oberamtmann Frid, Leichtes gewesen, andere Maßnahmen zu ergreifen, z. B. die Tele phone zu sperren, bei den Beamten Stimmung zu machen usw. hat, dann hängt man es nicht an die große Gloce. Bors: Ich bin auch anderer Ansicht. Wenn man so etwas vor­

Engefl. Hitler  : Ich sehe jetzt aus meinen Akten, daß eine Sizung am 23. Oftober tatsächlich zwischen den militärischen Füh rern stattgefunden hat, bei der ich jedoch nicht offiziell gesprochen, sondern eine Begrüßungsansprache gehalten habe.

Borf.: Sie sollen doch aber gesagt haben, daß die Zeit ge­tommen fel, gegen die Judenregierung in Berlin   loszuschlagen, daß Reichswehr   und Landespolizei mitmachen würde. Angefl. Hitler  : Das war doch nichts Besonderes, das habe ich ja schon seit vier Jahren jeden Tag behauptet.( Heiterkeit im

Saal.)

Damit war die Bernehmung des letzten Angeklagten be. endet. Am heutigen Dienstag wird nun die eigentliche Be­hört werden, die mit der Anklage gegen Frick und Pernet in Ver meisaufnahme beginnen. Es sollen zunächst 3eugen ge­bindung stehen. Dann ist in Aussicht genommen, die Verhandlung einen Tag zu unterbrechen, damit die Anwälte auf die Verneh mung der Herren Generalstaatskommissar a. D. v. Rahr, General ossow und Oberst Seißer sich vorbereiten können. Die Ber nehmung dieser bei Zeugen wird voraussichtlich am Freitag beginnen und wahrscheinlich drei Tage in Anspruch nehmen.

Links ist die Parole.

Auf einem Parteitag des Bezirks Rbeinland- Westfalen- Süd der KPD  . Hegte am Sonntag die inte. Nach einem Referat von Ruth Fischer   und Korreferat von Walter Stöder nebit langer

Disfuffion wurde eine Resolution der Linten mit 60 gegen 21 Stimmen angenommen. Von den drei rheinischen Bezirken der SPD  . ist damit auch der letzte den Linten anbeimgefallen. Die augenblicklich in der Zentrale dominierende Richtung des Sumpfes Koenen- Stöder berliert im westlichen Industrie­gebiet damit die letzte Stüße.

Mit Paufen und Trompeten. Die Deutsch  - völlische Freiheits­partei veranstaltet am 27. März eine große Bismard- Rundgebung. Festredner Reichstagsabgeordneter Reinhold Wulle  . Die Musi? wird vom Bauten und Bofaunenchor des Kammer­virtuofen Ludwig Blad ausgeführt!

Barteltag der Deutschen Volkspartei. Der Barteivorstand der Deutschen Voltepartei trat Montag in Berlin   zu einer Beratung aufammen. Es foll in Aussicht genommen werden, den diesjährigen Parteitag auf den 29. und 80. März nach Hannover   einzu gerufen. Bei der Unsicherheit der politischen Lage ist dieser Be­schluß aber nicht als endgültig aufzufassen.