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Etrafmaßnahme verbot, sondern nur aus dem Grunde, um eine un­geheure Berwirrung in der Stadt und im Lande zu verhüten.

Bors: Haben Sie mit Kahr   allein über die Zeitungs­verbote gesprochen? 3euge: Jawohl, und ich habe ihm auch gefagt, daß eine ungeheure Gefahr drohe, da mitten in der Nacht eine genaue Orientierung der Bresse unmöglich sei. Eine Infor mation über die Lage, wie sie in Wirklichkeit war, fonnte erst am nächsten Tag erfolgen und so machte ich den Vor­die Morgenausgabe zu inhibieren.

schlag,

Exzellenz Kahr   war damit vollkommen einverstanden.

Staatsanwalt Ehardt: Hatten Sie den Eindruck, Herr Zeuge, daß die Herren in der Kaserne der Reichswehr   sich als Ge: fangene betrachten mußten, oder in ihren Beschlüssen behindert wurden. Beuge: Keineswegs. Das Gegenteil ist der Fall. Wir waren ja froh, in dieser Umgebung bleiben zu können, die die Freiheit des Entschluffes gewährleistete.

Staatsanwalt hardt: Hatten Sie den Eindruck, daß Kahr  , Lossow und Seißer das Unternehmen nicht mitmachen

wollten?

3euge: Selbstverständlich, sonst hätte doch bei allen Herren eine vollständige Sinnesänderung innerhalb einer Stunde eingetreten sein müssen.

Kahrs Pressechef verweigert die Auskunft. R.-A. Hell: Wann und mit wem haben Sie darüber ge­sprochen, daß Erzellenz Kahr im Bürgerbräu eine programma tische Rede über den Margismus halten wollte?

Zeuge( nach einigem Zögern): Ich habe nur die Genehmigung, mich über die äußeren Vorgänge zu äußern.( Unruhe im Zu­hörerraum.)

R.-A. Holl: Ift Ihnen bekannt, wer bas Freibier für die Bersammlung geftiftet hat.

Zeuge: Es ist ja fein Freibier geftiftet worden. Herr Kom: merzienrat 3 enß war nämlich der irrigen Ansicht, daß dieser Bortrag des Herrn v, Kahr   im Künstlerhaus in einem ganz fleinen

Kreise zustandekommen sollte.

R.-A. Holl: Die Rede Kahrs hatte folgenden Schlußfaz: ..Heute vor finf Jahren iff das Deutsche Reich zufammengebrochen. An dem heutigen Tage foll es wieder auferstehen." Wer hat vet­fügt, daß dieser Schlußjah bei den Beröffentlichungen in den Zei­fungen fortfiel?

Zeuge( nach einigem Ueberlegen): Jch wenigstens nicht. R.-A. Holl: Ist Ihnen die Losfomiche geheime Dent fchrift befannt?

Beuge: Jawohl. Ich bin zum Teil mit hinzugezogen worden und habe auch meine Beobachtungen schriftlich niedergelegt. R.-A. Holl: Ich habe noch einige Fragen, aber ich möchte diele zurückstellen, bis Kahr   hier vernommen ist, da ich nicht wünsche, daß der Hauptzeuge diefe meine Fragen burch die Preise Errher fennen lernt. Ich möchte nochmals betonen, wie begründet die For derung der Verteidigung gewesen ist, zunächst den Hauptzeugen

Kahr   hier zu hören.

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R.-M. Roder: Der Zeuge hat eben die Beantwortung einer wichtigen Frage verweigert. Ich möchte wissen, ob der Zeuge überhaupt ein Beamter ist, eine Schweigepflicht hat und ob er von dieser Schweigepflicht entbunden werden muß. Borf.: Herr Zeuge, haben Sie einen Vertrag mit dam Generalstaatsfommiffariat? 3euge: Rein, er war auch nicht nötig. Bors: Haben Sie einen Diensteid geleistet oder einen Verpflichtungsschein unterschrieben?-3euge: Nein.- R.-. Sol: Wenn ich nicht irre, hat doch Herr v. Kahr   sämtliche Bes amte der Behörden der Verschwiegenheit entbunden. Ich möchte

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den Beugen die Frage vorlegen, ob und mit wem er sich vor dem 8. Roumber in Verbindung gefeßt hat, um die programma­tische Rede Kahrs vorzubereiten.- 3euge: 3ch lehne die Beantwortung dieser Frage zunächst ab, da ich nicht andere mit nahestehende Herren in diese Sache hineinziehen möchte. Im übrigen können über diese Punkte ia auch andere 3euan be­fragt werden. R.-A. Hemmeter: Ich bitte darüber Beschluß zu faffen, daß der Zeuge als ein Beamter des Staats. tommiffariats zu betrachten ist und ob Herr v. Kahr   in der Lage gewesen ist, Persenen, die ihm nahestanden, auf Ber fchwiegenheit zu verpflichten. Verf.:

Waren Sie verpflichtet, das Amtsgeheimnis zu wahren? Zeuge: Ich habe das jedenfalls, solange ich im Generalstaatstom misjarat tätig war, ftets getan. Das Generalstaatsfommiffariat war doch eine Ausnahmebehörde und ich bitte zu bedenken, daß ich mit den ersten Beamten des Bayerischen Staates in vollem Ber­

Faschingstollheit im Lustspielhaus

Berthold Viertels fünstlerisch ernst zu nehmende Truppe" tracte gestern Wedekinds alten und doch ewig jungen sprudel­Iuftigen Schwant Der Liebestranf" in neuer Aufmachung auf die Bühne. Der Inhalt der Komödie ist von toller Unwahrscheinlichkeit. Darin beruht die zwingende Lustigkeit der übermütigen Komödie, daß sich das unwahrscheinliche bis zur Groteske steigert. Ein alter Trottel von russischem Fürsten, ebenso absolutistisch gewalttätig wie liebestoll, engagiert als Hauslehrer für seine Söhne einen Runst­reiter mit einer Mebenabsicht. Er soll ihm die schöne junge Katja mit Zauberei in die Arme treiben. Der Zirfusallerweltsterl braut ihm auch den Liebestrank und stellt fürs Gelingen nur eine Be­dingung: der Fürst foll beim Trinken beileibe nicht an einen Bären denken. Zwanzig Jahre hat er an feinen Bären gedacht, und jetzt fpuft ihm natürlich ein ganzes Bataillon Bären im Kopfe herum. Bei all ihrer Lustigkeit ist die Idee noch nicht das fpaßigfte; zum fprühenden Fastnachtsspiel wird das Stüd erst durch den Zuschnitt, durch den Schmiß, das wirbelnde Tempo, die bizarren Einfälle, die. fich überkugeind, den Zuschauer überfallen. Da empfiehlt der Fürst dem Hauslehrer als bestes Erziehungsmittel die Knute. Er verzichtet aber darauf, er hat im Zirkus Renz   ehedem ein Schwein ohne Knute die feinsten Kunststüde gelehrt. 3h gebe Ihnen mein Wort," sagt er zum Fürsten  , ich habe dem Echwein alles beigebracht, was Sie einem halbwegs talentierten Schwein beibringen fönnen. Es tanzt auf dem Seil, es berechnet Ihnen den Gang der Planeten im Kopf..." Der Fürst unterbricht: Ein Schwein, mein Herr, mag sia) das ohne Knute gefallen laffen. Hier haben Sie es nicht mit Schweinen zu tun."( Sondern mit seinen Söhnen.)

Der Erfolg der prächtig inszenierten Borstellung war nicht fo groß, wie die Komödie hätte erwarten lassen. Wie so oft bei Wedekind, hält die Bühnendarstellung nicht, was der gelesene Bedefind verspricht. Einerseits ist für die Groteste ein fich überstürzendes Tempo erforderlich, andererseits gehen in solchem Wirbel die föstlichen Feinheiter der Paradore und geistvollen Einfälle verloren. Der Bedefind- Stil für die Bühne ist noch nicht gefunden, bei aller Mühe, die sich der Regisseur, Heinz Hilpert  , gegeben hat, auch im Luft­fpielhaus nicht. Die Bühre war halb stilisiert und halb Zirkusarena. dia Darsteller gaben Clownerie und Karikatur. Die männlichen Schauspieler bewegten sich marionettenhaft und erinnerten aufs ergoglidfte ans Kasperletheater Bon Leonhard Stedel, der cinen famofen nußfnaderhaften Fürsten dahertrudelte, Heinz Hilpert  , bem mit allen Hunden und auch sonst stets geheizten Hauslehrer, und Erhard Siebel, dem überspannten pathetischen Rammerdiener, bis zu den beängstigend gespensterhaften Reitfrechten Hans Schalla   und Friedrich Domin  . Auch Frigga Braui

trauen mit herangezogen worden bin, um der damals drohenden Ge­fahr in Not und Elend mit steuern zu helfen. Da war mir Ber. ich wiegenheit eine felbstverständliche Pflicht. R.-A. Dr. Luetgebrune:

Der Herr Zenge beruft sich auf 853 der Strafprozeßordnung. Das Gericht hat aber die Frage zu prüfen und dahin zu entscheiden, ob ihm überhaupt ein Beamtendaratter zuzusprechen ist, und die Ver­teidigung fordert, daß das ehemalige Generalstaatskommissariat Unterlagen nach dieser Richtung beizubringen hat.

R.-A. Roder: Nach der Verfassung des bayerischen Staates ist der Zeuge fein öffentlicher Beamter, sondern Pripatperfon. Erster Staatsanwalt Stenglein: Da der Herr Zeuge nach der Vernehmung von Kahr nochmals gehört werden soll, werde ich in­zwischen Erhebungen anstellen, ob ihm Beamtencharakter zutommt und ob er infolgedessen Amtsverschwiegenheit zu wahren hat oder nicht. Jufiizrat Kohl: Herr Beuge, waren Sie neben Ihrer Eigenschaft als Preffechef des Generalficats tommiffariats nicht auch Hauptschrif leiter der Münchener Zeitung"?- 3euge: Jawohl. Justizrat Kohl: Haben Sie zu diesem Rebenamt von Ihrer vorgefeßten Behörde die schriftliche Genehmigung er­3euge: Nein, aber diese Tätigkeit war doch der Be hörde bekannt. Ich hatte überhaupt feine vorgesezte Behörde, da ich nur dem Generalstaa stommiffar unterstand, der natürlich wußte, Generalstaatskommissar daß ich Chefredakteur dieser Zeitung war.

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halten?

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Es lebe der König!

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Juftizrat KohI: 3ft es richtig, daß Hauptmann v. Claß vor dem 8. November auf die Suche gegangen ist, um einen Kahr freund­lichen Plan zu schaffen, der etwa im Stile Ludwig Thoma's   die land­liche Bevölkerung bearbeiten sollte?- Borf.: Ich sehe nicht, daß dieje Frage mit dem Prozeß im Zusammenhang steht und lasse sie nicht zu. nicht zu. Juftizrat kohl: Dann beantworte ich die Frage felbft: Bei mir ist man nämlich deswegen gewesen. Ist Ihnen bekannt, daß Rahr am 3. Juli 1922 bei der Beamtengruppe der Bayer. Bolkspartei einen Vortrag gehalten hat über das Thema: ,, Was Deutschland not fut." Er bat darin die Beamten, mitzuhelfen an der Wiederherstellung der Monarchie, und schloß mit dem Sat: Es lebe der König!" Ist Ihnen darüber etwas Näheres bekannt? Borf: Diese Frage lasse ich nicht zu. - Justizrat Kohl: Ich habe die Frage aus dem Grunde gestellt, weil Kahr   sich hier als der Statthalter der Monarchie aufspielt, während er im Landtag bei feiner Eröffnungsrede erklärt hat, er halte fest an der Reichs- und Landesverfassung. Welches ist nun der rigtige Kahr? Der Monarchist oder der Republifaner? ( Heiterfeit.) Borf: Diese Frage lasse ich ebenfalls nicht zu.- R.-A. Roder: Haben Sie bei der weißblauen Schrift mitgewirkt? Beuge: Nein. R.-A. Roder: Wissen Sie, wer der Ver­faffer ift? 3euge: Nein. R.A. Quetgebrune: Barum hat der Zeuge nicht dafür gesorgt, daß das Kreistelegramm Kahrs befanntgemacht worden ist?-3euge: Für eine städtische feine Befugnis, ohne Anweisung Kahrs Proklamationen zu erlassen. Broklamation war das Telegramm nicht geeignet, außerdem hatte ich R.-A. Hemmeter: Sie haben behauptet, daß die Münchener  Presse irreführende Darstellung veröffentlicht hat. Nennen Sie es eine Irreführung, wenn ein Reporter das berichtet, was er gesehen und gehört hat? Beuge: Es hat sich hier gezeigt, daß auch eine pflichtgemäße Darstellung irreführend wirken kann, wenn der Be treffende die inneren Zusammenhänge nicht fennt und wenn die besonderen Ergänzungen weggelassen werden. Es fällt mir natürlich nicht ein, meinen Kollegen abficht iche Irreführung vor zuwerfen, aber ihre Darstellung mußte fo wirten, weil sie die Dinge bag Gie bei einer Unterredung mit ihrem Verlagsdirektør Buchner in anderem Licht fehen ließ. R.-A. Hemmeter: Ist es richtig,

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das Erscheinen der Zeitungen bei Todesstraße verboten.

haben? 3euge: Etwas Aehnliches habe ich gefegt, um den Dingen Nachdrud zu geben. Notürlich nicht, um die Redakteure dann erschießen zu laffen, dazu hatt: id feine Bollmacht. Reais anwalt hem meter: Sie hatten also feinen Auftrag dazu von einer vorgefehlen Sielle?. 3euge: Ich habe das nur als ein Wort aufgefaßt, das in scherzhafter Weise für den nötigen Nafbrud forgen sollte. Rechtsanwelt Hemmeter: Zum Scherzen war doch die Situation wirklich nicht geeignet. Wissen Sie vielleicht, wer in der Münchener Zeitung" den Artikel über den Trodenen Putsch", über den Drud ohne Druc" ge­chrieben hat? 3uge: Ich habe sechs bis siebentaufend Leit artifel in meinem Leben geschrieben und fann daher nicht jeden cinzelnen kennen.

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( Fortsetzung im Morgenblatt.)

spielte eine prachtvoll steif majestätische Fürstin mit Talmiglanz und Talmijugend. Nur die schöne Katja der Cäcilie Lvcvffy war nicht am Blaze. Sie befigt weder Rasse noch Stimme genug, um die be­gehrte Katja erotisch und exzentrisch genug wirfen zu lassen. Ernst Degner.

Der Pflanzenzauberer von Kalifornien  ." Luther Burbant, einer der glücklichsten Pflanzenzüchter der Welt, dem man den Beinamen des Pflanzenzauberers von Kali fornien" gegeben hat, wird am 7. März 75 Jahre. Aus diesem An­laß widmet Dr. Loeser diesem Wundermanne eine Würdigung in der Umschau". Burbank  , der feit fast 60 Jahren als Gärtner und Züchter in Kalifornien   tätig ist, hat es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, ertragreichere Futterpflanzen, bessere und haltbarere Obst­forten, Gespinsfasern mit zäherer Faser, billigere und schönere Blumen zu ziehen. Für seine Studien erhält er von dem Carnegie­Institut einen jährlichen Zuschuß von 10 000 Dollar mit der einzigen Bedingung, seine Ergebnisse anderen zugänglich zu machen. Der Pflanzenzüchter muß Forscher bis zum letzten sein," so hat er felbst einmal das Ideal gekennzeichnet, das er verwirklicht. Er darf nicht darauf ausgehen, Geld zu machen. Die ungeheuren Möglich feiten der Pflanzenzüchtung laffen sich faum abschäßen. Es dürfte für einen Mann nicht schwer fein, eine neue Art Roggen, Weizen, Gerste, Hafer oder Reis zu züchten, die an jeder Aehre auch nur durchschnittlich ein Korn mehr herocrbringt, eine neue Maisart mit einem Kolben mehr an jedem Stengel, eine Kartoffel, die an jedem Stod eine Knolle mehr hat, oder einen Apfel. eine Pflaume, Drange oder Nuß mit einer Frucht mehr an jedem Baume Dura wissen schaftliche Züchtung lassen sich bessere Körnerfrüchte, Nüsse, Obst forten, Gemüse erzielen, in neuen Formen, von neuen Farben und Gerüchen, die nährstoffhaltiger sind, denen alle schädlichen und gif. tigen Eigenschaften fehlen, die widerstandsfähig find gegen Sonne und Regen, Wind und Frost, Bilzkrankheiten und Insektenschädlinge, Früchte ohne Steine und Stacheln."

Alle diese Ziele hat Burbank   bei der einen oder anderen Pflanze erreicht. Seine erste Großtat, die Züchtung der Burbant Rar toffel, durch die der jährliche Ernteertrag an Kartoffeln in den Bereinigten Staaten um 17 Millionen Dollars erhöht wurde, gelang ihm schon mit 24 Jahren. Er hat eine steinlose Pflaume geschaffen, die sehr beliebt wurde. Von besonderer Wichtigkeit ist sein ft a chellofer Rastus. Er gab nämlich damit die Möglich­feit, weite Gebiete Eütfa'iformens, Neu- Meritos und Mexikos  , die info'ge ihres Wüstencharofters unbewohnbar schienen, zu besiedeln, denn es fann jetzt dort Schafzucht betrieben werden, weil die in der Büste fortkommenden stachellosen Rafteen ein vorzünliches Bieh futter liefern. Seine billigen Blumenzüchtungen gestatten es auch den ärmeren Belisklassen, ihre Gärten zu schmüden. Ungeheure Mengen von Bersuchen mußte Burbank   für feine Züchtungen burch= führen. Zur Erlangung seiner Bilaumen nahm Burbank   300 000 Kreuzungen, feiner fiachelofen Brembeeren 60 000, feiner Rosen Kreuzungen, feiner fiachelofen Brombeeren 60 000, feiner Rojen 15 000 und seiner Lilien 100 000 Kreuzungen vor. Das Auswählen geht da fast über menschliches Können, aber Burbank   besist einen

Ludendorff zerstört Preußen.

Die Stimme eines Rheinländers.

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In dem Berliner   Zentrumsblatt, der Germania  ", läßt sich ein Rheinländer über den Fall Ludendorff   so vernehmen: Wenn Ludendorff auch noch das fatholische Rheinland an schwärzen zu müssen glaubt, so unterstreicht er eben nur die Gegen­sähe, die zwischen seiner eng stirnig preußischen, individua  liftisch autokratischen Auffassung und dem rheinischen demokratischen Denten flaffen. Herr Ludendorff mag in Hinterpommern seine Ideale von deutscher Kultur verwirklichen, wir werden hier ohne ihn am deutschen   Werte weiterbauen, und wir sind das sei ihm vertraulich gesagt auch angesichts der neuen durch die Invasion geschaffenen deutschen   Aufgaben bei neuen Anstrengungen. protestantische Herr v. Bato di schrieb in einem Leitartikel der damaligen Norddeutschen", die geschichtliche Mission Preußens sei erledigt und sein Fortbestehen im Deutschen Reich   schädlich und unmöglich. Bald glauben wir Rhein­länder es auch. Drum bleiben wir doch bis ins tiefste Mark unserer Anochen deutsch Die Formel" preußisch gleich deutsch  " existiert für uns nun einmal nicht.

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Man sieht, wie das Gift zu wirken beginnt. Der Rhein­länder hat vollkommen recht, wenn man Preußen mit dem alten Preußen, dem Preußen Ludendorffs gleichfezt. Aber erstens ist diese Gleichsehung nicht mehr ganz berechtigt, und zweitens find solche Gedankengänge unter den gegenwärtigen Berhältnissen nicht ungefährlich. Das erstrebenswerte Ideal ist die Schaffung einer einzigen Reichsverwaltung, also das Aufgehen der Einzelstaaten im Reich und die Zerlegung des Ganzen, damit auch Preußens, in Selbstverwaltungs­gebiete, über deren Kompetenzen man je nachdem man mehr zum Zentralismus oder zum Föderalismus neigt ver= schiedene Meinungen haben fann. Aber dieses Ideal ist für absehbare Zeiten nicht zu verwirklichen, und solange dies nicht der Fall ist, bleibt das Vorhandensein eines großen einheitlich geleiteten Verwaltungsgebiets ein Vorteil Die nächste Aufgabe also ist, nicht Preußen, sondern den Ludendorffgeist zu erledigen, der ja auch dem tatho­lischen Bayern   befanntlich nicht fremd geblieben ist.

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Gerade aber, wenn man annimmt, daß die Aufgabe Preußens im Reich noch nicht erledigt ist, erkennt man, welche Gefahr dieser Ludendorffgeist für Preußen und damit zugleich auch für das Reich bedeutet. Man stelle sich vor, in Preußen fäme wieder eine Rechtsregierung Ruder, welche Wirkung würde das wohl im Rheinland aus­üben?

" An mein Volk!"

Ludendorff von Hitlers Gnaden erklärt.

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Im Deutschen Tageblatt" mit dem Hakenkreuz finden wir folgende Bekanntmachung Ludendorffs an sein" Boll: Ich verlange von allen Organisationen und Einzelpersonen, die in Gefolgstreue hinter mir stehen wollen, daß fie in Herrn v. Graefe meinen politischen Bevollmächtigten für Norddeutschland unbedingt sein Vertrauen genießen, in ihrem schweren Kampfe gegen alle anerlennen, und deshalb weder ihm, noch seinen Mitarbeitern, die offenen und verstedten 3erfegungsversuche der Freiheits­partei- Organisation eigenwillige Schwierigkeiten bereiten, noch sich von Kreisen, die vielfach nur unter nöllischem Schein auftreten, zu irgendwelchen Intriguen, wenn auch nur unbe mußt, mißbrauchen laffen.

Ludwigshöhe  , den 25. Februar 1924.

gez.: Ludendorff  .

Er fann schon beinahe so gut monarchisch ver= Zweifellos hat der große Ludendorff schon vieles gelernt: longen", wie fein großer Kriegsherr Wilhelm. Und ein ebenso schlechtes Deutsche   schreibt er auch, wie der älteste Hohenzoller. Und daß in der Freiheitspartei­Organisation" sich schon zersehende Elemente" finden, ent­spricht auch ganz den herrlichen Zeiten wilhelminischer Herr=

wunderbaren Scharfblid, der ihn die wichtigsten Eigenschaften sofort erkennen läßt. Ist er doch sogar oft schon imftande, aus der Laub­farbe feiner Gämlinge zu sehen, ob die Früchte, zu denen noch nicht einmal Blüten vorhanden sind, die gewünschten Eigenschaften haben werden. Durchblättert man einen seiner Pflanzenfata oge, fo findet man u. a. Artischoten von einem Umfang von mehr als 1 Meter, die für Amerika   so wichtigen Maisraffen in allen Spielarten, Zwerg sonnenblumen, die den Küfen ermöglichen, ihr Futter leicht selbst zu suchen, 100 000 neue Gladiolenvarietäten, Primeln von 6 3entis meter Durchmesser, blaue Mohnblumen, rasch wachsende Nußbäume Don gewaltiger Höhe usw.

Die lebende Benus von Medici. Eine englische Filmfirma hatte eine Schönheitsfonkurrenz ausgeschrieben zur Entdeckung einer Frau, die durch ihre Körperformen berechtigt erscheine, in dem in Borbereitung befindlichen Film ,, Der Tempel der Benus" die Göttin der Liebe darzustellen. Es hatten fid) 149 Frauen zu dem Weit bewerb gemeldet. Von ihnen erhielt die Londoner   Schauspielerin Stella Pierres den Preis. Nach dem Gutachten der Sachverständigen haben die Körperformen der preisgekrönten Schauspielerin fast die gleichen Maße, die auch die mediceifche Venus aufweist. Arme, Bufen, Taille, Hüften, Knie und Knöchel zeigen nur geringe Ab­weichungen von denen des Originals.

Kampf zwischen Adler und Fuchs um eine Gemfe. Bon einem ungewöhnlichen Kampf zwischen einer Gemje, einem Fuchs und einem Adler, die alle drei der grimmige Hunger zur Berzweiflung ge­trieben hatte, weiß ein Schweizer Jäger aus der Gegend von Davos  zu berichten. Die Gemfe, die durch den tiefen Sdyee am F.tehen gehindert war, war nahe daran, den Angriffen eines Fuchses zu crliegen, der seinerseits wieder von einem Adler attatiert wurde und schließlich nach tapferem Kampfe var dem stärkeren Gegner den Rückzug antreten mußte. In diesem Augenblid trat der Jäger heran, perscheuchte den Gegner, der in die Höhe flog und vom ficheron Ver ſted aus die Beute bewacht. Der Jäger, dem daran gelegen war. den Adler lebend zu fangen, benußte die tote Gemse als Locmittel für eine rasch angelegte Falle. Der Adler ließ sich auch verleiten, herabzufliegen und fing fich in der Falle.

Bühnenchronit. Infolge Unfalls eines der Hauptdarsteller mußten bie Aufführungen der deutschen Szene" vom 8. und 9.( Dbfernacht) auf den 15. und 16. und die Aufführungen vom 15. und 16.( Prometheus  und Bandora) auf den 22. und 23. März verschoben werden.

Eine Gedächtris- usfellung für Jacoba van Heemsterd zeigt die unit­ausstellung Der Sturm im März. Es sind Werke aus allen Staffens perioden der holländischen cgpresionistijd en Stünlerin, zum Teil aus Brivatbesig ategestellt. Die Ausstellung ist täglich von 10 bis 6, Sonntags von 11 bis 2 geöffnet.

Bimini, Ein buntes 2'at. Im Beichen Heinrich Heines   läßt der alte Heine Beilag Hoffmann& Combe, Hamburg  - Berlin  , eine neue illustrierte Beitiartit erscheinen.( Preis 25 f.). Drei Berszeilen aus Heines Nach lagedicht Bimini" entfalten das Brogramm: Phantasie sitzt an dem Steuer, Gitte Laune bäht die Segel, Schijisjung' ist der Wit der flinte... Unveröffentlichte Verse Heines leiten das erste Heft ein.

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