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fraum der Agrarier, die Einführung von Lebensmittelzöllen, den nationalistischen Unfug, der in den lezten Jahren In| verdreht worden. Erst hieß es, der Reichstag   müsse schleunigst zunichte machen. Deutschland   getrieben und geduldet worden ist. Die Opposition pon rechts vereinigt sich daher mit jener von links freudig in dem Schlachtruf:" Nieder mit der Sozial­demokratie!"

werden?

Die Gefahr droht von rechts! Kein Mensch fann sich eine Borstellung davon machen, wie sich die deutsche  Bolitik gestalten soll, wenn neben einer verstärkten deutsch­nationalen Fraktion noch eine starke völkische Blaz nimmt. Rann etwa diesen Barteien, wenn sie als Sieger aus dem Bahlkampf heimkehren, die Regierung überlassen Sie sind gar nicht fähig, die Regierung zu ergreifen, weil fie in fich völlig uneins find. In der deutschnationalen Partei gibt es wohl einzelne Elemente, die eine Vorstellung von der Bolitit, wenn auch eine schiefe haben, indem sie sich einbilden, Deutschland   könne außen und innen nach dem alten Generals­und Geheimratsstiefel weiter regiert werden. Die anderen aber, und die sind die große Mehrheit, haben überhaupt feine Borstellung, sondern sie taumeln, ohne jeden klaren Gedanken, durch einen dicken Phraſennebel. Diese Leute müßten, zur Macht gekommen, entweder die sinnlosesten Streiche begehen oder durch ihre Taten zugeben, daß sie bisher den vollkommen­iten Unfinn gepredigt haben.

Gerade ihr rasches Anschwellen hat dazu geführt, daß sich sin Haufen wirrer Abenteurer um ihre Fahne gefam­melt hat. Wer ist der Mann, der in diesem Chaos Ordnung chafft und das Ganze einem, fel es auch verabscheuungs­würdigen so doch praktisch möglichen Ziel entgegen. führt? Kahr  ? Ludendorff? Hitler? Helffe. rich? Hergt?

In Mecklenburg   ist die Blase schon geplatzt. Die Rechte hat die Mehrheit gewonnen, fann aber nicht regieren, weil fle frafeelen muß. Sie fann nicht regieren, nicht einmal in Mecklenburg  .

Jezt erft wird es ganz klar, warum Mecklenburg   den ge­frönten Stier im Wappen hat. Der Stier als Diktator! Ist das ganz Deutschlands   Zukunft?

Wir sehen das alles als eine grauenhafte Narrenspoffe. Das Ausland sieht es anders. Und es ist ganz feit, sondern die Borstellung, die man von ihr hat, leich, ob es falsch oder ob es richtig sieht, nicht die Wirklich wirkt hier als politischer Faktor entscheidend.

Bor sechs Jahren noch glaubte man draußen an ein Deutschland  , das sich mit Waffengewalt zum Herrn der gan­zen Welt aufschwingen wollte, man glaubte, gegen diefes Deutschland   einen Kampf um die Freiheit führen zu müssen, in dem man Ströme des Bluts vergoß.

Es gibt jeßt draußen viele Menschen, die sich von der Kriegspinchofe befreit haben, die nicht mehr alles Licht auf Der einen Seite und allen Schatten auf der anderen fehen, biele, die dem deutschen   Volt Gerechtigkeit widerfahren lassen - aber faum einen, der die Wiederauferstehung Jeffen erleben wollte, was allen, mit Recht oder Unrecht, als in Schreckgespenst erschienen war. Jedes ernste Anzeichen da­für, daß Deutschland   zu den alten Lebensformen zurückkehrt und einen neuen Krieg vorbereitet, würde eine Banif her­sorrufen, wie sie vor hundertundzehn Jahren entstand, als die Nachricht fam, Napoleon   fei, von Elba tommend, wieder in der französischen   Küste gelandet. Auch diesmal könnte das Ende nur ein Waterloo fein, fet es ein militärisches oder ein Diplomatisches.

Die sich im Bürgerbräufeller marktschreierisch als die Befreier Deutschlands   ausgeben, legen uns nur noch fester die Rette um. Jeder Fortschritt der nationalistischen Reaktion ver­stärkt automatisch den Druck von außen.

Eine Note über die Militärtontrolle, wie wir fie jetzt erhalten haben, wäre nicht mehr möglich gewesen ohne

Dialog über das Wochenereignis

Bon Josef Roth.

Alfred und Eduard stritten über das wichtigste Ereignis diefer Woche. Alfred fagte: Das Wichtigste in dieser Woche war doch der Entschluß, den Reichstag aufzulösen. Ein historischer Ab­schnitt in der Geschichte unserer Republik  . Darauf entgegnete

Eduard:

" Haben Sie noch immer nicht gemerkt, daß die wichtigsten Er. eignisse nicht die ausgesprochen politischen sind, sondern thre, ge­ringer geschätzten Begleiterscheinungen? Sie stellen fich gewöhnlich bann ein, wenn die menschlich private Dummheit dem Politiker das Konzept verdirbt. Denn die Politik wird von Menschen gemacht und ist von deren Schwächen stärker beeinflußt als von deren Welt anschauung."

nun an?"

Alfred: Auf welche Begleiterscheinung spielen Sie Eduard: Ich meine die Duellforderung der drei völlischen Abgeordneten an den Abgeordneten der Deutschen Boltspartei." Alfred: Das war doch eine leere Gefte. Die Schießfreu Sigen wußten doch, daß Cremer die Forderung nicht annehmen

würde!"

Eduard: Eben darüber ließe sich streiten. Bielleicht über Schäßen Sie die Voraussicht eines völkischen Mannes. Wer selbst noch in der Welt des Ehrenkoder lebt, mer überhaupt einer bürger lichen Ehrenkaste angehört, tann sehr schwer geneigt feln, anzuned­men, daß sein derselben oder einer ähnlichen Raste angehörender Nachbar vernünftiger set als er selbst. Innerhalb eines Offiziers fasinos herrscht gesellschaftliche Eintracht, weil alle das gleiche Niveau zu besitzen vermeinen. Nicht die Leistung verursacht die höhere Stellung, sondern die Geburt oder eine bestimmte Zahl der Dienstjahre. Mit jener hat sich der Korpsmensch abgefunden. Das Gesetz von der höheren Geburt dieses oder jenes Menschen ist ein Teil seiner Religion. Und was die Dienstjahre betrifft, so hofft er ia, fie auch noch zu absolvieren. Der" Leutnant ist die Bergangen heit des Generals, der General die Zukunft des Leutnants. Der Respett des Leutnants vor dem General ist eigentlich die Hoch­achtung vor seiner eigenen Zukunft."

Alfred: Was hat das nun mit der Duellaffäre zu tun?" Eduard: Eehr viel. Der Geforderte ist Reserveoffigter. Er gehört also auch der Rafte des Ehrenkoder an. Die Heraus forberer ebenfalls. Sie können glauben, daß ein Unterschied zwischen ihnen und ihrem Gegner in der politischen Weltanschauung bestehe, aber nicht in der Auffassung über angebliche Ehre"."

Alfred: Und Sie trauen den Bölkischen, die Meuchelmorbe gutheißen, den Mut zu einem offenen Rampfe zu?"

Eduard: Jeder Angehörige einer bürgerlichen Roderkafte fann das Opfer feines Ehrbegriffes werden. Die Sitte ift stärker

Die nächsten Wochen müssen zu einer raftlosen Auf­flärungsarbeit verwendet werden. Es geht wahrhaftig nicht darum, ob ie Sozialdemokratie in den nächsten Jahren ein paar Mandate mehr oder weniger haben wird. Es geht um unendlich viel mehr.

Die Sozialdemokratie appelliert nicht an blinde Leiden­schaften, sondern an den politischen Verstand. Sie fann nicht auf die Gefolgschaft von Gedankenlosen rechnen, bie dem ersten besten Schlagwort nachlaufen. So wird dies mal mehr denn je die Zahl der Stimmen, die sie auf sich ver einigen wird, ein Gradmesser sein für die politische Reife der arbeitenden Massen.

verschwinden, um einem anderen Play zu machen. Jetzt aber soll er vor seiner Auflösung noch eine Verfassungsänderung beschließen, die seinen Nachfolger erst dreißig Tage zu spät ins Leben treten ließe. Wenn nicht in dieser Frage alles Mögliche schon erörtert worden wäre, würden wir den Ge danken für einen schlechten Scherz halten.

*

Wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, hofft man über

Das Nachrichtenbureau des Vereins Deutscher Zeitungsver leger" bringt zu der Reichstagsauflösung diese Mitteilung: die vorhandenen Schwierigkeiten doch noch in letzter Stunde hin wegzukommen und dadurch die Auflösung des Reichstags durch den Reichspräsidenten vermeiden zu können. Es wird davon gesprochen, daß auch die Mehrzahl der Reichsminister fann ohne Sozialdemokraten nicht mehr regiert tages fei. Die Neuwahlen dürften nach Ansicht parlamentarischer Bon Bürgerlichen ist oft gefagt worden: Deutschland   nicht mehr unbedingt für eine Auflösung des Reichs­werden." Aber mag die Partei in der Regierung oder außer- Kreise erst im Juni stattfinden, da die Vorbereitung ber halb ihrer stehen, sicher ist, daß Deutschland   ohne eine starke Wahlen namentlich im befehten Gebiet, wo erst eine Füh. Sozialdemokratie nicht leben fann, ohne außen- und innen- lungnahme mit der Rheinlandtommission notwendig ist, längere wieder alles brüber und drunter geht, dann werden, wie noch termins bis zum Juni dürfte auch nach Ansicht vieler Parlamen­politisch den schwersten Gefahren zu unterliegen. Und wenn Zeit in Anspruch nehmen wird. Einer Verschiebung des Wahl­immer, die Arbeiterintereffen am meisten darunter tarier die Reichsregierung ihre Zustimmung nicht versagen.

leiden.

Der Kampf, vor dem wir stehen, ist mit Mitläufern nicht zu gewinnen. Nur eine Millionenschar überzeugter An­hänger vermag es zu schaffen. Jeder muß ans Wert für das deutsche   Volk und seine arbeitenden Massen. Das heißt für eine starke, alle Stürme fiegreich überwindende deutsche  Sozialdemokratie!

Eine harte Nuß. Reichstagsauflösung und

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Wahlfristverlängerung.

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Das Schicksal des Reichstages bereitet der Regierung, den Abgeordneten und der Deffentlichkeit wirklich allerhand Kopf­zerbrechen. Die Regierung läßt verkünden, daß sie mit den Mittelparteien an baldiger Neuwahl festhalte. Aber wenn sie jezt den Reichstag auflöst, so müßte die Wahl am Balm­fonntag 13. April- stattfinden. Dagegen erheben wie bie Germania  " fagt- evangelische Kreise berech tigten Einspruch". Er fommt also nicht mehr als Wahltermin in Frage. Aber der Sonntag nach Ostern ist für den Erstkommunion stattfindet und deshalb nicht der Wahllärm Patholischen Boltsteil als Wahltag unerträglich, weil da die

stören darf.

Am 4. Mai sind die preußischen Gemeindewahlen. Und da man aus begreiflichen Gründen nicht zwei verschiedene Wahlgänge an einem Tage stattfinden lassen will, so scheidet auch dieser Tag aus. Die" Germania  " sieht deshalb keinen Ausweg als eine Verfassungsänderung! Sie sagt wörtlich:

Köln  , 8. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Interalliierte Rhein­

landkommission wird wahrscheinlich die von der Reichsregierung im Intereffe einer unbeeinflußten Abhaltung der Wahlen geforderte Pressefreiheit gewähren, soweit die Sicherheit der Be­fabungstruppen es zuläßt".

Münchener   Ehrbegriffe.

"

Auf den Kopf gestellte Welt. Anständige Menschen pflegen in der Regel mit der Ehre ihres Mitmenschen vorsichtig umzugehen. Werden sie durch irgendwelche Tatsachen verleitet, Dinge zu behaupten, die fie später nicht aufrechterhalten können, dann pflegen sie nach allge­meinen Ehrbegriffen ihre Behauptungen entweder richtigzustellen oder zurückzunehmen. Die Angeklagten im Münchener   Prozeß und ihre Berteidiger denten scheinbar anders darüber. Für sie cheint die Regel zu gelten: Berleumde nur fefte, etwas bleibt fchon hängen! Einer der Angeklagten, ein noch nicht gerade sehr ausgereifter junger Mann, besaß die Frechheit, offen­bar wider besseres Wissen, Märchen über einen angeblichen graphenbureau hat der ganzen Bresse eine Berichtigung zur Neffen des Reichspräsidenten zu erzählen. Der Vorwärts" hat diese Lügen fofort richtiggestellt. Das Wolffsche Tele­Verfügung gestellt. Tatsache ist, daß der Reichspräsident feinen Neffen namens Ebert hat, daß auch kein Neffe von fann. Tatsache ist vielmehr, daß zwei Söhne des Reichspräsi ihm für die erdichteten Behauptungen in Betracht kommen denten während des Weltkrieges gefallen sind. Für die Pro­eßverteidigung scheinen diese Dinge nicht zu existieren. Daß fie nicht genügend moralische Empfindlichkeit be­fint, fann man nicht behaupten. Sie reitet mit großem Eifer auf dem Ehrenkoder herum. Aber der Reichspräsident, der darf von dieser Gesellschaft beschimpft werden! Und der Herr Vorsitzende? Uber ihn sind sich alle wohl schon längst einig!

Nun bestimmt aber Artikel 25 der Verfassung, daß die Neu wahlen spätestens am 60. Tage nach der Auflösung stattzufinden haben. Diese Zeitspanne fann aber bei den Ein wänden gegen einen früheren Wahltermin faum eingehalten wer­mänben gegen einen früheren Wahltermin faum eingehalten wer­ben, wenn die Auflösung in der zweiten Hälfte der nächsten Woche erfolgen sollte. Ein Ausweg ließe sich viel leicht dadurch finden, daß die Frist von 60 Tagen aus­nahmsweise um einige Wochen, etwa auf 90 Tage, verlängert würde. Es wäre dies allerdings eine Ber faffungsänderung, für die im Reichstag eine Zweidrittel­mehrheit vorhanden sein müßte. Db der Reichstag   sich dazu entnären Umsturzes ohne Baudern niedergeworfen. Wie in schließt, wissen wir nicht. Der Plan der Verlängerung der Neu­wahlfrist auf 90 Tage wird aber in politischen Kreisen ernsthaft erwogen.

Offiziere der Reichswehr   haben in den Butsch tagen in München   ihre Pflicht getan. Sie haben den Befehlen ihrer Borgefehten gehorcht, sie haben einen Angriff auf die Verfassung, sie haben den Versuch eines revolutio­Küst rin haben auch in München   die Öffiziere der Reichs. wehr und Landespolizei durch ihre Tat bewiesen, daß gewait­same Um sturzversuche in Deutschland   mit dem Es ist wirklich eine harte Nuß, die da zu knaden ist. Statt Widerstand der Reichswehr   zu rechnen haben. Im daß der Reichstag   seine verfassungsmäßigen Pflichten erfüllt Prozeß werden sie dafür in der gemeinsten Weise beschimpft. und die Verordnungen der Regierung fachlich nachprüft, läßt Die Szene wird zum Tribunal nicht für die Butschiften der er bauernd über seine Auflösung orakeln, als ob die ein un- Bürgerbräufeller- Komödie, sondern für die Männer, die das abwendbares Schicksal wäre. Nun ist die Lage vollkommen| taten, was jeder Offizier von Ehrbegriff an ihrer

als die natürliche Feigheit. Gäbe es unter den Schafen solche mora lischen Ehrbegriffe, wie sie die Menschen geschaffen haben, die Schafe würden den Wolf zum Duell herausfordern und nicht der ihm fliehen, wie es natürlich ist. Glauben Sie, daß der Korpsftudent feinen Mut besißt, wenn er sich die Nase zerhacen läßt? Er ist mutig", weil er sich schämt, mit einer unversehrten Nafe durchs Leben zu gehen. Die Böllischen hätten Erzberger   vielleicht nicht meuchlerisch getötet, wenn wir noch in einer Welt leben würden, in der ein Mann, der sich nicht auf ein Gottesurteil einläßt, gefell. schaftlich erledigt märe. Sie hätten wahrscheinlich Erzberger auf Pistolen gefordert. Dadurch wären sie nicht etwa fittlicher, denn der unsch, 3umorden, macht den Mörder, nicht die Mord­tat allein. Bor einiger Zeit wollte ein Studententorps einen Dichter fordern, durch dessen Drama es sich beleidigt wähnte. Unfähig, aus der geiftigen Einstellung und Physiognomie des Gegners auf dessen fortgeschrittenen Ehrbegriff zu schließen, glauben sie, der Gegner steckte noch genau so im Mittelalter wie sie selbst. Und nur jene Gegner, von denen sie wissen, daß sie sich aus Brinzip nicht duellieren, Mut zu tun. Mut ist eine geistige Tugend, feine förperliche. Die ermorden sie. Weder der Zweikampf, noch der Mord hat etwas mit förperliche Angriffsluft setzt dann ein, wenn die geistigen Argumente ausgehen. Zu allen Zeiten teilten sich die Menschen in Denter und Ritter. Die Denter fochten teine Zweifämpfe. Die Ritter dachten nicht. Statt der Bedanken besaßen sie Muskeln, Keulen oder Schwerter."

Hier wurde Alfred ungeduldig und er unterbrach) Eduards Bor trag: Ich merke noch immer nicht die wichtigkeit dieser Duell­forderung!" Eduard erwiderte:

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Wenn der neue Wein blüht."

Björnstjerne Björnien hat es geschrieben. Es war fein Das ist das Lustspiel des Mittelstandes für den Mittelstand. literarischer Ausflug in die Gartenlaube.

wirtsfamilie. Ein Schwiegerfohn in spe( auf die Jüngste hat er' s Da ist die sonnenüberstrahlte, rosenumhegte, töchterreiche Land abgesehen), Pastor von Beruf und Natur, Witwer und Bater eines Badfisches. Wenn der neue Wein blüht, läßt er die geistlich strenge Note fallen, aber nicht ganz. Er flicht sie geschicht in seine Liebes­Inrit, er unterfüttert fündige Triebe mit fromm- feufchen Radenzen. Zwei Vögel fingen in seiner Brust: ein ernster und ein lofer  . Aber Blüte. In die Tochter feines Schwiegerfohnes fcheint er fich ver. auch der Herr des Hauses erlebt nicht ungestraft des neuen Beines lieben zu wollen. Aber sein Bersuch, mit ihr in die Welt"( nach England, nach Australien   vielleicht) zu gehen, schlägt fehl, bank dem Widerstand des Mädchens und des eigenen Herzens, das nach der sorgsamen Gattin und dem Hause bangt. Denn eigentlich war es bek ihm tein richtiges Gären. Es war nur ein Erfaß. Weil, wie man erfährt, feine Ehefrau ihr Bett aus seinem Schlafgemach in jenes der eigentlichen Handlung gehört die enttäuschte Rückkehr einer gefchie. Töchter gestellt hat. Moral: auch wenn die Löchter bereits er. wachten, dürfen die Ehebetten nicht getrennt werden.( Nicht zur Senen Tochter ins Baterhaus.)

Es ist alles aufgeboten, was das mittelständische Herz bewegt: von Bibelzitaten bis zu Gedichten für den Hausgebrauch. Ein leiser, aber nicht wenig zudringlicher Duft ehelicher Betten- die Jzum Schluß sichtbar und symbolisch wieder zueinander übersiedeln- mischt sich in den Sommerduft des ländlichen Gartens. In einer gewissermaßen plöglich aufwallenden Apotheose der bürgerlichen Ehe liegen fich die Gaiten in den Armen. Hoffentlich friegt auch der führung lehrte den Enfeln die Chemoral ihrer Großväter. Es war, Bastor noch feine Reine. Die Geschichte dieser Ehe hat aller. dings schon Wedekind in verschiedenen Formen besorgt. Die Auf­wie der Anblick einer Statue, die den Hut einer vergangenen Mode saison trägt; wie der Anblick der Kaiferin im Tiergarten.

System noch schwächer ist als der Koder, gibt es jede Woche poli­Das tommt noch. In Ländern, in denen das parlamentarische tische Duellforderungen: in Ungarn   und in Polen   zum Beispiel. Aus der Sprache der Politik in die der Philosophie überseht, heißt " parlamentarisches Syftem": System des Gedankenau­tausches. Wer feine Gedanken austauschen kann, fängt an, sich zu prügeln. Wo das Gehirn versagt, tritt der Mustel in Tätigkeit. Und die Duellforderung der Bölkischen war eigentlich eine Wahl­propaganda. Sie gefällt allen jenen, die aus Mangel an Gehirn mit der Fauft oder mit der Piſtole tämpfen. Und es ist symptoma tisch für die Entwicklung des deutschen   Bolkes, daß die Anhänger des Biceps, der Pistole, des Duells gewählt werden. Wir werden bald mehr Schüsse, als Gedanken in Deutschland   zu hören be. tommen."

Ganz richtig," erwiderte Alfred, aber ist nicht ein Schuß aus der Bistole eines Bölkischen, felbst wenn er mich träfe, immer noch angenehmer, als ein Gebante aus feinem Hirn?"

Das Havemann- Quarteft führt im Rahmen der von der Staatlichen Hochschule für Mufil veranstalteten Sonderkonzerte am 13. im Theater. unb Stammermusilfaal der Hochschule für Mufit ein neues Streichquartett bon. Bemlinity,& Stravinsty und A Brudner auf

Die Uebersetzung( Julius Elias  ) verstärkte das Gartenlaub lich durch papierene Sentiments; die Regie( Reinhold Brud) durch Dehnung des Kitschigsten; die Dekoration( Benno v. Arent) durch Illustrierung des Mittelständischen. Die ländlich- fittliche Aufführung besorgten ein paar hübsche Mädchen( Hilde Hildebrand  , Anne­die Courts- Mahler diese Bornamen gegeben?); ferner Hermann marie Möride, Erila Meingaft, Marlene Dietrich  - hat Ballentin als Hausherr, dessen persönliche und zum Teil in der Rolle bedingte Ironie mit dem Rofenduft verföhnte; ferner Lucie höflich   als Gattin, die der Sentimentalität ihrer Rolle anheim fiel und sich gelegentlich nur durch Birtuosenrum rettete. Den Paftor gab wahrheitsgetreu Paul Bildt  . Er fann sich als Geist licher sehen lassen. Es scheint wirklich feine Beranlagung zu sein. Das Bublifum applaudierte feiner eigenen Gartenlaube. Mein hard und Bernauer haben ein Herz, ein Doppelhera, für den Mittel­stand.

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Der gel- Junder- Berlag' veranstaltet in Gemeinschaft mit ber Stunfte handlung Dr. Kreitner u. Co. in den Räumen Sturfürstendamm 243 eine Ausstellung von Berten von Franz Mafereel Gröffnung 22. Māra