Nr. 123 41. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts Der auffässige Aufseß .
Wie der Stellvertreter Kahrs zum bewaffneten Aufstand rief!
In der weiteren Zeugenvernehmung schildert Polizeioberst Seißer die Drganisation der Abwehr des Hitler- Butsches, wie sie sich in seiner Erinnerung darstellt. Er sagt u. a.: Hiller und Ludendorff waren in der Nacht bereits vollkommen im Bilde, daß wir nicht mitmachten und daß ihr Unternehmen verloren war. Die Sache hätte trotzdem unblutig aus gehen können. Erst der bewaffnete Demonstrations. zug, der an der Ludwigsbrücke die schwache Landespolizei angegriffen hatte, hat den Kampf entfacht. In diesem Saal, in dem ich als junger Offizier erzogen worden bin, in diesem gleichen Saal ist Reichswehr und Landespolizei vor dem ganzen Auslande in den Schmug gezogen worden.
Bars: Das geht bereits über die Zeugenaussage hinaus. Wir treten nun in die nichtöffentliche Sigung ein.
Rechtsanwalt Holl: Die Berteidigung ist in der denkbar schwersten Lage. Gestern ist die Bernehmung des Herrn v. Kahr abgebrochen worden, und es ist für uns jetzt unmöglich, nach diesen Aussagen des Herrn Oberst v. Seißer Fragen zu stellen. Immer, wenn es für unsere Mandanten günstig tommt, tritt die
Flucht in die geheime Sihung
ein. Ich bitte doch zu bedenken, daß die Aussagen des Herrn v. Seißer, die die Angeklagten so schmer belasten, jetzt unwider sprochen in das Land gehen.
Bors: Es handelt sich jetzt bei der Besprechung um Dinge, die vor dem Ausland verborgen bleiben sollen. Rechtsanwalt Holl: Trotzdem betone ich, daß diese Dinge zum Teil öffentlich besprochen werden müßten. Die Ehre unserer Mandanten ist hier in scharfer Weise angegriffen. Es ist Herrn Dr. Weber vorgeworfen, daß er gelogen hat. Ich bitte um eine Pause von 20 Minuten, damit die Verteidigung sich überlegen fann, ob sie bei ihrer gestern festgelegten Absicht bleiben kann. Rechtsanwalt Göz: Als früherer Offizier ich habe 14 Jahre fang den Rock des Königs getragen Bcrs.( unterbrechend): Das haben Sie ja schon wiederholt betont.
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Rechtsanwalt Göz: Als alter Offizier verwahre ich mich gegen diese Ausführungen des Herrn v. Seißer . Wir haben nicht aus Haß die Reichswehr oder deren Offiziere angegriffen. Wenn wir es taten, fo geschah es aus wohlüberlegter Berteidigung.
Hierauf trat die von der Berteidigung erbetene Pause ein.
Angriffe gegen Seißer.
Nach Wiederaufnahme der Sizung wurde eine ganze Reihe von Ertlärungen gegen den 3eugen Oberst v. Geißer abgegeben. U. a. erhob sich Ludendorff und erflärte: Die Dar ftellung meines Gespräches in der Nacht zum y. November mit Oberst v. Seißer ist nicht richtig wiedergegeben. Ich beziehe mich dabei auf meine erste Aussage.
Weiter muß ich feststellen. daß der Zenge an meinen Worten im Nebenzimmer des Bürgerbräufellers, Ich bin ebenso überrascht, wie Sie", fchon damals ohne jeden Grund gezweifelt hat
Was der Zeuge hier ausgejagt hat, ist eine nachträgliche Konftrut tion; ferner hot Seißer wiederum behauptet, es werde gegen die Reichswehr gefämpft. Demgegenüber verweise ich auf unsere im Interesse der Reichswehr und im höchsten Ernst abgegebenz Erklä rung. Allerdings habe ich die schwere Befürchtung, das Reichs wehr und Landespolizei durch die Bertreter, die hier auftreten, geschädigt werden.
Dann gab Rechtsanwalt Roder namens fämtlicher Berteidiger folgende Erklärung ab: Oberst v. Seißer hat nicht als Zeuge ruhig und fachlich seine Wahrnehmungen befundet, sondern hat eine Ber. teidigungsrede für Kahr , Lossow und Seißer gehalten.
Borsigender unterbrechend: Das ist eine Kritik an der Zeugenausfage, die unangebracht ist. Wenn ähnliche Erklärungen abgegeben werden, kann ich diese nicht gestatten.
Rechtsanwalt Roder fortfahrend: Der Beuge hat damit felbst darauf verzichtet, daß seine Ausführungen als objektive und unpartetifche Tatsachenbehauptungen hingenommen werden.
Die Verteidigung erklärt, daß ein großer Teil dieser Behaup fungen bereits widerlegt ist und daß ein weiterer Teil im Verlauf des Prozesses noch widerlegt wird. Die Verteidigung stellt ihre zahlreichen Fragen an den Zeugen zurüd, bis die Bernehmung des Herrn v. Kahr abgeschlossen ist. Die Verteidigung war bisher nach Kräften bestrebt und wird auch fünftig bestrebt sein, daß die Staatssicherheit nicht gefährdet wird und daß alles unter Ausschluß der Deffentlichkeit verhandelt wird, was nicht für die Deffentlichkeit bestimmt ist. Die Berteidigung weiß zu unterscheiden zwischen Staat und Staatssicherheit und dem even tuellen Hochperrat der Herren Kahr , Lossow und Seißer .
Die Verteidigung erhebt Widerspruch dagegen, daß diese Herren und ihr Hochverrat geschützt werden und verlangt, daß die Besprechung vom 6. November, in der das Wort des Generals v. Lofsow von der 51prozentigen Garantie und das des Herrn v. Kahr von dem normalen Weg nach Berlin besprochen wurde, in aller Deffentlichkeit verhandelt werde.
Bor: Das ist mir unverständlich. Der Hochverrat der drei Herren soll geschützt werden? Richtet sich dieser Vorwurf vielleicht gegen das Gericht? Rechtsanwalt Roder: Es kann der Eindruck eines Schutes nach außen hin dadurch entstehen, daß die Verhandlung hinter per schlossenen Türen geführt wird und die Herren objektiv geschützt
werden.
Erster Staatsanwalt Dr. Stenglein( fehr erregt): Es ist schon bei der Bernehmung des Generals v. Lossom der Antrag gestellt worden, die Deffentlichkeit bei der Besprechung der Borgänge am 6. November auszuschließen. Damals wurde fein Widerspruch erhoben und insbesondere auch nicht der Borwurf gemacht, als ob irgend etwas der Deffentlichkeit entzogen werden sollte, mes bie Hochperratsanklage gegen Kahr , Loffow und Seißer betrifft( sehr scharf): Mit Entschiedenheit und größter Entrüftung muß ich mich gegen den Vorwurf wenden, als ob irgendwie die Herren Kahr , Lossow und Seißer gegen die Anflage wegen och verrats in Schuh genommen werden sollen. Das prüft die Staatsanwaltfchaft mit größter Gewissenhaftigkeit und das wird cuch ohne Rücksicht auf die Person burchgeführt. Es liegt fein Grund vor, hier in aller Deffentlichkeit der Staatsanwaltschaft einen derartigen Vorwurf zu machen. Ich weise ihn daher mit aller Entschiedenheit zurüd.( Große Bewegung.)
Rechtsanwalt Roder: Meine Erklärung hat feinen Zweifel daran gelaffen, daß ich gesagt habe, die Herren werden durch den Ausschluß der Deffentlichkeit nur nach außen hin geschüßt, unb baß der Anschein vermieden werden soll, als ob hier mit zweierlei Maß gemessen wird. Es war am allerwenigsten ein Borwurf gegen die Staatsanwaltschaft, die ja über den Ausschluß der Deffentlichkeit gar nicht zu befinden hat.
Bors: Dann faffe ich es also so auf, daß meder ein Vorwurf gegen die Staatsanwaltschaft noch gegen das Gericht erhoben worden ist. Sonst würde ich diese Aeußerung entschieden zurückweisen.
von den Anordnungen gesprochen, die Erz. Ludendorff angeb lich bezüglich des Grenzschußes in Nordbayern getroffen hat. Erz. Ludendorff hat es absichtlich in öffentlicher Sigung abgelehnt, sich darüber zu äußern. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn Herr v. Seißer aus demselben Grund seine Aussage vorher überprüft hätte.
Rechtsanwalt Gademann: Die Ereignisse des 6. November sind bereits zum Teil in breitester Deffentlichkeit erörtert worden und müssen auch weiterhin öffentlich besprochen werden.
Ich bin im Befih eines genauen Stenogramms der Sihung vom 6. November und fann auf Grund dieses erklären, daß in der Sigung teine Fragen besprochen worden sind, die die Staatsficherheit gefährden tönnten, wohl aber sind damals Erklärungen der Herren Kahr , Cossow und Seißer abgegeben worden, die ihr Berhalfen in einem ganz anderen Sinn, als sie es hier darftellen, erscheinen lassen werden.
Bors: Es handelt sich ja auch noch um andere Komplexe, wegen deren Ausschluß der Deffentlichkeit notwendig ist.
Erster Staatsanwalt Sten glein: Meiner Ansicht nach ist es unzutreffend, daß es bereits nachgewiefen ist, daß der Marsch nach Berlin von den Herren Kahr , Lossow und Seißer beabsichtigt worden ist. Ich bitte das Gericht, die Frage zu prüfen, ob über die Sigung vom 6. November in der Oeffentlichkeit verhandelt werden tann.
Rechtsanwalt Holl: Der Staat und die Staatssicherheit find mit den Herren Kahr , Lossom und Seißer nicht identisch.
Nach kurzer Beratung verkündete der Borsitzende, daß für die Dauer der weiteren Bernehmung des Oberst v. Geißer die Deffentlich feit wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausge fchloffen wird. Ueber die Frage, ob die Sigung vom 6. No. vember in öffentlicher Sigung erörtert werden kann, wird in nichtöffentlicher Sigung entschieden werden.
Die Bernehmung des Oberst v. Seißer in der geheimen Sigung dauerte dann bis gegen 2 Uhr nachmittags, worauf die Mittagspause eintrat. Um 4 Uhr nachmittags wird die öffentliche Verhandlung wieder aufgenommen.
Wehrkreiskommando und Marsch auf Berlin .
Zu Beginn der Nachmittagsfihung verlas der Vorsitzende zu nächst zwei Erflärungen, deren eine, des Wehrtreistommandos 7, Stellung dagegen nimmt, daß die Verteidigung behauptet, die Angaben, die General Lossow in öffentlicher Sigung gemacht habe, seien in geheimer Sigung widerlegt worden. Das Wehrkreisfommando erklärt offiziell, daß es niemals einen Befehl ausgegeben habe, in welchem von einem Vormarsch auf Berlin gefprochen worden sei; gezeichnet Generalleutnant Krek v. Kreffenstein
Eine zweite Erklärung des Ministeriums des Innern wendet fich dagegen, daß der Angeklagte Dr. Frid über seine Unterhandlung mit dem Geheimrat Seblmener eine völlig falsche Darstellung ge geben habe.
R.-A. Roder: Das Wehrtreiskommando behauptet, einen folchen Befehl nicht herausgegeben zu haben. Ich bitte den Herrn Direktor, die Feststellung zu machen, daß ein hoher Offizier einen folchen Befehl vom Wehrtreistommando mitgenommen hat.
Borf: Eine folche Feststellung, die sich auf eine geheime Gigung bezieht, mache ich nicht.
R.-A. Holl: Ich übergebe hier dem Gericht einen ähnlichen Be fehl, der vom Infanterieregiment 19 ausgegangen ist und der die Unterschrift des Bataillonsadjutanten trägt.
Bor: Das hätten Sie beffer in geheimer Sigung getan.
R.-A. Gademann: Ist es der Staatsanwaltschaft inzwischen gelungen, die Adresse des Herrn Ehrhardt zu ermitteln, Samit seine Ladung jeht vorgenommen werden fann? Bors.: Die Adresse soll Bergstraße 7 sein. Hierauf erfolgte
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die weitere Vernehmung Kahrs der heute seinerseits einen Borstoß gegen die Verteidigung unter nahm. Borf.: Exzellenz haben mir zwei Briefe übergeben, die bezüglich ihrer gestrigen Bernehmung an Sie gelangt find. Wollen Sie die Schreiben selbst verlesen. Beuge D. Kahr: Die Ver teidigung hier hat behauptet, ich hätte in Gegenwart des Herrn Justizrats v. Bezschwitz und des Profeffors Sittmann Herrn Fritsch aus Leipzig empfangen und hätte ihm über einen Marsch nach Berlin Mitteilungen gemacht. Hierzu fchreibt mir Herr Vrof. Sittmann, daß bei dieser Unterhaltung Fritsch lediglich den Wunsch geäußert hat. von mir zu hören, ob meine Diffetenzen mit Hitler beigelegt feien. Ueber einen Marsch nach Berlin ist überhaupt nicht gesprochen worden. Zweitens hat die Verteidigung erklärt, Herr Oberst Xylander habe auf dem Deutschen Tag " in Bamberg erklärt, er habe mich einen Tag vorher über den sogenannten Marsch nach Berlin interpelliert. Hierzu schreibt mir Herr Oberst Xylander, daß diese Mitteilung der Verteidigung vollkommen unrichtig ist. Er habe mit mir ein einziges Mal, und zwar im September 1923, in der Bersammlung im Zirkus Krone gesprochen, doch sei die Unterhaltung nicht über eine gefellschaftliche Begrüßung hinausgegangen.
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als 3eugen zu laden. Kennen Exzellenz vielleicht Profesor R.-A. Holl: Die Verteidigung behält sich vor, die beiden Herren Hermann Bauer, und wiffen Sie, daß er mehrere Wochen vor dem 9. November in öffentlichen Versammlungen über den Marsch nach Berlin gesprochen hat? Kahr : Ich weiß, daß Prof. Bauer das Bort geprägt hat:" Nicht los von Berlin , sondern auf nach Berlin ." Ich habe dieses Wort recht unglüdlich gefunden.- R.-A. Ho11: Kennen Erzellenz einen Major Schiller aus Würzburg , und haben Sie zu diesem Herrn nicht Ende Oktober gesagt, es gäbe zwei Wege, nämlich die gütliche Berständigung mit Berlin und die gewaltsame Lösung. Der erfiere Weg fei aber nicht mehr gangbar.
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R.-A. Dr. Holl:
Beuge Kahr: Tas hat mit den Ereignissen vom 9. November durchaus nichts zu tun. Man kann auf diese Fragen, die aus dem Busammenhang herausgeriffen find, doch nur antworten, wenn die ganze Unterhaltung erörtert wird. Für die Verteidigung ist es der springende Bunkt, nachzuweisen, daß die Herren Kahr . Lossom und Seißer den Marsch nach Berlin beabsichtigt haben. Wir werden noch mehr Herren aufmarschieren laffen und sie über derartige Unterhaltungen hier hören. Ich fomme
nun auf Herrn
Baron von und zu Auffeß
zu sprechen, der doch Ihr Bertreter im Generalstaats. ommiffariat gewesen ist. Haben Sie mit Herrn v. Auffeß alles vorher besprochen? Beuge Kahr : Alles, was in das Vermaltungsreffort einfchlug. Die politischen Fragen haben wir nur hin und wieder erörtert. R.-A. Holl: Ist Erzellenz befannt, daß Herr Baron von und zu Aufseh in München am 20. Ot to ber bei den Bovaren folgende Rede gehalten hat:
Im Namen und Auftrag Sriner Excellen: des Herrn Generalftaatsfommiffars Dr v. Kahr, der durch dringende Abhaltungen nicht in der Lage ist. Ihrer Einladung Folge zu leisten, spreche ich Ihnen seinen Gruß und feine beflen Wünsche aus. Er wäre sicher gern gekommen, aber Sie müssen ihn entschuldigen. Er jist
Donnerstag, 13. März 1924
mit der Cunte vor dem offenen Pulverfaß. Auch ich fonnte Ihrer Einladung früher nicht Folge leisten, da ich als stellvertretender Staatskommissar ebenfalls schwer in Anspruch genommen bin und mich nicht früher losmachen fonnte.
Meine Damen und Herren, der Bruch zwischen Bayern und Berlin ist heute abend 8 Uhr 30 Minuten erfolgt, und wir sind froh, daß er erfolgt ist. Es heißt für uns nicht: Cos von Berlin, wir sind feine Separatisten, es heißt für uns: Auf nach Berlin ! Wir find jeit zwei Wochen von Berlin in einer unerhörten Weise belogen worden, und das ist auch nicht anders zu erwarten von dieser Judenregierung, an deren Spike ein Matrageningenieur fteht. Ich habe seinerzeit gefagt:„ In Berlin ist alles verebert und verfaut," und ich halte das auch heute noch aufrecht. Herr Ebert hat damals gegen mid) vorgehen wollen, aber man hat ihm gefagt, er folle fich nicht mit mir einlassen, er würde den fürzeren ziehen, ich hätte ein Schwertmaul. Die Reichsregierung ist sich der Gefahr bewußt, die ihr von Bayern droht. Reichsarbeitsminister Brauns fam heute abend in bas Generalstaatskommissariat, um zu vermitteln. Er wurde gefragt, ob er im amflichen Auftrage erscheine. Er sagte:„ Nein, das gerade nicht, aber usw." Es wurde ihm sehr kurz und deut. lich erklärt, seine Anwesenheit jei nicht weifer erwünscht. Als er dann noch herumdruckste und nicht gehen wollte, ettlärte ihm Herr v. Knilling, wo die Tür sei. Bahn-, Post- und Finanzhoheit haben wir verlangt. Jetzt haben sie sie uns genommen. Es kommt nichts mehr über die Grenzen, fein Geld, feine Lebensmittel. Der„ Völlische Beobachter" darf wieder erscheinen. Wir haben auch feine Veranlassung, einen Ehrhardt zu verhaften, auch die Erzberger - Mörder fönnen ruhig ihrem Beruf nachgehen, wir würden sie niemais ausliefern, Jch rufe Sie zur Einigkeit auf, stellen Sie fich hinter Kahr . Es wird uns immer besonders von der Seite Hitlers vorgehalten, wir fun nichts, es dauert zu lange, man müsse doch endlich mal einen Erfolg sehen. Das geht nicht alles auf einmal. Hitler wollte gleich losschlagen, aber wir müssen diplomatisch vorgehen, damit wir nicht ins Unrecht gesetzt werden. Es wäre beffer gewesen, wenn die, die abseits gestanden sind, mitgearbeitet hätten, dann wären wir heute schon weiter. Heute gehen wir mit Hitler zusammen. Wir wollen nicht los vom Reich, nicht gegen das Reich, aber gegen die Reichsregle rung. Man wartet in Norddeutschland darauf, daß wir losschlagen. Aber dies alles muß vorbereitet sein. Es waren Vertreter bei uns von Ostpreußen , medlenburg, Pom mern , Hamburg , Hannover und Württemberg, die uns ihre Unter. stüßung zugesagt haben. Der General Müller in Sachsen hat seine Truppen aufgestellt und jie gefragt, wer für rechts und wer für lints fei. Er hat fie dann getrennt untergebracht, die einen in diejen, die anderen in jenen Kasernen. hai selbst das kommando über die rechtsstehenden Truppen übernommen. Die württembergische Reichswehr war angeblich zum Schuk von Plauen nach Hof beordert. Wir haben aus bestimmter Quelle erfahren, daß diese Truppen als erste zur Abriegelung gegen Bayern bestimmt waren. Der dortige württembergische kommandant hatte uns aber bereits die Zustimmung gegeben, daß er gegen die bayerische Reichswehr nicht vorgehen werde. Wir haben der württembergischen Reichswehr zu Ehren in Hof einen„ Deutschen Tag " abgehalten. Meine Damen und Herren, halten Sie sich bereit, wenn in den nächsten Tagen der Aufruf zu den Waffen an alle diejenigen ergeht, dieschon mitGewehr und Säbelumgegangen find. Meine Damen, laffen Sie Ihre Angehörigen, Jhre Brüder ziehen zum großen Befreiungstampf. Es wird nur kurze Zeit dauern.
Bors: Wann haben die Angeklagten diese Rede des Barons Auffeß fennengelernt? Rechtsanwalt oll: Bald, nachdem sie verbreitet worden ist. Sie ist ja in mehreren hundert Exemplaren hergestellt worden. Rahr:
Ich habe Baron v. Aufieß feinen Auftrag gegeben, eine solche Rede zu halten. Er hat mir nur furz gesagt, daß er zu dieser Bersammlung gehen würde. Mehr weiß ich davon nicht. Baron v. Auffeß behauptet übrigens, daß diefe Rede eine plumpe Fälschung sei. Den Inhalt mache ich mir nicht zu eigen. Rechtsanwalt holl: Die Rebe ist feine Fälschung, und wir werden Duizende von 3 eugen dafür stellen. Rechtsanwalt Quetgebrune Göttingen: Ich stelle fest, daß Exzellenz Ludendorff z. B. diese Nede erst im Verlauf der Untersuchung fennengelernt hat.
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R.-A. Holl: Hat Major Fuchs aus Berlin Eurer Erzellenz nicht eine leitende Stellung im Reich vorgeschlagen und haben Sie nicht drei Bedingungen an diefe geknüpft? Rahr: Ich habe Major Fuchs erst Ende November fennengelernt und habe einen zienrat Benz in der Infanteriefaserne rewesen, wo wir Exzellenz Boften im Reich grundsäßlich abgelehnt. v. Lossom prachen. Loffow erklärte uns: Wir wollten ja einen Staatsffreich machen, nur über die Zeit waren wir uns noch nicht einig. Wir wollten noch 14 Tage warten und inzwischen die übrigen Wehrkreiskommandanten auf unsere Seite bringen. Ich schlage erst los, wenn ich 51 Proj. Wahrscheinlichkeit für den Erfolg habe, Deden Eure Exzellenz diese Erklärung?
R.-A. Holl: Am 9. November bin ich mit Kommer.
Kahr : Wenn diese Erklärung was ich übrigens nicht glaube so gegeben worden ist, und wenn sie im Sinne eines militärischen Butsches gemeint war, so decke ich sie nicht.
R.-A. Holl: Korvettentapitän autter ist bekanntlich die rechte hand von Ehrhardt. Dieser ist die rechte Hand des Herrn Justizrats Claß, den Eure Erzelferg fennen. Jff es nicht richtig, daß Eure Erzellenz mit Herrn Claß durch freudeutschen Handschlag verbunden find?
Bors: Ich möchte den Grund zu dieser Frage erst tennen
lernen.
R.-A. Holl: Ich will hier noch nicht allzu große Gebiete auf becken. Bekomme ich von Exzellenz Kahr hier feine Antwort, dann muß ich allerdings tiefer in die Sache eindringen,
daß über ein Rechtsdirektorium mit Herrn Claß verhandelt worden ist?
Beure Dr. v. Rahr: Meine Beziehungen zu Herrn Justizrat Claß haben mit den Vorgängen am 8. und 9 November nichts zu tun. R.-A. Holl: Diese Antwort genügt mir. Ich bin froh, daß ich nicht mehr gefragt habe, denn ich stehe auf dem Standpunkt, daß man um Gottes Willen hier nicht mehr Leute hineinziehen soll als unbedingt nötig sind. War Eure Exzellenz im Sommer 1922 auf der Burg Hohened?
Borf: Was ist mit dieser Frage beabsichtigt, das Gericht möchte hier flar sehen.