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Der Held, der einft mit blauer Brille bewaffnet, vor der Liebe des Boltes nach Schweden floh, tritt im Hitler- Prozeß mit Vorwürfen gegen das ultramontane" Bayern auf. Stolz wie es dem Spaziergänger ziemt, erklärt er, daß er nur aus familiären Gründen nach Bayern gekommen sei, denn: Ich tonnte hingehen, wohin ich wollte!"
Nun sind seine Widersacher so boshaft, allerhand aus der Schule zu plaubern. So schreibt jemand dem„ Miesbacher Anzeiger", der sich zu einem Ehrhardt- Anzeiger zu entwickeln scheint:
Herr General Bubendorff hat wiederholt das Bort von der Gastfreundschaft, die er in Bayern genießt, zurüdgewiesen. Zu bem, was bisher schon hierzu gefagt worden ist, wollen wir noch Sichterwähntes hinzufügen. Unsere Kenntnis ftammt aus jener Zeit, wo der Herr General nach Bayern flüchtete, was er heute nicht mehr wissen will.. Es war ein Tag unmittelbar nach dem Kapp . Puisch im März 1920. Die Beitung der bayerischen Einwohner. wehr( März 1920) hatte eine Sigung. Da ließ ein Herr Herrn Oberforsirat Efcher ich herausrufen, und gleich darauf wurde der zweite Borsitzende der Einwohnerwehr, Herr Obergeometer Kanzler, herausgebeten. Der Herr stellte sich unter ihren Schutz- es war Herr General Ludendorff . Er wurde dann unter Umfahrung Don Rosenheim per Auto auf ein Schloß füdlich von Rosenheim gebracht: Neubeuern . Er reifte unter einem angenommenen Namen. Selbst der Besizerin des Schlosses wurde er nur unter diefem Namen vorgestellt. Ludendorff tam vom miß. glückten Kapp- Putsch aus Berlin . Ein Gendarm ertannte Ludendorff auf einem Spaziergang. Da nun die Sicherheit auf dem Schloffe Reubeuern nicht mehr gegeben war, wurde er mittels Auto in die abseits gelegene villa eines Herrn v. H. in der Gemeinde Stefanskirchen gebracht. Auf Befragen, warum er denn eigentlich geflüchtet jei, nachdem doch gegen ihn fein aftbefehl Dorlag, antwortete Ludendorff , er habe gefürchtet, daß dies
nachträglich noch geschehen würde und daß er im Gefängnis feines
Lebens nicht sicher sein würde.
Der große Feldherr", der von allen Kappisten und Hitleristen noch immer als der Chef der Heeresleitung" betrachtet wird, floh zum zweiten Male vor der Liebe seines Boltes, nachdem er zufällig feinen Spaziergang in Generalsuniform hinter sich hatte. Auch beim Hitler- Butsch will er jetzt wieder nicht dabei gewesen sein. Bahrhaftig, ein Mann, der wert ist, in der Geschichte fortzuleben als der Typus eines mann haften Recken, der rechtzeitig zu rüden versteht..
Graefe- Logik.
Der Oberbemagoge der Deutschvölkischen müht sich in einer Zuschrift an den Tag" ab, die Stellung seiner Partei als gleich. zeitige Links- und Rechtspartei florzumachen für die rechter Hand und die linker end in seiner Partei. Dieser Versuch zeitigt fol. gende logische Leistung:
In der gleichen Weise verurteile ich es, wenn man heute, wo wir, ein Etlavenvrit, an allen Gliedern gefesselt find, Verfassungsstreit in unfere Reihen tragen will. Erst muß das deutsche Bolt frei fein vom Schandvertrag von Versailles , von der Herrschaft des jüdisch- internationalen Leihfapitals und des jüdischen Geistes, vom Klassenhaß des Marrismus und mandjem Standesdüntel, und endlich vom Unfug des heutigen Barlamentarismus! Dann, aber wirklich erst dann, mögen sich die Geister nach Berfaifungsprogrammen wieber fcheiden."
Der, Parlamentarismus gehört für Herrn Graefe nicht zur Berfassung! Er weiß ihn aber zu schätzen. Fünf Minuten vor Der Auflösung des Reichstags fprach er im Reichstag gegen bie Auflösung, für die Berlängerung ber Lebensdauer des Reichstags. Die parlamentarische Immunität lieben er und seine Freunde sehr wenn sie auch sonst weiblich über den Unfug" des Parlamen. tarismus fchimpfen.
Die Scheinwissenschaft der Materialisations- Erscheinungen. Prof. von Schrend- Noging, der Münchener Schuppatron der Medien, hat jüngst wiederum fein Wert über Materialisations- Phänomene der Wissenschaft vorgelegt. Leider enthält auch diese Auflage noch nicht die Anwendung wissenschaftlich einwandfreier Methoden bei Unter fuchungen von Medien. Dabei hat der Gießener Profeffor R. Som mer schon vor drei Jahren dargelegt, daß eine einwandfreie Ents jcheidung über die Frage der den Medien zugeschriebenen Materiali fationen fich nur treffen läßt, wenn man die sämtlichen Bewegungen der Arme und Boine, möglicherweise auch des Kinnes und der Lippen, pamit die Ausführung beliebiger Bewegungen des Mediums irgend wie zu hemmen. Grundfäßlich ist es ja zweifellos, daß die optischen Eindrücke, die besonders bei mediumistischen Sigungen für das Urteil Bieler Beteiligten den Ausschlag geben, burd objektive Registrierung ber Bewegungen des Mediums ergänzt werden müffen. Schrend Noging hat bereits mit dem Uebergang von ber einfachen zur Etereo top Photographie etten Schritt vorwärts zur Objektivität getan. Aber die jüngsten Entlarvungen feiner Medien zeigen ja, wie weit offenbar immer noch seine Methode hinter den Möglich feiten zurüdgeblieben ist. Sommer tommt daher in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift auf Grund der neuen Auflage des Buchy s immer wieber zu dem Schluffe, daß das Berfahren von wissenschaftlichen Standpunkt durchaus beanstandet werden muß und erklärt dieses Buch furzerhand für nichts anderes als Schein wissenschaft.
Museumsführungen finden Sonntag 9%, Uhr durch Direktorialbeamte im Neuen Museum Agypten im 1. Jahrtausend vor Corini( Dr. M. Bieber), im Kaiser Friedrich Museum Benezianische Malerei( Brof. Wulff) und im Alten Kunstgewerbe- Museum Germanische Altertümer( Brof. Göze) statt. Blüthner- Orchester. Am Sonntag, dem 16., abends 8 Ubr, veranstaltet bas Berliner Sinfonies( Blüthner) Orchester im Blutbner Saal einen Richard Wagner Abend unter Zellung von Camillo Hilde brand . Das Programmi enthält u. a. 1. Att Ballure" mit Margarete Schreber- Sattler, Kammerfänger Dr. Dscar Bola( Staatsoper) und Ernst Lehmann ( Staatsoper). Eintritt 1 2.
Einen Arno- Holz - Abend veranstaltet die gemeinnützige Bereinigung Berl ner Abende"( Leitung Alfred Bibler, bisher Vortragsbühne des Weftens) am 17. März, abends 8 1hr, in der Singatabemie Elie Beber spricht aus dem Manutiipt der Neuauflage des Gesamt terles Bhanthafue", Blechschmiede und Trio Seraphicon".
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Tollers Hinfemann in Berlin . Am 4. April 1924 findet im ResidenzTheater unter der Gastspieldirettion Erwin Berger ble Berliner Erstauf führung von Tollers intemann statt. Deforationen: Cesar Stein. Regie: Emil Lind.
Ausnutzung von Ebbe und Flut. Ein neues Geles in Frankreich bestimmt, daß an der füblichen Stüfte eine Straftstation eingerichtet werben foll, die durch Ebbe und Flut betrieben wird. Um eine gleichmäßige Lieferung des elektrischen Stroms zu ermöglichen, wird die Anlage mit einem gewöhnlichen Wasserwerk verbunden. Die Leiftung dieses neuartigen Krafuertes wirb 78-1200 PS betragen, je nach dem Stande des Bassers. Der fürfische Staatsfeiertag. Durch ein Deftet hat bie Zürfel ben Freitag für ben offiziellen Staatsfeiertag der Woche erila t Um diesem Bebot Nachdrud zu verleiben, wurde bestimmt, baß alle Schulen der Zürlei obne Unterschieb der Konfeifton am Freitag gefchloffen bleiben müssen. Gleichzeitig wurde angeordnet, daß aus allen Schulen religiöfe Symbole entfernt werden miljen.
Leipzig , 14. März.( Eigener Drahtbericht.) Der britte Berhandlungstag befdäftigt sich mit den 6 Angeklagten, die sich der Begünstigung dadurch schuldig gemacht haben, daß fie die an der Ermordung Radoms beteiligten Angeflagten Höß und Jurisch aufgenommen bzw. weiterdelegiert haben. Zunächst wurde der Ungeflagte Fride vernommen, ein blutjunger Mensch mit intereffantem und fast fympathischem Gesichtsausbrud. Er bezeichnet fich stolz als den Führer der dorligen volfisch n Jugendbewegung, bie er auf unparteiischer Grundlage aufbaute". Er hat Höß und Jurisch zu Leutnant Hoffmann auf Poel bei Wismar mit einem verschlossenen Brief geschickt, daß beide
auf seinen Befehl Kadow befelfigt"
hätten und unterzubringen seien. Der Brief follte mit biefem Ber mert fofort verbrannt werden. Es ist jedoch später beschlagnahmt worden. Fride erklärt, er habe biefen Sab genau überlegt denn nur indem er die Tat Hoffmann gegenüber auf sich nahm, hatte er die Gewißheit, daß letterer für den Ueberbringer des Briefes bestimmt forgen würde. Er selbst habe jedoch die Tat als eine grenzenlose Schweinerei" bezeichnet. Der Borsitzende weist darauf hin, daß der Verdacht bestehe, daß
bei der Roßbach- Organisation eine Jeme eriffiere. Er betont, Jurisch habe in der Untersuchung ausgelagt, Fride habe ihm schwere Borwürfe beshalb gemacht, weil die Tat fo ungeichidt und mit fo zahlreichen Beteiligten ausgeführt worden sei. Fride bestreitet eine solche Aeußerung Rechtsanwalt Dr. Sad weist darauf hin, daß diefer Fride zu gefchriebene Sak im Borwärts" geftanden habe. Es fcheine, daß Jurisch auf der Vorwärts" Redaftion systematisch da. bin beeinflußt worden fei, Angaben über eine solche Feme zu machen. Beisitzer Dr. Herschel beantragt, den Zeugen Schiff nochmals darüber zu befragen. Schiff befundet, daß, abgesehen von Andeutungen über fondern von seinem Begleiter Derth gemacht worden waren, Jurisch selbst an dem ersten Atend auf der Redaktion des Bor märts" von Feme nicht gesprochen habe und darüber gar nicht gefraat worden sei.
Rolltommiffion und schwarze Listen, bie nicht von Jurich.
Dagegen habe Jurisch nach seiner Festnahme auf dem Bolizei präsidium in einer Unterredung, an der nur die zugezogenen Rechts. anwälte Dr. Paul Levi und Horowig fowie Schiff teilnahmen, erflärt. Fride habe sich dahin geäußert, das habt ihr sehr ungeidyidt gemacht.
Wenn the länger in der Organisation wäret, dann würdet ihr wolfen, wie man jo etwas tut. 3wei Mann genügen, um den Betreffenden im Walde zu erledigen. Ich wollte Hök zum Truppenführer befördern, nachdem er aber die Sache so schlecht eingefädelt hat, werde ich es nicht fun.
DR
Kurz darauf erklärt Rechtsanwalt Dr. Sad er wollte an Jurisch eine Frage stellen bezüglich femmes Besuches im Vorwärts". Er beantragt aber, dah ter 3enge Schiff sich währenddeffen aus dem Saale entferne. Beifizer Wolfgang Heine widerfpricht dem. Gin folcher Antrag fei faut Strafprozeßordnung umzufäffi, es fei benn. daß( befondere) Gründe dazn vorliegen würden. Gad begründet dann frinen Antrag mit der Vermutuna baß Jurisch in Gegenwort des Schiff anders ausfagen tönnte als in feiner Abwesenheit.( 1)
Sämtliche Republikaner werden abgebaut.
Der Mißbrauch der Macht durch die jetzt in Thüringen am Ruber befindlichen Bartcien des Ordnungsblods muß der beutschen Arbeiterschaft als Mahnzeichen dafür dienen, wohin es führt, wenn bei den kommenden Reichstagwahlen bie Rechtsparteien ebenfalls einen Sieg erringen. Als die Regierung des Ordnungsblods vor wenigen Wochen ihr Programm verfilmbete, erflärte fte, nicht einseitige Barteiwirtschaft treiben, fondern die Intereffen aller Bevölkerungsschichten berücksichtigen zu wollen. Mehrfach haben wir bereits darauf hingewiesen, daß diefer Grund faß schon 24 Stunden später praktisch in das Gegenteil verwandelt murde. Was sich aber inzwischen ereignet hat, läßt nicht den geringsten Zweifel mehr darüber, daß die jetzt in Thüringen betriebene Barteiwirtschaft mit der' schlimmsten Zeit des wilhelminischen Absolutismus faum noch zu vergleichen ist. In faum 14 Tagen wurden nahezu alle fozialdemokratischen Beamten in den Minifterien vom Ministerialdirektor bis zum Hilfsarbeiter abgebaut. Die Zugehörig feit zu einer freien Gewerkschaft und die Mitgliedschaft zur Sozialdemokratie bildete überall willkommenen Anlaß, die Republikaner aus dem Amt zu entfernen und an ihre Stelle Monarchisten zu fehen.. Unter anderem wurde auch ein Beamter mit demofra tischer Einstellung aus dem Staatsdienst entfernt, weil er bem Berliner Tageblatt" mehrfach wahrheitsgetreue Berichte über die Lage in Thüringen und über den Ordnungsblod übermittelt hatte. Er ist nicht der einzige Demokrat, der bas Opfer feiner Gesinnung unter Mitwirkung der Demokratischen Partei geworden ist. Mit ihm wurden andere befähigte Demotraten entiaffen und an ihre Stelle unfähige Monarchistent gefeßt. Die thüringische Re glerung ist also vollkommen der Lüge überführt! Sie benußt ihre Macht nicht, um die allgemeinen Interessen zu vertreten, sondern mißbraucht sie zur einseitigen Parteiwirtschaft; e part nicht, wie es in threm Programm hieß, sondern vergeudet Staatsmittel durch Entlassung pensionsberech tigter und Anstellung neuer Beamter. In den aller nächsten Tagen werden wir für diese Behauptungen den zahlen. mäßigen Beweis liefern. Machtlos fteht die thüringische Arbeiter fchaft diesem Treiben gegenüber und machtlos wird die Arbeiterschaft ber Reaktion im Reich gegenüberstehen, wenn die Rechtsparteien bei den kommenden Wahlen tatsächlich verstärkt in den Reichstag zurüdtehren.
SP
Der Thüringische Bressedienst wird, wie es in schönem Amts. deutsch heißt, zur Erzielung notwendiger Ersparniffe im Staatshaus. balt eine wesentliche Umgestaltung und Einschräntung er. fahren". Die bisherigen Beamten werden beurlaubt werden. Die Bresseangelegenheiten werden fünftig von einem Beamten ber Präsidialabteilung bearbeitet. Der Ordnungsblod baut halt auf.
Siedlungsfragen.
Nach einigem Hin und Her fragt der Borsitzende den Zeugen Schiff, ob er bereit wäre, freiwillig den Saal zu verlassen, was lepterer mit dem Wort selbstverständlich beantwortet. Darauf wird der Untersuchungsrichter Dr. Richter abermals vernommen.
In der Nachmittagssigung wurden vornehmlich die wegen Be. Fast günstigung des Morbes Angeklagten vernommen. jeder versteckt sich hinter dem anderen und bewahrt in feinen Ausfagen äußerste zurückhaltung. Von dem Mord wollen fie höchstens Andeutungen erfahren haben. Zuerst wird Zenz noch einmal verhört. Et erzählt, daß er es nach der Bekanntgabe des Mordes mit der Angst bekommen habe und sich im Bureau der Deutschpöllischen Freiheitspartei von Beutnant von Madensen und ausgehändigt. Auf die Frage des Borsigenden, ob Madensen von Wulfrede Rat geholt habe. Buifrebe habe ihm falsche Papiere feiner Beteiligung an dem Mord gewußt habe, gibt er ungenaue 2 ustun ft.
Der nunmehr verhörte Angeklagte Thomson, ber in NeuBucom als Abschnittsführer der Roßbach- Arbeitsgemeinschaft tätig war, schilbert, daß er von Leutnant Hoffmann zwei Leute zugewiesen erhalten hat, bie was ausgefressen hatten. Was sie auf dem Gewissen hatten, wollte Hoffmann nicht fagen. Er hat die Anfömmlinge mit Handschlag und den Worten begrüßt:
Na, hoffentlich habt Ihr es vernünftig gemacht. Auf die erstaunte Frage des Borsigenden erflärt er, er habe ver feien an der versuchten Befreiung Schlageters beteiligt gewesen. Er nommen, die Leute wären aus dem Ruhrgebiet gekommen und leugnet die Beschuldigung Jurischs ab, daß er gesagt habe: Habt hr den Ravon eingegraben? Bon einem torde sei gar nicht die Rede gewesen.
Der Angeklagte Wulfrede ist Gefretär des Vereins für landwirtschaftliche Berufsausbildung. Er hat Zenz angeblich in ber Annahme falsche Papiere ausgehändigt, daß Benz fie bei seiner Stellung auf der Polizei in Bismar brauchte. Nach Berständigung mit Madenfen hat er
Jurisch hat erzählt, er sei in die Affäre Radom verwidelt.
Jurisch 30 000 Mark aus der Parteifaffe ausgehändigt.
madensen, 31- Jahre alt, ist führendes Mitglied der Deutsch völkischen Freiheitspartei und findet als Propagandist und Mitglied des Landesvorstandes in Rostock fein Auskommen. Er hat Juris prutenz stutiert, aber wenig davon behalten, wie feine naive Auffaffung über die Mordtat befundet.
Als letzter Angeflacter wird Ludwig Richter , ein 25jähriger Staufmann, der als Detektiv für Roßbach tätig ist, verhört. Er wohnt in der Villa Roßbachs in Wannsee - Berlin , hat dort den Jurisch getroffen und ihm weitergeholfen. Er will von Jurisch von einer Schlägerei, nicht aber von der Ermordung Kadows gehört haben. Er erzählt im Laufe feiner Bernehmung von verschiedenen blutigen Reiereien, die in Parchim vorgekommen sind. Auf die Frage des Berteidigers Dr. Schröder gibt Regierungsrat Ritter Auskunft über die vernommenen Angeklagten. Er sagt nichts Wejent.iches über sie, nur daß Fricke aufschneide, Mackenfen aber immer gebremst habe. Ferner erzählt er, daß in Parchim die Gegenfäße zwischen Kommunisten und Deutschvöllischen so start gewesen felen, daß die Bolizei nicht imftande war, Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalen. Die Angehörigen der beiden Parteien hätten sich mit Waffen der= fehen. Damit war die Beweisaufnahme geschloffen. Die Berteidiger werden am Sonnabend mit ihren Blaidoners beginnen.
Memel Polen Deutschland. Beschlüsse des Bölkerbundrats.
Genf 14. März.( Eigener Drahtbericht.) Der Böllerbunbrat hat am Freitag die Memeltonvention angenommen, obgleich Ser Bertreter Polens fich gegen die Konvention erflärt hatte, die merbe, Die Aenberungen, die von der Memelaborbnung geben wirtschaftlichen und nationalen Interessen Bolens nicht gerecht wünscht wurden, blieben unberüdsichtigt. Die Konvention stellt für das Memelland ein Minimum an Rechten tar, bie innerhalb der Bersailler Bestimmungen noch zu erreichen waren
Anschließend behandelte der Rat den Bericht über die deutschpolnischen Minderheitsverhandlungen. Auf Vorschlag Lord Barmoors England wurde eine Entschließung angenommen, daß die Verhandlung über die Auslegung des Ar. ifels IV bes Minderheitsvertrages zwischen Deutschland und Polen beiben Barteien erhoben werde, fei mit in die Verhandlung einzu fortzulegen seien. Auch jede neue Frage, die von einer der beziehen. Falls bis zum 1. Juni 1924 eine Einigung nicht erzielt fei, folle der Leiter des oberschlesischen Schiedsgerichtshofes als Schiedsrichter auftreten.
Vormundschaftliche Obsorge für Danzig .
Genf , 14. März.( TU.) Im Böfferbund fand heute vor. und
nachmittag eine ausgiebige und hartnäckige Debatte über die Frage im Danziger Hafen statt. Der vom Bölkerbund nach Dinzig ent fandte Untersuchungsausschuß hat darüber ein Gutachten erstattet und die Halbinsel Westernplatte unter bestimmten Bedin gungen als Hafen und als Munitions und Kriegsmateriallagerplaz für Bolen vorgeschlagen. Bis zum Ausbau dieser Einrichtungen foll Bolen bas bisherige Terrain im Danziger Hafen für diese Zwede weiter beugen fönnen. Bo'en, start unterstüßt von Frank reich, verlangt aber die Insel Holm vorläufig als Hafen und Bager play. Troß der Argumente bes Danziger Senatspräsidenten Gahm, daß Bolen bis zur Fertigstellung des Hafens auf der Halbinsel Westernplatte mit dem für feine Swede hergerichteten Hafen von Bbingen und dem Lagerplatz im Danziger Safen austommen tönne und daß die Insel Holm au nahe an der Stadt gelegen und zu dicht bewohnt sei, um einer solch großen Gefahr als Lager plaß für Explosivstoffe ausgefeßt zu werden, entschieb der Rat schließlich doch, daß Polen die Insel Holm sechs Monate lang sur Lagerung von Kriegsmaterial nichtexplosiver Art benußen dürfe. Der Vertreter Englands stimmte nur unter der Bedingung zu, daß eine Berlängerung über 6 Monate hinaus ausgefchloffen bleibe. Sahm lehnte jebe Berantwortung für den Beschluß ab.
Die Sanierung Ungarns wurde gleichfalls Freitag vom Rat in Genf beschloffen. Das bedeutet noch lange nicht den Abbau der Sorityschen Geheimarmee.
Befing, 14. März.( BTB.) Die Hauptpunkte des chinesisch- russi fchen Bertragsentwurfs find folgende: Die unter der Zarenherrschaft geschlossenen Verträge sind null und nichtig. Rußland erfennt bie unbedingte Oberhoheit Chinas über die äußere Mongolei an. Rußland wird teine Propaganda betreiben. Die chinesische Behörde wird sämtliche Angelegenheiten Der Steblungsausschuß des Preußischen Landtags fegte bie all- tontrollieren, die die Hoheit Chinas in der Frage der oftchinesischen gemeine Aussprache über Siedlungsfragen fort. Bon der Deutschen Eisenbahnen berühren, sich jedoch nicht mit Fragen rein Boltspartel wurde hervorgehoben, daß eine gesunde Mischung zwi eisenbahntechnischen Charakters beschäftigen. China erhält fchen Groß- und Kleinbesi hergestellt werden müffe, und daß aus die Möglichkeit, die Eisenbahnen zurüdzulaufen. Alle Bedinnationalen Gründen im Dften eine bäuerliche Bevö! ferung an- gungen biefes Rückaufes werden auf einer offiziellen Konferenz feftzusiedeln sei. Allgemein wurde zum Ausbrud gebracht, daß bei gefeßt werben. Rußland verzichtet auf seine Rechte hinsichtlich ber Stultivierung der Moore und Dedländer die schlechte Finanglage feiner eigenen Stonzeffionen in China und anulliert die des Staates nicht hinderlich sein dürfe. Gemeinnügigen Bogerentschädigungen unter der Bedingung, daß sie aus. Siedlungsgesellschaften und Gemeinden foll Bauholz zu schließlich für den öffentlichen Unterricht verwendet werden. angemessenen Breifen zur Verfügung gestellt werden. Die Bautätig. Rußland erklärt sich mit der Abschaffung der russischen Konsularteit jei ülrall zu fördern, gerigtsbarteit in China einverstanden.