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Abbau der Reichsjugendpflege.

Dem Ansturm der Bernunft ist es gelungen, das Reichs­jugendwohlfahrtsgefeß( RING.) vor dem allge­meinen Scherbenhaufen zu bewahren, den die Regierung ver­mittels des Ermächtigungsgefeges fabrizierte. Aber zu welcher Gestalt? Die Verordnung über das Infrafttreten hebt zu­nächst den Abschnitt V Die öffentliche Unterstützung Minder jähriger", der, wie mir oben bemerften, den Jugendämtern Unterſtügungsverpflichtungen über das Eriftenzminimum auf­erlegt, auf und gleichzeitig Nr. 3 des§ 3, die den Jugend­ämtern die öffentliche Unterſtügung Minderjähriger zur Bflichtaufgabe macht. Die Unterstützung der hilfsbedürftigen Minderjährigen wird auch nach der Berordnung über die Fürsorgepflicht also von den Ländern geregelt. Borläufig = gelten für Maß und Art der Fürsorge noch die Bestimmungen des RIMG., wonach bei Bedürftigkeit Erziehung und Er­werbsbefähigung und rechtzeitige dauernde und gründliche Ab­hilfe zu gewähren ist. Dann treten die ohne Reichstag von der Reichsregierung mit Zustimmung des Reichsrats aufgestellten Richtlinien an Stelle gefeßlicher Bestimmungen, die von einer fiberwältigenden Mehrheit der Nationalversammlung   be­schlossen wurden.

Die Berordnung bestimmt dann weiter, daß die oberste Landesbehörde, alfo in der Regel die Wohlfahrts oder Ar­beitsministerien der Länder, den Gemeinden die Befugnis er­teilen können, die Aufgaben der Jugendämter anderen Stellen zu übertragen. Die Mitwirkung der freien Wohlfahrtspflege muß nach dem Maßstabe des RWG. auch dann gewahrt sein. Die Errichtung von Landesjugendämtern wird den 2 än dern überlassen. Die Landesregierung bestimmt, wer ihre Aufgaben übernimmt. Ein Reichsjugendamt wird nicht errichtet.

Es wird ausdrücklich betont, daß eine Verpflichtung zur Uebernahme der sogenannten freiwilligen Aufgaben des§ 4, Mutter- und Säuglingsschutz, Jugendpflege, für die Jugend­ämter nicht besteht, ja es fann die oberste Landesbehörde die Jugendämter von einem Teil der Pflichtaufgaben befreien, nämlich von der Jugendhilfe, der Mitwirkung bei der Beauf fichtigung arbeitender Kinder und Jugendlicher, der Kriegs­opferhilfe und den Polizeibehörden.

Entwicklung, insbesondere die Parlamentarisierung damit| tommunistischer Abgeordneter. Mit den Kommunisten, Sozialisten ausdrücklich zu perhorreszieren. stimmten, zur Berblüffung der Deutschnationalen   und Bolksparteiler, auch die Böltischen" für den Antrag.

2. Dr. Hergt war auch nach der Abgabe feiner Demiffions erflärung unter gewissen Voraussetzungen bereit, unter der neuen Schweine wirtschaft" als preußischer Finanzminister weiter mitzuarbeiten.

Als Beweis dafür führe ich folgendes ar: Dr. Hergt hat sich in der Tat am 8. November bereit erklärt, feine Demiffion einzu. geben. Die Situation war damals so, daß man in den maßgebenden preußischen Kreisen bereits einfah, daß selbst beim Festbleiben des Militärs( worauf man aber faum noch rechnete) bei dem erwarteten Austritt der Sozialdemokratie aus dem Kabinett des Prinzen Mar und dem folgenden Generalstreit auch im allerbesten Fall ein weit gehendes Entgegenkommen gegenüber den Wünschen der Links. parteien auf Barlamentarisierung der Regierung und Berwaltung Platz greifen müsse. Dr. Hergt, der heute in der Parlamentarisierung Deutschlands   das größte Unglück erblickt, machte tein Hehl daraus, daß er hoffe, daß die Sozialdemokratle fich mit einer Parlamenta­risierung begnügen würde, an der er bereit sei, mitzuarbeiten. Ins­besondere wolle er auch zur Erleichterung dieser Situation, also zur Herbeiführung der Parlamentarisierung, feine Demiffion eingeben. Nun aber die Hauptsache: Dr. Hergt hat erklärt, so wieder holen wir, daß er die neue Schweinewirtschaft" nicht mitmachen wollte. Gegenüber diefer unrichtigen Darstellung sei hier festgestellt, daß Dr. Hergt noch am 11. November, das heißt bereits zwei Tage nach der amtlichen Bekanntmachung des Reichskanzlers Prinzen Mag von Baden über den Thronverzicht des Kaisers und Königs der Ansicht war, daß die preußischen Reffortminister ihre Geschäfte weiterführen sollten, selbst unter der Voraussetzung, daß die neuen Machthaber sich ein gewiffes Aufsichts- und Einspruchs­recht sichern würden Ja, Dr. Hergt hätte an diesen Tagen fogar noch, wie mir positiv bekannt ist, einen Unterstaatssekretär afzeptiert, den ihm die neuen Männer gestellt hätten! Das heißt mit anderen Worten, Dr. Hergt wäre, wenn man ihn im Amt belaffen hätte, etwa mit einem parlamentarischen Staatssetretär, zum mindesten zunächst durchaus bereit gewesen, ungeachtet seiner am 8. November gegebenen Demiffion, die neue Schweinewirtschaft mitzumachen. All dies sei lediglich zur Gedachtnisstärkung Dr. Hergts dar­gelegt, und um zu zeigen, daß eben auch führende Politiker leider in entscheidenden Momenten nicht immer so handeln und denken, wie sie später als Oppositionsführer wünschten, gehandelt zu haben."

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Die oberste Landesbehörde fann weiter die Altersgrenze Diese Feststellungen werden Hergt natürlich nicht hin­von 14 Jahren für den Pflegefinderschutz herabsehen, wenn bern  , in schönen Volksversammlungsreden seinen helden­mit der Einführung des Schuhalters nach dem RIWG. eine haften Widerstand gegen die Schweinewirtschaft vom Novem­wesentliche Erweiterung bestehender Aufgaben verbunden ber 1918 weiter rühmend zu preisen. Seiner deutschvölkischen wäre, und sie fann die gefeßliche Vormundschaft für die Un- Konturrenz wird er freilich damit nicht imponieren ehelichen auf Antrag von Gemeinden aufheben. fönnen. Die wahre Abrechnung mit der Schweine Damit werden die wichtigsten, wirklich modernen Bewirtschaft der Novemberverbrecher ist und timmungen des Reichsjugendwohlfahrtsgefeges in das Er bleibt das Privileg nicht der deutschnationalen Kapita­messen der jeweiligen Landesregierungen gestellt, und bei listenknechte, sondern der deutschvölkischen Freiheitshelden nahe alles, was nun endlich auf dem Gebiet der Jugend- unter Adolf Hitlers   Führung. wohlfahrt geschaffen, in Frage gestellt wir sehen den Schuh der Gefährdeten, der Pflegefinder und der Unehelichen, abgebaut und stehen wiederum vor einer bunten Musterkarte des Jugendschutzes in Deutschland  .

Hergt und die Schweinewirtschaft". Was man alles vergessen kann. Theatralisch, mit großer Geste erklärte der Herr Staats isminister a. D. Hergt auf die Angriffe des Genoffen Adolf Hoffmann   im Reichstage, er habe seinerzeit den preußischen Dienst vor dem 8. November quittiert, weil er die Schweine wirtschaft nicht mehr habe mitmachen" wollen. Unglüdlicher weise gibt es offenbar Leute, die imstande find, dem Ge­dächtnis des Herrn Hergt etwas nachzuhelfen. Das Berliner Tageblatt" veröffentlicht eine Buschrift aus Freifen, die unmittelbar an den Borgängen in der preußischen Regierung beteiligt waren. In der Zuschrift heißt es:

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Dr. Hergt wird gestatten, daß ich sein Erinnerungsvermögen in zwei fehr wesentlichen Bunften berichtige:

1. Dr. Hergt hat seine Demission nicht gegeben, um die neue

Der neue Landtag in Mecklenburg  .

Schwerin  , 18. März.( Eigener Drahtbericht.) Gestern trat in Schwerin   der neugewählte Landtag zu­sammen. Nach den erbitterten Wahlkämpfen, die den Nationalisten und Bölfischen den faum gewünschten Erfolg brachten, ist sein Gesicht mil dem Hafenfreuz verziert worden. Das Hakenkreuz ist offi­ziell eingezogen auf den Heidenbrüften der Hitlerjünger und jungen. Echon nach außen hin waren die Bölfischen" bestrebt, sich das An. sehen einer Döllischen" Partei zu geben. Denn fie schienen auf die Bläge am meitesten lints" Anspruch erheben zu wollen: doch hat man diesem Wunsche nicht stattgeben fönnen, fchon im Hinblick auf ihre Aehnlichkeit mit den Deutschnationalen, dennoch aber hat man sie zwischen Demokraten( 2 Size) und Boltspartei( 5 Size) geflemmt. Also Partei der Mitte"( 13 Size). Die völtische Arbeitsgemeinschaft" hat sich von den Deutschnationalen getrennt und selbst eine Graftion( 4 Size) aufgemacht.

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Das erste agitatorische und freundnachbarlichste Bekenntnis legten die Bölkischen" ab bei der Abstimmung über einen Antrag der Kommunisten auf Haftentiaffung dreier noch in haft befindlicher

Der Opern- Geist von gestern. bung des Orcheſters wiirde aber auch aus der primitiven Sprech

Zur Jenufa  "-Premiere in der Staatsoper. Ein Runstwert darf nach Form und Inhalt primitiv sein; aber Brimitivität macht noch keine Dichtung zum Kunstwert. Profa in gehobener, gefühisstarter Sprache fann starter, innerlicher wirken, als ein gut gereimtes Gedicht. Nur die prosaische Allerweltssprache taugt nicht für die Dichtung, besonders nicht, wenn im Vorwurf fein großer Gebante, feine entscheibende Lebensibee wirft. Beiben Ein­mänden gegen ein dichterisches Runstwert erliegt bie Oper Jenufa" von Gabriele Breiß. Und selbst in der veristisch naturalistischen Zeit ihrer Entstehung hätte jedes unbefangene Gemüt verlangt, daß in diefem schlecht begründeten Wirrwarr von Liebe und Sinnlichkeit, Güte und Mordtrieb, Schicksal und Nache durch die trüben Wolfen ein einziger heller Sonnenstrahl geschienen märe. Nichts davon in diesem traurigen Boltsspiel, dessen Opfer ein un­schuldiges Rind. eine ehrbare Mutter, ein sehnsüchtiges Weib sind. Barum das alles? Bei der Jenufa  " der Gabriele ist man geneigt, an eine der Moritaten zu denken, die auf Meffen und Jahrmärkten monoton ablaufen.

Stewa Burnja, ber Flatterhafte, liebt Jenufa  . Sein Stiefbruder Laca, der zunächst einen wilden, ungebändigten Eindrud macht, er­fennt, daß Stewa nur die äußere Hülle diefer Jenufa liebt. Er fticht ihr mit einem Meffer die Wange entzwel. Und wirklich: Stewa menbet fich ab, flirtet mit anderen Mäbchen, verlobt fich der bürger­lichen Karolta und läßt sich im Haus der Küsterin( Jenufas 3leb mutter) erst lehen, als diese ihn an die Wiege des vor acht Tagen geborenen Rindes, Etewas Sohn, ruft. Hier, unter den herzzer relißenden Bitten der Küsterin, enthüllt sich Stewa als gefühisrober, minderwertiger Patron. Er verläßt bas Haus, da er durch Heirat der entstellten Frau nicht die Ehre zurüdgeben will. Die Rüfterin, entfeht und verzweifelt, tötet das Kind. Warum tötet die fromme Frau, fragt man? Baca hätte Kind und Mutter zu fich genommen. Während die Hochzeit bereitet wird, findet man unter dem Eis die Rindesleiche. Das Bolt erhebt sich gegen die Kindesmörderin, die es in Jenufa   ahnt. Die Küfterin stellt sich selbst dem Richter. Und Baca, deffen größere, innerliche Liebe endlich erkannt ist, wird Jenufas Seelenqualen lindern.

Dieses glanziose, unfrohe, fchmerblütige und ungefteigerte Buch blaffer Bolfscharaftere hat Beos Janaced tomponiert. Das Sujet loďte den Tschechen. Das fleine Hochzeitslied, das Soldaten­fied und die Jenufa- Weise sind in ihrer einfachen Struftur gute Boltsmufit. Große Arien fennt Janaced nicht. Den Spuren der Mort- Melodie folgend, oft ihren tiefften seelischen Kern treffend, formt er, fühlt er nur teine Perioden, bie wiederholt, nuanciert, variiert, ben Sprecher zu charatterifieren scheinen. Das dürftige Melos flingt bann im Orchester echohaft nad), allzu oft nad). Die Deflamation in Deutschen   ist gut, aber fie fönnte in ber Driginal sprache einheitlicher, psychologisch martanter fein. Eine besondere tyrische Begabung hat Janaced nur für das Wort, nicht für die Beriode, das Lied. Ein Gebet, vor der Mutter Beites etwa, scheint

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ohne melodische Seele, nicht Demut, nicht Glaube, nicht Hymnus. Bei einer gefchickteren, bunteren, fagen wir raffinierteren Berwen­melodie mehr Leben und Ausdrud geboren. So bleiben die dra matischen Akzente. Sie sind so gedrängt, gehäuft und gespannt, daß etwa Moufforgfti nur ein ganz Genialer in einem fortgefeht unruhigen, geheizten Spiel noch Licht und Schatten, hebung und Senfung hätte verteilen fönnen. Die große Leidenschaft, wie sie gelegent lich in den Schlußszenen der drei Afte losbricht, ist äußerliche Laut heit, ein Schret, ein Alarmruf an die Sinne. Wirkliche innere Be wegung spürt man so wenig wie gesunde Bauernerotif. Für die falfche wie die echte Liebe, für Glaube und Bigotterie, für Offenheit und Sünde sind nicht genug Differenzen der musikalischen Sprache gefunden. So lastet eine Monotonie der Partitur auf Stimmen und Instrumenten. Als Vorzüge fallen ins Gewicht: jeder Mangel an Schwulst, ein geisterhaftes Berharren in der Pause, ein stilles Unter malen des Schmerzes, in Zuden des gepeitschten Orchesters in Mo­menten des Graufens, Konzentriertheit der Stimmung ohne Blid auf Sinfonisches, Sinn für theatralische Wirkung. Die letzte Gnade fehlt, der große inspiratorische Gedanke liegt im Dunkeln.

Um eine Generation zu spät bringt die Staatsoper diefes Wert und führt es mit Kleiber scher Energie zu einem respektablen Er­folg. Schwer ist diese Partitur nicht zu handhaben, und wir hätten gewünscht, daß Kleiber als erste Novität sein Temperament an tom. plizierterem Bormurf erprobt hätte. Stubiert war glänzend, und die bäuerlichen Aspekte rochen förmlich nach Echtheit. Die tschechische Kolonie foll an der Beschaffung von Gelbern für die Kostüme nicht unbeteiligt gewesen sein. Fris Soot  ( Baca) und Karl Jöfen ( Stewa) fangen und spielten große Oper mit gutem Können. Aber fie spielten eben. Die Jwijewitaja aber lebte, lebte still wie eine leidende Geliebte und eine entwurzelte Mutter, echt, berzbezwingend in jedem Ton ihrer rührenden Stimme. Frau Arndt Ober fchritt wie ein Schicksal durch die Szene, ein Willensmensch und doch von Geistern genarrt, die sie Gott nannte. Sie betet im Namen der Kirche, sie tötet im Namen Gottes. Ein fanatisches, von Trieben und impulsiven Leidenschaften gequältes Weib. Ihr Schrei und ihr stolzes Schreiten zum richtenden Bolt, ihr letztes mütterliches Lächeln, als die Tochter ihre Sünde mit Liebe straft, bleibt unvergeßlich. Oper von gestern war in einem seelischen Spiel von heute geadeít. Dr. Kurt Singer  .

Sprengung des Kohle- Atoms?

Bei einer ganzen Reihe von Grundstoffen ist es, mie befannt, dem englischen Physiker Rutherford   gelungen, die früher als unteil­bar angesehenen fleinsten Teilchen der Elemente, die Atome, durch eine Beschießung mit den Alphastrahlen des Radiums, die nichts weiter find als Heliumatome, zu sprengen. Diese Versuche haben mesentlich dazu beigetragen, unsere Borstellungen vom Aufbau bes etnem Planetensystem im fleinen gleichenden Atoms zu cr flären. Bemerkenswert war es, daß dieser Sprengungsversuch nur bei Elementen gelang, denen im periodischen System der Elemente eine ungerade Ordnungszahl zukommt. Nun ist es zum erstenmal Professor Hans Pettersson von der Universität Göteborg   gelungen,

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Das Präsidium wurde besetzt Präsident: Iven, Forstmeister, Ludwigsluft( Dnat.), Stellvertreter: Schröder, Roflod( VSPD.), Gieje, Amtshauptmann, Doberan  ( BFP.)

Auf die Erklärung der Demiffion der bisherigen Regierung Stelling wurde von den Deutschnationalen ein Demonstrationsantrag eingebracht auf Verminderung der Ministerzahl von 4 auf 3. J der verfloffenen Seffion des Landtags haben die Deutschnationalen einen intrag der Sozialdemokraten auf Verminderung der Minister­zahl abgelehnt. Die Wahl der Minister ist bis zur nächsten Sitzung ( Dienstag) verschoben worden, da sich anscheinend die Rechtsparteien über die Personen noch nicht einig geworden sind. Als Erjaz brachten sie den oben genannten Antrag ein.

Die Reichsbahn maßregelt. Sozialdemokratischer Vertreter auf die Straße gesetzt. Aus Schwerin  ( Medlb.) wird uns geschrieben:

In der Hauptwerkstatt der Reichsbahn in Malchin   war der Abgeordnete zum Mecklenburgischen Landtag, Heinrich Klasen, feit dem 13. März 1919 als Glafer tätig. Klafen ist Kriegsbeschädigter ( 20 Broz.) und wurde bis 1921 als Angelernter und dann als Blafer beschäftigt. Klafen hat zwei Kinder im Alter von und 3 Jahren und ein Krüppeltind von 18 Jahren in Pflege. Genosse Klafen ist seit 4% Jahren Vorstandsmitglied im Deutschen   Eisen­bahnerverband und Stadt- und Kreisverordneter. Außer­dem war er bis zum 12. März Landtagsabgeordneter. Zum neu­gewählten Landtag steht er als erster Erfagmann auf der BSPD Liste. Am 13. März hat ihm die Eisenbahn­direktion seine Arbeitsstelle gekündigt. Ar Tage zuvor hat die Dienststelle Malchin   acht Arbeiten in Einvernehmen mit dem Betriebsrat gefündigt. Die Direktion hat her. ausgefunden, daß ein Glaser zuviel fei, und deshalb ver­fügt, daß lafen zu entlassen sei, weil er als Glafer zuletzt angefangen hat. Die Kündigung auf Grund der Personal abbauverordnung erscheint formell als forreft. In Wirklichk it iſt fie nichts anderes als eine Maßregelung aus politischen Grünben!

Die Hurenpartei".

Die Franff. 3tg." berichtet: Der deutschnationale Reichstags abgeordnete für Hessen- Nassau   Lind. einer der führenden Männer des Landbundes, hat vor einiger Feit vor der Genossenschaft des fure hessischen Kreises Biegenhain in Irenja eine Rede gehalten, über die eine Reihe von Blättern berichtet hat, daß fie in der demago gischsten Weise gegen das Zentrum und die Deutsche Volks partei   polemisiert habe. Insbesondere habe der Abg. Lind die in­zwischen im Reichstag zurückgewiesenen Berleumdungen gegen Dr. Stresemann vorgebracht( der Minister sei Aufsichtsrats mitglied in tschechoslowakischen und französischen   Konzernen usw.); außerdem habe er ausgesprochen:

Der Abg. Scholz und die Volkspartei sind schuld an allen Steuern. Die Deutsche   Boltspartei hat den Bauernstand glatt verraten. Die ganze Reparationsfrage ist eine Judenfrage hüben und drüben. Das Zentrum ist eine hurenpartei, es hurt mit allen Parteien."

Die Zeitschrift..Deutscher Bauernbund", der Abg. Lind ein Dementi gesandt hat, in dem er bestreitet, solche Aeußerungen getan au haben, erklärt, daß ihr Gewährsmann dabei bleibe, Lind habe jene Säße gefprochen, und eine größere Anzahl Bersammlungs. besucher sei bereit, das unter Eid zu bestätigen

Ablehnung eines Abrüstungsantrages.

London  , 18. März.( WTB.) Das Unterhaus hatte mit 347 Mann forderte. Die Regierung erflärte, einer Politif internationaler der die Berminderung des britischen Heeres von 161 000 auf 100 000 gegen 13 Stimmen den Antrag einiger Arbeitermitglieder abgelehnt, Abrüstung durch gegenseitige Uebereinkommen zu vertrauen. müffe fich aber einem Antrag widerseßen, der die britische Abrüstung inmitten einer bewaffneten Welt befürworte.

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auch das Atom eines Elements mit gerader Ordnungszahl zu teilen, nämlich das des Kohlenstoffes.

In einem Vortrag in der Physikalischen Gesellschaft zu Stockholm  hat Pettersson über die Methoden und die Ergebnisse seiner Arbeiten berichtet. Die Untersuchungen Rutherfords hatten ergeben, daß man aus den Atomen einiger leichterer Grundstoffe Wasserstoffterne her­aussprengen fonnte, wenn man fie mit den schnellen Alphateifchen bombardierte, die vom Radium C und vom Thorium C ausgefandt merden. Diese Teilchen stellen die höchfte bis jetzt bekannte zu fammenballung von Energie bar. Am Radiuminstitut in Wien  , das über besonders starke Radiumpräparate verfügt, hat nun Pettersson zusammen mit Dr. Kirsch und anderen Mitarbeitern die letzten Jahre hindurch Versuche gemacht, die darauf abzielten, durch Anwendung verbesserte Methoden eingehendere Kenntnis über den Bau des Atomferns und seine Verwandlungen zu gewinnen, also über das Hauptproblem der modernen Atomphyfit. Dant dieser neuen Arbeitsweise war es möglich, Atombruchstücke von bedeutend fürzerer Reichweite mahrzunehmen als die von Rutherford   beob achteten. Es wurde auch als sicher nachgewiesen, daß diese Atomt bruchstücke bestimmt Wasserstoffteilchen sind, die von den Atomen abgesprengt waren.

Dr. Pettersson ging dann daran, mit seiner Methode, die die Beobachtung von Atomstüden geringster Reichweite gestattet, das Rohlenatom anzugreifen. Er untersuchte Kohlenstoff in Form von Baraffin, als reiner Graphit und als pulverisierter Diamant, und er erhielt stets die gleichen Ergebnisse. Es zeigte sich mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit, daß das Kohlenstoffatom unter bem Anprall der Alphatelchen zersprengt wird und dabei Wasserstoff­partitel von etwa 6 Zentimeter Reichweite abgibt. Dieses Ergebnis fteht zwar in Widerspruch mit den bisher geltenden Ansichten, stimmt aber mit der eigenen Auffassung Petterssons über den Aufbau des Atoms und über den Mechanismus des Atomzerfalls übercin. Bettersson betonte, daß seine Untersuchungsmethode eine eingehende Erforschung der Struktur des Atomferns ermöglicht.

Hans Balufchet, der Berliner Maler, hat den Vorsitz der Kommiffion für die diesjährige große Berliner   Runitausstellung übernommen, als Nas folger von Prof. M. Schlichting. Balufchet hat nun die Aufgabe, in der neuen Form bas Berliner   Ausstellungswesen im Glaspalast zu organisieren. Gertrud Eyjoldt- Gafiipiel. Die Schaubühne gibt den Totentang von Strindberg mit Gertrud Eisoldt und Baul Mederom am Mittwoch, ben 19., und am Sonnabend, den 22. März, nachmittags 1,4 Uhr.

Große Boltsoper. In der Boris- Auffübrung am Mi woch singt der Betersburger Heldenbariton Gregor Birogoff. Die Aufführung wird ges leitet von fai Dobrowen, dem musikalischen Zeiter des Boris" an der Dresdner Staatsoper  .

In der Berliner   Psychologischen   Gesellschaft spricht am 20., abends 8 Ubr im Institut für praktische Biychologie, Kurfürstendamm 45, Prof Dr. Hennig leber musttaliige 3nspiration" und leber feclifde Mitarbeit bei der Lefiüre bon Dightwerten". Gäste werden, soweit der Raum reicht, zugelassen.

Das neue Ameritafiugschiff. Das in Friedrichshafen   am Bodensee   er Baute Luftschiff.  3. R. 8" wird in allernächster Zeit mit seinen Probefahrtent beginnen. Der Flug über den Dzean nach Amerita wird Ende April ober Anfang Mai las medes