Borsigender zu Hitler : Haben Sie mit Exzellenz Ludendorff über militärische und diftatorische Befugnisse gesprochen?"
Hitler : Ich habe mit Erzellenz Ludendorff über diese kontrete Frage vorher nie gesprochen. Das war ja auch nicht möglich, da Exz. Ludendorff zu Anfang völlig gegen Lossow eingestellt war. Exz. Lossow hat ja General Ludendorff erst nähere Aufklärungen über Die angestrebte Patentlösung gegeben. Ich bedauere, daß die Herren Ebert und Stresemann nicht hier als Zeugen vernommen worden sind, ob jemals an sie wegen der Frage des Reichs Direktoriums herangetreten worden ist.
Der Marsch nach Berlin war doch so gedacht, daß in einem Augenblid die große Lawine einsehen sollte, damit die Herrschaften in Berlin gar nicht erst sich nachfolger fáaffen konnten. Es ist doch auch wohl klar, daß wir nicht mit einem Mann vorher verhandelt haben, der noch 1918 Führer einer Streitfommilfion war und dann Reichspräsident geworden ist. Das Programm stellte fich für mich so dar, daß erst die Tat tommen mußte, und hinterher fonnte man noch Männer für das Diretforium juchen. Zuerst mußte eine ungeheure politische Propaganda cinsetzen. Hätte sich unsere Bewegung durchgefeht, fo hätten wir sofort eine Volfsabftimmung darüber in die Wege geleitet, ob das deutsche Bolt die aus der Revolution 1918 gefchaffene Republir anerkennz oder nicht. Erkannte das Volk jie an, jo follte die Republi für ewig bleiben. Undernfalls konnte
fie selbstverständlich keinen Tag länger bestehen. Staatsanwalt Ehardt: Die Folgen des Butsches sind dem Gericht und auch der Deffentlichkeit ja wohl bekannt. Trotzdem wäre es sehr erwünscht, wenn ein Vertreter des Auswärtigen Amtes hier über die Wirkungen gehört werde, die der Puts h außenpolitisch hatte.
Justizrat v. 3efch wit: Eine folche Aussage würde wohl für' tas Gericht nicht allzu großen Wert haben, denn wir können nicht die politischen Fäden, die in der Nacht zum 9. November noch Mainz gingen,
erörtern. und alle Dinge würgen sich öffentlich auch gar nicht aufrollen lassen.
Hitler : Selbstverständlich hat das Ausland auch unsere Bewegung wie alles andere zum Schaden Deutschlands ausgelegt. Deswegen
verlohnt es sich nicht der Mühe, hier einen Vertreter des Aus. wärtigen Amtes zu hören, denn Sachverständige in politischen Dingen hat es nicht.
Staatsanwalt hardt: Nicht nur außenpolitisch, sondern auch Innerpolitisch hat der Putsch schwere Folgen gehabt. Ich will mich hier nicht näher verbreiten. Hitler :
Selbstverständlich hat der Putsch schwere Folgen gehabt, das war ja auch die Absicht.
Unser Butsch sollte die Regierung hinwegfegen, bie feit fünf Sahren zur Freude des Auslandes im Bunde mit dem Marrismus Deutschland zu Tode regiert. Wir haben gerade die Absicht gehabt, unserem Land die Freiheit wiederzugeben und es von der Knechtschaft zu befreien. Hätten wir andere eigennützige Zwede im Auge gehabt, dann würde es für uns alle nur hier eine Strafe geben, nämlich den Tod.
Hierauf wurde die Beweisaufnahme geschlossen. Staatsanwalt Stendglein stellte dann den Antrag, daß das Gericht in geheimer Sigung fich über die Frage einig werden soll, ob die Plaidoners der Berteidiger und die Schlußworte der An geflagten in öffentlicher oder nichtöffentlicher Sizung verhandelt werden follen, weil in den Aeußerungen der Verteidiger und der Angeklagten felbstverständlich auch alle die Dinge berührt würden, die in den geheimen Sigungen erörtert worden sind. Die Berteidigung erbat sich eine Pause von 30 Minuten, um ihrerseits zu der Frage Stellung zu nehmen, während das Gericht sich zurüd zog, um feinerseits Beschlüsse zu fassen.
Der Zeigner- Prozeß.
Der Staatsanwalt hat kein Glück."
Die heutige Sigung beginnt mit der Erörterung des Falles Brandt. Der Angeftante Möbius gibt dazu feine Erklärungen. Die Bekanntschaft mit Brandt hat ihm ein gewiffer Göze vermittelt.
Der Angeklagte bestreitet jetzt
bie von ihm beim Untersuchungsrichter gemachten Angaben, die da hin gehen, taß er von Brandt für Dr. Seigner ein gefchloffenes Kuvert mit dem Gesuch und mit 5000 mart erhalten habe. Das Geld foll in einem offenen Ruvert gewesen sein und ist vom Angeklagten selbst behalten worden. Auf Brandts Vorschlag fuhren fie beide später nach Dresden , um bei Dr. Zeigner persönlich vor stellig zu werden. Brandt blieb im Café Lippold, Möbius fuchte Dr. Beigner in dessen Wohnung auf und bat ihn, ins Café zu tommen. Dr. Beigne: weigerte fich anfangs, ließ sich dann aber ein. Als der Möbius ins Café zurückam, zeigte ihm Brandt das Kuvert mit dem Gesuch, in das er auch Geld hineingetan hatte, um es Dr. Zeigner zu übergeben. Der Angeklagte will Brandt von feiner Absicht, das Geld 3eigner zu übermitteln, abge. raten haben Er meinte aber dazu: 3ch verschenfe das Geld, wenn Dr. 3eigner es nicht nimmt, fo behalte Dues." Als Dr Beigner einige Minuten später eintrat, übergab ihm Brandt im geschlossenen Kuvert Gesuch und Geld. Möbius will darüber sehr bestürzt gewesen sein und ist Dr. Beigner nachgelaufen und hat ihm mitgeteilt, daß im Rupert Geld sei. Dr. Zeigner öffnete nun das Ruvert und gab ihm 10 000 Mart. Als er dann Zeigner in dessen Wohnung in Leipzig aufsuchte, gab ihm dieser noch 7000 Mart mit dem Auftrage, das Geld zu Brandt zu schaffen.
Beide Summen Geldes hat aber der Angeklagte Möbius für fich behalten.
Vis nun Brandt verhaftet wurde und Frau Brandt darüber ganz verzweifelt war, erklärte fie, sie würde ihre Wirtschaft verfaufen, Möbius folle nach Dresden fahren und mit Dr. Zeigner sprochen. Das tat er auch. Dr. Zeigner verfertigte den Entwurf cines Gefuches, das Frau Brandt bann umschreiben ließ und es hinterher Dr. 3eigner überreichte. Den Entwurf verbrannte er. Nachdem Brandt auf freien Fuß gefeht war, gab er ihm zwei Zentner Mehl, einen Zentner für ihn und einen für Dr. Zeigner. Möbius verkaufte aber den für Zeigner beffimmten Zentner Mehl en Frau Beigner für 320 M. Hinterher erhielt er noch 10 Zentner Mehl. Dr. Zeigner sollte eine Gans befommen. Als Brandt dann eines Tages den Wunsch äußerte, Dr. Beigner wieder persönlich zu sprechen, paßte Möbius Dr Zeigner ab, als er nach Leipzig fam, holte ihn vom Bahnhof ab und vermittelte so eine Begegnung Dr. Zeigners mit Brandt. Hier übergab Brandt dem Dr. Zeigner
auf der Straße das Patet mit der Gans.
mit den Worten: Hier, Herr Doktor, eine Weihnachtsgans." Dr. Zeigner weigerte fich aber, die Gans anzunehmen, und sagte zu Brandt: Machen Sie feinen Unfinn."
Um fein Aufsehen zu erregen, nahm schließlich Dr. Zeigner die Gans doch zu fich, übergab fie aber hinterher sofort dem Angeflagten Möbius.
Da diese Aussage des Angeflagten mit seinen früheren Aussagen nicht übereinstimmt, werden ihm der Reihe nach alle seine frühe. ren Aussagen vorgehalten. Aus diesen geht hervor, daß Dr. Zeigner beide Male das Geld behalten und ihm davon nur fleine Eummen gegeben haben soll, daß ferner auch die Gans bei Dr. Zeigner geblieben war. Auch foll Dr. Zeigner ihm befohlen haben, den Eninurf zu verbrennen.
( Fortseßung in der Morgenausgabe.)
Eine Heimat- Schulfammlung.
"
Was war uns Alten, als wir jung waren, der Unterricht in der Heimatkunde? Sur Qual machte ihn uns die Belastung des Gedächt nisses mit totem Wissenstram, der auswendig gelernt wurde und tot blieb. Manches ist da im Laufe der letzten Jahrzehnte besser geworden, aber die gedächtnismäßige Aneignung behauptete sich als das Beherrschende. Erst die neue Schule, die dem Rinde alles zum Erlebnis werden lassen wili, stellt den Heimat fundeunterricht auf eine ganz andere Grundlage. Das Wort Unterricht", das gegenüben der Religion schon immer als ein Unfinn hätte gelten sollen, will auch zur Heimatkunde nicht mehr recht passen. Gibt nicht die Schule dem Kinde auch darin ein Stück Religion", daß fie ihm die Heimat als Erlebnis näher bringt und mit dem Heimatverständnis in ihm die Heimatliebe gewect?
Mit welchen Mitteln heute das Schulkind in die Kenntnis der Heimat eingeführt wird, zeigt eine Heimat Schulsammlung, die in Berlin in dem Gemeindeschulhaufe der Ibsenstraße aufgestellt ist. Die vor 12 Jahren gegründete Heimatkundliche Ber einigung des Berliner Lehrervereins hat in jahrelanger planvoller Arbeit diese Sammlung geschaffen, und was sie von ihren heimatkundlichen Fahrten als Ertrag heimgebracht hat, wird jeht nicht nur der Lehrerschaft als Hilfsmittel für die Arbeit der Schule übergeben, sondern auch der ganzen Bevölkerung als Quelle der Belehrung zugängig gemacht. Bei der Eröffnung, die am Sonnabend mit einer fleinen Feier vollzogen wurde, wies Schulrat Nydahl darauf hin, daß die aus dem neuen Geist heraus entstandene Sammlung bei der bevorstehenden Einführung des neuen Heimatkunde- Lehrplanes zu der ihr gebührenden Geltung und Bedeutung kommen wird. Lehrer Ratthey, der Vorsitzende der
Bezirksausschuß für Arbeiterwohlfahrt und Kinderschuß.
Große allgemeine Konferenz
Mittwoch, den 19. März, abends 7 Uhr( nicht 6 Uhr) im Bürgersaal des Rathauses. Tagesordnung:
Die Verordnung über die öffentlich- rechtlichen Fürsorge aufgaben und die Auswirkungen auf
a) die Wohlfahrtspflege b) die Sozialversicherung. Genoffin Wachenheim ( zu a), Genoffe Dr. Friedländer( zu b).
Referenten:
Heimatkundlichen Bereinigung. fonnte in Aussicht stellen, daß dieser erften Heimat Schulsammlung Berlins in nicht zu ferner Zeit eine zweite folgen wird.
Die Sammlung wird den Lehrer bei seinen Bemühungen, vor dem Kinde die Heimat in all ihrer Lebendigkeit erstehen zu lassen, wirksam unterstützen. Von dem Bezirk, in dem die Wohnung des Kindes und das Haus der Schule liegt, geht die Erkundung der Heimat aus, und schrittweise verbreitet sie fich über die ganze Stadt und in die nähere und fernere Umgebung. Führungen und Ausflüge durch Bezirk, Stadtgebiet und Umgebung sind dabei unentbehrlich, aber auch die in der Heimat- Schulfammlung gebotenen Anschauungsmittel helfen dem Kind, sich die Heimat erarbeiten, Land und Leute, Boden und Siedlung, auch die Siedlung der Borzeit, werben gezeigt in Karten, in Ansichten und Modellen, in Reliefs zur Veranschaulichung der Oberflächengestaltung, in Holz und Steinproben und vielem anderen, was aus Feld und Bald heimgebracht worden ist.
eingebracht werden. Bekanntlich haben Wetter und Inflation den 300 im Borjahr sehr bedrängt, so daß an Ueberschüsse gar nicht zu benfen war. Dazu tam seit dem Herbst das Verfagen der Zuschüsse von Staat und Stadt, die beide schmer mit sich selbst zu kämpfen haben. Aus allen diefen Gründen ist eine Rückkehr zu den früheren billigen Eintrittspreifen im Intereffe der Erhaltung des 300 tm Augenblid völlig un. möglich. Für das Frühjahr wird eine Herabseßung der Preise geplant. Db freilich jemals wieder die alten Friedenspreise erreicht werden, läßt sich heute noch nicht sagen
Diese Antwort ist wirklich nicht tröst ich. Wir können nur ers neut unser Bedauern darüber ausdrüden, daß die breiten Massen der Bevölkerung von dem 300 durch die Höhe der Eintrittspreise ferngehalten werden. Ob nicht bei dieser Preisbemessung, die den Minderbemittelten eine Quelle der Belehrung entzieht, auch der 300 troh hoher Eintrittspreise schließlich einen Rüdgang der Einnahmen haben wird, das sollte die Direktion sehr sorgfam erwägen.
im
Am Friedhof des 18. März.
Berlin scheint seine Märzgefallener vergessen zu haben. Draußen Friedrichshain , dort, wo die Kämpfer von 1848 und dis Novembergefallenen von 1918 Ichlummern, war es am heutigen Bor. mittag so still wie immer hier. Wohl famen einige Besucher zu den Gräbern, doch die üblichen Krang eputationen blieben, wenigstens am Bormittag, aus. Mit einer gewissen Bitternis muß festgestellt werden, daß bis zur Mittagszeit nur drei Kränze die verfallenn Graber der Freiheitstämpfer schmückten Auch die Kommunisten hatten bis zur Mittagszeit den Weg zum Friedhof im Friedrichshain nicht finden fönnen! Und die Demofra en und die übrigen rabifal- republikanischen Gruppen und Brüppchen?
18
Verlag und Redaktion des Borwärts" ließen in den Vormittagsstunden einen Kranz niederlegen, deffen Schleife die Worte trug: Der Schrei nach Freiheit, einst in Blut erstickt, G'arb nicht mit Euch! Es wuchs sein wild Begehren! Das Boll ward frei. Es hält fein Schmert gezücft, Um jedem Feind Jer's tnechten möcht, zu wehren! Dann bemerkte man noch einen Kranz vom Bezirksverband der Berliner Partelorganisation und von der Berliner Bewert Ein Strauß von Weidenfätzchen ruht auf einem verwitterten Denkschaftstommission und dem AfA- Bund, Drtskartell Berlin . stein. Schwarzrotgoldenes Band ist um die Stiele gewunden..
Der geheimnisvolle Kurier.
Das Abenteuer eines Unbekannten.
Eine mysteriöse Affäre beschäftigt die politische und die Kriminalpolizet. Gestern abend wurde in der Gegend von Freiberg in Sachsen von einem Automobilführer auf der Chauffee ein Mann hilflos aufgefunden und nach dem Krankenhaus in Frei berg gebracht. Hier gab er an, daß er von Schmettow heiße, Kurier der lettländischen Gesandschaft in Berlin sei, und am Kurfürstendamm wohne. Gestern nachmittag fer er mit feinem Schwager, einem Freiherrn Alexander von Laudon aus der Potsdamer Straße , in dessen Privatauto mit noch zwei Russen namens Gutschow und Gadrion von Berlin nach München abgefahren. In Freiberg habe man turze Raft gemacht, und gegen 8 Uhr sei man dann weitergefahren. Bald darauf sei er im Auto betäubt,
Die Heimat- Schulfammlung fann im Schulhause bien Straße 17 an jedem Mittwoch von 4 bis 7 Uhr beschaft einen Mann namens von Schmettom oder gar einen Sturier höchstens 20 Berfonen fönnen an anderen Tagen stattfinden, müffen sichtigt werden. Gemeinschaftliche Besichtigungen durch Gruppen bis aber vorher unter Angabe der gewünschten Zeit( möglichst mehrere Lage zur Auswahl) bei der Heimatkundlichen Bereinigung( Ibsen Straße 17) angemeldet werden. Es erfolgt dann Benachrichtigung über die Zeit, auch wird eine Führung besorgt.
Der Mörder einer Siebenjährigen.
Eine erschütternde Szene im Gerichtssaal. Eins der scheußlichsten Verbrechen gelangte heute vor der 5. Straffammer des Landgerichts III unter Borsiz des Landgerichtsdirektors Friedmann zur Verhandlung. Am 16. Oktober v. J. wurde die siebenjährige Schülerin Lucie Conrad von ihrer Mutter, als diese nach Hause kam, mit Bürgemal und zertrümmertem Schädel unter Decken gefunden. Die Einzelheiten der Bluttat erweckten damals allgemeines Entfezen, um so mehr, als sich dann herausstellte, daß das Verbrechen an dem unschuldigen Kinde verübt worden war, um an der Mutter Rache zu üben. Der Täter stellte sich selbst der Polizei und machte mit einer kaum dagewesenen Ruhe und Kaft blütigkeit die Angaben über die scheußlichen Vorgänge.
Der Täter, ein Uhrmacher Schaper, wohnte seit 1921 bei der Witwe Conrad in der Dudenarderstraße 3 und war auch zu der Mutter in nähere Beziehungen getreten. Dieses Verhältnis hatte sich aber in letzter Zeit abgefühlt. Die Frau wollte nichts mehr von ihm miffen und es kam zu Eifersuchtsszenen. Da er auch arbeitslos geworden war, hatte ihm Frau Conrad zum 15. Oftober gefündigt. Als er am 15. abends heimkehrte, wurde ihm der Eintritt verweigert. Erft den Bemühungen des Hausverwalters gelang es, Frau Conrad zu überreden, den Angeklagten noch eine Nacht zu beherbergen. Das Zimmer war aber vollkommen ausgeräumt, so daß der Angeklagte nicht schlafen konnte. Am nächsten Morgen ging Frau Conrad um 7 Uhr zur Arbeit. Der Angeklagte hatte dann das Kind in fein Bimmer gelockt und die Bluttat verübt. Eine erschütternbe Szene spielte fich gleich bei Beginn der Verhandlung ab. Als beim Zeugenaufruf die ebenfalls vorgeladene Frau Conrad des Mörders ihres unschuldig hingeschlachteten Kindes ansichtig wurde, brach sie in Schreifrämpfe aus, so daß fie aus dem Gaale geführt merden mußte. Das ganze Gebäude schallte noch lange von dem Geschrei der armen Mutter wider. Medizinalrat Dr. Storm empfahl dem Gericht, die Bernehmung der Frau Conrad in Abwesenheit bes Angeklagten vorzunehmen, um eine neue Erregung der Zeugin zu vermeiden. Der Angeklagte blieb bei diesem Vorfall, ebenso wie bei seiner weiteren Bernehmung, vollständig ruhig und faltblütig. Nicht eine Mustel bewegte sich in feinem Geficht. Der jetzt im 52. Jahre stehende Angeklagte wird vom Vorsitzenden über sein Borleben vernommen. Borf.: ,, Sie haben schon einmal ein Mefferattentat auf ein Mädchen zu machen verfucht, daß Sie nicht heiraten wollte." Angefl.:„ Das war meine Nichte. Ich bin auf sie lesgegangen, habe sie aber nicht verlegt." Der Angeklagte fagte über sein Verhältnis zu der Frau Conrad aus: Wenn ich gefagt haben follte: Ich werde dir eins auswischen, dann kann ich nur gemeint haben, daß ich der Polizei Anzeige machen wollte über ihren Lebenswandel. Ste besuchte Witwenbälle und brachte Männer nach Hause. Ich habe sie heiraten wollen. Ich wollte das fleine Kind, das ich liebe und das auch an mir hing, an mich fesseln." Die Verhandlung geht bei Schluß des Blattes weiter.
Der teure 300.
Zu der in Nr. 122 wiebergegebenen Klage eines 300. freundes, der mit seiner Familie den Besuch des ihm lieb ne mordenen 300 wegen der Höhe des jezigen Eintrittspreises( 2 M. an einem Gonnteg!) unterlassen mußte, erhalten wir eine Gegen. äußerung. Die Direktion bes 300 schreibt uns:
" Der Poobetrieb ist im Winter stets ein Verluftbetrieb. Die recht hohen Fehlbeträge müssen entweder durch Ueberschuß aus dem Sommerbetrieb oder durch Zuschüsse vom Staat oder der Stadt her
wichtiger Geheimatten der Tettlän. dischen Gesandschaft und feiner ganzen Barschaft beraubt und hierauf aus dem Wagen geworfen worden. Er müsse etwa eine Stunde auf der Chaussee gelegen haben, bis bus andere Automobil ihn fand und aufnahm. Einen Ausweis über seine Person besitzt der Mann nicht, irgendwelche Mittel hat er auch nicht. Die politische Polizei erkundigte fich fofort bei der lettländischen Gesandt fchaft Hier fonnte aber nur festgestellt werden, daß die Gesandtmit Geheimatten abgefandt, unterhält überhaupt feinen Kurierdienst biefes Namens nicht fennt. Sie hat gestern auch keinen Kurier zwischen Berlin und anderen deutschen Städten, sondern nur zwischen hier und der Hauptstadt Riga . Man dachte nun an eine etwaige Berwechslung mit der litauischen Gefandifchaft, aber eine Nachfrage dort hatte das gleiche negative Ergebnis. Auch die littauische Gesandschaft tennt feinen Kurier von Schmettow und hat auch niemanden abgeschickt. Bon einem Ueberfall aus politischen Beweg gründen fann also sicher feine Rede sein. Ob es sich um einen Raubüberfall gewöhnlicher Art handelt, müssen erst die weiteren Ermitt lungen ergeben, die jetzt der Leiter des Raubbezernates, Kriminal tommissar Berneburg aufgenommen hat. Die Nachforschungen nach dem angeblichen Freiherrn von Laudon, feinem Chauffeur und den beiden Russen, die etwa 35 bis 40 Jahre alt sein sollen, find eingeleitet.
Die Einführung der Sommerzeit, die infolge der ablehnenden Haltung des Reichstages in den letzten zwei Jahren nicht zur Durch führung gelangt ist, steh im Augenblid wieder im Vordergrund. Bon der preußischen Regierung wurde an die Reichsregierung mit der Anregung horangetreten, es fell in diesem Jahre wieder die Sommerzeit eingeführt werden. Die Reichsregierung hat gegen. über der Sommerzeit grundsätzliche Bedenken nicht. Ob es tatsäch lich zur Wiedereinführung der Semmerzeit tommen wird, dafür dürfte wesentlich die Stellungnahme des neuen Reichs. tages von Bedeutung sein.
Deutsche Nothilfe, Abteilung Treptow . Am Mittwoch, den 19. März, wird in den Ortsteilen Treptom und Baumschulenweg eine Sammlung von Kleidern und Wäsche, Stiefeln usw. zum 3mede ber Unterstützung bedürftiger Familien vorgenommen werden. Dio Bagen beginnen ihre Rundfahrt um 10 Uhr vormi.tags, Kutscher und die begleitenden Helferinnen sind durch Binden mit dem Aufdrud Deutsche Nothilfe" fenntlich gemacht. Außerdem werden Spenden der bezeichneten Art auch auf der Polizeiwache in der alten Kaserne Bouchéstraße entgegengenommmen, wo sich das Depot für die Bblieferung beindet. Die Deutsche Nothilfe richtet an die Bevölkerung die herzliche Bitte, für diese Sammlung entbehrliche Sachen herzugeben, damit den dringendsten Motstand abgeholfen
werden kann.
Zu den Landesverratsprozessen. Jm Jabre 1928 über 1800 Landesverratsproдeffe, auch in den Vorjahren sicher eine sehr große Bahl! Dabei findet sich in der amtlichen Sammlung Der Strafentscheidungen des Reichsgerichts io aut wie nichts über diefe fo umfangreiche und bedeutsame Die„ Deutsche Liga für Menschenrechte". Rechtsbredung. Berlin W 66, Wilhelmstr. 48 III, will daher von sich aus diesen rechtlich und politisch ungemein wichtigen Stoff fammeln und fichten. Sie bittet darum, alle in solchen Prozessen ergangenen Urteile ihr zuzusenden.
Jeugen gelucht, bie am 25. Drober, 1923 gefehen haben, wie in der Schönbaufer Allee anläßlich der Beerdigungsfeierlich feit des Schuhmacher's St ein junges Mädchen von der Schubpolizet verhaftet wurde, als sie den Beamten bat, von einem zu Boden geichlagenen jungen Mann abzulassen, weil dieser schon start blutete. Der junge Mann felbft, fowie der Herr im Selbstroller werben besonders gebeten, ihre Adressen gegen Erstattung der Unkosten einzusenden an Frl. Martha Dtte, Berlin N., Pappelallee 43.
Jugendliche als Maffenmörder.
Aus Brüssel wird ein Fall unerhörter Berrohung gemeldet. In Landclies in Wallonien ( Belgien ) wurde ein 18jähriger junger Mann verhafiet, der mit einem 15jährigen Freund nicht weni ger als acht Menschen getötet hatte. Die Opfer waren Boute, die an den Ufern der Sambre spazierten und dort von den beiden niedergeschossen wurden. Nachdem die Leichen ausgeplündert waren, wurden sie ins Wasser geworfa