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Bayerischer Volksentscheid am 6. April.

München , 18. März.( Eigener Drahtbericht.) Nachdem der bayerische Landtag in seiner Schlußsitzung am Montag das Bolts. begehren auf Aenderung der Verfassung abgelehnt hatte, weil mit 72 Stimmen für und 66 Stimmen gegen die Verfassungsänderung die erforderliche Zweitrittelmehrheit nicht erreicht worden war, muß nun dieses Boltsbegehren nach der Berfassung der Ent. scheidung des Volkes unterbreitet werden. Das Staatsministerium hat bereits, wie aus einer Verfügung im Staatsanzeiger" ersichtlich ist, diesen Bolks entscheid auf den 6. April, also auf den Tag der Neuwahlen zum Landtag, anberoumt. Dabei ist über folgende Fragen zu entscheiden: Soll folgendes Verfassungsgesetz eriassen werden? Der im ersten Halbahr 1924 neu gewählte Landtag ist ermächtigt, ein Gefeß zur Umgestaltung der bayerischen Verfassung mit einfacher Mehrheit seiner Mitglieder zu beschließen. Die Stimm zettel für die Landtagswahl und die Boltsentscheidung sind zusammen mit einem Wahlumschlag abzugeben.

Kleine Vorlagen im Landtag.

In der gestrigen Landtagssigung brachte Abg. Schulz- Neukölln ( Romm.) einen Antrag ein, wonach der Landtag seine sofortige Auflösung beschließen soll.( Große Heiterfeit.)

Der Präsident Leinert erklärte die fofortige Beratung diefes Antrages für unzulässig. Der Hauptausschuß hat hinsichtlich der Neubauten auf der Berliner Museumsinsel beschlossen, dem Landtag die Durchführung der Neubauten ohne Abstriche zu empfehlen; die Mittel sollen durch eine Lotterie nach dem Muster der Kölner Dombau­Lotterie aufgebracht werden.

Abg. Dr. Waenfig( S03.) empfiehlt diesen Weg als ben geeig. netften. Erforderlich sei ein fruchtbares Zusammenarbeiten der Künstlerschaft mit den staatlichen Organen. Abg. Kimbel- Berlin ( Dnat.) erklärt, daß der Landtag über diese Baufrage in den Vorjahren falsch informiert worden sei. Die Vor­würfe gegen die Bauleitung feien durchaus unberechtigt. Abg. Dr. Schwering( 3.) bezeichnet den Bau als ein gewaltiges nationales Baumert, das u. a. den Schatz der pergamenischen Alter. tümer aufnehmen soll. Der Bau müsse ausgeführt werden.

Abg. Buchhorn( D. Vp.) betont ebenso die kulturelle Bedeutung solcher Bauten und verlangt absolute Klarheit zwischen der Finanz­Direttion" und der Bauleitung.

Der Antrag des Hauptausschusses wird angenommen. Die Vorlage zur Bedeichung des Vorlandes vor der Wieding harde im Regierungsbezirt Schleswig wird angenommen.

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In namentlicher Abstimmung wird die Entschließung Winckler ( Dnat.) auf einstweilige Einstellung der Maßnahmen gegen die Dampfteffelüberwachungsvereine mit 179 gegen 142 Stimmen angenommen. Die weiteren Anträge der Deutsch­nationalen und der Deutschen Volkspartei über Belaffung der Auf­fichtsbefugnisse bei den Vereinen und Zurückziehung der Erlaffe des Sandelsministers über die Anstellung von den Gemerfschaften ge­nehmen Betriebsfontrolleuren und die Bildung von Ausschüssen mer. den dem Handelsausschuk überwiesen.

Mittwoch 12 Uhr: Jugendwohlfahrtsgefeh. Kirchenverfassungs gefet, fleinere Borlagen. Schluß 5% Uhr.

Republik Perfien?

London , 18. März.( WIB.) Reuter meldet aus Teheran , die fortschrittliche Partei, die mit der sozialistischen Partei Die Mehrheit, im Parlament bilde, habe sich für die Abseßung des Schahs und die Ausrufung der Republit erklärt.

Demokraten und Neu- Republikaner. Die Redakteure Rari Better und Carl v. Offiepty, die eine führende Rolle bei der Begründung der neuen Republikanischen Bartei" spielten, sind aus der Redaktion der Berliner Boltszeitung" aus. gefchieben. Was nicht weiter verwunderlich ist, wenn man weiß, daß der Chefredakteur des Blattes für die Demokraten tan­Didiert

Die türkilde Nationalber­Frauenwahlrecht in der Türfel. fammlung hat die ersten siebzehn Artifel der neuen republifanichen Berfaffung angenommen. Der Artifel zein dieser Verfassung berleibt das Wabirect an Männer und Frauen, die das 18. Lebensjahr überschritten haben.

plötzlich große Rochen und Sägefische in den korridoren des Ge. bäudes herumplätscherten und sich sehr ungehalten darüber zeigten, daß man sie so aufs Trodene gelegt hatte. Es gelang glücklich, die There wieder einzufangen, ohne daß sie durch dieses Abenteuer ge­fafädigt waren. Tas Gas, das dann schließlich für die größten Tants benutzt wurde, hat eine Dide von 1% Boll.

Brennstoff in der Westentasche. Wer einmal die Bekanntschaft mit Thermit gemacht hat, das in furchtbar heißem Glutstrom Straßenbahnschienen zusammenschmi zt, wird den Kopf schütteln, wenn man ihm vorsch äg, mit diesem Brennstoff" das Blätteisen oder den Lötkolben zu erhitzen. Thermit besteht aus einem Gemisch von Eisen- und Aluminiumpulver, das, in geeigneter Weise entzündet, unter großer Higeentwidlung schmilzt, wobei Temperaturen von etwa 3000 Grad Celsius entstehen. Jest find, nach der Hamburger Technischen Rundschau", findige Köpfe auf die Idee gekommen, biefe im großen feit langem angewandte Heizart in eine geeignete Form für Haus, Werkstatt und Montageplähe zu bringen. Man hat fleine Kapseln hergestellt, etwa in der Größe einer Taschenuhr, die das thermitähnliche Pulver enthalten, das an sich ja völlig ungefährlich und harm os ist. Im Dedel ist eine besondere Masse eingebettet, die etwa die Rolle des Zündhütchens in einer Patrone spielt, nur mit dem Unterschied, daß es nicht durch Echlag, sondern nur durch ein chemisches Zündholz in Brand gesetzt werden fann, das durch einen Kreuzschnitt im Dedel eingestellt ist Ein solches Moßheizbritett", wie man es getauft hat, fann man unbedenklich in der Westentasche tragen Allerdings ist es nicht ohne weiteres zu verwenden, es be­dark dazu besonders gebau'er Apparate, die der plötzlichen Hize entwicklung gewachsen find. Zunächst hat man ein Blätteisen und einen Lötkolben hergestellt. Das Blätteisen wird aufgeklappt und die Dose in eine wollausgekleidete Höhlung reegt, dann geschlossen und entzündet. Nach 2 Sekunden ist der Blättstahl etwa 120 Grad heiß; ungefähr 20 minuten tann man mit ihm bügeln, ehe er zu weit abgefühlt ist. Aehnlich ein Lötkolben, der allerdings wegen der bedeutend höheren Temperatur, die das Löten erfordert, mit einer Batrone nur etwa 8 Minuten arbeitsfähig bleibt. Eine weitere Anwendung, die schon erprobt ift, liegt in der Ausnußung für die Ingangfehung von Glühtopfmotoren, die heute durch Erwärmen des Ropfes mit der Lötlampe recht zeiiraubend ist, mitunter in Fischer booten auf hoher See in Sturm und Wet'er auch versagt, während die chemische Zündung der Patrone unter allen Umständen gelingt. Die schwedischen Truppen verwenden die Patronen auch schon ver fuchsweise für das Erhihen von Wasser zur Speisebereitung auf Felddiensten in Eis und Schnee. Für die allgemeine Anwendung find derartige Brifetts" natürlich zu fostspielig. das sei gefagt, um nicht fa sche Hoffnungen zu erwecken, aber in Sonderfällen, wo es auf rasche Wirkung von fürzerer Dauer antommt, erscheinen sie durch aus wirtschaftlich.

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In der II. Lanzmafinee der Boltsbühne, bie am Sonntag 80. åra, mittags 12 Uhr im beater am Balomplas ftaft findet, wird Leni Riefenstahl außer thren bekannten Brogramm. nummern( Tänze bes Cros, Sinfonie, Traumblüte usw.) bret in Berlin noch nicht gezeigte Neufchöpfungen borführen. Starten zu 70 Bf.( Nichtmitglieder zahlen 50. nach) in der Geschäftsstelle der Bolts. Bühne, Linienſtr. 227, sowie in den bekannten Zahlstellen erhältlich.

Der Prozeß gegen Zeigner.

Die Rolle des Staatsanwalts Fiedler,

Celpzig, 18. März.( Eigener Drahtbericht.) Der Angeklagte Möbius erklärt, daß er seine ersten Aus­fagen unter der Einwirkung der Haft( er ist auch wirklich, nachdem er feine belastenden Aussagen gemacht hatte, aus der Haft entlassen worden) und unter dem Einfluß des Untersuchungsrichters Fiedler und des Rechtsanwalts Dr. Meltzer gemacht habe. Bei den letzten Vernehmungen hat Möbius dann die gleichen Aus­fagen wie jegt vor dem Gericht gemacht. Er erklärt, damals Dr. Beigner abfichtlich belastet zu haben, um sich zu entlasten. Charakteristisch für den Wert der früheren Aussagen des Möbius ist folgende kleine Episode: Aus dem Gans- Patet, das von Brandt Dr. Beigner überreicht worden ist, sollten die Gänsefüße heraus­gegudt haben. Frau Brandt aber versicherte, daß jener Gans die Beine abgehadt waren. Der Angeklagte gibt heute zu, daß er durch diese Einzelheit seine Darstellung um so glaubhafter machen wollte Selbst dem Untersuchungsrichter gegenüber hatte Möbius seinerzeit schließlich auf Vorhalt erklärt: Es geht jedem Menschen so, er fann brückt, dann muß er die Wahrheit lagen". Die Bernehmung nir eine bestimmte Zeit das auf dem Gewissen halben, was ihn Dr. Beigners zum Fall Brandt deckt sich im allgemeinen mit der Darstellung des Möbius. Der Vorsitzende hält darauf Dr. Zeig­ner die Vorstrafen Brandts vor, der mehrmals wegen Berstöße gegen die Rationierungsvorschriften bestraft worden war. Dr. Zeigner erklärt, daß troßdem seine Begnadigung wegen seines hohen Alters angebracht schien. Auf weiteren Borhalt des Vorsitzenden, daß er in der Boruntersuchung sich dahin geäußert habe, daß er das von Brandt erhaltene Geld zu einem Teil für eine sozialistische Studentengruppe und zum anderen Teil für eine Jugendgruppe im Erzgebirge verwandt habe, behauptet Dr. Zeigner, diese Aus­lage nur aus dem Wunsch heraus, Möbius nicht zu belasten. gemacht zu haben, da er befürchten mußte, Möbius könnte widrigenfalls über die Bernichtung der Aften Mitteilung machen. Diese hand­lung wäre aber in zwei Monaten der Berjährung verfallen.

Nun sollte

die Bernehmung des Zeugen Brandf folgen. Durch Krankheit ist er jedoch am Erscheinen verhindert; feine Aussage wird deshalb verlesen. Er hat vor dem Unter suchungsrichter im großen und ganzen die Darstellung Möbius und Dr. Beigners von der Beceanuna im Café Linnold bestätigt. Er bestritt damals nicht die Möglichkeit, dth Dr. Zeigner wirklich eine Bewegung gemacht habe, als wolle er das Kuvert mit dem Geid nicht annehmen. U. a. erklärte er, daß er den Eindruck hatte, Dr. Beigner vermute in dem Kuvert Geld, auch daß er sich freue. Auch foll Zeigner auf die Worte des Zeugen: Rümmern Sie sich doch um meine Sache," mit einem Sawohl geantwortet haben. Aus der weiteren Verlesung der Aussage des Zeugen Brandt geht hervor, daß er nach Borhalt durch Dr. Zeigner selbst in Gegenwart des Untersuchungsrichters feine Darstellung, die zum Teil mit den Aussagen Dr. Beigners nicht übereinstimmte, geändert hat, so u. a. die belastende Behauptung in bezug auf das Qu'ammentreffen im Café Lippold und über die Empfangrahme der Gans. Er blieb aber troß mehrmaliger Borhaltung durch den Untersuchungsrichter immer wieder dabei, daß er außer den beiden Malen nicht mehr Dr. Beigner gefehen habe. Möglich sei, daß er sich zu Möbius ge. äußert habe, er wolle feine Wirtschaft verfallen lassen. Diese Be hauptung ist insofern für Dr. Zeigner äußerst belastend, als er auf den Gnadenatten des Brandt einen Vermert gemacht hatte, aus dem zu ersehen war, daß Brandt bei ihm persönlich vorgesprochen dem zu ersehen war, daß Brandt bei ihm persönlich vorgesprochen hat. Aus den feitenlangen Aussagen des Zeugen ist nur weniges von Interesse.

Nach der Mittagspause macht

Rechtsanwalt Dr. Graf,

ber mit Dr. Beigner intim befreundet war und auch ihm als Anwalt zur Seite ftand, feine Aussage. Dr. Beigner bat thn feines Schweigegebots entbunden. Er betundet, daß er, als er von Minister Dr. Neu über die schweren Anschuldigungen, bie gegen Dr. Beigner erhoben worden waren, Renntnis erhalten hatte, ber Ansicht war, daß im Interesse der Partei und der Deffentlichkeit sofort Schritte aur Klärung der Angelegenheit unternommen merden müßten. Den Montag darauf erschien Zeigner in unglaub­licher seelischer Verfassung bei ihm. Er riet ihm, fofort fein Mandat niederzulegen und sich dem Etaatsanwalt zur Verfügung zu stellen. auch am nächsten Morgen, als er zu ihm tam und immerfort wieder in Weinen ausbrach, gab er ihm denselben Rat. Am 20. November erhielt er dann die Nachricht vom Staatsanwalt, daß Beigner sich noch immer nicht gestellt habe. Darauf schrieb er ihm einen scharfen Brief. Als er dann am 23. aus Hamburg zurückkam, erfuhr er, daß Reigner bereits vernommen worden war. Er glaubte befürchten befand, eine Bernehmung gefährlich für ihn fein tönnte. Der zu müssen, daß unter dem seelischen Zustande, in dem sich Dr. Zeigner

Neue Deutschenverfolgungen in Polen . Auslieferung eines deutschen Sejm - Abgeordneten. Warschau , 18. März.( EP.) Der Geschäftsordnungsausschuß des Sejm beschloß mit 8 Simmen der Rechten und der nationalen Ar beiterpartei gegen 7 Stimmen der freiheitlichen Bauernpartei, Sozia listen und nationalen Minderheiten, den bekannten Borkämpfer der Minderheitsrechts, Landrat a. D. Naumann, den Borfizenden der deutschen Fraktion im Sejm und Senat, bessen Initiative es zu verdanken ist, daß die zwischen den Minderheiten und der polnischen Regierung ftrittigen Rechtsfragen auf Grund des Minderheitsschutz­vertrages vor das Forum des Bölkerbundes und des Haager Gerichts gebracht wurden, an das Bezirksgericht in Bromberg. auszuliefern. Die Staatsanwaltschaft begründete das Aus­lieferungsbegehren damit, daß der Minderheitspolitiker nicht polnischer, sondern deutscher Staatsbürger sei und sich nur durch eine falfche Gintragung in bas Standesregister die polnische Staatsbürgerschaft selbständig zugelegt habe. Diese Auslegung geht auf einen ber strittigen Punkte in der Optionsfrage zurück, in denen bie polnische Regierung die Bftimmungen des Versailler Bertrages dahin auffaßt, daß im preußischen Tel'gebiet nur jener preußische Staatsbürger die polnische Staatsbürgerschaft erwerben tönne, dessen Eltern im Jahre 1920 lebten und in Bolen anfäfig waren. Da der Bater Naumanns, der im preußischen Teilgebiet geboren und Zeit feines Lebens dort tätig war, im Jahre 1920 gar nicht mehr lebte, wird ihm die, po'nische Staatsbürgerschaft bestritten.

Der Kommiffionsbefchluß erfolgte am felben Tage, ba Stir munt in Genf die Zusicherung gab, daß weitere Ausweisungen Bei dem nationalistischen aus Bolen unterbleiben würden. Rurs in Bolen ist an eine Einhaltung dieses Bersprechens nicht zu denken. Die Bofener Blätter veröffentlichen bereits eine neue Liste ber demnächst stattfindenden Liquidationen.

Politischer Riefenprozeß in Kiew . Warschau , 18. März.( Eig. Drahtbericht.) In Lemberg ift eine abfchrift des anklagealtes eines neuen Riefenprozeffes ein­getroffen, den die Sowjetregierung gegen die prominentesten Führer der ukrainischen Nationalbewegung eingeleitet hat. Die ruffifchen Behörden wollen eine Geheimorganisation ent­bedt haben, deren in Baris befindliche Leitung fämtliche antilom. munistischen Elemente umfaßt. Das Kiemer Romitee führte ben Namen Zentrum der Zat" und soll burch eine besondere Abteilung die Verbindungslinie mit der polnischen Generalstaats- Expofitur in Lemberg bauernd in Fühlung gewesen sein. Der Spionage zu

Zeuge hatte auch den Einbruck, durch Rücksprache mit feinem Mandanten Kay, der anfangs auch in der Sache zeigner eine Rolle gespielt hatte, daß Treibereien im Gange waren. Der. felbe Stay hat sich auch ihm gegenüber dahin geäußert, daß er, Raß, fchließlich alles zugeben würde, ta der Staatsanwalt Fiedler ihn ohne Ende quäle. Etwas Aehnliches hat auch der Angeklagte Möbius nach seiner Haftentlassung behauptet. Auf seine Frage, ob denn alles wirklich wahr sei, was er vor dem Staatsanwalt ausgesagt habe, meinte letterer:

Es blieb mir nichts anderes übrig, da ich sonst nicht aus der Haft entlassen worden wäre.

Auf die Aufforderung des Berteidigers erklärt der Zeuge, daß er unter feinen Umständen Dr. Zeigner das, was ihm zur Last gelegt wird, zugetraut hätte. Als ihm davon erzählt wurde, emp fand er es als Beleidigung ihm gegenüber. Auf die Frage des Ver teidigers Dr. Frant I gibt der Zeuge ein Gespräch mit dem Staats. anwalt Fiedler wieder, der ein äußerst feindliches Wesen gegen Dr. Zeigner zur Schau trug. Er meinte: Wir werden ihm schon heimzahlen für seinen Republikanischen Richterbund. Solch Gespräch machte der Zeuge sofort dem Justizminister Dr. Neu Mit eine Korruption ist ja nur in der Republit möglich. Von diesem teilung. Mit Dr. Beigners Eache wurde darauf ein anderer Beamter beauftragt. Auf die Frage der Berteidigung caratterisiert der Zeuge Dr. Zeigner als einen etwas ängstlichen Menschen. Der Vorsitzende meint dazu, daß der Angeklagte sich aber in der Attacke gegen den Reichswehrminister Geßler durchaus nicht ängstlich erwiesen habe. Darauf erflärt der Beuge, es sei doch etwas ganz anderes, ob man gegen seinen politischen Feind einen Borstoß unternehme, oder ängstlich bemüht sei, daß man auf seine weiße Leben siehe. Dr. 3eigner erklärt dazu, er habe feine Attade Weste feinen schwarzen Fleck abbekomme, wenn man im öffentlichen auf den Reichswehrminister unternommen, sondern habe sich in der Defensive befunden. Er läßt sich dann über die Ereignisse aus, die sich unmittelbar an seine Besuche bei Dr Graf angeschloffen haben. Als er treg Warnung des letzteren doch Möbius aufgesucht hatte, um sich Gewißheit zu verschaffen, fuhr er zuerst nach Dresden , dann nach Berlin . Hier blieb er ungefähr eine Woche. Er hatte gebeten, daß man ihn von einer evtl. Ladung in Kenntnis fege. Das gefchch aber nicht, und als er nach Dresden zurückkehrte, erfuhr er, daß von der Etaatsanwaltsd aft ein Schreiben einge­laufen sei. Gleich darauf wurde er verhaftet. Als folgender Zeuge wird Staatsanwalt Fiedler vernommen. Er erzählt, wie er Möbius immer wieder veranlaßte, bei der Wahrheit zu bleiben und nur das auszusagen, was er vor seinem Gewissen verantworten tönne. Möbius hat aber immer nur das zugegeben, was ihm von den Zeugenaussagen vorgehalten wurde. Es folgt eine dramatische. Szere. Dr. Graf hält dem Etaatsanwalt die früher von ihm dem Gericht mitgeteilte Aeußerung vor. Staatsanwalt Fiedler verneint entschieden, die Veußerung gctan zu haben.

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Als nächster Zeuge folgt Rechtsanwalt Dr. Melzer. Er beginnt seine Aussagen mit der Feststellung, daß ihm die Bes gnadigungspraxis von Dr. Beigner äußerst eigentümlich vorkam. Bon verschiedenen Mandanten befam er zu hören, daß mehrere Parteifreunde Dr. Zeigners imftande wären, Begnadigungen durch zudrüden. Er wollte nicht daran glauben, fuhr aber eines Tages nach Dresden und stellte fest, daß in dem Vorzimmer des Ministers fich Menschenmassen stauten. Als dann der Zeuge sich über Fälle auszulaffen beginnt, die nicht zur Anflage stehen, und z. B. die ehe malige Gna de n pragis des fächsischen Königs rühmt, tommt es zu einem

lebhaften Zusammenfloß zwischen dem Borfihenden und der Berteidigung

bie barauf besteht, baß der Beuge nur über Tatsachen, die der An­Tage zugrunde liegen, befragt wird. Der Zeuge fährt dann fort und erzählt, wie Frau Friedrichson zu ihm tam und ihren Besuch, den sie gemeinsam mit Möbius in Dr. Zeigners Wohnung abftattete, schilderte. Die meitere Bernehmung des Angeklagten. breht fich hauptsächlich um die Perfon des Möbius und dessen Be ziehungen zu dem Rechtsanwalt Melzer, der anfangs sein Ber teidiger war. Möbius behauptet, Dr. M- lher habe ihn beeinflussen und veranlassen wollen. Dr. Zeigner zu belasten. Dr. Melzer be. hauptet dagegen, in feiner Weise Möbius beeinflukt zu haben. Er habe stets darauf gedrungen, er solle nur bei der Wahrheit bleiben, was auch fomme. Möbius habe ihm übrigens erfärt, daß gewisse Leute an ihn herangetreten seien, die ihm Baß und Geld versprachen und auch für seine Familie sorgen wollten. Zeuge und Angeklagte tommen sehr scharf aneinander. Ein jeder bleibt aber bei seiner Behauptung.

nächste Sigung findet am Mittwoch, 9 Uhr, morgens, statt. Die Sigung wird schließlich um 7% Uhr abgebrochen. Die

gunsten Bolens werden u. a. beschuldigt: Smirnoff. ebemaliger ukrainischer Unterrichtsminister, Eenatepräsident affilent of Generalstaatsobeist Pawlowsky und eine Reihe von utrat ni den Universitätsprofefforen. Die Verichwörer wollten die Räte­organisation beibehalten, jedoch den Kommunismus beseitigen und das Brivateigentum wieder einführen.

Rußland, Frankreich und Bessarabien .

Mostau, 18. März.( Eigener Drahtbericht.) Große Erregung loft in den Sowjetfreifen die eben durch Frantreid erfolgte Ratifizierung der Konvention vom 29. Oftober 1920 aus, duich welche Befiarabien Rumänien zugefprochen wurde. Man wirit Frankreich vor, daß es den Standpunti Rumäniens ur mittel­bar vor der Wiener Konferenz unterftligen wolle und erklärt die Ratifizierung als eine Demonstration der französischen Kammer gegen Sowjetrußland.

Butarest, 18. März.( Eigener Drahtbericht.) In der rumā. nischen Kammer ist unter Beteiligung sämtlicher Parteien eine Sulbigung für Frantreid aus Anlaß der Ratifizierung der bessarabischen Konvention veranstaltet worden.

Churchill im Gemüseregen.

Condon, 18. März.( EP.) Winston Churchill , der den Wahl­freis Westminster als unabhängiger ant sozialistischer Kandidat ver­tritt, erschien gestern unvermutet in seinem Automobil inmitten der Gemüsehändler des bekannten Londoner Gemüse- und Frucht. marktes Covent- Garden, wo er eine Bahire de hielt. Schon nach wenigen Sägen aber ertönten von allen Seiten Rufe:" Darda. nellen! Gallipoli!" und es wurden Rüben, Kar. toffeln und Gemüse Blätter nach ihm geworfen. Churchill fand es für gut, schleunigst den Rückzug anzutreten.

Kein Achtstundentag für Parlamentarier. Condon, 18. März.( EP.) Der Abgeordnete Jad Jones schlug im Unterhaus vor, die Arbeitszeit der Barlamentarier gesetzlich auf 8 Stunden festzulegen. Das Unterhaus lehnte diesen Borschlag unter Heiterfeit ab.

Die fünf Kreuzer.

Condon, 18. März.( EP.) Im Unterhaus erflärte mac. bon alb, er fönne den Vorschlag des Abgeordneten edge mood Benn nicht annehmen, wonach die Entscheidung über den geplanten von fünf Kreuzern einer Abstimmung unterbreitet Bau werden foll

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