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mißformel. Damit hatte Belgien   fein zweites Rabinett| Theunis, das so ziemlich dem ersten entsprach, das aber sich auf Barteien ftüßte, in denen mit den demokratischen Ele­menten übel verfahren worden war.

geachteten Namen zu machen gewußt hat. Der gegen fhn ge führte Streich wird dazu beitrasen, die ersten schwachen Anfäße der unserem Baterlande günstigeren Shimmung in jenen Staaten wieder zu vernichten. Er ist Wasser auf die Mühle aller Feinde Deutsch­lants. Wie kann, so wird man sagen, Deutschland   von der Welt Gerechtigteit erwarten, wenn es im eigenen Hause fchmählichstes Unrech dauernd duldet?

So wächst sich der Fall Quidde   aus nicht nur zu einer inner­

politifchen, sondern auch zu einer außenpolitischen Gefahr ernstester Art. Und ernsteste Sorge um das hier schwer bedrohte Wohl von Land und Volt ist es, die die Unterzeichneten als Borsigende des Deutschen Republikanischen Richterbundes treibt, sich an Sie, Herr Reichsfanz'er, zu wenden. Lassen Sie sich nicht hemmen durch die angebliche Unzuständigkeit des Reiches in einem Falle, der die Ihrer Obhut and rirauten Reichsinteressen so start gefährdet wie der Fall Quidde  . Ein Band, dessen Behörden den rechtmäßigen Haftbefehlen. der zuständigen Reichsorgane widerrechtlich den schuldigen Gehorsam verweigern, dagegen in blindem Parteihas offenbar unsinnige Ver haftungen zum Echaden des Baterlandes vornehmen, erfüllt nicht die ihm nach der Reichsverfassung und den Reichsgesehen obliegenden Pflichten. Da ist es nach der Berfaffung Sache des Reichs, ein folches Land zur staatlichen Ordnung 3urüdzuführen.

erneut zu bilden. Dies ist vor allem bem fapitalistischen Ein­fluß der Liberalen und der katholischen Konservativen zu ver­danken. Es sind zwar einige Personenveränderungen vor genommen worden, es wurde viel gefuhhandelt, um die flamis schen und wallonischen, die liberalen und die flerifalen An­Allein, die finanziellen Schwierigkeiten dauerten fort. Die fprüche ins Gleichgewicht zu bringen; man wird sich wahr Dreiftigkeit des Unternehmertums wuchs immer mehr. Sehr fcheinlich in sozialpolitischer Hinsicht etwas vorsichtiger zeigen - aber schon jetzt nehmen einzelne demokratische Katholiken scharfe reaktionäre Feldzüge wurden gegen die sozialen Reformen geführt. Die Regierung gab dem selbstver dem dritten Kabinett Theunis gegenüber eine wenig freund felbstverliche Ständlich nach. Dann kam die Ruhr belegung, bei der liche Haltung ein. Man fühlt bei allen bürgerlichen Barteien bie Regierung Theunis sich zum Partner Boincarés machte. eine große 3erfahrenheit. In der auswärtigen Die Sozialisten allein erhoben Brotest; der demofra- Politik wird sich Belgien   vermutlich England nähern, das tische Flügel der Katholiken, obwohl feineswegs begeistert, ver- innerpolitische Brogramm dürfte fehr unbestimmt und vor hielt sich stumm; übrigens schien der Nationalismus in der allem auf die Wiederherstellung der Finanzen gerichtet sein. Allein die sozialistische Bartet bietet eine öffentlichen Meinung die Oberhand zu haben. Selbst in den Reihen der Sozialisten gab es vereinzelte Schwankungen, er gefchloflexe front; die Ereignisse haben auf sie wie flärlich durch die Erinnerungen an den Krieg und durch die ein Beitfchenhieb gewirkt; die Gewerffchaften Bersuche der deutschen   Schwerindustrie, sich ihren Reparations- verzeichnen Neuaufnahmen in großer Bahl. Der Elan der verpflichtungen zu entziehen. Arbeitermaffen ist prachtboll, die Arbeiter'chaft ersehnt so bald wie möglich eine aroke Wahlfchlacht. Die öffentliche Mei nung erwartet baldige sozialistische Erfolge. Die demokratischen Katholiten werden zweifellos jene entschiebe. nere Saltung einnehmen, die ihre Wähler ron ihnen ver­Handeln Sie, Herr Reichstanzler und handeln Ele langen. Das neue Minifterium Theimnis fann nur vor über­gehend am Ruder fein; Belgien   geht erneut einer rash! Der Borstand des Deutschen Republitanischen Reichsbundes. Regierung der Demotratie, bes internatio= nalen Friedens und des sozialen Fortschritts gc3: Dr. Ronrad Haenisch, Staatsminister a. D., 1. Berf. gez Dr. Hugo Preuß  , Reichsminister a. D., 2. Borsigender. entgegen. Man darf gespannt darauf sein, was die Reichsregierung auf diese Eingabe zu ermidern hat und wie sie es rechtfertigt, daß sie sich der skandalösen Angelegenheit nicht sofort an­

Mit der Befeßung des Ruhrgebietes perfchlimmerte fich die wirtschaftliche Lage des Lardes. Die Finanzen waren feineswegs gerettet, der belgische Frant, der noch vor zwei Jahren 40 Centimes wert war, fiel allmählich unter 20 Cen­times; die Lebenshaltungskosten legen, die Beamtenschaft wurde unruhig, die Forderungen der Eisenbahner wurden von der Regierung abgelehnt, was einen wunderbar durch geführten Eisenbahnerstreit zur Folge hatte, gegen den sich alle Parteien mit Ausnahme der Sozialisten erhoben; es gab mehr als 200 Maßregelungen, darunter viele Männer, die sich während des Krieges ausgezeichnet hatten. Diese ver­lorene Schlacht hinterließ viel Bitternis in den Herzen der Arbeiter und war das Signal eines Erwachens des

Proletariats.

Die Verstridung der Gewaltpolitik veranlaßte das Kabinett, eine Berlängerung der Militärdienst. zeit um vir Monate während der Zeit der Ruhrbefehung zu fordern. Ein Teil der Abgeordneten der Regierungsmehr­heit stimmte dem nur widerwillig zu, zumal manche demo­fratische Katholiten feinerzeit, ganz wie die Gozialisteit, die Herablegung der Militärdienstzeit auf sechs Monate in ihr Wahlprogramm aufgenommen hatten.

Es folgten fodann immer. deutlichere Angriffe gegen die fozialen Reformen, bis schließlich der ehemalige liberale Kriegsminister Depèze einen Gefehentwurf einzubringen wagle, der die Rüffehr zur neunstündigen Arbeits zeit bezweckte. Der neue fatholische Arbeitsminister brachte baraufhin einen eigenen Entwurf der gleichen Tendenz, wenn auch etwas porsichtiger ein. Aber unter dem Drud her Sozia liften und der Gewerkschaften stimmten die katholischen Ar­beiterabgeordneten gegen den Regierungsentwurf, der somit init 90 gegen 66 Stimmen abgelehnt murde.

Diese erneute Herausforderung der christlichen Arbeiter zugleich mit ber machfenden Teuerung und mit der Tatsache, daß der Fehler der Ruhrbesehung immer deutlicher erkannt murde, erzeugte eine immer feindseligere Stimmung gegen das Kabinett Theunis. Als der franzöfifch- be! gifche Handelsvertragsentwurf zur Beratung fam, bei bem das schutzöllnerische Frankreich   feinerlei Ronzessionen der Industrie und dem Handel bes freihändlerischen Belgiens  machen wollte, vielmehr die Wirtschaftspolitik Belgiens   an die gegen Deutschland   gerichtete Wirtschafspolitik Frankreichs   zu teffen versuchte, da entlub sich die Erbitterung all der Ele mente in der Regierungsfoalition, die schon bei früheren Ge­legenheiten verärgert worden waren. Zusammen mit der ge­floffenen sozialistischen   Frattion erlangte die Opposition gegen den Entwurf der Regierung 15 Stimmen Mehrheit, und bie Regierung wurde gestürzt.

Und trobem, wenige Tage nach einer Abstimmung, bie offenfundig ein Mißtrauensvotum gegen die meisten Regierungshandlungen von Theunis auf militärischem, inner politischem und sozialpolitischem Gebiete darstellte, ist der felbe Theunis damit beauftragt worden, die Regierung

Münchener Bilderbogen.

Tegernfee.

Bon Marinus Gantner.

Gegenüber Tegernsee   liegt Wiessee  , dort steht am Ufer ein Bohr turm, dahinter ein Kurhaus und dahinter eine Pension. Dort wohnt oft ein alter Herr mit spärlichem grauen Bart, großer Stirn und langer Raje das ist der Erzar von Bulgarien  . Vor der Bension ein Auto mit der Krone S M.   des Königs Rupprecht von Bayern  ; ber ist oben auf Besuch beim alten Bulgaren  . Noch ist die ent­cilenbe Staubwolte feines Fahrzeugs nicht vermeht, ba erzählt auch schon die ftrah ende Bensionsbefizerin, baß der Bar jagt, daß es jetzt endlich bald losgeht mit der Revolution: Die muß fein. Sa. Dann 4chen die Leute aus der Stadt heraus aufs Land. Hier ist's schön fill und mein Haus wird voll. Go fan mir gefföllt." Ministerpräsident.

Ber trägt die Verantwortung? Herr s. Rnilling, ziemlich fchlant, trägt im Semmer eine meiße Piquémeste, eine go.bene Uhr, einen festen Etrohdeckel, hat ein schmales rotes Beamtengesicht mit 3wider, einen schwänzelnden Gang und einen Cut. Den hat er auch im Winter und dazu eine furze Belzjade. Stolz geschwell: geht er durch die Straßen; es schaut ihm auch wirklich alles nach( weil näm. i bie Cut- oder Fradschwärze unien herausbaumein). Im Bürger­bräufeller sprach man ihm Mut zu: Erzellenz, laffens fich doch nicht so ohne weiteres verhaften!" Er flehte leis: Davon reben wir päter." Da warb er ergriffen. Dazu riefen drei Stimmen: Heil." Das wurmt ihn noch heute. Man esfortierte ihn in die elegante Harlachinger Billa   des alldeutschen Berlegers Behmann Am nächsten Morgen erscheint der Lehmannsche Rwangsmieter und setzt dem Ministerpräsidenten kein Kind auf den Schoß. Während es draußen enallte, machte der Ministerpräsident mit dem Kind: Duzi, buzi. Üm 12 Uhr er chien die Hafentreuzwache: Jeht ham's auf uns g'schoffen; jest fan's nimmer in Schubhaft, fett fan's Geiset. Im Borgefühl biefer Qualität blieb Knilling bis 8 Uhr bei Lehmann. Um 3 Uhr bale fich die Wade dapongemacht. Als der Staatsminister und der Mitgefangene Landwirtschaftsminister Bugethefer die Billa   ver­fie zen, brachte der Verleger Lehmann mit höflicher Berbeugung das Fremdenbuch. Die Herren schrieben fich ein. Snilling hat ble Ges wohnheit, am 8. November gestürzt zu werden. 1918 ist er tönig. licher Stultusminister gewesen.

Candwirtschaftsminister Wuhelhofer.

Am nächsten Morgen ftand eine fünfzehnjährige Jungfrau Dor ber Villa Lehmann: 3 bin die Tochter vom Herrn Minister Wuzel hofer. Sie, mein Bater hat in der Bibliothek g'lefen und a Familien andenten liegen laffen." Was hat er gelesen?" Im Storm," Nach längerem Suchen fand sich in Theodor Storms gesammelten Werfen ein Bädchen Dollar.( Damals hatten wir noch Inflation.) Stadträte.

Während in der Stadt Hitler  - Trupps mit vorgehaltenem Gewehr durch einige Duhend Häuser liefen, fich im Zimmer 80jähriger Damen nieberließen, während dort Messer und Gabeln verschwanden und

Vertrauenspotum für Theunis.

Brüffel. 20. März.( WIB.) Die Deputiertenfammer hat mit 92 gegen 69 Stimmen bel 65immenthaltungen eine Tagesordnung angenommen, die dem Kabinelt das Vertrauen ausspricht.

Reichsregierung und Fall Quidde  . Protesteingabe des Republikanischen Reichsbundes. Der Borstand des Republikanischen Reichs. bundes hat zum Fall Quidde   folgende Protefteingabe an den Reichskanzler gerichtet:

Die Verhaftung Ludwig Quiddes hat in allen Schichten des republifan fchen Deutschland   Empörung und Erbitterung hervorgerufen. Der Berdacht. Landesverrat betrieben zu haben, ist einem Mann von der Art Quiddes gegenüber finnlos. Ein Politiker, der seit mehr als drei Jahrzehnten im öffentlichen Leben Deutschlands  eine auch bei feinen Gegnern geachtete Stellung einnimmt, eine Persönlichkeit, an Seren reiner Gesinnung nie jemand zu zweifeln gewagt hat, wird nicht über Nacht zum Landesverräter. Wessen ganzes Handeln von leher von lauterfter Liebe zu Bolt und Bater lanb getragen war, der begeht nicht tas schimpflichste Verbrechen, das sich denken läßt!

genommen hat. Reichskanzler marg hat noch vor kurzem öffentlich erflärt, daß ihm der Schuß der schriftstellerischen Tätigkeit besonders am Herzen liegt. Wie das Berhalten der Reichsregierung zum Fall Quidde   mit dieser Erklärung in Einklang gebracht werden kann, bleibt ein Rätsel.

Der kleine Hitler- Prozeß.

Gefängnis für Ausschreitungen der Putschiers. München  , 20. März.( Eigener Drahtbericht.) Am Dienstag be gannen vor dem Boltsgericht in der Au die sogenannten fleinen Hitler Prozesse, d. h. die Aburbelungen der Ber gehen und Berbrechen, die im Anschluß an die Komödie im Bürger. bräufeller von einem Telle der Gefolgsleute Hitlers   verübt wurden. Einige Leute vom Bund Oberland, der Kaufmann Wein­ziert und der Bo'izist Tröger, brangen mit Gewehr und Pistole bewaffnet in die Wohnung eines Direttors ein, um Devisen zu be. fchlagnahmen. Weinzierl erhielt 3 Monate Gefängnis, Tröger 100 Mart Geldstrafe. In einer weiteren Verband lung hatte sich der Bantbeamte Hübner zu verantworten, der in jener Nacht in öffentlichen Lotalen nach Juden fuchte und schließlich Boltends unerträglich ist das Borsehen gegen Ludwig auch den Genossen Auer in seiner Wohnung verhaften Quidde   in Tagen, da in dem gleichen München  , in dem wollte Hübner und der ihm angeschlcffene Trupp von Hafenkreuz feine Verhaftung erfolgte, ganze Scharen überführter hochlern hatten fich in Auers Wohnung im allgemeinen torreft be. verräter frei herumaufen und vielfach immer noch hohe nommen, nachdem sie gefehen hatten, daß bereits vor ihnen ein Staatsämter betreiben. Der fleffende Gegenfah in der Trupp Gesinnungsfreunde geradezu vandalisch gehauft hatte. Dieser Behandlung des politischen Idealisten Ludwig Quidde   zu der Beerfte Trupp war angeführt von ben berüchtigten Hafenkreuzfern handlung diefer Hochverräter muß dazu führen, das Rechtsbe. Maurice und Berthold, die seitdem flüchtig find. Der Trupp mußtsein des deutschen   Volkes bis auf den Grund zu er des Bantbeamten Hübner drang übrigens in der gleichen Nacht euch Thüffern und der Rechtspflege in Deutsch   and, fomelt politische bei einem bieberen Echneidermeister ein und ließ eine goldene he Proz ffe in Frage tommen, auch noch den Rest ihres Ansehens zu und andere Wertsachen mitgehen. Die Angeklagten fud ten fich rauben. Ein Staat aber, in dem die Begriffe von Recht und Ge- darauf hinauszureden, daß fie auf Befehl eines Führers gehandelt rcchigfeit vor die Hunde gegangen sind, kann nicht bestehen das hätten, der aber nicht ausfindig zu machen war, so daß der Staats­brauchen wir gerabe Ihnen, Herr Reichskanzler, nicht erst zu fagen. anwalt mit Recht bemerkte, deß Fa die Herren Führer in der Justitia fundamentum regnorum, die Gerechtigkeit ist die Grund. Infanterieschule auch in bie'er Beziehung von der Verantwortung fage der Reiche; dies Wort gilt für die Republik   mindestens ebenso brüdten. Hübner erhielt 7 Monate Gefängnis, sein Haupt­fehr wie für bie Monarchie. mitarbeiter, ein Kaufmann Beiß, 3 Monate.

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Besonders verhängnisvoll erscheint uns die neuefte Ungeheuer. lichkeit der sogenannten bayerifdyn. Justiz mit Rücksicht auf ihre Birtung im Auslande, zumal in den angelfächsischen Län. Sern, in denen sich Ludwig Quidde   feit Jahrzehnten einen weithin

Gottfried Feder  , Autor des Manifests zur Zerbrechung der Zing fnechtschaft, die Hitlersche Finanzpo itit durch Beschlagnahme von Bantguthaben eröffnete, war es gelungen, einen stat'lichen Trupp Juden und die Münchener   Stadträte mit dem Bürgermeister Schmidt im Bürgerbräu zusammenzusperren. Die Stadträte, alsbald im Auto in einen Wald vor der Stadt gebracht, wurden dort an Bäume.  pers teilt, mit geladenen Gewehren gefizeit und sollten eben erschossen werben, als aus einem weiteren Auto mit lautem Schreien zwei Männer herbeistürzten: Laßt's uns die Leut' fehn; die ganzen Ar bei sfo en stürmen grad's Rathaus, weil mir's net auszahln fenna. Die Banten   aber geen foa Gölt ret her, ball net der Bürgermoafter und'd Stadträt' unterschreibn. Bum Erschießen is noch allweil Zeit gua. Aber erst müssens z'ruck und unterschreib's! Da war auch schon der Butsch zusammengebrochen.

Der Mann in Uffing  .

In Uffing   am Staffelsee steht ein elegantes Haus Billa Hanfftengel und hier im Bett fag am Morgen nach dem Butsch Adolf Hitler  . So ist er gefunden worden. im feidenen Pyjama Der Mann in Solin  ,

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Solln und Ludwigshöhe find Gartenstädte vor München  . Ihre Bewohner, die fich gegenseitig durch die Gartenzäune guden, beob. achten in der Frühe einen älteren Herrn von massiver Gestalt, der fchwihend in offener Lodenjoppe nach Regenwürmern gräbt, während ihm die windverwehte Schmugwäsche das grüne Hütchen oor die Schaufel wirft. Dann unterhält er sich übernächtigen Gefichts mit der Haushälterin des rechtsgelegenen Nachbargarten. Gebermann weiß, daß Herr Ludendorff wieder einmal bis zur Helligkeit bei einem Corps drinnen in Münden   gefneipt hat. Seine Bierreben stehen in der Morgenzeitung. Aulturfampf.

Die Böllischen find fast alle Protestanten. Der Defan Bembert aus der Marcusfirche, eines ber evangelischen Häupter mit blondem Bollbar, erscheint, auf den alten Baron Tautphoeus geftügt, in Rahrs Borzimmer, um dielen evangelischen Glaubensgeroffen( der mider bie Regel zur fatholischen Bollspartei gehört) ob feiner Treu lofigkeit gegen Hitler   zurechtzuweisen. Kahrs rechte Hand, Freiherr von Auffeß, mit dem 3wirbelfart, tritt aus dem Kabinett: Die Herren wünschen?"" Ich tomme im Namen des protestantischen Gewissens. Wie heißt die Organisation?" Das Gericht.

Wenn mich die Bilder bes 3eichners Fobor nicht täuschen, fo fibt auch diesmal wieder einer der Herren als Belfiger zu Gericht, der im Fecherbach- Brozeß fortgefeßt heimlich Pfannkuchen gegeffen hat. Die Beisiger find in der ganzen Stadt befannt, fie stehen in allen. Beitungen mit Physiognomie, Namen und Adresse. Wehe ihnen, wenn das Gericht einen scharfen Spruch fällt! Den gegnerischen Bor. figenden Haß, von Anno Fechenbach, ber seinem Namen alle Ehre machte, hat man zum Zwede diefes Brozeffes abgefägt. Und der Staatsanwalt? Nachdem er abwechselnd die Türen zugeschlagen und das Bublifum ausgeschlossen hat, geht er in der Pause auf einen der Angeklagten zu: Na Pönerchen, schmedt die Zigarre?"

Franzöfliche Wahlen eine Woche nach den deutschen  ! Der Ministerrat bat gestern vormittag den 11. Mai als Termin für die Stammerwablen angelegt.

Otto Erichs, Denkmal".

Bor einiger Zeit lief durch eine Reihe von Blättern bie Nachricht, daß von alten Freunden Otto Erich Hartlebens eine Samm­lung veranstaltet werden sollte, damit an einem Haus, in dem der Dichter längere Zeit gewohnt, eine Gedenktafel angebracht werden fönnte. Wir sind nun in der Lage, zu den Denkmälern" Otto Erichs euch einen Beitrag zu Hefern in der Form des folgenden Briefes, den die Freundin des Dichters, Frau Elfen Birr, vor geraumer Beit an einen Freund ihres Gatten gerichtet hat.

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Lieber Doktor!

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Alfo Sie wollen von mir etwas über Dito Erichs Denkmal das ist wohl die erfahren? Nun, Sie fannten ihn ja. Lapidar treffent fte Rennzeichnung feines Wesens. Und so war auch die fdmere, schwarze Tafel aus edelstem italienischen Marmor, die über bem schmiedeeiserren Gittertor der Billa   altŋone in Salo  einge afsen war und noch aus dem 13. Jahrhundert stammte. Vive ut post yivas!" hatten die alten Römer in muchtigen Buch staben in die mächtige Blatte eingemeißelt, und somit hatte Dito Erich eigentlich schon zu Lebzeiten sein Denkmal", und zwar durch aus in feinem Sinne.

Bis irgend jemand auf die Idee verfiel, daß es doch eigentlich fehr schön und zwedmäßig wäre, in, an, oder um die Billa   Halkyone eine Gedenktafel ober etwas Aehnliches anzubringen, fpornstreichs hinlief, und unter den jeweiligen Hotelgästen bes Gardafces( die Dito Grich bekanntlich so innig liebte!) eine Sammlung für den guten 3wed" veranstaltete. All mein Sträuben half nichts; es wurde luftig weitergefammelt. Als aber eines Tages ein Abgesandter der Dent mais emeinde bei mir erschien, um mir zu eröffnen, daß die erforder. liche Summe nun endlich glücklich beisammen fci", da riß mir doch die Gebulb, und ich wurde grob. 3h erklärte ihm furz und bündig, das Dentmal möge entstehen, wo immer es wolle, nie und nimmer cber in der Billa   Haltyone, und daß ich nur im Sinne Olto Erichs handele, wenn ich mich einer Beränderung feines Hauses widerseze. Als ich dann längst vom Gardasee   fort war und tie Dentmois. geschichte fest schon vergessen hatte, da erfuhr ich eines Tages fol gendes:

Otto Erich hatte doch noch fein Denkmal" erhalten. In den Golf von Calo faufen die Dampfer nämlich ein, wenden um, und laufen dann wieder aus. In der Mitte des Golfes wurde nun eine Tonne verantert, und auf dieser Zonne stand in Lebensgröße Dito Erich, in Ebenholz gefchnigt, das Geficht aus irgendeiner weißen Maffe, und sonst, wie es sich gehört: in Peerinenmanter und Schlapp­hut, einen naturalistischen schwarzen Kneifer auf der Nale. Da nun bie Wasseroberfläche des Golfes, felbst bei ruhigem Better, infolge tes Dampferverfehrs ftets recht bewegt ist, so versinkt Dito Erich von Zeit zu 3cit fpurlos in die Tiefe, um nach einer Weile feehunds. gleich wieber aufzutauchen, während ihm das Wasser von Mantel und Schlopphut trieft. Der Boseidon des Gardasees! Als ich soweit gelesen hatte und meiner Enne wieder mättig mar, brach ich in ein schallendes Gelächter aus, tenn ich sah ganz deutlich das Geficht vor mir, das Otto Erich gemacht hätte, hätte er fich felbft so auf der Zonne im Gardasee   gesehen. Sie wissen ja, er liebte Wige und fonnte selbst so herzhaft lachen. Ihre Ellen Birr