Fatzken.
Der Borortzug steht zur Abfahrt bereit. Schon lösen sich die Bremsen, da wird die Tür mit Schwung aufgerissen und herein springen zwei große Jungen. Nein doch, zwei junge Herren. Der eina wirft mit nachlässiger Eleganz einen in schwarzes Tuch ge= hüllten Gegenstand, oben spik unten breit, ins Gepäcknez. Die beiden jungen Menschen scheinen von einer schweren Krankheit heimgesucht worden zu sein, denn sie tragen seidene Kappen auf den Köpfen( in ähnlichen Kappen sieht man auf der Kurpromenade von Karlsbad die frommen Israeliten wandeln, jedoch haben diese jungen Beute reine Teutonengesichter) und der eine hat zwei dicke Beulen im Gesicht, der andere sogar drei, auf der Stirn, auf der einen Wange und am Kinn, und die Beulen sind dick verpflastert. Die bedauerns= werten Jünglinge beginnen ein ziemlich laut geführtes Gespräch, qus Dem man Worte wie„ Bierverschis"," Rannesteigen" und ähnliche schon zur Zeit Hermanns des Cherusfers übliche urteutonische Worte rernimmt. Daraus kann man wiederum schließen, daß die jungen Leute weniger an einer schlimmen Krankheit leiben als an den Folgen ihrer gänzlichen Unfähigkeit, einen Degen zu führen. Studenten find's nämlich, Verbindungsstudenten, die wohl geradenwegs Dom Paukboden kommen. Alle edlen Teile werden da sorgfältig verpackt, Brust, Bauch, Hals, nur die„ Kohlrübe", wie der Berliner fo hübsch fagt, als der für einen teutschen Verbindungsstudenten unwichtigste Teil des menschlichen Leibes bleibt frei und die hat ihnen der offenbar gewandtere und überlegene Gegner ganz gehörig verEin Student mit Schmissen im Gesicht ist ein schlechter Fechter gewesen, aber merkwürdig genug, diese Helden sind auf ihre Unfähigkeit stolz. Einem von den beiden ist denn auch unter dem Verband ein Blutströpflein hervorgefidert, ist die Wange herab gcfullert und hat unten einen diden Knoten gebildet. Natürlich hat der Nachkomme Armins das gemerkt, natürlich hat sein Kumpan das gefehen, aber wohlweislich hat man den verharschten Blutstropfen an der Wange fleben lassen. Das sieht ja genau so echt aus wie im Kino oder Theater. Und die Männer, die das sehen, sollen denken:„ So sieht unser herrlicher junger Nachwuchs aus, der Deutsch lond mit seinem Blut wieder aufbauen wird. Und die Frauen und Mädchen, die das sehen, sollen erschauernd denken:„ So jung noch und verspritzt schon sein edles Blut im herrlichen Kampf."
tobatt.
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Indem man sich von den Studenten ab und der Zeitungslektüre wieder zumendet, liest man: Bergunglüd. 26 Bergieute verschüttet. 12 tot, 14 schwer verlegt. Fabrikerplosion. Drei Arbeiter in Stüde geriffen, sechs schwer verstümmelt. Rangierertod. Zwischen den Buffern zerquetsát. Und plößlich verspürt man die Lust, den jungen Leuten, die vermutlich einmal Richter oder Regierungsräte oder Bastoren oder dergleichen werden und sich jetzt wunder wie heldenhaft vorkommen, vor allen Menschen laut ins Gesicht zu schreien: Fazken! 12
Eine Gattenmörderin.
Drei Personen unter Mordanklage. Eine scheußliche Bluttat führte die Händlerin Frieda Schroff, ben Händler Gustav Neumann und die Hausangestellte Elise Schmidt, Ichtere die Schwester der ersten Angeklagten, heute vor die 5. Straftammer des Landgerichts II. Die Anflage lautet auf gemeinschaftlichen Mord. Die Angeklagten werden beschuldigt, am 21. Oftober 1923 den Händler Altert Schroff, den Ehemann der Frieda Schroff, gemeinschaftlich ermordet zu haben.
Die Anflage führt in die tiefsten Tiefen der Großstadt. Frau Schroff ist schon in der Jugend auf dem Lande in ein Verfahren wegen Kindesmordes verwidelt gewesen. Nachdem sie nach Berlin gekommen war, hatte sie den Händler Schroff geheiratet, mit dem sie vorher schon ein Berhältnis hatte. Die Ehe war fehr unglüdlich. Mißhandlungen waren an der Tagesordnung. Die Chelente trennten sich dann und die Ehe wurde geschieden. Frau Schroff ging ein Berhältnis mit Neumann. ein, obwohl dieser verheiratet war. Sie nahm, nachdem sie eine Bortierstelle im Haufe Schwerinstr. 14 angenommen hatte, ihren früheren Mann wieder bei sich auf. Das Berhältnis mar aber nicht besser geworden. Es gab täglich Schlägereien. Frau Schroff 30g nachts als meiblicher Burst maye" zum Bülowbogen. Auch Neumann betrieb einen Straßenhandel. Am 21. Oftober, als Schroff noch in seinem Bett leg und schlief, betraten die trei Angeklagten das Zimmer. Mit dem Ruf: Run los!" holte Frau Schroff einen Revolver hervor und schoß auf ihren geschiedenen Ehe Die Kugel drang diefem in den Leib. Nun ergriff Neumann und die Schmidt ein Stuhlbein und einen Besenstiel und schlugen auf Schroff ein. Schroff flüchtete hilferufend, erhielt aber auf der Türschwelle einen zweiten Schuß von seiner Ehefrau. Bom Küchenfenster, von dem aus er lauf um Hilfe schrie, wurde der Schwerverlegte zurückgefchleift. Obwohl er flehte, man möge von ihm ablassen, er sei doch schon getroffen und gleich alle", gas Grau Schroff noch einen Sritten Schuß auf ihn ab. Dann schlugen alle dret, Frau Schroff mit dem Revolver, auf ihn ein. Als ein Nachbar in die Wohnung tam, jah er Frau Schroff auf den am Boden Liegenden fnien. Sie hob ihre blutigen Hände hoch und sagte:„ Er hat mich überfallen." Nun riefen die Nachbarn Die Bolizei herbei. Schroff schwamm in feinem Blute, und gab noch Lebenszeichen von sich. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, mo er nach einigen Tagen starb.
mann.
Auf dem Gerichtstisch liegt der zertrümmerte Kopf des Ge= töteten. Die Angeklagte Frieda Schroff ist eine biondhaarige Frau von 29 Jahren mit frischen Gefichtszügen, der Typ eines Mädchens vem Lande. Sie verteidigt sich auch mit großer Energie und stellt ihre Eat als einen Berzweiflungsaft gegen die forts gesetzten Mihhandlungen ihres geschiedenen Mannes hin. Die Angetlagte entwarf ein frübes Bild von ihrer Che mit dem Getöteten. Schroff habe sie fast täglich geschlagen. Sie habe immer gearbeitet. Er tat aber nidyts, fag tagsüber im Bett und trieb sich nachts herum. Staatsanwaltschaftsrat Reimer versuchte, der Angeklagten vor: zuhalten, daß sie als 20jähriges Mädchen wegen versuchten Kindesmordes verhaftet werden sei. Die Geschworenen hätten sie zwar freigesprochen, das Gericht habe ihr aber ausdrücklich keine Entschädigung bewilligt, weil ihre Unschuld feineswegs nachgewiesen fei. R.-A. Frey protestierte energisch dagegen, daß der Staats. anwalt an ein rechtsfräftig ergangenes Schwur gerigtsurteil Bermutungen fnüpfe. Der Vorsitzende erklärte daraufhin:„ Das Urteil hat mit Freisprechung geendet. Der Die Berhandlung geht Die Verhandlung geht Fall ist daher hier nicht zu verwerten."
weiter.
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Schrel mar aber so durchdringend gewesen, daß man im Gefängnis barauf aufmerksam wurde. Die beiden Attentäter vergaßen in der Aufregung, fich des Schlüffels zu bemächtigen, um zu fliehen. Sie wurden alsbald ergriffen. Oppermann hatte lallend gefagt:„ Den fleinen einsperren und sicher bewahren." Damit fonnte er mur Redenhoff gemeint haben. Im Krankenhaus hat er feine Erinnerung an die Lat mehr gehabt und ist bald darauf gestorben. Die Anflage lautet auf Meuterei und Körperverlegung mit Todeserfolg. Die Angeklagten, die durch die R.-A. Dr. Hoch und Themal verteidigt werden, bezichtigen fich gegenseitig der Tat. Kedenhoff wird dadurch aber besonders belastet, daß er blutige Hände hatte.
Der reiche Onkel.
Aufgeklärte Poffdiebstähle im großen. Fortgesetzte Scheddiebstähle, die die Berliner Kriminalpolizei feit längerer Zeit beschäftigten, fanden jezt eine überraschende Aufflärung. Aus Hamburg und dem rheinisch- westfälischen Industriebezirk liefen wiederholt Klagen ein, daß von dort eder über Obergeorgenthal abgesandte Briefe mit Bank. scheds verloren gingen. Alle Ermittlungen blieben erfolglos, bis jetzt auf einer Berliner Bank ein 18 Jahre alter Joseph Schuh mit einem solchen Sched angehalten und festgenommen wurde. Ein zwei Jahre älterer Bruder dieses Burschen, ein Registrator Albert Schuh aus der Regensburger Straße 24, hatte ein Berhältnis mit seiner 21jährigen Base Marie Defer, einer Stickerin, die bei ihm wohnte. Als diese erfuhr, daß ihr Onkel, ein Bostbeamter in Obergeorgenthai, viel Geld habe, ließ sie ihren Geliebten fitzen , und fuhr zum Dnfel, der fie dann auch freundlichst empfing und bei sich behielt. Er fand so großen Gefallen an der Nichte, daß er der Nachfolger des Wetters murde, obwohl er verheiratet und Bater von drei Kindern ist. Die junge Stickerin erfuhr bald, woher das Geld des reichen Ontels stammte. Schmidt machie weder ihr noch seiner Frau gegenüber ein Hehl daraus, daß er Briefe unterschlug und die Bankschecks, die sie enthielten, herausnahm. Als er wieder einmal einen größeren Bosten erbeutet hatte, schickte er vorsichtshalber die Nichte mit den Scheds nach Berlin , um sie zu Geld zu machen. Weil sie nun aber mit diesen Dingen nicht recht Bescheid wußte, fo wandte sie sich an ihren früheren Ges liebten Albert Schuh. Der half ihr denn auch. Das ging eine ganze Beit so weiter. Schließlich hielt der gute Onkel die Zeit für gefommen, sich von seinen Geschäften zurüd- und mit der Nichte nach Amerita zu ziehen. Bei den letzten von ihm herausgegebenen Scheds wurde der ganze Schwindel entdeckt. Fräulein Deser und ihr Ontel. Schmidt wurden festgenommen.
e Polizeistunde 1 Uhr.
Wie wir erfahren, hat der Minister des Innern heute die untergeordneten Polizeibehörden ermächtigt, vom 1. April an die Polizeistunde auf 1 Uhr festzusetzen. Die Direktion der Straßenbahn G. m. b. 5. wird daher sofort eine Ergänzung ihres Fahrplanes vornehmen.
Zur Bürgermeisterwahl.
Ber=
Die Borbereitungen der Bürgermeistermahl fommen im Rathaus nicht recht vorwärts. Der aus 25 Mitgliedern bestehende Stadtverordnetenausschuß, der die Borschläge an das Plenum zu machen hat, beschloß, in einer ersten vorbereitenden Sizung die Einsehung eines fiebengliedrigen Ausschusses aus tretern aller Parteien, der die erste Aussiebung der eingegangenen 38 Bewerbungen vornehmen soll. Dieser Ausschuß follte heute zusammentreten, seine Zusammenfunft ist aber, wieder verichoben, weil alle Parteinertreter schon im Zeichen der Wahlarbeit, beginnender Parteitage usw. stehen.
Personalabbauverordnung und Provinzialschulkollegium. Nach der Personalabbauverordnung foll auch die Zahl der Mitglieder der Schulauffichtsbehörden vermindert werden. Wie berechtigt diese Bestimmung ist, beweist das Berliner Brovinzialfchulkollegium. Bei der Abteilung für Volksschulen war die Bermehrung der Mitglieder durchaus berechtigt, da ihr jetzt auch die Bolksschulen der früheren Vororte unterstellt sind, für die früher Ganz anders die Potsdamer Regierung zuständig gewesen war. liegen die Berhältnisse bei der Abteilung für höhere Schulen, die ihren Geschäftstreis nicht erweitert hat, da sie schon vor dem Kriege für alle höheren Schulen ter Stadt Berlin und der Provinz Branden Und doch sind die Mitglieder in den letzten burg zuständig war. 10 Jahren um 50 Pro3. vermehrt worden. Ihr gehören jetzt an: 1 Abteilungsdirigent, 12 Oberschulräte, 4 Oberstudienräte, 1 Oberregierungsrat, 5 Regierungsräte, 3 Assessoren; im ganzen also 26 Mitglieder gegen 17 im Jahre 1913. Wie bereits in den Kreisen der Berliner Philologen befannt ist, werden verab schiedet der Oberregierungsrat Cummerom, der Leiter der Abteilung für die höheren Schulen, ferner der Oberschulrat Prinzhorn, der schon wegen Erreichung der Altersgrenze ausscheiden mußte, und die Oberschulräte Kolbe und Michaelis. Ueber die Berabschiedung des Oberschulrats Sachse ist noch nichts befanntgeworden. Gegen feine Tätigkeit in Berlin hat sogar der Berliner Philologenverein Einspruch erhoben: Als er am 23. November 1922 im Bandtag von einem Sozialdemokraten schwer angegriffen worden war, fagte weder der Minister Boelih noch ein anderes Mitglied des Ministeriums ein Wort zu seiner Berteidigung; man ließ ihn also offiziell in Stich.
Rekordflug eines Leichtflugzeugs.
Die
Das vom Regierungsbaumeister Iemm fonstruierte Daimler Leichtflugzeug 2. 15, das mit einem Fabrradmotor ausgerüstet ist, hat jetzt mit Dipl.- Ingenieur Frent und Dr.- Ing. 3. v. Langstorm als Befagung einen lle berland flug von Dingelfingen bei Stuttgart nach Benzheim a. d. Bergstraße ausgeführt. 120 Kilometer large Strede wurde in 1½ Stunden zurückgelegt. Die Gesamtflugzeit beträgt 3 Stunden 2 Minuten. Bei dem llebers landflua wurden die Orte Mühlader und Heilberg in einer Söhe von 1100 Meter über dem Meere überflogen. Der Flug stellt eine Weltretorbleistung für jedes Flugzeug mit Hilfsmotor bar. Die Flugbauer, Entfernung und Flughöhe find bisher auch von stärkeren Reich flugzeugen nicht erreicht worden.
Das erste Mißgefchid der englischen Weitrundflieger. Die drei englischen Flieger, die gestern mittag auf einem Flugplatz bei Southampton zum& luge um die Welt aufgestiegen find, Be Havre niedergehen. Ihr Flugzeug wurde nach dem mußten gestern infolge dichten Nebels unweit von Hafen geschleppt.
worden.
Gaserplosion in Karlsbad . In der Nähe des Babes ereignete fich in einem Gaswerf ein schweres Explosionsunglüd, wobei zwei Arbeiter getötet und zwei schwer ver
Gewerkschaftsbewegung
Kommunistische Experimente.
Unter der irreführenden Ueberschrift„ Das Ultimatum des ADGB.- Bezirkskartells Halle- Merseburg an die Unternehmer der mitteldeutschen chemischen Werke" bringt die„ Rote Fahne" in ihrer Nr. 22 vom Mittwoch, den 26. März, die Mitteilung, daß das Bezirksfartell in Gemeinschaft mit der Bezirkskampfleitung der Betriebe der chemischen Industrie Mitteldeutschlands an den Arbeitgeberverband ein Ultimatum gerichtet habe. Es folgen dann eine Reihe von Forderungen, bei deren Nichterfüllung scharfe Kampfmaßnahmen in Aussicht gestellt werden.
Zur Steuer der Wahrheit ist festzustellen, daß ein Bezirkstartell des DGB. für Halle- Merseburg nicht mehr besteht. Die drei Personen, die unter Mißbrauch dieses Namens sich den Anschein geben, als handelten sie im Auftrage der dem ADGB. angeschlossenen Zentralverbände, handeln nur als Beauftragte der kom munistischen Partei und des besonders für solche 3wede ins Leben gerufenen Verbandes aus den freien Gemertschaften Aus
gefchloffener, dekoriert mit dem Namen„ Industrieverband Chemie". Die freien Gewerkschaften haben mit dieser an Selbstmord grenzen den Kampftaftit nichts zu tun. Der Bundesvorstand des ADG
Verbrecher wollen den ZdA. Spalten.
Die Rote Fahne" veröffentlicht in ihrer Morgenausgabe Dom 26. März unter der Ueberschrift ,, Verbrecher wollen den ZdA. spalten" eine Notiz, die der Beantwortung bedarf. Mit der Ueberschrift kann man durchaus einverstanden sein, denn es ist richtig, daß die Verbrecher, die die Erfüllung jagungsgemäßer Verbandsbeschlüsse verweigern, die Spaltung der Organi= fation betreiben Diese Leute sind allerdings nicht beim Hauptvorstand des 3dA. zu suchen, sondern bei der kommunisti: Am 24. und 25. Februar hat eine Beiräte- Konferenz folgenden fchen Frattionsleitung des 3dA. Beschluß gefaßt:
Die Konferenz des Beirates, der Gauleiter und geschäftsführenden Beamten des 3dA. stellt fest, daß die Rote Gemertschaftsinternationale Mostaus immer planmäßiger ihre zerstörende Tätigkeit gegen die freien Gewerkschaften vortreibt; sie hat organifatorische Einrungen geschaffen in der Absicht, die freien Gemertfchaften ihren politischen Zweden dienstbar zu machen.
Die Konferenz erflärt daher, daß die Zugehörigkeit, die moralische oder finanzielle Unterstützung solcher Einrichtungen oder anderer Bereinigungen, die die Gewerfichaften zu zerstören drohen, nicht verträglich ist mit der Mitgliedschaft in unserem Verbande. Solche Mitglieder stellen sich durch ein derartiges Berhalten außerhalb der Organisation.
Weiter ist, um den Verband gegen die Gefahren gewerkschaftszerstörender Bestrebungen zu schüßen, der auf dem Weimarer Berbandstage beschlossene Revers für die Funktionäre derart zu erweitern, daß der Funktionär zu verfichern hat, folchen Einrichtungen oder Vereinigungen nicht anzugehören und daß er sie und ihre Bestrebungen moralisch oder finanziell nicht unterstützt. In Ausführung dieses Beschlusses wurden allen Funktionären Reverse vorgelegt, die zur Einhaltung der hier gefaßten Beschlüsse verpflichteten. Von den in der„ Roten Fahne" erwähnten Beamten und ehrenamtlichen Funktionären wurde die Unterzeichnung dieser Reverse abgelehnt, während der größte Teil der 35A.- Funktionäre die Unterzeichnung für eine Selbstverständlichkeit hielt. Bon einem Ausschluß der in der Roten Fahne" erwähnten acht Personen dann gar feine Rede sein, da sie sich ja nach dem obenabgedruckten Beschluß der Beirätefonferenz felbst außerhalb der Organisation gestellt haben. Es ist ihnen also nur mitgeteilt worden, daß fie durch ihre eigene Handlungsweise aus den Listen der Organisation gestrichen worden find. Selbstverständlich ist, daß Personen, die die Erfüllung von Verbands befchlüffen verweigern, auch nicht meh beamtete Funktionäre sein können.
Daß die Spaltung auf Anordnung von Mostau j im 302. wie in allen anderen deutschen Gewerkschaften vorgenomm werden soll und daß der neue Revers nur der Vorwand dazu i geht aus der einfachen Tatsache hervor, daß die KPD. - Mitglieder, die fich jetzt geweigert haben, den Revers zu unterschreiben, bereits früher, zuletzt Ende Januar, folgenden Revers unterschrieben haben:
Ich erkläre hiermit, daß ich für meine gewerkschaftliche Tätigfeit als geschäftsführender Borfizender der Ortsgruppe Groß- Berlin die Verbandsjagungen, die Beschlüsse des Beirats und unserer Verbandstage sowie die Richtlinien des ADGB . und des AfABundes unbedingt einhalten werde. Ich verpflichte mich ins besondere, die Mostauer Gewertschaftsinternatio= nale und ihre Leitsähe, ebenso wie alle anderen die freigewerkschaftliche Bewegung schädigenden Bestrebungen zu bekämpfen. In Wort und Schrift werde ich daher vorbehaltlos mich einfehen für die Grundsäße des Internationalen Gewerkschaftsbundes zu Amsterdam , den ich als die allein zuständige internationale Zusammenfassung der Gewerkschaften anerkenne.
Sofern ich gegen diese Erklärung verstoße oder ein Handeln in ihrem Sinne unterlasse, ist damit ein wichtiger Grund zur sofortigen Lösung des Bertragsverhältnisses bzw. zur Enthebung von meinem Amte gegeben.
Der neue Revers ist inhaltlich übereinstimmenb mit
dem verstehenden. Er enthält nur die ganz selbstverständliche Zu
sicherung, daß der Unterzeichnende feiner derartigen zerstörenden Bereinigung angehört noch fie irgendwie unterstützt. Dieser Zusah versteht sich für jeden ehrlichen Menschen, der erflärt, die Moskauer Gewerkschaftseinrichtungen zu befämpfen, von felbft. Es handelt sich also um feinen neuen Revers
Neu ist nur der Spaltungsbefehl, den die KPD . aus Mostau erhielt. Beim 3dA. nimmt man den Revers zum Borwand; in anderen Organisationen wird ein anderer Bor wand herhalten müssen. Die Sholem und Ruth Fischer täuschen fich aber, wenn fie glauben, die Gewerkschaftsmitglieder noch täuschen zu können.
Lohnvereinbarung im Berliner Bangewerbe.
Bom Berliner Bevollmächtigten des Baugewerksbundes wird uns geschrieben:
Bekanntlich hatten die Arbeitgeber den Spruch des Bezirkstohnamtes vom 14. März, der ab 19 bis zum 31. März eine Lohnerhöhung von 5 Bf. pro Stunde vorjah, abgelehnt. Die Arbeit nehmer hatten diesem Spruch zugestimmt und dessen Berbindlichkeitserklärung beantragt. Die Verhandlungen fanden am Dienstag vor dem Schlichter Wissel statt. Es fam folgende Vereinbarung zustande:
Die Löhne werden ab 26. März um 5 Pf. erhöht. Diese Lohnvereinbarung gilt bis zum 8. April 1924 und läuft jeweils um eine Woche weiter, sofern sie nicht mit einwöchentlicher Frist gekündigt
Chilenische Sammlung für deutsche Kinder. In der paruanischen Die Mentevei im Zoffener Gefängnis. Bor ter 1., Giraffammer des Landgerichts II gelangte die Broving Trujillo find bisher 254 Pfund Sterling für naileibende wird. 3 u deutsche Kinder gesammelt worden, die dem Reichsfanzler zur Ver Ausschreitung. im Amtsgerichtsgefängnis madimeister Oppermann feinen Tod gefunden. den Gebern ist der wärmste Dank der Reichsregierung übermittelt 3offen zur Verhandlung. Bei diesem Borfall hatte der Oberfügung gestellt wurden. Den Veranstaltern der Sammlung und Im Gefängnis befanden sich der Meffer Eduard Keckenhoff und der Seemann Ridolf Knoche. Knoche sollte am nächsten Tage nach Hamburg übergeführt werden, um in einer schweren Sache ver: hört zu werden. Beide wollten nun dem zuvorkommen und sich die Freiheit verschaffen. Steckenhoff hatte schon früher einen Auslegt wurden. bruchsversuch gemacht, war aber durch Oberwachtmeister Oppermann baran verhindert worden. Als Oppermann am Bormittag an seinem Scheibtisch faß, fchichen fich die beiden Gefangenen leise in fein Dienstzimmer. Anode hatte fich fchon vorher ein Beil besorgt; der eine sicherte bie Tür und der andere verfekte tem ahnungslosen Gefängnisauffeher einen wuchtigen Schlag auf den ' Schädel, so daß er mit einem lauten Schrei zusammenbrach. Der
Groß- Berliner Parteinachrichten.
tag) statt.
83. bt. Lichterfelde Die Mitgliederversammlung findet erst morgen( Donners. 96. Abt. Neukölln. Donnerstag abend 7 Uhr im Sefretariat. Nedarftr. 3. Funktionär fizung. Sämtliche Partei und Gewerkschaftsfunktionäre müssen erscheinen.
Bezugnehmend auf den Artikel der Baumelt" vom 20. März auf den der Vorstand des Zimmerer- Berbandes bei seiner Berichterstattung in der heutigen ,, Roten Fahne" eingeht, habe ich folgendes zu erklären: Die Bertreter des Baugewerksbundes, sowie die Mitglieder des genannten Verbandes find Manns genug, fich selbst zu entscheiden und benötigen beine Hilfsstelling, anderer Berbände. Die Annahme, baß meine Organisation, die ich zu vertreten habe, durch den Zimmerer- Verband zu dieser Forderung veranlaßt märe und daß diese Forderung an sich übertrieben sei, weise ich zurück. Ich habe in der Tariftommiffion sowie im Bezirkslohnamt als erster Sprecher die Forderung der Arbeitnehmerschaft begründet, und zwar nicht etwa, um nur zu tben, sondern es bestand bei den jeden Ge. wertschaften völlige Einmütigteit- unbeert der