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Freunde' in der Außenpolitik noch wie vor für die Regierung 'eten, kann sich nicht Gehör verschaffen. Der L ä r m legt sich erst, als Abg. K l o tz für ein« Tages- ordnung zu sprechen beginnt, in der festgestellt wird, daß am Vor- mittag eine Anzahl Abgeordneter durch die Verhandlungen in den Kommissionen verhindert gewesen sei, an der Abstimmung teilzunehmen. Die Abgeordneten seien nicht von der Bedeutung in Kenntnis gesetzt worden. Hierauf beantragt der Abg. Dariac, der Vorsitzende des Finanzausschusses, die Sitzung der Kammer auf Freitagnochmittvg drei Uhr zu vertagen in der Hoffnung, daß ein« Regierung vorhanden fei(der lothringische Abg. Fran- qois ruft:Saasohll Herr Poincare!"). damit die Budgetzwöiftel und der W!<l>eraufbau zur richtigem Zeit durchberaten werden könnten. Der Vorschlag Daria« wird angenommen und die Sitzung um lUZ Uhr geschlossen. 5n diesem Augenblick ruft der royaltstische Abg. Daudet : Rleder mit Manouryi, die Abgeordneten der Mittelpartei rufen: Es leb«?oincaräi, auf der äußersten Linken schreit man: Es lebe die Republik ! Vertranensknndgebungen für Poinears. Paris , 26. März.(WTV.) Unter Führung des Abgeordneten L e y g u e s haben die Kammergrupp« der republikanischen und de- mokratischcn Linken, der u. a. der Kammerpräsident und der Abg. L o u ch e u r angehören, und die Kammergruppe A r a g o heute nachmittag in einer gemeinsamen Sitzung Vertrauens- resolutionen zugunsten Poineares angenommen und den Wunsch ausgesprochen, daß er sobald wie möglich die Leitung der focmzö fischen Innen- und Außenpolitik wieder übernehm«. Kommentare der Pariser Abendblätter. Paris , 26. März.(WTB.) In Besprechung der Demission Poin- cares stellt derTemps' die Frage, ob die Kammer über ihre Ab« stimmung genügend nachgedacht habe. Zwischen der Re- gierimg, die nicht einen einzigen Tag aufgehört hatte, die h ö ch st e n nationalen Interessen sich vor Augen zu halten, und der Kammer, die in einer dunklen Vonnittagssitzung sich zu einer Kundgebung von Wahlmanövern hergebe, ohne zu berechnen, welch« politische Tragweite ihre Taten hoben könnten, werde das Land ein schweres Urteil fällen über die. die in der letzten Stunde der Legislaturperiode krampfhaft das Ministerium Poin- care stürzten. .Liberte" schreibt: Die Abstimmung der Kammer ist vor allen Dingen eine Ahstimnmng der Wahlsurcht, eine demagogische Abstimmung. Di« Abgeordneten sollten eben morgen vor ihren Wählern erklären können: Wir haben für die höchsten Pensions- gesetze gestimmt. Was wird aus dieser Krisis hervorgehen? Höchst- wahrscheinlich ein Zusammenflicken des Ministeriums. Wenn Poincare das ausnutzen wollte, um fein Kabinett von u n- populären Elementen zu säubern, dann würde er sein« Kräfte vermehren, dann würden hie Gegner der Regierung sowohl Poincare als auch dem gesamten Lande einen ungeheuren D l e n st erwiesen haben. Journal des Debats " sagt: In allen Punkten, bei allen Ab- stimmungen habe die Regierung in beiden Porlamerien die M e h r- h e i t gehabt. Sie habe sich ihr« Zustimmung zu ihrer Politik ver» schafft, sie habe zuweilen die Verantwortung übernommen und das Parlament daran teilnehmen lassen. Heute würde jeder Wechsel die öffentliche Meinung oerwirren. Da» Kabinett sei zurückge- iveten im Anschluß an«ine Abstimmung des heutigen Vormittags, «s werde sich morgen neu bilden und Poincarö werde Mi- nisterpräsident bleiben. Zttfitöhaltmtg in London. Ein Reuter- Kommentar. London , 26. März.(WTV.) DI« Nachricht von der Niederlage Poincareg in der Kammer und von feiner Demission wird in o f f i- z i e l l e n Kreisen mit völligerZurückhaltung aufgenommen mit Rücksicht darauf, daß«? sich um eine rein innerpolltische Sache handele. Aus anderen verantwortlichen Kreisen erfährt Reuter: Die Demission des französischen Ministerpräsidenten hat in England erhebliche Ueberraschung hervorgerufen und wird durchaus nicht als ein Grund zum Frohlecken betrachket. Man glaubt, daß Poincare einwilligen wird, sich feinen Entschluß noch einmal zu überlegen. Der allgemeine Eindruck geht hier dahin, daß ez für England entschieden besser ist, den der Linken ange- hörenden(?) Poincare an der Spitze der Staatsgeschäst« zu haben. als eine Regierung, die aus Mitgliedern der äußersten Linken

Der§all Erich Kleiber . Konzertumschau von Kurt Singer . Gibt es einen Fall Kleiber? Nein: ober es gibt einen Fall Meiber-Publikum. Und das will betrachtet sein. Bis zum Jahr« Z923 nannte den Namen Erich Kleiber kein Hcldenbuch, kein« Fama, kein Riemann. Das Schicksal seiner Berufung nach Berlin ist in guter Erinnerung, ist in schlechter Erinnerung. Als zweiter Kapell- meister der Staatsoper, als koordiniert dem aufrückenden Sliedry, als übergeordnet allen anderen Dirigenten, als Generalmusikdirektor mit einigen Befugnissen des Operndirektor« und Intendanten dazu. Kaum sitzt er im Sattel, da reitet er das Pferd unter feinen Schen» kein nach neuem Schritt, im Galopp zu. So dachte man. Aber es geschah zunächst nicht viel, dann wenig, zuletzt nichts Aufregendes. Ein paar überflüsiige Entlassungen, ein paar Engagements, drei Opern des Repertcirs auf neu gestrichen(glanzvoll gestrichen), eine Erstaufführung. Dies das Resümee einer halbjährigen Arbeit in der Staatsoper. Dennoch hatte Kleiber nach vier Wochen schon eine Po- sition in Berlin , wie sie kein Strauß und Weingartner nach vier Iahren besaßen. Das spricht für die Energie, für das suggestive Fluidum einer Persönlichkeit von unbeugsamem Willensfchnilt. Auch für das künstlerische Höchstformat? Ueber einen bisher Unbekannten. der auf erhobenen Posten in jungen Iahren gelangt, stürmen die Wogen der Begeisterung. Kein Zweifel: Dieser Mann mit den ver- kniffenen, strengen Zügen, mit dem strafenden Blick, ist beliebt, ist Sensation, ist Licht, In das die Motten fliegen. Noch vor dem Be- weis seiner hohen Berufung fliegt ihm der golden« Lorbeer zu. Kleiber ist Trumpf im Spiel. Attribut jeder Publikumsbegeisterung ist die Undankbarkeit. Aber wer jetzt olympisch hoch steht, kann er nicht ig einem Jahre zu den anderen entgötterten Göttern hinab- stürzen? Bor solchem Sturz aber sollte der Hochbegabt« geschützt worden. Gerade das schönste an ihm scheint die latente, noch nicht völlig durchgebrochene künstlerische Kraft, scheint die Entwicklungs- linie seines Wesens zu sein. Er ist prachtvoll ungleich. Gerät er an den rechten Meister, so ist er der rechte Mann dazu, den Meister alz Vachdichwr zu meistern. So bei Scriabine. so bei Dvorck, Swotana. Run entdeckt aber ein spürsamer und mistender Mann, daß Kleiber die begabteste linke Hand hat, die seit Mahler Zeichen gab. Wie wirkt das auf den jugendlichen Dirigenten? Er posiert mit der Linken, er eskamotiert den Stock von rechts nach links, er legt ihn beiseite, er ballt die linke Faust auf dem Rücken. Was als plötzliche Eingebung schön und gut war, wird, methodisch, zur Farce. Auch das Dirigieren mit dem Blick, mit schlaff hängenden Armen, dos Hypnotisieren der Musiker, wirkt nicht inspiratorisch, sondern gewollt. Es fehlt überall cm Grandezza, an Wcltmönnischkeit, an Liebens- Würdigkeit: die philologische Bärbeißigkeit überwuchert noch die nachschöpferlsche Intuition. Das Gemüt ist still. Alles an Kleiber ist im Werden. Aber zum universellen Gestalter, zum konstruktiven Baumeister fehlt« ihm bisher noch die große Beweismöglichkeit. Man nenne ihn daher nicht das größte Dirigiergenie seit Mahler. Laßt ihm Zeit, sich hinauszuentwickeln! Wir bewundern an Klei» der aufs höchste die herbe, präzise, resolut zupackende Zeichen- c-etnmg. die eine organische Folge seines rhythmischen Srbarfblicks ist. Wir schätzen sein« temperamentvollen Entladungen, sei» Hinaus»

zusammengesetzt ist, mit Powcart in der Opposition. Ein« solche Kombination könnte natürlich nur sehr kurze Zeit dauern. Schließlich wird darauf hingewiesen, daß die persönlichen Beziehungen zwischen Poincare und INacdonald ausgezeichnet sind, und daß, obwohl die beiden Staatsmänner niemals persönlich zu- sammenkamen, doch als Ergebnis ihres Roienwechfel» eine ganz neue Atmosphäre zwischen den beiden Ländern geschaffen worden ist. Der Fall Poincares bedenket kein Ende dieser günstigen Atmo- sphäre. Der Notenaustausch ist nicht vergebens gewesen, da die guten Beziehungen zwischen der britischen Regierung und Poincarö und dem großen Teil der öffentlichen Meinung, die In Frankreich hinter ihm steht, ob er im Amte ist oder nicht, auf- rcchterhalten bleiben. Sensation in Brüssel . Brüssel, 26. März.(EP.) Die Meldung von der Demission des Kabinetts Poincare ist um 2 Uhr in Brüssel bekanntgeworden. Sie hat in politischen Kreisen ungeheure Sensation hervor- gerufen. In Regierungstneiscn äußert man die Ansicht, daß der Rücktritt des Kabinetts Poincarö kurz vor dem Erscheinen der Sach- verständigenberichte verhängnisvolle Folgen haben könne. Man hofft, daß Millerand Poincare von neuem mit der Regierung?- bildung beauftragen wird. In diesem Fall« würde das Kabinett mit geringen Veränderungen bis zur endgültigen Re- gelung aller schwebenden internationalen Fragen im Amte bleiben. In den Kreisen der Ruhrgegner legt man unverhohlene Freude an den Tag und hofft, daß ein radikales Ministerium dem Kabinett Poincare folgen wird.

DieStahlhelm'-diktfltur. Keine Antworten, aber allerhand Ausrede«. Im Anschluß an die Veröffentlichung der Stahlhelm- Dokumente am Montag haben wir an den früheren Reichs- kanzler Dr. Strefemann und an den General v. S e e ck t einige Fragen gerichtet, die bisher bezeichnenderweise nicht beantwortet worden sind. Dieses Schweigen ist außer- ordentlich vielsagend. Man kann nach ihm also annehmen, daß der Bundesvorsitzende desStahlhelm ", der v o l k s p a r» t e i l i ch e Kaufmann S e l d t e, mit seinen Diktaturplänen mehrfach bei Strefemann und auch bei General Seeckt gewesen ist. ohne daß er sofort wegen Versuchs der Amtsnötigung verhastet wurde. Die Herren haben also, wie sie durch ihr Schweigen bestätigen, sich von derStahlhelm "- Machtultimative" Forderungen stellen lassen, ohne sofort daraus die allein möglichen Konsequenzen zu ziehen. Während die A m t s st e l l e n so beredt zu schweigen wissen, arbeitet der Dementierapparat desStahlhelm "-Bun» des um so eifriger. Die volksparteilicheZeit" wußte zu melden, daß derStahlhelm"treu zur Weimarer Verfassung " stände. Wer ihr diesen Bären aufgebunden, möchten wir gern wissen, werden? aber wohl nicht erfahren. Es ist jedoch gegenüber den dreisten Ableugnungen notwendig, an den Beschluß zu erinnern, den die telegraphisch nach Magdeburg zusammengerufenen Stahlhelmbund- Führer am 4. November 1923 allo vor dem Hitler- Putsch saßten, telegraphisch an Strefemann weitergaben und dann durch Wolffs Bureau verbreiten ließen: Wie einst un August 1914, so treten auch heute in schwerster vaterländischer Not die deutschen Frontkämpfer auf den Plan. Im Namen von Millionen ehemaliger Soldaten werdet sich der am 4. November in Magdeburg zusammengetretene Bundesvorstand des Stahlhelms der Frontsoldaten an Sie, Herr Reichskanzler, mit der Forderung, nunmehr umgehend eine nationale Diktatur zu schaffen, die nicht durch Parlamente, Parteien uud Znterrssenverbäude behindert ist. So geht's nicht weiter! Man verhandelt, aber handelt nicht. Millionen hungern. Taufende schlemmen. Inzwischen reißen Lumpen Teile des deutschen Baterlandes ab. Rur die sosorklge Er­richtung einer naklonakeu Dikkalur kann veulschland relken. Wir verlangen nunmehr von Ihnen. Herr Reichskauzler, daß Sie diese

kreszenbieren des Orchesters, seinen Mangel an Süße und Sentimen- talität, selbst da, wo eine Partitur sie melodisch zu malen scheint. Wir freuen uns der suggestiblm Gesamtleistung, die, ohne gerade groß in der Konstruktion zu sein, doch ein Mosaik von seinen, wir- kenden Einzelheiten darstellt: und wir beglückwünschen jedes Or- chester, das von ihm diszkpüniert wird, das von ihn Antrieb erhält. Dies unser Urteil über das Talent Kleiber nach seinem Strauß- Abend(Don Juan, Alpensinfonie resp. Phantasie) und der Smetona-Morgenfeier bei Kroll. Bei letzterer allerdings war der Eindruck stärker, weil ja hier in derVaterlands"««!! der elementare Rhythmus des Böbmerlandes einem rhythmisch elementar fühlenden, männlichen Musiker entgegenkam. Die Mit- glieder derVolksbühne" fcierlen den prachtvoll in die Stretta und die Polka hineinstoßenden Interpreten wirbelnden Tempera- menis besonders hell. Sehr schön war es, daß Kleiber in den sanft von Mendelssohn gestreichelten Sangesmelodien durch straffe Alzen- tuiorunq und vorbildliches Phrasi-ren dem Allzugefällia-'n einen Stich Ins Bedeutende zu geben versuchte. Im übrigen spielt sich das mit einer Staatskapelle fast von selbst. Alles in allem: Kleiber ist wohl ein kommender Mann. Man lasse ihm Zeit. Furtwängler verabschiedete sich indessen. Mit der IX. Ein- fonie, die er für die Pensionskasse der Philbarmoniker spielte. Nun reist er mit seiner ihm treu ergebenen Künstlerschar durch Nord- deulschlanb und die S'bwelz. Fruber war mit oem letzten philharmo- Nischen Konzert die Saison beschlossen. Jetzt ist das anders. Und es stehen noch große Dinae bevor. Den Philharmonikern aber, dieser Kerntruppe des künstlerischen Berlin , rufen wir, wie ihrem herrlichen Führer, einGlückauf" zu. Sie mögen zu neuen Taten froh zurück- kehren! Hans Mackenroth wollt« eigene Kompositionen vorführen. Um die vielen, die nicht alle werden, anzulocken, verkündeten Plakate und Billetts, daß zu dieser Veranstaltung(zu Ehren der Gefallenen) S. K. H. der deutsche Kronvrinz" persönlich geladen sei. Macken- roth ist der Name eines berühmten Frauenarztes. Heists alsozu Ehren der Gefallenen" etwazu Ehren der gefallenen Mädchen"? Kauin. Denn was sollte der cbemalig« Kronprinz dort? Friedrich Wilhelm aber war auf alle Fälle klüger als der 5?err Kompositeur. Er erschien nicht. Ganz klug aber war das Blüthncr-Orchester: es erschien ebenfalls nicht. Und so war die lächerliche Anpreisung und Reklame eines Gefallsüchtigen ins Wasser gefallen. 1924, im sechsten Jahre der Republik , an den Iden des März.

veotschnatkonale Hetze gegen öle Volksbühne. Dem Angriff derDAZ." sst eine deut'chnational« Anfrage in der Berliner Stadtverordnetenversammlung gefolgt, die in dl« gleiche Kerbe schlägt., Di« Herren Koch und Detleffsen haben den Radetzkymarsch als national« Einrichtung gefordert. ,Lett«mgsnachrichten zufolge so lautet Ihre Anfrage wird dem Besucher der Volksbühne zu jeder Vorstellung«ine kleine Zeitung in die Hand gedrückt. In«m«r der letzten Nummern dieser Zeitung soll folgende Nachricht gestanden haben:Es ist der Volks- bühne gelungen, die Direktion des Großen Schauspielhauses zu zwingen, den«Zigeunerbarm»" vom Spielplan abzusetzen, well im

vikkakur umgehend schassen. Warum machen Sie von den in Ihrer Hand befindlichen Macht in itteln nicht restlos Gebrauch? Handeln Sie, damit nichl andere handeln! Der Dundesvorstand des Stahlhelms(Bund der Fronssoldaten). Das also war am 4. November dieVerfassungstreue� de?Stahlbolnis", von der Stre'emanns Organ jetzt zu reden weiß.Handeln Sie, damit nicht andere handeln!" Am 8. November handelten andere, nämlich Hitler und Luden- dorff, und sie warteten nur auf dieHerren aus dem Norden!" Wir wiederholen also unsere Fragen: Haben Strefemann und Seeckt die ultimativen Forderungen Seldtes von ihm entgegengenommen, ohne ihn verhasten zu lassen? Und warum haben sie diesen Versuch der Amtsnötigung und der Verleitung zum Hochverrat nicht erkannt und nicht danach ge- handelt? Der jetzige Leiter der Stahlhelm-Pressestelle benutzt auch dieVoss. Ztg." zu allerhand Ausreden über den Diktatur- entwurf. Der sei von dem früheren Redakteur derBundes- zeitung" alsPrivatarbeiter" aufgestellt und nur deshalb in die Akten des Bundes gekommen, weil der Rodakteur im Bureau feine Privatarbcitcn verrichtete! Das sind erbauliche Sachen, und man sucht Gläubige, die das glauben! Inzwischen legt derStahlhelm" Wert auf die Fest- stellung, daß erverfassungstreu" sei. Einer seiner Haupt- führer aber, der ehemalige Oberstleutnant Düsterbcrg. be- schwert sich in der Presse bitter darüber, daß der domo- kratische Regierungspräsident Pohlmann bei einemStahl- helm"tagdie politische Geschmacklosigkeit gehabt habe, ein Hoch auf die deutsche Republik auszu- bringen". Das sind die Republikaner des Stahlhelms! Wenn die Volkspartei daran Gefallen findet, wollen wir ihr das Vergnügen lassen. Wir hoffen aber, daß der Republikanische KriegsteilnehmerbundReichsbanner Schwarzrot- g ol d" bald einen wirklichen Schutz der Verfassung bietet und damit die reaktionären Stahlhelme? endlich dahin befördert, wohin sie gehören, in die Reihen der Feinde der Republik . Im Preußischen Staatsrat hat die Sozialdemokratische Fraktion solgende förmlich« Anfrage eingebracht:- Nach Bekundungen im Hochverratsprozeß gegen Hitler . Luden- dorff und Genossen ist im vorigen Jahre u. a. ein Freiherr v. Gay! bestimmt gcweion. an der Bildung eines Direktoriums teilzunehmen. das an die Stelle der verfassungsmäßigen Re!chsreg!«run<« treten wollte. Sind der Staatsregierung dieRamenderMitglieder des geplanten Direktoriums bekannt und befinden sich unter ihnen p r e u ß i fche Staatsbeamte, Mitglieder des Landtags und des Staatsrats? Wir fragen die Regierung. n>as sie rvegcn einer«tuxiigen Beteiligung an einem hochverräterischen Unter­nehmen veranlaßt hat»der noch zu veranlassen gedenkt. Neichswehrfragen im Unterhaus. London . 26. März.(WIB.) Zm llnkerhanfe fragte da« kon- servalive Mitglied Sir Frederick Hall den Slaatssekrelär des Aeußern, ob er mitteilen könne, welche Schritte augenblicklich von den Alliierten unternommen würden, nm die Beobachtung der Be­stimmungen des Berfalller Vertrags, belressend die Stärke mili­tärischer Skreilkräfle. durch Denlschland zu erzn-iu- gen, serner, ob der Staalosekretär eine llnsormalion erhallen habe über das Verfahren, da» gegen Prof. Ooidde eingeleitet worden fei. weil er auf dl« ausgedehnten militSrifchen Uebnngen hingewiesen habe, die fehl in allen Teilen Denlschland» unter Aufstch« der Reichswehr abgehalken würden. Der linker- staatssckretär des Aeußeren Ponsouby erwiderte, infolge der Cr- eiznlsse zn Beginn des Zahres 1923 fei die volle militärische konkrolle suspendiert worden. Die Allllcrien beabsichkigen seht, die Kontrolle, zu der sie durch den Bertrag berechttgi seien, wieder auszu- nehmen. Verhandlungen seien gegenwärtig mit der dentschen Re« gierung über das künftige Verfahren lm Gange. Die Antivort auf den lehken Teil der Frag« laute bejahend. Es feien eben Do- knmente bei der Regkrniig eingcirosseu. nnd die Frage werde weller erwogen.

letzten Akt von einer ans die Dühn« kommenden Militärkapelle der Radetzkymarsch gespielt wird. Dieser Marsch lös« stets eine nationale Dewegung bei der Zuhörerschaft aus." Ferner soll die Zeitung geschrieben haben, man müsse viel mehr französischen Autoren das Recht geben, in Dcusschlond Ihre Stücke aufzuführen. Ist dem Ma- gistrat bekannt, daß die von der Stad-t finanziell unterstützt« Bolls- bühne in so bedenklicher Art und Weise politische und antmotlonale Propaganda treibt, und wie stellt er sich dazu?" Bums! Sa, wie stellt sich der Magistrat zu diesen Verdrehungen einer planmäßigen Hetze? Den Tatbestand haben wir gestern be- reits festgestellt, wir brauchen- ihn nickst zu wiederholen. Die Volks- bühne hat ihr« Pflicht gegen Kunst und Mitgliedschaft erfüllt, indem sie beide vor nationalistischen Uebersällen schützte und ordnungs- mäßig verlaufende Aufführungen sichert«. Kann das der Pfarrer Koch verstehen? Gewiß nicht, aber er hätte sich immerhin besser orieniieren können. Die Besucher der Lolksbühne bekommen nicht ein« Zeitung in die Hand gedrückt, fondern die Mitglieder erhalten ihr Nachrichtenblau. Darin stand auch nicht der wörtlich zitiert« Abschnitt. Und der Passus über die französische Literatur ist sehr ungenau wiedergegeben. Wir setzen ihn deshalb wörtlich her: Die Leitung der Dolksbuhne glaubt nicht, daß dief« Fern» Haltung einer bedeussamen Literatur der densschen Kultur s�nt. zu­mal in der jungen französischen Dichtung Tendenzm lel««»l sind, die machtvoll nach einer Verständigung der Nationen rufen. Des- halb will es die Berliner Bolksbühne übernehmen, zunächst wenig» stens In einer Literarischen Morgenseier junge französisch« Dichtung im Theater am Bülowplatz zu Gehör zu bringen. Di« vertraut daraus, daß ihre Mitglieder dabei auf der Hut sind, um nationa- listische Gegendemonstrationen, wie sie nach den letzten Theater- skaichalen in Dresden usw. befürchtet werden könnten, im Keime zu ersticken." Bravo , Volksbühne! Du warst auf dem rechten Weg«, ms du beschlössest, der Stimm« der Menschheit, die auch in Frankreich er» klingt, in Deusschland ein Echo zu geben. Da die Religion des Herrn Koch offenbar aufgehört hat. der Versöhnung der Volker zu dienen. ist dies« um so mehr Aufgab« der Kunst, wenigstens einer Kirnst, wi« sie die Volksbühne immer verstanden und gepsleg: hat. Es hieße den Agitationsbedürfnissen dieser burlesken Anfrage Rechnung tragen, wollte man den Stadtvätern zumuten, sie ernst- hast zu behandeln. Die Stadt Berlin hat einmal groß- zügige und volkstümlich« Kun st Politik getrieben, als sie der Volksbühne durch«ine Hypothek half, ihr stolzes Haus zu Ende zu bauen. Di« frühere Manchester - liche Mehrheit der Versammlung verdient heut« noch Tadel, daß sie nicht mehr aus diesen: Gebiet getan hat. Es ist ein ergötzliche» NackGIel zu dem einen erfreulichen Akt, daß die Deu�chnationalen ihn nachträglich kassieren möchten. Kündigen Sie die Hypothek, die einzig«, die die Stadt Berlin bei der Kunst hat, meine Herren Deutschnationalen, Sie werden für die Unsterblichkeit das Ihre getan haben!___ Da» preohlfch« Geheime Staatsarchiv wurde Mittwoch vor»l>ttag durch einen feierltchen Einweihungialt m feinem neuen Heim in Berlin » Dahlem wieder eröffnet. Zu der Beranftaltung halten fich dt» preugi« schen MmtsUr und Vertreter»ohlreicher Behörden«mgejundea.