Lobenswerte Sozialdemokraten.
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Aber nur im Ausland.
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Für die nationale" Bresse gilt im allgemeinen der Grundsah, nur den deutschen Mann und für Kirche, Küche und Kinderstube auch die deutsche Frau gelten zu lassen, alles aus. ländische aber als perfide, tüdisch, negermäßig, furz in jeder Beziehung minderwertig herunterzureißen. Diesem Grundsatz entsprechend müßte sie eigentlich auch die deutschen Sozialdemokraten loben und auf die ausländischen schimpfen. Da aber stedt sie den Kopf zwischen die Beine und sieht alles verlehrt. Die ausländischen Sozialdemokraten werden gefeiert und gelobhudelt und bie deutschen werden heruntergeriffen.
Bom verstorbenen Genoffen Tufar lieft man jetzt fogar in ber Kreuzzeitung", daß er ein einfichtiger, tlar urteilender und sehr ernsthafter Polititer gewefen ift. Daneben steht eine blöde Schimpfnotiz, in der behauptet wird, der Borwärts" habe durch seine Borbereitung" den Zusammenbruch Deutschlands im Kriege herbeigeführt und Scheidemann habe an dem Abbau der Volksschule in Preußen schuld. Daß der Borwärts" im Oftober 1918 bei Ludendorffs„ Nervenzusammenbruch" die oft zitier ten warnenden Wort schrieb:„ Behe dem Bolf, das seine Waffen fünf Minuten zu früh an die Wand stellt stört die Kreuzzeitung " im Berleumdergeschäft nicht, deswegen hat doch die Borbereitung" burch den Vorwärts" und nicht die Vorbereitungslosigkeit des Herrn Ludendorff den Zusammenbruch verschuldet. Was Scheide mann mit dem Schulabbau in Preußen zu tun haben soll, bleibt unerfindlich, ebensogut fann man fagen, daß er die Grippe oder den langen Frostwinter auf dem Gewissen hat.( Das tommt aber wahrscheinlich erst acht Tage vor der Wahl.)***
Vaterlandsliebe des Schloßherrn.
Menschenfreundlichkeit eines Großgrundbesitzers.
Nach einer Verordnung der Reidsregie. rung vom 17. Dezember 1923 müssen bie Flüchtlings. lager in türzester Frist geräumt werden. Um das zu er möglichen, wurden die noch in den Lagern vorhandenen etwa über 20 000 Flüchtlinge auf die einzelnen Länder verteilt und die Länder müssen nun dafür sorgen, daß die Flüchtlinge den Gemeinden zugewiesen werden. Zu diesem Zwed sieht die Berordnung vor, daß Wohnräume beschlagnahmt werden fönnen. Während im allge meinen die Gemeinden sich bemühen, die ihnen zugewiesenen Flüchtlinge so gut es eben geht unterzubringen, leisten die Rittergutsbesiker vicifach Widerstand. Sie wollen feine landfremden" Leute auf ihrem Befik bulben, auch dann nicht, wenn es Flüchtlinge sind, die unter den schwersten Schäden ihre alte Heimat verlassen mußten, weil diefe infolge des Friedensvertrages an einen anderen Staat abgetreten wurde.
Ein geradezu standalöses Beispiel solcher Vaterlandsliebe wird uns aus Medienburg berichtet. Die dortige Reglerung hatte dem
wird Herr von Haase mit seinen Angestellten das Schloß verlassen, so daß die Flüchtlinge gezwungen wären, wenn sie überhaupt einheizen wollen, das ganze Schloß zu heizen. Hierzu wäre ein Aufwand von täglich 12 Zentner Kots erforderlich.
Ganz abgefehen hiervon stellt Herr von Haafe eine mafct. nelle Einrichtung zu heizungszweden nicht zur Ber fügung. Ich wüßte auch nicht, auf welche Beise er hierzu ge zwungen werden fönnte. Eine Arbeitsgelegenheit für die Flüchtlingsfamilie findet sich in Wiebendorf überhaupt nicht. Die Familien würden also hier der öffentlichen Fürsorge zur Last fallen. Jedenfalls wird Herr von Haase sie nicht beschäf tigen und fann hierzu auch nicht gezwungen werden.
Herr von Haafe wird weder Milch noch Kartoffeln noch andere Nahrungsmittel zur Verfügung stellen. Die Flüchtlinge wären alfo gezwungen, sich diese Nahrungsmittel aus Boizen burg zu Fuß herbeizuschaffen.
affigen Tapeten( Seide) versehen.
Die in Anspruch genommenen Räume sind mit ganz erft. Sie befizen ge musterte Bartettfußböden. Die Wiederherstellung in dem Fideikommißbefizer Kurt von Haafe auf Wiebendorf alten Zustande würde bei Benutzung durch die Flüchtlingsfamilie mitgeteilt, daß in feinem Schloß einige Räume, die gegenwärmerben und enorme Roftenaufwände erfordern. Herrn von Haase nach Aufhebung der Beschlagnahme gefordert In Deutschen " vereinigt Herr Stegerwald das Hinaufnahmt werden, um dort eine Flüchtlingsfamilie zahl Kunstschähe untergebracht. In der Mitte des Schlosses befindet tig als Fremdenzimmer Berwendung finden, beschlag. In dem alten Schlosse des Herrn von Haase sind eine große Anunterzubringen; außerdem wurde ihm aufgegeben, einen unterzubringen; außerdem wurde ihm aufgegeben, einen Raum zur Verfügung zu stellen, ber als u dhe venugt
loben der ausländischen und das Herunterreißen der deutschen So zialdemokratie gleich in einem Artikel. Nebenbei, hat Herr Steger mald feine Freunde, die ihn hindern, durch diese bemitleidens werten Schreibfunststücke feinen Ruf als„ Staatsmann" zu ruinieren? Herr Stegerwald leistet fich da u. a. folgenden Gallimathias:
Es ist höchste Zeit, daß die Sozialdemokratie umlernt; Beifpiel möge ihr da ein Mann sein, den sie nicht mit unge. mischter Freude() zu ihren Repräsentanten zählt: der englische Bremierminister Macdonald. Diefer, heute verantwortlicher Leiter des größten Erdreichs, denti viei 3u realpolitisch, als daß er auch nur irgendwie der marristischen Utopie nachjagte. Im Gegenteil: Macdonalds Han dein wird vom weltbürgerlichen Instinkt des Eng. länders geleitet, nicht von der Schwarmgeisterei des Rosmopoliten; so ist er im legten Grunde national, beherrscht von realen Interessen, wie sie fich aus der jeweiligen Lage ergeben und ausgenügt werden fönnen. Diese Energiequelle fehlt der deutschen Sozialdemokratie, und darum hat sie die ehe. mals von meiten Kreisen in fie gefeßten Erwartungen nicht erfüllen fönnen.
Herr Stegerwald tönnte fich gratulieren, wenn ihn das Zentrum ntit derfelben„ ungemischten Freude" zu feinen Repräsentanten zählen würde, mit der wir Macdonald als unseren Gesinnungs- und Barteigenossen anerkennen. Aber da ist es weithin! Wir nehmen an, daß man auch in weiten Kreifen des Zentrums Gefühl dafür hat, wie lächerlich sich Stegerwald macht, wenn er nach deutschnatio nalem Muster ausländische Sozialdemokraten gegen deutsche Sozial bemofraten auszuspielen versucht.
Mit folchen Mätzchen fellte man doch endlich aufhören. Bäre es richtig, daß die ausländischen Sozialdemokraten so herrliche Beute find und die inländischen so erbärmliche Gesellen, dann müßte ja das deutsche Bolt das miserabelfte der Welt sein. Und auch dann bliebe noch das Rätsel aufzuflären, warum diefe ausgezeichneten Sozialisten hes Auslandes solidarisch zur deutschen Sozialdemo fratie stehen und warum sie leidenschaftlich ihren Sieg bei den tommenden Wahlen wünschen. Oder meint Herr Stegerwald etwa, Ranjay Macdonald intereffiere sich für ihn?
Rundfunk im befesten Geblet verboten. Die britische MilitärFebörbe hat die Anträge des städtischen Berlehrsamies und der Oberpostdirektion auf Bulaffung des Rundfunts im befesten Gebiet abgelehnt. Die deutfchen Behörden werden ihre Bemühungen um Sulaffung des Rundfunkes fortseßen.
Der Mode, biefer geheimnisvollen Macht, die unwiderstehlich, in den zugeknöpfteften Bertemonnaies Umwälzungen anrichtet, find nicht etwa allein die Frauen mit Rieid und Haar verfallen. Auch bie Theaterbirettoren fönnen fich ihrem Einfluß, dem Himmel fei es getlagt, nicht entziehen. Nachdem die Parole Ruffis" gewefen ift, fcheint jetzt der literarische dernier cri Inglish" au fein. Bon englischen Stüden haben wir diesen Winter eine ganze Reihe zu sehen bekommen, und furz vor Schluß der Saison bringen die ammerspiele unsere fleine Frau", ein Lustspiel von Avery Hopwood heraus.
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Es ist sehr fomisch, mit entzüdend leichter Hand hingehauen, schafft behagliche Laune und ist Ueberreizten und Ueberarbeiteten angelegentlicht zur Besichtigung zu empfehlen. Denn es stellt an Das Gehirn feine Anforderungen. Mit den hierzulande fabrizierten Edyvänten hat es den Trid gemein, durch Mißverständnisse und Verwechslungen zwerchfellreizende Situationen mit Kuddelmubbel und plazender Bembe zu fchaffen, und unterscheidet sich wohltuend ron ihnen darin, daß der Schluß eine Ueberraschung bringt. Unsere fleine Frau" ist ein forettes Cheweibchen, das seinen Mann badurch zur Berzweiflung bringt, daß es mit einer Unzahl anderer Männer anbandelt. Sie verspricht dem gequälten Gatten hoch und heilig einmal über das andere, nie mleber zu flirten, um im nächsten Hugenblic in ihre alte Gewohnheit zurückzufallen. Nachdem sich der Gatte nach einer aufregenden Nacht, in der er seine Frau auf einem gewagten Abenteuer ertappt hat, endlich entschloffen hat, fich fcheiden zu lassen, verdreht ihm das Frauchen den Kopf von neuem, ber Catte ift glüdlich und der Borhang fällt in dem Augenblick, als fie eben wieder eine neue Eroberung macht. Ein Damenbildnis nach Strindberg in anderer, und zwar hetterfter Manier.
Das flirtende Frauchen spielt mit Schelmerei die unübertreff fiche Else Edersberg. Sie ist mit ihren zur Schau getragenen Untugenben fo reizend, daß sie die Herzen ebenso schnell erobert, wie sie das gequälte Herz ihres armen Ehemannes, Ferdinand p. Alten, immer wieder butterweich macht. Sie sprüht von Charme und Uebermut. Anton Pointner , Hans Brause wetter und Walter Brandt paßten sich in ber von Erich Bap ft flottgeleiteten Borstellung dem wirbelnden Tempo in por
trefflicher Weife an
e. d.
Reinhardts Rüdtehr, wie das Deutsche Theater mittellt, wird Mag Reinhardt, der anfäßlich feines legten hiesigen Aufenthaltes entscheidende Dispofitioren für feine Berliner Bühnen getroffen hat, in der nächsten Spielzeit die fünstlerische Oberleitung des Deutschen Theaters und der Kammerspiele übernehmen und mehrere Werte an diefen Bühnen inszenieren.
Da Reinhardt feit feinem Fortgang von Berlin von einem Brojekt zum anderen geschritten ist, ohne daß etwas Großes dabei herausfam, und er auch jest in Wien und Amerika ( und wer weiß, wo noch) tätig fein will, wird leider für Berlin nicht allzuviel babei herausschauen.
Jm Friedrich- Wilhelmstädtischen Theater wird Der Rabbi von Nazareth , eine dramatische Dichtung von Frido Grelle, während des Monats April unter der Gastspielbirektion Gustan Meinede zur Aufführung gelangen.
werden tann.
Gegen diese Berordnung hat Kurt von Haase durch ben Rechtsanwalt Dr. Nieste in Schwerin Beschwerde einlegen lassen. Daran war nichts Besonderes; aber der Inhalt der unferer Seiten Schande, daß es verdient, der Deffentlichkeit übergeben zu werden. Herr Rurt von Haafe läßt nämlich durch seinen Rechtsvertreter zur Begründung seiner Beschwerde folgendes erklären:
vorhanden, von denen zwei an dem einen und ein Schoenstein an In dem ganzen Schloffe find überhaupt nur drei Scharnsteine dem anderen Flügel des Schloffes liegen. Herr von Haase ist nicht gefonnen und wird fich auch nicht zwingen laffen, die beschlagnahmten Räume mit der eigenen vorhandenen Zentralheizung zu beheizen. Die Räume sind deshalb also gar nicht beizbar zu machen. Herr von Haase wüßte nicht, welchen Raum er als Küchen raum bergeben sollte, und zwar hat das Schloß eine eigene Bas leitung. Here von Haase ist aber nicht gezwungen und wird fich and nicht zwingen laffen, für die in Anspruch genommenen Räume Gasleitungen herzustellen und Gas abzugeben. Reben ber un möglichkeit, die Räume zu heizen, besteht also für die Flücht linge die Unmöglichkeit zu fochen.
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Das Wasser für die Flüchtlingsfamilie müßte aus dem Dorfbrunnen geholt werden. Herr von Haafe ift nicht gezwungen und wird sich auch nicht freiwillig dazu bereiterklären, das zu Kochzweden erforderliche Wasser aus der eigenen vorhandenen Wasserleitung zur Verfügung zu stellen.
Mit dem Augenblic, in welchem die Flüchtlingsfamille bas Schloß Biebendorf bezieht,
Der Strafantrag im Zeigner- Prozeß. Drei Jahre Zuchthaus!
Wir hatten uns vorgenommen, mit unserem Urteil über ben Fall Zeigner zurückzuhalten, bis er feine Erledigung durch das Gericht gefunden hat. Der ungeheuerliche Straf antrag des Staatsanwals nötigt uns jedoch, diesen Borsaz aufzugeben und eine öffentliche Warnung auszu sprechen vor der Fällung eines Urteils, das, wenn es dem Anantrag des Staatsanwalts nur einigermaßen entspräche, in weiten Kreisen des Voltes den Glauben weden würde, hier fei nicht unparteilsch Recht gesprochen, sondern politische Rache justiz geübt worden.
Ueber die Eignung 3eigners zum politischen Führer ver traten wir schon lange vor dem Prozeß eine eigene Meinung, die von jener unserer damaligen sächsischen Landtagsfraktion start abwich. Wir verkennen feinen Augenblic, daß sich die Persönlichkeit Zeigners als haltlos und moralisch brüchig er wiesen hat, und wir sind vollkommen der Meinung, daß die Untabelhaftigkeit und Korrektheit des Beamtenförpers, wo es fein muß, auch mit den härtesten Mitteln geschüßt zu merden verdient.
Im Licht des Leipziger Berfahrens erscheint jedoch Zeigner durchaus nicht als ein Mann, der frivolerweise seinen amtlichen Einfluß gegen bar verkauft hat und der ftrupellos auf Bereicherung ausging, fondern vielmehr als ein unglüd licher Mensch von bemitleidenswerter Schwäche, der sich vor der frechen Zubringlichkeit feines bösen Geistes, des Möbius, und dessen zweifelhafter Klientel einfach nicht zu wehren wußte. Typisch ist der Fall der ihm in den Arm gelegten Weihnachtsgans", für die ihm der Staatsanwalt nicht weniger als ein Jahr Zuchthaus zugedacht hat.
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sich eine Säulenhalle in der Größe von etwa 15 zu 3 Meiern. Um biese Säulenhalle geht ein Gang herum, der der Flüchtlings. familie und deren Besuch erlauben mürbe, in alle äume be Schlofjes zu gelangen. Für allen Schaden, ber dem Herrn von Haase hieraus erwachsen könnte, müßte Herr von Saafe pollen Schadenersatz verlangen. Wird auf dem Parkettfuß boden Waffer ausgegoffen, jo gibt dies Flede, die eine neulegung bie ganze Beschlagnahme als eine völlig unangebrachte Maßnahme des. Fußbodens erforderlich machen würde. Nach alledem stellt sich Wasser und Bicht niemals eine angemessene Unterkunft zu bieten often aufzuerlegen und die den Flüchtlingen mangels Heizung, bar, die das einzige Ergebnis haben kann, dem Staate große vermag.
Man wird nun natürlich abwarten müssen, welche Stel lung die inzwischen deutsch national agrarisch ge wordene medlenburgische Regierung zu dieser Beschwerde ein. nimmt. Dem gefunden Menschenverstand würde es am meisten entsprechen, wenn man das ganze Schloß mit Flüchtlingen belegen würde, denn offenbar braucht der Gutsherr von Haase das Schloß überhaupt nicht. Anders fann man sich jedenfalls feine Drohung nicht erklären, daß er das Schloß verlassen werde, sobald dort eine Flücht lingsfamilie eingewiesen wird.
gehört, wissen in der Deffentlichkeit nicht laut genug zu ver Gerade die Kreise, denen diefer Fideikommißbefizer anfichern, welch warmes Herz sie für Auslandsdeutsche und Ber triebene haben. Sobald fie aber diefes warme Herz baburch betätigen sollen, daß sie aus ihrem Ueberfluß einige Räume zur Verfügung stellen sollen, dann schlagen Tier die Türzu!
Schon die Anfündigungsartikel der Industrievertreter und die erften Mitteilungen aus dem Bericht der Arbeitgeberverbände weisen auf den Zwed und Inhalt der heutigen Tagung hin. Die Industria will der Deffentlichkeit beweisen", daß ihre Auffaffung in den heftigen geistigen, politischen und gewerkschaftlichen Rämpfen ber leßten Monate die richtige gewesen ist. Der Berlängerung der Ar beitszeit, Senfung des Reallohnes, Abwälzung der Steuern auf den Endverbraucher diese einfachen Rezepte altgewohnter fapita nistischer Wirtschaftsführung sollen als letzte Weisheit gepriesen werden und die Industrie wird sicherlich nicht verfehlen, von der Deffentlichkeit den Dank dafür zu verlangen, daß sie in der Infla tionszeit ihre Substanz erhalten und vermehrt, den Mittelstand aber enteignet hat. Derartige Kundgebungen wären uns auch dann nichts Neues, wenn nicht der Geschäftsführer des Arbeitgeberver. bandes, Herr Tänzler, bereits gestern Töne derartiger Selbstbeweihraucherung seiner so gern dankbaren Zuhörerschaft gespendet. hätte. Aber mit allgemeinen Redewendungen und mit Zusammen. faffungen überholter Schlagworte wird der Deffentlichkeit nicht ge dient fein. Das Bolt erwartet Klarheit darüber, was die Industrie getan hat, um der Inflation Einhalt zu gebieten, warum sie in ihrer Eigenfucht so lange jeden Bersuch einer Währungs.. ftabilisierung befämpfte, bis die Inflation sich selbst auf gefressen hat. Die Deffentlichkeit, und in erster Linie die Arbeiterschaft, verlangt klarheit über die Machtansprüche eines Unter. nehmertums, das in Parlament und Bahlagitation die Bernichtung jeglichen Einflusses der Arbeitnehmer auf Politit und Lohnfragen sich zu der Achtung vor der politischen Herberzeu verkündet und sie wird Auskunft darüber erwarten, ob man wirtlich gung des anderen, die die Boraussetzung für die Erfüllung der Bolfsgemeinschaft" und der neuerdings wieder von einzelnen Unternehmern herbeigewünschten Arbeitsgemeinschaft ift.
Ob eine solche Klärung herbeigeführt werden foll, wird die heuEntscheidend ist für uns die Frage der moralischen, tige Verhandlung ergeben. Wahrscheinlich ist, daß die Industrienicht der friminellen Berantwortlichkeit Beigners. Ueber die tagung dazu dienen soll, unter dem Deckmantel politischer Neutrali moralische Seite des Falls kann es feine Meinungsverschieden tät die Werbetrommel für den Rechtsblod zu rühren, politischen Gründen ist aber der Fall in einer Weise dar einmal versäumt, die vornehmsten Träger der militärischen Aus heiten aus parteipolitischen Gründen geben. Aus parteipolitischen Gründen ist aber der Fall in einer Weise dar auf den die industrielle Reaktion hinarbeitet. Hat man doch nicht gestellt worden, die mit den Tatsachen nicht vereinbar ist; der ehemalige Richter und Staatsanwalt Zeigner wurde der Weltnahmezustandes als Gäste zu einer Tagung zu laden, die äußerlich als schlimmster Verbrecher dargestellt, nicht wegen feiner nur zur Wahrnehmung fachlicher Interessen bestimmt sein soll! Bergehen, sondern weil er Sozialdemokrat geworden war.
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Es gab einen Fall Zeigner", der für die Sozialdemokratie durch den Prozeß erledigt ist, es gab aber auch eine 3eigner Heke". Daß diefe das Urteil des Gerichts nicht beeinflussen möge, ist unser Wunsch, den nach der Rede und dem Strafantrag des Staatsanwalts auszusprechen uns Bflicht scheint.
Der Aufmarsch der Industriellen.
Der Reichsverband der Deutschen Industrie unb die Bereinigung der Deutschen Arbeitgeberber bände sind gestern zu Tagungen zusammengetreten, die heute in einer gemeinsamen Mitgliederversammlung ihren Höhepunkt finden follen. Die Reichsregierung will sowohl den Reichskanzler, wie den Reichswirtschaftsminister und den Reichsarbeitsminister zu biefer Rundgebung entfenden, auf der neben ihnen einige der befanntesten Führer der beiden zentralen Berbände fprechyen werden. Schon daraus geht die politische Bedeutung hervor, die dieser Tagung beizumeffen ift
Gestern abend fand ein Empfangsabend der beiden Berbände im Hotel Esplanade statt, der start besucht war. Der Vorfizende des Reichsverbandes der Deutschen Industrie, Dr. Sorge, hielt ein Begrüßungsansprache,
Jn Abwesenheit zum Tod verurteilt hat bas franzöfifche Offiziersgericht in Ranch folgende deutschen Weltkriegeoffiziere: General b. Oben, Kommandeur an der Dstiront, Major bon 8. bayer. Inf- Reg. Die angeblichen Straftaten follen foon im Raifer( 65. bayer. Juf.- Reg.) und einen Bigefeldwebel bes Auguft und September 1914 in Romeny, Charny, Baudières und Baguh a. d. Moiel begangen worden sein.
Die belgische Rachejuftiz. Die Geschtvorenen Brabants ver urteilten den Tierarzt Tanghe zu drei Jahren Gefäng i andern war und Propaganda zugunsten der flämiiden nis, weil er während des Krieges Mitglied des States bom Autonomie getrieben hatte. Nach dem Waffenstilstand flob er nach Bolland, tebrte jedoch vor einigen Wochen nach Belgien zurüd, wo er fich freiwillig ben Behörden ftellte.