Slaatsgerichtshof und das Republik-Schutzgesetz befragte. Ich solltevor dem Staatsgcrichtshof erscheinen, vor dem Revolutionstribunal, dem ich keinen Geborsam schulde. Ich habe das ab-gelehnt. Das Repuhlik-Schutzgcsetz ist nur unter der Falschheit derVolksvertreter durch den Druck der Straße entstanden. Das Justiz-Ministerium, dem ich meine Auffassung unterbreitete, hat mein Fehlenvor dem Staatsgerichtshof entschuldigt. Was ich getan habe, tueich jederzeit noch einmal.Vors.: Die Bezeichnung„Ebert-Fritze"' ist beleidigend.Haben Sie das beabsichtigt?—P ö hn e r: 21 ch nein, das ist so eine Redensart. Ich kannja auch Fritz Ebert sagen.Der Angeklagte Obcramtmann Dr. Frick erklärte nochmalsausfuhrlich, daß er nur leine Pflicht erfüllte. Dem Urteilmeines Volkes sehe ich getrost entgegen.Dr. Weber behauptete: Das Unternehmen vom 8. Novembersollte im Sinne Kohrs, Lossows und Seißers durchgeführt werden.Nachdem die drei Herren das heut« bestreiten, zeihe ich siede? schweren Sünde, daß sie uns nicht aufgeklärt haben.Das Blut vom S. November klebt nicht an unseren Händen. Unserganzes Sinnen und Trachten war darauf gerichtet,die ketten zu sprengen, die uns erwürgten.Aber nicht durch papierne Proteste. Erst wenn wir unser Hausgesäubert, können wir uns ein« neue Hausordnung schaffen. Dr.Weber betonte dann nochmals, daß die Mitglieder des„Ober-land" nichts gewußt, sondern nur ihm blindlings gehorchthätten. Das Tragische am g. November ist, daß deutsche Männer-worte keine Geltung mehr, haben, selbst wenn sie einem GeneralLudendorfs gegeben sind. Deutschlands Jugend fragt, ob dasnoch«in Staat ist, andessen Spitze Männer stehen, die ihr Vaterland Feinden in Ostund West in die Hände spiele« wollen.Deutschlands Jugend hat fünf Jahre gewartet. Sie wird nichtrasten und ruhen, bis Deutschlands Ehre wiederher-gestellt ist. Nicht durch Erfüllung, sondern durch das Schwert.Zwei Männer sind uns geblieben: Ludendorfs und Hitler. Ichrechne es„Oberland" als Ehre an, daß wir unsere Treue zu ihnenmit Blut besiegeln dursten.Hierauf erhob sichGeneral LuSenüorffund gab folgende Erklärung ab: Mein SZerhalten in jenen tragischenTa�en liegt g ra dl i« n i g und offen vor Ihnen. Das, wasmeine Freunde getan haben, kann kein Hochoerrat sein. Wie es auchimmer sein mag, ich bin stolz, das Schicksal dieser Männer hier teilenzu können. Kraft meines Rechtes als Angeklagter, traft des histo-tischen Rechtes möchte ich einige Worte aus dem Herzen zuIhnen sprechen, aus dem Herzen eines Mannes, der mehr erlebthat, als Sie all« hier im Saal. Man sieht in mir Tannenberg, mansieht in mir ander« große Schlachten; man erblickt in mir den Zier-treter des alten Heeres, an das sich ewiger Ruhm bindet. Was Sieaber nicht sahen, ist meine Lebensarbeit, ist mein Ringen undKämpfen um die Zukunft des deutschen Lölkes.Vor 20 Iahren kam ick) in den Großen Generalstab in Berlinund hatte Aufmarschpläne zu bearbeiten. Schon damals erkannteIch. daß wir nicht stark genug waren, für«inen großen Krieg anmehreren Fronten. Am 21. März 1904 begann mein Ringen fürmein deutsches Volk. 1912 kam die große Wehrvorlag«, die für unserSchicksal entscheidend geworden ist. Uns fehlten drei Armeekorps.Meine Warnungen damals, daß wir den Kampf an mehreren Frontenohne diese Truppen nicht aufnehmen konnten, drang nicht durch.Man war an maßgebenden Stellen in wirtschaftlichen Er-wägungen zu sehr befangen. Zch wurde aus dem Generalstab v e r-setzt. Mein kommandierender General erhielt einen Kurierbrief,er sollte mir Disziplin beibringen, deshalb, weil ich nur für meinVaterland kämpft«.Die verantwortlichen Stellen sind sich damals ihrer Pslicht gegenüberDeutschland nicht bewußt gewesen.Sie erzogen unser Volk nicht und ein nichterzogenesVolk muß untergehen. Dann kam der Weltkrieg.Nachdem viel Gut und Blut vertan war.wurde Ich berufen, an die Seite des Herrn Generalfeldmarschalls denKrieg zu führen mit einer Macht, die ich schon im Frieden für un-nügend gehalten hatte. Ich verlangte, daß jeder Deutsche seinePflicht tu«, in der Heimat sowohl wie im Felde, und so kam dasHilfsdienstgesetz. Das Volk aber wurde wiederum n i ch t a u f-geklärt. Es wandt« sich) gegen mich, der iäz für feinen Ruhmkämpfte, weil ich mehr von ihm verlangte, als jemals von ihm ver-langt worden war, weil ich vom Volk« forderte, daß für sein« Zu-kunst und seine Ehre kein Opfer zu groß sein dürfte.wieder waren die verantwortlichen Stellen ihrer Ausgabe nichtgewachsen.Das Unglück kam. Jeder Deutsche hätte jetzt die doppelte Pflichtgehabt, seinem Vaterland zu dienen. Abernur in der völkischen Bewegung gab es Männer,die dazu bereit und geeignet waren. Di« Angeklagten sitzen hier.meine Herren, vor Ihrem Richterstuhl. Aber sie sitzen auch vordem Richterstuhl der ZVeltgeschichte. Die Weltgeschichte schicktMänner, die für ihr lvalerland gekämpft haben, nicht auf Festung,sondern sieschickt sie nach Walhall.Ich erhebe vor oller Welt nochmals meine Stimme und rufe Ihnenin ernstester Stund« zu:wenn die völkische Bewegung sich in Deutschland nicht durchseht.sind wir verloren für ewige Zeiten, denn vor uns steht ein Versaillesund droht eine Versklavung an Frankreich, wir werden ausge-strichen aus der Reihe der Nationen.Hören Sie diesen Schrei der deutschen Seele nach Freiheit! DenkenSie, daß der Tag der Urteilsverkündung der 31. März auch derGeburtstag des Altreichskanzlers ist, der sich auf Voltund Armee stützen konnte. Geben Sie diese Männer, die vor Ihnensitzen, dem Volke wieder. Denn die Aufgabe dieser Männer ist es,das Volk zu erziehen. Nicht das Wort, nur die Tat kann Meltge-schichte machen.fGrohe Bewegung im Zuhörerraum.)Hierauf erhieltAdolf Hitlerdas Wort:Der Staatsanwalt sagt:„Freilich war das. was im November1918 geschehen, die Verdrängung der Bundessllrsten durch den Ratder Volksbeauftragten, ein Verbreckzen des Hoäzverrats. Wein da-mals ist die neue Regierung in kürzester Zeit im ganzen Reich durch.gedrungen, die oberste Regierungsgewalt lag tatsächlich in der Handder Volksbeauftraqten und damit war der tatsächliche Zustand ineinen rechtlichen Zustand umgewandelt." Wenn diese Theorie zurWirklichkeit und zum Recht würde, dann würden die FesselnDeutschlands nimmermehr gelöst werden. Macht istniemals identisch mit Recht. Im April 1919 stürzte ein kleinerHaufen von verbrecherischen Seelen die Revolutionsregierung undrichtet« eine neue auf. Die Sowjetsahnen wurden heroorge-zogen und die Männer setzen sich ohne Zweifel in den Besitz dertatsächlichen Macht. Trotzdem bestand diese Gewalt nickst zu Recht,und wenn die Sowjetgewalten ganz Deutschland und ganz Europaersaßen würden, einmal käme doch der Tag, an dem sie stürzenwürden Das gleiche finden wir in Ungarn. Was hat nun z. B.Bismarck im Verfassungskonflikt begangen? Er setzte sich hinwegüber Verfassung, Parlament und die erdrückende Majorität und re-gierte gestützt nur aus die Machtmittel des Staates allein,auf das Heer, den Beamtenkörper und die Krone. Das wurde vonder oppositionellen Presse als Verfassungsbruch und Hoch-verrat bezeichnet. Was hat diese Tal Bismarcks legalisiert? SeineTat wäre vielleicht auch Hochverrat gewesen, wenn nicht aus dieserZeit heraus der Segen gekommen wäre, der das deutsche Volk zuseiner Einhell führte, zu seiner höchsten Vollendung und zur Freiheit.An dem Tag«, an dem vor Paris dem deutschen Kaiser dieKrone aufgesetzt wurde, warder Hochverrat legalisiert.Vor dem deutschen Volke ebenso wie vor der ganzen Welt. Wirhaben zwei neu« Staatsstreiche in jüngster Zeit. Der türkische Ge-neral Kemal Pascha widersetzt sich der Konstantinopeler Zentral-regierung und ging soweit, daß er sogar die heilige Gewalt desOberhauptes der muhammcdanischen Religion ablehnte.Diese Tat ist legalisiert durch die Erreichung der Freiheitfür das türkische Volk.— Mussolinis Tat wurde durch die unge-heurc Reinigungearbeit in seinem Lande legalisiert. Di« Legali-sierung des Marsches nach Rom war an dem Tage vollendet, andem Rom von den Erscheinungen des Marasmus seines politischenLebens gesäubert war. Wie war es nun ui Deutschland im Jahr«1918? Deutschland war damals nicht so elend und korrupt, daß dieRevolution als Naturnotwendigkeit empfunden werden mußte. Derspätere sozialdemokratisch« Innenminister Heine hat erklärt, daßdas alte Preußen und das ehemalige Reich unzweifelhaft die amsaubersten regierten Länder der ganzen Welt gewesen sind. KeinStaat verfügte über eine fa ehrenhaste Beamtenschaft, kein Volt besaßein« Armee in so hoher Ehrenhaftigkeit, wie das alte Reich.26 Staaten haben sich bemüht, Deutschland zu Boden zubringen und in vierjährigem Ringen ist dos nicht gelungen, ein Be-weis, wie stark und kraftvoll diese? Reich war.Es war keine Veranlassung vorhanden zu einer Revolution.Wenn wir fragen, ist die Revolution gelungen, so inüssen wirprüfen, was die Revolution gewollt hat. Die Revolution hat demdeutschen Volk ein Leben in Schönheit und Würde, sie hat ihmweniger Arbeit versprochen. Man predigt den Kampf gegen dieüberstaat'ich« Macht des internationalen KapUals.Davon aber ist nichts in Erfüllung gegangen. In diesemSaal stand ein General des neuen Reiches. Er mußt« bekenn«r,daß das Versagen der neuen Gewalt auf w i r t s ch oft-lichem Gebiet so entsetzlich gewesen sei, daß die Massen auzdie Straße getrieben wurden, und er mußte weiter bekennen, datzdie Soldaten nicht mehr auf ihr Volk schießen wollten. Ein ver-mchtenderes Urteil kann man wohl nicht fällen.wirtschafisich ist die Revolution zu einem ungeheuren Unglückgeworden.Die größten E rn ä h r un g s ge b i e t e unseres Volkes gingenverloren undin hochverräterischer weise hat man Gebiete, die für die Er-nährung der Nation notwendig sind, veräußert.Es kam ein Weltfriede auf unser« Kosten. Es kam dieAbrüstung— aber nur für Deutschland, das Selbstbestimmungs-recht wurde jedem Negerstamm zugebilliqt, aber Deutschland mltnich' einmal als Negerstamm Es kam«in Völkerbund, der levack,nur der Garant für die Erfüllung des Friedensvertrages, mcht fur�eine kommende bessere Weltordnung war.Die französische Kabinettskrise.Eine Erklärung Millerands.Paris, 27. März.(VJIB.) Der„Matlu" Ist ermächtigt, fol-gends Erklärung des Präsidenten Miller and über die krisiswiederzugeben- Die großen Linien der französischen Politik könnenauf keinen Fall aus einem anderen Grunde, als dem klar ausge»drückten Wunsch des Landes geändert werden. Der Präsident derRepublik hat das feste vertrauen, daß Poiacare ein neuesKabinett bilde« wird, das eine Politik der Festigkeit nach außenund eine Politik der Ordnung und der Sparsamkeit nach innen fort»sehen wird. Was die auswärtige Politik betrifft, sa kannFrankreich das Ruhrgebiet nicht räume», bevor es vollkommene Re-paralionszahlungen(payement total) erlangt hat. Was die innerePolitik betrisst, so müsie Frankreich da- Gleichgewicht im Budgetherstellen, eine Anleihe ausnehmen, keine Ausgaben machen, dienicht durch Einnahmen gedeckt sind. Wenn es— was freilich eineEventualität wäre, die der Präsident der Republik nicht ins Augesaht— Poincare vielleicht nicht möglich wäre, ein Ministerium zubilden, dann könnte der Slaatsches nur ein Kabiuelt bilden, dasfest entschlossen ist. die allgemeine Politik des Landes nach den an-geführten Linien weiter zu leiten. Für den Fall jedoch, daß dosLand sich einer Fortsetzung dieser Politik gegenüber feindlich ver-hallen würde, würde der Präsident der Republik, was ihnselber betrifft, unverzüglichdiekoasequenzenziehen.die er für angebracht hält.poincar6s Nieöerlage.L o n d o n. 27. März.(MTB.)„westminster Gazette" schreibt.Poincare habe eine ernste Niederlage erlitte». Sollte er sichaus der politischen Arena zurückziehen, so werde Aussicht sein, laßdie französische Politik im Ruhrgebiet und in der Frage der Rh-.n-landbesehung sowie hinsichtlich der separatistischen Komödie sich mehrdem gesunden Menschcnoerstand annähern werde. Auch„Dailyherald" glaubt, daß in sechs Woche« der Block National, defl'-tPolitik Europa solchen Schaden zufügte, einer vernünftigeren Som-blnalion Platz machen werde-, im übrig.« werde aber, schreibt dasBlatt, die künftige Politik Frankreichs von der Haltung derdeutschen Wählerschaft abhängen.Sein polnisch-tschechischer Geheimvertrag. Das polnischeMinisterium des Acußern dementiert die von der ausländischenPresse verbreiteten Meldungen von einem angeblich am 31. AuZ�'t1922 abgeschlossenen Geheimabkommen zwischen Polen und derTschechoslowakei. Ein Geheimabkommen zwischen diesen Ländernbestehe nicht.Noröwestöeutsther Spuk.Von I. K l i ch e.Bremen, der alt« Hansestadtstaat an der Weser, hat sein«Affären. Obwohl mehr als sechshundert Kilometer von Kahr-Bayernentfernt, gibt man sich hierzulande doch allerlei erdenkliche Mühe,um ja mit der in Ludendorff-Athen vorherrschenden Gesinnung kon-form zu gehen. Nachdem erst unlängst die aufgeputschten tatho-tischen Gesellenvereinler bei der Ausführung des„Narr vonN o l o" ihre» Protestrummel bei offener Szene arrangierten, hautnun auch der bremische Staatsanwalt in die gleiche Kerbe. Er ließdie Aufführung von Dietzenfchmiedts„Kleiner Sklavin"dem Bremer Schauspielhaus verbieten und beschlagnahmte sogar diebereits ausgegebenen Rollenbücher. Und das. obwohl das Werk be-reits auf anderen großen Bühnen aufgeführt und es zudem nochmit dem Kleistpreis ausgezeichnet ist.Das war doch gar zu toll: die linksstehende Presse schlug Lärm,und der Erfolg war, daß der Staatsanwalt auf die Durchführungdes Verfahrens verzichtet«, die erst angekündigt« Anklage„wegenlVerbreitung unsittlicher Schriften und Förderung der Unzüchtigkeit"niederschlug und das Stück freigab. Hoffen wir, daß also demnächstdie„Kleine Sklavin" unter gnädiger Erlaubnis der staatsanwall-lichen Obrigkeit den Bremern vorgeführt wird. Und wünschen wirdabei, daß nicht, wie bei dem Ketzerdrama Karl Neuraths, irgendeinwohlorgonifierter Spuk im Zuschauerraum losgeht und diverse,eigentlich gar nicht ins Theater gehörende Leute dos vorschrifts-mäßige deutsche Aergernis nehmen.Ueber der westdeutschen Theaterkultur schwebt übrigens eineigenartiges Schicksal. So wurde beispielsweise im benachbartenOldenburg diesen Winter ein halbes Jahr lang ein er-bitterter Streit darum geführt, ob Wedekinds„Frühlings-erwachen" auf der dortigen staatlichen Bühne aufgeführt werdendürfe oder nicht. Der Direktor Mordo setzte sich lebhaft dafür ein,die katholischen und völkischen Kreise agitierten lebhaft dagegen, undder Erfolg? Nun. der Theaterausschuß, den es dort leider gibt,untersagt« die Aufführung! Aus Gründen der Sitllichkeit, verstehtsich. Es kam sogar zu einem großen Krach deswegen, und der vonallen Kunstfreunden geschätzte reformerische Theaterdirektor Mordoverließ die undankbare Statte und ging nach Wien. Zlvei Strö-mungen hatten sich während feines Wirkens unangenehm und ge-räuschvoll bemerkbar gemacht: die konfesiionell-muckerifche und diedumm-völkisch«. Bor solchem Hexensabbat!) mußte der Wackereschließlich kapitulieren.Der Wechsel der Zeiten zeigt sich eben auch hier. Bremen wieOldenburg waren einstmals frei« Geistesstätten. Zufluchtsorte füranderswo verfemte Geister. Doch diese Zeiten scheinen vorderhandvorüber zu sein. Und es paßte ganz in den duckmäuserischen Kramhinein, als im vorigen Jahr schiedsrichterlich sachverständige Lehrer-kollcgien in den Landstädten sich gegen die Aufführung von Schillers„Kabale und Liebe" vor Schülern aussprachen.—Mittendrin in dieser geisttgen und politischen Atmosphäre abersteht— gleichfalls von Bremen bis Wllhelmshaven— ein schwererWirtschaftskampf Tausender von Arbeitern auf den Wersten. Weildiese das errungene Gut der Novemberumwälzung, den Achtstundcn.tag, nicht ohne weiteres preisgeben wollen, warfen die Unternehmersie aufs Pflaster. Zu dem großen Heer der Arbeitslosen noch dasHeer der Ausgesperrten! Und das in einer Zeit, in der jeder Renten-mark-Groschen seinen Wert hat. In Wilhelmshaven sind die Deut-schen Werke, bei denen es doch so etwas wie ein staatliches Interessegeben soll, führend und rigoros vorangegangen. BierzehnhundertMann, Ernährer von Weib und Kind, flogen heraus, und ein jedereinzelne von diesen Vierzehnhundert erhielt durch Einschreibebriefdie Kündigung bzw. fristlose Entlasiung ins ärmliche Heim geschickt.Unter solchen Zeichen geht's in die kommenden Wahlen!�menophis, der vierte.Amenophis der Vierte 11373 vor Christi Geburt) verlegte seineResidenz von Theben nach Cl-Amarna. Er stürzte die alten ägyp-tische» Götter und führte den Sonnenkult ein. Gleichzeitig ent-wickelte sich eine neue ägyptische Kunst. Die Bildhauer und Malerlockerten di« starre Linie der Tradition und begannen, dos Detailmöglichst naturgetreu nachzuschaffcn. Dies« Kunstrichtung kann, ob-wohl sie an den späteren Stil der Grieche» erinnert und obwohl siedie Grundsätze des europäisch.'» Realismus zu befolgen scheint, den-noch nicht als„naturalistische" bezeichnet werden. Denn sie wurdegeboren— aus Religion, nicht aus Rationalismus. Ihre Natur-treue ist nicht aufrichtig, sondern sanattsch.Das Staatliche Museum ha:«inen neuen Saal errichtet. In demdie Kunstwerke der El-Amarna-Zeit ausgestellt sind. Di« meistendieser Werke, die man der Deutschen Orientg'Zellschaft, den For-scher» Ludwig B o r ch a r d t und James Simon zu verdankenHot. lagern leider noch in Schuppen in Charlottenburg. Immerhinenthält der neue Saal die kennzeichnendsten Stücke jener Zeit: dasKöpfchen der bekannten Königinmutter Teje: das FigürcheaEchnatoes, des Königs: einen Deckstein, auf dem König und Königinbeim Mahle zu sehen sind: den Denkstein eines syrischen Söldners:ein bemaltes Gipsstück, das Schilf mit Enten darstellt, wohldie Dielenmalerei eines ägyptischen Palastes: die Ecke eines Prin-zessinnenfarges und viele ander« im Grabungswinter 1912 und 13und spater aufgefundene Zeugen einer ungemein zarten Kunst undeiner vollendeten Technik, die uns beweisen, daß die Stilisierung?-kunst der Aegypter nicht aus dem Mangel handwerklicher Voll-kommenheit zu erklären ist, sondern aus bewußter künstlerischerWeltanschauung.Es ist lehrreich, den El-Amarna-Saal. der am 1. Zlpril diesesJahres eröffnet wird, zu besuchen, seine Werte zu genießen und jenegroße Zeit-eines großen Absolutismus mit den»großen Zeiten"unserer europäischen Tyrannen zu vergleichen. Man denke nur beimAnblick eines kleinen Gipsmodells des Bildhauers Thutmosis an dieBerliner Siegesallec und vergleiche den Kunftmäzen Amenophismit dem Kitschttäumcr Wilhelm II.: und man wird feststellen, we'cherschütternden Niedergang die Monarchen feit 1373 vor Christi Ge»bürg genommen haben._»h.Gegen den Boykott französischer Bühnenwerke. Der Borstandder V o l t s b ü h n e E. V. hat beschlosien, durch seinen Bertreterim ZZerwaltungsrat des deu'schen Vühncnvereins den Antrag stellenzu lasten, daß die vom deutschen Bühnenoerein seinerzeit durch-geführte Sperre gegen französtsche Bühnenwerk« baldigst wieder auf-gehoben wird.„Vom anderen Ufer". Die drei Einakter von Felix Saiten.die unter dem gemeinsamen Titel„B o m anderen Ufer" imDeutschen Theater neu in Szene gesetzt wurden, sind lite-rarisch belanglos. Sie erhielten jedoch Schmiß und Kraft durch dasprächttge Spiel Albert B a s s e r m o n n s. der die Hauptrollen inden drei Stücken verkörpert«. Ob als entlarvter Pseudo-Gras,»erseinen adeligen Verwandten die Leviten liest, oder als zarter weich-wütiger Freiherr, der mit feinem korrekten Schwager Abrechnunghalt, oder als wieder zum Leben auferstandener alter Iunggestllc.der kurz vor dem befürchteten Tode seine frühere Geliebte heira-et undsich nun aus den entstandenen Verwickelungen nicht retten kann—überall rührt« Bastermann durch sein« reif« Kunst an die Hertendes Publikums und verhalf der Ausführung zu einem starkenErfolg. A. S.Die Flucht des Taschi-Lamas. Neben dem Dalai-Lama ist de?Tofchi-Lama der höchste religiöse Würdenträger in Tibet. D« Lewnoch sind sie beide die Verkörverungen Buddhas, aber in Wirklichkeitbesitzt der Dalai-Lama eine größere weltliche Macht, und er sucht seinAnsehen zu vergrößern, indem er den Taschi-Loma immer mehr inden Hintergrund drängt. Diese Nebenbuhlerschaft der beidenPricstcrherrscher hat nun für den Taschi-Loma zu einer so schwierigenLoge geführt, daß er sich dieser durch die Flucht entzogen hat. NachMeldungen englischer Blätter floh er aus feinem Kloster zu TafchiLhunpo, 300 Kilometer von Lhasta, in aller Heimlichkeit und schlich sichverkleidet durch das Land, von wenigen Setreuen begleitet. Er wardabei verschiedenen gefährlichen Abenteuern ausgesetzt. Als dieKunde von seiner Flucht in Lhassa bekannt wurde, erhielten sämtlich:Beamten den Befehl, ihn an der Weiterreise zu verhindern, dochglückte es ihm, den Verfolgungen zu entgehen: er überschritt glücklichdie Grenze von Tibet und befand sich nun aus englischem Gebiet inSicherheit. Seine Reise ging nach Kalkutta und von dort ist er zuSchiff nach China abgefahren:«k hat die Absicht ausgesprochen,Unterkunft in einem buddhistischen Kloste? in Peking zu suchen.Tusar» Tolevmask«. Pros., Nrou« bat von dem verfto, benenGesandten der Tschecho.Swwomchen Republik, Genossen Tusar. die Toten«maZke und die rechte Hand abgeformt.Paulslellung neuer uanonnaii»-"«?--- r«"iui»en aus Pol?dam. NeubabelSderg»"»Wannlee) von U l r t ch Hü b n ex. Außerdem wird eine Reihe plastische«Arbeiten von Christa W i n slo e-H ato a n Y gezeigt.Cafstrer. Biktoriastr. 85. eröffnet am 31. Mär, eine Gonber-AuS-leuer LandichastSbilder(Ansrchlen aus Potsdam. NeuSabelSbery und