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Sonntag vormittag

den Lokalen

Suhe in Geo- Bets Flugblattverbreitung Jeder sei pünktlich zur Stelle.

9 Uhr Groß- Berlin

Vor dem O.C.- Prozeß.

Wie BS. meldet, ist damit zu rechnen, daß der große D. C. Brozeß vor dem Staatsgerichtshof im nächsten Monat aur Ber­bandlung fommen wird. Es handelt sich dabei um das Geheim bündeleiverfahren gegen 38-40 Mitglieder der bekannten Organisation Conful( D. C.). Die Boruntersuchung wurde bereits feinerzeit während der Ermittlungen nach ben Teilnehmern am Rarhenau Mord und im Anschluß an den Killinger Brozeß in Offenburg eingeleitet. Unter den Angeklagten wird sich in erster Linie der auch in Rathengu- Prozeß vielgenannte Kapitänleutnant Hoffmann aus München befinden, ferner Ehrhardts rechte Hand", der im Hitler- Prozeß als Zeuge aufgetretene Rapitänleutnant Rautter, aller Wahrscheinlichkeit nach auch zwet Angeklagte aus dem Rathenau- Prozeß, nämlich Ernst Berner Techow unb Rap tänkutnant Tillessen, die zurzeit ihre Zuchthaus - bzw. Gefängnisstrafe verbüßen. Bei der ungewöhnlich großen Anzahl von Beschuldigten wird es sich voraussichtlich um den größten Pro­zes handeln, der bisher vor dem Staatsgerichtshof zur Berhandlung gekommen ist. Als Verteidiger werben u. a. tätig fein die Rechts anwälte Dr. Luetgebrune- Göttingen, Juftizrat Willi Hahn, Dr. Gad und P. Bloch- Berlin . Die Anflage dürfte Oberreichsanwalt Eber­mener selbst vertreten.

Hochverrat an Hochverrätern?

fönne man

Umstände sei er bazu gebracht worden, mit ber Wahrheit zu jong­fieren. Zu den einzelnen Anflagepunkten übergehend erflärte der Berteibiger, von einer Anftiftungstätigkeit des Möblus fönne in feinem Falle die Rede sein. Er habe recht wohl gewußt, daß Dr. Seigner feine Bestechungsgelder von ihm annehmen werde. Eher eine fortgelegte betrügerische Hand= lungsweise annehmen. Der Berteidiger bitet das Gericht, ben Angeklagten bald wieder seiner Familie zurüdzugeben. In seiner Replit stellt Obe staatsanwalt Schlegel einige Mißverständnisse richtig und hält im übrigen feinen Standpunkt im Falle Möbius aufrecht. Er beschäftigt sich mit dem Bestreben, die Glaubwürdigkeit des Zeugen Weiner anzuzweifeln und welft diesen Verfuch zurüd. Zu allen anderen Bunften ber Anklage er flärt der Oberstaatsanwalt, daß die vorgebrachten Argumente ber Berteidigung nicht beweisträftig genug jelen, um ihn zu einer Mende. rung feines Standpunktes zu bewegen, Staatsanwalt augt erflärt zum Fall Schmarle, es fel von ausschlaggebender Bedeutung, baß fich ber- Damenpela noch heute im Besitz der Frau Dr. Zeigner befände. Er hält die Annahme des Belzes durch Dr. Beigner fomit für erwiesen. Weiter feit erwiefen, baß das Gefchent Dr Beigner in einer bestimmten Richtung ber einflussen sollte. Dr Zeigner habe die bei der Hingabe des Belzes erwartete pflichtmibrige Handlung getan, womit der Tatbestand bes $ 331 gegeben fei. Staatsanwalt Haugt erflärt, es fel gar nicht nötig, daß Möbius tatsächlich als Crpreffer auftrete; die Tatsache feiner Gegenwart genüge, um bei Dr. Zeigner bas Gefühl ber un ficherheit hervorzurufen. Was Dr. Melzer anlange, so tönne fein Einfluß auf verschiedene Zeugen nicht beftritten werden. Die Verhandlung wird hierauf auf Freitag vormittag

Vorstoß gegen Preußen. Delegiertentag der Nationalliberalen Bereinigung. Die neugegründete Rationalliberale Bereinigung der Deutschen Bolfspartei hielt gestern im Reichstag eine Konferenz ab, an der Bertreter aus allen Teilen Deutschlands teilnahmen. Es Sprachen Dr. Klönne- Dortmund , Abg. Dr. Gildemeister, General und Dr Maregty. birettor Bögler, Frhr. v. Lersner , Döberich( vom Reichslandbund)

Schärfe gegen den Borsigenden der Bolkspartei, Außenminister Sämtliche Rebner wandten sich mit außerordentlicher Dr. Stresemann. Troy aller Schwierigkeiten, fo fagte Dr. Riönne, müsse ein Frieden mit der Partei noch möglich sein, wenn aber Dr. Stresemann den Frieden nicht wolle, so werde die Nationallibe rafe Bereinigung zeigen, daß fie aud tämpfen tönne. Man wird sich demnach bei dem Barteitag der Deutschen Boltspartei auf

allerhand gefaßt machen müſſen.

vornherein auf eine Rechtstoalition festzulegen. Die große Koa. Sachlich ging die Debatte wieder dahin, die Bolfsparlei von ition, so hieß es, fei ein für allemal erledigt. Im Reiche und in Breußen müsse für eine Bürgerblodregierung gesorgt werden. Dieser Standpunkt wurde in einer Entschließung fefigelegt, in der zu gleicher Zeit beschlossen wurde, auf dem beschrittenen Wege fortzufahren. Alfo Kampf gegen die Koalition in Breußen und gegen Stresemann!

brei ihrer Bertreter den Borsitzenden der Deutschen Boltspartei, Nach der Tagung der Nationalliberalen Bereinigung suchten

Saijerslautern, 27. März.( Mtb.) Eine Bersammiting der Ber. Dertagt. Dr. Beigner wird in der morgigen Sigung das Schluß Dr. Strefemann, auf und überbrachten ihm im Auftrag der

einigten Sozialdemokratischen Partei von Kaiserslautern hat fich der von der Sozialdemokratie in Spener angenommenen Ent schließung zur Frage der Strafverfolgung der brei Parteimitglieder Hoffmann, Kloefoot und Wagner einstimmig angeschlos feri. Die Entschließung lautet:

Die fozialdemokratische Bartel von Raiserslautern ftellt mit Genugtuung fest, daß der Rechtsausschuß des Reichstags die Straf verfolgung des Reichstagsabgeordneten Genossen Johannes off mann Kaiserslautern ausgefekt hat. Die Bartel hat bas brin gende Bedürfnis, wiederholt und in aller Deffentlichkeit zu ers flären, daß alle sozialistischen Arbeiter, Angestellten und Beamten von Raiserslautern in der Oktoberattion gefchloffen hinter der sozialdemokratischen Partei und besonders hinter dem Genossen Hoffmann stehen. Nachdem die Geschichte der letzten Monate flar und unzweideutig erwiesen hat, daß der pfälzischen Bevölkerung nur durch die Oktoberattion un fägtithes Leid und Elend erspart geblieben wäre und nachdem der Hiller- und Ludendorff- Prozeß feßt schon auf das Bestimmteste zeigt, daß die deutsche Republit von Bayern aus zerstört werden follte. verjet ble Frage der Strafverfolgung Der Beauftragten der BSPD. diefer einen Schlag ins Geficht, des gleichen pielen Republikanern der Rheinpfalz. Wir fordern bes. halb mit aller Entschiedenheit, daß das gegen die Beauftragten Der BSBD eingeleitete Berfahren sofort eingestellt wird.

Die Bersammlung nahm zum Schluß noch eine Refolution an, die der Reichstegsfratilonsmehrheit und dem Barteivorstand wegen threr Haltung zum Ermächtigungsgesetz das Vertrauen ausspricht.

Der Zeigner Prozeß.

Das Plädoyer für Möbius. Replit des Staatsanwalts 3m 3eigner Prozeß erhielt geffern nach ber Mittagspaufe der Berteidiger des Möbius, Rechtsanwalt Tschopit das Wort.. Er führte u. a. aus: Möbius stehe vor dem Gericht als Kronzenge bes sonderer Art in dem weit größeren Berfahren gegen Dr. Beigner. Möbius habe das mit seinem Instinkt herausgefühlt, und darin liege auch der Grund für die Widersprüche in seinen Aussagen. Er habe fich früher festrenommiert und fe ft gelogen, unb erst als er in Der Hauptverhandlung erkannte, um was es ginge, habe er der Bahrheit die Chre gegeben. Sein böser Geist sei Dr. Mel. zer gewesen, der mit allen Mitteln trachtete, ihn bei seinen für Dr. Beigner belastenden Aussagen zu halten. Durch die besonderen

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als Stahl" bezeichnen. Daher beschloß der Berkstoffausschuß des Normenausschusses der Deutschen Industrie, baß fortan mit Stahl" alles auf füffigem und auf teigigem Wege her. gestellte, schon ohne Nachbehandlung fch mie bbare Gifen zu bezeichnen fei, und zwar je nach der Herstellung als Iust a hl" oder als Schweiß oder Bubbelstahl". Hierbei ist zu bes merken, daß in Deutschland , im Gegensah zu dem Sprachgebrauch in Amerika , Eagland und Frankreich auch das Schweiß, ober Bubbel. material ohne Rücksicht auf seine Zugfestigteit oder den Kohlenstoff, gehalt als Stahl bezeichnet werden foll.

Die völkische Mörderpartei. Deutschvölkische Helfer der Parchimer Verbrecher.

Im Deutschen Tageblatt", dem Berliner Organ der Deutsch­volfischen, das noch immer in Rost od hergestellt wird, beschäftigt man fich neuerdings auch schon mit dem Barchimer Fememord. Es kommt dabei auf den feltsamen Einfall, den Borwärts" am Pranger!" zu fehen, weil mir die volfifden Wordbuben als das behandelt haben, was sie sind: Produkte ber voltischen Dr. ganisation und Propaganda!

Um die Aufmerksamkeit von sich abzulenten, behauptet das Mulle- Blatt, der Angeflagte Jurisch habe vom Borwärts" für seine Erzählungen Geld bekommen und fei auch m Gefängnis noch mehrfach vom Borwärts" unterstützt worden.

Das ist eine Berdrehung einfacher Tatsachen. Bie unfer Rollege Sayiff vor dem Staatsgerichtshof als Seuge befundet hat, wollte der in Todesangst umherirrende Jurisch zunächst burch feine Vermittlung zum Minister Eevering geführt werden, um bort feine Angaben zu machen. Dieses Angebot war selbstrebend bebin. gungslos. Erst als sich dieser Wunsch an jenem Abend nicht ver wirklichen ließ, veranlaßte Schiff den Jurisch, feine Angaben zunächst ihm selbst zu machen, sodann mit der Abteilung la für den nächsten Tag eine Verabredung zu treffen. Damit sich dann der voll. tommen mittellofe Mann ber von seinem eigenen völkisch gefinnten Bater verstoßen ist und bem feine einene Mutter den schriftlichen Rat gab, sich das Leben zu nehmen- bis zum nächsten Lage über Waffer halten fönne, wurden ihm 5000 m. damals eine Lappalie von wenigen Groschen- förmlich aufgedrängt. Daß unfer Rebatteur, als Jurisch nach seinem britten freiwilligen Gr Ideinen auf bem Polizeipräsidium verhaftet werden mußte, für Rechtsschuh und dergleichen forgte, war eine Selbstverständlichteit, die auch vom Staatsgerichtshof als folche anerkannt wurde. 21s auf Grund der Aussagen des Jurisch die wirtligen Mörber gefaßt waren, denen deutschvolfische Vertrauensleute durch Zuwendung reicher Gelomittel zur Flucht verhofen hatten, hat die Deutschoöllische Freiheitspartel" aften diesen Angeklagten nicht nur Liebesgaben in Fülle ins Gefängnis übermittelt, sondern ihnen auch deutschvölkische Berteidiger bestellt und glänzend honoriert. er anders hat etwa ein Intereffe baran, bie Morbbuben, die nach einer Erflärung des Bardhimer Kreisletters nicht in feinen Listen gestanden haben sollen, die aber vor Gericht alle angaben, deutschvolfisch zu fein, durch Gestellung eines Heeres von Verteidigern nebst weiblichem Anhang und Brivatauto zu unterstügen?

Die Deutschvölkische Freiheitspartei möchte ihre blufigen Spuren vor den Wahlen gern verwischen. Das soll ihr nicht ge fingen! Sie hat die verbotene Roßbach- Organisation als Ganzes in ihre Reihen aufgenommen; die Mörder oder Totschläger waren ihre Anhänger. Deren Beschüßer und Helfer maren Ber Als der Werkstoffausschuß diesen Beschluß faßte, war er fich trauensleute der Graefe- Partei. Und diese Bartel selbst hat flar barüber, daß man die alt eingeführten Handelsbezeich= alles gelan, um die Mordbuben zu decken und unsichtbar zu machen. nungen nicht mit einem Schlage durch einen Ausschußbeschluß Am Branger steht fie, bie Partei der Erzberger und umwerfen fann. Daher legte der Werkstoffausschuh des NDI feft, Rathenau- Mörder, der Hiller- Butschiften und der ehrenwerten Ge daß die üblichen Handelsbezeichnungen wie z. B. U- Cifen, Winkel- sellschaft, die jenen viehischen Totschlag im Balbe bei Bardhim eifen, Schraubeneifen, Rieteisen ufm., vorerst noch beibehalten mer­ben sollen. Wir befinden uns übrigens auch in diesem Bunfte in Uebereinstimmung mit den Amerikanern und Engländern.

Kaifers neue Komödie im Ceffing- Theater. Es fommen vor: ein verschuldeter Graf mit Gelbheirat, Kindesraub wegen Millionen­teftements, eine Erbgräfin, Baron und Baroneffe, ein stolzer, junger Graf, der in Wahrheit das Kind einer Dirne ist. Also ein dramati ferter Rolportageroman. Daher der Name Kolportage". Ein Stoff, der oft, schon von Hermann Bahr , behandelt ist und doch ein g'üdlicher Griff des Dichters. Denn Georg Raiser behandelt die hochwohlgeborene Adetsweltanschauung, fo wie es heute allein an gebracht ist: von oben herab; er gibt sie in ihrer Berbohrtheit der Bächerlichkeit preis. Nach den ersten beiden Atten war das Bubli fum mit Recht bereiftert; mit dem Schluß hat Georg Kaifer, wie so eft, den mit Berve angepacten famosen Stoff nicht in einheitlicher Linie zu Ende geführt.

Dgr.

Die Erhaltung eines Brandenburgildhen Naturdenkmals. Einer Der schönsten Baumgänge in der Umgegend von Berlin , die Allee Bornim- Bornstedt, die Bäume von ganz ungewöhnlicher Stärke befigt, follte auf das Betreiben verständnisloser Anlieger nieder. gelegt werden. Das Berschwinden ber Allee wäre für das Band. fchafts- und Dorfbild con ungünstigster Wirkung gewefen. Auf Be­ireiben der ftaatlichen Stellen für Naturdenkmalpflege verbot ber Regierungspräsident die Bernichtung. Die Zeitschrift Naturschuß zicht daraus die beherzigenswerte Schlußfolgerung: Die Arbeit von Heimatschuß und Naturdenkmalpflege würde weit sicherer und erfolg reicher sein, wenn jede beabsichtinte Berunstaltung oder Zerstörung rechtzeitig gemelbet würde. Meist erfahren die zuständigen Stellen erst durch die Zeitung davon, wenn es zu spät ist.

In der Humboldt- Hochschule bält Dr. Rabner Sonnabend 8 11hr Georgenftr. 30/31 einen Bortrag über.Qumorin den deutschen Mundarten". Bühnenchronit. Der Aufsichtsrat der fädtischen Bühnen- Aktiengesellschaft bat den Kapellmeister der Wiener Staatsoper, Prof. Clemens Straus, aum Direktor der Oper in Frankfurt a. M. ernannt.

bas

Das neue Drama B. Shaws. Bei seiner Londoner Uraufführung wurde Bernard Shaws neuestes Drama Die heilige Jobanna fich mit der Jungfrau von Drleans beschäftigt, vom Publikum mit rauschen­dem Beifall aufgenommen.

vollzog!

Deutschnationale Beamtenfürforge.

Als in den Novembertagen des vorigen Jahres Martentwertung und Ueberteuerung einander jagten, traten die Schußpolizei. beamten von Königsberg , die zum größten Teil nach den Besoldungsgruppen 2 und 3 befoldet werden, an den Polizeipräst denten mit der Bitte heran, ihnen bereits am 3. November einen Teil der am 5. November fälligen Beauge als Borschuß auszuzahlen, da fie ihr Gehalt infolge der Entwertung vorzeitig verbraucht hätten und den in jenen unruhigen Tagen über aus schwierigen Dienst nicht ohne hinreichende Nahrungsaufnahme bewältigen fönnten. Der Bolizeipräsident Genosse üt bring fam diesen berechtigten Wünschen entgegen.

Bereinigung mehrere Forderungen, die die politische Richtung der Boltspartei und das Führerproblem in der Bartei betreffen. Herr Stresemann hat die ihm gebotene feidene Schnur nicht angenommen. Sein Organ, die Zeit", po temisiert heftig gegen die Frondeure, und läßt herbe Worte über die Finanzierung der Nationalliberalen Vereinigung" fallen:

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Aus dem lehrhaften Bortrag des Herrn Dr. Gildemeister hebt sich eine Stelle heraus, in der er sich zu der Frage berechtigt glaubt, ob die absolute Unabhängigtett ber Beit gewährleistet sei, oder ob sich in diesem Zeitungsunternehmen Einflüsse geltend machen", die nicht die unseren find". Die Beit möge entweder den pirteioffigiösen Mantel ablegen oder bie Bücher öffnen. Hierzu nur ein paar furze Bemerkungen. Die Beit" ist ein Organ der Deutschen Boltspartei und ist als solches mit ber finanziellen Unterstügung von Partei­freunden ins Leben gerufen worden. Sie unterscheidet sich dadurch wesentlich und sehr zu ihren Gunsten von einer ganzen Reihe von Organen, die von industriellem oder sonstigem Rapital beherrscht werden. Die Zeit" vertritt in poller Freiheit die Politit der Deutschen Bolkspartel, ohne irgendwelche finanzielle Abhängigteit. Ihr eine solche Abhängigkeit vorzuwerfen, ist gerade Herr Dr. Gildemeister zu allerlegt berufen. Im übrigen fann die Belt" ihre Bücher ohne jedes Bedenken öffnen, und sie ist dazu gerne bereit, wenn die vielen Organe dasselbe tun, die von Herrn hugenberg und den thm nahestehenden Herren kontrolliert werden. Diese Beilchen läßt man aber im Berborgenen. blühen. Die Unabhängigkeit der Preise ist offenbar nach Ansicht dieser Herren nur dann in Gefahr, wenn fie felbft fie nicht unter ihre Proteftion nehmen fönnen.

Die Entscheidung, ob bie nationalliberale Bereinigung als organisierte, nach rechts brängende Opposition in der Boltspartei bleibt, oder ob fie eine Gezeffion pornimmt, wird auf dem Partei. tag ber Boltspartei fallen.

Rußlanddebatte im Oberhaus.

London , 27. März.( WTB.) Im Oberhaus fprach Bord aufnahme der gutgemeinten Anerkennung der Sowjetregierung Emmot von der verächtlichen und fast beleibigenben durch die britische Regierung, 3. B. durch Sinowiem, und er flärte, die Gefte der britischen Regierung fet ein Fehlslag ge blieben, weil die Ertremisten in Rußland wieder im Aufstieg felen. Wolle bie britische Regierung gestatien, baß totstein, beffen Feindseligkeit gegenüber Großbritannien befannt sei, mit ber Sowjetdelegation zur Londoner Konferenz fomme, die sich als ein Biasto erweisen dürfte? Die Kommunistische Internationale be fiehe darauf, Bolschewismus und Revolution zu verbreiten. Lord Barmo or erklärte, die Regierung habe Sowjetrußland anerkannt in der Meinung, das fei das beste, einen neuen Geist in den Beziehungen zwischen Rußland und England zu schaffen. Dies fet notwendigerweise ein Experiment. Ein britischer Botschafter für Mostau jei bisher nicht ernannt worden, zumal auch die Sowjetregierung noch nicht die Persönlichkeit benannt habe, die fie als Botschafter in London in Aussicht nehme. Lord Curzon erklärte, die britische Regierung habe in der übereilte sten Weise Rußland anerkannt, ohne vorher eine Untersuchung der Lage anzustellen. Sie habe

der despotischsten und in mancher Hinsicht barbarischsten Re­gierung, die jetzt in der Welt bestehe, einen riesigen Zuwachs an Prestige

gegeben, fie habe ohne irgend etwas dafür zu erhalten, ein mächtiges Drudmittel aus der Hand gegeben. Jede britische Regierung müßte aber zum mindesten bestehen auf Anerkennung der ruffischen Borkriegs- und Kriegsschulben, benn wenn England in diesem Punkte nachgäbe, so würden für die übrigen Gläu bigerländer Rußlands die größten Schwierigkeiten entstehen. Jede britische Regierung müßte ferner bestehen auf Wiedererstattung bzw. Entschädigung für die Ländereien, Häufer oder Fabriken, die die Sowjetregierung britischen Untertanen geraubt habe. Rußlands Borfriegsschulden betrugen 167 Millionen Pfund, seine Kriegs­wiebererstattung 180 Millionen. Auch er fürchte, baß die britische Schulben 630 und die britischen Ansprüche auf Schadenersaz bzw. Regierung ernsten Enträuschungen auf der bevorstehenden Londoner

Konferenz entgegengehe.

Die Deutsch nationalen haben es fertig gebracht, biefen Der Lordfanaler erklärte, die von Curzon befolgte Bolitik Att elementarster Menschlichkeit zum Gegenstand einer Behabe zu nichts geführt. Es sei Sache des russischen Boltes, schwerde im Landtag zu machen. Daß ein Teil des Gehalts fein Haus in Ordnung zu bringen. am Sonnabend. den 3. November, statt am Montag, den 5. November ausgezahlt wurde, so fagen fie in einer fleinen Anfrage, müßte erhebliche Beunruhigung hervorrufen.

Darauf wäre zu erwidern, baß in der fritischen Zeit der schlimm. pen Geldentwertung ein gewiffer Graf Bestarp im Reichstag das klassische Wort geprägt hat: Das Bolt verhungert bei vollen Scheunen." Derfelbe Geist der Menschenliebe, der aus diefen Worten spricht, weht einem auch aus der Beschwerde der ehrenwerten Ge­noffen Bestarps entgegen. Die Deutschnctionalen entpuppen fich immer wieder als echte Bolts" partei.

Der Reichsrat gab am Donnerstag feine Suftimmung, das die Verordnung über Beschäftigung von Arbeiterinnen und jugendlimen Arbeiteru in Glashütten , Glasschleife­reien und-Glasbergereien fowie Sandbläsereien auf weitere zwei Sabre perlängert wird.

Polen - Citauen. Die litauischen Behörden haben 390 polnische Familien ausgewiefen und an die Grenze befördern lassen.

Opposition der polnischen Sozialisten.

Warschau , 26. März.( WIB.) Robotnik" veröffentlicht eine Runbgebung der sozialistischen Fraktion, in der er­flärt wird, daß das Kabinett Grabfti trog feiner gegenteiligen Zu fagen die auf eine Schmälerung der erworbenen Arbeiterrechte( Ar­beitszeit, Urlaub, Krankenkassen) gerichteten Bestrebungen der Re aftion unterstüße. Ferner behauptet die Rundgebung, die letzten Ernennungen für Verwaltungspoften trügen rechtsparteilichen Cha rafter; gegen die Minderheiten werde eine Unterdrückungspolitit geführt, die innen- und außenpolitisch schädlich sei. Die Sozialisten wollten zwar mit Rücksicht auf die Finanzsanierung Grabski nicht stürzen, machten aber ihr weiteres Berhalten von der Be rüdsichtigung ihrer Forderungen abhängig, nämlich Schutz der Arbeiterinteressen, Beachtung. der Berfassungsgarantien in Verwaltung, Gerichtswesen, Reform der Minderheitenpolitik und bessere Leitung der Außenpolitik.