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Str. 14941. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

In der Schule des Proletariats.

Aus der Praxis der neuen Unterrichtsmethode in der weltlichen Schule.

Man wandelt die Pflanzen durch Zucht, die Menschen abez durch die Erziehung. ( Rousseau.) In der Zeit der Weltwirtschaftstrije, in der die Arbeiterklaffe alle Kräfte zusammenfassen muß, um den Ansturm der vereinigten Unter­mehmer abzuwehren, treben die kulturellen Fragen ein wenig zu sehr in den Hintergrund aller Erörterungen. Man vergißt immer wieder, daß zu einer neuen Gesellschaft neue Menschen gehören. Jeder Mensch ist ein Probuft seiner Erziehung und der ihn umgebenden Verhältnisse. Gerade daraus ergibt sich für das arbeitende Bolt die Notwendigkeit, die Augen offenzuhalten. Man fann die Verhältnisse nicht ändern, bevor die Menschen nicht andere sind. Ein Kreislauf in beständiger Wechselwirkung. Nun hängt es davon ab, diese Fat­toren richtig einzuschätzen. Der Beginn jeder neuen Erziehung liegt in der Schule. In einzelnen Berliner Bezirken haben wir die neue

Schule: die weltliche Schule. Wie und in welcher Art unterscheidet

sie sich von der alten?

Die alte-

Die alte Volksschule ist eine mechanische Lernschule. Ohne Rüd­ficht auf Begabung und Fähigkeit der Kinder nahm man den buch­mäßig festgelegten Stoff durch. Der Lehrer erzählte den Kindern, was sie lernen follien. Mit vieler Mühe versuchte er es verständlich zu machen. Dann fam der von allen gefürchtete Augenblid: der Lehrer ließ seine Ausführungen zusammenfassen und erzählen". Es währte nicht lange, da flingelte es. Die Schulstunde war zu Ende. Für heute hatte der Lehrer seine Pflicht getan. Zu Hause mußten die Kinder nun, paufen", um den durchgenommenen Stoff auswendig zu lernen. Hatte am nächsten Tage der Lehrer gute Laune und hatten die Kinder gut gelernt", so war alles in Ordnung. War eins von beiden Dingen nicht der Fail, so tanzte der gefürchtete Rohrstod. Was vom Schulmeister gesagt wurde, mußten die Kinder als unantastbare Weisheit und fritillos hin­nehmen. Die selbständige kritische Denkfraft des werdenden Men schen blieb ungemedt und ungepflegt. Nun gibt es unter den Kindern Levorzugte des Geistes und geistig Schwache. Aber der Lehrer mußte fich an den Stundenplan halten. Der vorgeschriebene Plan bestimmte die Marschroute und so konnte der Lehrer auf die schwächeren Kinder feine Rücksicht nehmen. Kam nun einmal un­verhofft der Herr Echulrat, so ließ er sich zunächst das Klassenbuch porleren und nahm den Lehrplan zur Hand. Stellte der Schulrat eine Frage und griff zum Unglück des Lehrers einen der schwächsten Schüler heraus, dann war es vorbei. Die Schulbänke wurden zu Marterinstrumenten. Es wurde befohlen, gedrillt, erzogen".

und die neue Schule.

In der neuen Schule ist die ganze Erziehung, die Methode der Biffenserwerbung auf einer anderen Grundlage aufgebaut. Nicht totes Wissen und Schulbücherweisheit wird den Kindern vermittelt, fondern die Gabe lebendiger Auffaffung der Lebensvorgänge, die Ehrfurcht vor den Wundern der Natur, die Wedung und Schulung des Dentvermögens. Es herrscht größere Bewegungsfrei heit. Aber Schüler wie Lehrer unterscheiden streng Freiheit und Zügellosigkeit. Die Jüngsten beginnen mit Knetmajse und Stäb­chen zu spielen. Der Lehrer hat nun die schwierige Aufgabe, dieses Spielen in die gewünschten Bahnen zu lenfen. Das Ziel der modernen Schule ist, jeden nach seinen Fähigkeiten zu bilden und jedem nach seiner Veranlagung den Weg zu ebnen zum Handwert oder geiffigen Beruf. Wir betreten eins der Klassenzimmer. Keine Kaiser, Schlachten oder Kriegsbilder schmücken" die Wände. An der einen Wond hängen die Porträts von Schiller und Goethe. Ferner sieht man schöne Landschaftsbilder und Sprüche. Alles ist von den Schülern felbft angefertigt. Man bewundert so manche forg. fältig geschnigte Holzarbeit. Auf dem Fensterbrett stehen Blumen, natürliche und fünstliche in selbstbemalten Bajen. Jungens und Mädels werden zusammen in einer Klaffe unterrichtet. Die Tren mungsprinzipien der alten Schule sind beseitigt. Die ängstlichen Befürchtungen der Moralphilifier wagen fittlichen Gefahren" find nollkommen unbegründet. Durch den gemeinsamen Unterricht wird teine Scheidewand zwischen Jungens und Mädels aufgerichtet, wie es bisher tatsächlich zum Unglück der Gesellschaft der Fall war. Die lebermütigkeit und Unbändigkeit der Burschen wird durch die Gegen

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( Nadbrud durch Malik- Verlag , Berlin .)

Der Bürger.

Von Leonhard Frank .

Tirolerinnen, die schiefe Münder haben, reichen lebendes Fruchteis. Um nicht essen zu müssen von diesem schauerlichen, lebenden Eife, wühlt Jürgen sich durch die empört nachbliden­den Damen und Herren durch, flüchtet die Treppe hinunter und stürzt in fliegender Eile durch die menschenleeren Mond­straßen heimwärts, durch den schimmernden Garten.

Da tniet, an Stelle der Brunnenjigur, der Rumpf in der Mitte des Bassins, Hände im Rücken gefesselt, fomme­trisch umstanden von den zwölf auf Stangen steckenden, far­bigen, topfgroßen Glaskugeln, die jetzt die zwölf Hinrichtungs­zeugen sind, und aus dem Halsstumpfe steigt das Blut als Springbrünnchen empor. Die Symmetrie wird gestört durch Jürgens Jünglingskopf, der an Stelle der gelben Glasfugel auf der Stange steckt und die grauenvolle Drohung ausspricht. " In Vollmondnächten sollten Sie nicht bei unverhängten Fenstern schlafen. Auch abends keine schweren Speisen essen. Die verursachen gleichfalls Albträume," hatte der Hausarzt gefagt.

Das Schulmädchen stieg aus, schlug auf der Straße den Katechismus wieder auf und lernte weiter. Jürgen faß allein im Wagen. Er überlegte, welche Weisungen er heute dem Profuristen zu geben habe für die Börse. Plönlich fletschte er, Mundwinkel in die Wangen zurückgezogen, die zusammen gebissenen Zähne, drehte den Kopf feitwärts und bewegte die Lippen, als verhandle er mit einem hinter ihm Stehenden, der Befehle erieile, die Jürgen nicht befolgen fönne.

Erit als er hinaus auf die rückwärtige Blattform trat und mit dem Schaffner eine Unterhaltung begann, entspannte sich fein Gesicht wieder.

Angefangen hatten diese Zustände vor einem Jahre. Er geht spazieren und muß plöglich stehenbleiben, hat Atem­beschwerden, ist nicht imstande, an einem Edsteine oder an einem Baume oder an einem Laternenpfahle, der sich durch nichts von anderen Laternenpfählen unterscheidet, vorüber zugehen. Kopf feitwärts gedreht, Zähne gefletscht, fämpft er gegen das Unsichtbare, das unausführbare Befehle erteilt.

Schnell tritt er in den nächsten Laden, setzt sich, studiert

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wart der Mädchen eingebämnt. Es verschwindet die Zimperlichkeit der Mädels, die Gefalsucht und übertriebene Eitelteit. Der Wille zur Freundschaft und Kameradschaft ist auf beiden Seiten. Zwang­los ist der Unterricht. Ein Mädchen verliest ein selbstnerfertigtes Gedicht. Wie leicht und ungefünftelt. Nicht der Lehrer, sondern ihre Mitschülerinnen und Mitschuler geben ihr Urteil ab. So wird das kritische Denken und Empfinden des Kindes geweckt. Na, was Es regnet wollen wir heute durchnehmen?" fragt der Lehrer. Borichage. Da sagt ein Mädchen: Gestern hab ich in der Zeitung gelejen, daß in Berlin die Meistersinger von Nürnberg " gegeben werden. Ja hätte den Wunsch. daß wir darüber uns mal unter­halten!" Dieser Vorschlag findet den meisten Beifall und er wird afzeptiert. Es beginnt nun ein Zwiegespräch zwischen Lehrer und Saüler: Was ist das für ein Ding, bie Meistersinger von Nürn berg"?" Wenn ich nicht irre, eine Oper!" Warum heißt es Ein Jimge erhebt sich und sagt: Ich muß dem widersprechen, denn ,, Beil fie Meister im Gesang maren!" die Meistersinger bildeten eine Bereinigung von Handwerksmeistern, die zugleich auch Meister im Dichten waren!" Ist das richtig?" Welcher unter den Handwerksmeistern mar nun der be­deutendste?"" Der größte und bekannteste war Hans Sachs !" a, mun fagt mir aber, von wem ist denn die Musik zu dieser Oper?" Von Richard Wagner !" Es meldet sich ein Sunge: Herr Lehrer, wollen Sie uns beute einen ganz großen Gefallen tun? Möchten Sie uns doch etwas aus den Meistersingern" vor­spielen?" Die ganze Klasse begrüßt jubelnd den Gedanken und der Lehrer führt ihn aus, denn ein Klavier steht spielbereit an der Wand. Leider ist nicht jede weltliche Schule im Besitz eines Klaviers. Eine vom Schicksal begünstigte Schule ist die weltliche Schule in Weißenfee, Wörthstr. 23 Eine bekannte Firma stellte das Klavier fostenlos zur Verfügung. Auch in den Bausen haben die Kinder größere Bewegungsfreiheit. Während in der alten Schule die Kinder 15 Minuten lang Hand in hand im Kreise umhergehen mußten. Jungen und Mädel hatten je ihren besonderen Hof, sehen mir hier in der neuen Schule, wie der ungebrochene Frohsinn der Jugend sich austobt im Spielen und Tanzen. Das alles fördert das Berirauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler. Die Zusammen­arbeit zwischen Schule und Haus, also zwischen Lehrer und Eltern ist ja eine der stärtsten Stüßen der neuen Schule und ein Symbol des gemeinsamen Berks. Die Kinder gehen gern in ihre" Schule, mag der Weg auch noch so weit sein.

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Der Werk- Unterricht.

In der Bezirksverfammlung des 18. Bezirks, Weißenfee, vom 7. November 1923 forderte in einem Dringlichkeitsantrag die sozial­demokratische Fraktion, daß auch die Schulen an den Nachmittagen offen zu halten find, damit die Kinder warme Räume haben. Der Antrag wurde sofort in die Bragis umgefeßt. In der Weißenseer weltlichen Schule wurde sofort das Angenehme mit dem Nüßlichen verbunden. Man sammelte Geld zusammen. Eines Tages fuhr ein Wagen vor und vier Singer- Nähmaschinen wurden abgeladen. An jedem Nachmittag haben nun die größeren Mädchen Gelegenheit, das Nähen und Flden zu erlernen. Einige Mütter und ehemalige Schülerinnen haben sich in den Dienst der Sache gestellt, helfen tüchtig mit, geben den Mädchen Anleitung und manchen Fingerzeig. Alle Kinder, deren Mütter feine Nähmaschine haben oder die teine Zeit zum Nähen und Fliden haben, können ihre Sachen beim Schul­leiter abgeben und sie werden von den Mädchen sauber ausgebessert. Während die Mädels trennen, nähen, fliden, sticken, sind die Jungen auch äußerst rege. Da wird geleimt, gezimmert, gemalt, gesdymigt, da werden Bücher gebunden, Zeitschriften eingeheftet. Alles mird mit den einfachsten Werkzeugen und Hilfsmitteln hergestellt. Ein Junge zimmert einen Fragefaiten zusammen. In einer bestimmten Stunde jeder Woche wird dann der Fragefasten geleert und jede Frage besprochen und erläutert. Ein anderer Bursche malt einen lebersichtsplan zum Wetterbericht. Jeden Tag werden dann Wind, Bewölkung. Niederschläge und meteorologische Erscheinungen einge, seichnet. Das weiterfundige Denken wird angeregt. Alles in Alles in allem: Es ist eine Luft, diese Schaffensfreude der Kinder mit anzu­sehen und mit zu erhoben. Kein böses Wort fällt.

Roch vieles läßt sich erzählen, aber der Raum gestattet es nicht. An Stelle der Glaubensformeln, Bibelsprüche, Schöpfungsgeschichten die Gesichter der Kunden, unterhält sich mit der Verkäuferin und bittet sie, ihm sechs besonders hartborstige Zahnbürsten in die Villa zu schicken. In dem unbewohnten Rauni der Villa, wo auch die Antiquitäten und Gemälde für das Palais aufbewahrt waren, hatte sich im Laufe des letzten Jahres auf diese Weise ein großes Lager verschiedenster Artifel ange sammeft.

Gleich vielen Menschen, tann auch Jürgen es nicht er tragen, daß auf der Straße jemand hinter ihm geht. Auch am hellen Lage muß er stehenbleiben, interessiert eine Fassade betrachten oder schnell in einen Laden eintreten.

Außerhalb der Stadt, wo feine Leute sind, spazieren zu gehen, wagte Jürgen schon lange nicht mehr. Jemand geht hinter ihm her. Jürgen dreht sich um und wieder um und gonz um sich selbst. Immer steht in seinem Rücken der andere. Und da Jürgen nicht in einen Laden flüchten kann, wirft er sich zu Boden.

Einmal hatte er sich durch Adolf Sinsheimer retten fönnen vor dem Berfolger. Er steht, Zähne gefletscht, in menschen­leerer Landschaft unter den unausführbaren Befehlen des Un­sichtbaren. Da erblickt er den Jugendfreund, der, in der Hand ein Notizbuch voll Rechnungen, an einem Baume lehnt und gedankenversunken die ferne Hügelkette betrachtet, als dichte oder zeichne er. Damals war das unternehmen des Knopf­fabrikanten dem Konkurse nahe gewesen.

Jürgen macht einige Fluchtsprünge auf den Jugendfreund zu und bittet flehend den Erschreckenden: Verkaufe mir deinen Bleistift." Weshalb verlaufen?... Hier, nimm ihn!" Und er will ihm den goldenen Patentbleistift in die Hand drücken. Unmöglich! Das ist ganz unmöglich!" Jürgen zwingt den Schulfreund, die Bantnote zu nehmen, und ſteft, befreit aufatmend, den Bleistift ein.

Die Straßenbahn hielt. Der Wagenführer drehte die Kurbel heraus. Endstation", sagte der Schaffner zweimal zu Jürgen, der verzerrten Gesichtes über die Schulter zurücksprach und nicht aussteigen fonnte.

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Junge Beamte eilten durch die Gänge, grüßten den Chef. Er ahmte die Stimme des Hausarztes nach: Abends nur ein paar weichgekochte Eier effen. Wachsweich! Auch schadet es nicht, wenn Sie täglich dreimal etwas Brom nehmen."

Das Bromsalzglas stand auf dem Schreibtisch. So oft Jürgen die Feder in die Tinte ftach, fah er das Salzglas, das herauszuwachsen schien aus dem Naden des verheirateten

Freitag, 28. März 1924

fleht in der neuen Shule Religions geschichte, Buddhismus , Brahmanentum usw. Eine wahrhaft demokratische Republit tast bas veraltete Schulwesen des Obrigkeitsstaats nicht gebrauchen. Denn es gilt heute in erster Linie die Jugend frei zu machen von alten Banden und Vorurteilen.

Die Adressen der neuen Schulen haben wir in inferer Ausgabe Nr. 141 Dom Sonntag, den 23. März veröffentlicht.

Radio für alle!

Gründung eines Arbeiter- Radioklubs.

Auf Veranlassung des Staatssekretärs Dr. Bredow haben im Reichspoftministerium in diesen Tagen die angekündigten Besprechun­gen über die Neuregelung des Funkliebhabermejens und über die neuen Borschriften über den Rundfunkdienst stattge­funden. Anwesend waren Bertreter des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie, der Fachgruppe Drahtlose Telegraphie". des Verbandes der Radio- Industrie, des deutschen Funkfartells, des Berbandes der Rundfunkteilnehmer, der Elektro- Großhändler- und Exportvereinigung Gruppe Radio, des Verbandes der Elettro

Installationsfirmen, des Reichsfunkverbandes, des Verbandes deut. fcher Radiohändler, der Elektro- Installateur- Zwangsinnung Groß­Berlin, des Berbandes deutscher Elektrotechniker.

Einleitend gab der Staatssekretär eine Reihe Erläuterungen zu ber am 19. d. M. in Kraft getretenen Verordnung des Reichspräft denten zum Schutze des Funkverkehrs. Er betonte, daß die Wer: ordnung keine Erschwerung für die Weiterentwid­lung des Rundfunks bedeuten, sondern nur einen Rückhalt für die Telegraphenverwaltung bilden solle, der merläßlich ist, uni gerade eine Regelung im freiheitlichen Geiste durchführen zu können. Die Borschläge des Reichspostministeriums wurden im wesentlichen angenommen. Es wird infolgedessen binnen kurzem ein verein fachtes Anmeldeverfahren durch die Briefträger eingerichtet werden und auch die Einziehung der Gebührenbeträge foll hinfort durch den Briefträger, und zwar in Zukunft monatlich. stattfinden. Ferner ist die Verwendung selbstgebauter Empfangsanordnungen ohne Röhren( Detektor­empfang) unter der Voraussetzung freigegeben, daß die Anfertiger fich als Rundfunkteilnehmer eintragen lassen. Die Verwendung selbstgebauter Empfangseinrichtungen mit Röhren tannten Funkliebhabervereinen erlaubt sein. Die für wird aus Sicherheitsgründen nur Angehörigen von aner die Herstellung von Rundfunkgerät zugelassenen Fabrikationsfirmen dürfen außer den amtlich gestempelten Rundfunkempfängern fünftig auch Einzelteile vertreiben. Die Jahresgebühr für die Teilnahme am Unterhaltungsrundfunk soll in Zukunft 24 Mart betragen, die in monatlichen Teilbeträgen von 2 Mart erhoben wird. Ferner wurde die Einrichtung einer beim Verband Deutscher Elettrotechniker zu bildenden Prüfstelle für Rundfunk empfänger besprochen. Wie der Vorsitzende besonders hervor empfänger besprochen. Wie der Vorsitzende besonders hervor hob, handelt es sich bei dieser neuen Güteprüfung nur um eine freiwillige Regelung. Es wird dadurch indes jedem Her steller, der es wünscht, die Möglichkeit geboten, feine Erzeugnisse von einer unparteiischen sachverständigen Stelle prüfen und für die Allgemeinheit der Käufer deutlich erkennbar abstempeln zu lassen ( BDE.- Stempel). Der Käufer eines solchen Geräts erhält so eine Gewähr dafür, daß der Apparat gewissen Mindestanforderungen entspricht.

Das Funkwesen hat nach Eröffnung der Rundfunkiendestationen in allen Kreisen der Bevölkerung zahlreiche und begeisterte Anhänger gefunden. Berhinderten bisher die rigorosen Bestimmungen der Telegraphenverwaltung, die selbstgebaute, einfache Detektorempfänger, die sich jeder einigermaßen technisch Veranlagte zu sehr billigen Preisen herstellen fonnte, nicht zulassen wollten, sowie die hohen, mit einem Schlage zu bezahlenden Gebühren für den Rundfunkempfang. daß sich die große Zahl der Rundfunkfreunde öffentlich als Anhänger dieser Berpegung befannie, jo ermöglichen es jetzt die angekündigten neuen Bestimmungen, auf die wir schon im gestrigen Abendblatt hin­wiesen, weiten Kreisen der Arbeiterschaft, die Darbietungen des Rund­funts nicht mehr als Zaungaft anzuhören. Wir möchten hierbei nicht uerfehlen, darauf hinzuweisen, daß die angekündigten Bestimmungen der Reichstelegraphenverwaltung durchaus den Vorschlägen ent

| Beamten, der, reglos wie ein Eingeschlajener auf das Pult gebeugt, vor seinem Chef jazz, schon Bater dreier Kinder mar, Sorgenfalten im grauen Gesicht hatte und feine Beilchen meh: im Knopflod) trug.

Auf das Bankgebäude wurde ohne Betriebsunterbrechung ein Stockwerf aufgefeßt. Während des Bergrößerungsumbaues mußte Jürgen mit drei Angestellten zusammen in einem Raume arbeiten. Ringsum, fern und nah, auf dem Dache und in allen Stockwerken wurde gehämmert, geschrien, gefragt, gesägt, gehobelt.

In dem Bureau selbst stand katastrophenferne Ruhe. Sürgen tauchte die Feder ein. Und wie er schreiben will, steht auf dem Buite an Stelle des Tintenfaffes ein winziges, lebendiges Herrchen, das sich höflich verbeugt und lächelnd auf das Bromfalzglas deutet, mit einem feingegliederten Zeige­fingerden.

Jürgen fann nicht atmen, fietscht die Zähne, taucht die Feder noch einmal ein. Sticht sie auf den Kopf des Herrchens. das zum Tintenfaß zusammenschrumpft. Und wie Jürgen fchreiben will, steht es wieder lebendig da, höflich vorgebeugt. Das Zeigefingerchen deutet, das Mündchen lächelt und sagt:

Mit Bromfalz kann eine Menschenseele nicht zum Schweigen gebracht werden. Ich versichere Ihnen, so wahr es ist, daß sehr viel mehr als neumundneunzig Brozent aller Zeitgenossen, die so viel von Seele reden, durch ihre Seele in gar keiner Weise mehr gestört werden, weil sie sie schon längst eingetauscht haben gegen Dinge, die ihren Marfimeri haben

Das ist wahr, dachte Jürgen. Das ist wahr. so wahr ist es, daß bei gewissen Individuen die Seele spielend leicht durch den allerftärksten Schuhwall durch­schlüpfen und ihr vorbestimmtes Recht verlangen fann." Das Herrchen legte das Händchen an den Mund, als habe es ein tiefes Geheimnis zu offenbaren: Die Seele will fließen. Und fließt unter Umständen bei gewissen Individer: selbst auf die Gefahr hin, überzufließen und alles in Ber wirrung zu bringen. Denken Sie nur an die vielen, vielen Irrenhäufer, die es gibt auf dieser Erde. Boil! Ueberfüllt! Wer bezahlen fam, tommt in die erste Staffe und fann feine Secie preisentfprechend behandeln lassen... Nun, das ist ja Liebensache, der Preis nämlich, wenn er auch in unserem Beitalter bet allem die Hauptsache ist Aber verzeihen Sie die Abschweifung."

( Fortfehung folgt.)