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Also die Juden sollen totgeschlagen werden. Und me I che Juden! Auch darüber spricht sich der Aufsatz mit treudeutscher Ehrlichkeit und Offenheit aus:

Sehen wir uns doch einmal die Deutschnationale Boltspartei etwas genauer an. Gegründet ist sie von dem Juden Stahl; einer ihrer Führer ist Dr. Helfferich, dessen Bater oder Großvater ein Boll­blufjude war, ein weiterer Führer ist Herr Hergt, in dessen Adern gleichfalls jüdisches Blut kreist. Fast alle Grafen und Barone, die sich jetzt zur Deutschnationalen Bolkspartei bekennen, haben eine Jüdin als Frau, Mutter, und Großmutter. Solche Verbindungen maren notwendig geworden, um den infolge leichtsinnigen Lebens wandels einzelner Familienangehöriger start reduzierten Hausbesig mieder einmal etwas aufzufrischen, Der schwarzlodige, braunäugige, mit Händen und Füßen mauschelnde Professor Dr. Breyer, feines Zeichens deutschnationaler Abgeordneter, stammt aus der Utraine und verrät schon von weitem den galizischen Juden.

Alfo, wenn die Befreiung des deutschen Volkes durch den großen Judentotschlag beginnt, dann mögen sie sich vor fehen, die" He rgt, die helfferich, die Brener und alle die deutschnationalen Grafen und Barone!

Aber was wird mit Bulle, der ja auch schon von den deutschsozialen Antisemiten beschuldigt wird, nicht ganz rein­raffig zu sein?

zwar

Bulle, Wulle, denk an deine Großmama!

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Die völkischen Totengräber des Reichs. Die Angeklagten im Münchener Hochverratsprozeß hatten natürlich mit Ausnahme des psychopathischen Schwägers Adolf Hitler zunächst rerkündet, daß fie auf ein eigenes Schlußwort verzichten würden; in legter Stunde haben es sich jedoch die Hauptakteure dieser politischen Farce nochmals überlegt und Abschlußreden doch vom Stapel ge­laffen. Warum sollten sie nicht? Dank der beispiellosen Lar heit der Richter und Staatsanwälte, benen man es anmerft, daß sie innerlich in vielen Bunkten mit den Hochverrätern über­einstimmen und die deshalb fajt jede Beschimpfung der Republik und der Verfassung, ihrer höchsten Repräsentanten und ihrer Hoheitszeichen zuließen, ist dieser Prozeß zu einer unverhofften Propaganda gelegenheit für die deutschvölkische Be­wegung geworden. Nachdem nun sämtliche Verteidiger der Reihe nach fich widerspruchslos jede erdenkliche Frechheit hatten leisten fönnen in Leipzig vor dem Staatsgerichts hof hätte ihnen der aus Bayern stammende Oberreichsanwalt Ebermayer schon bei den ersten Anfäßen dermaßen auf den Schnabel gellopft, daß ihnen die Lust zu meiteren Bersuchen gründlich vergangen wäre, würde es geradezu eine fträf liche Bescheidenheit der Angeklagten gewesen sein, wenn sie auf eine so kostbare Gelegenheit verzichtet hätten, zum Fenster hinauszureden.

Es lohnt sich eigentlich nicht, sich mit diesen Herrschaften fachlich auseinanderzusehen, nachdem sie nur zu deutlich be­miefen haben, daß Sachlichkeit ihre legte Sorge ist. Nur eins jei ihnen gesagt: Sie geben an, daß sie im Gegensatz zu Kahr, Dr. Heim und den sonstigen Führern der bayerischen Wittels bachbewegung für ein einiges Großdeutschland ein­treten. Es mag schon sein, daß bei den meisten von ihnen diefes Ziel aufrichtig erstrebt wird. Aber sollten sie wirklich nicht einsehen, daß bei ihrer Art, über den allergrößten Teil des deutschen Boltes au lästern, ihre Bewegung, menn fie jemals Erfolg haben würde, unweigerlich zum Ende der deutschen Reichseinheit führen müßte? Erkennen diese Leute nicht, daß um nur ein Beispiel zu nennen die Bevölkerung gerade der meist gefährdeten Teile Deutschlands , des Rhein Landes und des Ruhrgebietes fich die Herrschaft falcher Lästermäuler feine zwei Minuten gefallen lassen mürde? Gerade die besetzten Gebiete bestehen in ihrer er brückenden Mehrheit entweder aus Anhängern des von Luden­ dorff beschimpften ultramontanen" Zentrums oder aus Marristen". Die Bahlen zum saarländischen Landesrat haben erst jüngst gezeigt, daß die Nationalisten in wirklich national gefährdeten Gegenden nichts zu sagen haben. Der pfälzische Separatismus fonnte erst gefährlich werden im 3u­

Schrekers Jrrelohe".

( Uraufführung in Röln.)

Bir stehen zweifellos an einem Wendepunkt der Operngeschichte. er Opern schreibt, muß fich bekennen. Der eine wird zu der märchenhaft- illusionären, bewegungsarmen, nur vom Willen zu schöner, ausdrudsstarker Mufit diftierten Oper der Arien und Chōre gelangen. Hier ist Mufit, reine Musit, das Lezte und Große, das Theater ein Notbehelf, ein Mittel zur stärkeren Resonanz, der mate­rielle Bühnenvorgang ein bewußtes Spiel mit dem Schein. Die neue Richtung, die der Zukunft, wird daher vom Ballaft des Musif­dramas soviel wie möglich abwerfen. Die Gegenwart indessen ist einer zweiten Richtung verschrieben, deren Stammvaier Bagner heißt. Er hat sowohl für die aus dem Schauspiel gewachsene Oper wie für die pfnchologisierende, nach innen versentte Tragödie den entscheidenden Wurf getan. Ebenso star? ist die Musifkraft Berdi, der sogar am Drama vorbeikomponieren durfte und allein durch die Bitalität seiner Musifſprache, seiner melodischen Gebärde den Hörer bezwingt.

Franz Schrefer ist in der Oper Jrrelche der letzte große Ausläufer diefer zweiten Gruppe. Oder vielmehr: er hat sich durch feine besondere Mischung von echtestem, instinktiv treibenden Theater­temperament und Hang zur symbolisierenden Darstellung tatsäch licher Geschehnisse aus fonvergierenden Richtungen berous feinen Stil gefchaffen. Der aber heißt: großes Theater, finnliches Spiel, farbiges, schillerndes Miteinander von Wort, Ton, Licht, Szene, Boll und Individuum.. Seine Dichtungen haben in sich selber schon im Urzustand all jene Schwebungen der Stimmung, Atzente der Leidenschaft, Kraftgebärden der Grotit, die feine Musit dann er­füllt, ergänzt, ohne neue zu schaffen. Er ist ein Meister der orchestra­len Bariation jener tönenden Urfeime, die seinem Wert als Unter­grund dienen. Dank einer beispiellos großartigen Technik schleift, putt, verfeinert und vergröbert er fein Material so, daß es in jeder Situation dem szenischen Moment angepaßt ist. Ein Bild, ein hel­disches Hörnermotiv, eine Liebesromanze wachsen sich von einfachen Themen zum Stoff für ganze finfonische Zwischen- und Vorspiele cus. So fönnte sich einmal das Gefühl einer Erfindungsstille ein. stellen, wenn das Kolorit der Instrumente nicht immer wieder Wechsel und Rüancen für das Ohr schüfe. Nun ist dieser Orchester flang allerdings völlig in uns eingegangen. Was in den e. zeichneten", im Schabgräber" noch unerhört neu und fühn erschien, ist heute als Schrefersches Wielos unfer Befiz. Der Klang verlor nichts an Reiz, nichts an Bedeutung, und dennoch wünscht bas Ohr wieder neues Reimmaterial, große austadende Melodie. Im Affett, sei es dem der Luft oder dem der höchsten Seelentämpfe, gelingt Sdrefer das. Im stilleren, in sich versentten Liebesibyll, im feufchen Flüstern der Seelen wird feine Mufifpalette blaffer an Farben. Sein Melos in der Irrelohe" fammelt Strahlen des Magnerschen Melos in sich und wirft fie im bunten Reflex eigen. artig zurüd. Selbst das Wagnersche Ethos rührt sich in ihm. Der Mustlang des Wertes ist eine Wagnersche Erlösungsidee. Bo das Orchester allein spricht und dentt, da ift das Bedeutendste mit in brünftigem Befennermut gestaltet, Bo die Stimmen felbständig

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sammenhang mit der von der Münchener Regierung geförderten| Boltsgerichts München I vom 1. April ab aufgehoben nationalistischen und republiffeindlichen Umtriebe im rechts rheinischen Bayern . Und es ist jetzt so weit gekommen, daß der höchste Justizbeamte des Reichs, der Oberreichsanwalt, an­gesichts der Untergrabung aller Rechtsgrundsätze zugunsten der äußersten Reaktion über Bayern das furchtbare Bort prägte, es sei das sogenannte Ausland".

werden; doch eine Ausnahme mußte gemacht werden, weil es nicht möglich war, in dem Strafverfahren gegen Hitler und die Mitbes fchuldigten megen Hochverrats vor dem 1. April das Urteil zu ver fünden und schriftlich zu begründen. Außerdem schweben auch wegen der Bortommnisse vom 8. und 9. November noch verschiedene weitere Berfahren, die bis zur Erledigung des Hauptverfahrens ruhten, da Aber den Bölkischen scheint jedes Gefühl für die Wirkun- mit in ihnen die Ergebnisse des Hauptverfahrens verwertet werden gen ihrer Politit abzugehen. Sie, die in brutalster und verfönnen. Das Boltsgericht München I wird solange legender Art als gewalttätige Minderheit alle übrigen Teile fortbestehen, als es zur Erledigung fener Strafe des deutschen Volkes tagtäglich herausfordern, fie magen es, perfahren äußerstenfalls nötig ist, nämlich bis von Einigkeit und Eintracht zu reden! In der Nummer zum 15. Mai 1924. des Münchener Bölkischen Kuriers" vom 27. März wird ein Deutschlandlied" von Kurt Schrader( Schliersee ), Exzellenz Ludendorff, dem Führer der nölfischen Freiheits­bewegung in Ehrfurcht und Treue gewidmet", veröffentlicht, das mit den Worten schließt:

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Das Reich, das mich geboren, Ist nimmermehr verloren,

Wenn wir in Eintracht uns nicht selbst entzmei'n: Ich bin ein Deutscher, mill ein Deutscher sein!"

Niemand hat in Deutschland mehr 3wietracht in den legten Jahren gefät, mehr wirtschaftlichen und politischen Chaos hervorgerufen als gerade die deutschvölkische Bewegung, die die Ermordung Erzbergers, Gareis und Rathenaus, den Münchener Nopemberputsch und die Ludendorff- Rede vor dem Volksgericht auf dem Gewissen hat. Ist es den Bölkischen mit der Rettung der Reichseinheit ernst, dann sollten fie ihre eigene Mahnung beherzigen und von der politischen Bühne schleunigst verschwinden!

Kahrs Studienreise.

Gegen die Verfolgung Quiddes.

Bon den drei österreichischen Friedensvereinen erhalten wir folgende Zuschrift:

Bor furzem erreichte uns die verblüffende Kunde, Professor Quibde fei in München unter der Beschuldigung des Landes Derrates. verhaftet morden. Dieses Berbrechen soll dadurch begangen worden sein, daß der berühmte Pazifist in einem Zeitungsartikel auf die großen außenpolitischen Gefahren hingemiesen hätte, welche aus den nicht verstummenden Gerüchten über die geheime militärische Ausbildung junger Leute in Deutschland entständen. Prof Quidde hatte die Aufmerksamkeit der Reichsregierung und des Reichstages auf diese Gefahren gelenkt in der Hoffnung, daß durch eine parlamentarische Untersuchung die Gerüchte non geheimen, vertragsmidrigen Rüftungen widerlegt und dadurch ein ernster Konfliktstoff mit Frankreich aus dem Wege geräumt würde. Dieser Schritt war von der reinften Vaterlandsliebe, von der lebhaften Gorge vor der Anwendung neuer erbrüdender Reg preffalien seitens Frankreich eingegeben.

Wenn auch inzwischen die Enthaftung Quiddes wegen Mangels der Fluchtgefahr erfolgte, so halten es die österreichischen Friedens. organisationen doch für ihre Pflicht, schärfsten Einspruch zu erheben gegen das jeder Rechtsgrundlage entbehrende Borgehen der bayerischen Behörden, insbesondere aber gegen den Geist des blinden Chauvinismus, der in felbstmörderischer Weise die Revanches lust im deutschen Bolt nährt, jebe ehrliche Erfüllungspolitik unmög lich macht und die heute der Regelung der Reparationsfrage relatin günstige Lage auf das schwerste schädigt. Wir protestieren mit allem Nachdrud gegen das System der Berfolgung deutscher Patrioten, die durch loyale Erfüllung der Ber pflichtungen von Bersailles und Bekämpfung des auf einen Res vandhetrieg hinarbeitenden Nationalismus den wahren Frieden her, beiführen und Deutschland vor dem Untergange bewahren wollen,

In dem Borgehen Quiddes Landesverrat zu sehen und Protest der Verteidiger im Hitlerprozek. durch die schärfften Mittel, selbst die Verhängung der Untersuchungs München , 29. März.( BS.) Wie wir hören, wird von der Berhaft, ahnden zu wollen, charakterisiert in trauriger Weise die Ber Ber- mirrung aller Rechtsbegriffe im Deutschen Reiche, ins teidigung der Angeklagten im Hitler- Prozeß gegen die Auslands besondere in Bayern , wo der Ausnahmezustand überdies die Gren reife der drei Kronzeugen Rahr, Lofsom und Seißer zen der Rompetenzen der obersten Gewalten in bedenklichem Maße Brotest erhoben. Man bezeichnet es als unverständlich, daß in vermischt hat. dem gegenwärtigen Stadium der Boruntersuchung die Angeschuldigten die Ausreiseerlaubnis erhalten haben, und verlangt von der Staats. anwaltschaft eine Aufklärung darüber, weshalb Kahr, Lofsom und Seißer die Bässe nicht abgenommen worden sind, nad dem bereits vor einigen Tagen im Laufe des Prozesses der Erste Staatsanwalt Stenglein, der die Untersuchung führt, davon verständigt morden sei, daß die genannten Herren eine Auslandsreise zu machen beabsichtigten. Bekanntlich gab die Staatsanwaltschaft die Erflärung ab, daß ihr der Aufenthalt der Angeschuldigten bekannt sei, und man fann aus dieser Erklärung wohl den Schluß ziehen, daß die Erholungs. reise im Einverständnis mit der Staatsanwaltschaft erfolgt ist, und daß Kahr, Lossom und Seißer sich verpflichtet haben, ihren jeweiligen Aufenthalt dem Ersten Staatsanwalt anzuzeigen, um auf Ber­langen die Rückreise anzutreten und sich zur Verfügung zu stellen. Durch die am 1. April eintretende. Auflösung der Boltsgerichte in Bayern wird die Untersuchung an fich weder aufgehoben noch be einträchtigt. Nach den im Reich geltenden Gesezen hätte die Durch führung des Ermittlungsverfahrens bis zur Boruntersuchung durch einen fommissarisch vom Staatsgerichtshof zu ernennenden Richter erfolgen müffen. Bei der bekannten Einstellung zum Staatsgerichts. hof und zum Republitschutzgesetz war es nicht möglich, diefes Berfundentag beizubehalten, solange erhöhte Arbeits fahren vor das Leipziger Gericht zu bringen und so fief die Bor­untersuchung die bayerischen Boltsgerichte fannten das Ermitt lungsverfahren nicht beim Boltsgericht 1 in München . Nachdem I mit dem 31. März die Zuständigkeit auch dieses Gerichtes erlischt, geht die Boruntersuchung nunmehr an die ordentlichen bane rischen Gerichte, und zwar an das Landgericht München über. Die Untersuchung wird voraussichtlich auch beim Landgericht vor dem Ersten Staatsanwalt Stenglein weitergeführt werden. Das Volksgericht München I bleibt bis zum 15. Mai.

Der Achtstundentag in Mecklenburg . Ein demagogischer Antrag der Deutschvölkischen. Schwerin , 29. März.( Mib.) Der medlenburgische Landtag nahm 1. a. einen Antrag der Deutschvölkischen an, den Acht. leiftung nur zu einem verfchärften Frondienst gegenüber dem internationalen jüdischen Leihfapital führt. Bei Mehrarbeit soll den Arbeitern ein Mitbestimmungsrecht und eine besondere Ver. günftigung gewährt werden. Ein weiterer völkischer Antrag auf Abbau des Landtages in dem Sinne, daß auf je 8000 Stim. men( bisher 5000) ein Abgeordneter entfällt, wurde abgelehnt.

Jn Württemberg hat sich ein Bölfish vaterländischer und natale Biod für die Reichstags- und für die gleichzeitig stattfindende Bandtagswahl gebildet, dem neben den völfischen und nationalen München , 29. März.( Tul.) Gemäß der am 1. April 1924 in Bereinigungen auch die Bürgerpartei( Deutschnationale Partei) angeschlossen ist. Der Blod ftellt eine völfisch- vater­Kraft tretenden tiefgreifenden Aenderung des Ausbaues der Straffändische Einheitsliste auf, die als Spigenfandidaten den bisherigen gerichte hat das bayerische Gesamtstaatsministerium eine Berord Reichstagsabgeordneten Bazille( deutschnational) und Alfred nung erlassen, monach alle Gerichte mit Ausnahme des Roth aufmeist

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oft werden, da ist wie im ersten Att und am Ende des Werfes vollendeter Zusammentlang von Gesang und Orchester. Zuweilen aber, wie im zweiten Att, schleppt sich dieser Einigungsversuch lang. fam dahin und flärt sich erst in Momenten auf, die auf diefe effett­rolle Steigerung zu warten schienen. Es ist dann ein Leuchten oder ein dämmeriges Geistern zu spüren, das dem theatralischen Bormurf bie äußerste Bewußtheit und legte Spanntraft verleiht.

3rrelobe ist eine alte Grafenburg. Ein wildes Geschlecht hauft hier in lockerer Sitte. Heißes Blut treibt die jungen Ritter zu den Frauen. Vor dreißig Jahren raubte einer die Braut des Chrifto­bald, Lola, und vergewaltigte sie vor dem Bolt. Die Frucht diefer fündigen Lat ift Peter. Der liebt des Försters Tochter Eva. Ihr stellt Heinrich, der junge Graf von Jrrelohe, nach. Gie weiß, daß dieser Heinrich ein Weltabgewandter ist. Ihn von der Erbfünde der Bäter zu befreien, ist sie zu dem größten Opfer des Beibes be reit, fidh ganz hinzugeben. Doch Heinrich tötet die Gier, das Dämonisch- Triebhafte in sich selber ab, um den Fluch des Hauses zu fühnen. Er macht Eva zu feinem ehelichen Beib. Christobald, der dreißig Jahre unter dem Borwurf seiner eigenen Feigheit fitt, fehrt zurüd, verrät die Schande Lolas, brütet Rache für jene un­felige Handlung. Peter verlangt, ungebändigt, pom Grafen Eva, die Braut. Wenn nicht für immer, so für eine Nacht. Noch einmal fchmebt über den Menschen das Gespenst der tierischen Brunst. Da erschlägt Heinrich seinen eigenen Bruder. Christobald hot indes Frrelohe in Brand gestedt. Während die Burg, das Symbol einer rein förperlichen, irren Lohe, zusammenbricht, schreiten Eva und Heinrich dem Morgenrot entgegen, verbunden in wahrer Liebe, die eine Liebe der Geister, Seelen und Körper zugleich ist. Diese Dichtung ist von ungewöhnlicher Straffheit. Durch die Kraßheiten der Handlung weht dennoch der Atem des Keinen, des Ausgleichenden, des Schuldfreien. Man fühlt, daß hier Schleusen Bererbung Menschen zu Zieren gemorden sind. Der Gott und die des menschlichen Triebdaseins geöffnet sind, daß durch Schicksal und Bestie in unserer Brust fämpfen den Kampf diefer Unglücklichen mit. Den Kontrast zu der tragischen Tonart bilden sehr gefchidt ein paar Buffomusikanten( die Sündler") und die rhythmisch wie flanglich derben Tänze des Schlußaftes. Im Schaffen Schreters bedeutet diese reiche, schwierige, tunstvolle Partitur eine Steigerung. Klarer, transparenter, finfonischer und gedrungener hat er faum je geschrieben. Theatralisch ein Höhepunkt. In dieser Irrelohe hat Schrefer sich freigeschrieben. Möglich, daß dies das Ende der großen Schauspieloper ist.

Die Uraufführung war ein großer Erfolg. Da sowohl szenisch wie darstellerisch ein mittleres Niveau nicht überschritten wurde( mit Ausnahme des eigenartigen Menzinffy und des herben Hammes), fo ift neben Schrefer nur der überragende, feingeistige, höchst ein brudsvolle Orchesterleiter Otto Rlemperer für diesen Erfolg verantwortlich. In Berlin werden wir ihn nach einigen Jahren tontrollieren.

Kurt Singet.

Aber

Das heimgesuchte Amalfi . Der furchtbare Erdrutsch, der in Amalfi jo große Zerstörungen angerichtet hat, ist nicht die erste Heimsuchung, die dieser idyllische Ort, die Berle des Golfes von Salerno , über sich ergehen lassen muß. Amalfi foll von römischen Familien, die auf der Fahrt nach Konstantinopel Schiffbruch erlitten haben, gegründet worden fein. Unter der Herrschaft der Longo­barben nur unbedeutendes Fischerdörfchen, entwickelte es fich später zu einer blühenden Handels- und Hafenstadt. Der Reichtum Amalfis erweckte bald die Habgier der Pisaner, die die Stadt im Anfang des 12. Jahrhunderts mehrfach geplündert und fast völlig in Asche gelegt haben. Die Bewohner ließen sich jedoch nicht entmutigen und bauten ihre Stadt wieder auf. Die Errichtung eines mächitzen 3ifterziensertiosters, auf einem Abhang hoch über der Stadt, trug bazu bei, Amalfi zu einer neuen Blüteperiode zu verhelfen. das Schidfal erklärte fich gegen die unglückliche Stadt. Im Mittel. alter wurde fie von demselben Gießbach, dessen Fluten auch jetzt die Zerstörungen angerichtet haben, mehrfach in Trümmer gelegt. So wurde aus der blühenden Seestadt, die noch dazu im 16. Jahrhundert dauernd von Seeräubern heimgesucht war, der idyllische Kleine Ort, der es heute ist. Das Zisterzienserkloster wurde im Anfang des 16. Jahrhunderts von den Kapuzinern übernommen, vor einigen Jahrzehnten, nachdem es im Jahre 1899 durch einen Bergrutsch befchädigt worden war, renoviert und in einen Gasthof umgewan­belt. Bon Amalfi führt auf hohen Wiadukten, bis zu 150 Meter über dem Meer, tie in die Klippen eingebauene Straße nach Salerno , an der sich, inmitten von Zitronen- und Drangengärten, reiche Italiener und Frembe ihre auf das blau gleißende Meer hinausschauenden Billen erbaut haben. Auch hier mag der Erdrutſch manche Lücke geriffen haben. Amalfi hat übrigens auch eine lite­rarische Erinnerung. Denn in einem ffeinen Gasthof om anderen Ende der Bucht, zur Luna" genannt, hat Ibsen seine Nora" geschrieben.

Uraniavorträge. Theater. Täglich außer Freitag 5, 7. 9 Uhr: Soonose und Suggestion. Montag 7 Uhr: Dr. Nawrott. Erlebnisse reitag 8%, br: Dr. Lederer. Friedrich II". aus dem Kaufalus, itt. 9 Uhr: Das Wandern der deutschen Jugend". 7, Ubr: Für und wider den Dffultismus Mont. 8 Ubr: Die Schlösser Hörsaal. Somnt. Votsdams. Dienst. 8 Uhr: p. Kranich , Das Shitem der Grapholo nie". iitp. und Sonna b. 8 Uhr: Das Königsgrab". Freit. 8 Uhr: Baumeister Lehreß, Malerische Badsteinbauten Nordwestdeutschlands".

Die Euphorion- Kunstausstellung, Charlottenburg , Fasanenftr. 85, er öffnet am 1. April eine Gesamtausstellung von Georg Walter Rogner, die außer einer größeren Anzahl von Gemälden auch Hand. zeichnungen, Graphik und illustrierte Bücher dieses Künstlers zeigen wird.

Dr. Kurt Hiller trägt in einem 8yllus von drei Vorlesungen( Dienstag, 8., Freitag 11., Sonnabend, 12. April) feine neue Schrift Boliti? ber Syntbele im Friedrich- Wilhelm- Gymnasium, Kochstr. 13, abends 8 Uhr, . 2.-( 8hllus) unter Einsendung des Betrages an Hellmuth Drechsler, bor. Schriftliche Vorbestellungen der Karten zu M. 1.( Einzelportrag) und Berlin - Friedenaut, Bederftr. 24/ I.

Deutsche Arfiffen in England. In London fatte die Generalber fammlung des Berbandes der Barietéartisten den Beschluß, den Erffaufführungen der Woche. Dienst. Renaissancetheater: Sommer. Ausflug aller den ehemaligen eindtaaten angebo Miliw. Schloßparttheater:" Die fünf Frantjurter. Freit. renben ürtien nunmehr aufzubeben. Der Ausschluß soll jedoch Tribüne: Eine glüdline Che. Sounab. Boltsoper: tibieber in Kraft treten, falls den englischen Varietéartiften in irgendeinent iüt. Romische Oper: Die fpanijge Waste ber in Frage stehenden Ränder eine Beschränkung der Einreise auferlegt wird.