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Das wertbeständige Osterei.

Noch sind zwar ein paar Wochen hin bis Ostern, aber der Ge: schäftsmann, der etwas auf sich hält und auf der Höhe sein will, hat natürlich heute schon seine Schaufenster entsprechend deforiert. Ostereier hat es ja immer in Berlin   gegeben, felbst in den schwersten Zeiten des Krieges und in der schlimmsten Inflation. Aber sie waren auch danach, diese Ostereier! Weiter nichts als Schaum und ein wenig goldener Flitterfram ringsherum, und alle großen und fleinen Kinder mußten mit diesen primitiven Ostereiern vorlieb nehmen.

Heute aber und zu diesem Ostern hat das Osterei einen wesent lich anderen Charakter und ein durchaus stattliches Aussehen. Bir haben doch jetzt die Rentenmart, und die Goldnotenbank wird kommen, und alles ist wertbeständig, und alle Welt schwimmt in Bonne ob der guten und glücklichen Zeiten. Kein Wunder, daß unter diesen Umständen in den Schaufenstern der großen Geschäfte wieder die kostbarsten Ostereier aus Marzipan, Zucker und Schoko­labe prunten und progen, wie man sie vor dem Kriege allenthalben in Berliner   Geschäften bewundern konnte. Aber das richtige wert. beständige Osterei von heute sieht doch noch ganz anders aus. Das findet man in den Gold- und Juwelierläden und es zeigt in einer föstlichen, fein ziselierten und fünstlerisch geschmückten Hülle einen Brillantring oder ein Armband oder sonst ein Schmuckstück. Manche der Juweliere haben noch ein Platat in das Schaufenster gehängt, auf dem steht zu lesen: Jetzt ist die beste und günstigste Zeit, Gold und Edelsteine zu kaufen. Man steht sinnend davor und denkt: Ja, ja, diese Geschäftsleute, die verstehen ihre Zeit, die wissen ganz genau, daß heute alle Welt die Taschen voll Geld hat, nicht weiß, wohin mit dem Segen und es nun, um den überflüssigen Ballast loszu­werden, beim Goldschmied und Juwelier ausschütten.

Aber nun gibt es noch ein wertbeständiges Osterei: doch das ist nur für den armen Teufel, und man muß sich eigentlich schämen, im Zusammenhang mit dem goldenen und brillantbeseßten Osterei von diesem ach fo fimplen Osterei zu sprechen. Das ist nämlich das ganz kommune Hühnerei. Leider liegt die Sache aber so: Der arme Teufel wird froh sein, wenn er fich zu Dftern dieses fimple Osterei leisten kann, und die Geschäftsleute, die, wie gesagt, ihre Zeit ver­stehen, die Preise für Eier nicht dermaßen erhöht haben, daß sie für den Minderbemittelten unerschwinglich find.

Gesundheitswesen Nebensache?

Den Stadtmedizinalrat Dr. Rabnow hat man abgebaut Er gehört zu den Magistratsmitgliedern, die am 1. April ausge fchieden sind. Wer soll in der Leitung des Gefundheitswesens der Stadt fein Nachfolger werden? Einstweilen behilft man sich in der Weise, daß der Stadtmedizinalratsposten unbesetzt bleibt und das verweiste Dezernat von einem Nightfachmann mit besorgt wird. Die Unmöglichkeit, diesen Zustand auf die Dauer bestehen zu lassen, wird in einem Gutachten dargetan, mit Sem Die Bereinigung der ärztlichen Dezernenten und der Stadtärzte in den Berwaltungsbezirken" fich im März über die Notwendigkeit der Stadtmedi. 3inalratsstelle geäußert hat. Gerode die Gesundheitsfür­forge ist jetzt wichtiger als je, und weniger als je läßt jezt die Rückentwicklung fich rechtfertigen, die sich in Berlin   mit dem Ab­bau der Stadtmedizinalratsstelle vollzogen hat. Das Gutachten meist hin auf die Abnahme der Geburten und die Zunahme der Sterblichkeit, auf die Mehrung besonders der durch Lungenschwind­fucht herbeigeführten Sterbefälle, auf die notgedrungene Ab­Stumpfung weiter Kreise der Bevölkerung gegen Schmutz, auf die baraus fich ergebende Gefahr der Verbreitung von Seuchen, z. B. von Typhus  . In dieser Zeit allgemeiner Not fann nur eine Orga­nisation des öffentlichen Gesundheitswesens unter Leitung eines Sozialhygieniters die Bevölkerung vor dem Schlimmsten bewahren, aber dieser Leiter muß nicht nur technischer Gutachter, fondern felber Mitglied des Magistrats sein und an allen Sigungen teilnehmen fönnen, damit die dem Laien nicht sogleich sichtbaren Zusammenhänge erfaint werden, die das Gesundheits­wesen mit allen 3weigen der Stadtverwaltung perknüpfen. Die Bereinigung der ärztlichen Dezernenten und der Stadtärzte in den Verwaltungsbezirken" schließt sich einer vom Borstand der Berliner   Aerztekammer schon vor zwei Jahren be­schlossenen Erklärung an, die auf die Mangelhaftigkeit der Ent­widlung des öffentlichen Gesundheitswesens hinwies, vor weiterer Einschränkung durch Abbau gesundheitlicher Einrichtungen warnte und zur Berhütung von Schaden forderte, daß die leitenden Etellen in Reidy, Staat und Gemeinden mit fachverstän Digen Aerzten besett bleiben.

Amt ,, Bismard".

Am 13. April wird auf dem Grundstücke Berfin 15, Liegenburger Straße 35, eine neue FBSt. mit der Be­Bismard" eröffnet, an die gleichzeitig eine größere Bah! zeichnung von Teilnehmeranschlüssen herangeführt wird, die bisher zur BSL Steinplay gehören. Es wird dringend empfohlen, vor Anforderung von Berbindungen mit Teilnehmern des Amtes Stein platz aus dem Fernsprechbuche festzustellen, ob die Nummer des ver­langten Teilnehmers unverändert geblieben, oder ob der Anschluß nach dem neuen Amte Bismard, unter Umständen mit geänderter Nummer, umgeschaltet worden ist. Nur dann können Verbindungen ohne Zeitverlust hergestellt und verzögernde Nachfragen bei den anfangs start belasteten Auskunftsstellen vermieden werden. In den ersten Tagen dürfte bei Inanspruchnahme der neuen Ber­

mittlungsstelle einige Geduld und Zurüdhaltung am Blaze fein, damit die Beseitigung der in der neun Einrichtung etwa noch vorhandenen Fehler nicht leidet. Der Betrieb der neuen Bermittlungsstelle Bismard ist dem FA. Berlin- Wil- schaft ein, nach welchem Eich wegen des Todes feiner mersdorf 2, Liehenburger Straße 35, unterstellt. Die neue Fern Sprechvermittlungsstelle Oliva" wird später eröffnet.

Die neue felbfttätige Fernsprechvermittlungsstelle in Potsdam  wird am 6. April in Betrieb genommen werden. Alsdann wird der Fernsprechverkehr von Groß- Berlin nach Potsdam  ( nebst Nowawes  ) und umgekehrt durch das Zwischenamt Nitolas in Berlin  - Stegliz vermittelt. Bei Verbindungen nach Potsdam   und Nowawes meldet der Groß- Berliner Teilnehmer dem eigenen Amte an: Potsdam  " Nummer X und wiederholt diese Angaben dem sich hierauf meldenden Amte Nikolas.

Große öffentl. Kundgebung!

Morgen, Sonntag, 6. April, vormittags 9%, Uhr, in der Brauerei Friedrichshain( Großer Saal). Tagesordnung:

Das Münchener Urteil gegen Ludendorff­Hitler ein Freibrief für Hochverräter!" Redner sind die Reichstagsabgeordneten Wilh. Dittmann und Rechtsanwalt Dr. Paul Levi. Genossen! Gestaltet diese Versammlung zu einer eindrucksvollen Rundgebung gegen die Münchener Justizfch mach. Agifiert nach Kräften unter allen rechtlich Denkenden für einen guten Besuch.

Abenteuernde Verbrecher.

Opfer wirtschaftlicher Not und unglüdlicher Ehen. Einen Rattenkönig von Strafverfolgungen haben sich der Buch halter Adam Eich und der Schlosser Karl Zimmermann, beide Lands­leute aus Offenbach   a. M., zugezogen, denn sie werden wegen Mordverdachts, Sittlichkeitsverbrechens, Doppelehe, Diebstahl, Be­trug, Unterschlagung, schwerer und einfacher Urkundenfälschung und Begünstigung von den verschiedensten Behörden des Reichs in An­spruch genommen. Ein fleiner Ausschnitt ihrer Straftaten tam und es entrollte sich dabei eine abenteuerliche Verbrecherlaufbahn. jezt pot der Straftammer des Landgerichts III   zur Aburteilung

Die Angeklagten hatten schon in frühen Jahren Bekanntschaft mit dem Gefängnis gemacht. Eich vertüßte in Darmstadt   eine dreis jährige Gefängnisstrafe und meldete sich im Jahre 1918 freiwillig zum Kriegsdienst, weil er hoffte, auf diese Weise von der weiteren Strafhaft befreit zu werden. Er hatte aber dabei Bech, denn faum war er Soldat geworden, als der Krieg zu Ende nar. Der Staats­anwalt wollte ihn wieder in Haft nehmen, aber Eich nahm den Namen Munch an, fälschte sich die dazu nötigen Papiere auf den Namen eines Kaufmanns aus Thann   im Elsaß   und erlangte bei der Flücht­lingsstelle Unteritüßungsgelder und freie Bahnfahrt nach Bromberg  , wo er bei der Reichswehr   eintrat. In Bromberg   lernte er ein Mäd: chen kennen und heiratete fie, obwohl er bereits in Offen. bach verheiratet war. Hier traf er auch wieder mit seinem Landsmann Zimmermann zusammen, der ebenfalls flüchtig war und fich Köhler nannte. Beide gerieben unter Mordverdacht und flüch beten aufs neue. Bor seiner Flucht hatte Zimmermann unter dem Namen Röhler ebenfalls eine Doppelehe abgeschloffen, denn auch er hatte Frau und Kind in Offenbach   zurückgelassen. Bald darauf verging fich Zimmermann in Schneidemühl  , wo die beiden Angeklagten im Jahre 1920 mit anderen falschen Päffen wieder bei der Reichswehr   eingetreten waren, an einem 12jährigen Mädchen. Darauf flohen fie nach Charlottenburg  . Eich arbeitete hier bei einer Filmgesellschaft und später war er zusammen mit Simmermann bei einer Zigarettenfabrit in Berlin   und Muskau  tätig. Auf allen Stellen begingen fie Diebstähle und Unterschlagun gen. Als Gich im Bellengefängnis in der Lehrter Straße   in Unter­fuchungshaft faß, versuchte er seine Erfahrungen als erprobter Ur­

Das Rundfunkprogramm. Sonnabend, den 5. April.

kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel Tageseinteilung Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Be­in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.

4.30-6 Uhr: Unterhaltungsmusik. 7-7.30 Uhr: Schuhe und Handschuhe". 8.30 Uhr: Bunter Abend. 1. a) Zarenlied aus der Oper Zar und Zimmermann" von Lortzing  ; b) Arie aus der Oper Der Wildschütz von Lortzing( Heinrich Blasel, von der Großen Volks­Klarinettist des Berliner   Philharmonischen Orchesters). 3. Arie 2. Concertino von Weber( Ernst Fischer, Solo­oper, Berlin  ). der Undine aus der Oper, Undine" von Lortzing  ( Charlotte Linde­mann, von der Staatsoper). 4. Heitere Rezitationen( Karl Schneg, von der Wilden Bühne, Berlin  ). 5. a) Lied des Bombardon aus der Oper Das goldene Kreuz von Brüll; b) Wenn man beim Wein sitzt, von Abt( Heinrich Blasel von der Großen Volksoper, Berlin  . von 6. a) Venetianisches Gondellied, Mendelssohn­Bartholdy( Charlotte Lindemann von der Staatsoper). 7. Variationen Bartholdy  ; b) Auf Flügeln des Gesanges, von Mendelssohn­

über den Sehnsuchtswalzer von Schubert, von David( Ernst Fischer, Soloklarinettist des Berliner   Philharmonischen Orchesters). Am Flügel: Otto Urack  .

Die

fundenfälscher auch zu verwerten, um seine Flucht aus dem Ges fängnis zu bewerkstelligen. Eines Tages lief tei der Gefängnis. verwaltung ein Schreiben der Oberstaatsanwalt. Mutter Strafurlaub zu gewähren sei und er fofort entlassen werden sollte. Aber das angebliche Schreiben des Ober­staatsanwalts stellte sich als eine raffinierte Fälschung heraus. Eich war in der Schreibstube des Gefängnisses beschäftigt und hatte Zugang zur Schreibmaschine und zu den Bapieren, auf denen fich der Stempel der Staatsanwaltschaft befand. Rechtsanwalt Angeklagten waren im allgemeinen geständig. Müller- Stromener schilderte dem Gericht in eindringlicher Weise, daß Eich ein Opfer der Verhältnisse geworden sei. Wirt­schaftliche Not und eheliches Unglüd hätten ihn zu den strafbaren Handlungen geführt. Das Gericht verurteilte ihm in Be rücksichtigung dieser Gründe wegen Urkundenfälschung, Unterschla­gung und Doppelehe zu einer Gesamtstrafe von vier Monaten Ge­fängnis. Bei Zimmermann jah das Gericht das Sittlichkeitsver­brechen an einem 12jährigen Kinde ernster an, erkannte hierfür auf ein Jahr Gefängnis und schließlich auf eine Gesamtstrafe von einem Jahr drei Monaten. Beide Angeklagte erkannten den milden Urteilsspruch an und verzichteten auf jedes Rechtsmittel. Sie haben sich nun aber noch wegen einer ganzen Reihe weiterer Straftaten bei verschiedenen Gerichten zu verantworten und auch ihre alten Strafen noch abzufigen.

Gegen das patriotische" Singen in Potsdam  . Ein Trupp Bismat dbündler fam vor etwa drei Wochen pon einem Ausflug in geschlossenem Zuge, das Lied D Deutsch­land hoch in Ehren" fingend, 20 Minuten nach 10 Uhr in Botsdam an. auseinanderzugehen und mit Singen aufzuhören. Später erfolgte Sie wurden von einem Schupomann aufgefordert, Anzeige, und der Bocsitzende des Bundes, Frizz Bornemann, erhielt einen Strafbefehl wegen ruheftörenden Lärms und Bergehens gegen die Berordnung des Reichswehrkommandos IlI. B. legte gegen seine Bestrafung vor dem Betsdamer Schöffengericht Einspruch ein und begründete diesen damit, daß die Bündler sich nicht denken fonnten, daß ein deutsches Lied in Potsdam   als rubeftörender Lärm aufgefaßt werden würde. Auf die Frage des Borsigenden, ob der Bund politisch sei, meinte der Angeklagte: Nein, Herr Bor­sitzender, nur deutschnational, aber bis zum äußersten". Das Urteil erging dahin, baß der Angeklagte 311 30 Goldmart verurteilt wurde. Bei der Urteilsbegründung wurde hervorgehoben, daß die Kundgebung ja nicht gerade einen speziell politischen Zwed verfolgt habe, andererseits werde aber durch Umzüge und Gesänge nur Aufregung in das Publikum getragen.

Hochwassergefahren im Warthebruch.

Küftriner Pioniere zur Hilfe.

Das

Seit Donnerstag führt, wie aus Viez an der Ostbahn gemeldet wird, die Warthe Hochwaffer. Das Dorf 3oom wurde vor­mittags von der Hochwasserwelle überrascht. Die Häuser auf dem 3ochower Anger stehen teilmeise vollständig unter Baffer. Das Bieh mußte auf Booten in das Dorf geschafft werden. Hasen und Rehe find auf den Wiesen ertrunken. Borsichtsmaßregeln in den übrigen Ortschaften des oberen Warthebruches tamen zu spät. Barthetal gleicht einem See. Bei Bepriz drängt das Waffer bis an den Bahndamm. An der Fähre bei Fichtwerder, bei der Bieber Ablage, droht das Wasser den Wall zu überfluten. Ober halb Schwerin   stehen viele Gebäude im Waffer. Es sind bereits wei Dammbrüche zu verzeichnen. Rüstriner Pioniere find zur Hilfeleistung abgegangen.

Flutwelle an der Küste von Benebig. Aus Benebig wird ge­metbet, daß in der letzten Nacht eine schwere Flutwelle die Rüfte dort heimgefucht hat. 30 große Billen find wegge. schwemmt, viele andere schwer beschädigt. Eine Anzahl Schiffe ist gefentert.

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