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TTnb b?« Lehre der ganzen anttmarxistischen Kasperle- komödie? Deutschland kann ohne Sozialdemo. kraten Nicht mehr regiert werden! Das heißt, Deutschland lann nicht mehr regiert werden ohne und gegen den sozialdemokratischen G e i st. Sozialdemokratischer Geist ist Geist der Reichseinheit, der republikanischen Serfassungs- treue, Geist der sozialen Gerechtigkeit. Man vergesse nicht, daß der Scherbenhaufen, der in Bayern angerichtet worden ist und der im ganzen Reich dr-'ht. nicht möglich gewesen wäre, wenn nicht bevorzugteKapitalistencliquen den ganzen Spektakel bezahlt hätten! Man zwinge diese Herr- schasten, ihr Geld vernünftiger zu verwenden, indem man sie tüchtig Steuern zahlen läßt. Ohne eine starke Sozialdemokratie geht das Reich zugrunde und dieser Trümmerfall verschüstet der Arbeiterklasse alle Wege des Aufstiegs. Von der Stärk«, in der die S o z i a l d e m o k r a t i e in den Reichstag wieder- kehrt, hängt die Zukunft Deutschlands und seines schaffenden BolPps ab. Das lehrt Bayern ! Nüraberg. 7. Aprll.(WIV.) Das endgültige Wahl- ergebnis der 6 Tklmmbezirke Ist folgendes: Es erhielten 5 o z l a. listen«014«. Völkische 56gb2. Kommunisten 35 795, Deutscher Vlock 9213, Bauern- und Millelstandsbnnd 11744, Valionalliberole 13 055, Bayerische Volksparlei 14 226. Bcamlengruppe Sratofiel 966. Votionale Rechte 42S9. II SPD . 917, Beamtenpartei 100 Stimmen. Volksentscheid? 3a 60 767. Nein 139 Hl-

öaperiscber Export. Munition für Poincart. Paris , 7. April. (Eigener Drahtbericht.) Poincar� hat am Montag den französischen Geschäftsträger in München zu einer läu- geren Besprechung empfangen. Gegenstand der Besprechung war der Hitler-Prozeß und die völkische Bewegung lu Bayern . Pari». 7. April.(MTB.) Der Präfldent der Republik hat heule vormittag den stanzös, scheu Geschäftsträger in München . P o z z l. empfangen. Zu der bezeichnenden Tatsache des Poincar�schen Inter- esses an den bayerischen Vorgängen ist nichts weiter hinzuzu- fügen als die Londoner Meldung, daß PoincarH der b r i t i- f ch« n Regienmg umfangreiche Akten über nationalistische und militaristischen Veranstaltungen in Deutschland hat über» reichen lassen. Die betreffenden Patentdeutschen brauchen also auf Bayern nicht neidisch zu sein: auch ihrer ist das Verdienst. Herrn PoincarS Noten-, Stimmungs- und Wahlmunition gegen Deutschland zu liefern. Völkisch-nationale Sachleistung!

Zentrumspartei öer Pfalz. Mannheim , 7. April. (Mtb.) Die Gründung einer Zentrum». Partei der Pfalz ist in einer Konferenz von pfälzischen An- hängern der Zentrumspartei nunmehr vollzogen worden, nachdem die Bayerische Volkspartei den Reichstagsabgeordneten h o f m a n n- Ludwigshafen, der nach dem Anschluß der Z-ntrums. partei der Pfalz an die Bayerische Volkspartei nach den Wahlen . 1920 in der Zentrumsfryttion des Reichstages geblieben ist, als Kandidaten abgelehnt und«inen eigenen Kandidaten aufgestellt hat

Der Zall Dreper. In persönlicher Beleuchtnag. Wir haben das Verhalten de» Reichsinnenministers I a r r e s bei den Vorbereitungen zur Trauerfeier für Willi Dreyer bereits gekennzeichnet: auch die Red« selbst, die er am Anhalter Bahnhof gehalten hat, konnte nur densemgen imponieren, denen die Aufpeitschung der nationalistischen Leidenschaften als die wichtigste Aufgab« des Augenblickes erscheint. Aus verschiedenen Andeutungen ist zu entnehmen, daß

diese Rede zu blploinaiischen Vorstellungen der fram fischen Regierung in Berlin geführt hat. Ist dies der Fall. dann hat Herr Iarres sein Ziel erreicht, denn es ist ganz offen- bar, daß er es darauf abgesehen hatte, durch sein Auftreten das Vertrauen der Deut'chnatioiralen zu erwerben, gleichviel welchen außenpolitischen Schaden dem Reich daraus erwachsen würde. Aber dieser Schaden dürfte sich leider nicht auf eine höchst überflüssige Belastung der außenpolitischen Stellung Deutsch « lands in einem kritischen Augenblick beschränken. Es steht zu befürchten, daß die unmittelbaren Leidtragenden der redne- rischen Provokationen des Herrn Iarres die Gefangenen und Ausgewiesenen aus der Zeit des Ruhrkampfes sein werden. Die französische Presie veröffentlicht nämsich im Zu» sammenhang mit den Berliner Dreyer-Kundgebungen eine offiziöse Mitteilung, die durch ihren nüchternen und sachlichen Ton auffällt. Darin heißt es: Am 29. Juni 1923 wurde Dreyer zum Tode wegen Sabotageakte verurteilt, seine Strafe jedoch in Zwangsarbeit umgewandelt. Am 29. Oktober 1923 wurde er nach St. Martin-de-Re gebracht. Da er erkrankte, erhielt er im Lazarett des dorngen Gefängnisses alle nötige Pflege. Als im Februar d. I. Dreyers Eltern um die Erlaubnis baten, sich zu ihrem Sohn« zu begeben, wurde ihnen die G e n e h- migung hierzu sofort erteilt. Bei ihrer Rückkehr richteten die Eltern an den Präsidenten der Republik ein Gnadengesuch. während der deutsch « Botschafter in Paris das gleich« tat. Daraufhin hob die französische Regierung unverzüglich die Strasoerdüßung auf und setzte Dreyer am 9. März wieder auf freien Fuß. Die deutsche Botschaft wurde hiervon sogleich verständigt. Durch Schreiben vom 10. März sprach Herr von hoesch dem Ministerpräsidenten Poincare seinen Dunk für sein Eingreifen aus und am 17. März drückte Herr Strefemauu gelegentlich einer Unter- redung mit dem französischen Botschafter in Berlin g'eichfall» seinen Dank für die Dreyer zuleil gewordene Gnadenmaßnahme an»/ Wir richten hiermit die Frage an die Reichsregierung: 1. Sind dies« Angaben der französischen Regierung zutreffend? 2. Wenn nicht, welche Punkt« entsprechen nicht den Tatsachen? S. Ist es insbesondere richtig, daß so» wohl Botschafter von Hoesch, wie auch Außenmini st er Stresemann der fran» zösischen Regierung ihren Dank aus» gesprochen haben? Wenn die französische Darstellung zutrifft, dann kann über das Verhalten des Herrn Iarres kein Urteil zu scharf fein. Denn als er feine Rede am Anhalte? Bahnhof hielt, die die schwersten Anklagen gegen die französische Regierung, insbesondere wegen der Behand» lung Dreyers. enthielt, mußte ihm selbstverständlich die Tatsache des bereits ausgesprochenen offiziellen Dankes be» kannt sein, zumal er nicht in seinem Namen, sondern im Namen der gesamten Reichsregierung sprach Dann äst ober sein Vorgehen von der innerpolitische» Seite gar nicht zu sprechen außenpolitisch einfach unqualifizierbar. Darüber, daß die Franzosen angesichts der ganzen Rechts- Widrigkeit des Rubreinbruches nicht berechtigt waren, Kriegs- gerichtsurteile im Ruhrgcblet zu fällen, kann es keinen Streit geben, zumal die Dinge formell-juristisch einwandfrei gegen die französische These sprechen. Das haben wir de- reits anläßlich des Falles Schlaget«? zum Ausdruck gebracht und in d i e s e m Sinn« beklagen wir auch das Schicksal seines Gefährten Dreyer. Daß anderersetts jede B«saßu.igsmacht infolge der törichten Sabotageakte ein solches Vergestungs- recht für sich in Anspruch nehmen würde, ist nicht zweifelhaft. Aber gleichviel: jetzt sollte es die Ehrenpflicht und Haupt» aufgäbe der Reichsregierung fein, für die f ch l e u n i g e B e- gnodigungallernocheingefperrtenundaus-

Insoweit ist es auch ein Stück Selbstanklage, wenn die»Ger « mänia" jetzt schreibt: Das Ergebnis der bayerischen Wahl... hat in diesem über- wiegend katholischen Lande den Einfluß des Katholizis- m u s im politischen Leben nicht nur zurückgedrängt, sondern auch noch starke antikatholische Kräfte hochgebracht. Immer wieder muß man sich fragen, wie so etwas möglich ist in einem überwiegend katholischen Lande, in dem bis jetzt«in« starke christliche Volkspartei die Möglichkeit hatte, maßgebenden Einfluß auf die Politik des Landes auszuüben. Auf diese Frage kann man kaum eine Antwort geben, ohne bitter zu werden. Wir sagen leider nicht zuviel, wenn wir feststellen, daß dieses Wahlresultat mitoerschuldet worden ist durch die Politik der Bayerischen Volks parte t. Unter Ihrer Duldung konnte München der Herd aller verfassungs- feindlichen Umtriebe werden, unter ihren Augen ist die deutsch - völkische Giftpfanz« großgeworden. Die Radikalisierung des poli- tischen Lebens Bayerns ist mit«in Erggebms der Poli'ik der Boye- rischen Voltspartei. Es hat sich erneut gezeigt, daß- die Taktik der nationalistischen und völkischen Bewegung durch noch stärker« Worte . und Gesten oder durch schwächliches Nachgeben den Wind aus den Segeln zu nehmen, nicht zum Ziele führt.-Hätte die Bayerische Voltspartei von Anfang an energisch den Kampf gegen diese Be» strebungen aufgenommen, hätten sie oder ihre Vertrauensleute in der Regierung nicht durch immer größere Konzeflionen den Mut derer um Hitler und Ludendorff gestärkt, dann wäre sicher manches anders gekommen. Di« entsetzlich« Verwirrung im baye- rischen volitischen Leben wäre nichl möglich gewesen, wenn die Baye- rische Volkspartei lich nicht immer weiter von dem Programm und dsr Politik des Zentrums entfernt hätte. Sie war Erbin der Zentrumspartsi in Bayern . Sie hak dieses Erbe schmählich vertan. Man begreift die Trauer und das Entsetzen de» Zentrums» blattes. Denn in Bayern hat das Hakenkreuz über das Kreuz gesiegt. Roch ein Wort auch über die Kommunisten. Sie haben der Sozialdemokratie etwa ein Drittel der Wähler weggenommen, die ohne das Vorhandensein jener Partei zweifellos für sie gestimmt haben würden. Das heißt, etwa ein Drittel der sozialistisch gesinnten! Arbeiterwähler erwartet sich etwas von den putschistischen Methoden der KPD. , wäh- rend zwei Drittel einsichtsvoll genug sind, sie zu verwerfen. Aber die sozialistischen Arbeiterwähler sind leider nur eine Minderheit der bayerischen Wähler überhaupt, und von dieser Mmderheit bilden die Kommunisten wiederum nur eine kleine Minderheit. Wären die Kommunisten eine parlamentarische Partei, so wäre für sie eine gewisse bescheidene Freud« über ihren Fortschritt vielleicht am Platze. Aber sie gebärden sich sa als die Partei der Weltrevolution, und als solche stehen sie vor dem Zusammenbruch ihrer Illusionen. Im ? westgrößten deutschen Staat bilden sie nur ein kleines Svlitterchen, dort und überall ist nicht nur die unaebenre Mehrheit der Wählerstimmen, sondern auch die tatsächsiche Macht ihrer Gegner ihnen unendlich überlegen. Selbst ein kommunistischer Optimist konn nur innerhalb longer Zeit- räume auf einen Umschwung hoffen. Und was soll bis dahin aus den Arbeiterinteressen werden, auf deren Der- tretung die KPD. grundsätzlich verzichtet, da sie ja erklärter- maßen in das Parlament nur zu dem einzigen Zweck geht. dieWeltrevolution" vorzubereiten! Arbeiterstimmen der KPD . geben heißt Arb eiterstimmen wegwerfen. Nach der bayerischen Probe ist die Stimmabgabe stlr die Kommunisten die größte politische Eselei, die sich überhaupt denken läßt. Bauern hat seit Iahren in einer Aw von Rausch qelebt, fetzt ist die Katerstimmung da, nicht nur für Bayern , sondern für ganz Deutschland . Die nationalistisch-antisemitische De» magogie, von der Bayerischen Bolkspartei auf eigene Kosten aufgepäppelt, durch die Schwäche der regierenden Mittel- Parteien im Reiche großgeworden, bedroht Deutschland mit dem Cbaos im Innern, mit den schwersten Nackensckstägen von außen.»

öronnen in öer Jungen Sühne. Di« Junge Bühne ist besorgter um das Schicksal der kämpfenden Dramatiker als das ganz« Heer der gänzlich mutlosen Berliner Theaterdirektvren. Di« Herren, die nur ihre Kassen berechnen müssen, spekulieren nur noch auf den mündelsicheren Allwgserfolg. Z)i« weniger zaghaften Außenseiter werden von ihren bilanzsicheren Finanzier? gewaltsam zum Abschwenken von de? Liebe zur Jugend gezwungen. Die Junge Bühne, die allein überlebend« Protektorin der gärenden Talente, läßt sich nicht ausrotten und führt zum zweiten Male Arnold Bronnen auf. Bronnen ist aus Talenten zusammengesetzt und aus Trieben. Er überwindet noch nicht den Wirrwarr, der m ihm tobt, um aus feinen Visionen ein begrenztes, klares Theaterwerk zu gestalten. Seine erste TragödieBatermord" entrollt« die entsetzlich« Der- dammnis der jungen Leute, die mit Sinnen und Träumen gegen die Versteinerung des Baterherzens revolutionieren. Ein« schmutzige, doch erschütternde Tragödie stürmte aus der Pubertät des Sohnes, dessen Inbrunst zur Mutter begehrt und den Vater vernichte:. Geil- heit und Melancholie, böseste Triebe, wurden erhöht und begriffen, weil der Dichter, der sie nach Tausenden wieder entlarvte, mit un- gewöhnlicher Energie aus sich redet«. Schwermut und Vlutbesessen- heit, das waren auch die Laster, die Bronnen episch faßte. Seine riesig gespannte, in einem durchaus bannenden Wort sich erlösend« Aufmerksamkeit blieb auf dies« dunkelsten Regungen beschränkt. Als Bronnen dieAnarchie in S i l l i a n" dramatisierte, lag der Horizont noch immer gleich dicht vor ihm. Sein Weltbild gewinnt nur durch das Begrübeln des Geschlecht. lichen Inhalt. Was geschieht, geht zwar im Ingenieursbureau eines Elektrizitätswerkes vor sich, aber alles szenische Gerät, dl« kompli. zierten Telephone, die Lichtsignal« und geheimnisvollen Schalter, bildet nur«inen oberflächlich zusammenhaltenden Rahmen für die Geschlechtstragödi«, die er erfindet: Der Ingenieur, einmal Zuhälter, weih sich durch Betrug zum Herrn des Kraftwerks zu machen. Jetzt ist er nur fjerr. DI« streitenden Arbeiter jagt sein« Berachtung als Pack hinaus. Der Werkmeister, letzt« zurückbleibende Hilfskraft, ist sein Feind. Doch nicht um das Sozial« wird gestritten, nur um das Geschlecht- liche, um das Weib, dem er sich entreißen will, um vollständig In- genieurskraft fein zu dürfen. Lieb«, Schläfrigkeit. Genuß. Schön- heit, einen Augenblick kann er d« m verfallen. Dann Ist er imstande, die Geliebte an den Fetnd fortzuwerfen, wetl diese Tat der Befrei- ung die Erfüllung der geistigen Lebensaufgabe bringen könnte. Das ist die Theorie. Sie ist in geschraubten Dialog und chao- tische Psychologie«ingewickelt. Sie ist aber nicht aus der Dunkelheit erklügelt, sondern von dem Sturm des Gefühl« beseelt. Sie drückt sich wortreich aus, weil das Empfinden und die Vision jedes natür. liche Maß sprengen. Das Problem ist Krafst-Ebing, d. h. Irren- hausstudi««ine» mit vieler Hellsichtlgkett begabten Krankenwärter».

Da der Irrsinn nicht auf moralischen Grundlagen, sondern nur auf klinischen beruht, kann Bronnen nur die Neugier seiner Freunde befriedigen. Er kitzelt tragisch, aber er klärt nichts. Was m der Tragödie«in« Zeitlang reizt, ermüdet bald. Naturalismus, der nur spitzfindig ist, martert, sofern nicht über den traurigen Zufall das tragische Gesetz regiert. Noch ist das Chaos Arnolt Bronnens nicht Harmonie geworden. Man spielt« ihn aber untertänigst, begeistert, ernsthaft. T w a r- d o w s k I, der Deklamation huldigend, neigt von Natur zur starren Ueberbetonung des Trockenen. Sein Temperament traf sich mit seiner Roll«. Walter F r a n ck soll einmal die Kraft de» berußten Arbeitsmannes gegen den bürgerlichen Weichling und die verzärtelt« Frau hervorbrechen lassen. Ein massiger Schauspieler, der nicht Maske zu machen braucht, um den imposanten Mann des Volkes zu spielen. Zn7i auserlesene junge Künstlerinnen. Mario Eis und Franziska Rinz, wurden von Heinz Hilpert , dem Regisseur, sehr klug auserwählt und über die Gefahren dieses wirklich armr- chischen Dramas geleistet. Ueberall Jugend, es kochte, und da» war die tröstssche Feststellung des Beobachters. MaxHochdorf.

Die Raöio-Ehe. Don Max Eck-Troll. Ein gut funktionierender Radioapparat ist ohne Zweifel ein guter Pädagoge! Besondes für Eheleute! Bin ab und zu Gast bei einem jungen Ehepaar. Mann und Frau sind nervös. Ueberreizt. Nicht ein« Diertelstunde vergeht, ohne daß nicht wegen einer Lappalie nadelspitze Bemerkungen hinüber und herüber fliegen. Oft muß ich Haager Schiedsgericht oder gar Genfer Völkerbund spielen. Daun gehl es wieder eine Zeitlang stiedllch zu. Bis zur nächsten Explosion, die wiederum nicht länger als ein« DIertesstunde auf sich warten läßt. Gestern abend war ich von dem jungen Ehemann zumRadio- k o n z e r t" eingeladen. Der Ehemann hatte sich nämlich tags zuvor eine kunstgerechte Antenne im Wohnzimmer gebaut und«inen kleinen Dedekrorapparat mit 3 Kopfhörern angeschlossen. Um ein halb acht Uhr war ein Vortrag überRadiofunk" und von halb neun bis zehn Uhr Rodiokonzert und Rezitationen von Dichtungen Goethes und Heimich Heines. In der langen Zeit von zweieinhalb Stunden saßen wir alle drei in dergemütlichen Ecke", still und schweigsam. Rur in den kurzen Pausen flüsterten wir uns über den runden Tisch einfamos" oder einglänzend" zu Um zehn Uhr war da» Programm zu Ende.

Er" konnte sich die Bosheit nicht verkneifen.Ihr* zuzurufen: Else, so lange host Du in unserer Ehe noch nie den Mund ge» halten wie heute obendl" Fängst Du schon wieder an?" war die keineswegs freundliche Antwort. Hätte ich nicht schnell aus da, gute Radiotonzeri hingewiesen. es wäre vielleicht zu neuendiplomatischen Konflikten" gekommen. Und dabei haben sich die beiden Leutchen wirklich lieb. Eine Lehre habe ich von dem Radioabend mit nach Hause ge- nommen: Bielen Eheleuten wird e, nützlich sein, wenn sie sich einen Radioapparat zulegen!" Aber nur einen kleinen bescheidenen Dedektorapparat und nur mit Kopfhörer. Um Gotteswillen kemen großen mit Lautsprecher! Denn beim Lautsprecher kann man dochin Konoersation machen" und dennoch das Radiokonzert mitanhören. Das hat groß« Gefahren für den ehelichen Frieden und die große Ethik de» Radio für das eheliche Zusammenleben, denn beim Lauthörer können die nadelspitzen Bemerkungen wieder wie ohne Radio über den Tisch hinüber und herüber fliegen. Absolute Stille. Mundhaltemüssen kann Lieb« nur«r. stärken. Ehen werden hastbarer. Schcidungsgründ« werden oermieden. da manches mrbedachte Wort unausgesprochen bleibt. Mundhalten ist Herzbotterie der Lieb«, gib ihr, ohne daß es etwas kostet(alsodrahtlos"), neue Funken. ,1)0 st Du Radio im Haus. Bricht kein Ehekrieg mehr aus!"

Ein Erfolg deutscher Wissenschaft. Zu einem wissenschaftlichen Ereignis gestattete sich die Sitzung der Berliner Mikrobiologischen Gesellschaft, die am Montag im Hygienischen Institut der Berliner Tierärztlichen Hochschule tagte. Prof. Dr. P. Frosch, der Direktor des Instituts, und fein Mitarbeiter, Prof. Dr. H. D a h m e n. berich. tcten über«ine Entdeckung, die geeignet ist. das b-sher dunkelste Feld der Forschung nach den Erregern epidemischer Krankheiten aufzu- hellen und neue präzisere Maßnahmen zu ihrer Bekämvfrma Zu treffen. Außer den Bakterien und den Protozoen, deren Anteil als Krankheitsursache seit Robert Koch in immer vergrößertem Umfang die Forschung beschäftigte und deren Feststellung so wesentlich an der Hebung unserer Bolksgesundheit wirkte, mußte es noch Krank- heitscrreger von ungeheurer Kleinheit aeben. Denn sie trotzten dem Darstellungsvermögen der krästiastcn Mikroskope und man bczeich» nete sie daher als ultravisibel, also jenseits unserer Sehkraft liegend. Nach mehrjähriger ausdauernder Arbett ist es nun Geh.-Rat Dr. Frosch, nachdem Prof. Dr. Dahmen. vom gleichen Institut, die sehr schwierige Züchtung des Erregers der Maul- und Klauenseuche auf festen Nährboden geglückt war, gelungen, nicht nur diese.: Erreger, sondern auch den der Lunqenseuche der Rinder für die Beobachtung und Untersuchung darzustellen. Als CrregerderLungsnfeuch« «gab sich ein Sproßpil� als Erreger der Maul- und