7. Seilage öes vorwärts
Dienstag, 8. ftprkl 1924
Nr. 167*41. Jahrgang ~*n�iT�grrntrFmM,*�ffr,wwir
Lorbeer auf vorsthuß. Im Anschluß an den Artikel„Berliner Theatersitten" aus ver- ganzenen Iohrhmidertcn wird uns geschrieben, daß es schon damals die sogenannten Claqueur« gab. nämlich gefällige Leute ohne Ge- wissensbeschwerung, denen gegen Bezahlung die Aufgabe zufiel, einem Theaterstück bei der Erstaufführung mit bestelltem Beifall zum Erfolge zu verhelfen, wenn es auch häufig nur ein Augenblickserfolg war, durch den sich die ernst« Kritik nicht beeinflussen ließ, oder um- gekehrt«in an sich gutes Stück und gute schauspielerische Leistungen mit organisiertem Lärm herunterzureißen. Mit der Zeit hat sich das fohrhunderte alte Institut der mit Freibilletts ausgerüsteten Cloque wohl etwas verfeinert, aber noch lange nicht ist es ganz ver- schwunden. Noch um 1910 herum gab es im Berliner Zentrum eine unscheinbar« kleine Kneipe, in der die Claqueure ebenso auf En- gagement warteten, wie die Statistiken in der Filmbörse oder beschäf- tigungslose Artisten in Artistenkneipen. Die Theaterleiter, nicht alle, standen natürlich mit den Beifallmachern in fester Geschäftsoer- bindung, aber nach jener Kneipe pilgerten auch Schauspieler zweiter und dritter Garnitur, um sich Lorbeer auf Vorschuß zu bestellen. und selbst Autoren haben diesen Weg nicht gescheut, wenn Sein oder Nichtsein eines neuen Stückes auf dem Spiel stand. Muse, verhülle dein Haupt vor dem Claqucngeneral, der damals hier das Ober- kommando führte. Mit seinen unförmig großen Tatzen, die zum Beifallklatschen wie geboren schienen, tonnte er den berühmtesten Boxern Konkurrenz machen. Diele Dutzende von Theaterstücken haben diese Riesenhände au» dem Zweifel des Erfolges heraus- geboxt. Mit einem Geschick, da» einer besieren Sache würdig war, vertellte er seine Leute über die Theaterplätz« hinweg und dressierte sie nach feingesponnenem System zu einem Beifall, den er„Klatschen mit Iefiehl und mit die Seele" nannte. Das gab ihm in den eigenen Augen«ine Bedeutung, die er gar nicht hatte, und recht kleinlaut konnte er werden, wenn man ihm vorhielt, wieviel wahres Können und echte, künstlerisches Streben di« gleichen Riesenpatschen für ein paar Iudasgoldstück« zu untergraben bemüht gewesen waren. Ein« viel harmlosere, geradezu sympathische Claquenummer als Einspänner war„Lach-Schulze", den nun wohl schon an zwanzig Jahre der grüne Rasen deckt. Der machte Theaterreklame mit dem Mund, mit einem so herzhasten, ansteckenden Lachen, daß olles mitlachen mußte. Seine Domäne waren Siegspielhallen und ähnlich« Stötten • der heiteren Muse, doch auch bessere Lustspielbühnen haben ihn häufig herangeholt, um ogn seinem goldenen Lachen zu profitieren. Theaterleiter der Gegenwart haben sich von dem Claqueübel noch immer nicht zu lösen vermocht. Es gehört vorläufig noch zur Welt des Scheins, wie bei einer Film- oder Zirkuspremier« der Aufmarsch bestellter Riesenkränze. Das gibt dann gelegentlich gewisienlosen Subjekten den traurigen Mut, aus niedrigen Instinkten und selbst- verständlich ohne Wissen de, Theaterleiters die Claque zu benutzen. Sie möglichst ganz zu beseitigen, wäre Sache eines kunstverständigen oder wenigstens selbstkritischen Publikums, das jede Suggestion ab- lehnt und sich auf sein«Igen«», gesunde» Urteil verläßt. Der Mensch- heit Würde ist in eure Hand gegeben... bewahret sie, mit euch wird sie sich heben! „Schiffer Kr«mses Kaffeegeschäfte". Ein Schrecken für di« Aerzt« war seit längerer Zeit ein angeb- lüber Schissseigner Krause, der mit seinem Kahn bald die., bald da in Berlin liegen wollte. Kraus« kam in allen Stadtvierteln, die w der Röhe von Wasserstraßen Legen, wöchentlich«in paarmal zu diesem oder jenem Arzt gelaufen und bat chn, scheinbar in größter Aufregung, doch sofort mit ihm zu kommen, da auf seinem Kahn jemand verunglückt sei und dringend ärztlicher Hilfe bedürfe. Mit- unter sollte auch sein« Frau plötzlich erkrankt sein oder in Geburts - wehen lieaen. Mit dem Arzte unterwegs, erinnerte sich der Schiffs- eigner plötzlich, noch dieses oder jenes rasch besorgen zu müssen. Er zeigt« dann dem Arzte den Weg„zu seinem Kahn", dessen Lage er genau beschrieb, und bat ihn. schon vorauszugehen, da es sehr eilig sei. Cr selbst wollt« gleich nachkommen. In Wirklichkeit aber hotte er nichts zu besorgen, lief vielmehr nach der Wohnung des Arztes zurück und erschwindelte von dessen Frau 2 ö b i s S 0 M a r k. Er spiegelt« ihr vor, daß er unterwegs mit ihrem Mann« von Kaffee gesprochen habe, den er vom Kahne aus billig verkaufen könne. Der Arzt habe ihn deshalb zurückgeschickt, um sich von seiner Frau da- Kaufgeld undeinenSackfürdenKaffee aeben zu lassen.
fD-cki druck durch Malit-Berlag, Berlin .) Der Bürger. von reonhorö Krank. Phwchen ließ die Arme sinken, war bereit. „Aber mit wem denn? Ich bin ja nicht. Hab ja keine Arme zum Umarmen... Weißt du. Phinchen, die Hauptsache ist daß ich wieder ein Feßchen Gefühl bekomme. Gefülst! Dann suche ich ihn. Dann finde ich ihn auch. Geh. Phinchen. Sef)! Bis zum Morgen lag er mit offenen Augen im dunklen ��Der�Kolonialwarenhändler von nebenan und der Anti- auitätenhändler, der in der Hauptstraße des Villenviertels eine Filiole hatte, sahen Jürgens Zettel zuerst. Arbeiter und Weiber Kinder auf dem Wege in die Schule. Milch, und Semme'lausträger sammelten sich an. Der Antiquitätenhändler machte einen Witz über die neue Konkurrenz. Das Gelachter ?°md-n»-n.M. d°, I-in-«!. fühle nicht verkaufen, sondern sie nur gegen andere Gefühle eintauschen wollte..., v „Aber ich besitze ja keine---- Hor-n Sie. er faßte den Fremden bei der Schulter,„ich gebe Nnen mein gesamtes Vermögen gegen etwas Gefühl, gegen em Bruchftuckchen Be- geisterung, gegen den leisesten Hinweis auf ein Ziel. Nur c»n bißchen Bewußtsein! Ich bitte Sie!".... „Geht nicht! Gefühl hin— Gefühl her! Hmgabe gegen Hingabe! Jürgen warf die Hände vor:„Meine Villa, die drei Miet- kasernen. meinen ganzen Aktienbesitz, meine Stellung und Macht, mein Geachtetsein, alles will ich Ihnen geben und will dafür nur mich."_„ Vor dem Hause ertönte stürmisches Gelächter. Das klang wie fernes Möwengeschrei. Der Antiquitätenhändler witzelle: »«"'auf guterkaltener Ideale. Stil Louis XVI ." Auch der Nachbar war hinzugetreten, las den Zettel.„Da fft etwas nicht in Ordnung." saute er und klinkte die Garten- tür auf. . horchte auf das vielfüßige Getrappel, nahm seinen Koffer, stürzte die Vordertreppe hinunter und davon. Im Auto fuhr er— Oberkörper vorgebeugt, als gelle es,
Jedesmal erhielt er beides und verschwand damit. Nur in tin «m einzigen Falle ließ chn die Frau eines Arztes erst qar nicht vor. Nach den übereinstinurenden Beschreibungen, die die Betrogenen von ihm gaben, kam die Kriminalpolizei dem Schwindler, der natürlich gar keinen Kahn hatte, und die hilfsbereiten Aerzt« vergeblich suchen ließ, jetzt endlich auf die Spur und verhaftete chn. Der Der- haftete ist ein 3g Jahre alter Slbister August Krause aus Ko- blenz. der sich feit längerer Zeit wohnungslos in Berlin umhertrieb. Der Verhaftet« ist wegen ähnlicher Schwindeleien schon vorbestraft.
Der proHtff örr Hkffmistherkn Gentschow. Die Opiumsucht der AngeNagkea. In dem weiteren Verlaus des Prozesses gegen die des Gift- mordes beschuldigte Rose Gentschow kam der Lebenslauf der Angeklagten zur Sprache. Sie hat eine gute Schulbildung erhalten und war dann als Kontoristin und Buchhalterin tätig. Si« wurde aber info'ge ihres Morphiumgenusses überall bald wieder entlassen. Ohne Stellung wurde sie, wie sie angibt, von ihrem Freund« unterhalten. Um ihrer Morphiumsucht zu genügen, hat sie noch andere Männerbekanntschaften gesucht. Ihre Familie hat sie zwar unterstützt, jedoch reichten dies« Zuwendungen nicht für ihre Bedürfnisse. Dann wurde auf die einzelnen Stroffälle«ngeganaen. Der erste betraf den Kriegsgerichtsrat Sch. Die Angek'oate kannte ihn schon seit längerer Zeit und traf ihn eines Abends in der Linkstraße. Sie bot Ihn nach Haufe begleitet. An jedem Tage habe sie sich vier Morphium'pritzen gegeben und viermal Opium eingenommen. In diesem Zustand habe sie ihm in der Wohnung einig« Sachen weg- genommen, aber sie wisie nicht, wie es geschah. Am nächsten Tag« Hab« sie die Sachen, eine Uhr, eine Schlipsnadel und ein« Brieftasche wieder zurückgeschickt. Sie haben aber auch ihren Bräutigam Kla- nowik! eingelassen, der eine Reihe weiterer Sachen gestohlen und verkauft habe, da sie beide in Not gewesen seien. Sie gab an, daß Klanowski sie dazu angehalten Hab«, Männerbekanntschaften zu machon und zu stehlen! Sie liebe ihn trotzdem noch- Der Zeuge Sch. schildert« sein Zusammensein mit der Angeklagten. Si« hätten Kognak aus einem gemeinsamen Glase zuerst lm Wohnzimmer ge- trunken, und dann Hobe die Anqeklagte im Schlafzimmer gesagt, daß noch ein Restkoanak da sei. Da das Glas nicht voll war, habe sie noch etwas Wasser hinzugeschüttet und dann aus ihrer Hand- tasche ein Fläschchen genommen, von dem sie auch etwas hin- eingoß. Es fei ihm dos nicht aufgefallen, weil er die Angeklaate immer als einen harmlosen, gutmütigen Menschen gekannt habe. Der Koanak habe sehr bitter qeschmeckt. Gleich daraus wurd« ihm schlecht. Er mußte sich zu Bett legen und sei zeitweise ein- geschlafen und wieder aufgewacht. Nachher habe er die Angeklagte hinausgelassen und ihr den Hausschlüssel gegeben, den si« zurück- bringen sollte. Das fei aber nicht geschehen und am nächsten Tage habe er Erbrechen gehobt und bis zum übernächsten Tag noch an Uebelbefinden und Stichen gelitten. Als er am nächsten Tag« entdeckte, daß seine ganze Wäsche verschwunden war und andere Sachen fehlten, habe er Anzeige erstattet Er Hab« d?r Eindruck gehabt, daß die Gentschow den Diebstahl nicht allein ver- übt habe, denn als er sie aus der Wohnung hinausließ, habe sie v-eVr den Stock, noch ein Paket mit Sachen bei sich gehabt. Es müsie also jemand in der Wohnung oder auf dem Flur gewesen sein. Der zweit« Anklaaepunkt betrifft die Beraubung de» Oberingenieurs M. Die Angeklagte äußerte sich dazu wie folgt: Sie Hab« diesen Herrn am Potsdamer Platz kennengelernt. Er war schon angetrunken und sie habe ihn im Auto bi» zu einer Likörstub« begleitet. Nachher hätten sie auf dem Maybach-Platz gesessen. Hier habe sie dem Herrn ihre Not gekloat und er habe ihr tausend Mark au» der Brieftasche gegeben. Dann habe er die Brieftasche oorbeigesteckt und sie habe sie an sich ge- nommen.. Sie habe ihm kein Opium geqeben. Der Zeuge M.. der hierüber befragt wurde, erklärt«, daß«r sich infolg« feiner damaligen Trunkenheit an die Gnzelheidm nicht erinnern kann. Dan« wurde ein weiterer Fall erörtert. Ein Vertreter K. sagt« als Zeug« aus, wie er die Angesagte in einem Lokal kennengelernt habe. Er Hobe an dem Abend nur sehr wenig getrunken, doch sei ihm Plötz- lich schlecht geworden und ein« unerklärliche Mat- ti g ke i t Hab« ihn befallen. Er wisie sich aber noch genau zu er- inner«, daß die Gentschow den Hausschlüssel von ihm verlangt habe, well sie, wie sie sagte, mal schnell»zu ihrer Mutter" gehen wollte. Am nächsten Morgen, als er au» tiefem Schlaf erwachte, stellt« der Zeuge fest, daß fein« Weste nebst Uhr und Kette v«r- schwunden war. Die Angeklagte bestritt diese Darstellung. Da» Gericht ging hierauf zu dem schwersten Fall der Anklag«
ein Rennen zu gewinnen— zum Bahnhof.„Was kostet die Fahrkarte nach Paris ?" Der Schalterbeamte nannte di« Summ«, griff in das Billettregal. „Und nach Rom ?... Nach Odessa ?" „Wohin also?" „Zu mir!... Berzeihung— es könnte ja fein wissen Sie vielleicht zufällig, ob Jürgen Kolbenreiher momentan in Berlin oder in Wien ist?" „Wie meinen?" „In London oder Madrid ?" „Was? Wer? Was wollen Sie?" „Um Himmels willen in New Der Schalterbeamte starrte wütend. Und Jürgen sagte:„Sie wundem sich? Tun Sie das nicht! Auch Sie können nicht wissen, wo und was Si« sind, in Rom oder in Chikago, Matrose in der südlichen Hafenstadt oder Schreiber in einer Beamtenstube Norddeutschlands, die Sie nie betreten haben. Oder sitzen Sie in hunderttausend Sckalterkästen gleichzeitig? Keine Ahnung haben Sie. Kommen Sie mit! Denn hier in diesem Schalterkasten werden Sie sich nie finden. Oder glauben Si« gar. Sie seien Sie?... Bruder, oerwandt mit mir durch dein Schicksal, steige heraus aus deinem Kasten. Denn hier kannst du dich bis an dos Ende deines Lebens niemals finden. Suche dich... Suchet, so werdet Ihr finden... Aber dir, ich weih es, dir Armen ist nicht einmal das Suchen verstattet." Ellige Reisende drängten Jürgen vom Schalter weg. Die Abfahrt eines Zuges wurde ausgemfen. Jürgen sprang in ein Abteil dritter Klasse. Zu der alten, verhärmten Lrbeiterftau. di« ihm gegen- über saß, sagte er noch, er suche, was jeder Mensch auf dieser Erde lebenslang suche. Und schlief ein. Seine Gesichtsmuskeln zuckten, als streite er heftig mit jemand. Die Frau glaubte. Jürgen friere, betrachtete erst eine Weile mitleidig und unschlüssig das zerklüftete Gesicht. Dann wagte sie es doch, ihre Wolldecke vorsichtig über seine Knie zu breiten. 8. Wochenlang wußte niemand, wo er war. Phinchen. von neugierigen Rachbam befragt über das scheue Verhalten Jür- gens in der letzten Zeit, verweigerte jede Auskunst. Und Herr Wagner, bestrebt, unliebsame Gerüchte, die das Ansehen der Bank schädigen könnten, nicht aufkommen zu lassen, sprach von 1
über. Der Händler H e in p e l, den hie Gentschow kennengelernt bette, war an den Folgen des Opiums gestorben. Die Angeklogte schilderte, wie sie Hempsl in einer Likörstub« kennen- gelernt habe. Sie habe sich in ihren Likör Opiumtinktur gegossen, und daß Hempel von dieser„Mischung" mehrmals getrunken habe. Als Hempel bezahlen wollte, sei er plötzlich zu- sammengebrochen. Die Mrtin habe gelaubt. daß er von Herz- krompfen befallen worden sei.— Vors.: Bon dem Geld« Hempelz fcblfc hinterher ein erheblicher Teil.— A n g« t l.: Ich habe damit mchts zu schaffen.— D« als Zeugin vernommene Gastwirtin W eymer belastet die Angeklagt« außerordentlich schwer und bekundet auch, daß die Genschow Hempel oevanloßt habe, mit ihr in ein kleines Zimmer zu gehen. Bei dieser belastenden Aussag« brach Rose Gentschow infolge von Herzkrämpfen zusammen, so daß die Verhandlung auf Dienstag oertagt werden mußt«.
Niffstänüe im Serliver verkehr. Zukunsksmusik im PosizeiprSsidlum, Das Polizeipräsidium hatte gestern Vertreter der Presse geladen, um sie über Maßnahmen zur Behebung der Miß stände Straßenverkehr zu unterrichten. Polizei- Präsident Richter begrüßte di« Erschienenen und wies«inleitend auf die gegenwärtige Lage im Berliner Verkehrsleben hin. Beson- der» schwierige Verhältnisse müssen bei Beurteilung dieses Themas in Betracht gezogen werden. Da ist u. a. di« schlecht« Straßen- beleuchtung. deren baldmöglichste Behebung der Polizeipräsident in Aussicht stellte. Luch die Straßenbahn muß als ver- kehrshindernd bezeichnet werden. Das Verhalten des Publi- kums sowie da« der Motorradfahrer und aucb der gewöhnlichen Rad- fahrer trögt oft schuld, wenn der Verkehr sU nicht einwandfrei ab- wickelt. Nicht weniger als 50 Prozent der Straßen- Unfälle sind aus die«igen« Schuld der Fußgänger zurückzuführen. Es müssen Maßnahmen getroffen werden, di« im Berkehrsmteress« liegen. Regierungsdirettor M oßl« vom Polizei. Präsidium verbrettet« sich über die Frage dahingehend, daß di« Be- Hörden wiederHoll mit den zuständigen Organisationen mit dem Er- gebni- verhandelt haben, daß sich olle beteiligten Kreise über das. was geschehen muß, einig sind. Zu den Maßnahmen, die aus Grund der heutigen Gesetzgebung getroffen werden können, um das Fahrtempo der Automobile zu prüfen, gehört an erster Stelle die St o pp kon trolle. Sie hat sich aber nicht sonderlich gut be- währt, und ein andere« Kontrollmittel soll in Kraft treten, das. wenn es zur Durchführung gelangt, äußerst wirksam sein wird. In Zu- kunft sollen Automobile, die sich nicht im geringsten von Pnvatkrast- wage« unterscheiden, verkehrsreiche Siraßen durchfahren. Di« darin sitzenden Polizeibeamten in Zivil können so, ohne Aussehen zu er- vegen, die Nummern jenes Automobils feststellen, dos die oorge- schrieben« Fahrxe?schwindigte!t nicht beachtet. Di« Bestrafung kann dann leicht herbeigeführt werden. Nicht immer der Führer des Kraft- wagens, sondern auch der Besitzer selbst tragt oft schuld daran, daß die Fahrgeschwindigkeit überschritten wird. Er wird in Zukunft ebenfalls mit einer Strafe zu rechnen haben. Als moralisches Druck- mittel soll in der Folge der Name des rücksichtslosen Automobilisten in den Zeitungen veröffentlicht werden.. Ein besonderes Kapitel bei dieser Besprechung bildete di« bestehend« ..Autowocht" In München , die von den in Frage kommenden Verbänden zum Zwecke der Selbstkontrolle der Fahrer eingerichtet ist und in engster Verbindung mll den Behörden arbeitet Di« Erfolge dieser Institution sind gut, und auch aus Berliner Automobilkreisen ist bereits der Borschlag gemacht worden,«ine der- artige„A u t o w a ch t" hier einzurichten. Dann wurde weller die Frage der Scheinwerfer und Hupen behandelt. Auch hier sollen di« Auswüchse durch verhängung von fühlbaren Strafen ein- gedämmt werden. Man ist sich darüber einig, daß die Sth?inwerf«r und das übermäßig laute und auffällige Hupen für eme Weltstadt wie Berlin nicht angebracht sind. Jedoch können diese beiden Dinge auf der Landstraße ganz besonder« brauchbar sein. Bei der sich.anschließenden Besprechung wurden noch zahft-ich» neue Vorschläge gemacht, die zu einer größeren Sicherhett des Per» kehrs führen sollen. Besonders wurde verlangt eine Stillegung, nötigenfalls sogar eine endgültige Einziehung der Autos zugunsten des Fiskus, sofern die Tatsachen die Annahme rechtfertigen. daß die Eigentümer die für den Kraftfahrzeugverkehr erforderliche Zuverlässigkeit nicht besitzen und ihr« Chauffeure nicht an dem üb«» mäßig schnellen Fahren verhindert haben. Weiter wurd« ri» schnelleres Verfahren beider Aburteilung verlangt, wie es schon seit.langem bei den englischen Polizeigerichten besteht Auch für kleinere Krafträder fordert« man die Einführung einer Ertennungsnummer.
einer wichtigen Geschäftsreise so vorsichtig und wortkarg, als würde schon ein einziges schlechtgewähltes Wort Riesenverluste für die Bank bedeuten. Endlich erzählte ein Kunde, er habe Jürgen in Rom ge- sehen— nannte Tag und Stunde— und zwei Tage später noch einmal in der Holle desselben Hotels, leider nur sehr flüchtig, da Jürgen, offenbar in besonders dringenden Ge- schäften, in größter Eile auf das wartende Auto zugeschritten sei. Herr Wagner machte«in wissendes Gesicht. Und schwieg auch dann noch, leise zwinkernd, als ein Pariser Geschästs- freund ruhig lächelnd behauptete, das sei nicht gut möglich, denn an dem dazwischenliegenden Tage habe er selbst in Parts im Direktionsbureau sich mit Jürgen unterhalten und perfön- lich ihm eine arohe Summe gegen einen Scheck des Hauses Wagner und Kolbenreiher ausbezahlt.„Das war am.. „Stimmt!" unterbrach Herr Wagner.„Beides stimmt. Es gibt Fäll«, meine Herren, wo die Geschäftskonstellation unsereinen zwingt, schneller als«ine Schwalbe zu sein." Der Zeigefinger sank. Was aber, wenn jetzt noch einer kommt und behauptet, er habe chn um dieselbe Zeit in London gesehen? dachte Herr Wagner, während Jürgen, in der Droschke ungeduldig vorgebeugt. überdacht von einem rot- und weißgestreiften Riesensonnen- schirm, vom Bahnhof der südlichen Hafenstadt in das Hotel fuhr, in dem er vor vierzehn Jahren als Neuvermählter mit Elisabeth gewohnt hatte. Ein Servierkellner verscheuchte mit der Serviette Fliegen von den blumengeschmückten, weißgedeckten Tischchen. Gegen- über schliefen zwei braungebrtrnnte Männer auf den breften Steinstufen im Schatten des Palastes. „Sagen Si« mir, aber aufrichtig: ist Herr Jürgen Kolben- reiher im Haufe?" Zurückweichend drehte der Kellner sich um sich selbst und schlug dabei mit der Serviette heftig in die Lust nach einer großen Bremse.„Ich werde sofort nachsehen." Der dicke, beftackte Oberkellner blieb, den Zahnstocher noch im Munde, im kühlen Hausflur stehen, zeigte Jürgen, der draußen im Sonnenbrande stand, fragend und verneinend beide Handflächen und deutete plötzlich und schwungvoll mst beiden Händen einladend slurwärts. .Nicht dagewesen?... Ist das Zimmer Nummero 7. mst Aussicht auf den Hafen frei?... Dieses Zimmer nämlich hätte er genommen," sagte er beim Hinaufgehen. Und er er» kennt« sofort den geblümten Ueberzug der Ottomane wieder. lFortjetzung folgt.)