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Die Manöatsverteilung in Dapern. ZNünchea, 8. April. (Eigener Drahtbericht.) Vom Ministerium des Innern wird nunmehr halbamtlich folgende Aufstellung über das Wahlergebnis gegeben: Die bereits bekanntgegebenen Zahlen über das Ergebnis der Landtagswahlen geben noch kein genaues Bild über die künftige Zusammensetzung des Landtages. Eine Be- rechnunH auf Grund des vorläufigen Ergebnisses führt zu folgen- dem Bild: Bayerische Volkspartei 3S Sitze, Völkischer Block 17, So- zialdemokraten 14, Bayerischer Bauernbund 8, Nationale Rechte 4, Kommunisten S, zusammen also 79 Sitze. Alle übrigen Parteien kommen bei dieser Aufzählung noch zu keinem Sitz. Es bleiben von dem rechtsrheinischen Bayern abgesehen, von den Land- tagsabgeordneten und durch Wahl zu besetzenden IM Sitzen noch 21 Restsitze. Diese werden mit den IS Sitzen der Landtagsabgeord- neten erst bei der Auszählung der Ergebnisse beim Landes-Wahl- ausschuh erhoben. Eine vorläufige Berechnung hierüber läßt sich noch nicht anstellen. Zunächst ist die Frage noch in der Schwebe, in welcher Weise die Ergebnisse der Landtagswahl in der Pfalz am 4. Mai in das Ergebnis aus dem rechtsrheinischen Bayern ein- gegliedert werden sollen. Hierüber wird sich am 19. April der Ständige Ausschuß des Landtags schlüssig werden.

Vorstoß öes völkischen Stocks. Antrag auf Freilassung der Putschisten. München . 8. April. (Eigener Drahtbericht.) Eine Abordnung des Völkischen Blocks ist bereits am Montag beim Minister- Präsidenten vorstellig geworden, um einen Beschluß des Ministerrats herbeizuführen, der den Verurteilten Hitler , Weber, Poeh- n e r und Kriebel sofortigen Strafaufschub gewähren und die Begnadigung in Aussicht stellen soll. An Stelle des Mi- nisterpräsidenten, der sich zurzeit auf einer Dienstreise befindet, empfing sein Vertreter, Kultusminister Matt, die Abordnung und erklärte, daß der Ministerrat keine Veranlassung hätte, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen, da bisher ein entsprechender Antrag von keiner Seite vorgelegen habe. Der Minister erklärte sich aber de- reit, die Forderung der Abordnung an den Iustizminister weiterzuleiten. Eine Entscheidung sei aber erst möglich nach der Rückkehr des Ministerpräsidenten. Demgegenüber sei festgestellt, daß dem Ministerrat lediglich die Befugnis zusteht, einen einzelnen Verurteilten zu begnadigen. Die Begnadigung einer Gruppe von Verurteilten ist verfafsungsmähig ausschließlich Sache des Land­tags. Dem Hochverräter Frick, der als Oberamtmann der Polizei- birektion im Polizeigebäude eine Dienstwohnung innehatte. wurde diese gekündigt, nachdem die Regierung von Oberbayern gegen ihn bekanntlich ein Disziplinarverfahren eingeleitet hat.

Die Reaktion in Thüringen . Ein Anschlag gegen die Volkshochschule Tinz . Aus Gero wird uns geschrieben: Die Thüringer Ordnungsregierung, die unter der Fuchiel der Deutsch « älkischen steht, beeilt sich, Thüringen von ollen kulturfort- schritllichen Institutionen zusäubern*. Alles, was die fozialistische Regierung an segensreichen Kulturgütern geschaffen hat, soll in Trümmer gehen. Hier das staatliche Bauhaus in Weimar , die fortgeschrittenste Kunstschule Europas , dort das V o i k s h o ch< fchulheim Dreißigacker beides gewiß politisch vollkommen unverdächtige Anstalten, und soeben holt die Reaktion zum ent- scheidenden Schlag Lcgxn da» Zentrum der Arbeiterbitdung in Thü- ringen und weit darüber hinaus, gegen die Boll» Hochschule Reuß und Tinz au». Das kleine Reuß war nach dem Zusammenbruch der alten Fürstenherrlichkeit da» einzige Land gewesen, dessen Arbeiterschaft den kühnen Entschluß faßte, da» vom Fürsten abgetretene Vermögen den Zwecken einer breit angelegten, tiefschürfenden Arbeiterbildung zu widmen. Es entstand die mit gpoßcm Sachvermögen ausge- stattete StiftungVolkshochschule Reuß *. die drei Arbeitsgebiete umfaßte: die Heimvoltshochschule Tinz, die sich sehr bald zu einer der bedeutendsten Arbeiterhochschulen Deutschlands ent- wickelte, die Volkshochschule in Gera und Reuß , die all- mählich zu einer umfassenden Arberterbildungszentrale für Thüringen heranwuchs, und eine mustergültige Volksbücherei in der Stadt Gera . Mit der endgültigen Konsolidierung Thüringens ging die Stif- tung an den Staat über, der sich zu ihrer Erhaltung im bisherigen Umfange und Geist gesetzlich verpflichte. Was kümmert aber die Reaktion Gesetz und Recht, was kümmert die van nationalen und völkischen Phrasen triefenden reaktionären Parteien der geistige Auf- stieg, die kulturelle Höherentwicklung des deutschen Volkes, der beut- fchen Arbeiterschaft? Es gehört zu den eisten Taten der reaktionären Regierung, die Volkshochschule Reuß(das Zentrum der örtlichen Arbeiterbildung in Thüringen ) vollständig zu zerchlozen und in der Heimoolkshochschule Tinz einen solchen Abbau vorzu- nehmen, vor allem die Rechtslage der Lehrer und übrigen Ange- stellten jo zu verschlechtern, daß der Weiterbestand der Schule aufs äußerste bedroht ist. Diesem Versuch, eine der bedeu« tendsten Kultureinrichtungen der deutsch «, Arbeiterschaft auf kaltem Wege zu beseitigen, muß der ollerenergischeste Widerstand entgegen- gesetzt werden, nicht nur der thüringischen, sondern der gesamt- deutschen Arbeiterschaft, die seit Jahren aus allen Teilen des Reiche» ihre jungen aufstrebenden Elemente noch Tinz entsendet und in Tinz ein unentbehrliches Element ihres kulturellen Aufstieges erblickt._ Die Wahlen im besetzten Gebiet. Die französische Regierung hat der deutschen Regierung in der trage der Wahlfreiheit im besetzten Gebiet ein chreiben überreichen lasten, das sachlich folgende» besagt: 1. Betresfs der Wahlversammm I u n g e n scheint es mög- lich, die jetzt durch die Verordnungen der Ryeinlandkommission aus 48 Stunden k-tt.-letzte Anmeldungsfrist zu verkürzen. 2. Betreffs de» Verkehrs zwischen den besetzten Se - bieten und dem übrigen Deutschland ist der Reichsregierung be- kannt, daß er für alle im Rheinland wohnhailen Personen völlig frei ist. Den Personen, die dort nicht ihren Wohnsitz haben, könnte ein lür die ganze Wahlperiode gültiger Passierschein� ausgestellt werden, falls es sich um Kandidaten oder um Parteisekretare handelt, und deren Namen nebst Nachweis ihrer Persönlichkeit der Rhein - landkommission mitgeteilt wird.__ 3. Betreffs der Pressefreiheit scheint keine Maßregel zu �greifen zu sein. 4- Betreffs der Stimmabgabe der au» den besetzten Gebieten fjj�flemiesenen Personen scheint es nicht M ö g l i ch. den. lelücn durch eine allgemeine Maßregel das Recht zu geben, am Wohl- wg nach ihrem Wohnsitz zurückzukehren, um In ihrem Wahlbezirk ihre .°b»ugeben. Nichtsdestoweniger behält der französische Ober- komm, ssar im Geiste besonderen Wohlwollen», doch ohne sich in dieser H.nücht zu binden, sich vor. die Rückkehr derAusgewie- Anwesenheit im besetzten Gebiet nicht mehr un- erwünsasi sein sollte, nach Möglichkelt zu erleichtern._ ' v L Vorschlag der Reichsregierung betrifft, einen Der- fester de» deutschen Miuistertnm» de» Innern zweck»»a-

mittelbarer Verhandlung mit der Rheinlandkommission über Wünsche, die durch die Wahlen etwa entstehen könnten, nach Koblenz zu entsenden, so ficht die französische Regierung die Not- Wenigkeit davon nicht ein._ verhanülungen mit üer Micum. Bisher kein Ergebnis. Düsseldorf , 8. April. (WTB.) In den heutigem Verhandlungen, die von 3 bis 554 Uhr kauerten, erklärte die Sechser? ommis. fion, daß die durch das Abkommen mit der Micum übernommenen Verpflichtungen weiterhin nicht getragen werden könnten. Der Ruhrbergbau verkenne aber nicht die große Bedeu- tung der Frage, daß die Arbeit im Ruhrgebiet noch dem 15. April möglichst störungslos weitergeführt werde. Die Sechserkommission erklärte sich deshalb für die Zechen bereit, die Sach- leiftungen auch über den 15. April hinaus fortzusetzen, wenn die finanzielle Möglichkeit hierfür geschaffen wende. Die Der- Handlungen führten zu keinem Ergebnis, es soll am Freitag erneut verhandelt werden.

presselob für üie Experten. Ju Paris . Parks, 8. April. (Eigener Drohtbericht.) DerMatin* erklärte sich am Dienstagmvrqen in der Lage, eine authentische Zusammen- stellung der von den Sachverstäntytge'n am Mittwoch der Reparations- kommiffion überreichten Vorschläge zu veröffentlichen. Bei näherem Zusehen zeigte sich jedoch, daß es sich um nichts anderes handelt, als um eine geschickt« Zusammenstellung der bisber bekannt- gewordenen Einzelheiten. Sie enthält nichts Wesentliche«, was wir nicht bereits in der vergangenen Woche zu melden in der Lage gewesen wären. Unbekannt waren bisher nur die vomMatin* mitgeteilten Ziffern der vo«, Deutschland während der ersten vier Zuhre aufzubringenden Leistungen. Ihre Richtigkeit vorausgesetzt, würde Deutschland zu bezahlen haben: im ersten Jahre 1999 Millionen, von denen 899 Millionen Deutsch- land aus dem Ergebnis der nationalen Anleihe zur Verfügung gestellt werden, die restlichen 299 Millionen sollen durch Transport» steuern aufgebracht werden, im zweiten und dritten Jahre je 1259 Millionen, im vierten Jahre 1759 Millionen. Neu. aber ebenfalls mibeftätigt, ist auch die Mitteilung des Blattes, wonach die drei Kategorien von Einnahmen, aus denen die Reparationen zu be- streiten sind, gegenseitig füreinander haften sollen der- ort, daß. wenn etwa die Eisenbahnen die von den Sachverständigen vorgesehenen Einnahmen nicht errbingen sollten. das Defizit an» den Verbrauchssteuern gedeckt werden solle und umgekehrt. Wieweit diese Einzelheiten zutreffen, wird man abzuwarten haben. Der authentisch« Text de» Bericht» und der Borschläge wird jedenfalls erst am Mittwoch der Pariser Presse übergeben werden. Soweit die hiesigen Blätter da» Werk der Sachverständigen aus Grund der bisher bekanntgewordenen Details besprechen, geschieht es mit fast vorbehaltloser Zustimmung. DerTemps* äußert, das Gutachten der Sachverständigen werde im Prinzip sowohl dem französischen als auch dem deutschen Standpunkt gerecht, dem fron» zösilchen insofern, als es darlege, daß Deutschland zahlen könne, dem deutschen , indem es die Wiederherstellung der wirkschaslllcheu Einheit de» Reichs r unerläßlich erkläre. Offen bleib« nur die Frage, wieweit das von ihnen empfohlene Softem zur Einireibuna der Reparationen praktisch verwirklicht werden könne. Sein Urteil darüber laßt das Blatt �ohin zusammen, daß es mehr Bertrai-eu bab- in eine von den Einzelinteressen getragene individuelle Im- tiotive als in einen großen Verwaltungsmechanism"s. der eine ganze Legion von Kontrolleuren erfordere und dessen Funktionieren von dem permanenten Einvernehmen aller Beteiligten bedingt sei. DerIntransigeant* unterstreicht die Gediegenheit und die technische Vollkommenheit der von den Sachverständigen geleisteten Arbeit. Ihr Plan unterscheide sich von den früheren au» den ver- schiedenen Interalliierten Konferenzen hervorgegangenen Proargm- men vor allem dadurch, dass e» in allen Einzelheiten aus die pro t- tische Durchführbarkeit Rücksicht nehme und zeige, daß aus diesem Gebiet die Politiker und Diplomaten mit den teufen vom Jach nicht zu konkurrieren vermöchkeu. Besonders anzuerkeimen fei. daß die Sachverständigen sich bemüht hätten, die technische und die positifche Seite des Problems von- einander zu trennen, wenn ihnen das auch nicht immer ge- lunaen lei. Das zeige vor allem die Betonung der von ihnen als unerläßlich erklärten Wiederherstellung der wirtschaftlichen Ein- beit des Reichs. Auf der anderen Seite allerdings hätten sie die Ratwendigkelt der militärischen Okkupation nicht bestritten und durch die varoesebene lleberwachuna der Rbein- imd Rubrbohnen auch der Sicherheit der französisch -belgischen Truppen Rechnung getrogen. Varls, 8. April. (Hcwas.) Es wird bestätigt, baß die Berichte der Sachverständigen morgen vormittag 19 Uhr ofsiziell der Reparationskomm'siion übergeben werden. Das Komitee Dowe» ist heute mittag 1254 Uhr noch einmal zusammengetreten, um Kenntnis van den Dri'ckabzüaen feines Berichts zu nehmen. Die meisten Ziffern des Dokument» fallen erst heute endoültig einoesetzt werden, nachdem ihre Einfügung bis jetzt vorbehalten worden ist.

Sowjet-Justiz. Bor einem neuen Justizmord? Zu den vielen inneren Widersprüchen der konnmniistischen Politik gehört die Frage der Klassenjustiz. Einerseits bezeich- nen sie die Klassenjustiz der Bourgeoisie gegen die Arbeiterschaft als verbrecherisch, andererseits bekennen sie sich selbst zum Prinzip der proletarischen Klassenjustiz. Sie müssen es tun obwohl sie damit nur Argumente der deutschen Klassenjustiz gegen die eigenen Genossen liefern, weil die Sowfttregierung bei der Verfolgung aller ihrer politischen Gegner die Klassenjustiz zum Staatsprinzip erhoben hat. Sie geht sogar noch weiter, indem sie diese Klassonjustiz zu einer reinen Parteijustiz gegen Führer der Arbeiterklasse eiiftchränkt, wie es u. o. bei dem Prozeß gegen die Sozialrevolutionäre im Mai/Juni 1922 geschehen ist. Nun droht ein neues bolschewistische, Iusiizoerbrechen. In Kiew findet gegenwärtig ein politischer Massenprozeß gegen 18 Intellektuelle statt, darunter die Universstätsprofessoren Wassilenko und Smirnow, den Rechtsanwalt Tschol- g a n s k I usw. Ihnen wird Propaganda für die Abschaffung der kommunistischen Diktatur, für die Schaffung einer demokratifchen Republik zur Last gelegt, außerdem die Unterhaltimg von Geheimen Beziehungen zu demokratischen Kreisen de» Auslandes und endlich Spionage zugimsten Polens . Die ganze Anklage ist so brüchig, daß der Prozeh bereits dreimal vertagt werden mußte. Ferner, wie beim Verfahren gegen die Sozialrevolutionäre vor zwei Jahren, beruht die Anklage auf den Denunziationen einiger Spitzel. Ueber den Gong des Prozesse, erfährt man fast nichts Es verlautet nur. daß die meisten Angeklagten Gefahr laufen, zum Tode verurteilt zu werden, da dl« kommumstische Presse dies verlangt. Wie vor zwei Iahren, gilt es für die gesamte gesittete Welt, vor allem für dos internationale sozialistische Proletariat, sich zu- sammvnzu schließen und einmütig der Sowjetreglerung zum Ausdruck zu bringen, daß sie sich mit solchen Prozessen nicht uurmitSchaad»

bedeckt, sondern daß sie dadurch nur die Geschäfte der inter - nationalen Reaktion und der internationalen Klassenjustiz, besonders in Deutschland , Italien und Spanien besorgt. -» Außerdem hat die Sowjetregierung mit diesem Prozeß auch er- reicht, daß Herr P o i n c a r e eine willkommene Gelegenheit er- hielt und ausnützte, sich als Hüter der Menfch'ichkeit aufzufpieien, als der er sich im deutschen Ruhr gebiet wahrboftig nicht er- wiesen hat. Parts, 8. April. (Eigener Drahtbericht.) In einem am den russi­ schen Volkskommissar Tschits che rin gerichteten Telegramm appelliert Poincor« im Namen der öffentlichen Meinung und der Wissenschaft Frankreichs an di« russische Regierung zugunsten der 18 Intellektuellen, die gegenwärtig wegenantirevolutionärer Um- triebe* nor_ dem Gericht in Kiew stehen. In dem Telegramm heißt es-'Die öffentliche Meinung Frankreichs verfolgt mit großer Besorgnis den Verlauf dieses Prozesses. Sie fürchtet, daß er mit einem Todesurteil enden könne, das die Wissenschaft der ganzen Welt auf das Schwerste treffen würde. Im Namen der Wissenschaft und der Menschenrechte bitten die Mitglieder sämtlicher sranzösiicher Universitäten, daß ihren russischen Kollegen ein Urteil ersvart bleibe, das sie nicht verdient hätten. mi> im Namen der Zivilisation und der Menschlichkeit vereinigt die französische Regierung ihre Bitte mit denen der Intellektuellen der ganwm Welt.* Die französische Regierung hat zu gleicher Zeit die Kabinette von London und Rom , die in Moskau offizielle Vertretungen hoben, gebeten, mit allen Ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zugunster der russischen Professoren und Schriftsteller zu intervenieren: Hungerstreik in MoSkan? Aus Nachrichten, die in Berlin eingetroffen sind, geht hervor daß in den letzten Tagen ein schwerer Konflikt zwischen den politischen Gefangenen des Butirki-Gefänanisses in Moskau und der Gefängnis- Verwaltung ausgebrochen Ist. Die Gefangenen sollen daraufhin, um sich ihr Recht zu erzwingen, in den H u n g e r st r e i k eingetreten sein. Es handelt sich hauptsächlich um gefangene Sozialisten.

französische Kammerverlängerung? Ein merkwürdiger Kabinettsbeschlust. WTV. meldet aus Paris : Der franzäsische Isiinisterrat, der gestern vormittag unter dem Vorsitz von ZN Uerand tagte, sprach sich zugunsten des Gesetzentwurf» aus, durch welchen die Dauer der Legislalurperiode aus sechs 3ahre verlängert wird. Em Drittel ihrer Milglleder ist alle zwei Tahre neu zu wählen. was den Entwurf der Einteilung der Wahlkreise anlangt, so wird sich die Regierung den Beschlüssen der Sammer anschließen. * Die Meldung ist in dies«: Form reichlich unklar. Bor allem geht au» ihr nicht hervor, ob dieser Gesetzentwurf noch in der gegenwärtigen Legislaturperiode eingebracht oder erst dee nächsten Kammer vorgelegt werden soll. Bekanntlich wird in Frankreich am 11. Mai gewählt, die jetzig» Kammer soll noch im Laufe dieser Woche ausgelöst werden. Einer Verlängerung ihres eigenen Mandates würde die stark gefährdete jetzig« Mehrheit ohne weiteres zustimmen, obwohl dies in dem jetzigen Stadium beinahe einem Staatsstreich gleichkäme. Aber eine Zustimmung des Senats ist im höchsten Grade unwahrfcheinllch. Wenn hingegen dieser Gesetzentwurf erst die nächste Kammer beschäftigen soll, dann begreift man nicht recht, warum der Minister» rat kurz vor Toresschluß diesem Aufsehen erregenden G�e--�utwurf zugestimmt hat.

Mussolinis feste Mehrhe-i Rom . 8. April. (Elgener vcahlberlchl.) Die Zajchisteu haben durch die Parlamentswahl dank dem auf ihre Parteibedürfaisie zugefchnitteneu Wahlrecht ei« feste Mehrheit von IIS Stimmen in der Sammer. Rom . 8. April.(WTB.) Von den 15 Wahlkreisen(legen bis­her Mc Ergebnisse aus 13 vor. Rur Piemonl und Sizilleu fehlen noch. Gewählt haben 6 199 625 Personen, was einer wahlbeteill- gvug von 64 Prozent entfpr.cht. Gültig sind 5 915 469 Stimmen. Auf die Rationale Liste entfallen 3599324 Slimmen, auf die Rationale Ergänzungsliste 351 179 Stimmen. Die 144 Rcstmandakt für die erwähalen 13 Wahlkreise verteilen sich folgendermaßen: 19 Faschisten der Ergänzungsliste. 11 Liberale. S Vcrlretcr der ver- fassungsmäßlgen Opposilion. 1 vemokrai, 3 Demofozialistcn. 1 difsi- dealer Faschist, 33 Vertreter der katholischen Volksparlei, 7 Repu­blikaner. 2 Sarder, 21 Sozlaldemokralea. 19 Maxima- llsteu(halbe Kommunisten Serratifchcr Färbung). 15 Sommu- nisten und 4 Vertreter der nationalen Minderheiten. Die ge- wählten Liberalen haben sich ausdrücklich für die faschistische Regie- rang erklärt. die vorgänae im Unterhaus. London , 8. April. (Eigener Drahtbericht. In Kreisen der La- bour Party wird zu den beiden Abstimmungsniederlagen der Re. gierung am Montag bemerkt, daß eine Anzahl von Labour-Abgeord- neten von Derfam ml ungsr eisen, die sie in üblicher Weise über Sonntag in ihre Wahlkreise unternahmen, noch nicht zu. rückgekehrt waren und erst kurz nach der Abstimmung ein- trafen. Dieser parlamentarische Zwischenfall enthüllt jedenfalls weit weniger die Schwäche der Regierung als der liberalen Partei, die vormittags in ihrer Klubsitzung beschlossen hatte, das von der Regierung vorgelegte Gesetz zu unterstützen, aber am Nach- mittag dann in drei Gruppen gespalten abstimmte, wobei 42 Liberale für, 25 gegen die Vorlage stimmten und der Rest sich enthielt. Keine Regierungskrise. London . 8. April.(WTB.) Unterhaus. Baldwln fragte den Premierminister, welches Verfahren die Regierung angesichts ihrer gestrigen Niederlage einzusch'agen gedenke. Macdonald erwiderte, es werde keine neue Vorlage über die Frage der Wohnungsmiete eingebracht werden. Dagegen lägen Abänderung»- anträze des Abg. Simons vor, die im Ausschuß behandelt werden würden. Der Premierminister fügte hinzu, feiner Ansicht nach würden alle zusammenwirken, um die Frage besriebigcnd zu gestalten und mit möglichst geringer Verzögerung zu erledigen. Erhöhung der ArbeitSloseuuntersiützung. London , 8. April. (Eigener Drahtbericht.) Ein Gesetzentwurf. der im Unterhaus eingebracht wurde, erhöhte die Arbeitslösemmter. stützung für Männer von 15 auf 18 Schilling, für Frauen von 12 auf 15 und den Zuschuß für jedes Kind von 1 auf 2 Schilling: ferner verbessert er die Bestimmungen für di« Jugendlichen. Was die bürgerliche Presse wissen will. London . 8. April.(WTB.) Wie di« Blätter melden, wurde auf einer heute abgehaltenen Sitzung der parlamentarifchen Ar- beiterpartei geltend gemacht, daß zahlreiche Schwierigkeiten der Regierung darauf zurückzuführen seien, daß st« d!« Arbeiterpartei nicht ins Vertrauen zieht, über deren Ansichten in wichtigen Fragen die Regierung also nicht voll unterrichtet sei.

Der württembergtsche Landtag wählte Staatsrat Rau. den bisherigen Berweier de» Arbeits« und Ernährungsministeriums zum Staatspräsidenten. Dieser nahm die Wahl an. Er übernimmt zugleich das Arbeits- und ErnäbrungS- sowie da» Kultusministerium. Staatspräsident Rau berief den bisherigen Minister Bolz als Finanzminister und den bisherige» Justiz« minister veverl« al» Justizminister.