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Arebit ein, und es ist uns anmöglich erschienen, diefe Wieder­herstellung unter den erwähnten Bedingungen zu unternehmen. Aus dizjem Grunde sahen wir uns gezwungen, davon auszugehen, daß die steuerliche und wirtschaftliche Einheit des wirtschaftliche Einheit des Reichs wiederhergestellt wird, und auf dieser Bor­aussehung beruht unser ganzer Berigt

Militärische Gesichtspunkte.

Etwaige Strafmaßnahmen und Sicherheiten.

Falls politische Sicherheiten und Sanktionen für wünschenswert gehalten werden, um die Durchführung des vorliegenden Blanes ficherzustellen, so liegen diese außerhalb der Zuständigkeit des Komi tees. Ebenso liegen Fragen der militärischen Beseßung außerhalb unferes Auftrages.

Es ist jedoch unsere Pflicht, deutlich hervorzuheben, daß unsere Borschläge auf der Annahme beruhen, daß die wirtschaftliche Täfig­feit durch teine andere fremde Organisation als die hier vorgesehene Ueberwachung behindert und beeinträchtigt wird. Folglich beruht unser Vorschlag auf der Borausseßung, daß die bestehenden Maß­nahmen, insoweit sie diese Tätigkeit behindern, rüdgängig ge macht oder hinreichend abgeändert werden. sobald Deutschland zur Ausführung des vorgeschlagenen Blanes schreitet, und daß sie nur im Falle einer offenkundigen Bersäumnis in der Erfüllung der allseitig angenommenen Bedingungen wieder angewendet merden Liegt ein solches Berfäumnis vor, so ist es offenbar Sache der Gläubigerregierungen, im Bewußtsein des gemeinsamen Amtes eines Treuhänders für die eigenen finanziellen Intereffen und die finanziellen Interessen derjenigen, die auf der Grundlage dieses Blanes Geld hergegeben haben, die Art der anzuwendenden Straf maßnahmen und die Art und Weise ihrer schnellen und wirksamen Durchführung festzusetzen.

Hierbei möchten wir jedoch zugleich hinzufügen, daß nach unferer einstimmigen Meinung, falls das augenblicklich im befeßten Gebiet geltende Wirtschaftssystem abgeändert wird, eine Regelung der Re­parationen durch angemessene produktive Bürgschaften verstärkt werden muß. Wir schlagen zu diesem Zwed ein Kontroll. system por, von dem wir erwarten, daß es wirksam sein wird und bas zugleich derart ist, daß es die Rückkehr zur finanziellen Stabilität

nicht behindert.

Ueber die Notwendigkeit einer gefunden Handelspolitik sagt der Bericht:

Soll die Wiederherstellung Deutschlands von Dauer fein, so Soll die Wiederherstellung Deutschlands von Dauer fein, fo müssen auch die anderen Bölker zu Zuständen zurückkehren, bie für thr finanzielles und wirtschaftliches Bestehen unerläßlich find, und es muß ihnen ebenso ermöglicht werden, den normalen Warenaus­tausch fortzusetzen, von dem ein allgemeiner Wohlstand abhängig ist. Arbeiterschaft und Inflation.

Auch die Arbeiter merden ihren Vorteil dabei finden, denn Ihre Interessen sind vor allem von der Stabilität abhängig. Einige Boltsklassen mögen einen Ausgleich in den erstaunlichen Vermögensumwälzungen finden, welche die Inflation mit fich bringt- manche ziehen ihren Borteil daraus, andere haben darunter zu leiden. Aber für die arbeitenden Klassen ist die Unbe­ftändigkeit der Verhältnisse nur vom Böfen; fie bietet teinerlei Aus gleichsmöglichkeiten. In diesem Zusammenhange wollen wir auf die Ansichten verweisen, die der Vertreter der Arbeiter in Berlin uns gegenüber zum Ausdruck brachte.

geregelt worden sind. Die Reparationstommiffion foll bie Bebin| Offenen Briefe" am Stresemann erhoben. Und Stresemann and gungen und die Durchführungsmodalitäten dieses Kontraktes feft mortet jetzt in einem gleichfalls Offenen Briefe", den er in ber fezen. Wir werden nur auf die Stimme unseres Gewissens hören, " Beit" veröffentlicht: in dem der leyale Wunsch vorherrscht, der Welt die doppeite Wohltat des Rechts und des Friedens zu verschaffen, nach der sie sich sehnt.

Die Reparationsfommission hat in ihrer heutigen Bormittags. fizung über das nach Ueberreichung der Sachverständigenberichte einzuschlagende Verfahren feinen Beschluß gefaßt. Havas zufolge werden die Delegierten jedoch noch in dieser Woche offiziös darüber verhandeln und vielleicht am nächsten Montag in offizieller Sigung die verschiedenen Fragen im Zusammenhang mit dem Abschluß der Sachverständigenarbeiten, darunter auch die Anhörung der deutschen Vertreter, regeln.

Der britische Standpunkt.

Schluß mit dem Ruhrzwang!

Sie behaupten in diefem offenen Briefe, daß ich pläne und Hoffnungen deutscher Boltsgenoffen vor der ganzen Welt dem Feinde preisgegeben hätte. Das ist glatter Unsinn. Der Saz wir wollen die schwarzweißrote Fahne über den Rhein tragen" ist von Herrn Hitier in der Berhandlung vor dem Volksgericht in aller Deffentlich feit gejagt worden, wurde also nicht durch mich, sondern durch Herrn Hitler in die Deffentlichkeit gebracht. Der Rüflischiour der 60 000 Ge­wehre ist ebenfalls nicht von mir öffentlich mitgeteilt worden, son­dern diese Unterschrift befindet sich unter einem Bild in einem Hitlerbewegung herausgegebenen Buch, das öffentlich zu kaufen ist. Gegenüber dieser Art der Agitation habe ich auf das Unsinnige solcher öffentlichen Be­tanntgate hingewiesen und betont, wie sehr dadurch vernünftige Außenpolitit erschwert wird.

DON der

Ihr unerhörter, auf feinerlei Sachkenntnis beruhender Bor. wurf, ich hätte irgendwelche Pläne von deutschen Bolksgenossen verraten, zeigt nur die Strupellosigkeit Ihrer Agitation und die Berantwortungslosigkeit, mit der Sie Behauptungen aufstellen.

Was Herr Stresemann von fich sagt, gilt in vollem Umfange auch für den Borwärts". All die Hitlerei, all das Waffen­geflirr ist seit Jahr und Tag bekannt, ist in München und cndernorts auf offenem Markte von den Putschisten aus geschrien worden. Es ist deshalb ein besonders under­Lensch- Organs dem Vorwärts" unterstellt, er wolle irgend etwas frorenes Berhalten, wenn die Rechtspresse einschließlich des Stinnes. dem General Nollet verraten, was dieser nicht längst wüßte.

Condon, 9. April. ( Eigener Drahtbericht.) In offiziellen Regierungskreisen wird erklärt, daß, sobald unter den alliierten Mächten über die Berichte und Borschläge der Sachverständigen volle Einmütigteit erzielt sei, die erste persönliche Begeg­nung zwischen Macdonald und Poincaré stattfinden könnte. Alles liege jeht an der Haltung Frankreichs gegenüber den Bor­schlägen der Sachverständigen und an der französischen Bereit. schaft, die als Pfänder betrachteten deutschen Wirtschaftsanlagen überlassen. Das auf den Wiederaufbau der Wirtschaft Europas ge­im besetzten Gebiet der unbeschränkten Berfügung Deutschlands zu richtete Ziel der englischen Politik und der Politik anderer Länder finde in den Vorschlägen der Sachverständigen Unterstützung. Worauf es der reaktionären Kumpanei antommt, ist lediglich, Die englische Politik stimme mit den Schlußfolgerungen der Sach- dem ernsthaftesten Vorfämpfer des republikanischen Gedankens, verständigen überein. Wenn Frankreich seine bisherige Polifif gegen- der deutschen Sozialdemokratie, die Hände zu über Deutschland fortsetze, würde Frankreich allein die schweren binden. Daß diefer Plan nicht gelingt, dafür werden die Folgen, die daraus entstehen müßten, zu tragen haben. Die offi- ahlen am 4. Mai zu sorgen haben! ziellen Kreife sprechen ihre Genugtuung darüber aus, daß die bri­tischen und amerikanischen Sachverständigen in allen be­deutungsvollen Einzelfragen des Reparationsproblems überein­gestimmt haben. Diese Tatsache werde auf die Bereitschaft der amerikanischen Finanzkreise, Anleihen zugunsten Deutsch­ lands flüssig zu machen, eine starke Wirkung ausüben. Es fel jedoch unmöglich, eine solche Anleihe in Amerita flüffig zu machen, wenn Deutschland feine ökonomische Freiheit nicht wieder­befäme oder wenn die Ruhr bejehung nicht aufhöre Der Bericht der Kapitalfluchtkommission.

Der Landesverrat" des Vorwärts".

Wirkung in die Ferne.

London , 9. April. ( Eigener Drahtbericht.) Das Landesver ratsverfahren gegen den Borwärts" erregt in hiesigen politischen Kreisen erhebliches Aufsehen. Die Bresse beschäftigt sich lebhaft mit ihm. Die Times" bemerkt: Die Strafverfolgung des sozialdemo fratischen Zentralorgans lasse die ganze Angelegenheit in neuem Lichte erscheinen; dadurch sei die Richtigkeit der Enthül. lungen des Borwärts" offiziell zugegeben. Daily Tele. graph" sagt: Die deutsche Justiz habe damit offenfundig für die Reaktion Partei ergriffen. Die Verfolgung des wärts zeige erneut, daß die Staatsanwaltschaft Friedensliebe als Landesverrat betrachte. Nach der Freisprechung Ludendorffs und dem Benehmen gegen Ehrhardt sei die Verfolgung des Borwärts" ein typischer Fall zur Beurtei sei die Verfolgung des Borwärts" ein typischer Fall zur Beurtei

Jarres berichtigt.

Paris , 9. April. ( WTB.) Der heute der Reparationsfom­miffion übergebene Bericht des Komitees umfaßt nur sieben Seifen. Dazu kommen furze Annege über das Guthaben im Ausland im Jahre 1924, während des Krieges und nach dem Kriege. Das deutsche Gut. haben im Ausland wird, wie bereits gemeldet, ouf 5% milliar. den Goldmart geschäßt, der Bejiz der Ausländer in Deutschland auf 1 bis 1% Milliarden Goldmart. Als einziges Mittel, die geflüch- lung der deutschen Justiz feten Kapitalien wieder zurückzuführen, wird die Beseitigung der Gründe betrachtet, die die Abwanderung verursacht haben, d. h. die Indem Herr Graßmann nicht für die Gesamtheit des deutschaffung einer stabilen Währung. Als Beispiel wird schen Boltes, sondern nur für die Klaffe sprach, die er vertrat, Desterreich angeführt. Zum Schluß wird zur Erwägung gestellt, tellte er fest, daß die deutschen arbeitenden Klaffen während einer Uebergangsperiode denjenigen, die unter der augen­nicht eine zweite 3nflationsperiode aushalten tönnten. Sie müßten an die Welt für eine wertbeständige blidlichen Gesetzgebung der Gefahr einer Strafe bzw. Kapitalflucht Währung appellieren, die es ihnen ermöglichte, auch noch vier unterliegen, Straffreiheit zu gewähren und ihnen bei der Zeichnung von Anleihen für die Bezahlung in fremden Devisen be­fondere Bedingungen zu bieten. Auf diese Weise würde die Rüd­führung des geflüchteten Kapitals die endgültige Wiederherstellung des finanziellen Gleichgewichts in Deutschland beschleunigen.

Wochen nach Empfang des Lohnes etwas dafür zu kaufen."

Es ist klar, daß eine fünftige Inflation faum zu befürchten ist, wenn die Banfftatuten streng eingehalten werden. Einer der zu er wartenden Borteile ist, daß in Deutschland außer Berkehr gefehte ausländische Zahlungsmittel, die augenblidlich wirt. schaftlich unfruchtbar find, in der Form von Zeichnungen oder auf Einlagen in die Bant wieder in Berkehr gebracht und zu wirtschaft. licher Berwendung zurückgeführt werden.

Die Ueberreichung der Berichte.

Paris , 9. April. ( WTB.) In der heutigen Sigung der Repa rationstommiffion überreichte General Dawes den Bericht des Eachverständigenausschusses und erklärte, eine Rede zu halten, fei überflüssig, alle Kommentare feien in dem Begleitschreiben enthalten. Dawes dankte den Mitgliedern der Reparationstommission für bas Bertrauen, das sie den Sachverständigen gegenüber befundet hätten. Alsdann überreichte im Namen des zweiten Sachverstän digenausschushes McKenna ber amerikanische Sachverständige Robinson den zweiten Bericht; er wies auf den Begleitbrief von Mc Kenna hin, ber genötigt gewesen sei, schon heute vormittag Paris zu verlassen.

Hierauf hielt der Borsitzende der Reparationstommiffion Barthou folgende Rede:

Meine Herren Sachverständigen! Die Reparationstommiffion empfängt aus Ihren Händen mit aufrichtigster Dankbarkeit die beiden Berichte, die sie mit unbedingtem Bertrauen erwartet. Als ich in ihrem Namen vor nahezu drei Monaten bie Ehre hatte, Sie ein zuführen, habe ich der Hoffnung Ausbruck gegeben, daß wir das Biel, das wir uns gefeßt hatten, erreichen. Sie haben die Hoffnung übertroffen durch eine stetige Arbeit, der die Welt, die die Schwierig. feiten und die Mühen Ihrer schweren Aufgabe fennt, ihre Aner­fennung nicht entziehen kann. Es ist natürlich nicht zu erwarten, daß Ihre Entschlüsse, obwohl sie einstimmig gefaßt worden sind, bei der schon so leidenschaftlichen Belemit und her durch viele Gegen fäße der Interessen zerstörten öffentlichen Meinung einmütige Zu ftimmung finden. Aber niemand wird den technischen Wert der be. beutungsvollen Arbeit verkennen, auf die desinteressierte Männer, beseelt von dem einzigen Streben,

durch die gebührende Achtung vor dem Friedensvertrag den Frieden zu sichern, all ihre Bemühungen, all ihre Kompetenzen und all ihren Pflichteifer angewandt haben, mit einer Unparteilichteit, die sich durch nichts hat beirren lassen. Ihrer Berantwortung bewußt, haben Sie, meine Herren, fein Mittel der Information, der Untersuchung und der Nach prüfung vernachläffigt. Sie wollten nicht übereilt zu Ihren Schluß­folgerungen gelangen, bevor Sie nicht alles, was Sie in Erfahrung bringen fonnten, untersucht und berücksichtigt hatten. Mit einer Tätigkeit, die sonst durch Ihren Beruf oder Ihre Arbeit in Anspruch genommen worden wäre, haben Sie sich an das ungeheure Werf herangemacht, wir wissen Ihnen höchsten Dant dafür. Die Mitwirkung der amerikanischen Sachverständigen es wird niemand überraschen, daß ich an sie den Ausdruck eines besonderen Dantes richte ist ein Ereignis, dessen Bedeutung von jedermann begriffen worden ist, von der Zeit aber noch unterstrichen werden wird. Ihre Arbeiten haben eine

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neue Aera in der bewegten Geschichte des unsicheren Friedens gefchaffen, in der die Menschheit auf der Suche nach ihrem Gleichgewicht ist. In dem Augenblid, wo Ihre große Mission zu Ende geht, wird die. jenige der Reparationstommission, die durch den Bersailler Bertrag festgelegt ist und die beratender Art ist, wieder beginnen. Wir wissen, mit welchen Schwierigkeiten wir zu tun haben werden, wir fennen unsere Berantwortung, und wir werden an sie herantreten mit der bona fides und dem guten willen, von dem Sie sich bei Ihren Entschließungen haben leiten laffen.

Wir find ein Gerichtshof, vor dem es weder Sieger noch Besiegte, sondern nur Gläubiger und Schuldner gibt, beren Rechte und Berpflichtungen durch einen öffentlichen Kontraft

Amtlich wird mitgeteilt:

Bor.

Sozialdemokratischer Landeshauptmann. törperlich zu ertüchtigen, und dabei offen ertiärt, es tönne

Gesandter Otto Landsberg für Sachsen gewählt.

Halle a. d. S., 9. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der Provinzial landtag der Provinz Sachsen nahm in seiner heutigen Sigung die Neuwahl des Landeshauptmanns vor, die erforderlich wurde durch den Weggang des jezigen Reichsverkehrsministers Deser. Es fandidierten drei Bewerber: der frühere Regierungs. präsident v. Gersdorff als Vertreter der Deutschnationalen und der Deutschen Bolkspartei, der jetzige stellvertretende Landeshauptmann Geh. Regierungsrat Dr. Hübener für die Demokraten. Die sozial demokratische Fraktion hat den früheren Gesandten in Brüssel , Genossen Otto Landsberg , in Borschlag gebracht. Im zweiten Wahlgang fiegte der Kandidat der Sozialdemokraten gegen den Be. werber der Demokraten mit einer Stimme Mehrheit. Die Boving Sachsen hat also neben dem sozialdemokratischen Oberpräsidenten nunmehr auch einen sozialdemokratischen Landeshauptmann. Die Wahl erfolgte auf fechs Jahre.

Landesverrat Stresemanns.

Auch der Reichsaußenminister wird verdächtigt.

Die für das Reich so außerordentlich blamablen Landes. verrats prozesse gegen Republikaner wachsen sich zu einem allgemeinen Standal aus. Die Hochperräter von Profeffion freuen sich ihres Lebens, aber gegen die Verteidiger der Republik bieten die Juftizbehörden all den Scharfsinn auf, den sie gegen Ehrhardt, Roßbach und Konsorten nicht auswirken lassen fönnen, weil ja Bayern sogenanntes Ausland" ist, wie Oberreichsanwalt Eber­mayer in grimmer Resignation versicherte.

Die Nachricht, daß auch gegen den" Borwärts" wieder ein Landesverratsprozeß eingeleitet worden ist, gibt der ganzen Rechts preffe Veranlassung, ihre unverhohlene Freude über das Borgehen des Staatsanwalts der Republik auszudrücken. Nur das Blatt Stegerwalds, Der Deutsche", flagt beklommen:" Dem Borwärts" ist Heil widerfahren: es ist für neuen Agitationsstoff gesorgt. Und das ist ja gegenwärtig unsere Hauptforge,... daß der Agitations stoff nicht ausgehe."

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Ganz besonders bösartig aber benimmt sich die D. A. 3." des Baul Lensch. Dieser Biedermann hat von seiner Tätigkeit an der Leipziger Volkszeitung" her immerhin einige Kenntnis in politi schen Prozessen, und unter seiner Leitung hat so mancher Redat tionsfollege die königlich sächsischen Richter und königlich sächsischen Gefängnisse tennen lernen müssen. Er selber freilich ist schon damals eine feltene Erscheinung mit Feftungshaft davon gekommen, als er wirklich einmal fich den Richtern stellen mußte. Bielleicht haben sie die in ihm schlummernde Größe schon erfannt, als er noch glaubte, ein waschechter Marrist zu sein. Immerhin jetzt besißt die D. 2. 3." den besonderen Geschmad, den Immerhin jetzt befißt die D. A. 3." den besonderen Geschmad, den Borwärts" außer wegen Landesverrats auch noch wegen Ber. böhnung der Justiz" zu denunzieren. Grund: Wir haben bie infriminierten Teile des Göy- Briefes unseren Lefern wieder in Erinnerung gerufen, damit sie selbst sich ein Urteil bilden fönnen. Nun ist es zwar für den Gang der Dinge völlig belanglos, was das Organ der Stinnes- Lensch- Rompagnie schreitt. Aber es ist nicht uninteressant, daß gerade jetzt sich der Reichsaußen. minister Dr. Stresemann geichfalls gegen den Vorwurf bes Landesverrats verteidigen muß! Der Landesvorstand bez beffischen Deutschnationalen hat diesen Borwurf in einem

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Ueber die Rede des Reichsministers Dr. Jarres in Hildesheim den. Der Minister hat sich sowohl in seiner Rede in Hildesheim am 7. April find entstellende Nachrichten verbreitet wor wie in Elberfeld mit großer Entschiedenheit gegen diejenigen reise gewandt, welche mit den affen flirren und starten Worten das Volk über unsere Ohnmacht hinwegzutäuschenma versuchen, sowie gegen die tendenziösen Nachrichten, als ob in Deutschland große Waffenlager vorhanden wären. Er hat zur Wahr haftigkeit ermahnt gegenüber unserer heutigen Lage und namentlich die Jugend aufgefordert, fich innerlich wehrhaft zu machen und sich das deutsche Bolt durch die Politik der Gegner auch zur Ver zweiflung getrieben und wider seinen Willen vor die Notwendigkeit gestellt werden, das zerbrochene deutsche Schwert wieder zusammenzuschweißen. Der Grundton der ganzen Aus­führungen war eine Warnung vor jeder Unbesonnen­heit und eine Mahnung zur innerlichen Festigung und Einigkeit Es muß auffallen, daß dieses Dementi mit feiner Silbe den Fall Quidde erwähnt. Jarres hat nach dem TU.­Bericht Professor Quidde , gegen den ein Landesverratsver­fahren schwebt, des Landesverrats bezichtigt. In dieser Rich­tung läßt die amtliche Richtigstellung alles im unflaren. Das läßt darauf schließen, daß Minister Jarres die Aeußerung tatsächlich gemacht hat. Es wäre unverzeihlich und uner hört, wenn es damit sein Be­wenden hätte. Schließlich hat die Reichsregierung immerhin einen Ruf zu verlieren, mag auch die baye­rische Regierung dafür gesorgt haben, daß er nicht über all so ist, wie er es sein sollte. Man wird also eine weitere Aeußerung der Reichsregierung erwarten müssen.

Die Erwerbslosenunterstützung. Jebe Erhöhung von der Reichsregierung abgelehnt!

Die Reichsregierung hat eine Erhöhung der Unter­stützungsfäge für die Erwerbslosen abgelehnt, obwohl das zuständige Reichsarbeitsministerium eine Erhöhung vorgesehen und beantragt hatte. Die Reichsregierung wird nicht umhin fönnen, diese unglaubliche Haltung vor der Deffentlichkeit zu begründen, weil sie selbst zugeben muß, daß die den Erwerbs­lofen gewährte Unterstützung durchaus unzureichend ist. Denn mit 3 bis 10 Mart wöchentlich, je nach Ort und Familiengröße, kann fein Erwerbslofer fich felbft, viel weniger seine Familie ernähren. Würde nicht die Wohlfahrtspflege helfend eingreifen, dann müßten die Arbeitslosen, insbesondere in den Groß­städten, mit ihren Angehörigen verhungern, da selbst ein Familienvater mit Frau und zwei Kindern nur etwa 7 M. wöchentlich bezieht. Kein Wunder, wenn die Kinder dieser Unglücklichen von Tür zu Tür schleichen, um ein Stückchen Brot zu erhaschen. Aber davon weiß eine unter dem Einfluß von Luther und Jarres stehende Reichsregierung anscheinend nichts.

lofenunterstügung Reich und Länder gegenwärtig taum Dabei ist zu bedenken, daß eine Erhöhung der Erwerbs mertlich belastet. Die hohen Pflichtbeiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, zusammen bis zu 3 Proz. des Lohnes, liefern bereits so erhebliche Summen, daß in fehr vielen Orten erheblich mehr eingenommen als ausgegeben wird. In diesen Fällen leisten Reich und Länder überhaupt keinen Zuschuß mehr. Allein die Höhe dieser Beiträge rechtfertigt schon eine Erhöhung der ungenügenden Erwerbslosenunterstützung. Unter diesen Umständen tann man die Vermutung nicht unterdrücken, daß die Haltung der Regierung beeinflußt wird durch die Arbeitgeberver­bände, die bei einer Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung Vergleiche mit den allzu niedrigen Löhnen in der Industrie fürchten. Das ist für uns ein Grund mehr, mit allem Nach druck die Forderung nach Erhöhung der Erwerbslosenunter tügung nun erst recht zu erheben,