Der Kampf im Buchdruckgewerbe.
Wie erinnerlich, scheiterten die letzten Lohnverhandlungen| lehnung durch die Unternehmer für gestern, Mittwoch, die ArbeitsIm Budybrudgewerbe. Die Bertreter der Buchdruder hatten einen niederlegung angekündigt haben. Spizenlohn von 35 M. die Woche verlangt, was die Wiederher stellung des nominalen Vorfriegslohnes bedeutet, obwohl der Reallohn infolge der eingetretenen Teuerung auch damit hinter dem Friedenslohn zurückbleiben würde. Es kommt hinzu, daß vor dem Kriege die Tariflöhne Mindestlohne waren, die totfächlichen Löhne jedoch nicht unerheblich über den Mindestlöhnen lagen.
Nach Ablehmung der Forderung der Buchdrucker wurde ein Schiedsspruch gefällt, der einen Spitzenlohn von 30 M. Dorfieht. Dieser Schiedsspruch ist von den Arbeitnehmern abgelehnt worden. Die Buchdruckereibefizer haben nun beim Reichsarbeitsminister den Antrag gestellt, den Schiedsspruch für allgeme in verbindlich zu erffären. Die Entscheidung des Reichsarbeitsministers foll heute gefällt werden.
In einer großen Anzahl von Städten haben die Gehilfen nach Ablehnung der Forderung die Kündigung eingereicht, die gleich falls morgen, Freitag, abläuft, so daß auch hier, wenn die Buchdruckereibefizer auf ihrem ablehnenden Standpunkt beharren, mit der Stillegung der Betriebe zu redynen ist. Das ist in furzen Zügen die augenblickliche Situation.
Es geht daraus hervor, daß von einer Verbindlichkeits. erflärung des Schiebsspruches teine Rede mehr sein ann. In einer ganzen Anzahl von Orten und von Berliner Betrieben ist die Forderung der graphischen Berbände anerkannt worden. Die dort beschäftigten Arbeiter werden bereits nach den neuen Bedingungen bezahlt. In einer weiteren Anzahl von Orten und Berliner Betrieben haben die Buchdrucker ihre Stellung gefündigt. Wenn die Unternehmer auf Anordnung der Vereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, deren Rundschreiben wir fürzlich veröffentlicht haben, sich zunächst auch weigern, der Forderung der Gehilfen stattzugeben, fo werben sie über furz oder lang gezwungen fein, sich mit der veränderten Sachlage abzufinden.
Die Arbeiterschaft, von deren Lohn heute infolge des Steuerabzuges und der erhöhten Krankenkassenbeiträge und der Beiträge für die Arbeitslosenversicherung wesentlich höhere Abzüge gemacht werden als vor dem Kriege, haben lange genug sich mit un möglichen Hungerlöhnen begnügt. Nun hat die Konjunktur um. geslagen. Es geht nicht an, daß man auch jetzt noch die Buchdrucker mit Löhnen abspeist, die ihnen nicht eine menschen. würdige Lebenshaltung gestatten und bie weniger als die Hälfte der Löhne der Arbeiter im Auslande betragen.
Inzwischen hat sich die Sachlage jedoch wesentlich ver schoben. Die Unternehmer haben sich von vornherein auf Rampf eingestellt und die Barole ausgegeben, teine Refein, einstellungen vorzunehmen. Aber die Parole der Organi sation ist von den Buchbruckereibefizern nicht befolgt mor. den. So sind in Berlin allein in der Woche vom 30. März bis 5. April vom Arbeitsnachweis 321 Buch bruder angefor. bert worden. Die Buchdrucker haben ihrerseits in den einzel. nen Betrieben in Berlin die Forderung auf Bewilligung der 35 m. gestellt. Trotz der Barole ber Unternehmerorganisation ist diese Forderung in einer Reihe von Betrieben bewilligt worden, Forderung in einer Reihe von Betrieben bewilligt worden, während eine Anzahl von anderen Betrieben wohl die 35 m. und M. darüber bis zu 46 M. die Woche zahlen, jedoch schriftlich noch nicht anerkannt haben, sozusagen um sich gegenüber ihrer Organisation zu decken. In einer weiteren Anzahl von Betrieben haben die Buchbruder infolge Nichtbewilligung getündigt. Die Kündigungsfrift läuft morgen, Freitag, ab und es ist somit ab Freitag mit der Stillegung einer größeren Anzahl von Betrieben zu redynen. Nehnlich ist der Berlauf der Bewegung im Reiche. In ben meisten Städten Thüringens find die Forderungen der Gehilfen bewilligt worden, ja vielfach sind sogar hö hete Löhne zugestanden. In Erfurt , wo die große Mehrzahl der Betriebe bewilligt hat, befinden sich die Gehilfen in zwei Betrieben noch im Ausstande.
In Halle waren die Gehilfen gleichfalls in den Streif getreten, jeboch haben inzwischen bie meisten Geschäfte die Forderung
bewilligt. Ueber den Streit in Mainz und Görlig haben wir bereits berichtet. Aus Stettin wird uns gemelbet, daß dort die Gehilfen gleichfalls die Lohnforderung gestellt und nach Ab.
Gefahr im Berliner Verkehrsgewerbe. Werden Hochbahn, Straßenbahn und Omnibus ftillstehen? Die in den drei Verkehrsbetrieben Berlins- Hochbahn, Straßenbahn, Omnibus beschäftigten Bediensteten, Handwerker und Arbeiter unterbreiteten den Direktionen eine einheitliche Lohn. forderung. Sie fordern Erhöhung ihrer Böhne um 10, 12 und 15 P f. für die Stunde. Die Leitungen der drei Betriebe find bestrebt, mit allen Mitteln die Löhne ihrer Arbeiterschaft auf das tiefe Niveau der Reichsarbeiterlöhne herabzudrücken, bas felbft Die bürgerliche Regierung Marg, Luther, Stresemann wiederholt in zahlreichen Bersammlungen als für den Lebensunterhalt zu niedrig bezeichnet hat. In den Verhandlungen wurde jede Lohnerhöhung abgelehnt. Die Argumentationen sind die gleichen, die von den Spitzenverbänden der Arbeitgeber in längst befannien Barofen an geführt wurden, mit denen fich die Artetterpresse in den letzten Tagen hinreichend beschäftigt hat.
Zunächst befaßte ich eine Sonderfaminer im Schlich. tungsausschus Groß- Berlin mit der Lohnforderung im Hochbahnbetriebe. Der Spruch, der gefällt wurde, befagt, daß den Handwerkern eine Aufbefferung von 5 Bf., ben Angestellten von 4 f. und allen übrigen Beschäftigten von 3 f. zugestanden werden soll. Die Sozialzulagen werden nicht erhöht, die Zuschläge für Nachtarbeit abgelehnt.
Wie wir durch Drahtbericht aus Röln erfahren, fanden dort gestern Verhandlungen vor der Regierung statt. Die Chriftlichen und bie Gutenbergbündler hatten den Schiedsspruch mit 30 m. und 10 Broz. Befagungszulage angenommen, der Buchdruckerverband aber den Spruch abgelehnt. Die Ortsleitung des Verbandes ersuchte um neue Berhandlungen, die von den Brinzipalen zunächst abgelehnt wurden. Erst nachdem die Hilfsarbeiter fich weigerten, die geforberten Mehrarbeiten zu leisten, erklärten die Brinzipale sich zu Berhandlungen bereit. Für die Zeit vom 29. März bis zum 31. Mai wird ein Spigen lohn von 36,50 m. gezahlt, der den tariflichen Staffelungen unterliegt. Dieser Erfolg ist der Initiative der Kölner Ortsverwaltung des Deutschen Buchdruckerverbandes zu verbanten.
Die Gutenbergbündler und die Christen werden hoffentlich nicht nur die ihnen wider Willen zugefallene Lohnerhöhung einstreichen, sondern sich bewußt werden, daß sie hier mal wieder keine feine Rolle gespielt haben.
Achtstundentngkampf der Bergarbellen.
Waldenburg, 9. April. ( Eigener Drahtbericht.) Much im nieder fchlesischen Steinfohlenbergbau gehen die Arbeitgever jet bazı über, durch Dittat die Borkriegsarbeitszeit anzuführen. Die Belegschaften beantworteten diesen Schritt des Grubenunter nehmertums damit, daß sie nach achtstündiger Arbeitszeit die Be triebe verließen. Daraufhin gingen die Zechenbesitzer dazu über, die am Achtstundentag festhaltenden Arbeiter auszu fperren und versuchen jetzt als Erjazz aus allen Gegenden Deutsch lands Arbeitswillige" heranzuziehen. An die Arbeiterschaft der übrigen Kohlen- und Industriebezirke ergeht daher die Bitte, sich nicht zu dieser Streifbrecherarbeit aawerben zu laffen, fondern jeden zuzug nach Waldenburg ( Niederschlesien ) fern3uhalten und zu unterbinden.
Der Achtstundentag in Polen bleibt!
Aus Warschau wird uns berichtet: Die Delegation bes aft polnischen Hüttenverbandes, welche anläßlich der Krisis in der Bergwerkindustrie vom Ministerpräsidenten Grabfti emp fangen wurde, verlangte die Verlängerung des Achtstundentages. Grabfti erflärte, daß die polnische Regierung unbedingt auf dem Standpunkt des Achtstundentages beharre.
Gewerkschaftsdisziplin in England.
London , 9. April. ( Eigener Drahtbericht.) In dem Bestreben, die am Mittwoch zu erwartende Aussperrung der eng lischen Werftarbeiter zu vermeiden, hat die Gemert. haft der Hafenarbeiter 1000 ihrer Mitglieder in Southampton , auf deren Widerspenstigkeit und Disziplinlofigfeit die gegenwärtige Krise zurückzuführen ist, cus der Organisation ausgefchloffen.
Achtung, Bauarbeiter! Der Streit ber Bartettbodema leger ist beendet. Deutscher Holzarbeiterverband. Metallarbeiter! Wegen Lohndifferenzen ist die Beleg schaft der Firma Glaser u. Pflaum, Ritterstr. 11, in den Streit getreten. Trotz der friedlichen Einstellung der Belegidaft hat sich die Firma auf einen schroff ablehnenden Standpunkt gestellt, so daß der Belegschaft nichts weiter übrig blieb, gefchloffen den Betrieb zu verlassen. Die Belegschaft bittet die Berliner Ar beiterschaft um Solidarität.
Bei der Ba upa", Raumschuh A.-G., Friedrichstraße 61, find gestern 11 von 15 Beschäftigen in den Streit getreten. Die Firma fündigte den Tarif bezüglich der Bezahlung der Wegzeiten und sperrte auch sofort die entsprechenden Entschädigungen. Auch die geforderten Lohnerhöhungen auf die bis 38 Pf. heruntergehenden Löhne wurden nicht bewilligt. Die Elettromonteure werden ersucht, Solidarität zu üben.
Zur Seemannsbewegung ist mitzuteilen, daß entsprechend den Bestimmungen der Satzungen des Verkehrsbundes durch die im Hafenstädten der vom Reichsarbeitsministerium gefällte Sprud zwischen erfolgte Abstimmung der organisierten Seeleute in den
angenommmen worden ist.
In Mannheim wurde der Betrieb von Heinrich Lanz ge Berkehrsbund, beauftragt worden, eine Bollverfammschloffen und die 5000 Arbeiter find ausgesperrt. In fung zu morgen, Freitag, abends 7 Uhr, im Lehrervereinshaus, folge von Lohndifferenzen fam es zu passiver Resistenz, nachdem die Alexanderplaß, einzuberufen. Es soll ein Bericht gegeben und evtl. Berhandlungen ergebnislos blieben. Die Stadtverwaltung bemühte weitere Schritte beschloffen werden. fich um eine Einigung, da sonst auch die übrigen Betriebe der Mannheimer Metallindustrie in Mitleidenschaft gezogen werden.
8mm Streit im Stuck- und Gipsban.
Gastwirtschaftliche Angeftelte! Morgen, Freitag, nachts 1 Uhr, große öffentliche Bersammlung in den Musiker- Festfälen", Raifer- WilhelmStr. 81. Tagesordnung: Die tommenden Reichstagswahlen." Referent: Reichstagsabgeordneter Aufhäuser. Alle im Gastwirtsgewerbe tätigen Angestellten find freundlichst eingeladen.
Achtung, AEG., Kabelwert, Transformatorenfabrik und NAG.
Morgen, Freitag, nachmittag 4 2hr, in der Schule Nieberschöneweibe, Ber. bes Gen. Frans Antler Aber: Die Reichstagswahlen unb ble Sozialbemotratie. 2. Aussprache. Sympathifterende find einzuführen. Der Fraktionsverfand.
liner Str., Bersammlung aller BSPD.- Genoffen. Tagesordnung: 1. Bertrag
-
Deutscher Verkehrsbund, Abteilung Straßen- und Kleinbahner.
Morgen, Freitag, abenb 7 Uhr, im Lehrer- Vereinshans, Alexandervlak Lages ordnung: Wirtschafts- und Lohnpolitik in ben Berk brabetrieben." Agitiert
( großer Saal), Bollversammlung aller in den Berliner Berkehrsbetriebes be fchäftigten Straßenbahner, Hochbahner and Omnibusbebienieten. für einen Massenbesuch! Rein biensfreier Rollege barf feblen!
Die streitenden Studateure und Gipsbaufacharbeiter hielten am Dienstag ihre erste Streitversammlung ab. Wohl selten ist ein Streit mit einmütigerer Kampfesstimmung begonnen worden als biefer. Das machtlüfterne Unternehmertum hat feit langer Zeit die Berbitterung in unsere Reihen getragen. Fast 11 Bochen brauch ten die Arbeitgeber dazu, ihre Abänderungsanträge zustande zu bringen. Weitere adhi Tage, um sich über unsere Stellungnahme dazu zu beraten. Erst nachdem sie mit der Einberufung einer Mitgliederversammlung am 31. März, abends 6% Uhr, vertrautgemacht waren, zeigten sie fich bereit, um 5 Uhr desselben Tages zu ve handeln. In einem Rundschreiben an die Mitglieder des Berbandes ber Baugeschäfte wie auch in fonftigen Auslaffungen versuchten diese Herren die Dinge fo barzustellen, als sei der Streit vom 3aune gebrochen." Bereits seit Wochen vor Ablauf des bisherigen Tarifs lehnten verschiedene größere Firmen die rechtlich bestehenden Ferien ab. Herr Bunt, Bertreter des Verbandes der Baugeschäfte, sprach in der Sizung am 20. März von einer„ tro ft losen Lage des Gewerbes". Schade, daß wir nicht ein Gruppenbild der größtenteils recht wohlgenährten UnternehmertarifDie Funktionäre der Hochbahnbetriebe haben diefen tommiffion beifügen können. Aber auch die Riefengeminne, Gesperrte! Lohnzahlung morgen, Freitag, von 12-1 Uhr. Um 2 Uhr Spruch nicht für wert befunden, ihn der Gesamtbelegschaft zur Schäftsvergrößerungen, Bermehrungen des Pferdebestandes, der Entscheidung vorzulegen. Sie haben ihn aus elgener Initiative Autos und dergleichen mehr lassen von Troftlosigkeit auf unterabgelehnt. Die vollständig ungenügende Aufbesserung der Löhne, nehmerseite nichts merken. Um so weniger kann von den in troft die der Spruch den Arbeitern im Hochbahnbetriebe bringt umb kein lofer Lage befindlichen Arbeitern, die während der Inflation leer Ausgleich für die Verteuerung der Lebenshaltung ist, wird von den ausgingen, die fich weder fatteffen noch notwendgie Kleidung ergänzen fonnten, gefordert werden, auf die Lage der armen Unternehmer Beitungen des Omnibusbetriebes und der Straßenbahn nicht einmal Rücksicht zu nehmen. Die Herren folgen der Mode und fordern anerkannt. Die unverständlich lange Arbeitszeit, die Arbeitszeitverlängerung, Lohnherabfegung, niedrigen Löhne und die Haltung der Leitungen der brei Ferienbeseitigung, unbegrenzte Lehrlingsausbeu Unternehmen haben dazu beigetragen, daß die Erregungen tung, willkürliche Affordarbeit, Arbeitsnachweis. und Empörungen in den Belegschaften den Höhe. verschlechterung und dergleichen mehr. Die Herren bestanden puntt erreicht haben und nun jeden Augenblid die auf ihrem Schein und wollten in feinem Bunfte nachgeben. Sie find es in Wirklichkeit, die den Arbeitsfrieden gestört haben. Damme durchbrechen fönnen.
Die Funktionäre haben deshalb die Gemertschaften be auftragt, alle weiteren Schritte zur Durchführung ihrer Forderung zu ergreifen. Zunächst ist die führende Organisation, der Deutsche
KON LINON
rein orienfalisch
Der Kampf wird geschlossen und mit aller Energie geführt. Alle Berfuche, Streitarbeiten zu verrichten, werden an der Regsamkeit unserer Kollegen sowie an der Solidarität aller anderen Be rufe zerschellen!
JUNT
Achtung, Deutsche Werke Spanban! Fitr Streitende und Ausge Betriebsverfammlung in Spandau , Neue Welt, Rublebener Str. Alle haben zu erscheinen.
Achtung, BSPD.- Metallarbeiter! Sente abenb 7 Uhr in ben Gophiens
raten, Sophienstr. 17/18, Bersammlung aller BSBD. - Metallarbeiter. Tages ordnung: 1. Bortrag des Genossen Artur Crifpien über: Die Reichs tagswahlen und die Sozialdemokratie." 2. Ausgabe von Bahlmaterial. Alle
Betriebe, besonders fleine und Mittelbetriebe, müffen vertreten fein. Partet Der Fraktionsvorfland. ausweis legitimiert.
Berantwortlich für Politif: Craft Reuter; Wirtschaft: Artur Saternus; Gewertschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : Dr. John Gailowski; Botales und Sonstiges: Fri Karstadt ; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderel und Berlagsanstalt Baul Ginger u. Co., Berlin GB. 68. Lindenftrage& Sieran 2 Beilagen.
Säle frei Nrd. 9296
Die beste Reklame
ist die Empfehlung von Mund zu Mund. Die kleine Massary Zigarette, die dank der vorzüglichen Tabakmischungen ein köstliches Aroma ihr eigen nennt wird darum mit Recht
Berlins populärste Zigarettenmarke genannt
Urteilen Sie selbst!
Kleine Massary 23