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Sr. 173 41. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Autounfälle und Verkehrsnot.

r Erst in den lehien Tagen wieder haben schwere Automobil anfälle das Berliner Publikum unliebsam an die Tatsache erinnert, daß die hauptstädtischen Verkehrsverhältnisse noch immer sehr im argen liegen und den modernen Anforderungen von Simerheit und urgen liegen und den modernen Anforderungen von Sicherheit und nfellverhütung feineswegs genügen. Und die amiliche Jahres­gusammenstellung der 1923 durch Kraftfahrzeuge und Pferdefuhr­erte innerhalb Berlins herbeigeführten Unfälle gibt die er­fgredend hohe Zahl von 1940 Unfällen. Das macht auf den Tag fünf. An jedem 16. Tage wurde eine Person getötet, an jedem Tage des Jahres eine Berson schwer und drei Personen leicht ver: Letzt. Auf die Kraftfahrzeuge entfielen 1278 Unfälle, davon 512 auf Personenkraftwagen, die nicht im öffentlichen Verkehr Verwen­bung finden. Fahrräder verursachten 376 Unfälle und Pferdefuhr

Das Problem der Verkehrsregelung.

Freitag, 11. April 1924

der Polizeibeamten zu vermeiden, sollen Feststellungen, ob ein Theater überfüllt ist, nicht im verdunkelten Raum vorgenommen werden.

Junges Gemüse.

Es läßt sich nicht länger verheimlichen: es lenzt. In den Schrebergärten graben Männer in Hemdärmeln Berliner Grde- chen Himmel und Hölle, junge Müiser fahren ihre Kleinen in die um, in den Seitenstraßen spielen die Jungen Fußball und die Mäd. Sonne, in den Parts blüht erste und ältere Liebe. Man weiß nicht, was noch werben mag.

Kerle

nennen

Ais ganzes Problem aber läßt sich der Straßenverfehr nur im Stellen zusammen. Potsdamer Platz , Kranzler- Ede, Spittelmarkt, großen lösen. In Berlin drängt sich der Hauptverkehr auf wenige Leipziger Straße und Börje find solche Hauptverkehrspuntte. Man wird nicht behaupten wollen, daß die dort stationierten Beamten immer in der genialsten Weise den Verkehr leiten. Das liegt zum Teil auch an den Verhältnissen. Warum baut man nicht B. am Potsdamer Platz einen der eisernen Verkehrstürme, Don wie sie Amerika und andere Länder seit langem besigen? Unbeirrt vom Lärm und verwirrendem Gedränge übersieht von dort der Beamte den gesamten Berkehr und lentt ihn mit einigen wenigen Signalen großer Zeichenarme, die nachts beleuchtet werden. Das wirkt besser und sicherer als etwa das Posaunenblasen am Bots, damer Platz. Ein Anderes ist die mangelhafte Beleuchtung, wie sie besonders in den Vororten sich breit macht. Wenn 3. B. in Steglig erst eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit Licht gemacht wird ist es nicht zu ver= Man sieht also, die Autos haben die meisten Unglücksfälle auf wundern, wenn dauernde unglüdsfälle registriert werden, die auf den halbdunklen Straßen geschehen. Vor allem aber auch sollten die zahlreichen Handwagen jeder Art Licht mit sich führen. Die häufigen Unfälle gerade auf diesem Gebiete beweisen, wie notwendig diese Maßnahme ist.

werte 286.

Ein Schuldkonto der Herrenfahrer".

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bem Schuldtonto, und das Publikum wird nun auch gleich mit dem Irteil bei der Hand sein, daß die Autoraferei an allem allein schuld sei, ohne einmal objektiv nachzuprüfen, ob nicht auch gndere Momente hier hineinspielen. Eins wird vor allem nicht berücksichtigt. Der Verkehr hatte in den Kriegsjahren merklich nach gelassen und dadurch das Publikum zu einem Nachlassen seiner Auf­erffamteit veranlaßt. Das rüchte sich, als nach Friedensschluß ein neuer verstärkter Verkehr, vor allem von Autos, wieder einjeßte. Die Zahl der Mietautos in Berlin beträgt zurzeit zirfa 3500, doch find davon ständig zirka 25 Proz. in Reparatur; viel größer aber ist die Zahl der Privatautos, die besonders in der Inflation stieg, wo jeder Raffle seine Sachwerte auf Gummireifen spazierenfuhr. Die Ausbildung dieser Herrenfahrer" war naturgemäß eine meist recht minderwertige. Während jeder Berufsfahrer mindestens einen Monat die Fahrschule besuchen muß, außerdem unter ständige: Kontrolle feiner Organisationen und der Polizei steht, die ihm bei Trunkenheit oder selbstverschuldeten Unglücksfällen sofort den Führerschein entziehen ist die Mehrzahl der Herren fahrer diesen strengen Bedingungen nicht unter worfen und fährt mit einer edlen Rücksichtslosigkeit darauf los, bie nachgerade zu gemeingefährlich wird. 35 Rilometer Höchstgeschwindigkeit sind für das Weichbild Groß- Berlin erlaubt man braucht aber nur einmal etwa die Charlotten burger Chaussee zu beobachten, die überhaupt den Reford in Unfällen jeder Art stellt, um sich an der 55- Rilometer- Geschwin bigkeit der Herrenfahrer zu erfreuen, vorausgesetzt, daß man nicht heim Ueberschreiten der Straße vor ihnen um sein Leben rennen muß. Nach den gemachten Feststellungen fahren die Berufsjahrer faff immer in dem vorgeschriebenen Tempo, fie merden ja auch im eigenen Interesse den Fahrgast nicht mit überstürzter Haft ans Ziel befördern wollen. Zudem sind die meisten Berufschauffeure Be. teranen in ihrem Fache. Viele waren früher Droschfen­fuscher und wechselten dann mit dem Aufkommen des Autoverkehrs über. Gemiz famen in der Nachkriegszeit auó dunkle Elemente fns Gewerbe, aber diefe milden Fahrer find sämtlich wieder hinaus befördert, und ist auch so eine gründliche Bereinigung vollzogen worden. Eine ebenso große, wenn nicht größere Gefahr für das Straßenpublikum bilden aber die Motorräder jeder Art, die erfah­rungsgemäß immer mit der größten Geschwindigkeit drauflos­rajen, wenn möglich, mit einem Hintermann oder Beiwagen mit Familie darin. Hinzu kommt, daß das betäubende Rattern feines Motors den Kraftradfahrer taub für jedes Warnungszeichen imacht und so bei scharfen Eden usw. nur zu oft zusammenstoße erleidet. Das Gleiche gilf von den Radfahrern, die auch nur zu off im 6- Tage- Tempo die Straßen durchfliken, möglichst noch mit aufgetürmtem Gepäd oder einem Begleiter hinten aufgestellt. Hier fann nur eine schärfere Ueberwachung der Berkehrspolizei, mie sie etwa Amerifa in seinen fliegenden Patrouillen hat, Wandel schaffen. Sofortiges Anhalten bei jedem llebersdyreiten der zugelassenen Fahrigeschwindigkeit und ebenjolde sofortige Erlegung einer Geld­buße jind gute Mittel zur Erzielung einer notwendigen Fahr­und Straßendisziplin. Die Entziehung des Führerscheins wird besonders rabiate Herren, die etwa die Leipziger Straße mit ber Rennbahn verwechseln, auch schnell zu der hier besonders nötigen Bernunft bringen.

-w

74]

( Nachbruc dur Malit- Berlag, Berlin .)

Der Bürger.

Bon Leonhard Frant.

Das Herz blieb stehen. Klopfte noch immer nicht wieder. Begann in rasendem Tempo zu hämmern. Die Schläfen, graufalt geworden, stiegen über den Kopf empor. Tobesangst padte und erfüllte ihn bei der Vorstellung, ihm, den er ver­raten und verkauft hatte, in die Augen zu bliden.

Der am ganzen Körper Zitternde wußte, daß er auf der Stelle tot zusammenbrechen werde, angesichts des anderen; dennoch trug letzte Bereitschaft, die Glieder lösend selig ihn durchströmte, Jürgen auf das gelbe Haus zu, bis vor das Porzellanschild.

Er fant, fant, fant. Stand endlich, Beine und Füße aus Blei, auf dem Asphalt und las wieder und wieder den nur ähnlich flingenden Namen.

Alles Leben, das ganze Gewicht seines Körpers schien in den Beinen zu sein, so schwer waren sie geworden, als er sich meiterfchleppte, toten Blides.

Was soll das Publikum tun?

ausgerechnet gerade in der Leipziger Straße die Zei­Vor allem eins: Selber ein bißchen aufpassen. Warum denn tung lesen oder einen Platz der ganzen Länge nach überschreiten, wenn man ihn an der Kurzfeite genau so gut paffieren fann! Oder Autos herankommen sieht, dann läuft mit tödlicher Sicherheit der wenn man auf dem Damm gleichzeitig von vorn und von hinten Großteil der Passanten davon und in eins der Autos hinein, anflett ruhig stehen zu bleiben und die Wagen vorbei zu lassen. Warum hat man nicht auch die Sitte eingeführt, bei größeren Auffahrten für Augenblick halten zu lassen und den Chauffeur zu bezahlen, anstatt Theater, Versammlungen usw. das Auto furz vor dem Ziel einen gerade vor dem Eingang mit einer langen, ungeduldigen Reihe von schläge sind billig und noch beliebig zu vermehren, aber wenn sie Hintermännern die Abrechnung durchzuführen? Die guten Rat­fehrsunfälle" aus den Zeitungen verschwinden können. Der Aus­das Publikum nur befolgen würde, so würde bald die Rubrik Ber­bildung des sechsten Sinnes, des Verkehrsfinnes, fann ruhig immer noch mehr Beachtung geschenkt werden als bisher. Und wenn in verfehrs in Zukunft etwas mehr eingeführt werden, anstatt goldene den Schulen die Kinder in die Geheimnisse des richtigen Straßen­so wird das entschieden ein Borteil sein. Borte verflossener Herrschergestalten auswendig lernen zu müssen,

Für die Großen aber, denen, wie uns allen henie, nur zu leicht die Geduld reißt, sei das gute alte Berliner Bort als er tehrsregel gefagi: Immer mit die Ruhe! Dann wird's schon gehen.

Gegen überfüllte Lichtspieltheater.

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Wer Augen hat, sieht noch andere Dinge, die so recht zum Früh ling zwischen den Mauern gehören. Es wimmelt in den Straßen jungen Hunden. Ueberall sieht men die unerfahrener kleinen ja mas denn nun? ,, laufen" fann man doch so was nicht also überall sieht man das junge Genrüse hoppein. Bald bleiben sie stehen und gucken ein bisserl die Welt und die Laternen­pfähle an, bald reiben sie mit niedlichen Pfötchen herum wegen des Maulkorbs und weil es überhaupt egalweg wo frabbelt, bald friechen sie ihrem und anderen Herren zivischen den Beinen herum. Und der Mensch vergibt siebenmal siebenundsiebzigmal. Schließlich macht es eben doch Spaß, und es ist doch immerhin etwas,

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Don

matan man sich zwischen dem Druck der Stadt ein wenig freuen fann.

*

Bekannte hatten mich eingeladen, einmal in die Kalonie" zu Bommen die Ziegen hätten gelammt. Ich traf Baiern im Garten. Das Bohnenbeet mar fig und fertig. Man muß sich dazuhalten," Ich verstand und traf Muttern im Ziegenstall. Du lieber Gott, sagt er, wenn man noch ein bißchen junges Gemüse haben will." es ist alles so überraschend gekommen." Sie empfing mich lachend und zeigte mir das Entzückendste vom Entzückenden. Die Lämmchen Beben. Aber das war noch nicht alles. Berner erzählt strahlend, lagen an der Mutterbrust( der Ziegenmutter) und saugten erstes daß das große, weiße Karnidel tragend ist. Aufregung, Freude, Er­martung das ganze Glück von Menschen, die ein Stückchen Scholle ihr eigen nennen.

und

Am Abend saßen mir beisammen. Bir sprachen über die soll. Heiter und zuversichtlich flang Rede und Gegenrede Wahlen und über das Gemeinschaftshaus, das die Kolonie bekommen es bestätigte sich wieder einmal: diese Leute werden nicht muffig und Pleinbürgerlich, nur ruhiger und flarer. Am späten Abend mußte" Mutter nochmal in den Stall gehen. Es ist eine Heiz mit macht so niel Freude." bem jungen Gemüse," sagte fie, als sie wieder hereintrat, aber es

zwei Landesverratsprozesse vor dem Kammergericht.

Der erste Straffenat des Kammergerichts hielt gestern eine Sigung im fieinen Schwurgerichtsjaal Moabit ab und beschäftigte sich mit zinet Anklagefällen wegen Landesverrals. Der erste Fall beiraf den Kaufmann Friedrich Burps aus Westfalen, der beschul­digt wurde, mit einer fremden Macht, der er als Spion diente, in Berbindung gestanden zu haben. Bei einem Versuch, mis nge­hörigen der Reichswehr Beziehungen anzufnüpfen, zu welchem Zwede er nach Berlin gekommen war, wurde Burps verhafiet. Der Die häufige Ueberfüllung von Lichtspieltheatern bei Urauffüb eifte Straffenat unter Vorsiz des Senatspräsidenten Schnißter versor rungen oder bei besonders zugkräftigen Filmen hat dem Berliner urteilte Burps wegen Landesverrats zu 12 Jahren Zuchthaus , Bolizeipräsidenten Anlaß zu besonderen Anweisungen an die Polizei- 3 Jahren Chroerlust und 3000 m. Geldstrafe. In dem zweiten organe gegeben. Die Beamten find beauftragt worden, darauf zu Antiagefalle wurde eine Frau Hohemann aus Aschersleben des achten, daß nach dieser Richtung eine strengere Kontrolle versuchten Landesverrats und der Spionage beschuldigt. Auch sie der Lightspieltheater vorgenommen wird. Es dürfen soll versucht haben, an eine feindliche Macht militärische Ge feinesfalls mehr Karten ausgegeben werden, als nach dem aus heimnisse zu verraten. Die Angeklagte genießt einen weit ver­hängenden Plan Plätze vorhanden find. Im Uebertretungsfall wird breiteten Ruf als Kartenlegerin und wurde von der früheren die Raise geschlossen und Anzeige gegen den Kinobenzer Hofgesellschaft vielfach in Anspruch genommen. So ist sie unter dem erstattet werden. Auch dürfen feine losen Stühle aufgestellt werden früheren Prinzregenten yon Braunschweig mehrfach nach Blanken­und feine Zuschauer in den Gängen stehen. In solchen Fällen mird burg im Harz berufen worden. Staatsanwaltschaftsrat Loehrbeck die sofortige Entfernung der Stühle und die Räumung der Gänge beantragte unter Zubilligung mildernder Umstände zwei Jahre Ge veranlaßt. In Lichtspieltheatern mit gemeinsamem Ein- und Ausfängnis, während Rechtsanwalt Weise um eine milbere Strafe bat. gang ist von den Beamten nach der Verfügung des Polizei- Der Straffenat verurteilte Frau Hohemann zu einem Jahre präsidenten darauf zu achten, daß die Räumung des Zuschauer Gefängnis, lehnte aber die Anrechnung der Untersuchungshaft raumes und der Einlaß der neuen Besucher reibungslos vor sich ab und gleichzeiatig die Zubilligung einer Bewährungsfrist, da der geht. Auch auf unbedingte Innehaltung des Rauchver Gesetzgeber für die Fälle des Landesverrats zweifelos eine Bewäh­botes wird hingewirkt werden. Um ungerechtfertigte Eingriffe rungsfrist nicht ins Auge gefaßt habe.

,, Wie also sieht dieser Herr Jürgen Kolbenreiher denn nun eigentlich aus, im großen ganzen?... Sie wohnen doch im Hotel, nicht wahr?"

Ich habe im Hotei einen falschen Namen angegeben. Den Namen desjenigen, den ich suche. Sie verstehen?" ,, Berstehe schon!"

Jah bin nämlich... Ach nein, ich bin nicht. Das heißt, ich wollte sagen: ich bin infognito hier, ganz und gar into gnito... Wie Jürgen Kolbenreiher jest aussieht, das weiß fein Mensch auf der Welt. Denn es ist ganz unmöglich, zu wissen, wie ich aussehen würde, wenn ich so geworden wäre, wie ich bin. Das ist ja das Hoffnungslose."

Nichts ist hoffnungslos. Ich habe schon schwerere Fälle mit gutem Erfolge zu Ende geführt. Beruhigen Sie sich. Nur Ruhe! Ich selbst werde den Fall bearbeiten. Und was die Extraprämie anlangt, fo ift fie fällig, nachdem Sie selbst zu­gegeben haben werden, daß dieser von Ihnen gesuchte Jürgen Kolbenreiher gefunden ist. Belche Summe also...?"

Jede Summe! Meine Billa , drei Miettafernen, ein Riefenvermögen in Wertpapieren. Nehmen Sie alles, was ich habe, und geben Sie mir dafür Ihn!"

Hinausbegleitet, verließ Jürgen das Bureau, nicht meniger Hoffnung im Herzen als der Detettin, der, tief in Die Detektei erreichte Jürgen noch tnapp vor Bureau- Grübelei verfunten, einen Bratenfaucetropfen von seinem schluß. Mit dem ersten Blid schätzte der Inhaber den gut ge- feidenen Rodaufschlag abtragte, an die Billa , die Mietfaser­fleideten Kunden auf die Bermögensverhältnisse hin ein, benen, an das Riefenvermögen dachte und feine Lust mehr hatte, merkte schon nach zehn Sekunden, daß der vor ihm stand, den des Dienstmädchens Alimentationsfall zu bearbeiten. er suchen sollte, ließ sich eine Anzahlung geben. Am Morgen hatte Jürgen zu seiner Verwunderung gegen einen Sched, unterschrieben mit dem Namen Jürgen Kolbenreiher, an­ftandslos eine große Summe ausbezahlt bekommen. Haben Sie Hoffnung?"

,, Aber gewiß doch! Von der Hoffnung lebt man heutzu tage... Wie wär's mit einer Extraprämie, Herr... Pardon, wie ist Ihr Name?"

Und da Jürgen den Kopf schüttelte: Ich habe keinen." Den wollen Sie nicht sagen, verstehe schon. Das fommt bei uns öfter vor. Mit einer besonderen Prämie, die Sie demjenigen meiner Leute auszubezahlen hätten, der den Auf­enthaltsort dieses Schuftes nachweist."

,, Er ist tein Schuft. Im Gegenteil: wir find Schufte!" ,, Erlauben Sie! Gewöhnlich sind meine Auftraggeber fehr achtbare Leute, die irgendeinen Schuft suchen laffen." Glauben Sie mir, es ist genau umgekehrt,

Jürgen stand schon ror einer Blafatfäule, an der ein roter Zettel flebte, mit der Aufschrift: Es gefchieht alles, was du willit, nur fehre zurüd." Im Auto fuhr er in das Plakat­institut.

ます

Mit jedem Tausend mehr, das Sie druden lassen, steigt die Wahrscheinlichkeit, daß Sie diesen Herrn Kolbenreiher finden." Der Unternehmer ließ die Augenbrauen fallen. Das ist doch klar, nich?"

bung!"

Fünftausend?... 3wanzigtausend?"

,, Sind besser als zehntausend! Jetzt die genaue Beschrei Die gibt's nicht." Er zog die Jugendphotographie aus der Tasche. Hier ist das Bild dieses Menschen. Mein Jugend­bild! Aber jetzt fann Jürgen Kolbenreiher unmöglich so aus­fehen. Und auch nicht so." Er deutete auf sein Geficht ,, Sagten Sie vorhin nicht, Sie selbst seinen Jürgen Kolben­Leiher?"

,, War ich! Bin ich wieder, wenn ich ihn gefunden habe." ,, Hören Sie mal, einem Schwachsinnigen nehme ich kein Geld ab. Nee, ich bin doch teen Schnapphahn. Hab ich nich nötig.... Greifen Sie sich an den Kopf und sagen Sie sich): Da hab ich mich."

Wenn das so einfach wäre! Wenn ich einen Kopf hätte!" ,, Na, denn rin in die Gummizelle!"

Die Konkurrenz machte das Geschäft. Und schon ant fol­genden Tage mar an allen Plaketfäulen zu lesen, welche Summe demjenigen ausbezahlt werde, der den Aufenthalts­ort Jürgen Kolbenreihers angeben fönne. Auf den knallroten Zetteln flebte Jürgens Photographie, die eigens zu diesem Zwecke aufgenommen worden war. Ein gewisser Anhalts­punkt sei die Photographie ja doch, hatte der Plakatmann gesagt.

Den ganzen Tag durchquerte Jürgen suchend die Stadt. Niemand erkannte ihn. Der Detektin machte den Versuch, das Geld zu verdienen. Einen Jrrenarzt brachte er gleich mit ins Hotel.

Jürgen zeigte den beiden seine Jugendphotographic. ,, Nehmen Sie an, dieser Mensch wäre auf dem Wege, den zu gehen er als feine Pflicht erkannt hatte, weitergeschritten, vierzehn Jahre älter geworden: mie würde er dann jetzt aus­sehen? Sicher nicht so wie ich... Schaffen Sie mir den rich)- tigen Mann bei, dann bezahle ich."

Ich habe den richtigen Mann für Sie mitgebracht. Der mird Ihnen fir flarmachen, daß Sie selbst der Besuchte find," fagte refolut der Deteftin. Nicht mahr, Herr Doktor?"

Der grinste. So einfach wird das nicht sein." Der Detektin wurde energisch: Sie müssen sich unter: fuchen lassen." Und der Doktor zog die Uhr. Also, erst mal Ihren Buls, bitte.

Puls? Wenn ich einen Buls hätte!" Was Puls! Meinen Puls? Sind Sie nicht bei Sinnen!

Nur los!" rief der Detektiv, ging zu auf Jürgen, der zurückwich, die Bronzefigur rom Schreibtisch nahm.

Als der Psychiater eine halbe Stunde später mit zwei Wärtern und einem Schutzmann zurückkam, war Jürgen schon in ein anderes Hotel übergesiedelt.

Auf das Protokoll des Arztes hin wurde eine Anzahl Schuhleute ausgefchickt auf einen Streifzug durch die Hotels, Pensionen, Absteigequartiere, den Jrren zu suchen, während dieser hoffnungsfroh die Stadt durchquerte, sich selbst zu inden. Fortsetzung foigt.)