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Kommunistische Patentlösung.

Solange in Deutschland   die Inflation herrschte, stiegen die Aktien der Kommunistischen Partei mit dem Steigen bes Dollars. Die Zermürbung der breiten Volksschichten gab ihnen Gelegenheit, um ihre Butschparolen die unzufriedenen und erregten Massen zu sammeln. Seitdem auf ihr großes Geschrei im vergangenen Herbst ein fläglicher Rüd zug folgte, seitdem die Inflation beseitigt und eine gewisse Stabilisierung der Wirtschaftsverhältnisse eingetreten ist, geht ihr Einfluß überall zurück. Die Stärkung der Arbeiterklasse, die neu erwachende Widerstandskraft ihrer Organisationen bedeutet automatische Schwäch ung der Kommunist en und Zurüddrängung ihres Parolenwahnsinns. Den Todes stoß würden sie erhalten, wenn es gelänge, diese Stabilisierung davernd zu sichern, wenn eine außenpolitische Berständigung uber die Reparationsfrage, wie sie die Sozialdemokratie feit Jahren erstrebt, erreicht wirde. Das Scheitern der Verhand lungen über die Vorschläge der Sachverständigen ist ihr legter Hoffnungsanfer. Sie wollen feinen Frieden, fie wollen feine Verständigung, denn nur im Kampf aller gegen alle fönnen sie hoffen, ihre weltbeglückenden Bläne durchzusehen. Kein Wunder, daß fie sich in natürlicher Bundesgenos fenschaft mit Deutschvöltischen und Nationalisten gegen jede außenpolitische Verständigung zusammenfinden.

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Nette Bundesbrüder.

Herr v. Graefe auf Golbebee in Medienburg, einer ber großen völkischen Kämpen in Norddeutschland, ist für die Reichstags­wahl im Wahlkreis Düsseldorf   als Spitzenkandidat aufgestellt worden. Wie kommt der Mecklenburger Junter an den Nieder­ rhein  , wo er eine merkwürdige Unterstützung durch die rheinischen Separatisten findet? Im gleichen Düsseldorf   spielt nämlich als Führer der Separatisten Herr. Matthes eine große Rolle, der auch im vergangenen Spätjahr, während des Separatistenputfches, an der Spize dieser Bewegung stand. Trotz der Niederlage, die er mit seinem Separatismus erlitten hat, betätigt er fich doch im Reichs­tagswahlkampf. Seinen Anhängern hatte er zunächst Wahlenthal­tung empfohlen, oder höchstens die Wahl der rabifalft- republitant. schen Partei", womit er die Kommunisten meinte. Plötzlich vollzog

Martow   Gedenkfeier

Morgen, Sonntag, 13. April, 10 Uhr vormittags in der Stadthalle, Klosterstraße 47/59 Mitwirkung des Gemischten Chors Groß- Berlin

Redner:

Rub. Bilferbing/ A. Crifpien/ R. Abramowitsch

Karten am Eingang und in ben bekannt gegebenen Verkaufsstellen

Katholische Abwehr.

Genau wie Ludendorff   und seine Leute haben auch die Kommunisten ihre Patentlösung", die sie jetzt wahrschein­lich demnächst in allen Versammlungen ableiern werden. Sie nennen das auch proletarische Lösung", und meinen damit Die revolutionäre Erhebung in Deutschland  " und das dann folgende Bündnis mit Sowjetrußland". Ehe es aber zur aber Herr Matthes eine fühne Schwenkung und erklärte für die revolutionären Erhebung tommt, die auch nach der Ansicht Separatisten als taktisch richtig, dem deutschvölkischen der augenblicklich maßgebenden fommunistischen Führer nicht Randi baten ihre Stimme zu geben, also Herrn D. Graefe­Goldebe aus Mecklenburg  . Die Erflärung für diese merkwürdige ganz aktuell ist, soll nach dem Wunsch der Kommunisten zu nächst einmal jede Verständigung mit Frankreich   ab Haltung ist inzwischen gefunden. Herr Matthes wurde nämlich gelehnt werden. Was das bedeutet, haben wir im vorigen über seine für einen heinischen Separatisten reichlich auffällige Jahre gesehen und die Kommunisten scheinen eine Wiederkehr Empfehlung eines Deutschpöltischen in einer Bersammlung zur Rede der Zustände von 1923 nicht ungern zu sehen. Vielleicht gestellt und mußte zugeben, daß er ein leibbaftiger effe würde diesmal die Regie für den Oktober 1924 etwas beffer des deutschvölkischen Kandidaten Graefe Golbe bee ist. Daher ziehen plötzlich am Wahlkampf in Düsseldorf   der flappen und der große Kladderadatsch mit Sinowiews Unter ftügung fönnte glüden. Dann soll Deutschland   ähnlich wie rheinische Separatist und völkische Junter einträchtig am gleichen Gowjetrußland, gestützt auf feine rote Armee  "( die mit pro- Strang. Diese Blutsverwandtschaft mit bem beutsch. letarischer Begeisterung gegen die franzöfifchen Kanonen schiepoltischen Agrarier aus Mecklenburg   mag bie Vorliebe des Separa ßen wird) mit den Ententemächten verhandeln und die tiftenhäuptlings für faschistische Gewaltmethoden erklären. Herrn deutsche Bourgeoisie bezahlen lassen". Diesen Unsinn nennt Graefe und den Deutschöllischen gratulieren wir zu biefem Borfpann. man proletarische Lösung der Reparationsfrage", und man wundert sich bei den Kommunisten, daß andere Leute von Dornherein das Kräfteverhältnis und die Möglichkeit für die Arbeiterschaft etwas anders einschätzen. Bet den München  , 11. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Wie feit längerer Rommunisten ist es freilich üblich, nach vollbrachter Helden Beit angekündigt, veranstalteten die Münchener Katholiten am Don. tat festzustellen, daß man sich über das Kräfteverhältnis geirrtnerstagabend eine große Kundgebung gegen Luden. und infolgedessen die Arbeiter in lehrreiche Niederlagen hin- borffs antiultramontane Propagandareden im Hitler- Prozeß. Es eingeführt hat. In Wirklichkeit verbirgt sich hinter den ge- waren u. a. auch der Kardinal Faulhaber und die Minister schwollenen Phrasen nichts als volltommene Unfähig Schwener und Matt erschienen. In feiner Protestrebe fagte teit, unter den gegebenen deutschen   Verhältnissen Deutsch   der Reichstagsabgeordnete Rauch: Ludendorff   hat den Bapst an­land und die Arbeiterbewegung wieder aufwärts zu führen. gegriffen, dem er es doch zu verdanten hat, daß er nicht als Kriegs. verbrecher an die Entente ausgeliefert worden ist. Aber Dankbar. teit ist eine bescheidene Blume, die nicht auf dem Feldherrnhügel gedeiht." Rauch behandelte dann die christentumsfeindlichen Ziele der völkischen Bewegung, lobte den italienischen Faschismus und ben Hitler der ersten Zeit, der noch in einer einfachen Mansarde gefeffen habe, während der Hitler von heute nur mehr der Tromme ler sei; die Führung hätten andere in ber hand. Nach der An Bitterfeit erfüllte Schlußworte Wir Ratholiten fordern heute, daß mir nicht nur die Gnade von Menschen bekommen, für unser Bater land als Ebenbürtige zu leben. Wenn, was Gott   fernhalten möge, die Stunde tommt, wo man wieder hunderttausende braucht zum Totschießen, dann wird man wieder mit den Katholiken Frieben machen."

Krach im Stinnesblatt?

Die Boffische Zeitung" bringt folgende interessante Meldung: Noch ist Hugo Stinnes   nicht beigesetzt, und schon hat sich in der" Redaktion feiner Beutschen Allgemeinen Zeitung eine ich were neue Reife enidelt. Wie im Jahre 1922 beim Ausscheiden des Chefredakteurs R. Cuno, geht sie auch diesmal Dom Auftauchen eines neuen tellvertreten ben Chefrebatteurs aus. Aber während dies bamals bernahme einer Entschließung sprach ber Rardinal noch einige von heutige Chefredakteur Prof. Baul Lensch war, übernimmt biefen Posten diesmal ber bisherige Geschäftsführer D. Gottberg. Dieser foll prattisch die Leitung des Blattes libernehmen, während Brof. Lensch zwar format Chefredakteur

bleiben, aber in Zukunft im wesentlichen auf mit arbeit von feiner Wohnung aus beschränkt werden foll Wie beim Ausscheiden Cunos wiederholt sich diesmal die Tatsache, daß ein Teil der Redakteure für den Zeitpunkt des Intrafttretens der angekündigten täne ihren stritt angezeigt hat."

Für die Richtigkeit diefer mittellungen müffen wir felbstver ständlich der Boff. 8tg." bie Berantwortung überlassen. Sie haben indeffen einen hohen Grad innerer Wahrscheinlichkeit für sich und es läge nur im Zuge logischer Entwicklung, wenn Odysseus  ". Lensch alsbald wieber neue Geftabe fuchen müßte. Bielleicht hat Bulle fchon eine Aufnahme- Stellung für ihn vortereitet,

Das Volksgericht" in Ungnade. Nachdem die bayerischen Landtagswahlen den Deutschnationalen in Bayern   sämtlichen Weizen verhagelt haben, läßt sich die Kreuz­zeitung mit Gott für Rönig und Baterland" ein trübes Stimmungs­bild aus der Ordnungszelle senden, bas nach mehr als einer Seite hin Interesse verdient. Zunächst stellt das deutschnationaltonserva. tive Blatt fest, daß der Führer der sogenannten Baterländischen Verbände", ber beutfchnationale Spigentandidat Prof. Bauer, bei feinen Leuten abgewirtschaftet habe, so daß ein großer Teil der Baterländischen" ins völtische Lager hinübergewechselt sei.

Dann aber bekommt das Boltsgericht sein Teil:

Die größte Unterſtüßung aber brachte der Völkischen Partei die Art der Führung des Hitler- Prozesses, indem man im Be­streben, ja unpartetisch und gerecht zu sein, den Angeklagten wochenlang jebe Freiheit zu propagandistischem wirken ließ, fo daß vom ersten Tage an die Rolle der Angeklagten und die der Zeugen völlig vertauscht erschien. Auch das Urteil brachte durch den Freispruch General Ludendorffs im Gegenfaß zur Berurtei lung der übrigen Angeklagten den Bölti chen neuen Zulauf ge­rate aus den Reihen der unteren Boltsschichten, die nun in Hitler  erst recht einen Märtyrer sehen mußten.

Das ist der sehr schwere Vorwurf gegen die Prozeßleitung, daß fie den Deutschnationalen und ihren Berbündeten das Bahlgeschäft verdorben habe! Daran ändert auch nichts die wehleidige Versiche. rung, daß die völlischen Radaubrüber ble gut nationalen Wähler aus den Versammlungen und von der Wahlurne fortgetrieben hätten. Um die eigenen Leser zu trösten, rechnet die Kreuzzeitung" fchließlich noch heraus, daß die Deutschnationalen ihre Stimmen­zahl von 1920 ziemlich genau behauptet hätten. Dies rechnerische Runststüd sieht so aus: 1920 hatten die Deutschnationalen rund 285 000 Stimmen, jegt nur 197 500. Aber wenn man die Gewerbe. und Beamtengruppen und die Nationalliberale Landes. partei", die boch von der Deutschen Boltspartei" abgesplittert ist, hinzurechnet, so ergeben sich rund 262 000. Und nimmt man dann noch die 23 000 Stimmen der Chriftlich- Sozialen hinzu, so tommen bie 285 000 wieder zustande.

Das Rechenerempel mutet an, wie das vom Untes Bräfig. Es ift in der Firigkeit ganz gut, aber in der Richtigkeit stimmts nicht! Denn weder die Beamten- und Gewerbegruppen, noch die Christ lich- Sozialen wollen von den Deutschnationalen etwas wiffen. Die letteren find ausgesprochene Zentrumsanhänger. Aber schließlich fann man ben Lefern auf pommerschen Gutshöfen immer bin einiges erzählen!

Bayern   und Frankreich  .

München  , 11. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Ueber die schon früher behauptete Berbindung der Bayerischen Bolts partei( Dr. Heim) mit den Frangofen zweds einer Gepara Hon Bayerns   veröffentlicht der Böltische Kurier" neues Material. Nach dieser Darstellung erhielt der Führer des Bayerischen   Bauern. bundes, Reichstagsabgeordneter Eisenberger, im April 1920 eine Einladung der Führer der Bayerischen Bolkspartei zu einer Besprechung in einem Münchener   Hotel. Eisenberger lehnte ab, weil, man wegen eines Bufammengehens mit ben Franzosen reben wollte. Im Mai 1920 fam dann ein Dr. Martine zusammen mit dem Neffen Millerands im Auto nach Hußenau bei Rupolding  , dem Hof Eisenbergers, um ihn zu beeinfluffen, zu einer Separation Bayerns   mit Unterstüßung Frankreichs   mitzumachen. Eisenberger lehnte wiederum ab und warf die beiden hinaus. Um Zeugen der Unterredung zu haben, hatte er vorher feinen Sohn Georg und seinen Nachbar Steller herbeigeholt. Dabei fagte der Neffe Mille. rands: Herr Eisenberger, tun Sie doch mit, die Herren von der Bayerischen   Bolkspartel haben schon zugefagt. Wir brauchen nur noch den Bauernbund." Eisenberger und die Zeugen find bereit, diese Aussagen mit ihrem Eid zu bekräftigen.

Deutsche   Gelehrte.

Wollen nicht ins Ausland. München  , 11. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Auf Einladung der Universität Neapel an die bayerische   Akademie ber iffen schaften, sich an dem 700jährigen Jubiläum der dortigen Universität durch eine Abordnung zu beteiligen, fandte die Münchener Akademie ein Dantschreiben, in dem es am Schluffe heißt:

An der Feier felbft durch eine Abordnung teilzunehmen ist uns leider nicht möglich. Die barerisye Akademie der Wiffenschaften ist zwar jeberzeit bereit, fidh an internationalen Arbeiten zu beteiligen, fie fann aber internationale este der Humanität nicht mitfeiern, solange sich das deutsche Bolt, infolge des Friedensdiktats von Bersailles unter fortdauernder franzöfifcher Bergewaltigung in der Lage eines rechtlofen Parias

befindet."

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Rein Zweifel: Die deutschvölkischen Heldenjünglinge werden über diese Tat" der bayerischen Akademie der Wissenschaften   jubeln. Das Bebauerliche ist nur, daß auch die Profefforen nicht mehr Berständ nis für die Wiederherstellung guter Beziehungen mit dem Ausland haben wie die Hakenkreuzjünglinge. Man bietet ihnen die Hand aber sie lehnen dankend ab, folange sich das deutsche Bol in der rechtlosen Lage eines Parias befindet Ihr Blid reicht nicht fo weit, zu erkennen, daß die Universität Neapel an dieser Lage Deutsch  lands nicht schuld ist und die Art der Ablehnung ihrer Einladung unter diesen Umständen geradezu eine Provokation bedeutet. Das nennt man bann nationales Empfinden", dessen Wirkung in der Bragis schließlich darauf hinausläuft, Deutschland   im Aus. lande noch mehr Feinde zu machen, als es dant der deutschnatio.

nalen Kriegspolitik heute leider immer noch hat. Wenn unsere Hakenkreuzler und Deutschnationalen aber schon der oben gekenn geichneten Auffaffung find, warum lehnen sie dann nicht auch die erträglichen Geschäfte mit den ehemaligen Kriegsgegnern ab, folange fich das deutsche   Volk in der rechtlosen Lage eines Parias befindet"?- Also auch hier ergibt sich wieder der Beweis, daß nationales Empfinden" von den Deutschnationalen und Haken­treuziern nach außen nur gezeigt wird, wenn es nichts tostet und Gewinne nicht verlorengehen. Im allgemeinen gilt für sie nach wie vor der Grundsatz: erst das Geschäft und dann- bas Bater­land. Die Münchener Akademie der Wissenschaften hat dafür neuer. dings einen glänzenden Beweis geliefert.

Vertagte Micum- Verhandlungen.

Düsseldorf  , 11. April.  ( TU.) Die Sechsertommiffion hat in der heufigen Berhandlung mit der Micum erneut ihre Bereit­willigkeit, die Sachleistungen über den 15. April hinaus fortzuführen, bekanntgegeben, falls ein Weg für deren Finan. 3ierung gefunden wird. Für eine folche Regelung hat sie der Micum fchriftliche Borschläge unterbreitet. Die Verhandlungen find nicht zum Abschluß gelangt. Sie werden Sonntag vormittag 10 Uhr fortgefeht.

Die Gewerkschaften bei der Micum.

Bochum  , 11. April( Eigener Drahtbericht.) Die Gewerkschafts­vertreter des rheinisch- westfälischen Industriegebiets waren am Donnerstag rachmittag erneut zur Entgegennahme von Informa tionen nach Düsseldorf   zur Micum geladen. Ueber die Werhand­lungen der Micum mit den deutschen   Industriellen wurde u. a. mit­geteilt, daß die Industriellen eine Berlängerung der Micum Verträge wünschten. Indessen seien dabei von den Industriellen zwei Sicherungen als notwendig bezeichnet wor ben: 1. eine regelmäßige a gen gestellung und 2. die Möglich. Micum erklärte daraufhin, daß die Unregelmäßigkeit der Wagen feit zur Finanzierung der Betriebe. Der Leiter der geftellung auf die unregelmäßige Rückkehr der in das unbefeßte Ge biet gehenden Wagen zurückzuführen sei. Die Finanzfrage fei eine rebitfrage, und die Micum ertenne an, daß Kredite not. menbig feien, um die Betriebe in Gang zu halten. Die Kreditfrage fei aber gleichzeitig eine Vertrauensfrage, denn Kredit ſei Ber trauen. Das Bertrauen würde jedoch erschüttert, wenn von deutscher Seite andauernd erklärt würde, die Micum- Lasten seien nicht Micum fei überzeugt, daß die Berträge erträglich seien. Daher tragbar und müßten bie Betriebe zum Stillstand bringen. Die mürben ab 1. April bei Nichterfüllung der Berfräge alle nad Un­ficht der Micum notwendigen Maßnahmen gegen bie Industrie er­griffen werden.

Die Bertreter der Gewerkschaften verwiesen auf die große Be lastung der Arbeiterschaft durch die Micum- Berträge, die zu einer unmöglich noch länger erträglichen Notlage geführt haben. Die Lebenshaltung der Arbeiter sei derart geworden, daß in nicht ferner Zeit die Produktion erheblich leiden müsse. Diese Tatsache finde ihren Ausdrud u. a. auch in dem Lohnanteil am Kohlenpreis. Während in der Borkriegszeit der Lohnantéit 55 Proz. des Kohlen. preifes ausmachte, beträgt er heute nur noch 29 Proz. Selbst wenn laffe, müßte, um den Borfriegslohn zu erlangen, den Bergarbeitern man dabei die inzwischen eingetretene Teuerung unberücksichtigt noch eine Lohnerhöhung von mindestens 25 Broz. zugebilligt werden. Gefchehe das nicht, so seien die Folgen unabsehbar.

Das

Rennzeichnend ist die Erklärung der Micum- Bertreter, bie barauf erfolgte: Rach ihrer Meinung ist, im Gegenfaz zu der Auf­faffung der Gewerkschaften, das Lohnniveau der Arbeiter nicht Niveau der Lebenshaltung sei a usreichend und liege nicht unter derart, daß irgendwelche Befürchtungen begründet seien. Bertreter der Gemertidaiten ließen zum Schluß darüber feinen jenem Stand, der zur Erhaltung der Arbeitstraft notwendig fet. Die 8weifel, baß blefe Anficht der Micum unhaltbar ist.

Freispruch im Albi- Prozeß.

Paris  , 10. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Das wegen Brand ftiftung angeklagte Direktionsfomitee der Genossenschafts- Glashütte worden. Das Komitee hat daraufhin am Donnerstagmorgen per in Albi ist am Mittwoch vom Schwurgericht freigesprochen fucht, sich erneut in den Besitz des Wertes zu feizen; es wurde jedoch baran von der Gendarmerie gehindert. In einer fofort einberufenen Bersammlung erklärte die Belegschaft, daß sie sich hinsichtlich der Zu tunft des Bertes der Entscheidung einer ordentlichen Generalver herbeigeführt werden soll. Bis dahin soll das Wert in die Hände fammlung der Aktionäre fügen merde, die fo fchnell wie möglich bes rechtmäßigen Aufsichtsrates zurückgegeben werden. Man hofft, bis dahin weitere Zwischenfälle verhindern zu fönnen.

Die Borgeschichte dieses Prozesses ist folgende: Im Jahre 1922 hatte die Generalversammlung der Aktionäre die Gründung einer Bensionstasse befchloffen, die zu gleichen Teilen durch Abzüge von dem Arbeitsverdienst der Ange. den follte. Als Grundstod steuerte das Wert eine aus den Kriegs. ftellten und Arbeiter und durch Beiträge des Werkes alimentiert wer gewinnen gesammelte Reserve von 1,7 Millionen bei. Ein Teil

der Belegschaft protestierte, gegen den Beschluß Beschluß der Generalversammlung. Zwei Gewerkschaften( Syndikate), die, obwohl ihnen die Mehrheit der Belegschaft als Mitglieder an gehören, in der Generalversammlung überstimmt worden waren, verfuchten den Beschluß an zu fechten. Ohne den Ausgang des Gerichtsverfahrens abzuwarten, beschlossen die beiden Snnbitate, fich mit Gewalt in den Besitz des Wertes zu setzen. Das gelang ihren ohne Widerstand, nachdem der Aufsichtsrat vorher alle Gelder und die Bücher in Sicherheit gebracht hatte. Die beiden Gewerkschaften fetten ein Direktionskomitee ein, das den Betrieb fortzuführen ver. fuchte, bereits aber nach drei Wochen aus Mangel an Betriebs­mitteln die Defen ausgehen und die Arbeit einstellen lassen mußte. In einem öffentlich angeschlagenen Manifest erklärte das Direktionsfomitee, daß es sich lieber unter den Trümmern des Wertes begraben laffen wolle, als aus ihm herausgehen. Drohung wurde zwar nicht buchstäblich ausgeführt, die sechs Mit­glieder bes Direttionsfomitees begnügten sich vielmehr damit, die abseits gelegenen Baschräume des Wertes in Brand zu stecken, aber nicht ohne gleichzeitig Borkehrungen gegen eine Ausdehnung des Feuers getroffen zu haben. Nach ihren eigenen Aussagen hatten fie lediglich eine Demonstration bezweckt, um die Aufmerksamkeit ber Arbeiterschaft auf die Konflitte in dem Genossenschaftswert zu lenten.

2500 000 Kleinhäuser in 15 Jahren.

Diefe

Das Riefenprojekt der Arbeiterregierung. gierung zur Ausarbeitung eines Programms über den Bau von Condon, 11. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Das von der Re Romitee hat seine Arbeit beendet und ein umfassendes Programm Arbeiterhäusern zur Bekämpfung der Wohnungsnot eingesetzte vorgelegt. Das Romitee repräsentiert alle Gruppen des Bau gewerbes, auch die Unternehmer. Es schlägt vor, das Parlament ein Bauprogramm beschließen zu lassen, das sich über 15 Jahre er stredt und den Bau von insgesamt 2 500 000 21rbeiterhäusern vor­sieht. Die Gewerkschaften haben durch ihre Vertreter ausdrücklich versichert, daß sie der Durchführung des Programms jebe Unter stügung leiben würden. Die von dem Komitee festgesetzten Breise des Baumaterials verhindern eine Ueberfeuerung. Für jedes der Häuser ist nach dem Programm ein Baugrund von etwa grundsäglich denen der allgemein gültigen Tarife entsprechen. 100 Quadratmeter vorgesehen. Die Löhne der Bauarbeiter follen Ueber den voraussichtlichen Baupreis der Häuser ist noch nichts gefagt.