Politischer Beleidigungsprozeß in England.
Bor einigen Tagen fand in London ein Beleidigungsprozeß stolt, den der Arbeiterkandidat T. W. Gillinger gegen seinen fiegreichen fonfervativen Gegner Sir Walter de Frece angeftreng: hatte, weil letterer im Wahlkampf der Arbeiterpartei vorgeworfen hatte, sie habe das Programm der blutigen Revolution von Lenin und Trotti" angenommen und sie erstrebe ähnliche Dinge wie in Rußland , insbesondere die" Berstaatlichung der Frauen".
Der Prozeß gewann aber dadurch besonders an Interesse, daß Arthur Henderson , der jetzige Innenminister und langjährige Generalsekretär der Arbeiterpartei, als 3euge vernommen wurde. Bei seiner Bernehmung zeigte sich Henderson ebenso schlagfertig wi wizig; seine Antworten waren oft typisch für den englischen poli. tischen Humor. Nachdem er erklärt hatte, daß die Politik der Labour Barty Rußland gegenüber darin bestanden habe, freundschaftliche und friedliche Beziehungen zwischen Rußland und England wieder herzustellen, fügte er hinzu, zwar würde man nicht eine offizielle Rundgebung der Arbeiterpartei nachweisen können, die eine Billigung der bollchemistischen Methoden an sich enthalte. Der Rechtsbeiftand des Angeschuldigten, das frühere fonservative Rabinettsmitglied Sir Douglas Hogg, richtete nun an den Zeugen die Frage, ob denn nicht die erste Regierungshandlung der Arbeiterregierung die recht liche Anerkennung Sowjetrußlands gewesen sei. Worauf Hender. son:„ Freilich, wir haben die Anerkennung vollzogen, die die ande: ren Leute für notwendig hielten, aber nicht wagten durchzuführen." Sir D. Hogg: Tritt die Arbeiterpartei nicht dafür ein, eventuell ihre Ansichten der Allgemeinheit aufzuzwingen durch die Waffe des Generalftreifs?"
Henderson: Ja, aber nicht in der Frage der Verstaat lichung der Frauen. Uebrigens ift der Streit in England feine ver faffungswidrige Handlung."
Sir D. Hogg: Was verfassungsmäßig oder verfassungswidrig ist, ist Ansichtssache."
Henderson:„ Aber das Gefeß steht auf meiner Seite." Sir D. Hogg: Wann glauben Sie, daß eine Frage wichtig genug ist, um die gewerkschaftliche Macht anzuwenden, um Ihre Ansichten durch Klassentampf aufzuwingen?"
Henderson:„ Wenn wir meinen, daß das Land in solcher Gefahr schwebt, daß wir gebielerischen Anlaß haben, zu handeln." Sir D. Hogg: Bei der legten Wahl hat es nicht weniger als neun Mitglieder der Kommunistischen Partei gegeben, die als offizielle Kandidaten der Arbeiterpartei aufgestellt wurden?" Henderson:„ Das mag schon stimmen."
Sir D. Hogg: Zum Glüd sind sie alle geschlagen worden, nicht wahr?"
Henderson: Nun, auch ich bin geschlagen worden." Sir D. Hogg:„ Ich meine Sie doch gar nicht, Mr. Henderson!" Henderson:„ Ich dagegen meine, ich fann mich sehr wohl in eine Linie mit meinen Genoffen stellen."
Sir D. Hogg:„ D, wenn Sie's wünschen... Henderson: Natürlich wünsche ich das, sobald es sich um Männer handelt, die die Statuten der Arbeiterpartei anerkennen." Der Prozeß endete mit einem glatten Sieg des Arbeiter kandidaten, da der fonservative Abgeordnete de Frece eine Erklärung abgeben mußte, in der er alle verleumderischen Behaup tungen mit dem Ausdruck des Bedauerns vorbehaltlos
zurüdnahm.
Der amerikanische Gelskandal. Washington , 12. April. ( WTB) Präsident Coolidge er flärt in einer Botschaft an den Sanat, daß die Untersuchung in der Angelegenheit des Petroleumstandals im Einklang mit der Ber. faffung und den Landesgefeßen durchgeführt werden müßten. Der Präsident protestiert gegen sämtliche von der Genaistom mif fion eing leiteten Untersuchungen.
Unter den Rädern des Nachtzuges..
liegend auf. Er war am Kopfe erheblich verlegt. Das Geld war bis auf einige Scheine, die neben Schoßneck auf der Erde lagen, verschwunden. Allem Anschein nach ist Schoßned durch einen noch unbefannten Mann, der ihm gefolgt sein muß, nieder geilagen und beraubt worden. Der Schwerverlette bewußilos und infolgedessen nicht vernehmungsfähig darniederliegt. wurde nach dem Krankenhaus am Urban geschafft, wo er noch imme
Kino und Wahlpropaganda.
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Bier Eisenbahnarbeiter auf den Gleisen zermalmt. Ein schweres Unglüd, dem vier Menschenleben zum Opfer fielen, ereignete sich in der vergangenen Nacht gegen 1 Uhr auf der Strede 3wischen dem Lehrter Bahnhof und dem Bahnhof Bellevue. Hier wurden auf dem Jerngeleise I, zwischen den Kilometersteinen 5,8 und 5,9, in der Gegend des Partes der LandesAusstellung, die Arbeiter Franz Frohn, Thomas Schwbelewski und Franz& nized, die in Rauen in der Arbeiterka, erne Genoffe Horlig, welche vorzüglichen Dienfte das Lichtbild Im Pahenhofer Aussajant in der Chauffecftraße zeigte geftera wohnten, und ein Arbeiter Franz Wescholled aus Berlin - der politischen Propaganda leistet. Vor einem überLichtenberg von dem Personenzug 208 P überfahren und zerflüdelt. vollen Eaat wurde diefer Lichtbilbervortrag gehalten. Es Auf dieser Strede werden jetzt Geleife erneuert und umgelegt. war gleichsam die Probe auf das Erempel, die da gestern gemacht In der vergangenen Nacht arbeitete die Kolonne auf der Fernstrede wurde, und man fonnte nur fonflatieren, daß die Rechnung flimmte. in der Nähe der Ueberführung der Straße Alt- Moabit. Als sie auf Der Lichtbildervortrag leistet vorzügliches in der Werbe- und Aufber Samme stelle des Lehrter Bahnhofes zur bestimmten Zeit an flärungsarbeit, und er wird sicher feine Wirkung auf dem lonnenführer und Borarbeiter begaben sich mit den anwesenden Ar. foll, nicht verfehlen. Die einzelnen Bilder find scharf und sprechen trat, fehlten die vier genannten Arbeiter. Ro platten Lande, wo er in der Hauptsache vorgeführt werden beitern unter den üblichen Borsichtsmaßregeln nach beitern unter den üblichen Vorsichtsmaßregeln nach eine beredte Sprache von all dem Elend und Unheil, das durch der Arbeitsstelle. Ein Eisenbahner ging mit der Laterne, so daß die Proktiken der Rechtsparteien und der Kapitalisten über die die Kolonne nach beiden Richtungen gedeckt und geschützt war. Als arbeitende Bevölkerung gekommen ist. Der die Bilder umrahmende nun die vier mit Verspätung nach der Sammelstelle famen, wollten Vortrag ist flar und jedem, der bisher auch nur wenig von der fie allein und ohne den erforderlichen Schuß die Ar- Sozialdemokratie und ihren Zielen weiß. leicht verständlich. Sa beitsstelle aufsuchen. Infolge ihrer Verspätung wußten fie aber werden Bilder gezeigt vom Reichstog, von Marg, Lassalle, Bebel, eingetreten waren. So gingen sie auf dem Geleife, auf dem, ohne tung des Strieges, bem Massene end, der entklich n Wohnungenot. nicht, daß inzwischen durch den Fortschritt der Arbeiten Aenderungen von proletarischen Demonstrationszügen, von der zerstörenden Birdaß ihnen das bekannt war. Der Zug 208 P von Bentschen der Unterernährung der Bevölkerung, ber vollständigen Berelendung nach dem Grunewald fuhr. Diese Aenderung war dem Border Proletarierfinder, der Justizschande und vieles ardere mehr. arbeiter und seiner Rolonne bekannt, nicht aber den Verspäteten. Die zahlreiche Bersammlung hielt mit ihrem Beifall und ihrer AnWährend diese nun ahnungslos in der Dunkelheit des Weres gingen, ertennung nicht zurüd. Aber noch an sechs anderen Stellen in tam vom Lehrter Bahnhof ein Stadtbahnzug, der nach Charlotten Groß- Berlin wurden gestern abend sehr gut besuchte, öffentliche burg fuhr. Unter dem Geräusch, das dieser verursachte, hörten fozialdemokratische Wählerver ammlungen abnehalten.- In einer sie nicht, das der Fernzug hinter ihnen her fam. Massenversammlung in Spandau sprach Gen. Nietisch. Den Der Führer diefes Zuges und seine Begleiter tonnten in der Dunkel vielen ungelösten Aufgaben auf allen Gebieten wird nur eine heit nicht sehen, daß jemand vor ihnen her ging. So fuhr der republitanische Mehrheit gerecht werden fönnen. Weber die von 3ug in die Leute hinein, über sie hinweg und weiter nach Industriellen ausgehaltenen Böttischen noch die der Moskauer feinem Ziel, ohne daß Führer und Begleiter von dem entfeßlichen Barole nachlaufenden Kommunisten fönnen ernsthaft etwas für die Unglüd etwas wahrnahmen. Erst später fand man auf dem Bahn- Intereffen der Arbeitnehmer leisten. Das hinterhältige fommu hof Charlottenburg auf dem Trittbrett tes fünften Wagens nistische Verfahren, mit unsinnigen Forderungen Bewegungen eindes Personenzuges den Kopf eines der Ueberfahrenen. zuleiten, die von vornherein zum Scheitern verurteilt sind, um Unterdessen ging noch ein Vorarbeiter mit einem anderen Arbeiter, nachher dann über angeblichen Verrat der Gewerkschaften zu zetern, die an anderer Stelle zu tun gehabt hatten, unter der üblichen Siche fand eine gebührende Klarstellung. Da die zahlreich vertretenen rung nach der Arbeitsstelle in Moabit . Diese Leute ftolperten Kommunisten den fachlichen Ausführungen des Redners nichts über die Leichen der Berunglüdten und jetzt erst fah Gleichwertiges enigegenfeßen fonnten, begnügten sie sich mit plan. richtigt wurde, fandte Rettungsmannschaften, aber es war nichts zurüdgewiesen wurden. man, was geschehen war. Der Lehrter Bahnhof , der nun benach mäßigen Störungsversuchen, die aber von der Versammlung energish In 2antwig forach Genosse Dr. mehr zu reiten. Die Berunglückten waren buchstäblich in Walter 3emlin, in Steglik Genoffe Pfarrer Bleier, in Stüde gefahren. Zweien war der Kopf abgeschnitten. Die Ablershof Genosse Eduard Bernstein und in Grünau Leichenteile wurden gesammelt und in Tragförben zunächst nach Genoffe Bürgermeister Baul Mielig. Alle Redner fanden aufdem Amtszimmer des Lehrter Bahnhofes, und von dort nach dem merksame Zuhörer, und die Stimmung in allen Versammlungen Schauhaufe gebracht. Die persönlichen und Familienverhältniffe der war fiegesgewiß und zuversichtlich. Im großen Eaale des Ge Berungfüdten find noch nicht näher bekannt. Die Schuld scheint die werfsdaftshauses referierte Genosse Dr. Julius Moses über das Thema: Was fordern die Frauen vom neuen Leute felber zu treffen. Reichstag ?" Mit eindridsvollen Worten schilderte der Redner das Großstadtelend der Proletarierfinder. Den Armen läßt man fchuldig werden, überläßt ihn der Bein und fügt noch Spott und Hohn hinzu. Vaterländische Frauenvereine umwerben die Frauen des Proletariats, denn als Stimmvieh sind sie gut. Die Bourgeoiste fümmert sich in Wahrheit nicht um das Proletarierelend. Der Redner kam dann auf den Kampf der Sozialdemokratie gegen die frauen leben in Stumpfheit und Gleichgültigkeit und begnügen sich Abtreibungsparagraphen zu sprechen. Millionen von Proletarier. mit der Rebensart:„ Es hilft ja doch nichts!" Wer Sozalist ist, muß Optimist sein. Die Frauen geben bei der Wahl den Ausschlag. Sie müssen am 4. Mai laut ihre Stimme erheben, es geht unt Probleme sozialer Natur...
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Der lose sitzende Revolver.
Wenn ein Schutzpolizist fich betrinkt.
Vor dem Schwurgericht des Landgerichts I mußte sich der frühere Schutzpolizei - Unterwachtmeister Wilhelm Bülow wegen einer Revolveraffäre verantworten, bei der ein Mensch das Leben eingebüßt hat. Er war angefagt, einen Zimmermann 3ehm fe vorfäßlich mißhandelt und dadurch seinen Tod verursacht zu haben. Die Tat wurde nicht im Dienst, aber unter Gebrauch des Dienstrevolvers verübt, mit dem Bülow den Pehmke erschos.
In der Silvesternacht hatte Bülow Bereitschaftsdienst in Der Schuhpolizeifaferne in ber Friesenstraße. Nachdem er dort Sil vester gefeiert und reichlich alloholische Getratite zu fich genommen hatte, bertie et die Kaserne unbefugterweile während feiner Dienst ſtunden und frant noch in der Gastwirtschaft von Polzin am Chamiffoplak. Er belästigte die Gäste, äußerte den Wunfd, mat feinen Revolver abzuschießen und wurde schließlich von bem Gastwirtssohn, der früher felber Polizeibeamter gewefen ist, hinaustomplimentiert und auf den Heimweg zur Kaserne gebracht, Damit er fein Unheil anrichten fönnte. Als der Angetrunkene allein Die Einmischung des Präsidenten Coolidge in die Unter weiter ging, spielte er fich plöglich als im Dienst befindlich auf. suchung des Delstandals ist geeignet, das größte Aufsehen zu schnauzte auf einfamer Straße ein paar ihm im Morgengrauen be erregen, denn sie bedeutet nichts anderes als einen Versuch, aegnende Baffanten an und griff gegen Zehmke zur Schuhwaffe. die Arbeit der Senatskommission, die die ungeheuerliche Kor- 3 ehmke wurde von Bülow durch einen BauB niedergeftredt und starb noch am Neujahrstage. Bülow ruption an den höchsten Regierungsstellen aufgedeckt hat, illu- behauptete, non Zehmfe angegriffen worten zu sein oder mindestens forisch zu machen. Es erscheint recht merkwürdig, daß Coo- geglaubt zu haben, daß er angegriffen würde. Nech tem Eroebnis lidge, der gleichfalls durch den Delffandal bloßgestellt wurde, der Untersuchung wollte die Staatsanwaltschaft ihn außer Berfol. erst zwei Monate nach Beginn der Untersuchung, nachdem gung setzen, aber die Straffammer schloß sich dem nicht an, und es bereits eine Anzahl hervorragender Regierungsmitglieder mußte dann gegen Bülow, der übrigens von der Polizei sofort entdemissionieren mußten, die Entdeckung macht, daß die Unter- laffen worden war, Anklage erhoben werden. fuchung des Delstandals im Einklang mit der Verfaffung und den Landesgefehen" durchgeführt werden müßte. Man geht wohl nicht fehl, wenn man annimmt, daß dieser verspätete Appell an. Die Gefeßlichkeit" auf die Treibereien des Delfapitals zurückzuführen ist, das durch die Untersuchung der Senatskommission auf das ärgste bloßgestellt
worden ist.
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Neuwahlen in Südflawien. Belgrad , 11. April. ( TU.) Ministerpräsident Bafitsch wurde vom König zur Bornahme von Neuwahlen zum Ende des Sommers ermächtigt. Der Ministerpräsident hatte es dem König als unmöglich bezeichnet, mit dem jezigen Barlament zu regieren. Die Stuntichina foll vorläufig richt aufgelöst werden, bis die Re. gierung den geeigneten Moment hierfür gefommen erachtet. Die Regierung wird vielmehr auf Grund der Berfaffung die Seffior fchließen. Am 20. Oftober soll dann die Biebereröffnung der Stupschytina vorgenommen werden.
Börse und Fed verständigen- Euteckten.
In Börsentreisen machte sich heute eine etwas freundlichere Beurteilung der Lage bemerkbar. Man glaubt, daß das Reichs. fabirett in seiner Eizuna am fommenden Montag der Auffor. derung der Reparationsfommission in Besprechungen über die BorSchläge der Sachverständigen einzutreten, Rechnung tragen miri Es fehlt allertires nicht an Stimmen. die vor affzu aro em Optimismus warnen. Man verweist vor allem darauf, daß in den bisher in Deutschland bekanntgewordenen Auszügen aus dem Sach verständigenbericht sehr schwerwiegende Bestimmungen nicht enthalten sind, die nach Angabe französischer Blätter im Bericht stehen. Offenbar gibt das niedrige Kursniveau und die Stobilität des fran zösischen Francs der internationalen Spekulation Veranlaffung, den beutschen Effekten wieder größere Aufmerksam zu schenken. Auch Riessanteiben logen fehr feft. Die Geldmartverhältnisse einen feine wesentliche Veränderung Im Devisenverkehr hielten fich furze Rurfe und Reportieringen im bisherigen Rahmen. Im Tauschverkehr wurde das englische Pfund mit 72% franzöfifchen Francs gehandelt.
Journalliienelend. Unter dieser Ueberschrift schrieben wir am 13. Juli 1928 über die Behandlung, die der" Bote aus bem Rie'en gebirge feinem langjährigen Chefredakteur zuteil werden ließ Wie wir von Herrn Rof. Rappoldi- Dresden, einem Berwandten des betr. Rebatteurs erfahren, hat sich jetzt endlich der„ Bote aus Dam Riefergebirge" entschloffen, feirem früheren Chefredakteur eine Monatsrente von 125 M. auszusehen.
Bor Gericht hielt der Angeklagte feine Darstellung aufrecht, daß licher Baffanten gehabt habe, die ihm im Dunkel entgegener einen Zusammenstoß mit einer Gruppe nächt getreten jei. Behmfe habe ihn grünen Jungen" geſchimpit, ihn mehrfach angerempelt, ihm Sand oder etwas Aehnliches in die Augen geworfen und ihn bedroht; darum habe Bülow zur Waste Baffe greifen müssen, doch habe er ihn nur in das Bein schießen wollen.
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oder
Belastet wurde er durch eine Zeitungsfrau Erfurth, tie eine ganz andere Darstellung gab. Bülow habe an der Ede Arndund Schenkendorfstraße, wo er etwa um% 47 Uhr morgens vorbei. fam, einen jungen Mann angeschnauzt, er folle sich vom Trottoirieren. Sogleich danach have er fie selber, die auf dem Damm stand und verabredungsgemäß auf eine andere Beitungsfrau wartete, um Zeitungen mit ihr auszutauschen, am Arm gepact und fommandiert, fie folle fich vom Damm fcheren. Als der zufällig vorüberkommende Zehmte ihn mahnte: Loffen Sie doch die Frau hier stehen!" habe Bülow gedroht: Machen Sie auch, daß Sie vom Damm runtertommen ich fchieße!" und er babe dann auf Zehmke, von dem er weber beschimpft noch angegriffen worden fei, fofort geschoffen Ein Oberfeuerwehrmann Gleicher, der zum Dienst gehend die Schießerei aus 15 Schritt Entfernung mit anjah, hatte den Einbrud, bak mehr als brei Bersonen da waren und schäfte in der Dunkelheit die Rahr auf acht bis zehn. Darin fah der Staats anwalt eine Bestätigung der Darstellung Bülows, und er fam zu dem Schluß, daß Bülow, weil er offenbar in vermeint licher Rotmehr gehandelt habe, freizusprechen fei. Der Verteidiger ging noch weiter und nahm sogar tatsächliche Not wehr an
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In einer großen öffentlichen Mieferversammlung, die der Mieterbund zum Freitag abend nach dem Bittoriagarten in Wilmers dorf einberufen hatto, pramen die Bertreter fämischer politischen Barteien über ihre Stellung zu der Wohnungsfrage. Der Vertreter der deutsch nationalen Partei wollte die Wohnungsfrage dadurch lösen, daß er den jüdischen Ausländern" die Räume weg. nimmt, ben verarmten Hausbefizern durch Staatszuschüsse hilft und das Geld durch Aufgabe der Erfüllungspolitik beschafft. Der Vertreter der Deutschen Boltspartei erklärte, daß seine Bartei den Besitz zu schüßen bereit sei und gegen Bermögens, und Erbschaftssteuer auftrete; fie lehne es ab, für irgendeinen Stand, und feien es auch die Mieter, besonders einzutreten. Der Bertreter der Demofraten, Oberbürgermeister Dullo, flihrte aus, daß die Demokratische Partei auch die Wohnungsfrage nur in der Weise zu föfen für möglich hielte, daß alle Beteiligten auf ihre Stoften tämen. Der Vorsitzende bedauerte in seinem Schlußwort, daß auch der Bers treter der Demokratischen Partei eine flare Antwort auf die Fragen der Mieter nicht gegeben hätte. Als Vertreter der Sozialdemofratie sprach Genoffe Ruben. Er wies darauf hin, daß die Sozialdemokratische Partei bereits in Artifel 252 der Reichsverfaffung die grundlegende Bestimmung über den Mieterschutz festgelegt habe und, getreu ihrer Einstellung für die arbeitende und befizlose Klasse, gefeß eingetreten sei. Er betonte, daß die sozialdemokratische Reichstagsfraktion ganz entschieden gegen die unfoziale Det steuer aufgetreten fel und die bürgerlichen Barteien, ge
für das Reichsmietengesez und das Micterschutz.
rade weil die dritte Steuerverordnung dadurch gefährdet war, an das Bolt appelliert hätten. Es handle fich also bei den Wahlen darum, daß das Bolt diesen bürgerlichen Barteien auch in bezug auf die Mietsteuer die richtige Antwort gebe.
A
Stabtverordnetenversammlung wurde be chloffen, die S'ellung des Ein neuer Oberbürgermeister für Potsdam . In der gestrigen Oberbürgermeisters für Botsdam nicht auszufreiben, fon bern den Oberbürgermeister in der nächsten Stadtverordnetenfizung am 9. Mai zu wählen. Die Wahl dürfte auf den jezigen Bürger meister Rauscher fallen. Das Gehalt für den Oberbürgermeister. wird nach Gruppe B II bemeffen. Ferner wurde bei der Etataufstellung der Stadt Potsdam festgestell, daß die Finanglage der Stadt fo günftig fei, daß am Schluß diefes Rechnungsjahres feinerlei fchwebende Schulben mehr vorhanden seien. Der Haushaltungsplan für das Rechnungsjahr 1924 wird in Einnahme und in Ausgabe auf 7771 600 Mart festgesetzt.
var.
Feuer in der Französischen Botschaft." Dicfer Ruf alarmierte heute vormittag um 8 Uhr die Berliner Feuerwehr nach dem Bariser Blaß 5. Dort war in der Küche Feuer ausgefommen, und zwar in einem Luf'abzugstanal, wobei Fett in Brand geraten Das Gericht trat dieser Auffassung nicht bei, sondern sprach den Die Gefahr fonnte schnell beseitigt werden. Die Angeflaaten schuldig und verurtei te ihn zu einem Jahr Ge- Wilmersdorfer Feuerwache wurde nachts um 1½ Uhr fängnis, wooon die Hälfte zu verbüßen ist und die andere nach der Kaiser. Allee 192 gerufen. Hier war ein Waffer: Hälfte rach einer dreijährigen Bewährungsfrist erlaffen werden foll.hr unter dem Bürgersteig geplakt, und infolgedessen der Bürger. In der Begründung fagte der Borsigende, daß nach Meinung des steig und die Straße überschwemmt. Die Wasserleitung mußte ab. Bülow fei geriegelt werden. Ein Teil der Straße und Ümgegend mar heute Gerichts die Zeugin Erfurth vollen Glauben verdiene. nicht angegriffen worden und habe sich auch nicht angegriffen gee ohne Waffer. glaubt, die von G'eicher bemerkte Gruppe habe sich vermutlich erst infolge des Boriwechfels angefammelt. Pflicht eines Polizei beamten sei, das Publikum zu schützen, Bülow aber habe pflicht pergeffen feinen Dienst verlassen und in der Trunkenheit das Publi tum gefährdet und ein Menschenleben vernichtet.
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Raubmordverfuch an einem jugendlichen Arbeiter. Der Tischlermeister Noste, deffen Fabrit sich auf dem Grund stüd Boedhstr. 25 befindet, fchidte gestern nachmittag den bei ihm befindlichen 20 Jahre alten Arbeiter Erich Schoßned aus Neukölln, Mainzer Str. 7 wohnhaft. mit größeren Geldscheinen im Betrage von 400 Goldmark zum Wechseln. Gegen 5 Uhr nachmittags fand man Schoßned auf dem Treppenpobeft des 2. Stodwertes in den I genannten Fabrifgebände besinnungslos am Fußboden
Die Buteaus und kaffen der Reichshauptbank werden af Sonnabend, den 19. April b. 3., den ganzen Tag ge= schloffen sein.
Berliner Mieterbund, 14. Berwaltungsbezirt, Neukölln. Sonn. tag, den 13. April, vormittags 9% Uhr, öffentliche Miederversammlung in Rims Festfälen, Hasenheide.
Die Grüne Rammer( Röthener Str. 38 im Haufe des Meistersaals) gibt am Sonntag. ben 13. April, abends 8 Uhr, ihren letzten Abend in Bagner, Rolf Burkhart und am Flügel Suft Henoch. dieser Saison. Mitwirkende find Hans und Agnes Fuhrmann, Bore
Groß- Berliner Parteinachrichten.
1. Kreis Mitte. Der Ordnerdienft muß Gonntag früh 8% Uhr vollzählig in bez Stadthalle, Klosterstraße, erscheinen