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damals 1594.000 Stimmen, während sie heute nur 796 000 erlangten, von denen 448 000 auf die Einheitssozialisten, 351 000 auf die Marimalisten entfallen; unsere Zahl ist unge­fähr auf die der letzten Vorfriegswahlen zusammengeschrumpft, bei denen die Kommunisten noch nicht gespalten waren.

fition. In der ganzen Provinz herrscht große Erbitterung, well in| bei den Wahlen von 1921 noch ungespalten waren, erzielten zahlreichen Gemeinden sogar den Vertretern der Minderheitslisten die Ueberwachung der Wahlhandlung unmöglich gemacht worden ist In anderen Orten haben die 2 a hitabinen feine Anwen dung gefunden, so daß die Abstimmung bei hellem Sonnenlicht stattfand, das noch nie die Gefilde Srpiniens mit hellerem Glanz vergoldet hat."

Als Kostprobe dürfte das genügen; man hat noch 3eit, auf die gerichtlichen Anfechtungen des Wahlergebnisses, die nicht fehlen werden, zurückzukommen. Heute wollen wir bei der Tatsache des Sieges" stehen bleiben, deffen Mittel wir als bekannt voraussetzen. Bei allen Zahlen der Regierungs­liste, über deren Zustandekommen die Tribuna" so freuherzig aus der Schule plaubert, halte man vor Augen, daß sich die Begriffe des gezählten Stimmzettels nicht deden mit dem des abgegebenen, ebensowenig wie der Begriff des wahlberechtigten und fein Recht ausübenden Bürgers seinen Ausdruck in einer identischen Zahl von Wahlzetteln findet. Gar mancher hat gestimmt, dessen Wahlzettel sich bei der Ab­ſtimmung verflüchtigt hatte, während andere eine kaninchen

hafte Fruchtbarkeit betätigten. In Neapel verlief der Tag bis gegen 7 Uhr abends fast ohne Wahl beteiligung; um 7 Uhr erschienen Rotten von Wählern mit Wahlscheinduplikaten; in Torre Annunziata haben mehrere Personen bis 50 mal gestimmt; in Formello ( Latium ) haben sich die Faschisten einfach der Urnen bemächtigt und ihnen den Volkswillen souffliert.( Boce Republicana" vom 9. April.)

Bon den 179 Mandaten der Minderheit werden 19 burch die faschistischen Doppellisten einfach wegestamotiert. Bon den übrigen 160 tommen 65( gegen 135 in der vorigen Stammer) auf die drei sozialistischen Parteien( 26 Einheits­sozialisten, 22 Magimalisten, 17 Kommunistenn), 39( gegen 106) auf die Klerikalen, 17 auf die Giolittianer, 12 auf die tonftitutionelle Opposition, 11 auf die sozialen Demokraten" ( gegen 41), 7 auf die Republikaner ( gegen 6). Muffolini ver fügt über 260 Faschisten und 114 Mitläufer aller Färbungen. Der Allgemeineindruck ist bis heute der, daß die Faschisten mehr Angst hatten, als ihren Mitteln der Wahlmache ent­Sprach; ihr Zahlenresultat übertrifft offenbar ihre Erwartungen.

Eine nationalliberale Reichswahlliste.

Die Mitglieder der Nationalliberalen Vereini= gung in Berlin und Brandenburg haben gestern, wie die Montags­ausgabe des Lokalanzeiger" meldet, Reichs wallisten für die vier Wahlkreise Botsdam I, Botsdam II, Berlin und Frankfurt a. D. aufgestellt, an deren Spitze die bisherigen Reichstagsabgeordneten Dr. Marety und Freiherr von Lersner getreten sind. Da­mit sind die Nationalliberalen in Berlin und Brandenburg selbständig

in den Wahlkampf eingetreten. hivat aspid

Bayerische Krisenluft.

Nun zum Wahlergebnis, dessen Zahlen schon bekannt find. Da sind einige allgemeine Feststellungen vorauszu schiden. Zunächst: daß die Kraft des Faschismus, wie bis­her fast jeder Regierungspartei, auf dem Lande und in Die Germania " veröffentlicht eine Reihe von Zuschriften, die den kleinen Städten liegt, eben da, wo der Knüppel beweisen, wie sehr es unter den Katholiken Bayerns trifeit. Man vor zwei Jahren am schärften gehauft hat. In der Stadt ist der Politik der Bayerischen Bolkspartei feit Mailand sind z. B. die Faschisten an Stimmenzahl be- langem überbrüssig und wußte bisher nur nicht, wohin man sich wen­trächtlich hinter der Gesamtsumme der sozialistischen, mari- den solle. Eine der Zuschriften begrüßt den En'schluß des Zentrums, malistischen und kommunistischen Stimmen zurückgeblieben. in Bayern eigene Kandidaten gegen die Bayerische Beltspartei auf Bei rund 165 000 abgegebenen Stimmen erzielten die Re- zustellen, mit den Worten: Endlich, endlich das be: gierungsliste 61 800, die sozialistische Einheitspartei 46 600, freiende Wort für uns Zentrumsanhänger in Bayern ." Der bie Maximaliften 21 800 und die Kommunisten 7000, also im dyreiber dieser Zeilen ist der Ansicht, daß die große Masse der ganzen 75 400 fozialistisch kommunistische Stimmen gegen bayerischen Katholiken zum alten Zentrum zurückkehren werde, 61 800 faschistische; im Bewußtsein, die Minderheit in der wenn die Bearbeitung danach wäre. Stadt darzustellen, sollten die Faschisten, die die Stadtverwal­

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tung in Händen haben, zurücktreten, was fie natürlich nicht fun werden. Auch in Turin schließt die Regierung nicht gut ab, obwohl ihre Liste die der gesamten sozialistischen Par­teien etwas überflügelt; bier ist die hochburg Giolittis: Regierungsliste 29 000, Giolittis Lifte 14 000, sozialistische Einheitsparter 13 500, Marimalisten 4300 und Kommunisten 9700. 21fo 29 000 Regierungsstimmen gegen 27 000 Stim­men der Umstura" porteien; im ganzen, die andern Oppo­fitionslisten und Ciolittis verdünnte Opposition eingerechnet, erhielt die Opposition in der Stadt Turin 65,12 Broz. aller Stimmen. Rom hat seinen alten Grimbsaẞ, sich den Lebens­bedingungen des Augenblicks anzupaffen, befolgt und hat eine starte faschistische Mehrheit ergeben. Die riesigen phan­tastischen Mehrheiten stammen aber immer vom flachen Londe, was wohl die Vermutung nahelegt, daß diese Mehr­heiten in dem Maße gewachsen sind, als die Wahlkontrolle abnahm.

Am beachtenswertesten ist eine Buschrift des katholischen Dichters Leo Beißmantei, der in der jetzt mit dem Zentrum vereinigten Christlichsozialen Partei Bayerns eine führende Rolle spielt. Weißmantel ist ein außerordentlich gemäßigter Bolitiker, der die Parteigersplitterung im christlichen Lager bekämpft. Er schildert die Stimmung in Bayern folgendermaßen:

reicher als mande glauben möchten. Wenn bisher in ber Deffent­Ichkeit weniger davon zu merten nar, so eben deshalb, weil roir feine Gelegenheit hatten, unserer Stimmung Ausdruck zu geben. Solange es fein 3 nrum in Bayern gab, blieb für uns natürlich gar nichts anderes übrig als die Bayerische Bollspartel. Das wird ja nun anders werden.

Die Bayerische Boltspartei hat demnach mit ihrer Politik auch bei einem großen Teil der eigenen Wähler fräftig bankrott gemacht.

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Mannheim , 14. April. ( WB.) In einer aus allen Kreisen

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und Berufsständen der ganzen Pfalz außerordentlich stark besuch­ten Versammlung wurde die Gründung einer 3entrums partei der Pfalz einfimmig beschlossen. Zum ersten Bor­fibenden wurde Bürgermeister Dr. Gieben Deidesheim gewählt.. In der Versammlung wurde als Spigentandidat für die Reichstagswahl Abgeordneter Hofmann Ludwigshafen aufge­ftellt. An den Reich fanger Marg und den früheren Reichskanzler Fehrenbach wurden Begrüßungstelegramme gesandt. Fehrenbach wurden Begrüßungstelegramme gesandt.

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Der antisemitische Stahlhelm.

Wie uns aus Schlesien geschrieben wird, läßt der angeblich un­politische Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten ", Gau Schlesien , die aufzunehmenden Mitglieder folgende Erklärung unterschreibenn:

Ich versichere nach besten Wissen und Ges wissen, daß ich lei jüdisches Blut in den Abern habe und mit Juden nicht verschwägert bin."

Damit entpuppt sich der Stahlhelm wieder einmal als ein Ge wächs aus dem deutschvöllischen Gemüsegarten. Im übrigen möchten wir nicht untersuchen, wie viele Stahlhelmleute durch die Erklärung in die Klemme geraten. Bulle, Wulle, dent an deine Großmama!

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Staatsbürger jübischen Glaubens, die am Sonntag Die Hauptversammlung des Zentralvereins deutscher im Herrenhause tagte, nahm folgende Entschließung an: Die aus allen Leilen Deutschlands anläßlich der Hauptversammlung des Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens zu einer Kundgebung im Herrenhaus versammelten deutschen Juden fordern alle vaterländisch Gesinnten auf, den Wahlampf im Sinne des gleichen Rechtes für alle Staatsbürger und nicht mit den vergifteten Waffen des Hasses, der linduldsamkeit und der Lüge zu führen. Vertrete jeder frei und offen feine Meinung, aber in den Bewußtsein, daß es für jeden Deutschen ein höchstes Gebot gibt: Einheit des Reiches und Wiederaufbaudes Bater­

landes."

Der dritte Scheidemann - Attentäter gestellt? Verhaftet und wieder auf freien Fuß gefcht.

Bor furzem ging die Nachricht durch die bayerische Presse, daß ein Ab tommen zwischen Reichszentrum und Bayerischer Volkspartei getroffen fei oder getroffen werden solle, den beim Zentrum verbliebenen Abgeordnete Hof­mann in der Pfalz mitaufzustellen, wogegen das Reichszentrum fich verpflichtete, von der Aufstellung eigener Randidaten in Bayern abzusehen. Ich glaube, dem Reichszentrum einen Dienst zu tun, wenn ich offen gestehe, daß jane chriflichen Kreise Bayerns , welche die Politik der Bayerischen Boltspartei nicht mit machen fönnen, ja durch die Wahlvorlage der Bayerischen Bolts­partei bei den derzeitigen Landtagswahlen sich fittlich per­gewaltigt und entrechtet fühlen, so daß sie sich in die Reihen der Christlichsozialen Partei siellten, einen solchen Ruh­Als weiteres Kennzeichen des Wahlergebnisses muß man handel" als Verrat empfunden hätten, ganz zu schweigen davon, das Bolarisieren nach rechts und lints unter daß wir alles Vertrauen zum Reichszentrum hätten verlieren Zerreibung der vermittelnden Parteien hervorheben. An ab­müssen, wenn seine Parteileitung die Tiefe der tatsächlichen bayerischen Fragestellung so wenig ertannt hätte. foluter Stimmenzahl haben- außer den Faschisten, deren Daraus ist klar ersichtlich, wie fart die Empörung über die Mehrheitsliften 4 265 000, deren Minderheitsliftenn 351 000 separatistische und partitularistische Bolitik der Stimmen zählen- nur die Bayerischen Bolfspartei auch unter den einen Zuwachs zu verzeichnen, von 285 000 auf 304 000 die Bayerns ist. Es ist bezeichnend, wenn es in einer weiteren berbarg sich bei einer Freundin. Dort hielt er sich während des ersten, von 124 000 auf 129 000 die zweiten. Freilich spielt für beide der Zuwachs der neuen Provinzen eine Rolle( haben doch Benetien und Trient den Republikanern 30 000 Stimmen gegeben), aber er fann nicht annähernd die Folgen des Wahl­terrors aufheben, der namentlich den Republikanern gegen­über sehr scharf war. Die beiden sozialistischen Parteien, die

Mer weint um Stinnes?

Bon Hans Bauer.

Vor diesem toten Menschen stehen wir in besonderer Erschütte rung. Nicht des Menschen, sondern des Todes wegen. Denn wir sind ja alle so erdgebunden, daß ein geheimer Glaube in uns webt, es fei dem Tode schwerer, einen Mächtigen dieser Welt, als ein arm­feliges Hascherl zu fällen.

Ein klein wenig schwerer hat es der Tod bei Hugo Stinnes wohl gehabt als bei den armen Luders. Er ist auf allen Widerstand ge­stoßen, den die beste und teuerste Arznei und ein berühmter und fost spieliger Profeffor entgegenseßen können. Aber er hat nach kurzem Besinnen die Berteidigungslinien gestürmt und auf der Festung des zerfallenden Leibes die schwarze Fahne gehißt.

Da sind die Papiere der Siemens- Rhein- Elbe- Schuckert- Union und die von Riebeck Montan und Gelsenkirchen und Deutsch Lurem burg gefallen, und die Herren an der Börse haben schiefe Gesichter gezogen. In den Reigen der tendenzbestimmenden Faktoren wie Geldknappheit, Dividendenaussichten, Ultimoschwierigkeiten ist der Stillstand eines Herzens getreten.

Auf die Wirtschaft, für die dieses Herz zeitlebens geschlagen hatte, hat es noch im Augenblick feiner Auflösung einen Einfluß ausgeübt.

Auf andere Herzen nicht. Wir können um diesen Stinnes nicht trauern. Er hat nie das Leben der anderen gelebt, da erleben die anderen seine Todesstunde nicht. Niemals ist in die winkel des Elends und der Dürftigkeit ein Schimmer feines Glanzes geflogen, da trifft auch seine Bahre fein Schimmer eines naß gewordenen Auges. Diefer Mann hat die Nation benugt, und ist ihr nicht von Rußen gemefen, er war an ihr intereffiert und hat tein Interesse an ihr gehabt.

Mit dem Namen des Henry Ford ist in alle Zeit die Automobili­fferung Amerifas verbunden. Henry Ford ist ein Schöpfer. Stinnes ist ein Kaufmann. Er hat vertikal und horizontal fon­zentriert. Er hat verknüpft, verfädelt und versponnen. Er ist in viele Duhend Gesellschaften, aber er ist nicht in unseren Alltag ein­

gedrungen.

In der Familienchronit möge fein Name als der des Urhebers unendlichen Wohlstandes weiterleben. Bir teilen nicht sein Leid, denn er hat nie fein Glück mit uns geteilt.

Sein raftloses Geschäftsmannsgenie hat nach seinem Worte dem Bohle jeiner Kinder gegolten

Wir wußten nur immer, daß es nicht dem deutschen Bolke galt. Da stehen wir heute beiseite und können an diesem Toten nur Jetrauern, daß er die Binnen des letzten Erdenglüces nie leuchten fah: er wäre fonft als etwas anderes als ein reicher Privatmann gestorben.

Buschrift heißt:

Sieht die Bayerische Boltspartei, daß es noch sehr weite Rreise innerhalb des fatho ischen Banerits gibt, die mit dem Kurs ihrer Politif nicht einverstanden sind, dann dürfte dürfte sie sich vielleicht doch bald eines Besseren besinnen. Und diese Kreise find find viel zahl­

Berliner Opernwirrwarr.

Die Rösliner Polizei hat am Sonnabend abend einen Stuben­maler namens Wilhelm Bauer aus Berlin- Treptow ver haftet, der sich selbst bezichtigt hat, an dem Attentat gegen, den Kaffeler Oberbürgermeister Gen. Scheidemann beteiligt ge­wefen zu sein. Bekanntlich ist das Attentat gegen Scheidemann bereits vor längerer Zeit Gegenstand einer Verhandlung vor dem Staatsgerichtshof gewefen und die beiden Haupttäter Oelschläger und Hustort sind dama's zu längeren Freiheitsfirafen verurteilt worden. Seit einigen Wochen hielt sich nun, wie Korr. B. S. meldet, in Köslin der Maler Bauer auf, der wegen verschiedener Straftaten aus Berlin geflohen war. Bauer machte eines Abends in angetrunkenem Zupande seinen Arbeitskollegen Mit­teilung davon, daß er an dem Attentat gegen Scheidemann beteiligt gewesen sei. Er habe die Blausäure aus Münchenbe jorgt, mit der Delschläger Scheidemann zu töten versucht habe. Bon einem Arbeiter wurde der Rösliner Polizei Mitteilung davon gemacht. Als die Polizei Bauer am folgenden Tag auf feiner 2r­beitsstelle verhaften wollte, ergriff der Stubenmaler die Flucht und wurde einer Bolizeistreife entdeckt und festgenommen. Bei seinem Berhör behauptete Bauer, er habe lediglich renommiert und fenne meder Delschläger noch Hustert. Da die Kösiner Behörde ihm eine direkte Schuld nicht nachweisen Bonnie, murde der Berhaftete vor­läufig auf freien Fuß gefeßi(!) und das Raffeler Gericht von dem Borfall verständigt.

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Die Reisenden" von Hermann Keffer. Im Basler Stadt­theater fand die Uraufführung von Ressers Komödie Die Reisen­ben" als Abschluß eines modernen Dramenzyklus Gesellschaft" statt. Es ist das erste Lustspiel des Berfassers, deffen Dramen Summa Summarum" und" Die Brüder" schon über viele Bühnen geschritten sind. Der Gegenstand ist feltsam genug In einem einsamen Berg­hotel, deffen Gäste durch Erdbebennachrichten beunruhigt sind, gelingt es einem fühnen Hochstapler im Berein mit einem anderen pfiffigen Halunken, dem. Te'egraphisten, eine Nacht lang den allgemeinen­Bahn zu erwecken, die Erde fei in Erdbeben und Sturzflu'en unter­gegangen und das Hotel am Fuß der Zinnoberspige als In el stehen­geblieben. In diesem Zusammenbruch und dieser Vereinſamung fallen alle Masten. Die Hote bediensteten tennen Gehorsam und Unterordnung nicht mehr; ihr toller Sabbath flingt von hinten in die Szene und läßt die ehemais ftolzen Bertre'er der Großmächte, Breffe, Börse, Abel und Wissenschaft bisweilen mittun. Sie sind die eigentlichen Beidtragenden, über sie ergießt der Verfasser die scharfe Lauge feines Bikes, die den Zuschauer nicht nur zum Lachen, son­dern zu andauernder Nachdenklichkeit zwingt.

Otto Klemperer hat in Berlin vor einigen Tagen ein Konzert dirigiert und ist dabei hymnisch gefeiert worden. Das sei gern und freudig festgestellt. Bei dieser Gelegenheit fündigte er den Kontraft mit Direttor Lange von der Bolfsoper. Dieser sehr rührige Mann hatte einen zweiten Rapelimeister, Dobrowen, enga giert, ohne den prädentierten Operndirektor Klemperer zu fragen; er hatte auch verschwiegen, daß ihm sein Haus, das Thealer des Westens, im Prozeßmeg streitig gemacht wird. Klemperer, der in Köln eine ausgezeichnete, selbstherrliche Position hat, wehrte sich gegen diese Berliner Unsicherheit durch Lösung von seinen Ver­tragsverhältnis. Allerdings wird er, mit allen Machtbefugnissen ausgerüstet, gelegentlich in der Kantstraße eine Oper einstudieren. Das bedeutet aber soviel wie absolute Freiheit auch außerhalb des Institutes. Soll solch ein Theater aber wirtlich in fünstlerische Höhe geleitet werden, soll hier mit der Staatsoper tonfurtiert werden, fo muß ein Operndirektor an Haupt und Gliedern Wandlung schaffen. auf Organisation, Orchester, Soiiften, Chor und Programme loderen Berbindung Klemperers mit der Boltsoper nicht zu ermus, der feinen Augenblick ins Triviale fällt. Die drei Atte be­entscheidend und dauernd einwirken. Das ist aber bei der vorsichtig

warten.

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Den begabten Szentar hat man inzwischen zum Teufel ge­jagt, und es ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen, daß wie gemunfelt wird Kleiber eine schon früher geplante B2­rufung Klemperers an die Staatsoper wittert und mit Recht von sich abwehrt. Gerade an Kleiber sieht man, welch langer und intensiver Arbeit es bedarf, um an einem Opernhaus Neues durchzusehen. Er stedt nach fieben Monaten noch immer in den Borarbeiten. Da will Klemperer in vier Wochen, so rebenbei, ein Staatstheater aus der Boltsoper maten? Kann er fünstlerische Armeen aus dem Hermel zu schütteln? Seine Sehnsucht scheint mehr nach dem Bobium hinzuneigen. Er schloß Vertrag über 10 philharmonische Konzerte ab; diese Arbeit, dieses Kineten am Material des Phil harmonischen Orchesters, reizt ihn. Und Kleiber scheint bei der Staatsoperntapelle als Spizentantibat der nächsjährigen Konzerte zu gelten. Wir hätten dann also zwei neue Konzertdirigenten, die fich dem Opernbetrieb zu gleicher Zeit eventue!! in zweiter Linie widmen. Mit tödlicher Sicherheit führt dieses ganze Strifentum 34 weiterem Verfall der Oper.

Es sell in diesem Zusammenhang auch nicht verschwiegen wer den, daß der Streit des Chor: und Ballettpersonals der Staatsoper die fünstlerische Würde des Instituts nicht erhöht. Da die Streitenden zu Verhandlungen bereit sind, da ihre Forerun gen nicht exorbitant sind, da sie zudem um die kläglichen Bensionen ihrer Beteranen tämpfen, so wird das Ministerium ein übriges tun ürfen, um sich mit der Organisation zu einigen. Denn wojentang fann man nicht alle Choropern sperren. Jeder gute Bille findet einen guten, feliçmechenden Weg. Ein Chor ter Staatsoper iäßt Kurt Singer. fich mat erfchen, nicht lahmiegen.

Die Volfsbühne bereitet zurzeit das altindische Märchenspiel Baian

Der Dialog ist flassisch streng geführt, in einem schönen Rhrth­

ginnen meisterlich; besonders der zweite, wo die gebrochenen Größen schön angeordnet in ihre Klubfeffel gepflanzt sind, werkt das Lachen im Zuschauerraum, bevor nur ein Wort gesprochen wird; bie Spannung verliert sich nie und steigert sich zu glänzenden Attschlüffen. Die Aufführung war für das Basler Theater höchst ehrenvoll. A. B.

Bom Straßenbahnfahrer zum Premierminister. Die Wahlen in Südaustralien haben, wie aus Adelaide berichtet wird, mit einer Niederlage ber liberalen Bartei geendigt, und damit ist auch die bisherige liberale Regierung gestürzt. Es besteht kein Zweifel, daß die Mitglieder der Arbeiterpartei ein neues Ministerium bilden mer­den, da sie die Majorität in dem neuen Parlament haben, und so wird der Nachfolger des bisherigen Premierministers Sir Henry Barwell der Führer der füdaustralischen Arbeiterpartei John Gunn werden. Der 39jährige Mann ist der Sohn eines Be­wohners der Orkney- Inseln , der von dort nach den Goldfeldern von Bictoria auswanderte. Hier wurde ihm 1885 John geboren. Da ter

Bater früh starb, blieb die Witwe mit 9 kleinen Kindern; urück; John mußte schnell auf eigene Füße fommen und begann seine Lauf bahn als Laufjunge eines Dorffaufmanns. Dann wurde er Backer in einem Leegeschäft und fam 1908 nach Adelaide , wo er als Straßenbahnfahrer sein Brot verdiente. Auf diesem Posten schwang ganisierte ben groen Streit der Straßenbahnfahrer im Jahre 1910. er sich rasch zum politischen Führer feiner Kameraden ouf und or= Sein Ansehen wuchs immer mehr, und jent wird er durch das Ver­trauen feiner Rameraden dazu berufen, die Geschicke des Landes zu leiten.

Leo Erichsen, der bekannte Psychologe. Behandelt am 17. April im talena" in der Bearbeitung von 2. Feuchtwanger vor." Die bild Blüthnersaal Grenzfragen bes Heberiinnlichen" und nimmt tüaftlerische Ausgestaltung wurde Edward Suhr übertragen. hier zu den gesamten occulten Problemen der Gegenwart Stellung.