Ein Schreiben des Reichspräsidenten .
Der Reichspräsident hat anläßlich der Kantfeier an ben Oberbürgermeister der Stadt Königsberg und an den Reftor der dortigen Universität das folgende Schreiben gerichtet:
Mannes.
" Zu meinem lebhaften Bedauern ist es mir nicht möglich, der freundlichen Einladung der Stadt Königsberg und der Albertus. Universität Folge zu leisten und persönlich an der Kantfeier teil zunehmen. Ich huldige aber mit Ihnen dem Gedächtnis des großen An diesem Gedenktag feiert das deutsche Bolt nicht nur den Denker, der in beispiellofer geistiger Kraft und vorbildlicher Aufrichtigkeit und Treue der Arbeit ein neues Beitbild er richtete und damit für alle Bölfer eine neue Epoche des Dentens begründete, es bekennt sich auch zu den unverfieglichen Quellen feiner eigenen seelischen Kraft, die gerade in dem Geiste Rants aus tiefstem Grunde strömen.
Rant hat bie hohen 3deafe, bie das Leben bestimmen, in bas Gebiet der persönlichen Ueberzeugung verfeht; er hat den er habenen Pflichtbegriff, der sich an die Freiheit des Menschen richtet, in den Mittelpunkt der Moral gerüdt; er hat den hohen Begriff der Menschenwürde aufgestellt, wonach die Menschen nicht zu bloßen Mitteln für die Zwecke anderer auf Roften ihrer Kultur und ihres Menschentums herabgedrückt werden dürfen; er hat ben sicheren Weg zu einem sinnvollen Zusammenwirten der Bölker und Staaten gewiesen. Aus den Menschen felber aber hat er ihr Bestes herausgeholt, well er ihnen Gutes zu traute. So wurde er in der für die Kultur Deutsch 'ands wichtigsten Zeit der moralische Gesetzgeber und zugleich jedem einzelnen Deut. schen ein Vorbild.
Die Deutsche Republit wird mit den besten Sträften deutschen Geistes verbündet bleiben, solange fie die Rantsche Idee der Freiheit als Grundlage und Antrieb ihres staatlichen Lebens anertennt und sie in einer Staatsform zu verwirklichen sucht, die auf dem Gedanken Rants beruht: Bas ein Bolt nicht selbst über sich beschließen fann, bas tann auch ein Ge jezgeber nicht über ein Bolt beschließen."
Möge die Rantfeier in der ehrwürdigen Stabt feines Wirtens Geist und Sinn aller Boltsgenossen erheben und sie in ihrem Aufstieg aus Zwang und Not beflügeln und stärken!"
Die Chemnitzer machen nicht mit.
Die neue Iinte Barteiführung der Ruth Fischer , Maslow usw. hat in ihrem Aufruf an die Partei defretiert, daß Fraktionsbildungen in Zukunft zu unterbleiben hätten und daß die Bartei jezt einheitlich und geschlossen sei. Diese Einheitlichkeit ist vorläufig noch nicht weit her. Schon aus dem frisierten Bericht der Roten Fahne" geht her por, daß die Egetutive auf dem Parteitag fich gegen einen allzu fchroffen Lini turs gewandt hat. Inzwischen hat nach dem Barteitag sich der Bezirksausschuß Erzgebirge - Bogtland, wo Heckert, Brandler und andere Verräter zu Hause find, als Kristallisationspunkt des Sumpfes etabliert. Das ist bei den Chemnizer Kommunisten wohl nur eine Vorsichtsmaßregel In Wirklichkeit sind gerade die Chemnizer gute brave Rechtsleute. Der Bezirks
ausschuß veröffentlicht eine Resolution, in der es heißt:
Der Bezirksausschuß muß anderseits erklären, daß troh der Annahme der politischen Plattform der Parteiminderheit durch die Parteimehrheit die Gefahr weiter besteht, daß die Parteimehrheit diese Plattform ebenso verläßt, wie fie bisher die gemeiniam getroffenen Ber einbarungen der legten Mostaner Konferenz in allen Buntten preisgegeben hat. Die Gefahr ist um so naheliegender, als die Vertreter der Parteimehrheit schon auf dem Barteitag gerade bie Gruppe, beren politische Blattform sie übernommen hat, in allen organisatorischen Fra gen vergewaltigt hat:
1. Die neue Bentrale murde gegen den Willen ber Barteiminderheit gewählt. 2. Entgegen den Bereinbarungen in Mostau sind die Bertreter ber Barteiminderheit in der Zentrale gegen den Willen der Gewählten wie gegen den Willen der
Ein halbes Jahr! Da hatte sie noch lange Zeit, Butes zu tun und den Himmel zu verdienen. Warum hatte ihr der Esel von einem Dottor bas nicht gleich gejagt? Die geplagten Menschen zu nächst einmal ins Bodshorn jagen, das war natürlich sein Brofit. So hörte die Bäuerin vorläufig auf mit ihren Guttaten. Denn ein halbes Jahr lang fonnte sie das nicht so treiben, wollte sie nicht Das hinausstreuen, was sie während eines langen Lebens mühsam hereingefcharrt hatte. Ein halbes Jahr lang sterben, das war entfehlich! Ein halbes Jahr lang Gutes tun, war noch entfehlicher. Und eine Doftorsrechnung von einem halben Jahr, daß war das Miferentfeßlichste! Da tonnte wohl Null von Null aufgehen, und ihres langen Lebens Mühe und Bladerei war umsonst gewesen. Umsonst wäre sie durch all die dunklen und schmutzigen Wege gewandelt, die zu ihrem heutigen Wohlstande geführt hatten. Sie betete zum Bater im Himmel um einen baldigen, feligen Tod. Bergeblich jedoch barrte fie der Erhörung ihrer Bitte. Es schien, daß man sie im Himmel noch nicht brauchen konnte, daß ihr Gott noch Zeit geben wollte, fich Die Seligkeit zu verdienen. Um ihre Brauchbarkeit für die ewige Seligkeit aber zu beweisen, versuchte sie es wieder einmal mit der Barmherzigfeit. Sie ließ einem armen Berunglüdten einen Rorb mit allerhand Stärkendem füllen. Lege noch eine Flasche von meinem Bein dazu," gebot sie der Schwiegertochter nach einem harten Stampf, den ihr jenseitiger Mensch mit ihrem diesseitigen erfolgreich bestanden hatte. Als aber die Nacht tam und auch diesen Tag ablofte, brachte sie ihr Martern ohne Ende. Sie wollte schlafen und vergessen, was dieser Tag sie wieder gekostet hatte. D, nicht mehr rechnen müssen, was sie heute und schon so oft in ihrer Herzensangst vertan hatte! Riesengroß stand ihr Verlust vor ihren meit geöffneten Augen. Und schloß sie diese, um die Erinnerung daran zu verwischen, so wuchs der Wert des verlorenen Gutes ins Unermeßliche. Jetzt schon fah fie fich ruiniert, der Armut preis. gegeben. Und der Doftor, was würde der erst verlangen! Benn es ein langjames Sterben gab, dann fam er sicher alle Tage. Sie schüttete eines der Schlafpulver in das bereitgestellte Glas und führte es zum Munde. Halt, noch eins, und noch eins! Ruhen will ich und nimmer an mein Elend denten." Als sie aber das Glas geleert hatte, fuhr ihr jäh ein Stich durchs Herz. Wie, wenn sie zuviel von den weißen Bülberchen geschludt hätte? Wenn es ernst werden sollte diese Nacht? Wenn sie nicht mehr aufwachte? Doch nur einen Augenblid währte der Schrecken, denn sie wußte, daß, wenn sie heute stürbe, ihr das Himmelreich nicht fehlen fonnte. Hatte sie heute nicht Gutes getan über ihre Kräfte? So wäre heute eigentlich ganz der richtige Zeitpunkt, zu sterben. Und im Halbschlaf schon träumte fie, wieviel von ihrem irdischen Gut nun doch noch bleiben würde. Sie schmunzelte, wenn fie fich das enttäuschte Gesicht des Doktors rorstellte, den sie durch ihren unerwarteten und schmerzlosen Tod um eine lange Rechnung geprellt hatte. Ja, fie freute fich fogar über das Schnippchen, das fie dem lieben Gaft schlagen würde, men es ernst werben sollte diese Nacht. Bunderbare Träume umgarnten fie. Sie faß zur Rechten des himmlischen Baters. Gott hatte zu seinem Sohne gesagt: ,, Rüde ein wenig zur Seite! Die Frau hat viel Gutes gelan in ihrem Leben." Ganz ferne im Himmel fab sie ihren Gefigen, der gar nicht zu verstehen schien, wie sein eib zu diesem auserforenen Blaze tam. Das war ein Triumph für sie ohnegleichen. Denn wie oft hatte fie fich über ihren Alten geärgert, wenn er fie im Diesseits zumeilen
Barteiminberheit gewählt worden. Die von der Bartels| allein find dafür bestimmend. Da die Löhne in Deutschland minderheit gestellten Kandidaten wurden abgelehnt.
3. Die Borschläge des Bezirks Erzgebirge - Bogtland wurden brüst abgewiesen. Selbst ihre Begründung durch die Delegation ist unterbunden worden.
4. Die neue Bentrale beginnt mit politischen Maß. regelungen Führende Genchsen von der Parteiminderheit werden praktisch von jeder Mitarbeit ausgeschaltet"
unter den Weltmarktlöhnen, die Preise aber über den Welt. marktpreisen liegen, ist es offenbar, daß die Ueberteuerung, die allein eine Gefahr für die Währung ist, eine Folge der standalösen Uebergewinne ift.
Macdonald gegen die Ententepolitik.
So wie sie bisher war.
Das ist ein net'es Bild der Einigkeit und Geschlossenheit", das die Kommunistische Partei unmittelbar nach ihrem Bar. teitage bietet. Wir wollen nicht ins Prophezeien verfallen, aber Bort, 19. Aprit.( Elgener Drahlbericht) In einer großen Beruns will bünten, daß wir noch manchen Rradh bei den Kommu- sammlung am Vortag des Kongreffes der Unabhängigen Arbeiterniften erleben werden, und daß sie aus ihrer Dauertrife gerade partei( 3.£. P.) sprach Genoffe 3. Ramsay Macdonald über die wegen ihres neuen Kurses erst recht nicht herauskommen werden. Politit der Arbeiterpartei. Ju Besprechung der Außenpolitik jagte Jetzt wird diese Entwicklung durch die Rücksichtnahme auf die Reichs der Premierminister a. a., manches im Sachverständigenbericht getagswahlen noch etwas gehemmt. Dann aber wird der Rampf der falle ihm auch nicht, aber der Streit um Einzelheiten bringe die Kommunistischen Partei mit unverminderter Stärke weitergehen, Welt nicht weiter. Auch die Frage, wer in der Bergangenheit schuld wenn nicht der von der radikalisierten Mitgliedermaffe erwartete fei, entscheide nicht Sicher aber ift, fuhr Macdonald fort, daß, wenn Butsch ihr sowieso den Todesstoß gibt, t es noch zwei Jahre so weiter geht, alles verloren ist, wofür wir fämpfen. Die nationalistische Welle in Deutschland fei eine Gefahr für Europa und ein Verhängnis für Deutschland felbft. Dafür sei die bisherige Politit der Alliierten in hohem Maße verantwortlich.
Löhne und Währung.
betrefen, so werde Deutschland unwillig fuchen, feinen Berpflichtungen Es gebe zwei Wege, Deutschland zu behandeln: der eine sei der des Mißtrauens und der Pfänder und werde dieser Weg betreten, fo werde Deutschland unwillig fuchen, feinen Berpflichtungen zu entgehen. Wandle man aber den anderen Weg, den des Berfrauens, dann werde Deutschland dieses Vertrauen regifertigen, wie ein Mann, dem man entweder fagt, ich glaube dir, oder ich halte dich für einen Betrüger.
Die größte Gefahr sei der wirtschaftliche Niedergang Deutschlands und die Konkurrenz des unterbezahlten deutschen Arbeiters, der nicht deshalb zehn Stunden arbeite, weil er tein Rüdgrat habe, sondern weil die bisherige internationale Politit 3ahlungen aus dem Fleisch und Blut des deutschen Arbeiters gepreßt habe.
Die Spitenorganisation bei Jarres. in Bertretung des Reichskanzlers die Bertreter ber Epigen Wolff- Bureau meldet: Der Bizelanzler Dr. Jarres empfing organisationen der Gewertschaften. An der Be sprechung nahmen außerdem teil der Reichsarbeitsminister Dr. Brauns, der Reichsfinanzmister Dr. Luther und der Reichs. wirtschaftsminister Hamm . In der Besprechung wandten sich die Gewerkschaften gegen die Auffassung, daß jede Lohnerhöhung notwendig eine Gefährdung für die Aufrechterhal tung der Währung nach sich ziehen müsse und vertraten den Standpunkt, daß eine Reihe anderer Momente, insbesondere die noch nicht überall genügend durchgeführte Rationalisierung der Wirtschaft, das Borhandensein zu vieler unprodut. tiver 3 wifchenglieder und zu hoher Gewinnquoten, die Preis- und Lieferungsbedingungen der Kartelle, die noch nicht überall überwundenen Gewohnheiten aus der Inflationszeit und eine vielfach unzweckmäßige Handhabung der Rreditgewährung in höherem Maße die Währung gefähr. deten. Die augenblickliche Erholung bestimmter Wirtschaftszweige beruhe auf den Uebergewinnen gewiffer Boltsschichten, denn die Erholung erftrede fich fast nur auf die ausgesprochene Lugus - Paris , 19. April. ( Eigener Drahtbericht.) Der Londoner Korre industrie( z. B. auf Leber, Holz. Tertilindustrie). Notwendig fei fpondent des Temps" will wiffen, daß man in den Kreisen der eine allgemeine Sentung der Warenpreise, die heute noch englischen Regierung eine persönliche Zusammenkunft zwischen fünftlich hochgehalten würden. Eine Niedrighaltung der Macdonald und Boincaré im Augenblid nicht wünsche, da ein 2öhne hemme bie technische Entwidlung und beein Meinungsaustausch faum pofitive Ergebnisse haben fönne, bevor trächtige die Arbeitsleistung. Die Vertreter der Gemert- nicht die Reparationskommission ihre Arbeiten abgefchloffen habe. schaften forderten endlich nachdrücklich die zwingend gewordene Er- Der Korrespondent glaubt weiterhin zu wissen, daß die englische Rehöhung der Gewerbslofenunterstügungsfäge, die gierung entschlossen sei, teinertet neuen Sanftionen heute schon vorwiegend aus den Plichtbeiträgen gebedt würben; gegen Deutschland ihre Zustimmung zu geben. Die von den eine nennenswerte Beanspruchung von Staatsmitteln werde durch Sachverständigen in Aussicht genommene internationale Anleihe eine Erhöhung nicht eintreten. werde in London sehr günstig beurteilt.
Jm weiteren Berlauf seiner Rede gab Macdonald eine für Jndien freundschaftliche Erklärung ab und bezeichnete den Zeitpunkt der nächsten britischen Unterhauswahl als voraussichtlich noch sehr entfernt.
Keine Sanktionen mit englischer Zustimmung.
Poincarés Manöverplan.
Paris , 19. April. ( Eigener Drahtbericht.) Die non der Bariser
Bresse an dem Beschluß der Reparationstommiffion geübte Striti lüftet die Schleier, in welche die von der französischen Regierung gegen das Werk der Sachverständigen gerichteten Manöver gehülf waren. Man hatte sich in Paris die Sache so gedacht, daß die Ne
calbigen Erhöhung der Erwerbslosenunterstügungsfäße a ner. Von der Reichsregierung wurde die Notwendigkeit einer kannt, über das erforderliche und mögliche Ausmaß der Erhöhungen gingen allerdings die Auffassungen auseinander. Auch in der allgemeinen Beurteilung der wirtschaftlichen Lage stimmte bie Reichsregierung mit den Gewerkschaftsvertretern im wesentlichen überein und betonte, daß von ihrer Seite alles geschehen werde, traft der Löhne und Gehälter näherzukommen. Diesem Biele würde um dem Ziele einer Preisfentug und Erhöhung der Kaufparationstommiffion zunächst denjenigen Teil des Programms vor allem eine zwedentsprechende Handhabung der. Ein. und Aus fuhrtontrolle, der Kartellgefeßgebung und der Kreditpolitif dienen. Eine vorzeitige Erhöhung der Nominallöhne, ohne daß bereits die Handels. und damit Zahlungsbilanz gegenüber dem Ausland wesentlich verbessert und jede überflüssige Stauftraft in allen Be völkerungsschichten beseitigt wäre, würde allerdings unhaltbar zu einer neuen Inflation führen.
Soweit die Meldung. Die am Schluß aufgestellte Behauptung der Reichsregierung wird nicht richtiger, weil sie die Regierung als ihre offizielle Meinung zum beften gibt. Die Löhne haben mit der Zahlungs. und Handelsbilanz gar nichts zu tun. Die Preise
gemahnt hatte, doch auch an ihrer Seele Hell zu denken. Ja, ja, man mußte es nur richtig anzugreifen wiffen
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Als die alte Bäuerin am anderen Morgen nicht zur gewohnten Zeit erwachte, trat die Schwiegertochter in die Kammer der Alten. Sie fand die Schwiegermutter mit triumphierendem Schmunzeln im Geficht zur feligen Ruhe eingegangen.
Dawes, der die Verpflichtungen für Deutschland enthält, unter Anpaffung an die franzöfifchen Spezialwünsche zu einem defini. tiven 3ahlungsplan ausgeftaltet; dessen Annahme follte Deutschland durch offiziellen Beschluß gemäß Artikel 234 auf. erlegt werden. Bis dahin sollten die sogenannten politischen Fragen in der Schwebe bleiben, ba man, wie der„ Lemps" fich auf ein präzises Programm zur Ueberführung des gegenwärtigen ausdrüdte, von Frankreich und Belgien nicht verlangen fönne, fich Regimes in den befeßten Gebieten auf die von den Sachverstän digen in Aussicht genommene Regelung festzulegen, bevor nicht Deutschland mit der Erfüllung der ihm auferlegten Verpflichtungen und finanziellen Lasten begonnen habe.
Man will also die einseitige Bindung Deutschlands , ohne fich felbst durch die im Dawes- Bericht als unbedingte Borausfezung bezeichnete Wiederherstellung der wirtschaftlichen Einheit Deutsch lands irgendwelche Verpflichtungen auferlegen zu wollen. Die Reparationstommiffion hat sich zwar dem Versuch, fie auf diesen Beg zu drängen, widerset. Ihr Beschluß zeigt aber deutlich. daß er das Produkt einer Lage ist, aus der man keinen Ausweg zu finden vermocht hat. Das an die deutsche Regierung gestellte Berlangen, die zur Durchführung der Sachverständigenvorschläge notwendigen Gesetze und Berordnungen auszuarbeiten und der Kommission vorzulegen, wodurch Deutschland gezwungen wird, mit der Realisierung des Dames- Planes attiv voranzugehen, hätte erechterweife gleichzeitig aufgewogen werden müssen durch die Aufforderung an die alliierten Regierungen, ihre Bereitschaft zur vorbehaltfofen Annahme des Planes bzw. zur Erfüllung seiner Boraussetzung zu erklären. Das hat die Reparationskommission nicht getan. Die bloße,„ Empfehlung" des Sachverständigenberichtes ermöglicht jedenfalls der französischen Regierung, ihre dilatorische Methode fort
zufezen.
Trogdem hat der
Die Torfo - Bühne. Im Renaissance Theater glaubten die meisten Zuschauer gestern, die Tote Stadt" von Gabriele d'Annunzio zu sehen. Wahrscheinlich ist auch der Direttor Theodor Tagger überzeugt, die Tragödie des großen Italieners auf geführt zu haben. Er brachte aber nur eine dramatisierte ausführ liche Inhaltsangabe des Studes. Wenn ich mir erlauben darf, ihm einen Rat zu geben, jo empfehle ich ihm einen Dramaturgen, einen Regiffeur, einen Infpigienten und einen Tischler zu engagieren und fich felbft mehr im Hintergrund zu halten. Der Dramaturg hätte ihm erklärt, daß die Handlung nicht das Wesentliche an einem Drama zu fein braucht. Bei d'Annunzio und vollends in der„ Loten Stadt" ist sie nebenfächlich im Bergleich zu der Bildhaftigkeit, dem Farbenflimmer, dem bezaubernden Reichtum der Sprache. Herr Tagger bat teine Ehrfurcht vor diesem Rausch der Sprache. Er fürzt und türzt und nichts bleibt übrig, als die gleichgültige Handlung von den quälenden Irrwegen der Liebe. Der Regiffeur hätte dem Direktor gesagt, daß auch die t'einste Bühne Möglichkeiten bietet. Der Inspizient hätte für ausreichende Beleuchtung gesorgt. In drei von den fünf Alten lastete undurchdringliches Dunkel auf der Bühne. Ja, und wenn man wenigstens alles hören tönnte! Aber auch das hat seine Schwierigkeiten bei dem quietschenden und fnacenden Gestühl dieses Theaters. Deshalb braucht der Direktor einen Tischler, der den illufionstötenden Lärm der Sige beseitigt. Die Darsteller, die die undankbare Aufgabe hatten, dem Torso von Drama Leben einzuhauchen, verföhnten mit der Enttäuschung, allen voran Lina Loffen als blinde, mit der Seele fehende Anna, eine erschütternde Berkörperung des Schmerzes und der Hingabe. Hans Heinrich v. Twardowski machte die Zerriffenheit von Leonardos Wefen, die an Wahnsinn grenzende Leidenschaft zur Schwester glaubhaft. Ernst Martens befigt streichelnden Wohlmittel in den befepten Gebieten völlig aus der Hand zu geben. Diese laut der Stimme, ist aber arm an Bewegungen und Ausdrud, nur Olga Tschechowa ist zu herb für die Weichheit der Bianca Maria.
dgr.
In der Volksbühne, Theater am Bülowplah, findet am 25. abends 7 Uhr die Erstaufführung von Vasantasena", Schauspiel in 3 ütten nach dem Indischen, von Lion Feuchtwanger statt. Eitelrolle: Gertrud Kanik, Regie: Baul Hendels, Mufit: Wolfgang Zeller , Bühnenbild: Edward Suhr.
Der Neuköllner Sängercher( M. d. D.-A.-S.-B.) veranitaltet am 1. Dfterfeiertag im Neuen Saal der„ Neuen Welt, Safenbeide 105/114, der Staatsoper Am Flügel: Hans Stiebn. Zum Bortrag gelangen u. a. ein Stonzert. Mitwirkende: Baldbornquartett. Mitglieder von der Stapelle Männerchore mit Balbhornquartett und Flügelbegleitung.
gefäur 14 Tagen von einem Automobil überfahren. Jest Eleonore Duse wurde auf einer Vorstellungsreise in Amerita bor un bat fie in Bittsburg ihre Reise unterbrechen müssen. Ihr Zustand wird als bedenklich angesehen.
Maitia Battistini veranstaltet am 22. in her hilharmonie fein einziges Stonzert.
gefunden. Besonders der belgische Delegierte Delacroig, der in der Diskussion gleich den Bertretern Englands, Amerikas und Ita liens fich zu dem von den Sachverständigen aufs nachdrücklichste ver. tretenen Grundlag bekannt hat, daß deren Borschläge ein unteilbares anzes bilden und deshalb nur in ihrer Gesamtheit angenommen oder abgelehnt werden fönnen, bekommt manche Unfreundlichkeit zu höhren. Diese Kritik hat indes den Vorteil, die wahren Absichten Boincarés und seiner Leute restlos aufzudecken. Nach den vom Matin", vom Echo de Paris" und anderen Blättern über die Haltung der französischen Regierung veröffentlichten Informationen bentt diese nicht daran, sich das Programm der Sachverständigen bedingungslos zu eigen zu machen. Sie macht nicht nur ihre
Zuftimmung abhängig von der Anullierung der allierten Schulden und der Fefisehung neuer politischer Sanktionen, bie automatisch in Kraft treten sollen, wenn Deutschland mit seinen Berpflichtungen im Rückstand bleiben sollte, sondern sie erklärt auch rund heraus, daß fie feineswegs die Absicht habe, die Druck allzu poreilige Aufbeckung der französischen Karten macht allerdings felbft Blätter wie den Temps", der bisher in der Befürwortung dieser Taktik die Führung hatte, bedentlich und läßt das Blatt an die maßgebenden Stellen die Warnung richten, alles zu ver meiden, was den Einbrud ermeden fönnte, als ob Frankreich das Wert der Sachverständigen zum Scheitern bringen wolle.
Belgische Initiative.
Zur Einberufung einer Alliiertenkonferenz. Brüssel , 19. April. ( WTB.) Theunis und hman& werben anfangs nächster Woche den belgischen Botschafter in London Nach der empfangen, der nach Brüssel gebeten worden ist. Derniere Heure" bängt dieser Befuch mit einem belglischen Schritt bei der englischen Regierung auf Bereinbarung einer Besprechung über die Reparationsfrage zusammen.