2. Heilage ües vorwärts
Sonntag, 20.Kpril192�
Die Seöeutung öes Wahlkampfs. Von Karl Kautsky . I. Wird bei der kommenden Wahl«in starker Stimmenrück- gang unserer Partei eintreten? Der Ausgang der letzten Wahlen in Thüringen , Mecklenburg , Hamburg und erst jüngst in Bayern deutet allerdings in dieser Richtung. Lebten wir unter stabilen Verhältnissen, dann würden jene Vorläufer der allgemeinen Wahlen deren Ausgang berests im vor- hinein erkennen lassen. Aber die Verhältnisse, unter denen wir in Deutschland leben, sind noch west davon entfernt, stabil zu sein. Die Situationen wechseln rasch und sprunghaft. Die dem Verlust der Ruhrkampagne fol- gende Panikstimmung ist vorbei, unter der die lokalen und regionalen Wahlen der letzten Zeil vor sich gingen; die So- z i o l d e m o k r a t i e, die unter dem damaligen ökonomischen Zusammenbruch am meisten litt, erholt sich sichtlich. In den nächsten Wochen kann sich noch manches ereignen, das unsere Agitation energisch unterstützt, allerdings auch manches, das sie hemmt. Der Ausgang des Wahlkampfes ist daher ganz ungewiß. Aber um so mehr liegt aller Grund vor, die äußersten Anstrengungen zu machen, um den Sieg an unsere Fahnen zu heften. Der Kampf wird auf jeden Fall ein sehr harter werden. Denn wie immer die Situation sich gestalten mag, die Sozial- demokratie hat schwer daran zu tragen, daß sie seit 1918 fast stets an der Reichsregierung beteiligt war. Eine jede regierende Partei unterliegt der Gefahr, sich im Laufe der Zeit abzunutzen; am meisten dann, wenn sie zu schwach ist, allein zu regieren, und namentlich eine Partei der Ausgebeuteten. Die Leiden der arbestenden Masse sind so groß und so tiefgewurzelt, daß selbst eine starke p r o l e t a- rische Regierung unter günstigen ökonomischen Be- dingungen nicht imstande wäre, ihnen rasch in erheblichem Maße abzuhelfen. Um so weniger eine schwache Koalitions- regierung in einem verarmten, von Krisen erschütterten Lande. Der nicht politisch geschulte Mensch neigt aber dazu, die Lei- stungen einer Regierung nicht an den gegebenen tatsächlichen Bedingungen und Machwerhällnissen, sondern nach seinen Be- dürfnissen und Erwartungen zu messen. Hinter diesen mußte bisher iede regierend« Partei zurückbleiben, auch wenn ihr das Jnteresie des arbeitenden Volkes noch fo sehr am Herzen lag. Je länger sie regiert, desto größer die Zahl derjenigen, die sie enttäuscht. Sie werden entweder indifferent oder fallen den Lockungen anderer Parteien zum Opfer, die bisher in der Opposition standen und als solche nur zu fordern, aber nichts Praktisches zu leisten hatten. Die Opposition muh dann freilich, nachdem sie zur Re- gierung gelangt, sich ihrerseits abnutzen, besonders dann, wenn Ihre Volksfreundlichkeit nur demagogische Heuchelei war. So ist es in einem festgefügten Staate unvermeidlich, daß kein« Partei dauernd am Ruder bleibt, jede große Massen- vartei einmal in der Regierung ist, sich abnutzt und nach ihrem Sturze als Opposition neue Kräfte sammelt. Bei diesem Auf- und Abwogen der Parteien sind es stets die Parteien der Masten, in großindustriellen Staaten die des Proleta- riats, die stetig vorwärtsschreiten und immer wieder mit vermehrter Kraft zurückkehren. Bon diesem Standpunkt aus könnte man mit einer gewissen Gemütsruhe abwarten, ob wir bei den nächsten Wahlen geschlagen werden. Man könnte förmlich wünschen, daß die Deutschoölkischen und ihre Vasallen die Mehrhest gewinnen. um zu zeigen, was sie können. Keine Regierung würde sich so rasch abnutzen wie die ihre, und rasch und massenhaft müßten die Massen wieder der Sozialdemokratie zuströmen, der sie nun gewitzigt und mit größerer Treue anhängen würden. Die anfängliche Niederlage würde so die Bürgschaft eines ihr rasch folgenden gewalligen Sieges. Diese Rechnung wäre ganz richtig in einem festgefügten parlamentarischen Staate. Aber Deutschland ist im Augenblick kein solcher. Oekonomie, Finanzen, Politik, Verwaltung, alles ist bei uns in einem höchst labilen Gleichgewicht, das ein ge- ringfügiger Anstoß bereits zum Umsturz bringen kann. Siegt die deutschvölkische Opposition, kommt sie zur Re- gierung, so wird sie nicht etwa weiterwursteln, bis sie sich ab- genutzt hat, um dann wieder einer anderen, inzwischen er- (tarkten Partei im Staate gutwillig Platz zu machen, sondern ie wird sofort das bestehende Staatswesen zertrüm- mern» jede Basis beseitigen, auf der eine andere Partei, namentlich eine proletarische Partei, ohne abermaligen, neuen Umsturz emporkommen könnte. Nicht dämm wird heute gekämpft, ob die Sozialdemo- kratie stark genug sein soll, wieder in die nächste Regiemng einzutreten, oder ob sie ein paar Jahre damit warten soll, sondern dämm, ob die Sozialdemokratie stark genug sein soll, dieRepublikzuerhalten, oder ob ihr die Kraft fehlen wird, die Monarchie abzuwehren. II. Daß es sich im kommenden Wahlkampf um die Eni- scheidung handelt, ob Republik oder Monarchie, wird wohl allgemein anerkannt. Aber so richtig das ist, es ist noch nicht die ganze Wahrhest. Es gibt verschiedene Arten von Monarchien. Die eng- tische zum Beispiel ist zu einer bloßen Dekoration geworden. die wohl nicht ganz ohne Einfluß im Staate ist, viel kostet und noch einmal unbequem werden kann. Augenblicklich bildet jedoch der britische König ein geringeres Hindernis für den Fortschrtt des Proletariats und der Gesellschaft überhaupt als etwa der Präsident der Republik Frankreich . Aber nicht alle Monarchien sind so harmlos. Der naive deutsche Monarchist von heute vergleicht die Zustände unter dem Kaiserreich vor 1914 mit denen unter der Republik seit 1918 und findet, damals sei es viel schöner Steden gewesen wie heute. Das stimmt. Aber der größere ohlstand von ehedem war nicht Folge der Monarchie, son- dem des hundertjährigen Friedenszustandes. in dem Deutschland von 1813 bis 1914 lebte, mit einer kurzen Unterbrechung von 1864 bis 1871. in die drei Kriege fallen. von denen nur einer größere Dimensionen erreichte, keiner das Erwerbsleben störte, jeder ohne Schwächung der Volks- Wirtschaft mit einem Siege endete. Die lange Friedensperiode war nicht das Verdienst der monarchischen Institutionen, son- dem der allgemeinen europäischen Lage. Die Monarchie hatte w dem Jahrhundert vor ILlö Preußen nicht vor den erschöp-
fendsten Kriegen bewahrt, die das Land zweimal, im Sieben- jähngen Krieg und nach der Schlacht von Jena, an den Rand des Abgrundes brachten. Und nicht die Republik , sondem die Monarchie war es, die in den Krieg von 1914 Hineintorkelle, unter Umständen, wie sie für Deutschland nicht ungünstiger liegen konnten, und die zu dem furchtbarsten militärischen und ökonomischen Zu- sammenbruch führten. Es ist diese kaiserliche Politik, an der die deutsch « Republik heute noch schwer leidet. Im Militärstaat Preußen besaßen die Generäle zumeist großen Einfluß. Bismarck hatte stets mit ihnen zu kämpfen. Seine besten Leistungen in der auswärtigen Polstik, zum Bei- spiel den Friedensschluß mst Oesterreich 1866. mußt« er in einem wütenden Kampf gegen den Generalstab durchsetzen. Weniger Widerstandskraft bewies er bei dem Friedensschluß von 1871; immerhin lehnte er die gröbsten der Fehler ab, zu denen ihn die Generäle drängten. Wilhelm II , besaß nicht die gleiche Widerstandstrast gegenüber den Generälen, zu denen sich unter ihm auch noch die Admiräle gesellten. Wo ihre Forderungen mit denen des jeweiligen«Zivilreichskanzlers" in Widerspruch gerieten, muhte in der Regel dieser nachgeben. Bismarck wußte sehr wohl, daß im heutigen Europa ein Staat verloren ist, der auf sich gestellt bleibt. Seine auswär- tige Politik ging stets darauf hinaus, den Gegner zu isolieren— 1864 Dänemark . 1866 Oesterreich, 1870 Frankreich — und selbst starke Bundesgenossen oder doch reich- liche Rückendeckung zu gewinnen— 1864 Oesterreich, 1866 Italien , 1870 Rußland. Die Generalstäbler dagegen sahen in der auswärtigen Politik nur ein Machtmittel: eine starke Armee und Flotte. Es lag ihnen nichts daran, diese Mittel in einer Weise zu entwickeln, die Deutschland immer mehr isoliert«, ihm immer mehr Feinde schuf. Bismarck wußte den WertderöffentlichenMei- n u n g Europas (und Amerikas ) sehr wohl einzuschätzen. Mit diabolischer Geschicklichkeit wußte er es herbeizuführen, daß nicht von ihm, sondern von Napoleon 1870 die Kriegserklä- rung ausging. Die deutschen Generalstäbler von 1914 dagegen bewirkten, daß diesmal die Kriegserklärungen von Deutsch - land ausgingen, zu einer Zeit, wo noch nicht alles für den Frieden verloren schien; sie bewirkten die unglückselige Ver- letzung der belgischen Neutralität— das eine wie das andere um sehr zweifelhafter strategischer Vorteile willen, die bereits in der Marneschlacht(September 1914) völlig verloren gingen, während unter der moralischen Belastung durch dieses Vorgehen das deutsche Volk noch heute seufzt. Das Gebaren des deutschen Kaisertums wurde vollends verhängnisvoll dadurch, daß es nicht bloß den Suggestionen der deutschen , sondern auch denen der ganz wahnsinnigen österreichischen Generalspolitik unterlag Gerade diese, die verderblichste Seit« der allen Monarchie ist es, die mit deren Herstellung wiedererstehen würde, stärker als je, indes doch die einzige Vorbedingung geschwunden wäre, die jener Seite noch einigen Erfolg versprechen könnte. Ein neuer Kaiser könnte nur wieder auf den Thron kommen als bloße Marionette seiner Generäle, in einem Deutschland , das aus dem Lande der weitaus stärksten, bestbewaffneten Armee der Well zu einem völlig wehrlosen Staatswesen herabgedrückt worden ist. Die monarchisttschen Generäle aber, das zeigte erst jüngst wieder die Rederei Ludendorffs in seinem Prozeß, haben nichts gelernt und nichts vergesien. Die Erfüllungspolitik betrachten siö als ewe Schmach. Aber worum handelt es sich bei dieser Polstik? Doch nicht darum, ob wir dem«Erbfeind" etwas schenken wollen, das er sonst nicht bekäme. Die Frage ist vielmehr die, ob es eine andere Mechode gibt, den Feind aus dem Lande herauszubringen. Jede Ablehnung der Erfüllungspolstik be- deutet nichts anderes als eine Aufforderung oder doch einen Borwand für den«Erbfeind", das. was chm vertragsmäßig unter der Zustimmung der anderen Mächte zusteht, gewaltsam zu holen. Es bringt die Franzosen nicht aus Deutschland her- aus, sondern immer tiefer in unser Land hinein. Es befreit nicht das Baterland, mindert nicht seine Lasten, sondem mehrt die Ausdehnung und den Druck der Fremdherrschaft. Nur die Erfüllungspolstik der demokratischen Republik kann uns davor retten. Die Monarchie dagegen ist unter den heutigen Begingungen gleichbedeutend mit feindlicher Invasion und Zertrümmerung des Reiches. IH. Nicht minder verhängnisvoll wie in der äußeren müßte die Wiederaufrichtung der Monarchie in der inneren Politik wirken. Die Erinnerungen an das alte Kaiserreich sind verknüpft mit dem Bilde des Wohlstandes und der Sicherheit. Sicherheit der Währung, des Verkehrs, des ganzen gesellschaftlichen Lebens. Das hat sich seit dem Krieg sehr zum Schlechteren ge- wondell. Nur langsam und mst schmerzhaften Rückschlägen bestem sich die Berhältnist«. Die Monarchie müßte den Prozeß der Bestemng gewaltsam unterbrechen. Eine der verheerendsten Folgen des Krieges und der Niederlage war die massenhafte Proletarisiemng des Mittel- standes, der kleinen Unternehmer sowie der Intellektuellen, wozu auch die Offiziere zu rechnen sind. Wir erwarteten, sie alle würden die Reihen des Proletariats vermehren und so unsere Bewegung mächtig stärken. Doch diese Erwartung ist nur in geringem Maße eingetroffen. Die meisten unter ihnen wurden bloß deklassiert, verloren den moralischen Halt der Klaste, der sie angehörten, nicht aber ihre Ansprüche und Vor- urteile. Nicht dem industriellen Proletariat wen- deten sie sich zu, sie wurden bielmehr zu einer anspmchsvollen, überheblichen, gewalttätigen Sorte des Lumpenprole- t a r i a t s, die aber von der Staatsgewalt nicht niedergehal- ten, sondem von einem großen Teil der in Amt und Würden verbliebenen Klastengenossen mst Sympathie behandelt, ja, förmlich gehätschelt wird. Wie die übrigen Arten von Lumpenproletariat stellt auch diese Sorte ihre Sache aufs Betteln und Plündern. Meist tun sie das erster« und bereiten sich vor auf das letztere. Aus dem Krieg her haben sie sich besten Denkweise erhalten, zum Teil auch Waffen. Vereinzelt, wie gewöhnliche Verbrecher, vermöchten sie nichts. Sie schließen sich zu Banden oder ,.Bcr- bänden" zusammen, unter der Führung gewesener Offiziere. Am liebsten sähen sie natürlich den Kampf gegen den äußeren Feind. Sie reden und singen und träumen davon. In Wirk- lichkest weichen sie dem ebensowenig gefährlich, als ehedem
die anarchistische«Propaganda der Tat" der bürger- lichen Gesellschaft gefährlich wurde. Die kleinen Nadelstiche, die sie dem ihnen gegenüberstehenden Elefanten versetzen können, vermögen nur dessen Wut anzustacheln. Wie die anarchisttschen Terroristen ehedem— und heute die kommu- nisttschen Putschisten — nichts anderes erreichten als die Reaktion zu stärken, so können auch die vaterländischen Ver- bände das gewaltige Heer der Franzosen nicht abwehren oder gar vertreiben, sondem nur zu Gewalttaten anstacheln, die, wie immer, weniger die Kämpfenden als die Mäste der fried- lichen Bevölkerung treffen. Ein erfolgreicher Guerillakrieg war vor hundert Jahren in Spanien möglich, er wird ein Wahnsinn im hochindustriellen Deutschland von heute. In Wirklichkeit können dies« Banden eine Gefahr wer- den nicht für den äußeren Feind, sondem nur für den inneren, den«M a r x i s m u s", worunter man im hakenkreuzlerischen Bandenjargon natürlich nicht die marxistische Lehre versteht, von der sie keine Ahnung haben, sondern die Gesamtheit aller Elemente, von denen sie keine Subvention zu erwarten haben. Denn nicht jeder Tag bringt einen Putsch, bei dem man «requirieren" und«Marxisten" plündem kann. Jeder Tag aber stellt seine Anforderungen an den Geldbeutel. Die sind in Zesten der«Ruhe" nur durch milde Gaben edler «Patrioten" zu decken. Und an Gönnern dieser Art fehlt es nicht. Neben den Generälen waren es die Monopolisten des Bodens und der Schwerindustrie, die die Monarchie lenkten und ausnützten. Sie haben ihren alten Einfluß nach kurzer Unterbrechung durch die Revolution in der Republik fast völlig wiedergewonnen. Aber sie fühlen doch, daß der republikanische Boden bei einer erstarkenden Sozialdemokratie«in zu unsicheres Terrain für sie ist. Ge- länge es chnen dagegen, die Monarchie wiederherzustellen. dann wäre diese von vomherein ihre willenlose Gefangene. Zu den Monopolisten hat sich im Krieg und nach ihm das Spekulantentum gesellt. Die Spekulation ist mit dem Kapi- talismus unzertrennlich verbunden. Aber sie findet ziemlich enge Schranken in festgeordneten Berhältnissen. Die Unsicher- heit ist dagegen das Element, in dem sie blüht und gedeiht. Die Unsicherheit des Kriegsausganges gab ihr bereits vor einem Jahrzehnt einen machtigen Anstoß. Einen weiteren er- hielt sie durch die Inflation, die unter H e l f f e r i ch begann. Der wahnsinnige Friedensvertrag beendete nicht die Unsicherheit, die Krieg und Inflation geschaffen, sondern machte sie zu einer desernden Erscheinung. Jetzt endlich scheint der Moment zu nähen, wo ihr«in Ende berettet wer- den soll. Da stt es die Gefährdung der Deutsche.: Republik , die den Prozeß der BemhigMg durchbrechen und von neuem schllmmste Unsicherheit schaffen soll. Alle produzierenden Klassen leiden darimter aufs tiestte, nicht aber die Banditen und die Spekulanten. Das sind die Elemente, von denen die Monarchie auf ihr Schild gehoben wird, weil sie in ihr die sicherste Bürgschaft ihres Gedeihens erblickten. Mst Recht wirft man der Deutschen Republik vor, daß sie zu schwach sei gegenüber den Generälen, den Banden, den Schiebem und Monopolisten. Die bloße Form der Republik schützt sicher nicht gegen sie ohne ein starkes Proletariat. Aber der Uebergang zur Monarchie würde mehr als Schwäche gegenüber diesen Elementen bedeuten: er müßte die' Staatsgewall ganz in ihre Hände bringen. In letzter Linie wären es jedoch nur die Banden, die herrschen würden. Monarchen, Generäle, Schieber, sie könnten nur siegen durch die Banden. Diese bilden jedoch nicht wie in Italien einen einheitlichen, festgefügten Organismus. Im Gegenteil, sie könnten nicht siegen, ohne auch im legalen stehenden Heer die Disziplin völlig aufzulösen. Dabei sind der Banditen und und ihrer Anhänger zu viele, die alle kraft ihrer Macht vom verarmten deutschen Boll leben und Wohlleben wollen. Heute schon zerfallen die völkischen Herostraten in zahl- lose Gruppen und Banden. Sie mögen sich gegelentlich zu- sammensinden, wenn sie glauben, der Moment sei gekommen. der Republik an die Gurgel zu springen. Aber nach deren Abwürgung müßten sie sofort übereinander herfallen im Kampfe um die Plätze an der Krippe. Nicht Sicherheit und Ordming brächte die Monarchie, sondern den Bürgerkrieg. Wie es verschiedene Formen der Monarchie gibt, so auch verschiedene Formen des Bürgerkriegs. Die. deutsche Monarchie könnte unter den geaebenen Verhältnissen mir die schlimm st e FormderMonarchie darstellen, die möglich ist, denn sie wäre das blinde Werkzeug der für den Wohlstand des Volkes und das Gedeihen des Reiches bedenklichsten Elemente. Und sie würde nicht nur eine erneute und erweiterte Invasion des Landesfeindes und erhöhte Belastung durch ihn herbeiführen, sondern auch die schlimmste Form des Bürgerkrieges, die es gibt: nicht etwa den Kampf um große, menschenbefreiende Ideale, sondern die Kämpfe skrupelloser Banditen imtereinander über die Teilung der Beute. Ganz Deutschland müßte darob in Flammen aufgehen und als rauchender Trümmerhaufen übrigbleiben. Das mag die Banditen nicht viel kümmern — in brennenden Häusern plündert es sich am leichtesten—, auch nicht die Schieber, wenn es ihnen nur gelingt, recht- zeitig mit ihrer Beute den Ausgang zu finden. Mit dem nötigen Kleingeld kann man auch außerhalb Deutschlands recht gut leben. Nicht gleichgültig aber kann das die arbeitende Bevölkerung lasten, die in Deutschland zu bleiben und dort Werte zu schaffen hat. um von dem ihr zufallenden Anteil an diesen zu leben. Darum bedeutet die Partei des Proletariats, die So- zialdemokratie in Deutschland , wie in anderen kapi- tallslischen Ländern heute mehr als jedieZukunftund das Gedeihen der Nation, die Reaktionäre dagegen bedeuten ihren Untergang. So wird bei der kommenden Mahl die Frage der Selbstbehauptung der Sozialdemokratie zur Frage der Selbstbehauptung des deutschen Volkes, aber auch zur Frage der Herstellung des Friedens der Welt. Darum sehen alle Freunde des deutschen �Volkes, alle Freunde des Weltfriedens in allen Ländern in höchster Spannung dem Wahlergebnis entgegen. Weil mehr als eine gewöhnliche Parlamev.kswahl wird die kommende zu einem weltgeschichtlichen Ereignis werden. Möge der große Moment ein großes Geschlecht finden!