Wirtschaft
Der Reichsindex für die Lebenshaltung. ( 1913/14= 1)
7. Januar
14.
19
21.
99
28.
99
4. Februar
11.
18.
25.
3. März
17.
9. April 15.
99
•
1,13 1,11
1,08
1,06
1,04
1,03
1,04
1,05
1,06
1,07
•
1,11
1,12
Steigerung gegen die Borwoche 0,9 Proz.
Krisengefahr und Wirtschaftspolitik.
Die Beobachtung der wirtschaftlichen Ronjunktur ist für die Arbeitnehmer deshalb ein so dringendes Erfordernis, weil der Ausgang von Lohnkämpfen und die gewerkschaftliche Taktik in hohem Maße davon abhängt, ob die Arbeitskraft vom Unternehmer dringend benötigt wird oder nicht. Steigender Absatz mit steigenden Waren. preisen stärfen nicht nur die Macht der Unternehmer über den Waren. marft, sie stärfen auch gleichzeitig die gewerkschaftliche Schlagkraft, weil die schönsten Fabriten teinen Profit bringen, wenn man teine Arbeitskräfte dafür gewinnen fann. Die wachsende Profitrate des Unternehmers, die immer bei steigender Konjunktur zu verzeichnen ist, macht ihn daher geneigt, Lohnforderungen starter Arbeiter organisationen eher entgegenzukommen als in Seiten sinkenden Geschäftsganges, wo die Frage der Betriebseinschränkungen und Still legungen immer näher rüd: und die fallende Profitrate den Anreiz, Unternehmungen in Bang zu halten, schwächt und schließlich ertötet. Diese Grundelemente wirtschaftlicher Erkenntnis find noch weiten Arbeitertreisen fremd. Sonst wäre es undentbar, daß noch piele Arbeitnehmer der wirtschaftlichen Entwicklung wenig Beachtung schenten, folange sie nicht selbst davon nachteilig betroffen werden. Und es wäre ebenso ausgeschlossen, daß man oft genug den Fchlschlag von Lohnbewegungen furzerhand den Arbeiterführern zur Laft legt, während sie in Wirklichkeit vom Verlauf der Konjunktur entfcheidend bestimmt werden."
Die gegenwärtige Wirtschaftsperiode, äußerlich gekennzeichnet durch steigenden Absah, steigende Preise und vereinzelt fogar steigende Löhne obwohl die letzteren hinter dem Reallohn der Vorfriegszeit meist noch zurückbleiben- birgt in fich alle Merkmale einer sich vor bereitenden schweren Krise. Die Belebung der Kon junktur, die in der letzten Zeit zu verzeichnen war und über die bei uns insbesondere an Hand der Meldungen vom Arbeitsmartt berichtet wurde, steht in einem schreienden Gegensatz zu der Kauffraft des inneren Marktes. Diese ist außerordentlich geschwächt. Der Export ist für viele Industrien unlohnend geworden, weil die In habie& auitätigteit im Inland trog der verminderten Kauf.
fraft eingelegt hat, so ift das nur eine natürliche Rückwirkung des ungeheuer angewachsenen Bedarfs gerade derjenigen Schichten, die während der Inflation sich nur das zum Leben notwendigste ver. dienen konnten, also Arbeitnehmer aller Art und mit ihnen Kleinrentner und ähnliche Erwerbsgruppen, die von der Geldentwertung zugunsten des Großbefizes enteignet wurden. Mit der Minderung Der Rauftraft im Inland steht auch die Tatsache in Widerspruch, daß auf manchen Märkten jogar ein gewisser Burusperbrauch zu verzeichnen ist. Ein Bolt, das zehn Jahre lang Südfrüchte, faft nur für feine bevorzugte Riaffe bestimmt, in den Feinkostläden der vornehmen Stadtteile anstaunen durfte, jetzt aber diese zu einem einiger maßen erschwinglichen Preise angeboten erhält, wird natürlich derlei an sich überflüssigen Waren einen stärkeren Bedarf entgegenbringen, als vor dem Kriege. Künstlich entfacht wurde die Nachfrage weiter Durch den vorangegangenen langjährigen Mangel un nicht zu teuren Kleidungsstüden, an Wäsches, an Mobilar. Gerade Die Kauffraft der Schichten, die am meisten gelitten haben, stellt nach der Stabilisierung wieder eine Größe vor, die man früher gar nicht
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doch nie erreicht!
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beachtet hatte und man braucht sich nicht zu wundern, daß infolge. dessen die Einfuhr an Tertilen aller Art steigt. Aber schon jetzt tritt in denjenigen Teilen. der Textilindustrie, die dem Berbrauch am nächsten stehen, also in der Bekleidungswarenindustrie ein Rüd. gang der Nachfrage ein. Die eigentliche Stabilisierungsfrise fündigt sich darin an.
Im Banfgewerbe und in einzelnen Teilen des Großhandels ift fie bereits eingetreten. Die Frankenverluste des Metallhandels werden noch immer in der Fachpresse lebhaft erörtert. Es vergeht ferner tein Tag, wo nicht von irgendeiner Seite Zahlungsschwierig teiten gemeldet werden. Es ist bezeichnend für die Situation, daß felbst ein angefehenes Banthaus wie die Effener Firma Schwab, Roelle u. Co. eine im Augenhandel führende Firma, durch Frankenspekulation derart in Mitleidenschaft gezogen wurde, daß Zahlungsschwierigkeiten bei diesem Hause entstanden. Im Leipziger Rauchwarenhandel wurde die Firma Mag Delmonte A.-G. in Schwierigkeiten gebracht. In Berlin hat die noch junge Produften. firma Bloch u. Enoch die Geschäftsaufsicht beantragt, um das Kontursverfahren abzuwenden. Das sind nur einige der neueren Insolvenzen. Daneben wollen Berichte nicht verstummen, die über
Deffentliche Wählerversammlungen
Dienstag, den 22. April, abends 7½ Uhr: Alt- Glienice: Lokal Bohne, Grünauer Straße. Weißenfee: Aula Realgymnasium, Woeldpromenade( Licht. bildervortrag). Referenten: Alb. Horliz, Franz Künstler . Mittwoch, den 23. April, abends 7% Uhr: Berlin- Mitte: Sophiensäle, Sophienstraße 17/18. Wedding ( 21. Abt.): Schulaula Plantagenstraße 15/17. Wedding ( 22. Abt.): Schulaula Lütticher Straße 47/48. Friedrichshain ( 38. Abt.): Lofal Schmidt, Fruchtstraße 36a ( oberer Saal). Kreuzberg ( 40. und 41. Abt.): Bodbrauerei, Fidicinstraße 2/3 ( fleiner Saal).
Kreuzberg ( 47. Abt.): Lokal Behrendt, Manteuffelstraße 95. Neukölln ( 95. Abt.): Kindl- Brauerei, Hermannstraße. Friedrichsfelde : Lokal Tempel, Prinzen- Allee 30. Kaulsdorf: Turnhalle Schule Adolfstraße.
Tagesordnung in allen Versammlungen:
der 4. Mai"
„ Der Tag der Entscheidung Referenten sind: Bartels, Robert Breuer, Dr. Freund, Seachim, Karl Leid, Hermann Lüdemann , Dr. Mierendorf, Wilh. Reimann, Dr. Zechlin.
Deffentliche Wählerinnenversammlungen
Breife wird fünftlich überhöht, ber Reallohn muß fimfen, weil die Rauffraft zurückgeht. Diese Gefahr wurde von einsichtigen Wirtschaftsfritifern schon lange norausgesehen und darum war bie Wirtschaftspolitik des Reiches, solange sie unter sozialistischem Einfluß stand, darauf gerichtet, die deutsche Volkswirtschaft gegen den brohenden Konkurrenstampf ft art zu machen. Gerade jegt, wo durch die Golddisfontbant Auslandskredite in erhöhtem Maße für uns nutzbar gemacht werden sollen, lohnt es sich, daran zu erinnern, daß Genosse Robert Schmidt als Reichswirtschaftsminister bereits im Jahre 1920 das gleiche Biel mit gemeinwirtschaftlichen Mitteln zu erreichen suchte, damals aber von den Bürgerlichen überstimmt murde. Man hat eben jebe gemeinwirtschaftliche Regulierung und Stärtung der Wirtschaft betämpft. Jetzt haben wir bereits seit mehr als einem halben Jahr die größte Kreditknappheit, selbst bei solchen Unternehmungen, deren Produktionswert außer Frage steht, und trog der beträchtlichen von der Rentenbank in die Wirtschaft gepumpten Kredite. Die Kreditknappheit hindert aber nicht, daß verfügbare Geldbeträge zu gänzlich unwirtschaftlichen Zweden, wie z. B. der Frantspekulation, ausgeworfen werden. Andererseits treten als Kreditfucher auch viele Firmen auf, die im Grunde nicht mehr egiftenzfähig find. Dadurch wird die Kreditknappheit noch vergrößert, bas Produktionstapital weiter verteuert, die Krife in die Länge gezogen.
Es besteht nun, nachdem die gemeinwirtschaftliche Beeinflussung der Produktion von den Bürgerlichen abgelehnt wurde, fein anderes Mittel zur Wiederherstellung gesunder Wirtschaftsverhältnisse mehr, als das, jetzt wenigstens diejenigen Hemmungen in die Wirschaft einzuschalten, die in normalen Zeiten die Säuberung der tapitalistischen Wirtschaft von lebensunfähigen Elementen herbeiführten. Noch heute ist es so, daß eine Firma, die fich gänzlich verspekuliert hat, deswegen nicht sofort Konkurs anzumelden braucht, sondern sich unter Geschäftsaufsicht stellen lassen fann, um den Konfurs zu vermeiden. Diese Bestimmung wurde während des Krieges getroffen und hatte zur Abwendung der Kriegsfolgen einen Sinn. Der Sinn wird aber in sein Gegenteil verfehrt, wenn Firmen, die der Inflation, also der schwersten wirtschaftlichen Kriegsfolge ihre Eristenz verdanken, und sich diese gehörig zunuze gemacht haben, ießt auf einmal die Staatshilfe gegen ihre Gläubiger in Anspruch nehmen. Die Umstellung der Wirtschaft zu besserer und billigerer Produktion und die Freimachung von Geldern, die jetzt noch ganz unwirtschaftlich beschäftigt werden, wird auf diese Weise nur perzögert. Wenn die Krise unvermeidlich ist, so haben wir nur den Wunsch, daß sie sich rasch und weniger schmerzvoll auswirkt, als das der Fall sein muß, wenn man schwache Betriebe fünftlich aufrecht erhält.
Die jetzt heraufziehende Krise wird die für die Wirtschaftspolitik verantwortlichen Regierungsorgane vor die fchwersten Aufgaben stellen. Wie sich die Unternehmer eine Lösung denten, haben die Kämpfe um Lohn und Arbeitszeit in der letzten Zeit genug bewiesen. Das deutsche Bolt wird mit dem Stimmzettel in der Hand am 4. Mai darüber zu entscheiden haben, ob die notwendige Bereinigung der Wirtschaft im sozialistischen Geiste erfolgen oder zu einer Stärkung der Interessen des Großlapitals führen foll.
Das Steuerjahr 1923/24.
Ober- und Niederschöneweide , Johannisthal : Aula Mädchen- 3öllen und Abgaben für das Ende März d. 3. abgelaufene
Tagesordnung:
Die Uebersicht über die Reich seinnahmen an Steuern, Rechnungsjahr liegen nunmehr vor. Die Endergebnisse sind jedoch nur von geringem Wert deshalb, weil das Reich unentwegt an der Papiermartrechnung festgehalten hat. Die Steuer. erträgnisse sind in Billionen Mart angegeben, ganz gleichgültig, ob diese Mart im April v. 3. bei einem Kursftand des Dollars von zirka 20.000 eingegangen sind oder in den letzten Monaten zu einem Kursstand von 4 200 000 000 000. Dadurch muß das Bild der Lasten. verteilung ebenso falsch sein auf Besiz und Berbrauch, wie Sie Endreits in Erscheinung, wenn man das Ergebnis der Gesamtsteuer1923/24 nämlich find insgesamt 1862,2 Trillionen Papiermart einjahre mit dem des Monats März allein vergleicht. Im Jahre gegangen, davon allein ein Drittet, genau 595,26 Trillionen, im Menat März. Die Unmöglichkeit der Papiermarkrechnung der legten vier Monate zusammenfaßt. tritt noch schärfer zutage, wenn man einmal die Reichsemnahmen
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Tabletten
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Bahrungsschwierigkeiten von weiteren Banffirmen zu berichten wiffen. Fläche viel größer ist, als sie nach außen hin in Erscheinung tritt, Es hat demnach den Anschein, daß die Krife unter der Oberergebniffe der Haushaltsrechnung überhaupt; äußerlich tritt das beFinanzgruppen aufgehalten werden. Für diese Annahme spricht aud nur daß größere Busammenbrüche nur durch gegenseitige Hilfe von die schwache Haltung des Effektenmarktes, die immer wieder mit auf diese Weise die notwendigen Barmittel zu verfchaffen fuchten. 3wangspertäufen von Firmen begründet werden, welche sich Handelszweige und des Bankgewerbes wirft sich die Frage auf, wie Angesichts diefer fritischen Verfassung gemisfer Produktions- und fich die Arbeiterschaft zu ihr stellen soll. Bieberholt wurde an dieser Stelle dargelegt, welche ungesunde Aufblähung des Produktionsapparates durch die Beldentwertung eingetreten ist. Die Sucht nach Sachwerten hat eine Unmenge von Betrieben entstehen lassen, die in der fünftlichen Absperrung Deutschlands vom Weltmarkt glänzend gedeihen fonnten, beim Eintreten ausländischer Konturrenz aber vor den größten Schwierigkeiten stehen. Die Proteste der Automobilindustrie gegen die Einfuhr der billigen Ford- Automobile ist zu bezeichnend dafür. Die amerikanischen Ford - Automobile werden mit viel höheren Löhnen hergestellt als die deutschen . Trotzdem befennt sich die deutsche Automobilindustrie der Konkurrenz nicht gewachsen und verlangt für sich eine Schonfrift, innerhalb der die Einfuhr erschwert werden soll. Wenn man sich daran erinnert, daß die Gesamtzahl der Aktiengesellschaften und der Ge. fellschaften mit beschränkter Haftung von Ende 1913 bis 1923 rund auf das Dreifache angewachsen ist, während das deutsche Absatzgebiet im Inland schon durch den Friedensvertrag eingeengt ist, fo erkennt man, daß wir zu viel Produktionsmittel, zu viel Handels und Banffirmen haben. Alle Unternehmungen aber, die einem scharfen Konkurrenzfampf mit dem Ausland nicht ge wachsen sind und zu teuer produzieren oder vertreiben, bedeuten eine Belastung, die sich im letzten Ende nicht anders auswirkt, wie eine Steuer auf den wirtschaftlich Echwächsten. Das Gesamtniveau der
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