Einzelbild herunterladen
 
den Willend«rWähl«rdie Mehrheit erlangt hat. In England, dessen Wähler ältere politische Traditionen haben. wird heute niemand von der regierende Arbeiterpartei ver- langen, daß sie als Minderheitsregierung die Kapitalabgabe durchsetzt, die der Hauptpunkt ihres Wahlprogramms war. Dem geltenden Reichstagswahlrecht wird von seinen Kritikern vor allem nachgesagt, daß es geistig bedeutende Persönlichkeiten nicht aufkommen lasse und so die Züchtung von Führern des Volkes hindere. Derselbe Borwurf wurde schon unter dem früheren Reichstagswahlrecht erhoben. Es ist heute vergessen, daß dem Reichstag aus derr Zest Wil- Helms II. auch schon die glänzenden Führer aus den 70er Jahren die Windthorst, Bennigsen, Laster, Forkenbeck, Simson, Miguel entgegengehalten wurden. Wenn heutzutage Führer im deutschen   Geistesleben sich für parlamentarische Betätigung so wenig zur Verfügung stellen, so vor allem deshalb, weil heute der Reichstag   fast über das ganze Jahr tagt. In den 70er Jahren war das nicht der Fall. Ein deutscher Universitätsprofessor z. B., der im Reichstag sitzt, kann seinen Beruf nur dann weiter ausüben, wenn er an einer der Berliner   Hoch- schulen liest. Erst wenn die Reparationsfrage gelöst ist. und wir wieder in Deutschland   normal arbeiten können, wird auch die Tagungszeit der Parlamente wieder verkürzt werden kön- nen. Darin kann uns das englische Parlament Muster sein. Einige Kritiker des geltenden Reichstagswahlrechts schie- ßen weit über das Ziel hinaus. Wir wollen ihnen das aber nicht zu sehr übelnehmen, weil ihr ungerechtes Urteil dadurch beeinflußt ist, daß sie unter diesem Wahlrecht nicht gewählt wurden, obwohl sie fest davon überzeugt sind, daß ihr Einzug den Reichstag um eine Persönlichkeit bereichern würde. Schäd- lich wirken diese Kritiker erst, wenn sie dazu übergehen, eine eigene neue Partei zu gründen, weil sie in der Partei, in der sie bislang gewirkt haben, die Rolle des Sauerteigs mcht spielen wollten, da sie ihnen zu viel Unbequemlichkeiten ge- bracht hätte. Wer für das demokratische Deutschland   erfolg- reich wirken will, der darf die Parteien nicht vermehren. Wir brauchen wSniger, nicht mehr Parteien. Wer jede Woche etwas Neues organisieren muß, der soll zur Modewarenindustrie gehen. In der Politik wirkt er nur verderblich. Unter dem geltenden Wahlrecht sollen angeblich die Partei in aschinen und die Wirtschaftsverbände zu viel Einfluß auf die Kandidatenaufstellung haben. Was die letzteren angeht, so beschweren sich die Jnteressentenver- bände bei den Parteileitungen aller Parteien, daß ihre Wünsche nicht genügend berücksichtigt würden. Daß anderer- sdts die Fi»ktionen Wert darauf legen, für besondere Gebiete Spezialisten zu besitzen und solche auf der Reichsliste unterzubringen, soweit sie nicht sichere Wahlkreise haben, liegt im Interesse einer zweckmäßigen Arbeitsleistung im Parla- mcnt. In den Fraktionen aber haben die Politiker da- iür zu sorgen, daß die Politik nicht von Spezial- i n t e r e s s e n b e st i m m t wird. Jeder Abgeordnete ist Ver- treter des ganzen deutschen   Volkes oder soll es wenigstens sein! Ueber die Allmacht der Parteileitungen bei der Aufstellung ber Kandidaten im Lande wird besonders gerne von Möchte- «ujrn-Parlamentarier« gefabelt. Die Reichstagskandidaten werden aber in den Wahlbezirken aufgestellt. In der sozial- demokratischen Partei kann der Parteivorstand nur ein» greifen, wenn Mischen beteiligten Organisationen Differenzen ausbrechen, die nicht im Wahlbezirk cmszugleichen sind. Bei den bürgerlichen Parteien ist vielfach nicht einmal ein solches Recht zum Eingreifen statuiert. Daß in den Wahlbezirken Freiheit in der Auswahl der Kandidaten herrscht, haben die Kämpfe um die Kandidaturen in allen Parteien reichlich be- wiesen. Freilich sind nicht alle Kandidaten von dem Ausgang dieser Kämpf« entzückt. Reu« Kräfte würden begreiflicher- weise oft gerne schneller zum Ziel kommen. Sie machen dawl denAlten" Vorwürfe. Sie sehen im Reichstag der Republik  nur dieAlten" aus der Zeit des Kaiserreichs am Werte und ziehen in ihrem unbefriedigten Tätigkeitsdrang"»gen diever- der Chef fährt nach Italien  . Bon Arno Wagner. Die Stenotypistin stand klapsenden Herzens vor der Tür des Prioatkontors. Zaghaft legte sie ihre Hand auf die Klinke. Zögernd krümmte sich ihr Finger, um zu klopfen, aber mutlos sank die Hand wieder herab. Sie wußte, es hatte gar keinen Zweck, um Gehalts- Zulage zu bitten. Sie würde nur dieselben Worte wieder hören: Schlechte Finanzlage der Firma, sowieso Durchschleppen des Ange- stelltenhecres, Gebundenheit an den Tarif der Arbeitgebervereini- gung, allerhöchstens später mal wieder vorsprechen." Somit war immer jede Konferenz dieser Art erledigt gewesen. Aber die Mutter war ja krank! Dos Gehalt reicht«knapp vor dem Hunger zu bewahren". An Kleidung, späteres Heiratsgut, oder gar teure Arznei für die Mutter war nicht zu denken. Es mußte deshalb unbedingt noch einmal versucht werden, Zulage zu be- kommen. Ein kurzes, schweres Atemholen und sie klopfte zweimal kurz an. Hevein!" schnarrte«in« Stimme. Was wollen Sie denn eigentlich jetzt? Ich habe Sie ja gar nicht rufen lassen? Aber weil Sie einmal da sind, da können Sie gleich ein Diktat ausnehmen. Also schreiben Sie:Sehr vertraulich! An den Werbeausschuß der bürgerlichen Parteien, zu Händen Herrn Geheimrat na, die Adresse lassen Sie sich von Herrn Schulze geben. Also: Sehr geehrter Herr Geheimrat, ich empfing Ihr« Zeilen »on heute vorniirtag und bin ganz Ihrer Meinung, daß wir alles tun müssen, um ja nicht die rote Sippe bei den Wahlen hochkommen zu lassen, wir wären ja schließlich sonst gezwungen, den Arbeit- nehmern günstiger« Arbeitsbedingungen und bessere Gehälter und Löhne zu gewähren. Lieber wollen wir deshalb pro Mitglied noch weitere Tausende springen lassen und für Propaganda opfern. Am besten zieht ja, wenn wir dabei betonen, on der Ruhrbesetzung(wo- bei meine Firma jetzt ihr Hauptgeschäft machen wird) sei die rot« Rotte schuld. Hoffentlich bekommen wir als Erfolg unserer Geld­spenden den für die Bügerlichen günstigen Wahlausgang dann da- durch zu spüren, daß die gesegneten kaiserlichen Zeiten wiederkommen. Keinesfalls darf also der Sieg unserer Parteien über die gefährliche rote Bande an der Geldsrage scheitern. Ich lasse Ihnen deshalb die gewünschten-- den Betrag nenn« ich noch, lassen Sie dafür eine fünfstellige Zahl in Mark frei sofort überweisen. Aus Freude darüber, daß ich eben meinm Pah. der ja mir 600 Mark kostet, zur Italienreise bekam und deshalb noch heute über die Schweiz   nach Venedig   fahre, sollen Sie als Extrabeitrag den vierfachen Betrag dieser Summ« zu den Druckkosten für Wahlplakote erhalten. Meine Frau freut sich auf Neapel   und Rom  . Ihre einzigen Kopfschn'.erzen sind, ob sie noch die beiden Rohrplattenkofser kaust, oder nicht, da sie wahrscheinlich ihr« Kleider sonst nicht in genügender Menge mit- »hmen kann. Wie besprochen, kaufte ich die drei Brillarrten, welche
kalkten" Asten vom Letzer. Solches Tedaren schießt weit über das Ziel. Die Gerechtigkeit gebietet anzuerkennen, daß viele der Alten auch unter den neuen Verhältnissen mehr geleistet haben, als mancher Junge leisten konnte. Die Art, in der z. B. Konstantin Fehrenbach   mehrfach für die Re- publik, als die seit dem Kriegsende einzig mögliche Staats- form, und für den Reichspräsidenten Ebert gegen dessen Kritiker eingetreten ist, hat dem neuen Staat mehr genützt, als die beißende Kritik, in der sich oft bürgerliche Republikaner  auch bei unpassender Gelegenheit ergehen, wenn ihnen irgend- eine Institution des heutigen Staates, dessen Unvollkommen- heit wir Sozialisten am wenigsten leugnen, nickst richtig zu arbeiten scheint. Endlich ist«s aber auch gar nicht wahr, daß sich gegen früher personell an den Fraktionen nur wenig geändert hätte. Von den 171 Mitgliedern, die die Fraktion der Vereinigten Sozialdemokratischen Partei z. B. bei der Auflösung hatte, haben nur 60 bereits dem Reichstag des Kaiserreichs ange- hört. Da viele ältere sozialdemokratische Abgeordnete jetzt nicht mehr kandidieren, werden im nächsten Reichstag höchstens 35 Abgeordnete sitzen, die bereits 1918 im Reichstag waren. Ich glaube, daß dieser Wechsel für einen Zeitraum von sechs Iahren stark genug ist. Der alle Reichstag mit seinen Ein- männer-Kreisen hatte wertbeständigere Mandate. Zu dem alten Wahlsystem wird keine Reform zurückgehen können. Die Reichsliste wird bleiben müssen, um die Stimm- reste für die Parteien voll zur Geltung zu bringen. Was aber geändert werden muß, dcks sind die großen Wahlkreise mit ihren langen Listen. Mein Wahlkreis z. B. geht von Aschaffenburg   bis nach der böhmischen Grenze und von Koburg   bis an die Donau  . Das sind Wahlkreise, die persön- lich nicht mehr so bearbeitet werden können, wie das früher bei den kleineren Wahlkreisen der Fall war und wie das heute noch jeder Kandidat wünscht. Ein« Verkleinerung der Wahl- kreise wird aber an sich alle Parteien zu einer sorgfältigen Auswahl der Kandidaten erziehen. In den kleineren Wahl- kreisen werden alle Parteien das äußerste tun. um die leichter übersehbaren Grenzschichten zu gewinnen, die von Wahl zu Wahl zwischen den Parteien hin und her ziehen und die auf kein Parteiprogramm eingeschworen sind. Eine Reform des Wahlrechts, die uns kleinere Wahllreife bringt, kann im neuen Reichstag schnell verabschiedet werden. Bei dieser Gelegen- heit kann auch die Zahl der Abgeordneten ver- mindert werden. Der letzte Regierungsentwurf sah 399 Abgeordnte vor, gegen 397 im asten Reichstag  . Für die Erzielung der besten Auslese politischer Führer ist aber nichts mehr entscheidend, als die P o l i t i- sterung des Volkes. Die Wahlarbeit allein genügt dazu nicht. Das Interesse des Volles muß während des ganzen Jahres wach sein. Wer politisch allezeit mit seinem Volke lebt, ist gegen die Schlagwort-Propaganda gefeit, wie sie besonders von den Völkischen und Kommunisten getrieben wird. Deshalb: Her mit dem besten Wohlrecht, damit in seinem Rahmen die politische V i l d u n cf zu ihrem Recht kommt! Ohne polstische Durchbildung des Volles kann das beste Wahlrecht zu einem Werkzeug der Reaktion werden. Das zu verhüten, ist am 4. Mai Aufgabe der deutschen   Wähle- rinnen und Wähler.
Dokumentenfälscher. Kommunistischer Schwindel aufgedeckt. Köln  . 20. April.  (Eigener Drcchtbericht.) Das Organ der Kölner   Kommunisten, dieSozialistische Republik", hatte am IL. April einen angeblichen Brief des Kölner Polizeipräsidenten, Genoffen Zörrgiebel, veröffentlicht, aus dem sie dann die Folgerung zog. daß der Sozialdemokrat Zörrgiebel von seinen Spitzeln und Subjekten Berichte über Kommunisten fabrizieren lasse und andere Stellen zu denfÄ>en Methoden veranlass«. Der Polizeipräsident hatte in einer Zuschrift an die Redaktion dos Schreiben als seinem ganzen Inhalte nach verlogen be- zeichnet. DieSozialistische Republik" nannte diese Berichtigung verlogen". Sie erklärte:Der entlarvte Zörrgiebel kneift" und
wir Ellen gemeinsam zum Geburtstag schenken wollen. Ich fürchte, daß dies ober noch«in bißchen zu wenig aussieht. Vor allem darf ich Sie aber noch bitten, freundlichst mit Sorge zu trogen, daß ich es meiner Tochter als besondere Ueberraschung nach der Rückkehr von Italien   schenken kann. Empfehlen Sie mich Ihrer Frau Gemahlin und sagen Sie Ihr bitte, daß der Kaviar gestern wunderbar war. Mit freundlichem Gruß bin ich Ihr ergebener Donnerwetter, wo habe ich denn die Kiste mit den M-Pfennig-Zigarreu hingelegt? Also schreiben Sie rasch, Fräulein, denn ich muß um 6 Uhr weg.(Die anderen Briefe können Sie nach 6 Uhr schreiben, soviel Interesse am Geschäft müssen Sie haben, daß Sie mal ein paar Ueber stunden freiwillig leisten. Was bleiben Sie stehen?" Ach, ich wollt« nur wegen der Gehaltszulage für mich vor. sprechen. Ich kann unmöglich auskommen, die Mutter ist--" Was, Sie können nickst auskommen? Aber, ich bitte Sie. ander« Angestellt  « verdienen doch auch nicht mehr, oder find gor arbeitslos. Jetzt heißt es eben sich einschränken! Wir müssen uns alle einschränken. Nein, Fräulein, seien Sie doch froh, überhaupt «ine Stellung zu hoben. Sehen Sie, dies« Zustände rühren daher, weil Sie nicht das letztemal olle bürgerlich wählten, denn dann hätten wir schon lange den Zehnsttmdentag, und wir oerdienten mehr und hätten vielleicht wieder Monarchie und Krieg, wobei wir natürlich siegen. Aber, Gott, mein Italien  -Expreß darf mir doch nicht vor der Nase wegfahren! Also, schreiben Sie jetzt den Brief. Ich habe keine Zeit weiter."---- Und in der folgenden Nacht stand em Mädchen mehr, als sonst, unter der Eisenbahnbriick« und sprach stockfremde Männer an. wenn sie allein vorbeikamen. Und als sie das erst« verdiente Geld in den Händen hielt, rollten bitter« Tränen aus den Augen. Hoch oben über die Brücke aber donnerte der Itasten-Nacht- «xpreßzug.
Eleonore dufe gestorben. Eleonore Duse ist am 21. April in Pittsburg in Amerika   an den Folgen eines Autounfalls g e st o r b« n. Wieder ist eine Große von den Brettern abgetreten, die eine Welt bedeuten. Wie ihr Landsmann Caruso kam sie von kleinen Anfängen her und stieg dann zu einer Höhe des Erfolges, der eine ganze Welt umfaßte. Geboren am 3. Oktober 1859 in Vigeoano in Italien  , trat sie, kaum zwanzigjährig, zum ersten Male und gleich mit bezwingendem Spiele in einem der modernen Sillendramen auf, die ihre eigent­liche Domäne geblieben find. Sardou, Dumas gaben ihr die ersten großen Rollen. Vor allem aber blieb dÄnnunzio, dem sie auch menschlich nahe stand, von ttcfer Bedeutung für ihr künsllerisches Werden. Den größten äußeren Erfolg aber errang sie mit Ibsen und Sudermann aus ihren Gastspielreisen, die ihren Weltruf be- gründeten. Ihr Spiel war ausgezeichnet durch meisterhafte Beherrschung
stellte an den PolizeipräsSienten die Frage:Wollen Sie behaupten, daß Unterschrift und Stempel des Polizeiprästdenten gefälscht sind?" Die Antwort erfolgte prompt. Der Polizeipräsident erklärte den Brief für eine Fälschung und forderte die Redaktion auf, das angebliche Originalschreiben auf dem schnellsten Wege vor- zulegen. DieSozialistische Republik" hat diese Aufforderung ihren Lesem bisher vorbehalten. Aus begreiflichen Gründen. Dos Ejn- geständnis der Haltlosigkeit ihrer Verleumdung würde der Wahl- mache Eintrag tun. Der gefälschte Brief paßte so schön in ihre Hetze gegen die Sozialdemokratie. Die Verleumdung wird ein gerichtliches Nachspiel hoben. Dom Polizeipräsidium ist bereits Anttag auf Strafverfolgung gestellt worden._ die Internationale der Monarchen. Wir berichteten kürzlich über die Pariser Reis« des Hohen- zollern Ferdinand, der augenblicklich das Amt eines Königs von Rumänien   hat. Ferdinand empfahl sich in Paris   als vorgerückt« Schildwache der lateinischen Zivilisation. Die Hohenzollern   haben überhaupt ein« auffallende Vorliebe für dies« lateinisch« Zivilisation, sofern sie nicht von Deutschland   besoldet werden. So erinnert der deutschnationaleTag" daran, daß auch die Mutter des Königs Albert oon Belgien eine Hohenzollern   war. DerTag" bleibt aber bei dieser mageren Liste nicht stehen. Er macht eine Statistik der internationalen Versippung ehemaliger gekrönter Häupter Deutschlands   auf, daß es einem wasch- echten Deutschvölkischen kalt über den Rücken laufen muß. Der Ut- sprung des belgischen Königshauses ist im Haufe Coburg   zu finden. Im Weltkrieg freilich verleugneten dies« Germanen plötzlich ihr« Herkunft. Die Frau des Königs von Belgien   stammt aus dem Hause W i t t e l s b a ch. Herzog Emanuel von V e n d o m e ist Sohn einer bayerischen, Enkel einer sächsischen Prinzessin. Prinz Napoleon   ist Enkel der Prinzessin Katharina von Württemberg  . Man wird erstaunt fragen, weshalb das völkisch-nattonale Blatt mit solchem Eifer die international« Verbindung deutscher und französischer Fürstengeschlechter nachweist. Will der deutsch- nationaleTag" etwa für die Republik   oder für ein« deutsch  -fran- zöstsche Verständigung Propaganda machen? Keineswegs. Der An- laß ist viel ernster. Ein« belgische Zeitschrist hatte ihren Lesern eine Skandalchronik aus gekrönten Häusern serviert, in der die Deutschen  nicht gerade gut wegkamen. Es hieß da unter anderem: Betrachten wir das Unglück aller an Oesterreicher  und Deutsch  « durch die El�e gebundenen belgischen Prin- zessinnen. Da finden wir die Kaiserin Charlotte von Mexiko  , Witwe Maximilians von O« st erreich, die für ewig ihres Per- standes durch das Drama von Queretaro   beraubt wurde, mrd die Prinzessin Stephanie. Tochter Leopolds II.  , die noch durch den Tod ihres als blutbefleckter Leichnam neben dem Leichnam einer Mätresse in Meyerling aufgefundenen Gatten, des Krön- Prinzen Rudolf von Oesterreich  , schimpflich beleidigt wurde. Ihre S ch w e st« r, die Prinzessin Luise, wird an den Prinzen Philipp von Sochsen-Coburg verheiratet, der sie mißhandelt, in«in Irren­haus sperrt und am Ende zu einem jammervollen Vagabunden- schicksal zwingt.". Weiter heißt es dann- W ü r d e u n d G l ü ck in der Ehe haben einzig diejenigen belgischen Prinzessiniten, die die Gattinnen v o n F r a n- zojen wurden, gefunden: die Herzogin von Vendöme, die Prin­zessin Napoleon  . Welche Lehr« für die Auswohl fürstlicher Eh:- bündnisse!" Das bringt d«n gutenTag" derart au, der Fassung, daß er der Lifte über Blutmischungen zwischen deutschen   und belgischen Wclsgeschlechtern eine zweit« von deutsch  -französischer Adelsver- sippung hinzufügt._ ?ungüo gegen Republik  . Und gegen die Staatsantorität. Blankenburg   i. Th.  , 21. April.  (Eigener Drahtbericht.) Hier fand am Sonntag die Bannerweihe des Iungdo entgegen der Polizeianordnung mit geschlossenem Aufzug und entrollten Fahnen statt. Es wurdm Schmähreden gegen die Reichs- färben geholten. Der Zug bestand aus etwa tausend Personen.
des Empfindungsausdrucks und bezwingend« Kraft menschlichen Ge- fühl-. Nach einer Pause von mehr als 10 Iahren ttot sie vor kurzem wieder on die Oeffentlichkeit mit einer Tournee in einem recht schwachen italienischen Stück«. Ihre darstellerische� Kraft aber war die gleiche geblieben. Mitten in einem neuen Tri'umphzuge hat sie nun der Tod überrascht. hw. Die Zusammenlegung der Berliner   Kunstschulen. Der Umzug der Unterrichtsanstalt des Berliner   Kunstgewerbemuseums in die Räume der akademischen Hochschule für die bildenden Künste ist bis auf unwesentliche Teile erfolgt. Das ist ohne technisch«, räumlich« oder persönliche Schwierigkeiten geschehen, und die Angelegenheit, die soviel Staub aufwirbelte, scheint damit m ein ruhigeres Fahr- wasser gekommen zu sein. Dem Beschluß des Unterrichtsausschusses des Landtages entsprechend, wird das Kultusministerium eine Ber- tretung von sachverständigen Jnteressenten zu beratenden Zwecken hören, wenn nun auf der Grundlage der erfolgten räumlichen Zu- sammenlegung die organisotorische Vereinigung der Schulen und der Neuaufbau einer einheitlichen Kunstunterrichtsanstalt vorbereitet wird. Der Kommission gehören außer je zwei Lehrern der beiden Schulen als Vertreter der Berliner Akademie der Künste an: der Maler Prof. Philipp Franck  . Direktor der Staatlichen Kunstschule in Berlin  , der Bildhauer Prof. Ernst Wenck  , der Architekt Pros. Heinrich Sttoumer, der Maler und Graphiker Prof. Rudolf Schult« im Hof«. Zurzeit'st in der Hochschule der Bau der neuen Schülerateliers im Gange: zu den schon dort bestehenden 15 kommen 25 weitere, so daß insgesamt wieder 40 wie vorher zur Verfügung stehen werden. Diejenigen, die in der Hochschule ihre Werkstätten haben räumen müssen, haben nun in der frei werdenden Kunstgewerbeschule die Möglichkeit unter- ukommen. Di« Zusammenlegung der Organisation ober wirst die edeutungsvolle Frage einer Verbindung mit der räumlich gleichfalls benachbarten Architekturabteilung der Technischen Hochschule auf. Für eine solche Arbeitsgemeinschaft liegen, wie wir hören, interessante neue Vorschläge von Pros. Hans Poelzig   vor, der jetzt die Meister- ateliers der Akademie in den Eommuns am Potsda«ncr Neuen Palais leitet. Analole Arance gegen das Semikolon. Anatol« France  , von dem aus Anlaß seines 80. Geburtstages in den Poriser Blättern wieder viel die Rede ist. hat in einer der Unterredungen, die mit- «teilt werden, dem Semikolon den Kampf bis aufs Messer erklärt. Er fordert, daß es vollkommen aus der Interpunktionslehre ver- schwindet.Dieser Bastard," rief er zornig aus,der weder ein Komma ist noch ein Punkt, beansprucht den Platz dieser beiden Zeichen, ohne sie voll zu ersetzen, und ist ganz überflüssig, ausge» nommen vielleicht in Leichenreden."Er hätte politische Reden hin- zufügen können, und insbesondere die von Poincare,  " fügt ein Blatt hinzu.Denn Poincare verwendet diesen Bastard im Ueberfluß, vielleicht weil er nie genau weiß, wo seine Sätze aufhören und wo nicht."_ Em  « LuchsachaossteUung wird unter dem Nomen.Buchsommer- zu Pfingsten in Erfurt   eröffnet werden. Sie schlieft sich an die Tagung desVereins Deutscher Bibliothekare" an und soll sowoh» alle wie neue Buchkunst vorsfihren.