Aus dem spärlichen Bericht der Roten Fahne" über ihren Parteitag geht hervor, daß die Erefutine bereits hier gegen die Linke Front machte. In dem Bericht über das Referat des Vertreters der Erefutive heißt es:
In der Frage der Einheitsfront stellt Genosse Iwanoff feft, daß einzelne prominente linke Führer schwere Fehler begehen. Genojie Scholem z. B. hat es soweit gebracht, daß er in einem Sah seiner Rede in der Berliner Funktionärversammlung drei grobz Fehler begangen hat."( Das ist selbst für Wernerchen eine beach fiche Leistung!)
An einer anderen Stelle seines Referats vergleicht der Turke. staner die heutige Lage in Deutschland mit der in Italien im
Sommer 1920:
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Ich wüße nicht, was unserem unglücklichen Volke jezt mehr not täte, als die Feier eines Tages, der es gemahnt, fich in seinem Tun und Lassen nicht so sehr von seinen materiellen Intereijen, von seinen Leidenschaften leiten zu lassen, sondern vielmehr die Ber nunft im Geiste des großen Königsberger Philofophen zum Ausgangspunkte und zur Richtschnur seines Handelns zu nehmen. tiefe Wunden geschlagen, unerschliche Berlufte ihm zugefügt. Der Friede, der noch lange kein Friebe ist, der vielmehr wie eine
Der unglückselige Krieg hat unserem Lande und unserem Bolf:
Völkischen , die nach ihrem Programmt den Kapitalismus be-| Erzeffe, von denen die neue Mehrheit der PD. nicht frei ist,| Reichsinnenminister Dr. Jarres, Nach ihm der preußische Minister, seitigen" wollen, erblicken weite Kreise der kapitalistischen zurückweisen." präsident Braun, der u. a. ausführte: Schichten allerdings den Beschüßer ihrer Borrechte, den Vorfämpfer ihrer Herrenrechte, furz den Diktator, der die nach Selbstbestimmung ringenden Arbeitermassen niederhalten soll. In Mar Hölz aber sahen dieselben Kreise einen faszinie renden Rebellen, von dem sie befürchteten, daß seine Metho= den sie in ihren Besitzrechten beschränken fönnten. Deshalb der Haß gegen diesen, die jubelnde Begeisterung für jenen! Für uns aber bleibt die Frage: Soll der eine Butschist lebenslänglich im Zuchthaus bleiben, während der andere als gefeierter Held durch die Weltgeschichte schreitet? Soil Bewährungsfrist nur für Hitler - Leute gelten, nicht aber auch für jenen, der in politischem Fanatismus sich zu Handlungen hinreißen ließ, die er nac) Jahren der Ueberlegung selber bee „ Die italienischen Kommunisten haben nach dieser Niederlage dauert und für verfehlt erkannt hat? Sollen die Fälle Luden- ihre Hauptaufgabe im Kampf gegen Serrati gefehen, fie Lorff und Hölz dauernd bestehen bleiben als beschämende haben dagegen die steigende Kraft des Faschismus ganz über Zeichen von dem Recht, das in der Deutschen Republik gefehen und den Kampf gegen die Faschisten nicht crganisiert. Der fprochen wird? Fehler darf nicht in Deutschland wiederholt werden. Es darf nicht gesagt werden: Lieber eine fleine aber reine Partei." An dieser Beurteilung der italienischen Berhältnisse ist zunächst interessant, daß gerade die erleuchteten Erefutive- Bertreter seiner zeit diejenigen gewefen find, die in Italien den schärfsten Kampf gegen Serrati und die Spaltung der italienischen sozialistischen Bartei verlangten. Vielleicht empfinden die Moskauer dunkel, daß die KPD. auf dem besten Wege ist, sich in die Situation einer einflußlos werdenden Sette hineinzumanöverieren. Nur werden fie den Geist, den sie in den Linken um Maslow großge züchtet haben, nicht los werden. Selbst Sinowjew wird das Steuer nicht mehr herumwerfen können. Die Parteifommunisten wollen crit durch neue bittere Erfahrungen flug gemacht werden und wahr. feinlich werden sie, wenn sie nach neuen Niederlagen mit blutigen Röpfen dastehen, nicht wie ihr Listenführer Hölz Selbst be finnung üben, sondern auf die ander en schimpfen
Es scheint uns wirklich an der Zeit zu sein, daß man auch den Fall Hölz einer neuen Prüfung unterzieht, daß man sein Gejuch an den Reichsamnestieausschuß ernsthaft in Er wägung nimmt und zunächst wenigstens die entehrende Buchthausstrafe in hitleriche Festungshaft umwandelt. Die Bewährungsfrist, die in München jo liberal angewandt wurde, würde schließlich auch diesem Manne, aus dessen Schreiben ein tiefes Empfinden und eine große Sehnsucht nach Bildung Hervorleuchtet, die Möglichkeit geben, seine späteren Jahre für tie Gesellschaft nüglich anzubringen.
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Rechtsparteien und Frauen. al
Völlische gegen Deutschnationale.
Berfiflage des„ emigen Friedens" wirft, der dem Weisen von Königss berg als Ideal vorschwebte, hat eine furchtbare Bebrüdung und in das deutsche Bolt gebracht. Diese schafft den Nährboden für jene ihrer Auswirkung schlimmste geistige und wirtschaftliche Not fiber 3errissenheit und Selbstzerfleischung, in der unser schwer notleidendes Bolt jetzt seine so start geschwächten Kräfte erschöpft. Eine Verwirrung ist in den Köpfen entstanden und hat zu einer Berwilderung des öffentlichen Lebens geführt, die jeden, der es mit feinem Bolle wohlmeint, mit banger Sorge erfüllen muß. Besonders die geistige Entwicklung eines Teils unferer Jugend gibt zu den schwersten Besorgnissen Anlaß. Ein Bolt, das so niedergebrochen ist wie das deutsche, das fo wehrios einem erbarmungslosen Sieger gegenübersteh, fann fich nur durch innere moralische Stärtung wieder aufrichten und die Kraft gewinnen, deren es bedarf, um fich auf feiner fulturellen Höhe zu halten und den schweren, dornenvollen Weg zum Wiederaufstieg zu beschreiten.
In dem wandelbaren Gang der Geschichie hat einmal schon das preußische Voit niedergeschlagen am Boden gelegen. Auch damals ging von Ostpreußen , von Königsberg , der starte Impuls zur B freiung und zum Wiederaufstieg aus. Müge es wieder so sein. Nicht in schablonenhafter Wiederholung der da maligen Ereignisse. Nein, so sdematisch wiederholt sich die Geschichte nicht. Nicht durch den Appell an die rohen Kräfte der Gewalt, sondern nur durch den 2ppellandie Bernunft und das Recht und durchdrungen von dem fategorischen Imperatin unseres großen Immanuel Kant fönnen wir in herber, vor
Furcht und hoffnung unbeeinflußter flighter. füllung und zäher Arbeit die geistige und mate arielle Not des deutschen Voltes allmählich bannen und ihm den Weg zur Befreiung öffnen. Denn nur die fo erfämpfte Befreiung gibt die Gewähr für eine dauernde Befriedung, wie sie nicht nur das deutſche Bolk, sondern mit ihm auch die Völker Europas so heiß ersehnen. Se allein fenn uns auch dem ewigen Frieden" näherbringen, den Kant als Marime für das Zusammenleben der Völker so glänzend begründet hat."
Wie man aber auch zum Falle Hölz stehen mag, so bleibt hoch seine Aufstellung als Spikentandidat gerade für die Kommunistische Partei ein übler Mißbrauch feines Namens und eine noch üblere Irreführung der Wähler. Die Kommunisten wollen durch seine Benennung ibe pifchistisches Programm hinausstellen, obschon bodh cuch sie wissen müßten, daß May Hölz fich von diesem Irrtum seines Lebens längst abgewandt hat und nicht mehr baran denkt, nocy einmal den Weg zu gehen, den er im VogtDie Völkischen sind die einzige Partei, die aus prinzipiellen lante und in Mitteldeutschland gegangen ist. Die gegenwärtig Gründen davon abgesehen hat, Freuen als Kandidatinnen zu den in der Kommunistischen Partei vorherrschende Richtung", ist in der Auswahl ihrer Mittel strupellos. Sie schädigt mit der Reichstagswahlen zu präsentieren. Der Beschluß wird im Deutschen Aufstellung des Zuchthäuslers" nicht nur dessen persönliche Tagebiet von einer Hafenkreuz- Dame Emma Witte damit be Interessen, sondern auch die ganze Arbeiterbewegung. Sie gründet, daß die Rüdtehr zur männlich- heldischen Weltanschauung" und die Abfehr vom jüdisch- feministischen Geist" notwendig fei. täuscht die Arbeiter über die wahren Absichten und Miso desató! Zufzuklären bleibt nur, roleso dann diese Haken. Ziele ihres Spigentandidaten", fie erweckt bei politisch unreifen, aber durch die wirtschaftlichen Nöte erbitterten Bolts- treuz- Emma für die Zeitung schreiben darf. Cehören die Treise die Vorstellung, daß durch die Stimmabgabe für kommu- Frauen nicht ins Parlament, so gehören sie auch nicht in die refie! nistische Kandidaten die„ Methode Hölz" neu belebt werde, der Aufstandsversuch von 1921 noch einmal in Erscheinung
freten fönnte.
Sie ruft schließlich dadurch, daß sie den Bedauernswerten in den Bordergrund des politischen Kampfes stellt, alle Papitalistischen Abwehrinstinkte wach und verhindert so, was Hölz crstrebt: nämlich, daß das Recht auch gegen ihn zur Anwendung fomme, das man einem Ludendorff und Hitler hat zuteil werden lassen!
Ginowjew bremst.
,, Taltische Erzeke".
Ruhe gibt es in der KPD . nicht. Staum hat auf dem Bartei tag die„ Linte " gesiegt und schickt sich an, durch Maßregelungen
ihre Aleinherrschaft in der Partei aufzurichten, da fält auch diefer
neuen Führung die Erefutive bereits wieder in den Arm. Desfauer Gewelthaber, wie Ginomjem tönnen fich offenbar eine bontiche Parteileitung nur als eine Schar milleniofer Kreaturen vor stellen. In dem Aufruf, der die Einladung zum 5. Beltfongreß der Kommunistischen Internationale enthält, erklärt Sinomjem über die deutsche Bertei;
„ Der Kongreß wird zweifellos die opportunistischen Tendenzen in der APD. genau so einschägen, wie es seinerzeit die Erefutine getan hat und er wird gleichzeitig entschieden gegen die in der BD. in Geftaltung befindliche UltraLinte", in Wirklichkeit nicht, bolichemistische Richtung Stellung nehmen und die tattisen
„ Dispensehen“.
Mittelalterliches aus Desterreich. Von Hanns Margulies( Wien ).
Wer da glaubt, Desterreich sei ein Land, das verdiene, in Mittelcuropa zu liegen, gibt sich einem holden Irrtum hin. Es gibt Dinge in Lefterreich, die man in einigen Jahrzehnten jogar hier einfach unglaublich finden und für bösartige lebertreibungen halten wird. Das faiserlich- katholische Desterreich hielt start an der Unlösbarleit der katholischen Ehe fest. Die junge Republit magte zwar nicht, diese Ehegesetze über Bord zu werfen, aber die Sozialdemokratische Partei sand doch einen Ausweg, der zwar die Theorie des Gesezes ungeschoren ließ, dafür aber in der Pragis einen frischen Luftzug in den Paragraphenwald brachte: Diejenigen Landesregierungen, Berwaltungsbehörden also, an deren Spize Sozial. demokraten fianden, erteilten über begründeties Ansuchen den soge. nannten„ Dispens vom bestehenden Ehehindernis", als da find: Berschiedenheit des Glaubens, Borhandenjein einer noch lebenden, aber geschiedenen Ehehälfte und so fort.
Das ließ die Reaktion, flerifal gefärbi, natürlich nicht ruhen, und es wimmelte nur so von Anträgen auf ungültigkeitserklärun. gen von Dispensehen.
Der Oberste Gerichtshof , eine Bersammlung uralter, alter Herren, war natürlich nur zu sehr geneigt, dem revolutionären Borstoß der Dispensehe einen Damm zu setzen und jeder derartigen Forderung auf ungültigkeitserklärung einer angefochtenen Ehe Folge zu leisten. Am Anfang genierte man sich wohl noch ein wenig. 331 uter gibt es in diesen Dingen teine falsche Scham mehr. Zwei Beispiele, für viele, mögen den Cherechtswahnsinn ver deutlichen: Ein ehemaliger Offizier hatte sich von seiner Frau scheiden lassen, wolite mieder heiraten, erbat und erhielt den Dispens und lebe zuci Talyre in ungetrübter Freude mit seiner zweiten Frau, die ihm auch ein Kind schenkte, während die erste Che tinberles geblieben war.
Aber die erste Frau verorgie ihm sein Güd. Sie erklärte sich gefchädigt und verlangte, deß die zweite Ehe res geschiedenen Marnes für ungültig erflärt werde, mas das Gericht auch tat. De cher war für sie noch nichts gewonnen. Der Mann lebie nach aje vor mit seiner Frau, die nun allerdings von Rechtswegen nicht mehr eine Frau mor. La holte sie zum zweiten Schlag aus: Sie
tiagte auf Ehebruch.
Und siehe, des österreid, ische Gesetz, in feiner menschenfreund lichen Weisheit, erkannte zu Recht, daß der geschiedene Mann dadur, daß er nach ungültigkeitserklärung seiner zweiten, ſtondes: aatlich engegangenen Ehe noch mit feiner zimeiten Frau, die nun nicht mehr jeine Frau war, wenn jie auch noch immer die Mulier feines Kindes blieb, intim perfehre, die Ehe mit seiner ersten, wenn
Emma Witte, die nur für weibliche Journalisten ist, aber gegen weibliche Parlamentarier, ist auch gegen weibliche Richter. Schwer perübelt fie es den weiblichen Mitgliedern der deutschnationalen Reichstagsfraktion, Margarete Behm und Paula Müller, daß fie für einenf ozialdemokratischen, sogar von Juden(!) mitunterzeichneten Antrag stimmten, der die Zulassung der Frauen zum Schöffen und Geschworenenamt forderte. Nicht schlecht nimmt fie fich auch die Leiterin der deutschnationalen Frauenforrespon deng Dr. Lenore Ripfe Rihn vor, die einmal vor einer leberschäzung der männlichen Menschheitshälfte" marnte, was Emma Witte als„ Männerhaß in Reinfultur" und im letzten Grund unsoffisch begetdinet.
Nath biefen polltommen überzeugenden Darlegungen bleibt uns nur übrig, dem armen Dänemarf unser Mitleid auszusprechen, feminifiert ist, daß es einen has to be better eft. Hef tann eben nur ein Land Minister finten, dos son Sozialbemotraten regiert wird!.
Eine Rede Brauns.
Jim Rahmen der Kant- Feiern, die in Königsberg veranstaltet werden, haben eine ganze Reihe von Ministern die Gelegen heit bennzt, um politische Ansprachent zu halten. So sprach am Montagabend auf dem Begrüßungsabend in der Stadthalle nach einer Ansprache des Oberbürgermeisters Dr. Lohmeyer der
Im Stadttheater hielt heute vormittag der preußische Unters richtsminister Dr. Boelig eine Anspreche, in der er die Ne ordnung des Schulwesens als einen„ Kranz, den Preußr am Grabe seines großen Sehers niederlege", bezeichnete.
Kahr kehrt zurück.
München , 22. April( WTB.) Den Münchener Neueften
Nachrichten" zufolge ist v. Kahr am vergangenen Sonnabend von feinem dreiwöchigen Erholungsurlaub aus dem Süden nad München zurückgekehrt. Wie verlautet, follen General v. Cossow und Oberst v. Seißer noch einen Abstecher in die Schwa gmac heben. 4000
Begnadigungen.
Köln , 22. April. ( WTB.) Wie die Rölnische Zeitung" aus Düsseldorf erfährt, find zum Osterfest auf Befehl des fomman dierenden Generals von den am 7. Dezember 1923 wegen der Bor gänge am Düsseldorfer Sonderbündleriage ver
urteilten Mitgliedern der früheren. Düsseldorfer Suspolizei sechs begnadigt worden. Die mußten jedoch am Montag tas bejezte Gebiet verlassen. Bier Polizeibeamte befinden sich noch im Gefängnis.
die offizielle Wahlkampagne begonnen, deren Dauer auf orci Bon Die Kammerwahlen in Frankreich . Gestern hat in Frankreich bestimmt ist. Die Kammerwahlen finden am 11. Mai son at hr Dormittags bis sechs Uhr nachmittags statt. Die 3ahi ber 5g ordneten, die sich nicht zur Wiederwahl gestellt haben, beträgt bis jet 57.
audy geschiedenen, Frau gebrochen habe und verhängte eine Strafe| an der dargestellten Figur zu einem tiefen menschlichen Intereffe über ihn!
Der zweite Fall ist vielleicht roch fraffer: Ein junger Lehrer hatte sich scheiden lassen, wobei die Frau auf alle ferneren Vermögensansprüche verzichtete. Kinder hatten sie nicht. Nun heiratete er wieder, bekam einen Sohn und starb bald darauf. Sein fleines Erbe erhielt zu einem Biertel die Witwe, zu dreiviertel das Kind, wie es das Gefeß vorschreibt.
steigert. Man fann sich leicht vorstellen, wie groß die Wirkung sein. muß, wo hinsichtlich des leidenden Ausdrudes Rolle und Leben zu fammenfallen und wo man fühlt, hier wird die gegebene Gestalt faum noch gespielt, sie wird gelebt, fie ist Leben, Natur, Birkichkeit im Bühnengewande."
Blötzlich verlangte die erste Frau die ungültigkeitserklärung der zweiten, der Dispensehe. Das Gericht, oh, es ist gerecht, wiesischfreunde Kants, die mit einer eigenartigen und wenig die Forderung ab mit der Begründung, daß, da die erste Frau teine vermögensrechtlichen Ansprüche stellen könne, ihre Forderung auf Grund eines Hofdetrets von anno 1540 oder 1793 unerfüllbar sei. Diesen Wink ließen sich die Eltern des verstorbenen Lehrers nicht zweimal geben. Sie erhoben nun ihrerseits die gleiche Forde rung und diesmal erfüllte das Gericht den Wunsch der Erblüfternen fofort.
Die Dispensehe wurde für ungültig erklärt, wodurch Frau und Kind des Erbes verlustig gingen und die Eltern als alleinige Erben in den Besiz des fleinen Vermögens gelangten.
Außerhalb Desterreichs wird man vielleicht schon heute staunen. Wir hier haben das Staunen verfernt. Aber vielleicht werden unsere
Urenfel einmal anders darüber denken.
Die Darstellerin des Schmerzes.
Das erste Berliner Giftspiel der Duse vor länger als drei Jahrzehnten entfesselte bei unserm sonst so fühlen und steptischen Bubüfum Stürme der Begeisterung, die in der Presse unvermin. derten Widerhall fanden. Es ist interessant, in alten Zeilungsblättern nachzulesen, was damals über die größte Menschendarstellerin unserer Zeit geschrieben wurde, und es überrascht uns, zu fchen, daß die damalige Charakteristik ihres tünstlerischen Wefens genau mit den Eindrücken übereinstimmt, die wir später und bis julegt vom Spiel der Dufe gewonnen haben.. Sie hat sich nicht geändert, fie blieb, was jie von Anbeginn gewesen war.
Mit das Tieffte und Feinste, was über die Kunst der Duse gejagt worden ist und gejagt werden kann, fchrieb damas Lou Andrea : Salome, die befannte Freundin Michfches:„ Es drängte sich mir immer wieder auf, daß es stets die Momente des Schmerzvollen und Rührenden sind, in deren die Duse am unmittelbarsten und mächtigsten ergreift. Mir fam es vor, wie wenn das Leikensvolle in irgendeinem Sinne geradezu von ihrer eigensten Berfönlichkeit ausstrable, wie wenn es fast unnersischbar an ihr hafte, gleich einem rührenden Zug, den fie manchmal mit sichtlicher Selbstüberwindung hier dem Lächeln ihrer jeweiligen Rolle verbirgt. Oft hatte ich die starte Empfindung als warte sie den lebensfrohen, übermütinen, heiteren Situationen und Rollen nur mit Aufbietung aller Kräfte und Stunstmittel gerecht und als würde oft mitten in jolagem Spiel ein Blid, ein Ausdrud on ihr offenbar, der die Illesion zwar zerreißt, aber zugleich im innersten ergreift, indem er das Interesse
Kant und der Bohnenkönig. Der 200. Geburtstag Kants ist in Königsberg würdevoll- feierlich begangen worden. Zu den mancheriei ftlichkeiten gehörte auch die Sigung der Gesellschaft der befannten Gitte verbunden ist. Rant liebie, roie das ja auch im Gedenkartikel am Ostersonntag im Vorwärts" betont wurde, die Gelligkeit und die bescheidenen Freuden der Tafel. Allwöchentlich einmal fand sich bei Kant eine kleine Gesellschaft zusammen, die auch nach dem Tode des Philosophen unter dem Namen Tischfreunde Karts zusammenblieb und olljährlich an feinem Geburtstag eine feftfiche Sigung abhielt. Diese Gesellschaft der Tischfreunde Kanis be steht bis auf den heutigen Tag in Königsberg , ihr gehören Professo ren, Kantforscher und Kantoorehrer an, und immer noch gedenten sie des berühmten Philosophen an seinem Geburtstag durch ein Feſteffen, das aber seit einer geraumen Reihe von Jahren mit einer Schluß des Essens kommt nämlich eine Torte auf den Lisch, in die feltfomen Sitte verbunden ist, deren Herkunft unbekannt ist. Am eine Bohne gebaden ist. Derjenige von der Tafelrunde, der tas Stück Torte mit der Bohne erwischt, wird zum Bohnenfönig errannt uns übernimmt damit die Berpflichtung, im nächsten Jahr an Kants Geburtstag eine Gedenkrede zu halten.
Eine feltene Himmelserscheinung. Ein Halophänomen, wie man beobachtet, wurde vor einigen Tagen in Stocholm an der Venus es bei Sonne urd Mond recht häufig, bei Planeten aber nur felten wahrgenommen. Der Abendstern, der jetzt ungefähr feinen höchften Stand am Himmel und seine größie Lichtſtärke erreicht hat, zeigte fich gegen 10 Uhr abends von einem prachtvollen Lichthof umgeber, einem ganzen System weißglänzender Ringe, die nach außen hin an Stärke abnahmen. Eine solde" Glorie" ist eine Interferenz erscheinung, die durch Borgung der Lichtstrahlen an den in der Lust schwebenden Wafferteilen cder fleinen Estristallen entschi. Leichte, weißglänzende Federwolken zogen zur Zeit der Erstenung scheinung war. über den Himmel, von denen eine zweifellos die Ursache der E
Residenz Theater. Die Gafspieldirektion hat die Aufführung der Sungen Bühne", Arnolt Bronnens Schauspiel Anarchie in Sillian ", in den Abendspielplan übernommen.
feums, Bring- Albrecht- Str. 7e, petanſtaltet in ihrem Refe‘aal eine ausAusstellungschronit. Die Bibliothek des Stunft gewerbe- n. stelung von Werken deutscher Romantiker, Buch: istrationen und graphischen Mällein.( Wochentäglich von 9-9.)
Die Galerie Dr. Goldschmidt- Dr. Wallerstein, Schöneberger User 36a, zeigt in ibrer modernen Abteilung Gemälde und Holzschnitte von Wilhelm tudolph. Dresden , und veranstaltet in den Räumen für alte Stunst eine Ausstellung bedeutender Colzflulpturen bes 13.- 18. Jahrhunderts.
Walter Rathenans gesammelte Reden werden in den nächsten Tagea im Berlage von S. Fischer, Berlin , erscheinen.