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Sie hat verlernt, rationell zu produzie«! ren. weil es ihr zu gut ging, ohne daß sie. rationell produzierte. Unter den psychologischen Bedingungen des Kapitalismus kann man der Industrie aus diesem Verhalten kaum einen Vorwurf machen. Denn ein solches Verhalten ist eben für ein Wirtschaftssystem, das nicht die Leistung, sondern nur den Gewinn im Auge hat. eine Selbswerständlichkeit. Um so schmerer aber wiegt der Vorwurf, daß nun plötzlich diese Selbstverständlichkeit beiseite geschoben wird und ausgerechnet die Sozialpolitik herhalten muß. um den Verlust der Konkurrenzfähigkeit zu erklären. Die bisherige Gewinnrate in gleich leichter müheloser Weise wie in den Kriegs, und Jnflationsfahren zu erzielen, den Herrn-im-Hause-Standpunkt zurückzugewinnen das find die wahren Motive des Angriffs der Schwer» industrie gegen die sozialen Rechte der Ar» beit nehmer. Die Sozialpolitik mit ihren angeblich kon» kurrenzschädigenden Wirkungen ist nur der dünne Schleier, mit dem nach außen diese Motive umhüllt werden. Solchen nicht neuen Bemäntelungsversuchen ist der Amerikaner jzenry Ford, einer der Großen im Reich der Industrie, in seinem BuchMein Leben und mein Werk" scharf und treffend mit den Worten entgegengetreten:Das Herabdrücken der Löhne ist die leichteste und liederlichste Art, um einer schwierigen Situation Herr zu werden. Von der Inhumanität ganz zu ichweigen. In Wahrheit heißt das, die Unfähigkeit der Ge» schäftsführung auf die Arbeiter abzuwälzen." Wollen die deutschen Arbeiter zu allen anderen Lasten auch solche Abwälzung geduldig auf sich nehmen? Der 4. Mai wird die Antwort darauf geben. Die deutschen Arbeitnehmer niögen an diesem Wahltage des Wortes von Karl Marx   ein- gedenk sein:Der Stimmzettel in der Hand eines reisen Volks wird aus einem Mittel der Prellerei zu einem Mittel der Befreiung." Die ganze deutsch  « Sozialgesetzgebung ist in erster Reihe das Werk der Sozial- demokratischen Partei. Ihre Festigung und Erweiterung wird eine der wichtigsten Auf. gaben der Partei im neuen Reichstag sein, auch mit Bezug auf den Wiederaufbau der deutschen   Wirt- schaft. UnsereLosungheißt: Nicht weniger mehr Sozialpolitik s
öefahung unö wahlfreiheit. Aus Darmstadt   wird uns geschrieben: Von Paris   aus war bekannt geworden, daß die Besatzungs- iehörde der Wahlagitation keine Schwierigkeiten mache und den ltandidaten und Parteisekretären die Propaganda unter ihren Wählern nicht beschneiden wolle. Leider führen die unteren Or- i.ane in Rhcin-Hessen und den benachbarten französisch be- letzten Gebieten diese Anweisungen nicht aus. Dem sozialdeniokro- Aschen Kandidaten Ulrich und dem hessischen Minister Raab ist die Genehmigung zur Einreise überhaupt untersagt worden. Die Kandidaten Genossen Dr. David und Dr. Qu esse l, der Partei- iekretär Leuschner, sowie die Genossen Kaul und Strecker roarten seit Wochen auf di« Erledigung ihres Einreisegcfuches. Bei "d?r Schwierigkeit, in dieser Zone Versammlungslokale zu bekommen, dedeutet-die Verzögerung nahezu die Dechmderung der mündlichen 'Propaganda. Bei den bürgerlichen Parteien scheint es nicht anders zu sein. "1W-konnten auch sie zum Beispiel in Mainz   bisher den Wahl» fainpf nicht eröffnen. Für die Sozialdemokraten geschah dies am Donnerstag abend durch ein« überfüllte Dersammlung, in der Ge» ni'sie Löbe sprach und die von Angehörigen aller Beoölkelungs. 'chichten besucht war. Löbe fand stürmische Zustimmung mit der Forderung, daß die deutsche Regierung das Sachverständi» ge n gutachte n als Grundlage einer Verständigung betrachten muffe. Besonders im befetzten Gebiet wird dieser Wunsch sehr leb- hast genährt.
III 93' Von FranzKlüh, Am Kopf des Briefes, den Max Holz aus dem Gefängnis an den Reichs-Amnestieausschuß schrieb, steht zu lesen:A III 93". Das Zeichen lieht so fremd aus und mutet doch jeden so vertraut an, der einmal in einer preußischen Strafanstalt hinter vergitterten Fenstern Bürgerrecht erworben. ZumalA III 93" aus der An st alt Kletfchkau bei Brcs- >au. Ich schlage in alten Heften nach und finde dort verzeichnet: ,.A IV 136". Das war mein Stammquartier vor Iahren, als ich o>gen Beleidigung eines Jnduftriegewaltigen, begangen durch die Presse, dort Einzug gehalten. Da tauchen Erinnerungen auf. Dos R'.esengebäude in Kreuzform: seine vier Flügel, nach den ersten Buchstaben des Alphabets benannt; in jedem Flügel vier Etagen übereinander: die Einzelkorridore sind im Innern nicht durch Deckenwände gelrennt. Nur Umgänge in Galeriefvrm laufen an ken Zellentüren entlang und die die Stockwerke verbindenden Treppen sind in der Mitte des Flügels angebracht. A III 93." Das bedeutet Flügel A, Etage III, Zelle 93! Eine X;eppe höher, vielleicht gar unmittelbar darüber, habe ich seinerzeit aelxuist. Als ich zum ersten Male an der Pforte der Anstalt schellte und Aufnahme heischte, sah der alte Ausseher mich jungen Dachs, .der mit einer Tasche voll Büchern einrückt«, von oben bis unten au und fragte dann verwundert:Sie wollen wohl auf Wander- ichast?" Nein, ich muß brummen antwortete ich im Galgen- buifior und wies die freundliche staatsanwaltliche Einlahung zum Strafontritt vor. Dam, schloß sich hinter mir dos Eingangstor.... -/ Bon diesem Augenblick an ist man Gefangener, muß gehen, wohin der Aufseher kommandiert, darf sich nicht mehr frei bewegen, rrei umherschauen, steht plötzlich unter derHausordnung". Sie war wirklich ein«Hausordnung". Sie lag gedruckt und wohlge- bunden in jeder Zell  « und hatte ein schönes Vorwort, das ich mir abgeschrieben. Es lautet so: Du bist mm ein Gefangener. Die eisernen Stöbe Deines ifensters. die verschlossene Tür, die Farbe Deiner Kleider sagt Dir, daß Du die Freiheit verloren �hast. Gott   hat es nicht eiden wollen, daß Du die Freiheit ferner zur Sünde md zum Unrecht mißbrauchst, deshalb Hai er sie Dir genommen, deshalb rief er Dir zu: Bis hierher und nicht weilerl Du.bist hier .ur Strafe, alle Strafe aber wird als ein Ucbel empfunden. Ver. ' nie, daß niemand daran schuld ist als du ollein. Aus der Strafe soll für Dich«in Gutes hervorgehen. Du sollst lernen. Deine Leidenschaften zu beherrschen, sch'echte Gewöhn- Helten abzulegen, göttliches und menschliches Gesetz zu achte». pünktlich zu gehorchen, damit Du in ernster Reue über Dein ver- gangenes Leben Kraft gewinnst zu neuem Gott und Menschen > uohlgesälligen Lebenswandel. So beug« Dich unter Softes gewaltig« Hand, beuge Dich unter das Gesetz 'es Staates, beug« Dich auch unter die Ordnung dieses Hauses.
DreiunÜzwauzig! Die Parteizersplitterung bei den Reichstagswahken. Der Reichswahlausschuß war gestern zusammen- getreten, um die Vorschläge der einzelnen Parteien für ihre Reichswahllisten zu prüfen. Es ergab sich, daß nicht weniger als 27 Vorschläge eingereicht waren, von denen vier, von kleinen Grüppchen stammend, als nicht den gesetzlichen Vor- schlagen entsprechend zurückgewiesen wurden. Immerhin blieben 23 Vorschläge, und zwar folgende: Vereinigte Sozialdemokratisch« Partei Deutschlands  , Deutsche Zentrumspartei  , Deutschnationale Volkspartei  . Deutsche Volkspartei  , Deutsche Demokratische Partei, Bayerische Volkspartei  , Kommunistische Partei Deutschlands  (unter der Bezeichnung der Liste der Kommunisten), Bayerischer Bauernbund  , Deutschvölkische Freiheilspartei und Nationalsozialistisch« Arbeiterpartei(unter der Bezeichnung Vereinigte Liste der Deutschvölkischen Freiheitspartei   und der Nationalsozialistischen   Deutschen   Arbeiterpartei), Deutsch-Hannoversche Partei  , Unabhängige Sozialdemokratisch? Partei, Bund der Geusen �Hypotheken- und Spartaffengläubiger), Christlichsoziale Volksgemeinschaft, Deutsche Arboitnehmerpartei, Deutschsoziale Partei, Frciwirtschaftsbund FFF., Haeußer-Bund, Nationalliberal« Vereinigung(unter der Bezeichnung Land- liste), Mieterschutz und Bodenrecht(unter der Bezeichnung Partei der Mieter), National« Freiheitspartet, Nationale Minderheiten Deutschlands  , Republikanische Partei Deutschlands  . Sozialistischer Bund. Der Unsinn des Parteigründerfiebers kann nicht krasser in Erscheinung treten als durch diese Liste. Von den 23 bleiben bei genauer. Betrachtung nur sieben Parteien, die Aussicht haben, im Reichstag   Fraktionsstärke zu gewinnen; würde das Unglück es wollen, daß jedes von den übrig bleibenden Grüppchen einige Abgeordnete in den Reichstag schicken könnte, so wäre der Kuddelmuddel vollständig. Die Zersplitterung im bürgerlichen Lager könnte für die Arbeiter einen Vorteil bedeuten, wenn nicht leider auch hier Spaltungs- und Zersplitterungs­tendenzen in Erscheinung träten. Die Kommunisten können nur die Sozialdemokratie schwächen, ohne selbst irgend etwas praktisch erreichen zu können was sie ja nach ihren eigenen Erklärungen gar nicht wollen. Daß auch noch eine Ledcbour- und Theodor-Liebknecht-Gruppe gegen die andern und gegeneinander zum Ringkampf antreten, gehört schon mehr in das Reich des Komischen als des Tragischen. Bemerkenswert ist, daß die Reichsliste der KPD  . mit dem Namen Ernst T h ä l m a n n beginnt. Die unwürdige Ko- mödie, die mit Max H ö l z aufgeführt wurde, ist damit erledigt. Die Deutschnationalen präsentieren aus ihrer Liste als ersten H e r g t. als zweiten Otto Fürst von Bismarck  , den Enkel. Auch dieRationalliberale Vereinigung" rückt mit einer Liste Maretzki-Lersner an. inzwischen haben K l ö n n e und Q u a a tz bereits ihren Anschluß bei den Deutsch  - nationalen gefunden, die sie an aussichtsreicher Stelle ihrer Reichsliste aufgestellt haben. Sie kämpfen mit Helfferich gegen das zweite Versailles", für dessen schleunige Annahme sich der Vorsitzende des Reichsverbandes der Deutschen Industrie Dr. Sorge öffentlich erklärt hat. Zersplitterung. Verwirrung im ganzen bürgerlichen Lagerl Mögen die Massen des schaffenden Volkes.
Was sie gebietet, muß unweigerlich geschehen. Besser also, Du tust es gutwillig, als daß Dein böser Wille gebrochen wird. Du wirst Dich dabei Wohlbefinden." Aus viele Sünder vor dem Herrn wirkt« die salbungsvolle Li- ianei sicher völlig niederschlagend. Denn ein solches Gemisch von Bigotterie und Gewaltandrohung mag belustigend sein für denjenigen, der von draußen die Ding« ansieht. Den mehr oder weniger armen Teufel jedoch, hinter dem sich die eissnbeschlagenen Türen geschloffen, stechen die schönen Worte doppelt tief. Die Zellen für Einzelhast sind fast immer die gleichen. Zement- estrich bedeckt den Fußboden, der täglich von dem Insassen mit Wachs frisch gebohnert werden muß. Eine blecherne Waschschüssel verrichtet doppelte Dienste: Einmal kann man sich darin waschen. Dann muß sie mit Putzpuloer blank poliert werden. Und so kann man sie schließ. lich als Spiegel weiter verwenden. Einen anderen gibt's nicht. Beim Putzen sind di« Hände Zwar wieder schmutzig geworden. Aber schließlich gibt's einen Wasserkrug und einen mit Deckel versehenen Kübel, der zu gewissen Dingen dient.... Man muh sich nur zu helfen wissen. A IV 136* war sonst komfortabel eingerichtet. Ein Holztisch- che» mit Schemel   aus gleichem Rohstoff: ein zusammenklappbares Feldbett, das bei Tage auch noch als Tisch dienen konnte: ferner ein Wandschränkchen, das enthielt: einen Eßnaps mit Löffel, ein« Holz- gabel und einen hölzernen Tellerersatz, ein Stück trockenen Brotes und schließlich die Bibel nebst Gesgngbuch.... Aehnlich so wird's Max Holz eine Station tiefer wahrscheinlich auch angetroffen haben. Nur daß die Behandlung der Gefangenen im Allgemeinen seitdem eine andere geworden ist. Heut« stehen Gesangenenbeiräl« aus der Bevölkerung der Verwaltung zur Seite, um das Leben der Gefangenen erträglich zu machen. Auch Max Holz, der zu Z u ch t ha u s verurteilte, gemeßt in dem gleichen Straf- gefängnis. dessen psychiatrischer Abteilung er überwiesen ist, in vielen Dingen humanere Behandlung, als sie damals uns Preffesündern zuteil wurde. Holz darf gelegentliche Besuche empfangen, er darf eine Zeitung lesen, er darf auch mit Leuten Briefe wechseln, di« nicht seine nächsten Angehörigen sind. Das alles war uns damals ver- boten. Wir durften kein Blatt hatten, wir bekamen nur Gefängnis- kost ohne Fettzusatz. Ja, als ich eines Tages an meine Verlobte schreiben wollte, geriet die Anstalt aus dem 5iäusch«n. Ilnd der Di- rektor, ein pensionierter Major, sagte mir trocken ins Gesicht:Klühs, das geht nicht. l)ier hat jeder Zuhälter eine Braut. Damit können wir nicht ansangen...." Seitdem sind freilich viele Jahre ins Land gegangen. Und die Reoolution hat auch im Strafvollzug einiges geändert. Paul Löbe  , der Präsident des letzten Reichstags und hoffentlich auch des nächstm, hat gelegentlich auch Max Holz in Klctschkau gesprochen, wo er selbst einmal seine parteijournalistischen Ehrenrechte ersitzen mußte. Holz hat auch ihm sein Leid geltogl und die gleiche Versicherung abgegeben, daß er mit der kommunistischen   Führergesellschast von heute weder
Arbeiter, Angestellte und Beamte doch be- greifen, was sie für sich und das ganze Volk erreichenkönnen, wenn sie am 4M aigcschlossen aufmarschieren für ihre Partei, die Ver- einigte Sozialdemokratische Partei Deutsch- l a nd s!
Jn öer Zange. Tie Völkischen lassen nicht locker! Den deutschnattonalen Ministerpräsidenten, die in ihren Land- tagen von der Gnade der völkischen Sonne abhängig sind und trotz- dem sich unterstanden haben, in der Besprechung der Minister- Präsidenten mit dem Reichskabinett der Annahme des Lach- verständigengutachtens zuzustimmen, sind jetzt in einer wenig beneidenswerten Lage. Nicht nur, daß dt« deutsch- nationale Preffe unter Führung von Helsfetich und Westarp alle diefmigen als Verräter geißelt, die das Sachvetständigengut- echten zur Grundlage fernererErfüllungspolitik" machen wollen, es sind besonders die v öl k- schon Hilfstruppen, die sie mit dem Revolver auf der Brust an ihrem Leben bedrohen! Der Landbündler B r a n d e n st e in, der von Graefes Gnaden Ministerpräsident in Mecklenburg-Schwerin   ist, hat zwar durch sein schroffes Vorgehen gegen sozialistische und sonstige republikanische Beamte versucht, sich den guten Willen der Graefe-Leute zu erhalten. Aber das nützt ihm nichts. Denn die Tatsache, daß auch er in jener Besprechung mit dem Reichskabinett unter dem Druck der Wirklich­keit der Annahme des Sachverstöndigengutachtens zustimmte, wird ihm in seinem Land« böse angekreidet. In feiner Verzweiflung läßt er surch seine Pressestelle eine Erklärung nach der anderen los. Zu- nächst hatte er versiehern lassen, daß er n i ch t s mitteilen könne, da ja die Besprechung in Berlin   vertraulich gewesen sei. Aber die ungestümen weiteren Fragen, die tieMecklenburger Warte" anSeine Exzellenz" richtete, hat ihn doch veranlaßt, einig?.'? wettere verlauten zu lassen. So steht in einigen Mecklenburger Blättern diese orakelhafte Mitteilung: Exzellenz von Bran�enstein hat sich nur bereit erklärt, daß in eine B e s p r c ch u n g der Sachverständigengutachten eingetreten würde, irgendwelchen weiteren endgültigen Entschlic- ß un gen hat er nicht zugestimmt, vielmehr hat er weit- gehende Bedenken hervorgehoben, deren Beseitigung un- bedingt erforderlich sei, bevor über die Sache selbst verhandell werden könnte." Aber auch Brandenstein spricht vergeblich viel, um zu versagen, der Graefe hört von allem nur dos NeinI Das völkische Blatt stellt auf Grund dieser Mitteilungen fest, daßder mecktenburgische Ministerpräsident das Ja der Reichsregierung nicht ab- gelehnt hat". DieBedenken" des Herrn v. Brandensiein änderten daran gar nichts. Es wiederholt:Nur die Tatsachen entscheiden. Und wenn Exzellenz Vrandenstein nur" sein« Bereitwilligkeit zu weiteren Verhandlungen aussprach. so zeugt dos immerhin von mangelnder politischer Er- t e n n t n i s". Schließlich weist das völkische Blatt boshaft darauf hin, daß Helfferich das Sachverständigengutachten als einzweites D e r s a i l l e s" bezeichnet, während dochMecklenburg  , Thürin- gen, Bayern  , die von den Parteifreunden helsftriäzs regiert werden. dieszweite Versailles  " zum mindesten nicht abgelehnt" haben! Je lauter demnach die Deutschnattonalen im Lande den General- marsch gegen die Erfiillungspolittt schlagen, desto bissiger werden ihre völkischen Bundesgenoffen, indem sie dazwischen feuern- Ihr selbst seid genau so schuldig wie jene, die offen erfüllen wollen,' denn Ihr habt dort nicht die Erfüllung verhindert, wo Ihr es konntet und deshalb ist Euer Lärmen nichts anderes als W a h l. heucheleil Wir heben dem nichts hinzuzufügen!
Der Harden-Prozeß vertagt. Di« Verhandlung gegen den Oberleutnant a. D. A n k e r m a n n wegen Mordversuchs auf Maximilian Horden, die am Montag, den 28. April vor dem Schwurgericht des Landgerichts III   stattfinden sollte, ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Der Angeklagt« Ankermann. der in Wien   verhaftet worden war, befindet sich seit September v. I. im Moabiter   Untersuchungsgefängnis.
politisch noch sonstwie irgend etwas zu tun haben möchte. Ein solcher Besuch und solche Unterhaltung ist zweifellos von außerordentlichem Eindruck. Aber vielleicht dachte Löbe dabei auch cm frühere Zeiten. Bielleicht auch daran, daß einstmals, als er selbst sein Wahlrechtsjahr in Döhlau   verbüßte, unser alter Eduard Bernstein  , der Abgeordnete� für Breslau-West. um di« Erlaubnis bat, ihn besuchen zu dürfen Dos wurde glatt abgeschlagen, well nur nächste Familienangehörige in vorgeschriebenem Zeitobstande als Besucher vorgelassen würden." Das war damals im alten Preußen. Heut« ist selbst Max Hol; nicht ganz von der Welt abgeschnitten. Das mag ein kleiner Fortschritt sein, aber es ist doch ein Fortschritt. Und die viel ge­lästerte Revolution ist doch nicht an allem spurlos vorübergegangen.
700 Jahre �Rettung Schiffbrüchiger". Der Binnenländer gewinnt nur schwer eine Vorstellung von den täglich drohenden Gefahren, denen das Volk der Seefahrer bis zum Küstensischer herab ständig ausgesetzt ist. Einzelne Unglücks­fälle schwerster Art. wie der Untergang der Titanic oder die Tor- pedierung der Lusitania   wirken wohl als Sensation, aber die tag- lich fallenden Opfer, wer fragt nach denen? Und doch würde man- ch-r erstaunen, der die Iahreslrste dieser Unglücksfälle auch nur in einem einzigen Küstenbegirk vor klugen bekommt. Um wieviel größer aber wäre d« traurig« Liste, wenn nicht wenigstens in einem besonderen Falle von Seenot  , bei Schiffbruch an der Küste, eilt großzügig organisierter Rettungsdienst erfolgreich bestrebt wäre, dem Meere die fast sicheren Opfer wieder zu entreißen. Gerade 196 Jahre sind nun vergangen, seitdem dies« segen?- reiche Organisation geschaffen wurde, deren Mitglieder, wie seit Anfang, so noch heute, ausschließlich FreiwilTge sind. Wenn auch für jede gelungene Rettung eine wohlverdiente Belohnung gewähr- wird, so erfolgt doch kein- fest« Belohnung, und alle Mitglieder der Rettungsmannschaften müssen sich den Lebensunterhalt durch eigene Tätigkeit erwerben. Wie so viele gemeinnützige Anstalten, wurÖe auch die Gesell- schaft zur Rettung Schissbrüchiger zuerst in England begründet. Ihr eigentlicher Urheber war William Hillary  , Offizier. Schriftsteller. Philantrop, der sich vielseitig im Leben unttot. Auf der Insel Man hat er selbst häufig an Rettungen von Schtfiern aus Seenot   Anteil genommen, und dreimal erhielt er später die goldene Medaille der Gesellschaft für persönlichen Mut. Aber er wollte allen helfen, die in Not kamen. Im Februar 1823 wandte er sich zuerst in einer Flugschrift an das«ngl sche Volk, mit einem vollständigen Plan der Organisation, die im nächsten Jahr«, 1824 aufgebaut wurde. Allein diese englische Gesellschaft hat in den 109 Iahren ihres Bestehens über 58 999 Menschen das Leben gerettet. Heute unterhält sie 239 besonders eingerichtete Boote für den Rettungsdienst, zum Teil Motorfahrzeuge neuester Konstruktion. In allen zivilisierten Län- dern aber fand dieses Beispiel Englands Nachahmung, uns die Gesellschaften zur Rettung Schiffbrüchiger sind allerorts an der Arbeit.
Eleonore vule» Leiche tvird am 1. Mai aus dem Dampfer Dullio von New Jork nach Italien   gebracht. 29 Mitglieder ihrer Truppe reisen mit.