Die Bedeutung des Achtstundentags.
Erklärungen des Genossen Albert Thomas .
Genf , 22. April. ( Eigener Drahtbericht.) Nach Beendigung der letzten Verwaltungsratsfigung des Internationalen Arbeitsamts hatte der Vertreter ics„ Scz. Parlamentsdienstes" in Genf Gelegenheit, mit Albert Thomas , tem Direktor des Amtes, zu Sprechen. Albert Thomas stellt zuerst mit Genugtuung fest, daß die öffentliche Meinung in vielen Ländern zugunsten des Bölferbundes und der Ausbreitung seines Arbeitsfeldes start im Wachsen sei. Die Vorurteile, gegen welche die internationalen Organisationen zu fämpfen hetten, sind im Beariffe zu verschwinden. Das Vertrauen in die neuen Institutionen wächst von Tag zu Tag, die Völker beginnen mehr und mehr die Solidarität ihrer Interessen zu begreifen und rfennen gleichzeitig die Notwendigkeit, ihre Streitigkeiten friedlich zu schlichten.
" Die Entwicklung, die sich in bezug auf den Bölferbund in Frankreich zeigt," fante Albert Thomas , ist typisch. Dieselber. Berte, die eben noch die Einmischung ds Völkerbundes in internatiorele Angelegenheiten fürchteten und ihn lediglich als eine zweite Bot schafterkonferenz betrachteten, erkennen, daß er auf allen Gebieten der Bürge des internationalen Friedens werden kann. Und ich stelle alle Tane jest. daß der Gedanke, Deutsch and müsse notwendig und bald in den Völkerbund eintreten, nicht mehr die Mehrheit der französischen Deffentfcit beunruhigt." Ich fann mich nur freuen." fuhr fert Themes fort, andererfeits zu sehen wie auch Deutschland sich lebhafter als früher für en Völkerbund interessiert. Sie verstehen, mit welcher Aufinertiam. feit wir täglich allen diesen Snmptomen der deutschen öffentlichen Meinung folgen Nicht nur bedeutende Führer der deutschen So sialdemokratie, mie Kautsky und Hermann Müller , haben in ihren fürzlich erschienenen Artikeln zugunsten der Beteiligung Deutschfunds am Bölkerbund gesprochen, auch Reichskanzler Marr und Minister Strejemann erkennen die 3medmäßigkeit für Deutsch ind, feinen Eintritt in den. Völkerbund vorzubereiten. Als Direktor einer internationalen Einrichtung. die einen Teil des Närferbundes bildet, kann ich nur den Wunsch haben, daß das ganze Problem in ben nächsten Wochen genau und klar vor der deutschen Deffent. lichkeit ftehe.
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Andererseits hat
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De land schon indirekt mit dem Bölferbund Fühlung genommen, nur in den Kommissionen, an denen eine Sachverständigen fi men, sondern durch das Internationale Arbeitsamt selbst. Jit das nicht der gerebene Wen? 1919 in Washington wurde Deutsch lant in tie internationale Arbeiterorganisation aufgenommen. Es rahm dann eil an den Rechien der acht großen Industriestaaten, Teren eine jete ständigen Sitz im Berhaltunasrat innehat. Deutsch land in die internationale Arbeitsorganisation aufgenommen. Es weder durch die Bertreter feiner Arbeiter oder Unternehmer oder durch die Renierungsnertre'er. Dies bedeutet zweifelsohne das Vorspiel für die endgültige Mitarbeit, die sich sehr bald einstellen forn. menn, wie zu hoffen ist, die großen internationalen Konflift ihrer Lösung nahen
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Thoiras wies sodann auf die
infernationale Bedeutung der Frage des Achtffundentages hin:„ Die Berlängerung der Arbeitszeit in Deutschland hat notwenhiermeile Rüd wir fungen auf die Broduktion und soziale
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Gitation der anderen Länder. Nach den Bestimmungen des Frisonsvertrages fonnte das Arbeitsami nur dann offiziell bei der tchen Regierung intervenieren, wenn die Konvention) von afsinston von Deutschland ratifiziert wäre. Aber da es die Aufgabe hat, die Einrichtung einer internationalen Soief hoebum aut versuchen, so ist es natürlich verpflichtet, mit aller
Aufmertfam eit die Situation zu unterfuchen, die durch die Berränge run des Achtstundentages in Deutschland allgemein geschaffen murhe.
Schweres Eisenbahnunglück auf der Gotthardtbahn.
Zwei Schnellzüge aufeinandergeraft. Bisher 17 Tote, 51 Verletzte.
Opfer über Opfer fordert der moderne Berkehr. Kein Tag vergeht, an dem nicht über fleine Unfälle berichtet wird, fein Monas, in dem nicht schwere Katastrophen zu verzeichnen sind. In der vergangenen Nacht ist das am Ticino idyllisch gelegene schweizerische Städtchen Bellinzona der Schauplatz eines furchtbaren Eisenbahnungiüds geworden. Heute morgen um 2,30 Uhr fließen der Mailänder und der Züricher Expreßzug bei der Einfahrt in den Bahnhof Bellinzona aufeinander. Die 3 ahl der Toten und Berlegten, die sehr groß ist, fonnte bis zur Stunde noch nicht festgestellt werden. Man spricht von mindestens fünfzehn Toten. Auch die Ursache des Unglücs ist bisher noch nicht geklärt. Der Zusammenstoß erfo'gie auf der Nordseite des Bahnhofs von Bellinzona , wo sich die großen Reparaturwertstätten von San Paolo für die elektrischen Maschinen befinden. Es handelt sich um die in beiden Richtungen verkehrenden Nachtschnellzüge. Jeder Zug hatte zwei elektrische Maschinen, die in voller Fahrt aufeinanderrasten und zertrümmmert wurden. Drei Maun des Maschinenpersonals find tot, das übrige Personal wurde verlegt. 3 mei personenwagen gingen infolge des Zusammen. stoßes fofort in Flammen auf. Es fällt daher sehr schwer, die genaue Zahl der Toten feftft llen zu können und die Leichen zu erfennen. Das Unglüd ist darauf zurückzuführen, daß der von uzern kommende Nachschnellzug das geschloffene Einfahrt ignalder Station überfuhr. Ein mit Gas beleuchteter Wagen geriet in Brand. Die Rettungsaffion ist im Gange.
Auf der Fahrt nach der Unglücksstelle in Bellinzona vernimmt man die ersten Einzelheiten von dem furchtbaren Eisenbahnunglüc. Es bestät gt sich, daß die beiden ersten Personenwagen von jedem Zug sofort in Brand gerieten und bis auf die Eisenteile verbrannten. An der Spize des Buges aus Italien befand sich ein durchgehender Wagen nach Berlin , der vollständig verbrannt ist. Aus diesem Wagen soll nur ein einziger Reijender gerettet worden jein. Beide Züge waren sehr start besetzt. Der Nachtschnellzug aus dem Süden führte besonders viele internationale Durchreisende mit sich. Nach der italienischen Bakkontrolle war dieser Zug von 45 Deutschen , 15 Schweizern, 52 Italienern, 4 Amerikanern, 2 Norwegern, 2 Tschechen, 2 Franzosen und 2 Engländern besetzt, die über Bellinzona hinausfahren wollten. Unter den Italienern befand sich auch der italienische Gefantte in Kopenhagen , Graf della Torre, mit feinem Sekretär, der Zug führte von Mailand an fünf internatio.
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Sittliche Verwilderung.
nale Personenwagen mit sich sowie den Schlafwagen Genua- Basel In legterem befanden sich von Mailand aus 8 Deutsche und 4 Amerifaner. Ein Heizwagen fuhr auf einen Wagen 1. und 2. Klasse auf, wodurch die Gasleitung explodierte. Die Insassen dieses Bagens find mit wenigen Ausnahmen verbrannt. Eine weitere Meloung befagt, daß nach den bisherigen Feststellungen 7 Berfonen schwer und eine große Anzahl leicht verlezi wurden. Die Zahl der getöteten Reisenden fonnte noch nicht festgestellt werden. Bom Zugpersonal wurden 2 Lokomotivführer und 3 Heizer getötet, 2 Lokomotivführer und 4 Heizer verwundet. Ein Heizer und ein Führer lagen um 9 Uhr morgens noch unter den Trümmern. Die Kreisbahndirektion Luzern gibt als Ursache des Unglücks an. daß der von Luzern abgefahrene Bug das Haltefignal vor dem Bahnhof von Bellinzona überfuhr und auf den entgegenkommenden Zug raste. Durch den ftarten Reifererkehr, der nicht nur aus Deutschland , sondern namentlich aus England, Holland und Frankreich nach Italien eingesetzt hat, hat die Gotthardt- Linie zurzeit eine Frequenz aufzuweisen, die fast um die Hälfte stärker ist als vor dem Kriege. Kurz vor Redaktionsschluß wird gemeldet, daß bisher 17 Tote geborgen wurden. Die Zahl der Verletzten beträgt bis 11 Uhr 51. Von den tcten Reifenden fonnte bis jetzt erst ein einziger identifiziert werden. Es ist ein Herr aus Basel . Unter den verletzten Reisenden befinden die Angehörigen einer Berliner Familie Fortmann namens Bilhelm. Frieda, Werner, Albert, Hans und Hilda, ferner ein Herr Dito Karl aus Bremen .
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Bellinzona , die Hauptstadt des schweizerischen Kantons Teffin, liegt am Ausgang der Gotthardtbahn, unweit der italienischen Grenze. Hier endet auch die berühmte Stroße über den Gotthardtpaß, die in alten Zeiten den Durchgangsverkehr von Deutschland nach Italien vermittelte. Die Gegend hat hier schon südländischen Charakter. Im malerischen Kranz der Berge, die von Ruinen getrönt werden, liegt Bellinzona am Ufer des Ticino , der hier seinen Weg in die lombardische Tiefebene nimmt. Die Stadt selber hat ganz das Aussehen der typischen Kleinen italienischen Provinzstadt mit hohen, engen Gaffen, verwitterten Palästen und einer schönen alten Kirche. Die Reisenden kannten den kleinen Ort als Ausgangsstation für Ausflüge nach Locarno und dem Gardasee , aber zu den eigentlichen„ Sehenswürdigkeiten" gehörte das Städtchen nicht.
erreicht, daß auch dem Motoryacht- Club vom Kaiser die Erlaubnis gegeben wurde, sich„ kaiserlich" zu nennen und im Stander die Kaiserfrone zu führen. Die nach der Revolution vorgenommene Umwandlung von Namen und Stander war nur eine Rückkehr zu dem ursprünglichen Zustand, denn als schlichter Motoryacht- Club mit dem bescheidenen Stern im Stander hatte man angefangen. In der wiederholten Aenderung des Namens und des Standers spiegelt fich ein Stüd Geschichte wider, Geschichte nicht nur des Motoryacht Clubs. Ach ja, wir sind tolerant geworden, sehr tolerant, wir deutschen„ Republikaner "!
Die Hauszinssteuer.
400 Proz. der staatlichen Grundsteuer.
Der blutige Zusammenstoß in Budow zwischen völlischen und kommunistischen Jugendwanderern hat bereits zwei Menschen leben gefoflet. Der Zustand eines schwer verwundeten jungen Kommunisten soll besorgniserregend sein. Wieviele mit leichten Verletzungen davongefommen find, ist noch nicht befannt geworMan tönnte jagen: Wer Wind fät, erntet Sturm. Es ist vollständig zwecklos, eine Feststellung zu versuchen, welche von den beiden Gruppen der Jugendlichen in diesem Falle die größere Schuld trägt. Die Erwachsenen innerhalb dieser beiden politischen Richtungen trifft in gleicher Weise die Berantwortung für die Erzeffe ger jungen Menschen. Denn nur ihrer menschenfeindlichen Hezze ist es zuzuschreiben, daß die Jugend, anstatt sich für die ihrer Das Städtische Zentralamt für Wohnungswesen teilt mit: Die im Leben harrenden Aufgaben vorzubereiten, sich nicht nur für bereits durch den amtlichen Preußischen Pressedienst ihrem Inhalt befugt hält,„ aftiv" in das politische Leben einzugreifen, sondern auch nach bekanntgegebene Anordnung des Preußischen Ministers für - was noch schlimmer ist glaubt, mit Fäusten, Knüppeln, Bolkswohlfahrt über die Umlegung der Hauszinssteuer wird am Mittwoch, den 23. April, in einer Sonderausgabe Mir fällt bei diesem Punt mancherlei auf: So ernft auch die Messern und Pistolen bei jeder Gelegenheit die politischen Meides Gemeindeblattes veröffentlicht und tritt mit dem Antre euncen cenommen werden müßen, die auf eine Bernungsverschiedenheiten austragen zu dürfen. Es ist aber nicht Tage diefer Beröffentlichung in Kraft. Es wird be fänderung des Achtstundentnees in Deutschland hinzielen, fo ist abzusehen, woh n es führen muß, wenn felbft an fonn lichen fonders darauf hingewiesen, daß die Mieter nicht einen bestimmten on Foch in Deutschland elbst und ganz besonders im Ausland Ausflügen und Wanderungen, die mit politischen Kämpfen nichts Hundertsatz der Friedensmiete, fondern einen Anteil an der Hausfucht die Größe der Gefahr zu übertreiben. Bei der letzten zu tun haben, die politisch extreme Jugend gegenseitig fich anzinssteuer zu zahlen haben, der dem Verhältnis ihrer Friedensmiete Normalt nosroislikuma börten mir, wie Leipart die Gründe rempelt und sich blutige Schlachten Refert. Das würde zur Folge zur Gesamt- Friedensmiete des Hauses entspricht. Die Hauszinscuinandersetzte, die ihn nicht nur hoffen ließen. Das Prinzip des haben, daß die Wandervögel in Zukunft nicht nur mit Rudsad fteuer beträgt nicht, wie vielfach angenommen wird, allgemein timdentares aufrechterhalten zu können, das in vielen und Klampfen, sondern auch mit Totschlägern, Gummifnüppeln 16 Proz. der Friedensmiete, sondern 400 Proz. der staat. Sotivvertränen veranker: ift.' ondern auch eine Berminderung der und Klampfen, sondern auch mit Totschlägern, Gummifnüppeln Uftunden zu erreichen. Die Arbeiter erflärten, wie sehr fie und Feuerwaffen Meffer trägt man ja ohnehin zum Brot lichen Grundsteuer. schneiden bei sich sich auf Fahrten begeben werden. Und da die Schutzpolizei nicht auch an allen märkischen Geen und Wäldern Wache halten kann, so würden die blutigen Zusammenföße mit Bache halten kann, so würden die blutigen Zusammenf.öße mit tödlichem Ausgang zur Alltäglichkeit werden. So wird es zur unbedingten Notwendigkeit, daß Eltern und Erzieher die Jugend aufs entschiedenste vor Exzessen jeglicher Art warnen, und daß die wüchse beim Wandern Protest erhebt. Es ist zu hoffen, daß der wandernde Jugend selbst in ihren Bünden energisch gegen die Aus: blutige Zusammenstoß in Buckow die Extremen aller Richtungen zur Besinnung führt.
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Wiedererifarkung der deutschen Gewerkschaften redme'en, damit diese Hoffnung verwirklicht werden könnte. Es Es idein mir jedoch auf jeden Fall notwendig. genaue Statistiken auf zustellen, die auf Grund unparteiifaer Untersuchungen den augen blicklichen Stand der Frage sicher angeben. Man fennt sie noch zu menig:
Andererseits erscheint es mir zweifelhaft. ob die Verlängerung der Arbeitszeit die Vermehrung der Broduktion sichert, die die deu sae Regierung zur Bezahlung der Reparationen für notwendig häft. Die Arbeitervertreter haben gegen die Tatsache schärfsten Brotest erhoben, dok die Arbeiterklasse ollein die Kosten und Lasten Der ausgiebigeren Produktion tragen solle.
Aber was mir heute besonders schwerwiegend erscheint, das sind die Anstrengungen, die man in der Metallindustrie macht, um endaültig das System der drei Ach stundenschichten durch das non zwei Zwölf stundenschichten zu ersehen. Das Gelingen dieses Manes würde einen solchen Schleg gegen das Prinzip des Acht Stundentages bedeuten, daß die Felgen äußerst gefährlich werden könnten. Ich füae hinzu, daß ein Angriff in diesem Bunft mir um so bedauernswerter erscheinen würde, als cerade im selben ugenblick in den Bereinigten Staaten fast die gesamte metallindustrie die Einführung des Systems der drei Achtstunden schichten beichlossen hat. Die deutschen Gewerkschaften werden sich uf die es Beispiel ftützen tönnen und fa die außerordentlich große Gefahr zu beschwören vermöcen, die von dieser Seite dem
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Rum Schluß wies Thomas darauf hin, daß die letzte Verwaltunasrotsfiguma neiracen war von dem Geiste einer volltomme. nen Versöhnlichkeit er fagte:„ Man hat im Ber trauen gearbeitet und zum Beiten der Interessen eines jeden. So nn's man ohne die geringsten Schwierigkeiten sich über die Lösung efenders delifater Fragen, wie über die eventuelle Vertretung des Saargebiets in der Arbeitsorganisation, jeh: gut einig merden. Und das ist für die Zukunft der internationalen Zu fammenarbeit eine gute Borbedeutung."
Das„ Neue Wiener Journal" hot zum Aufputz seiner Ofter. nummer behauptet, daß Genosse Dr. Otto Bauer in der deutsch österreichischen Sozialdemokratie faltgcj.ut worden fei, weil er bei Verhandlungen mit dem Bundeskanzler Dr. Seipel Entgegenkommen gezeigt habe, chr dafür ausreichende Gegenleistungen zu erhalten. Ein besonderes Parteigericht soll, nach dem„ N. W. J.", Bauer ver urteilt haben, und noch weiterer Sensationsschmuck war aufgeboten Wir erhalten hierzu folgende Meldung:
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Wien , 22. April. ( Eigener Drahtbericht.) Die Arteiler- Zeitung" antwortet heute auf die Behauptungen des„ Neuen Wiener Journal", indem sie diese Behauptungen als vom Anfang bis zum Ende erlagen erflärt. Die Arbeiter- Zeitung " fügt hinzu, daß weber ein„ Parteirat" abgehalten wurde, noch irgendeine andere Barte instanz irgend etwas über oder gegen Dito Bauer beschlossen hot. Otto Bauer ist, wie das sezia demokratische Zentralorgan beIcnt, noch wie vor zweiter Vorsitzender der Partei, und wenn er mit der Regierung verhandelt se geschieht das durchaus und wie früher im Einverständnis mit den zuständigen Parteiinſtanzen.
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Man wird wieder„ kaiserlich"!
Ein aus der Rumpelfammer zurüdgeholter Klubtitel. Nach der Revolution haben wir Republikaner über jene Leute gelacht, die ungeachtet des Zusammenbruchs der Monarchie zunächst nicht davon lassen wollten, ihren mehr oder minder flangvollen Titeln immer noch die erledigten Bezeichnungen kaiserlich, öniglich"," großherzoglich" usw. beizufügen. Wer hätte damals sich träumen lassen, daß fünf Jahre nachher ein ehemals Kaiserlicher" es fertig bringen fönnte, die in der Revolutionszeit abgelegte Kaiserlichkeit wieder hervorzuholen und aufs neue mit ihr feinen Titel zu schmücken, wie wenn nicht die Monarchie, sondern die Republik erledigt wäre! Der Motoryacht Club von Deutschland " ist es, der sich jetzt dieses dreifte Stüdlein leiftet derfelbe Club, der sehr bald nach der Revolution aus feinem damaligen Namen„ Kaiserlicher Motoryacht- Club" das Wort„ Kaiserlich" wegstrich. Daß er nunmehr die Zeit für gekommen hält, den vor fünf Jahren in die Rumpelfammer geworfenen Titel wieder herauszuframen, ersehen wir aus der Yacht", einer Zeitschrift für Wassersport, die in Nr. 14 auf Seite 349 in den Amiliaen Bekanntmachungen des Deutschen Motoryacht Verbandes die folgende scheinbar harmlose Mitteilung bringt:„ Die crdentliche Mitgliederversammlung vom 22. März hat einstimmig beschlossen, daß alle Boote über 6 Meter Länge die Hed flagge des Deutschen Motoryacht- Verbandes zu führen haben. Als Stander führt der Club den Stander mit der Kaiserfrone im linten oberen Felde." Darüber steht Motoryacht Club von Deutsch I and( Kaiserl. Motoryacht. Club)". und daneben fahen wir eine Abbildung des Standers, der dreieckigen Flagge, die noch in Nr. 13 einen fimplen Stern zeigte, aber jgt in Nr. 14 die Kaiserfrone zeigt. Schon vor einiger Zeit hatt man in dem Club den ersten Schritt zur Wiederherstellung des früheren Clubnamens getan, indem man dem Namen„ Motoryacht- Club von Deutschland " den Zufaz früher Keiserl. Motornacht- Club" in Klammern anhänate. Jetzt aber wird der zweite Schritt getan und das Börtchen früher" weggelassen. Nun fehit nur noch der dritte Schritt, daß man tie einstweilen in Klammern beigefügte Bezeichnung„ Kaisert. Motoryacht- Club" zur Hauptfache macht und da Motoryacht- Club von Deutschland " streicht. Armer Clubpräsident Aschenborn , der du nach der Revolution aus deinem Kaiserl. Motoryacht Club" ent rüstet aussch ebest, weil er damals, unbekümmert um deinen Einspruch, die Kaiserlichkeit" abzulegen beschloß. Auch du hättest dir die schnöde perleugnete Raiserlichkeit" in dem wohl nicht träumen lassen, daß man fo bald dazu gelangen fönnie, Clubnamen wiederherzustellen. Bizeadmiral Aschenborn hatte als Clubpräfitent, ang pornt durch das Barbild des Railer. Automobil Tlubs", mit him Bemühen erstrebt und glücklich
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Die polnische Gesandtschat in Berlin fieht fich veranlaßt, die Deffentlichkeit vor einem Betrüger und hochtapler zu marnen, melcher sich als der, der polnischen Gesandtschaft zugeteilte Legationsrat Dr. Barneß ausgibt und seit längerer Zeit in Berlin fein Unwesen treibt. Der Genannte ist nie und in feiner Form in polnischen Staatsdiensten beschäftigt merksamkeit der zuständigen Instanzen ist auf dieses Individuum gewesen; er ist nicht zu verwechseln mit dem Breffeattaché der polnischen Geſandſchaft in Wien , Herrn Dr. Barneß. Die Aufbereits gelenkt worden.
Die Borschriften über die staatliche Prüfung von Wohlfahrtspflegerinnen find durch einen neuen Erlaß des Ministers tür Bolkswohlfahrt dabin, abgeändert, daß der einjährige Beiuch einer staatlichen oder staatlich anerkannten liche Berufsvorbildung für das Hauptfach GesundheitsSäuglingspflegefoule als ausreichende fach fürforge" anerkannt wird. Voraussetzung bierfür ist, wie der Amtliche Preußische Presiedienst schreibt, der Nachweis, daß die Be werberinnen während dieses Jahres ein festgefestes Maß von braktischen und theoretischen Renntnissen in der Säuglingsfürforge erlangt haben.
In Weißenfee fand gestern eine öffentliche Wählerver fammlung statt, in der Genoffe Horlik an Hand von Lichtbildern die Entwicklung und die Tätigkeit der Partei bis zum letzten Reichstag schilderte. Er zeigte in Wort und Bid die grauenerregenden Vermüstungen des Weitfrieges und die schädlichen Wirhungen der Inflation, die den Armen das letzte genommen und dem Reichen die Schränie gefüllt hat. Wenn die Sozialdemokratie als Bartei der Proletarier ihre Forderungen und Ziele nicht durchdrücken fonnte, wie sie wollte, so lag es an denen, die damals mitha fen, dem Reichstag eine bürgerliche Mehrheit zu geben. Wer 1920 diese Schuld auf sich geladen hat, der mache sie wieder qut und wähle am 4. Mai sozialdemokratisch. Reicher Beifall lohnte die Ausführungen des Vortragenden und ohne Distuffion fonnte die Versammlung geschlossen werden.
Die erfte Ameritafahrt des„ Columbus". Der Lloyd- Dampfer Columbus", gegenwärtig das arößte Schiff der deutsch Handelsflotte, iſt Dienstag mittaa 14 Uhr vom Hoherweg- Leuchtturm über Southampton nach New York abgefahren.
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Der neue Luftverkehrsdienst Kopenhagen- Hamburg- Rotterdam am heutigen Tage eröffnet worden.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
5. Kreis. Friedrichshain . Bildungskommission, Donnerstag. 6 Uhr abends. 36. 34. Abteilung Schulaula, Hohenloheftr. 10. 22 u. 38. Abteilung: Schmidts Gefellichaftshaus Frutitr. 36a. 35. 11. 36. Abteilung: Ehemalige Germania Brauerei Frantsuiter Allee.
10. Abt. Die Mitgliederversammluna am 23. fällt aus. Die Funktionär versammlung findet am Sonnabend, 7, Uhr, bei Trümper, Flensburger Gtr 3, ftatt.
23. Abt. Donnerstag, den 24 April, 7 Uhr: Schulaula, Millerstr. 48: Mitgliederverfammling mit Gästen Vortrag.
39. Abt. Seute. 7 Uhr, Juristische Sprechstunde. Sindenste 3: Mitglieder. veriammlung. Bortrag des Gen. Litke.-6 Uhr: Hunttionärkung. 108. bt. Röpenid. Heure. Mittwoch, abends 7 Uhr: Funktionärsigung im JugendSunglozialtiten. Die Gruppen werden ersucht, sofort Flugblätter und Handzettel heim, Grünaner Str. 5, Rimmer 4. vom Büro, Lindenstr, 3, 2. Hof, 2 Trp, Zimmer 11, abzuholen und zu verteilen.