Vorwärtsi in
Donnerstag, 24. April 1924
gagnia 2. Beilage des Vorwärts
Nr. 19241. Jahrgang
Wie wird gewählt?
dun Der Stimmzettel.
Bei der Wahl am 4. Mai werden nur amtliche Stimmzettel ausgegeben. Die Stimmzettelverteiler der Parteien fallen diesmal weg. Auf dem amtlichen Stimmzettel ftehen sämtliche Wahlvorschläge, im Wahlkreis Berlin also 18. Neben jedem Wahlvorschlag ist ein leerer Kreis. Ju diefen Kreis neben dem Wahlvorschlag, dem er seine Stimme geben will, hat der Wähler ein Kreuz zu machen.
3m Wahlfreis Berlin steht der Wahlvorschlag der BSPD. an erster Stelle, in Teltow - Beestow( Botsdam II) an zweiter Stelle. Jn Berlin beginnt der amtliche Stimmzettel so, wie das folgende Muster zeigt. An die Stelle, auf die der Pfeil zeigt, ist das Kreuz für die VSPD. zu machen.
Die Stimme für die VSPD.!
1. BSPD.
Crifpien
+ Heimann
3. APD.
Bohm- Schuch
O
4. wp.
О
ufw. im ganzen 18 Felder.
Jeder Wähler und jede Wählerin merke fich: 1. Gehe am 4. mai früh zur Wahl 2. Nimm einen Bleistift mit. 3. Laß dir beim Eintritt ins Wahllokal den amflichen Stimmzettel und den amflichen Umschlag geben.
4. Mache in dem dazu vorgesehenen Raum ein& renz in das Feld der BSPD.
5. Stede den Stimmzettel in den Umschlag und gib ihn dann dem Wahlvorstehet.
Wahlschein.
Jeder tann nur in dem Wahlbezirk wählen, in deffen Stimmlifte er eingetragen ist. Wer am 4. mai verreifen muß oder fich auswärts aufhält, muß fich rechtzeitig einen Wahlschein besorgen. Ebenfo tann sich jeder einen
Wahlschein besorgen, der vor dem 4. Mai noch in einen anderen
Stadtbezirk verzieht. Der Antrag auf Ausstellung eines WahlScheins ist bei der zuständigen Gemeindebehörde( Bezirtsamt) zu stellen. Die Ausstellung von Wahlscheinen erfolgt bis zum 2. Mai. Wer einen Wahlschein beantragt. muß fich bei der Gemeindebehörde mit Papieren( Wohnungs meldefchein) ausweifen und den Grund für die Ausstellung eines Wahlscheins glaubhaft machen.
Wer kann wählen?
Jeder Mann und jede Frau, die am 4. Mai 1924 zwanzig Jahre alt ift und fich im Befihe der bürgerlichen Ehrenrechte befindet. Wer am 4. Mai 1924 feinen zwanzigften Geburtstag hat, fann wählen.
Auf zur Wahl am 4. Mai! Wählt VSPD.!
Die Parteienfolge in Potsdam II. In der Sigung des Wahlausschusses für den Wahlkreis Bois. bam II( Teltow- Beestom) wurde ohne Einspruch folgende Reihen. folge festgestellt: 1. Deutsche Demokratische Partei, 2. Bereinigte Sozialdemokratie, 3. Deutschsoziale Bartei( Sunze), 4. KBD. , 5. Deutsche Boltspartei, 6. Deutschnationale Bolkspartei, 7. Deutsch Döllische Freiheitspartei( Mulle), 8. Zentrum, 9. Sozialistischer Bund, 10. Wirtschaftspartei des deutschen Mittelstandes, 11. Häußer- Bund, 12. Republitanische Partei( RPD.), 13. Bolnische Volkspartei, 14. Deutsche Arbeitnehmerpartei, 15. Nationalliberale Vereinigung. 16. Nationale Freiheitspartei, 17. USPD. ( Liebknecht). Die BSPD. steht auf dem amtlichen Stimmzettel an 3 weiter Etelle. Bei der Wahl ist diese Stelle mit einem Kreuz zu bezeichnen.
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Wieder mit dam Kapital
Ich werde euch führen,
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Mar to Stunden
Arbeitszeit
Die Wachtparade der Reaktion.
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ihr müßt nur marschieren, olm und menn's wieder schief geht, mir fann nir paffieren. Heil!
Ich schlage die Trommel, das macht mir viel Spaß, und bin ich mal heiser, dann frint i a Mas Dudeliöh!
Zeitnehmer: Was heißt es denn, daß die Darpa un. belastet ift?
tandibaten bisher, bis zur Gründung der Partei, überhaupt nicht Darpist: Das heißt, daß unsere Darpaführer und Reichstags: politisch tätig und zum großen Teil auch nicht politisch, vor allem nicht sozialdemokratif organisiert waren. Teilnehmer: Beiche weiteren Borteile bringt die Mitglied fchaft in der Darpa?
Darpist: Unsere Bartet übertrifft in der Gewährung von Mitgliederrechten alle bestehenden Barteien Deutschlands . Wir find die einzigste Bartei, in der jedes Mitglied mit dem Tage feines Eintritts in die Bartet auch fofort eine eigene Reichstagstandidatur befommt. Teilnehmer: Dann haben Sie aber sicherlich schon alle Randidaturen befekt
Unsere Reichstagskandidaten.
1. Artur Crifplen, 2. Hugo Heimann, 3. Clara Bohm- Schadh, 4. Siegfried Aufhäuser , S. Richard Fischer , 6. Dr. Julius Mofes, 7. Hermann Wäger, 8. Dr. Walter Zechlin .
Wahlkreis Potsdam I( Niederbarnim).
1. Rudolf Wiffell, 2. Dr. Rudolf Breitscheid , 3. Marie Juchacz , 4. Staab- Botsdam, 5. Hermann Müller- Lichtenberg. 6. 2dolf Bujhid, 7. Dr. Salomon- Eudenwalde, 8. Dr. Herz- Spandau, 9. Biftor Schiff, 10. Frih Thurm.
Wahlkreis Potsdam II( Telfor- Beeskow).
1. Fritz Zubeil , 2. Eduard Bernstein , 3. Franz Künstler , 4. Elfriede Ryned, 5. Dr. Kurt Löwenstein, 6. Kurt Heinig , 7. Richard Krille, 8. Hans Holh, 9. Ella Seger, 10. Wilhelm Reimann.
Gegen den Zersplitterungswahnsinn. Gegenüber irreführenden Meldungen erflärt Dr. Damaste, der Borsigende des Bundes Deutscher Bodenreformer, daß alle Mitteilungen über eigene Bahllisten der Bodenreformer für die Reichstagswahlen un richtig find. Wenn eine neue Partei ihrem Namen die Bezeichnung Bodenreform zugefügt hat, so ist das geschehen ohne jede Fühlungnahme mit der organisier ten deutschen Bodenreformbewegung.
Der Borstand des Hypothetengläubiger, und Sparer Schugperbandes für das Deutsche Reich erklärt, it, bie mur von einigen Gruppen gebilligt wurde. Die Nachricht, daß er an der Gründung des Geufenbundes" nicht beteiligt daß der 1. Borsitzende des Verbandes für den Geusenbund zum Reichstag fandidiere, ist unzutreffend. Der Borstand des Hypothekengläubiger und Sparer Schußverbandes für das Deutsche Berlin , 23. April,( Tul.) Der Verbandswahlausschuß für den Reich lehnt vielmehr eine Stimmengersplitterung Reichstagswahlkreisverband 11, umfassend die Wahlkreise 2( Berlin ) ausdrüdlich ab und empfiehlt im Vertrauen auf die Erklärung und 3( Botsbam II), nahn heute bie Brüfung der eingereichten derjenigen politischen Bartelen, melche die herbeiführung einer Revision der dritten Steuernotoerordnung Liftenverbindungen innerhalb des Wahlkreifes vor. Bon den einzugesagt haben, feinen Mitgliedern, für den Kandidaten ihres gereichten 17 Wahlvorschlägen sind 15 mit den gleichartigen Bertrauens zu stimmen, Wahlvorschlägen in Botsbam II berbunden worden. iDe Teutidmationale Boltspartei hatte keine Listenverbindung vor genommen.
Aus der Arbeitnehmerpartei.
In einer von 74 Personen besuchten Berliner Massen ven fammlung der Deutschen Arbeitnehmerpartei" ertönt das Glodenzeichen des Bersammlungsleiters. Die Teilnehmer beginnen zu erwachen; das Referat des Reichstagskandidaten" G. ift, wie vom Borsigenden versichert wird, beendet. Einige Darpa. männer" durcheilen den Saal, um Mitglieder zu werben. An einem Tisch auf der„ äußersten rechten Seite" des Saales entwidelt sich zwischen dem Werbemann und einem Bersammlungsteilnehmer fol. gendes Gespräch:
ausfüllen?
Darpist: Haben Sie aus dem Referat das Brogram inferer Darpist: Haben Sie aus dem Referat das Brogram unserer neuen Einheitspartei entnommen? Zeilnehmer: Ja, ich habe gehört, daß die BSPD. an allem Elend der Arbeitnehmer Schuld ist Darpist: Ganz richtig, wollen Sie bitte diese Aufnahmefarte Teilnehmer: Nein, ich vermag nicht einzusehen, daß man bie VSPD. für die Sünden der bürgerlich fapita. listischen Reichstags mehrheit verantwortlich macht und je mehr Arbeitnehmerstimmen von der Sozial. bemptratie abgesplittert werden, um so leichter wird die Reattion im tommenden Reichstag ihr arbeitnehmerfeindliches Wert vollenden. Darpist: Sie vergessen, daß unsere neue Bartei den Bortell bietet, politisch völlig na belastet in den Reichstag einzuziehen,
Ein deutschvölkischer Schwindel. Wulle und der Vertrag von Versailles .
Die Agenten der Deutschvölkischen Freiheitspartei ziehen bei der Wahl im Lande herum und behaupten, daß die deutsche Regierung den Vertrag von Versailles im Jahre 1919 schon deshalb nicht hätte unterzeichnen brauchen, meil England gegen die Unterzeichnung des Vertrages gewesen sei. Wer fich an das folidarische Borgehen der Ententepolitifer vom Jahre 1919 erinnert und insbesondere weiß, wie Lloyd George fich für den Frieden von Bersailles eingesetzt hat, fällt auf diesen Schwindel nicht herein. Die Agenten der Deutſch völfischen Freiheitspartei tönnen sich immerhin auf Aeuße rungen stüßen, die der Reichstagsabgeordnete mulle in der Reichstagsfizung vom 29. Februar 1924 getan hat. Wulle orakelte damals über die Unterzeichnung unter anderem das Folgende:
„ Es wird Ihnen bekannt sein, wie es mir bekannt ist, daß unsere Regierung resp. der Regierung nahestehende Persönlichkeiten bamals Don neutraler Seite unterrichtet worden sind, daß England gegen die Unterzeichnung des Bertrages sei und daß man von Deutschland nicht die Unterzeichnung des Bertrages erwarte. Troßdem hat die deutsche Regierung, haben die Herren Belt und Müller den Bertrag unterzeichnet und damit die letzte Starte, die wir noch im Spiel hatten, nicht ausgefpielt."
I bin a Hochoerräter, jell macht mir nig aus,
i fag nur das eine:
Juden raus.
Tralala!
Ich bin ein Teutone
ww
90
Rusch
190
und an Sachwert hab ich auch. 3wölf Stunden müßt ihr schaffen- dann wächst mir der Bauch. Hurra.
Dem Genossen Hermann Müller mar allerdings ebenfomenig wie Herrn Bell etwas davon bekannt, daß die damals davon unterrichtet wurden, daß die englische RegieRegierung oder der Regierung nahestehende Bersönlichkeiten rung die Unterzeichnung des Vertrages nicht erwarte. Unter welchem Zwange Deutschland damals handeln mußte, hat Herr von Bayer im Schlußtapitel seines Buches Bon Bethmann Hollweg bis Ebert" geschildert. Genosse Hermann Müller hat nun im Auswärtigen Amt angefragt, ob in den Aften etwa ihm unbekannt gebliebene Hinweise vorhanden wären, die dem Abgeordneten Mulle die Unterlagen für feine Behauptung abgeben tönnten. Genoffe Hermann Müller hat pom Auswärtigen Amt auf seine Anfrage die Mitteilung er halten, daß man sich dort nicht erklären fönne, worauf sich die Aeußerung des Herrn Wille stüßt. Wenn von neutraler Seite wirklich eine greifbare Mitteilung in der Richtung der Bulleichen Behauptung gemacht worden wäre, würde diese bei den Debatten in Weimar über die Frage der Unterzeichnung oder Richtunterzeichnung eine außerordentlich große Rolle gespielt haben. Von einer folden Mitteilung fei aber im Amte nichts befannt. Das Auswärtige Amt hat fich fernerhin an den derzeitigen Präsidenten des Reichs gerichts, Herrn Dr. Simons, gewandt, der über die Einzelheiten der damaligen Gefchehriffe am besten unterrichtet ist. Herr Reichsgerichtspräsident Simons, der bekanntlich ebenso wie der damalige Außenminister Graf BrockdorfiRangau Gegner der Unterzeichnung war, hat dem Genossen Hermann Müller über die Behauptung Wulles von einer Unterrichtung der deutschen Regierung durch Neutrale unter anderem das Folgende mitgeteilt:
.Davon, daß die deutsche Regierung oder ihr nahestehende Berfänlichkeiten während der sogenannten Berhandlungen von Bersailles ader im Laufe der Schlußberatungen in Weimar eder zu irgendeiner anderen Zeit von neutraler Seite unterrichtet worden find, daß England gegen die Unterzeichnung des Bertrages sei und daß man von Deutschland diese Unterzeichnung nicht erwarte, ist mir nicht das geringste bekannt. Ich kann deshalb nicht glauben, daß eine folche neutrale Aktion stattgefunden hat. Wäre es der Fall, so müßte Graf Brockdorff- Ranjau davon Kenntnis erhalten haben; hätte er davon Kenntnis erhalten, so würde ich davon erfahren haben, da ich damals fein nächster politischer Berater mar." Unterlagen er für seine Behauptung hatte. Herr Wulle aber wird nun mitteilen müssen, welche
für
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Was wollen die Deutsch - Dölkischen? Sie suchen Arbeiter zu geroinenn bardh die Behauptung, fie feien den Achtstundentag. Man schreibt nas dazu:
Der Inhaber der Schuhfabrik Ludwig in Dieselbach bei Erjurt ist deutschooltisch. 3m Betrieb werden nur Leute beschäftigt, die Mitglieder der deutschoölkischen Freiheitspartes find, oder die es werden müffen. Arbeitszeit von 5 2hr morgens bis abends 10 Uhr. Als in einer Wabloerjammlung die Böltijchen darob zur Rede gestellt wurden, redefe jich the Sprecher damit heraus, daß ohne 3wang und durch freien Enticing der Arbeiter diese Arbeitszeit festgesetzt sei."
So wollen es die Völkischen! 16 Stunden Arbeitszeit ftaft Stunden. Sie sind nicht für den Achtstundentag, fondern für den zweimal- Achtstunden- Tag!
Die ganze Kraft für den Wahlkampf!
Der Borstand des Deutschen Arbeiter Abftinenien- Bimbes pittet
uns um die Veröffentlichung der folgenden Zeilen: Der Bahlkampf, den einzelnen wie an die Organisation die höchsten Anforderungen. Es gilt, die ganze raft, bie geistige wie die phy fische, einzufezen, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Beil wir wissen, daß der Altobol schon in mäßigen Mengen die für den politischen Kampf wertvollsten Energien schwächt, weil wir missen, daß heute die Trintfitten noch mächtig und der Trink gelegenheiten viele sind, drängt es uns, gerade jezt wieder vor dem Alkoholgenuß zu warnen. Die Kampfestüchtigkeit der Arbeiterklasse kann ich nicht voll entfalten, Ausdauer und Begeisterung fann nicht erreicht werden, das Höchstmaß Don Klugheit und Besonnenheit, von wenn das erschlaffende und abstumpfende Genußmittet nicht gemieden wird. Darum Selbstbeherrschung im Intereffe des großen Sielas!___