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anupsandeftomas

Die Antworten der Entente.

Paris  , 26. April.  ( WIB.) Nachdem nunmehr auch das italie. nische Antwortschreiben der Reparationsfommiffion zugegangen ist, veröffentlicht diese die Antworten der vier beteiligten Regierungen auf ihren Beschluß vom 17. April.

Die franzöfifche Antwort

Frankreich  - Belgien  - England- Italien  .

zu prüfen haben, unter welchen Bedingungen die gegenwärtig in der Hand Frankreichs   und Belgiens   befindlichen Pfänder zum Gegenstand einer Berschmelzung oder eines Austausches mit denen gemacht werden sollen, die ungeteilt jämtlichen Alliierten übergeben würden.

Auch

die belgische Antwort

beginnt mit der Bersicherung, daß der Sachverständigenbericht mit größtem Intereffe geprüft worden fei. Die unbestreitbare Sachtunde der Experten und die Mitwirkung Ameritas haben ihren einftim migen Beschlüffen hohe Bedeutung verschafft. Die

volle Wiederherstellung zu erreichen. 7. Hinsichtlich des zweiten Buntles bleibt, nachdem die deutsche Regierung bereits ihre Zustima mung gegeben hat, nur übrig, der Zustimmung formelle Wirkung zu verleihen. Die englische Regierung ist bereit, in dieser Beziehung alles zu tun, was als das Angemessenste und Wirkungss rollfte zu diesem Zwed erscheint. 8. Hinsichtlich des dritten Bunftes nimmt die englische Regierung die Empfehlung der Sach. Sie ist bereit, ihrerseits die Reparationsfommif­verständigen an. fion um Vorschlag eines Planes für die Durchführung dieses Punktes 9. Sollten irgendwelche weiteren Punkte des Sach­perständigengutachtens nach Ansicht der Reparationstonumiffion die Suftimmung oder ein selbständiges Borgehen der alliierten Regie. rungen erfordern, so ist die englische Regierung ihrerseits bereit, alle erforderlichen Schritte zu tun

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Die italienische Regierung erklärt, nach der Einleitung ihrer Antwort, die mit derjenigen der übrigen übereinstimmt, da der Inhalt der beiden Sachverständigen­berichte von der italienischen Regierung als

ein unteilbares Ganzes

betrachtet werde, habe diese mit Genugtuung festgestellt, daß die Re. parationstommiffion fie in ihrer Gesamtheit angenommen habe, und fie sei sicher, daß die Kommission jetzt rasch ihr Wert weiter betreiben tönne. Die italienische Regierung sei für ihr Teil schon jetzt ge­neigt, die Entschließung der Sachverständigen sowie die Grundsäße, bie für diese maßgebend gewesen feien, in vollem Umfang

Aber diese Operationen fönnten erft stattfinden, wenn Deutschland  belagt nach der üblichen Einleitung und Bezugnahme auf den Be. den Plan effettiv zur Ausführung gebracht habe, und es sei schluß der Reparationskommission, die französische   Regierung habe Sache der alliierten Regierungen, im gegenseitigen Einvernehmen mit dem größten Interesse von den Berichten der Sachverständigen die Garantien zu bestimmen, die diese Operationen erforderlich Kenntnis genommen. machen könnten. Selbstverständlich werde übrigens die französische zu bitten. Sie entsprächen genau dem Ziele, das die Reparationstommiffion ihnen gesetzt hätte, einerseits die Möglich. Regierung, die die Arbeiten der Sachverständigen ebenso wie die feit eines Ausgleiches des deutschen   Budgets und die Maßnahmen übrigen Alliierten zu schätzen wiffen, im Laufe der einzuleitenden zur Stabilisierung der Währung zu prüfen, andererseits die Mittel Berhandlungen im gegebenen Augenblic fich alles angelegen fein zur Abschäzung und Rückführung der geflüchteten deutschen   Rapi- loffen, was mit den vitalen Interessen Frankreichs   vereinbar fet, talien nach Deutschland   zu untersuchen. Die Berichte sollten die Re­um für ihren Teil eine prompte Durchführung des endgültigen porationsfommission instand sehen, entsprechend Artikel 234 des Beschluffes zu ermöglichen, den die Reparationskommission ihr mit­Bersailler Bertrages die Einnahmequellen und die Leistungsfähigkeit teilen werde. Deutschlands   zu prüfen. Die Berichte der Sachverständigen bildeten ein höchst interessantes und vollständiges Ganzes, und die französische  Regierung fönne sich nur dazu beglückwünschen, daß sie die Initia tive ergriffen und und den Delegierten Frankreichs   in der Repara­tionskommission aufgefordert habe, die Berufung der Sachverstän­digen vorzuschlagen. Sie begrüße die Gelegenheit, der großen Sach­fenntnis, die die Experten bewiesen hätten, ihrer Unparteilichkeit und ihrem Wirklichkeitsfinn Anerkennung zu zollen. Im Besize von In­formationen so detaillierter und wertvoller Art sei die Reparations fommission jetzt in der Lage, ihr Urteil zu sprechen, das die Regie rungen von ihr erwarteten: eine endgültige Entscheidung, in der die Entschließung der Sachverständigenberichte aufgenommen, motiviert, in vollst red bare Form gebracht denn fie feien, wie das übrigens bei Berichten beratender Bersönlichkeiten in der Ordnung sei, zumeist in die Form einfacher Angaben gefleidet - und in gewissen Punkten, deren Behandlung die Sachverständigen der Reparationskommission selbst überlassen, oder über die sie sich überhaupt nicht ausgesprochen hätten, vervollständigt würden. Er st wenn die Reparationskommission diese Arbeiten durchgeführt und so sämtliche nach dem Friedensvertrage in ihren Zuständigkeitsbe­reich fallenden sowie die nicht ihrer Kompetenz unterliegenden Puntte genau festgelegt habe, werde sie in der Lage sein, diefe leẞteren den beteiligten Regierungen mitzuteilen. Die Regierungen fönnten ja erft zweckmäßig eingreifen, wenn sie mit Bestimmtheit wüßten, welche praktischen Folgen die Reparationsfommission ben Bor fchlägen der Sachverständigen gebe. Desgleichen müßten fe die Möglichkeit zu der Feststellung gehabt haben, daß die deutsche Regierung ihrerseits die erforderlichen Borkehrungen getroffen habe, um den Beschluß der Kommission auszuführen. Es liege auf der Hand, daß diese

Entscheidung erst gefällt werden könne, wenn die Repara­fionsfommiffion die Gefehes- und Berordnungsentwürfe ge­nehmigt habe, um deren Unterbreitung fie die deutsche Re­gierung gebeten habe,

um die Ausführung des Planes zu sichern. Ebenfo liege aber auch auf der Hand, daß erst nach dieser Entscheidung die alliterten Re. gierungen in der Lage sein würden, die Konklusionen, die ihrer Rompetenz unterständen, abzuschließen, damit der vorgeschlagene Plan sobald wie möglich seine volle Birksamkeit erlangt. Die deutsche Regierung fönne jedoch in diesem Falle nicht auf gleichem Fuße wie die alliierten Regierungen behandelt werden. Die Reparationstommiffion tonne bei ihrem Borgehen auf Grund der durch den Friedensvertrag ihr übertragenen Bollmachten den Einwendungen Rechnung tragen, die ihr von der deutschen   Regie­rung gemacht würden Diese genieße die billige Möglichkeit, ge­hört zu werden und müsse dann mit der ganzen durch den Friedensvertrag ihr verliehenen Autorität ihre Entscheidung fällen. Die Sachverständigen hätten übrigens erklärt, daß nach ihrer Ansicht die deutsche Wirtschafts- und Finanzeinheit wiederhergestellt werden müsse, sobald der vorgeschlagene Plan zur Ausführung gebracht wäre. Da die Reparationstommiffion befchloffen habe, die Schluß­folgerungen der Sachverständigen in ihrer Gesamtheit anzunehmen, glaube die französische   Regierung anehmen zu dürfen, daß sie in diesem kapitalen Bunft die Konflufionen nicht abzuändern be­absichtigt habe. Die Regierungen würden untereinander die Frage

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voll zu tun. Es wird groß, es wird schwer. Alles, was zum Unter richtsministerium gehört, foftet Geld, und zwar viel Geld. Da ist bas Königliche Theater, das Nationalmuseum, das Boitsmuseum- alles Aufgaben, die warten. Und zunächst muß die Baluta wieder aufgerichtet werden und die Finanzen in Ordnung tommen!"

Sind Sie als Frau... nicht etwas ängstlich? Das Ministerium mimmeit ja von Männern und wohl auch von Bureautralis

muts

Glauben Sie? Warum follte das Unterrichtsministerium be­fenders bureaukratisch sein? Und dort arbeiten je bereits vierzehn Damen, ich bin die fünfzehnte! Vor dieser Schwierigkeit habe ich feine Angst...

Der Reiherbusch. Wieso: Reiherbusch? Warum: Reiherbusch? Im ganzen Stüid von Dario Nicodemi, dem fommerlichen Bariser- Ersatz der deutschen   Bühnen, tommt nicht einmal dieses Substantivum vor. Wohl aber hängt ein Reiherbusch als Wappen bestandteil der Grafen von Saint- Servant über der Tür des graf­lichen Zimmers im ersten und im dritten Att. Und um den Bestand dieses Reiherbusches und ihres jungen Sohnes zu sichern, leiht die Frau Gräfin Gelb von einer schönen Bürgerin und gestattet ihr dafür, des jungen Grafen   Geliebte zu sein. Bis diefe, um ihres Geliebten Eristenz auf flandesgemäßer Höhe zu erhalten, sich selbst Geld leihen muß. Die Wechsel präsentiert man ihrem Gatten. Der nennt die Gräfin und den jungen Grafen ein Schwindlerpaar. So was nimmt sich ein junger Graf zu feinem aristokratischen Herzen. Und schon ist er bereit, sich in diefes Herz eine Rugel zu jagen, weil er den Schimpf nicht überleben kann, der darin besteht, daß seine Mutter den Reiherbusch mit diesem Schmuzigen" Gelde aufgeputzt hat. Da tommt jene Bürgerin. Mit ihr wird er ein neues Leben beginnen. Sie fagt, er hätte die Pflicht, es zu tun, weil- fie nun geschieden sei. Denn Dario Nicodemi ist schlauer als etwa Ludwig Fulda   und andere Sommerautoren. Er macht aus Unfinn einen Aphorismus, aus einer Belangiofigkeit ein" Problem". Und so fonnte das Bublifum der Tribüne", das den Sommerdirektor auf die Bühne rief, befriedigt sein: es freute sich, daß ein Aristokrat her moralisch Getrübte blieb, das Bürgertum ein reines" Opfer. Man sieht, wo Dario Nicodemi noch hält: beim Liberalismus

Don 48.

Der Direktor Friedrich Lobe führte die Regie. Er zerdehnte Die letzten leeren zwei Afte wie Strudelteig. Er schob Schweigfam­teiten und gewitterfchmangere Baufen zwischen den Dialog. Man hätte schreckliche Blige erwarten mögen. Dann aber erfolgte leises Weiterleuchten. Eduard von Winterstein   unterstützte diese Dehnungen. Im zweiten Att hielt er Abrechnung mit seiner Frau, unterbrochen durch peinigendes Gichräuspern, Schnaufen, ein un diszipliniertes Hin- und Herwandern. Lucie Höflich   als Geliebte und Ketterin des, jungen Grafen war leider verurteilt, die feuille tonistischen Aphorismen Nicodemis mit pathetischer Geste vor­zutragen. Begen solche Sonntagsplaudereitone fonnte nur Charme des jungen Hans Brause wetter anfämpfen. Er wehrte fich mitt dem ganzen anmutigen Uebermut feiner Jugend, die, ohne unverständlich zu werden, unsinnigen Tert verschlucken darf. So ist denn Semmerzeit angebrochen. Die Nicodemis blühn. In ihrem Imben Schatten lustsitzt das Bürgertum -th.

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ber

belgische Regierung sei bereit, die Entschließung der Sachwer­fländigen als Ganzes anzunehmen, zum 3wede einer praktischen und gerechten Lösung der Reparations frage. Sie hoffe, daß die Reparationstommission die Gefeßent- gen und Grundfäße eine gerechte Grundlage für die Regelung würfe der deutschen   Regierung, welche für die vollkommene Aus­führung des Sachverständigenplanes notwendig feien, forgfältig prüfen werde. Die belgische Regierung hoffe ferner, daß die Re­parationsfommiffion teine Beit verlieren und befchieunigt die Maßnahmen durchführen werde, deren Festlegung das Gutachten ihr überlassen habe, damit, wenn die Arbeit fertiggestellt fei, der empfohlene Plan im gegenseitigen Einvernehmen der alliierten Re gierungen schnell zur Durchführung gebracht werden könne. Die belgische Regierung trete schon jetzt mit ihren Alliierten in Fühlung. Die englische Note

ist in neun Buntte gegliedert: 1. Die englische Regierung nimmt mit Genugtuung davon Kenntnis, daß die Reparationstommiffion die Entschließung der Sachverständigen gebilligt hat fomie davon, daß sie die notwendigen Schritte ergreift, um die Kontlufionen, fo­weit sie unter die Zuständigkeit der Reparationstommiffion fallen, zur Ausführung zu bringen. 2. Die englische Regierung nimmt

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die Empfehlung der Reparationsfommission, die unter die Zu­ständigkeit der alliierten Regierungen fallenden Entschließungen zu billigen, an und wird alles in ihrer Machi Stehende tun, um ihr praftifchen Erfolg zu verschaffen. 3. Die Empfehlungen der Sachverständigen stellen nach Ansicht der englischen   Regierung feine Herabsehung der gesamten Reparationsschuld Deutschlands  dar, und die notwendigen Modifikationen des Londoner   Zahlungs. planes liegen nach ihrer Ansicht

innerhalb der Kompetenz einer einstimmigen Entscheidung der Reparationsfommission,

anzunehmen Denn fie fei überzeugt, daß diese Entschließun­ber Reparationsfrage und der damit im Zusammenhang stehenden Brobleme entsprechend der von der italienischen Regierung stets inne­gehaltenen Linie darstellen könnten. Die italienische Regierung sei außerdem der Ansicht, daß die von den Sachverständigen einstimmig erzielten und von der Reparationstommiffion gebilligten Entschlte. Bungen die Lösung des umfassenden Problems der Regelung der unter die Kompetenz der alliierten Regierungen fallenden Fragen erleichtern würde, die die Sachverständigen zu regeln feinen Auftrag gehabt hätten.

Paris  , 26. April.  ( WTB.) In dem gleichzeitig veröffentlichten Schreiben der Reparationstommiffion, mit dem diese ihren Beschluß vom 1. April den Regierungen zur Kenntnis brachte, erklärt die Rommission nach Anführung dieses Beschluffes:

Die Reparationsfommission wird es begrüßen, sobald wie möglich zu erfahren, ob die französische, englische, belgische, italie­nische Regierung geneigt ist, der obenstehenden Empfehlung Wirksamkeit zu verleihen und bejahendenfalls Mitteilung von den Maßnahmen zu erhalten, die die französische, englische, belgische, italienische Regierung zu treffen beabsichtigt. Gez.: Barthou  . Bradburn."

Die Antworten der vier beteiligten Regierungen an die Repa rationskommission werden, wie Havas mitteilt, auf der Tagesord nung der offiziellen Sigung der Reparationstommiffion am Diens­tag, den 29. April, stehen.

Die Lockerung der belgisch  - franzöfifchen Beziehungen. erfordern jedoch teine besondere Vollmacht der in der Kommission Paris  , 26. April.  ( WLB  .) Das Journal des Debats  " sagt: Ob. vertretenen afliierten Regierungen. 4. Wenn jedoch in diesem wohl die Antworten im Tenor voneinander abweichen, und Ideen Bunfte irgendwelche Zweifel bestehen, ist die englische Regierung enthalten, die einander nicht in alien Punkten deden, so gestatten bereit, folche besondere Bollmacht zu erteilen. 5. Die ein zigen Empfehlungen der Sachverständigen, die unter die Buständig. fie doch, die Erörterungen über die pratiifche Durchführung feit der alliierten Regierungen fallen, find nach Anficht der des Sachverständigenberichts unverzüglich einzuleiten. Es englischen Regierung folgende: a) die Wiederherstellung der mirt fei Sache der Reparationstommiffion, den zwar Regie schaftlichen und fistalischen Hoheit der deutschen   Regierungen ein Gesamtprogramm greifbarer Bor. rung über das gesamte deutsche Gebiet, b) bie notwendigen Schritte, schläge auf Grund der Entschließungen der Sachverständigen um neue Garantien und Kontrollmaßnahmen, soweit sie nicht durch die bestehenden Bestimmungen des Bersailler Bertrages eingefekt find, wirksam zu machen, c) die Zusammenfassung aller finanziellen Lasten Deutschlands   aus dem Friedensvertrage in einer Annuität. -6. Hinsichtlich des ersten Bunftes ist die englische Regierung be­reit, den Sachverständigenempfehlungen volle Unterstüßung zu geben und in Beratung mit den anderen intereffierten alliierten Regierungen alle nötigen Schritte zu ergreifen, um in fürzester Frist

Aus einem Totenhaus, Sibirien   gestern und heute", hieß das Bortragsthema, über das Dr. Hans halm, Profeffor der Universität Irtutst, in der Urania   sprach. Er schilderte Sibirien  , dieses Land, das fünfundzwanzigmal so groß ist als das Borkriegsdeutschland es war. Da die Worte des Rebners ben Sträf. fingen, den Berbannten galten, fonnte er natürlich nur von den bunfefften Seiten des Lebens erzählen. Man unterschied brei Gruppen Don Berurteilten. Die erste Gruppe fezte sich aus Sträflingen zu sammen, die in Retten geschmiedet wurden, die zweite aus Ber­bannten, die für den Aufbau, die Kolonisierung bestimmt waren, und die britte Gruppe feste fich aus allen den Unglücklichen zu fammen, die man auf administrativem Wege verschickt hatte. Man Ponnte aber jedweden verschiden, zu diesem Zwede gebrauchte man mur einen Spizel, der erbötig war, irgendeine Aeußerung zu be­Schwören. Eine solche Verschicung überschritt nicht die Beit von fünf Jahren. Gegen Bolitische war man härter als gegen Räuber und Mörder. Der Zarismus mütete hauptsächlich gegen die russische In­telligenz. So fah man auf einem Bild einer fleinen Transport gruppe einen Ingenieur, einen Arzt, den Herausgeber einer Zeitung und einen fatholischen Priester. Und so ging und so geht es nach dem Diten. Die Retten find gefallen, aber die Verbannung dauert fort, und zwar in den wildesten Formen. Die Sowjetregierung verbannt bis nahe an den Nordpol  . Dabei werben bden Bolitischen verbriefte Schwerverbrecher als Begleiter gegeben. In früheren Jahren ist es vorgekommen, daß auf dem Transport jeber fechste Mann starb. Und bei dem begleitenden Rofaten gilt der Schleppjäbel nicht so sehr als Symbol der Macht wie die Beitfde. Eine große Furcht hatte der Barismus vor den Politifchen, und eine Rommission beriet fogar erft darüber, ob man die Beichen ausschmieden solle oder nicht. In Irkutsk   nahm man Ausgrabungen vor, und in 50-60 Jahre alten Särgen fand man Retten. So aussichtslos fie auch immer ist, die Flucht wird stets wieder gewagt. Ein nach Sibirien   Berbannter, der fechzehnmal vergeblich Fluchtverfuche unternahm, hätte für bie zurückgelegten Kilometer zweimal am Aequator die Erde umschreiten fönnen. Die Worte des Redners, der selbst die Berbannung fennen­gelernt hat, und die illuftrierenden Lichtbilber machten einen tiefen Eindrud auf die zahlreiche Zuhörerschaft.

e. b.

Im Museum für Meeresfunde, Georgenstr. 34, finden folgende Führungen ftatt: 29. April, 12 Uhr. Prof. Stahlberg: Das Meer und ſein Waffer". 6. Mai, 12 Uhr, Prof. Brühl  : Die Wirbeltiere des Meeres und ihre Ver­wertung".

Neber Neueste Forschungen des Liebes- und Seelenlebens" spricht Dr. Magnus Hirschfeld   im Rahmen der Gesellschaft für Geschlechtshinde am 29., abends 8 Uhr, im Hörsaal Georgenstr. 34/36. Eintritt für Mit glieder 40 Pf., für Gäste 60 Pf.

Gerhart Hauptmann   lagt unter dem Titel Ausblide eine reich. baltige Sammlung feiner Aphorismen aus allen Lebensgebieten, feiner Gedichte und zahlreicher epischer und dramatischer Szenen bei S. Fischer, Verlag, Berlin  , erscheinen.

Kriminalität der Kinder in Petersburg  . Vor dem Betersburger Jugend gerichtshof baben sich im Sabre 1923 bem Dit Geprek aufolge 2659 Seinber

im Alter stoifajen 9 und 16 Jahren zu verantworten gehabt. Bon diesen toaren 2312 Staben und 827 Mädchen. Faft alle Fälle betrafen Diebstahl. Die Zahl der obdachlosen Kinder in Petersburg   hat sich, wie die Brawda" behauptet, nicht vermindert.

zu

u präsentieren. Aber während sie an diesen Vorschlägen arbeitet, müßten gleichzeitig die am stärksten intereffierten Regierungen, namentlich die belgische und die französische, die ge­meinjam das Ruhrgebiet   besetzt hielten, miteinander die dunklen Punkte aufklären, die etwa zu Unstimmigkeiten Anlaß geben tönn. ten. Die Arbeitsfront müsse wieder zustande kommen, die durch eine Reihe unglüdseliger Borfälle gefodert fei. Der Bericht Daves blete die Gelegenheit hierzu.

Weitere Pariser   Kommentare.

Paris  , 26. April.  ( TU.) Die Abendpresse bespricht eingehend die Antwortnoten. Der" Lemps" faßt den Gesamteindruck als günftig zusammen. Aus der französischen   Antwortnote hebt das Blatt die Erklärung Poincarés hervor, wonach von einer Aufgabe der Pfänder erst nach der Ausführung des Sachverständigengut­achtens durch Deutschland   die Rede sein könne. Die belgische Ant­wort fei furz und bündig. Die britische wäre trog ihrer Kürze die beste von allen. Sie stelle fest, daß die Sachverständigen. empfehlungen teine Herabjegung der deutschen   Gesamtschuldziffer mit sich brächten. Damit wäre einer zwecklofen Debatte oorgebeugt. Wertvoll sei die englische Antwort weiter, weil sie anführe, daß vor Abänderung des Londoner Zahlungsabkommens vom Mai 1921 ein einstimmiger Beschluß der Reparationsfommiffion notwendig fei. In der italienischen Antwort verdiene die verschleierte Anspielung auf das Problem der interalliierten Schulden alle Beachtung.

Das englische Budget. Wiederzusammentritt des Unterhauses. London  , 26. April.  ( Eigener Drahtbericht.) Dienstag tritt das Unterhaus nach den Osterferien wieder zusammen. In dieser Sigung wird Schaktangler Snowden das Budget für dieses Berwaltungs­jahr vorlegen; es bringt voraussichtlich eine Herabseßung der Zucker­und Teeabgabe und der Luftbarkeitssteuer. Ungewiß ist, ob die von den Konfervativen unterstützten, von den Liberalen bekämpften so­genannten Mac- Kenna 3ölle zum Schuße gewiffer Industrien noch dieses Jahr aufrechterhalten bleiben. In Labourfreifen wird dazu bemerkt, daß das fommende Budget nicht das eigene und dazu bemerkt, daß das kommende Budget nicht das eigene und eigentliche Budget der Arbeiterregierung sei, sondern vielmehr größtenteils von ihren Vorgängern übernommen ist; erst das n ä ch st­jährige Budget tönnte ein wirkliches Labour budget feil.

Macdonalds Yorker Rede wird erläutert.

Paris  , 26. April.  ( BTB.) Der Temps" teilt mit, das Foreign Office habe gestern durch Vermittlung des englischen Botschafters dem Ministerpräsidenten Poincaré   eine authentische Interpretation der Macdonaldschen Rede in York   übersandt.

Morgan bei Poincaré  . Paris  , 26. April.  ( WTB.) Nach dem New York Herald  " wird Pierpont Morgan   auch von Poincaré   empfangen werden.

Paris  , 26. April.  ( WIB.) Pierpont Morgan   hat in Be gleitung feines Geschäftsteilhabers aries heute vormittag am Size der Reparationsfommission eine Unterredung mit Barthou   und Sir John Bradbury über die Unterbringungsmöglich. feit der von den Sachverständigen vorgesehenen ersten Anleihe von 800 Millionen Goldmark gehabt.