Einzelbild herunterladen
 

Alles die Frucht des 9. November!"

In der Wahlagitation hat den bürgerlichen Parteien der 9. November als ein Agitationsmittel dienen müssen, das sie nach Kräften auszunußen sich bemüht haben. Alles Widrige, das wir in den letzten Jahren durchzumachen hatten, wird von den Bürgerlichen ols Frucht der Revolution hingestellt. Alles was uns verdrießt und bedrückt, die Geldentwertung, die Teuerung des gesamten Lebens­unterhaltes, der allgemeine Mangel am Nötigsten, das bittere Elend der Arbeitslosen, dazu die Erscheinungen sittlichen Niederganges, ble rücksichtslose Geltendmachung der Selbstfucht, das gewiffenlose Trei­ben widerwärtiger Raffgier alles das und noch vieles mehr soll dem 9. November zu verdanken sein. In Zeitungsartikeln und Ber­fammlungsreden, in Flugblättern und Straßenplakaten wird den gläu­bigen Wählern und meist noch gläubigeren Wählerinnen erzählt, daß alles Unglück von der Revolution und der Repu­blit" fommt. Woraus dann die Einfalt den Schluß zieht, daß unter der Monarchie, wenn wir fie trotz des Kriegszusammenbruchs noch hätten, alles das nicht so wäre" und es uns glänzend ginge.

-

So ähnlich scheint man auch in einer für Kirchlichgesinnte einbe­rufenen Bersammlung im Norden Berlins agitiert zu haben, über deren Berlauf eine uns zugegangene Schilderung berichtet. U. a. hat dort ein Pastor die Zunahme der Chefcheidungen, die Ver­wahrlosung der Jugend, die Trunkenheit minderjähriger, die Auf­lehnung der Kinder gegen die elterliche Zucht als Früchte des 9. No­vember beklagt. Der Herr Pastor hat wohl übersehen, daß die 3 u nahme der Ehescheidungen eine Folge der leichtsinnigen Kriegstrauungen ist, auf deren Zustandekommen auch mancher Baftor hingewirkt haben dürfte. Er scheint auch vergessen zu haben, daß die von ihm beklagte Berwahriosung der Jugend von der Kriegszeit ausgegangen ist, in der jede Ordnung fich lockerte und die Kinder und Jugendlichen allen verwahr losenden Einflüssen ausgefeßt waren. Die jetzt Sech­zehnjährigen waren eben schulpflichtig geworden, als der Krieg aus­brach, und die ersten vierundeinhalb Jahre ihrer Schullaufbahn litten unter all den Störungen, die der Krieg brachte: Militärein­quartierungen der Schulhäuser, Unterrichtsausfall wegen der Sieges­feiern, Beteiligung von Schulkindern an allen möglichen Einfamm­fungen, Mangel an Aufsicht, weil der Vater eingezogen war and die Mutter in die Munitionsfabrit gehen mußte, balb auch zunehmende Not infolge der Teuerung aller Lebensmittel. Die jeßt 3wanzigjährigen waren beim Ausbruch des Krieges zehn Jahre alt, und die letzten vier Jahre ihrer Schullauf bahn( soweit sie nur die Volksschule besuchten) standen unter dem Einfluß all der Störungen, die wir hier aufgezählt haben.

Uebrigens soll der Herr Bastor sich doch mal bei der Jugend derjenigen Kreise umsehen, in denen man die Männer des 9. November mit giftigstem Haß verfolgt und ihnen Todfeindschaft geschworen hat. Gerade in der Kriegszeit hatte in Berlin die Verwahrlosung der Schüler und Schülerinnen höherer Schulen so bedrohliche Formen ange­nommen, daß der Magistrat sich damals genötigt sah, die Einführung befonderer Legitimationstarten für die Sprößlinge der Bürgerlichen zu fordern, damit bei Ausschreitungen auf der Straße fofortige Fest­ftellung möglich sei. Aus diesen Kreisen sind die Mordbuben hervorgegangen, die politische Gegner im Hinterhalt auflauern und feige sie niedertnallen. Das sind die Früchte nicht des 9. No­vember, herr Pastor, sondern des flu ch würdigen Krieges, ben auch die Kirche verherrlicht hat. Am 4. Mai hält das deutsche Boll Abrechnung mit den Schuldigen, die es ins Unglück gebracht haben!

Um die Frauen.

Ich bin Junggefelle. Zweimal in der Woche besucht mich eine neue Aufwartefrau. Wen wählen Sie denn?" Berlegenes Schwei­gen. ,, Ist es ein Geheimnis?" Ja. Wenn man so bei verschiedenen Beuten herumkommt ,, Na, ganz rechts und ganz links wählen Sie doch nicht?" Rechts können wir doch nicht wählen." Na also, wie dann?" Ich bin ganz Arbeiterfrau." Dann müssen Sie sozial demokratisch wählen." Schweigen. Wie haben Sie voriges mal gewählt?" Berlegenes Lächeln. Haben Sie unabhängig gewählt? Mir können Sie es ruhig sagen." Ja. Wir, mit dem Mann, haben immer sozialdemokratisch gewählt. Na, dann müssen Sie jetzt wieder dieselbe Partei wählen. Soviel Vertrauen müssen Sie zu den Führern haben. Wählen Sie die Kommunisten, was geschieht dann? Der Reichstag kann doch keine Arbeit leisten und fliegt wieder auf. Und die französischen Nationalisten freuen sich darüber." Ich erkläre ihr ausführlich, weshalb sie die VSPD. wählen muß. Die Frau hört interessiert zu: sie hat ja zu Hause keine Zeitung. Jetzt leuchtet in ihren Augen Verständnis. Ich glaube sie überzeugt Jeder hole sich zwei, drei Frauen und auch ihre Männer heran und führe fie zur Wahl für die Sozialdemokratie.

zu haben.

=

Ein sehr unhöflicher Eisenbahnstationsbeamter. Eine außerordentlich bemerkenswerte Szene spielte sich am gestrigen Abend um 7 Uhr unmittelbar am Eingang zum Bahn hof Zehlendorf- Mitte ab. Dort waren Schüler der unteren Klassen des Zehlendorfer Gymnasiums und der 3 eh lendorfer Oberrealschule, also Kinder, damit beschäftigt, die zur Bahn Gehenden und aus dem Bahnhof kommenden mit pöllischen Flugblättern zu belästigen, in denen in scham lofefter Weise gegen unsere jüdischen Mitbürger geheizt wurde. Als die Kinder unter Führung eines älteren faschistisch aufgepuzten Schülers sogar in den Schalterraum des Bahnhofs eindrangen und zurückgewiefen. Darauf wurde der ältere Schüler frech. Nunmehr dort ihre Schmähschriften verteilten, wurden sie von einem Herrn begab sich der Herr zu dem Stationsbureau, feilte dem anwesenden Beamten( es war um 7 Uhr abend, und der Beamte wird demnach festzustellen sein) den Sachverhalt mit und bat, die Kinder mit den Heßflugblättern aus den Bahnhofsräumen zu entfernen. Der preußische Beamte in Uniform meinte zuerst freundlich, man könne ba nicht immerzu hinterher sein. Als der Herr, um die jugendlichen Flugblattverteiler feststellen zu lassen, dann zweimal ersuchte, so= gleich etwas zu unternehmen, schlug die Stimmung des Beamten plößlich um. Er brüllte den verdugten Herrn an: Ich lasse mir nichts befehlen!", schlug mit einem lauten Krach dem Herrn die Tür vor der Rafe zu und verschwand. Das war so ganz die Art und der Ton des alten preußischen, dunkel haften, hochmütigen Beamtentums, das Deutsch ( and in der Welt so verhaßt gemacht hat. Auch da

Dujardin

der wundervolle

Weinbrand

UERDINGEN A RH.

gegen gilt es am 4. Mai au proteftteren. An den nenen Berliner Herrn Reichsbahndirektionspräsidenten ergeht aber die An­frage, ob er tatsächlich ein derartig ungehobeltes Benehmen eines feiner Beamten durchgehen lassen will,

Amtsrichter gegen Jugendrichter.

Die deutsche Juftizfchmach und der 4. Mai.

Neues Kriminalgericht in Moabit . Vor der Tür eines der Schöffenfäle ein häuflein Menschen, elegant gekleidete Herren und Damen. Auf der Bant einsam ein etwa fiebzehnjähriger Junge. Worum handelt es sich?" frage ich. lm hehlerei", lautete die Antwort. Ich trete in den Gerichtssaal. Elegante An­geklagte, Herren und Damen. Sie haben von dem Jungen ge­ftohlene Sachen gekauft und sollen gewußt haben, daß die Sachen

Parteigenoffinnen, parteigenossen!

Heute fordern wir euch zur tätigen Mitarbeit auf. Es geht um die Erhaltung der Republik und um die Durchsetzung unserer sozialistischen Forderungen.

Alle

treffen sich pünktlich früh 8 Uhr in ihren Abteilungen an den bekannten Stellen. Wer für den Wahltag noch keine bestimmte Arbeit zugewiesen erhalten hat, geht in das Zentralwahl bureau seines Kreises, und zwar sind dies folgende Stellen: Mitte: Spiegel, N., Aderstr. 1( Norden 2736). Tiergarten: Schmidt, NW. , Wiclefftr. 17( Moabit 663). Wedding : Schade, N., Rösliner Str. 9( Moabit 9781). Prenzlauer Berg : Klug, N., Danziger Str. 71( Humboldt 725). Friedrichshain : Lojat, O. 17, Benmestr. 8( Alexander 2570). Kreuzberg : Krüger, SW., Grimmstr. 1( Morißpl. 12702). Charlottenburg : Jugendheim, Rosinenstr. 4( Wilhelm 1284). Spandau : Reft. Alpenfranzl, Staatener Str. 85( Spandau 975). Wilmersdorf : Ihlenfeldt, Uhlandstraße 74, Ece Günzelstraße ( Pfalzburg 2438). Schöneberg : Will, Martin- Luther- Str. 69( Steinpl. 4049). Steglih: Schulz, Südende, Brandenburgische Str. 5, III Tr. ( Steglitz 1611).

bedentlich lebhaft, doch mußten die volttien Distuffions redner selbst zugeben, daß sie manches von den Ausführungen des Genossen B. unterschreiben könnten. Mit dem Dank an die Völkischen für ihre fiebenswürdige Mühewaltung um das Zustandekommen diefer sozialdemokratischen Versammlung wurde die Versammlung nach Mitternacht geschlossen.

Wer uns zuwider, den schlagen wir nieder!"

Eine Pleite der Pleite".

Ein gewisser Hermann Herzfeld, Zeichner von Beruf, und ein gewiffer Dr. Ostar Kannehl, seines Zeichens Schriftsteller und auch Regisseur, hatten das Bedürfnis, sich einmal öffentlich zu blamieren, und da ihnen dafür nichts Besseres einfiel, gründeten sie ein Zeits schriftchen, das sie die Bleite" nannten und in der sie die Republik und ihre Hoheitszeichen vermiesbachten. Der Staatsanwalt aber verftand feinen Spaß und langte sich die Herren. Nun standen sie vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte, wo fie fich wegen Aufa reizung zum Klassenhaß und Beschimpfung der republis tanischen Staatsform und der Reichsfarben, also recht übler Dinge, zu verantworten hatten.

"

"

In der Pleite" war ein Artifel erschienen mit der Ueberschrift: Rettet die Republik ", in dem es hieß:" Fluch, Haß und Tod dieser Republik !" An anderer Stelle war in derselben Nummer von der Schwarz- Rot- Mostrich- Farbe der Reichsfahne die Rede. Vom Ans geflagten Kannehl stammte ein Gedicht Straße frei". Darin wurde zur gewaltsamen Befreiung der Märtyrer der Freiheit aus den Buchthäusern und Gefängnissen aufgefordert, und es hieß am Schluß: Wer uns ist zuwider, den schlagen wir nieder!" Die An­gefiagten bekannten sich als Anhänger der Räterepublit und Gegner der gegenwärtigen Staatsform. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Burchardi beantragte gegen Herzfeld 100 m. Geldstrafe, gegen Rannehl 1 Monat Gefängnis. Die Bera teidiger erblickten in dem Gedicht ein- Kunstwert und bestritten, daß durch solch ein Kunstwert eine strafbare Handlung begangen werden könne. Das Gericht brachte im Urteil zum Ausdruck, daß das Gedicht feineswegs ein Kunstwert sei, denn es enthalte Berse, bei denen sich die Haare sträuben. Auch in rechtlicher Beziehung stand das Gericht auf einem anderen Standpunkt als die Verteidiger. Jeder Staatsbürger habe zwar das Recht, staatliche Einrichtungen zu fritisieren. Dieser Kritik seien aber Grenzen gezogen durch Anstand und Gesez. Hier liege der typische Fall der öffentlichen Aufreizung zu Gewalttätigkeiten durch ein Gedicht vor. Das Gericht betrachte diese Dinge nicht nach politischen Gesichtspunkten, sondern unter der Lupe des Gefeßes, Bon einem literarischen Prozeß fönne bei einem Gedicht dieser Art angesichts der fanatischen Einstellung Abstand genommen. Straf mildernd war auch die geringe Verbreitung der Zeitschrift. Der An­geflagte Rannehl erhielt wegen Aufreizung 200 M., der Angeklagte Herzfeld wegen Aufreizung sowie wegen Beschimpfung der Republik und der Reichsfarben insgesamt 1000 m. Geldstrafe oder im Falle der Nichtzahlung 40 Tage Gefängnis. Man sieht, die Richter der Republit find barmherzig, milde und von großer Güte und ahnden nur mit so viel Mark Geldstrafe wie früher die föniglichen Richter ähnliche Delikte vermutlich mit Tagen Gefängnis bestraft hätten.

Tempelhof : Niendorf, Mariendorf , Chausseestr. 19( Süd­ring 1548). Neukölln: Ideal- Casino, Weichselstr. 8( Neukölln 406). Treptow : Grahl, Niederschöneweide , Berliner Straße 129 auch eine Rede sein. Von einer Gefängnisstrafe hat das Gericht

( Oberschöneweide 399).

Köpenid: Babel, Freiheit 5( Röpenid 678). Lichtenberg : Seipfe, Kronprinzenstr. 47( Rönigftadt 851). Weißensee : Stärke, Charlottenburger Str. 3( Weißensee 377). Pankow : Türkisches Zelt, Breite Str. 14( Bantom 266). Reinickendorf : Dölchner, Reinickendorf - Oft, Residenzstraße 53, Ecke Holländer Straße( Reinickendorf 3302).

Die Zentralwahlleitung

ift im Bezirkssekretariat Lindenstr. 3, Telephon: Dönhoff 5086, 5087, 5088.

Radfahrer

stehen den Abteilungen auf Anruf Morihplak 115 07( Gewerf schaftshaus) zur Verfügung.

Auf zum Kampf und zum Sieg! Der Bezirksvorstand.

gestohlen waren. Der Junge erscheint als Zeuge. Kaum hat er den Mund geöffnet, so wird er in den höchsten Tönen von dem Richter angeschnauzt ungefähr so wie früher Soldaten auf dem Rafernenhof. Sie sollen die Wahrheit sagen, überlegen Sie, was Sie reben; Sie haben die Sachen gestohlen auf ihrer Arbeitsstelle. Sind Sie verurteilt worden?" Ja, zu drei Monaten Gefängnis." Haben Sie Bewährungsfrist erhalten?" Ja."" So! Hat wenig stens Ihr Vater Ihnen eine Tracht Brügel gegeben? Auch das nicht? Schade! Also Sie sollen die Wahrheit reden! Bollen Sie hier die Menschen unglücklich machen?" Die Töne werden immer schärfer. Der Richter befindet sich in hellster Aufregung, seine Stimire appt um. Ich befürchte faft, daß er einen Anfall bekommt. Endlich kommt der Junge zum Reden. Er ist ganz eingeschüchtert und soll nun als Zeuge feine wahrheitsgemäße Aussage machen. Mich be­fällt ein Ekel. Ich verlasse den Saal. Das ist ein Richter, foll wenigstens einer sein. Ihm wird das Schicksal von Menschen anvertraut. Natürlich! Hätte er über den Jungen zu Gericht zu fizen und nicht der Jugendrichter, er hätte ihn verdonnert, ohne Be währungsfrist, denn das Gefängnis foll abschrecken und fühnen. Hätte er es geformt, so wäre dem Jungen von ihm als höchstes Ere ziehungsmittel noch eine Tracht Prügel verschrieben worden.

So stehen zwei Weltanschauungen einander gegenüber. des Jugendrichters, des Richters der Zukunft, der den Menschen zu verstehen versucht, erziehen und bessern will und nur mit Wider streben von seinem Recht, ins Gefängnis zu schicken, Gebrauch macht, da er weiß, daß es für die Seele des Menschen und für die Gesell: schaft ein Verderb ist und der Erwachsenen- Richter, für den( mit menigen Ausnahmen) Gefängnis und Zuchthaus das A und O der Weisheit sind, für den nicht der Mensch, sondern nur seine Tat und der Gesetzesparagraph existiert. Wenn es sich um den Schutz der herrschenden Gesellschaft handelt, setzt er sich unter Umständen fogar über den Gefeßesparagraphen hinweg. Das waren die Richter von und Hitler , das waren die Richter, die Laufende von Arbeitern ins Toller und Mühjam, von Fechenbach und Beigner, von Bubendorff Gefängnis und Zuchthaus geschickt haben, das sind die, die den kleinen Mann, der durch die Not getrieben zum Verbrecher wird, verdonnern für Hochverrat und Landfriedensbruch, sind Emmingers treue Kollegen und gelehrige Schüler. Will der Arbeiter, daß die Justiz schmach endlich aufhöre, so wähle er am 4. Mai die BSPD.

Wie Völkische zu Sozialdemokraten kamen. Wie die Bölkischen für das Zustandekommen einer sozialdemo­kratischen Wählerversammlung sorgten, fonnten zur allgemeinen Er­heiterung fürzlich die Besucher einer deutschvöltischen Bersammlung in Wilhelmshagen erleben. Als die Ver­sammelten bereits über Stunde vergeblich auf den Redner des Abends warteten, erschienen plötzlich zwei unserer Leute, die Ge­nossen H. und B., ließen sich vom Wirt das neben dem Versamm­lungsraum befindliche Vereinszimmer geben, das schnell für eine Panaitetversammlung hergerichtet wurde. Dann vers teilten sie unsere schwarzweißroten Flugblätter an die Erschienenen und luden sie freundlichst ein, in den Nebenraum zu kommen. Dort fömmten fie einen Bortrag über die deutschvölkische Bewegung hören, imd zwar von unserem Genossen B. Der völtische Einberufer ver suchte zwar durch sofortige Eröffnung der Versammlung die Situation zu retten, fonnte aber nicht verhindern, daß Genosse H. im Neben raum die Parallelversammlung bereits eröffnet und dem Genoffen B. das Wort erteilt hatte. Aus der Zuhörerzahl von zunächst 12 Per­fonen murden bald 30 bis 40, und die völkischen Veranstalter mußten, wenn sie nicht ganz allein im Saale bleiben wollten, ihre Versamm­lung nach furzer Zeit wieder schließen. Nach Hochziehen der zwischen den beiden Räumen befindlichen Rolljalousie konnten nun auch die restlichen Besucher der völkischen Veranstaltung dem Vortrage des Genojen B. folgen. Die anschließende Aussprache war zeitweife

-

Der schlanke Lange und der kurze Dicke. Festnahme einer Einbrecherbande.

Eine Einbrecherbande, die lange Zeit die Sommertotale und andere Wirtschaften in der Umgebung Berlins heimsuchte, wurde von der Kriminalpolizei unschädlich gemacht Ihre Führer waren ein gewiſſer Artur Nitschle mit dem Spiznamen der chwarze Artur", ein lang aufgeschoffener Mensch, und ein Mufiter Hermann Bussac, ein ganz furzer gedrungener Mann. Buffad fpielte in vielen Lofalen zur Aushilfe und tundschaftete dabei die Gelegenheiten zum Einbruch aus. Dann fuhren beide mit einem Chauffeur Grunower, der noch einen Berufsgenossen Traut mann hinzugenommen hatte, hinaus, stahlen, was fie für mit­nehmenswert hielten, brachten die Beute mit dem Auto gleich nach Berlin und verkauften fie, Wein, Liköre an fleine Schankwirte. Auf­sehen erregte im Juli vorigen Jahres ein großer Einbruch dieser Art in Tegel . Die Einbrecher ließen ihr Auto abge­blendet im Walde bei Tegelort stehen, wo Grunomer es bewachte. Sie machten dann drei bis viermal den Weg nach einem großen Lokal und st ahlen dreihundert Liter Likör und eine große Menge Lebensmittel. Die Kriminalpolizei stellte bei ihren Er­mittlungen jest, daß die Einbrecher den Wagen Grunowers benutt haften, und fannte auch dessen Nummer. Aber er war nicht zu finden, weil dieser Chauffeur nur schwarze Fahrten" machte. Bei ein schlanker langer und ein kurzer dicker Mann die Verkäufer ge­Sen Ermittlungen nach den Abnehmern ergab sich nun, daß immer Als diese beiden, Nitschke und Bufsack, wieder ein wesen waren. Geschäft machen wollten, wurden fie festgenommen. Auch Grunower, ermittelt und darauf die ganze Gesellschaft nach Moabit gebracht. Die der nirgends gemeldet war, und sein Gehilfe Trautmann wurden Berhafteten, die geständig find, haben eine ganze Reihe von Ein­brüchen in Berlin , Lichterfelde , Stegliz usw. auf dem Kerbholz­

Der Deckeneinsturz des Mosse - Baues vor Gericht. Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte wird am 8. Mai der Strafprozeß beginnen, der sich an dem verhängnisvollen Decken­einsturz bei der Aufstockung des Mosse - Hauses an der Ecke Jerusalemer und Schüßenstraße am 24. Januar ereignete und der 13 Lote und 11 Schwerverletzte zur Folge hatte. Die Anklage richtet sich gegen 9 Personen, n. a. gegen den Architekten Georg Jakobowiz und den Baumeister O'to Lazarus. Die Beschuldigung geht auf fahrlässige Tötung, Körperverlegung und dahin, daß bei der Leitung außer acht gelaffen und wider die Regel der Baukunft gehandelt Bruening und Staatsanwaltschaftsrat Polzin vertreten. in Anspruch nehmen. Die Anflage wird durch Oberstaatsanwalt

Ein blutiger Streit speilte sich in der vergangenen Nacht bald nach 1 Uhr in Alt- Moabit ab. Hier gerieten mehrere Männer, die dem Alkohol stark zugesprochen hatten, in einen Streit, der schließlich in eine müfte Schlägerei ausartete, wobei Messer und Revolver eine große Rolle spielten. Dabei erhielt der 36 Jahre alte Kraft­droschkenführer Anton Lonig aus der Kolberger Str. 31 einen Schuß

Kathreiners Malz­kaffee

Deintägliches

Hausgetränk!