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Weitere Wahlkreis- Ergebnisse.

Wahlkreis 7: Breslau  . Borläufiges amtliches Wahlergebnis. 12 Bezirke fehlen noch. SUD. 233 179, RBD. 39 167, Gültige Stimmen: 931 481. 59 3- 167 603, Dntl. 270 068, D. Bp. 68 179, Dem. 36 641, Dtschpölt. 37 762, Dioz. 38 231, Häußerb. 389, NL Bgg. 2972, Republ. 1839. Wahlkreis 8: Liegnih.

BSPD. 166 394( 185 018), PD. 36 396( 5544), 3. 52 993( 51 770), Duff. 181 640( 118 497), D. Bp. 48 410( 80 025), Dem. 45 790( 72 278), Difchvölt, 8848, Dio3. 23 224, Nat. Freiheitsp. 5456, Republik  . 1483, Wirtschaftsp. 33 297, Wend. Vp. 2077.

Es sind demnach gewählt: brei Deutschnationale: Ostar Hergt, Staatsminister, Berlin  ; Hermann Schröder  , Stellenbesiger in Karlstadt  ; Eduard Manste, Freistadt  ; zwei Sozialdemokraten: Paul Taubadel  , Redakteur in Görlitz  ; Otto Buchwitz  , Parteisekretär in Mays bei Görlig; der bisherige Abg. A opsch und der volts­parteiliche Abg. Beuermann.

Wahlkreis 17: Westfalen- Nord  .

Stimmen:

Gülfige Vorläufiges amtliches Wahlergebnis. 1049 983. SU D. 189 314, 33D. 92 656, Usp. 7732, 331.- S03. 36 416, 3. 379 066, Dnatt. 156 179, D. Bp. 101 333, Dem. 38 845, Dffovolt. 36 416, Dioz. 6063, Häußerb. 837, Chrifil. So3. 33 283, Kat. Freiheitspt. 1660, Polen   6560. Einige Orte find noch nicht gemeldet.

Wahlkreis 20: Köln- Aachen.

Borläufiges amtliches Wahlergebnis. 3 SBD. 91 649, APD. 25 601, Dijdvöll. 13 171, Dioz. 7891, Häußerb. 621, Mieterich. 25 901,

128 145, ups. 6847, 3. 447 694, Dntl. 66 441, D. Bp. 69 713, Dem.

Republit. 1370, Bolen 638, Rhein  . Wirtschaftsb. 26 736.

Die Wahlen in Bayern  .

München  , 5. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) In den völkischen Kreifen Bayerns   wurde man von dem erheblichen Stimmenrüdgang der Bölkischen Partei außerordentlich überrascht. Allgemein ist man peinlich berührt von der Tatsache, daß aller Wahrschein. lichkeit nach durch das Ergebnis der Wahlen in der Pfalz   die völlische Fraktion von ihrem Platz als zweitstärkste Fraktion im Land tag von der Sozialdemokratie verdrängt werden wird. Aller.

dings ist die amtliche Aufstellung der Restmandate noch nicht erfolgt. Einstweilen haben durch die Landtagswahl in der Pfalz   gewonnen: die Sozialdemokraten 3 Mandate, die Rommunisten und bas Zentrum 1, die Bayerische Boltspartei 2, die Bereinigte Natio nale Rechte 3. Vier Restsize bleiben noch zu verteilen.

Die Erregung der Bölfischen über ihren Berlust macht fich in neuen Angriffen auf den Innenminister Dr. Schwener bemerkbar, gegen den sich die besondere Wut der Hakenkreuzler richtet, nachdem er endlich ein grundsägliches Verbot des Tragens der Uni.  form und der Abzeichen der alten Wehrmacht er. laffen hat. Das Berbot wurde bereits am Wahlsonntag durchgeführt. Diese Maßnahme führte im Standquartier der Bölkischen zu drohen­den Protesten gegen den Innenminister.

Landtagswahlen in der Pfalz  .

Speyer  , 5. Mai.  ( WEB.) Ueber die bayerischen Landtags­wahlen wurde bis jeht folgendes Ergebnis bekannt: Es erhielten Sozialdemokraten 80728. Deutscher   Blod( Dem.) 29 968, Rommuniffen 42 641, Beamtenbund 3536, Zentrum 31 690, Bayer. Boltspartei 61 104, Bereinigte Nationale Rechte 80 589, Bölkischer Biod 14 699 Stimmen.

Der bayerische   Volksentscheid. Ludwigshafen  , 5. mai.( WIB.) 3m Volfsentscheid über Lenderung der bayerischen Verfassung wurden mit ja 8353, mit nein 28 119 Siimmen abgegeben. Die Ergebnisse von vier Wahlbezirken fehlen noch.

Württembergische Landtagswahlen. Stuttgart  , 5. Mai.  ( WEB.) Bei den Landtagswahlen in Württemberg   entfallen auf den Bauern- und Weingärtnerbund 17, Deutsche Demokraten. 9, Deutsche Boltspartel 3, Kommunisten 10, Deutschnat. Blod 8, Bereinigte Sozialdemokraten 13, Bölkischsoziale 3, Zentrum 17 Sige. Die alten Parielführer find durchweg wiedergewählt.

Die Radio- Scheidung.

Bon Bictor Mendel

Bor der Kammer für Chefcheidungen des Landgerichts II zu Berlin   steht die Klage der Frau Minna Breuß gegen ihren Ehemann, den Mechanifer Karl Breuß, zur Berhandlung. Sie beantragt Sie beantragt Scheidung wegen förperlicher Mißhandlung und Bernachlässigung ehelicher Pflichten. Temperamentvoll schildert sie die trüben letzten Monate ihrer noch jungen Ehe, und haberfüllt fliegen hin und mieder ihre Blicke auf den Beklagten, der zerfnirscht ihre Klagelieber mit anhört. Sehen Sie, Herr Präsident, mein Karl war der bejte Mann, bis die verfluchte Mode mit das Radio anfing. Mein Mann ift Elektriker und hatte mal mit feine Strippenzieherei bei eine Herr­schaft am Kurfürstendamm   zu tun, da muß es der Deibel wollen, daß er da zum erstenmal so eine Funfentute zu hören friegt; er muß sich das Ding natürlich gleich auseinanderpolfen, wobei er noch die Plomben von dem Rasten abreißt, so daß die Leute den größten Shunt mit die Telegraphenverwaltung gefriegt haben." Dafor bin ich Mechanifer, der mit seine Zeit mitjeht und von alle Neuerungen die richtige Konfusion haben will." " Ja, und die haste ja nun auch richtig getriegt, von dein Koft geld hafte mir die nächsten Wochen immer nur noch die Hälfte ge­geben, weil du jeden Tag mit neue Rinterlitzchen angezoltelt fommen mußteft. Zuerst habe ich noch gute Miene zum bösen Epiel gemacht, weil er mir mit unjeahnte Genüffe" vertröstete und sich die ganze Chose in eine Zigarrentiste zusammenbauen wollte, aber denn kam die Bildung bei ihn zum Durchbruch, ein Buch nach's andere wurde ins Haus geschleift nu war der Reflektorapperat

Detektor meint se, Herr Präsebent! Daran fönnen Sie schon fehen, daß eine Frau auf eine solche Stufe von Bildung von mir als nich für geeignet zur Weiterführung des ehelichen Zustandes er­

achtet werden fonnte."

Wie der Kram heißt, is mir fehr piepe! Aber nu war eben der Reflektorapperat nich mehr gut genug, jezt mußte er auch einen Lautsprecher mit Auktionsröhren haben, damit er auch England hören kann, wo der Raffer mit seine janse Bildung vons Englische noch nich mal weiß, was vorn und hinten ist. Nu fings los: Jeden Abend hat er mir das teure Potrofjum literweise verbrannt und wenn ich ihm auch noch so füß zuflüsterte: Na Kari, nu aber mal rinn in die Molle! er huckte bis um breien, vieren bei seine Bastelei. Bloß morjens, wenns zur Arbeit jehen sollte, fonnte er mich raus aus de Posen, so daß ihn sein Meifter schon zweimal rausschmeißen wollte und ich ihn nur durch meine persönliche Fürsprache davor retten tonnie."

Bussiert hafte mit den Ollen!"

" Bei mir Nordpol  ! Rich ran zu kommen! Vielleicht möchst de moch Gegentlage erheben? Endlich is er mit seine Bimmerfiste fertig geworden. Nu bloß noch die Arberie, meint er, und: bei mir

Gemeindewahlergebnisse.

Köln  , 5. Mai.  ( Mtb.) Die Ergebnisse der Stadtverordneten. wahlen in der besegten Westmart zeigen im allgemeinen die­felben Erscheinungen wie die Reichstagswahlen. Die Mittel Deutschnationale sind die lachenden Erben. Am schwersten parteien haben Einbußen erlitten und Kommunisten und hat wohl die Sozialdemokratie gelitten, die in Köln   von 44 auf 11, in Düsseldorf   von 33 auf 6 Gige fant. Das 3entrum zieht in Köln   mit 27( 49), in Düsseldorf   mit 21( 33) Vertretern in das Stadtparlament. Seine absolute Mehrheit hat es in Bonn  , in Aachen   und selbst in der altwestfälischen Bischofsstadt Münster   verloren. Die Demokraten verloren auch in Köln   und Düsseldorf   über die Hälfte ihrer Sige und haben auch an den übrigen rheinischen Hauptplähen taum noch Bedeutung. Die Deutsche   Boltspartei, bie bei den Reichstagswahlen ihren Befihstand zahlenmäßig nicht behaupten konnte, hat in den Stadt ratswahlen durchweg ihre Mandatsziffer erhöht. Sie stieg in Düssel­ dorf   von 2 auf 7 Gize, in Köln   von 6 auf 8. Den stärksten Bu­wachs unter den Bürgerlichen verzeichnen durchweg die Deutsch­nationalen. Immerhin ist in den Stadtparlamenten eine Startung bes bürgerlichen Elements wahrzunehmen, fo in Düsseldorf  , wo die Bürgerlichen der Linken nur schwach über legen waren und nun mit voller 3 weidrittelmehrheit gegenübertreten. Allerdings ist die Stoßtraft der Bürgerlichen viel fach geschwächt durch das Auftreten von berufständischen Parteien, wie z. B. des Wirtschaftsbundes in Düsseldorf  , der sich in heftiger Fehde mit den Deutschnationalen in den Wahlkampf be­gab. Bu beachten bleibt natürlich, daß die Stadtparlamente durch weg um ein Fünftel ihres früheren Bestandes an Sigen ge. türzt wurden, ein Umstand, der die Verluste einiger Barteien minder groß, die Zunahme anderer Parteien um so plastischer er Icheinen läßt. Die Wahlbeteiligung war frog des schönen Wahlwetters schwach und betrug an den Hauptplähen ungefähr 66 Prozent.

Dortmund  , 5. Mai.  (( TU.) Bei der Stadtverordnetenwahl er­hielten die Kommunisten, die bisher nur zwei Bertreter hatten, die Mehrheit und haben daher den Vorsitzenden zu stellen. Die Sozialdemokraten, die bisher die stärkste Frattion waren und als Borsitzenden den Reichs- und Staatskommissar Mehlich gestellt hatten, find an die vierte Stelle gerüdt.

Hamm  , 5. Mai.  ( Mtb.) Bei den gestrigen Stadtverordneten­

wahlen wurden gewählt: DSPD. 5, 3. 13, Bereinigte Liberalen 8, Gemischte Bereinigung( Mieterpartei) 5, Dem. 4, RBD. 4, Gewert:

verein Hirsch- Dunder 1.

Hannover  , 5. Mai.  ( TU.) Bei den Gemeindewahlen in der Provinz Hannover   haben die Rechtsparteien gegenüber den merkenswerte Siege errungen. In Lüneburg   erhielt der bür Sozialdemokraten und Kommunisten an den meisten Blägen be gerliche Wirtschaftsblod 19 Gige, die Hannoveraner 5. Diesen gegenüber stehen 10 Size der Sozialdemokraten und 3 Size der Kommunisten. In Goslar   17 bürgerliche Size, 6 Sozialisten, in Emden   14 bürgerliche gegen 10 Sozialisten.

Erfurt  , 5. Mai.  ( TU) Die geftrige Stadtverordnetenwahl hat die sozialistisch- kommunistische Mehrheit infolge des erheblichen Rüd Rück­gangs der sozialdemokratischen Stimmen gebrochen.

Frankfurt   a. M., 5. Mai.  ( TU.) Die Wahlen zur Stadtver ordnetenversammlung hatten folgendes Ergebnis: BSPD. 20, Dem. 7, 3. 9, D. Bp. 7, Dntl. 11, KPD  . 7, Arbeitnehmergruppe( Gewerkschafts­bund der Angestellten 2, D. Wirtschaftspt. 3, Sog. Arbeitsgem. 2, Völkisch  - sozialer Block 3 Sige. Es gewinnen die Deutschnationalen 7, die Kommunisten 6, die Arbeitnehmer 2, die Wirtschaftspartei 3, die Soziale Arbeitsgemeinschaft 2, völkisch- sozialer Blod 3 Sitze. Es verlieren die Scaialdemokraten 11, die Demotraten 10 und das Zentrum 1 Gig. Die Deutsche Volkspartei   behauptet ihren bis­herigen Befihstand.

Königsberg  , 5. Mat.( T.) Das Ergebnis der Königsberger Stadtverordnetenwahlen ist folgendes: BSPD. 13 127, Dntl. 16 715, Dem. 5796, D. Bp. 23 698, Dio3.( Runze) 5660, Wieterliste 24 325, RBD. 23 197, Evangelischer Gemeinschaftsbund 6237, 3. 3142, Böltisch- sozialer Freiheitsblod 9224.

Die fommunistischen Gefangenen im Gefängnis Fuhlsbüttel  find am 1. Mai wegen einer Beschränkung der Besuchszeit in ben Hungerstreit getreten.

Rabio, aus alle Rizen Mufife! Zuerst hat er unfere gemeinsame eiferne Bettstelle mit einen Draht ans Klosett gehängt, er hat die Arterie beerdigt". Und so dußlich wie er ist, er hab es trotzdem fertiggefriegt, hin und wieder ein paar Löne rauszudrüden mus hat. Aber nu mars ganz aus! So wie er von die Arbeit tam, meinen einzigen Küchentrichter den er als Lautsprecher angelötet ran an die Rifte und bei mir Taubstummenanstalt. Bei das leiseste Börtchen, das ich mal an ihn zu richten wagte, winfte er mit wide Mörtchen, das ich mal an ihn zu richten wagte, mintte er mit wife Bantaminen ab: Quatsch mir nich in die Wellen! Und wenn ich mir denn endlich todmüde und mutterseelenallein( hier schluchat die Klägerin leise auf, während der Beklagte unruhig zu Boden blickt) in die Flohkifte packte, die bei ihm bloß noch Arterie" hieß, und menn ich dabei mit die nackten Beine auf die Erde tam, brüllte er mir bloß an: Du verfaust mir die janze Illufionierung! Bis mir die Ziden zu dumm wurden, und ich die eiserne Bettstelle mit eine hölzerne von die Nachbarin vertauschte. Worauf er mir die halbe Kücheneinrichtung zertöpperte und eine Innenarterie mit Drähte treuz und quer an die Dede Img anlegte. Daß er babei halbe Kücheneinrichtung zertöpperte und eine Innenarterie mit mit die Leiter umtippte unb 14 Tage von die Arbeit wegbleiben bioß nebenbei. Innerlich war ich trotzdem froh, denn er hatte sich mußte, so daß ich den Strolch mit Wäschewaschen ernähyren mußte, die hölzerne Arterie und ließ feinen Radio trillern. Gines Lages tie Schnauze so gefloppt. daß er ganz fusch war. Nu lag er in aber, id dente an nischt Böfes, und hänge meine Wäsche an die Innenarterie auf, fommt er nich wie wahnsinnig raus, feht mir die faubere Wäsche in den Dred, und wie ich mir das höflich vabitte, indem ich ihm bloß frage, ob es bei ihm pict, da läft er mir so eine, daß ich dente: Bei mir Moffe, vons Dach burch alle Etageren bis in'n Keller! Nu cars aus. Id meine Klamotten einpacken und die Scheidungstlage einreichen, war eins."

ftellung der Klägerin einzuwenden und bittet nur, als ihm der Vor­Der Beklagte hat wenig gegen die an sich zutreffende Dar. fizende tlar macht, daß auf Grund dieser Tatsachen er selbst als schuldiger Teil ertiärt werden müßte, feierlichst um Berzeihung, die ihm seine Gattin denn auch endlich, nach fräftigem Zureden der beiden Anwälte bewilligt, zumal sie hört, daß die Ursache allen 3mistes, der ominöfe Radioapparat, als unangemeldet" befchlag. nahmt wurde. Als sie mit dem reumütig Liebe und Gehorsam schwörenden Kart erhobenen Hauptes den Gerichtsjaal verläßt, tönt es noch einmal von ihren Rosenfippen: Du kannst dir gratulieren. Bei mir Hannover  : Immer an die Leine!"

Arbeitslosigkeit unter den russischen   Herzfen. Ein Herzfefongrek, der dieser Tage in Petersburg   stattfand, beschäftigte sich mit der schweren Lage des Aerzteftandes in Petersburg  . Während die Provinz, wie der Dit. Expreß berichtet, immer wieder vergeblich um die Niederlassung von Aerzten nachsucht, sammeln sich in Petersburg   viel zu viel Werzte an. Burzeit find 500 von ihnen arbeitslos. Der Kongres bejchloß, alle Aerzte, die sich grandfäglich weigern, einen Ruf in die Proving anzunehmen, aus dem Bergteverbande auszuschließen.

Reichstagswahl und Ausland. Pariser   und Londoner   Beurteilung des Wahlausfalls.

Paris  , 5. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Auf Grund der ten denziösen Berichte, die die Berliner   Korrespondenten der hiesigen schaft gegeben, hatte man hier mit einem großen Sieg der extremen Blätter seit Wochen über die Stimmung in der deutschen   Wähler­Nationalisten gerechnet. Die bisher vorliegenden Wahlresultate zei­gen, wie sehr die öffentliche Meinung in Frankreich   wieder einmal irregeführt worden ist. Selbst sehr rechtsstehende Blätter müssen anerkennen, daß die Erfolge der Deutschnölkischen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben und auch der Stimmenzuwachs der Deutschnationalen feineswegs überwältigend ift. So schreibt der Intransigeant": die extremen Nationalisten felen von der Deutschnationalen Bolfspartei geschlagen worden, und felbft in Bayern   habe Tirpik über Ludendorff zu fiegen vermocht. Troß der maßlosen Propaganda der chauvinistischen und Revanche­politiker habe das deutsche   Volt es abgelehnt, sich der Reaktion in die Arme zu werfen. Offenbar habe man in Deutschland   erkannt, daß alle Revancheabsichten Europa   in geschloffener Abwehrfront be reiffinden würden. Das Urteil des Temps" geht dahin, daß die Wahlen

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feinerlei grundstürzende Aenderung in der politischen Struttur Deutschlands  

herbeigeführt haben. Die beiden bemerkenswerteften Resultate feien, daß die Deutschnationalen nach links an Boden gewonnen, fehr wenig nach rechts verloren hätten, und die Stimmen, die 1920 der Unabhängigen Sozialdemokratie zugefallen, diesmal zum größten Teil zu den Kommunisten übergegangen seien. Außenpolitisch bedeut sam sei, daß die Oppositionsparteien, Deutschvölkische, Deutſchnatio= nale, Bayrische Boltspartei und Kommunisten, start genug feien, um die zur Durchführung des Sachverständigenprogramms notwendi gen Geseke  , die meist eine Zweidrittelmehrheit erforderten, em Reichs tag zu Fall zu bringen. Der Zuwachs der nationalistischen Rechten," schließt das Blatt, dürfte an sich nicht schlimm sein, wenn nicht die raditale Arbeiterschaft die Reihen der Sozialdemokratie verlassen haben würde, um sich der

Diffatur Mostaus

zu unterwerfen. Denn Mostau habe es nunmehr in der Hand, die von den Experten vorgeschlagene Lösung des Reparationsproblems, zum Scheitern zu bringen." Die Liberté" meint: genau wie die

fommunistischen Regierungen in Sachsen   und Thüringen  , so würden auch die kommunistischen   Wahlerfolge nur dazu beitragen, die

egtreme Rechte weiter zu verstärfen.

Condon, 5. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Blätter brüden über die vorliegenden Teilergebnisse der deutschen   Wahl ihre Be friedigung darüber aus, daß sie eine Mehrheit für die Annahme des Sachverständigenberichts ergeben hat. Allerdings wird bezweifelt, baß sich im neuen Reichstag eine 3 weidrittelmehrheit für die notwendige Verfassungsänderung finden wird.

Amerikanische   Presseurteile.

New York  , 5. Mai.  ( Frif. 8tg.) Die New Yorker Breffe ift im allgemeinen befriedigt in der Meinung, daß die An­nahme des Expertenplanes wohl gesichert fei. Nach Depeichen. die aus Washington   in New York   eingetroffen find, hat man auch dort einen guten Eindruck von dem Verlauf und Ergebnis der Wahlen in Deutschland   gewonnen, weil die Netsparteien nicht die erwarteten großen Gewinne erzielt hätten.

Polnische Preffeftimmen.

Warichau, 5. Mai.  ( Eigener Drahtbericht.) Die polnischen Blätter äußern sich dahin, daß die Arbeitsfähigkeit des neuen Reichstags, obwohl die Mittelparteien nicht besonders ge­litten hätten, ernstlich in Frage geftellt fei. Falls die Denticnationalen sich an der Regierung beteiligten, würden fie wahrscheinlich eine Verschleppungstaltit den Sachver ständigengutachten gegenüber befolgen.

Der Verein der ausländischen Preffe hat am Sonntag im Hotel Esplanade feine jährliche Generalversammlung abgehalten. Zum Borstand für das Bereinsjahr 1924/25 wurden folgende Herren ge wählt: Borsitzender! 3. 2. dem Bano( Argentinien  ), Stellvertr. Bor fizender: Mar Bloczyl( Holland  ), Schriftführer Lochner( Bereinigte Staaten), Schagmeister: W. Loewenton- Nafimoff( Rußland  ). Bei fizer: G. de Benedetti( Italien  ), B. Bodter( England), S. Miles Bouton( Bereinigte Staaten), 5. S. Daniels( England), Arel Thorsted ( Norwegen  ), de Billemus( Frankreich  ).

Die Lackschuhe.

Bon Hans Bauer

Neulich bin ich während einer Eisenbahnfahrt mit einem Herrn meines Abteils ins Blaubern gefommer. Es war nicht meine Schuld, daß das Gespräch in ein politisches ausartete. Die Mitfahrenden aber das wurde anders, als diefer plöglich erklärte: Bor zwei maren eigentlich gar nicht so sehr auf der Seite meines Barmers, Monaten, wiffen Sie, da bin ich durch Serbien   gereift, wissen Siel und wissen Sie, was die Arbeiter bort alle tragen? Lackschuhe an den Füßen tragen fie.

"

Es stellte sich im Laufe der weiteren Erörterungen heraus, daß er bamit hatte sagen wollen: Deutschland   hätte den Parlamentarismus nicht einführen und feine Reparationen zahlen dürfen, dann stünde es heute nicht schlechter da als das armselige Serbien  , in dem, weil es feine Reparationen zahlt, sogar die Arbeiter in Lackschuhen spazieren gehen fönnen.

Ich gab mir Mühe, den starken Einbrud, den das Argument jenes Herrn auf das Abteil gemacht hat, zu entfräften. Aber ob es nun daran lag, daß ich mich in einem Abteil dritter Klasse befand, wo die Insassen manchmal weniger intellektuell sind als in solchen pierter Büle, oder ob es meiner Rebe an Eindringlichkeit gebrach: ich wirkte nicht. Es gelang mir nicht, das Problem des Parlamen fchen Arbeiter loszulösen. Es verfing teine Logit, die einleuchtend farismus und das der Reparationen von den Lackschuhen der serbi fompler nicht mit einer so nebenfächlichen Sache in Berbindung ge zu machen versuchte, daß ein hochpolitischer, fomplizierter Fragen­bracht werden dürfe, die noch dazu auf einer vagen Behauptung beruhte.

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Da hielt ich die Bartie schon verloren, als mir plößlich ein Herr zu Syilfe fam, der fehr nachdenklich bisher in seiner Ede gesessen hatte. Es fragt sich natürlich," warf er ein, was es mit den Lad schuhen auf sich hat. Auf dem Baltan, müssen Sie wissen, wird häufig eine Badimitation getragen. Wer nicht, wie ich, von der Branche ist, läßt sich leicht täuschen."

Das Abteil horchte auf. Der Serbienreisende fonnte nicht recht Rede und Antwort stehen. Da wurde das Abteil mißtrauisch. einen Vortrag gehalten hätte, würde seinem Verständnis eher be Wer ihm jetzt über die Notwendigkeit der Reparationszahlungen gegnet fein.

Ich hatte keine Luft dazu.

Der Stidstoffverbrauch der Erde stieg nach einem Bericht der Umschau" von 808 031 Tonnen im Jahre 1913 auf 1 285 399 Tonnen im Jahre 1918, alfo um 59 Prog. Dabei baben fich die Methoden der Gewinnung in sehr bezeichnender Weise verändert. Die Bindung von Lufiftichstoff hat cußerordentlich zugenommen, während die Ber wendung von Chilefalpeter und Rotereiprobuften zurüdgegangen ist. Der Luftstickstoff deste im Jahre 1922 41 Bros. des Gesamtver brauches von 875 000 Tonnen; 35 Broz. tamen auf den Chilefalpeter und 24 Broz. wurden auf anderem Wege gewonnen, hauptsächlich aus den Waschwässern der Rotereien und Gasanstalten. In den Vers einigten Staaten überwiegen die letzteren Quellen noch bedeutend die Bindung des Luftftichstoffes, der nur 8 Prozent von dem Jahresver brauch von 179 000 Tonnen im Jahre 1922 ausmachte.