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Neichsregierung. Sie markieren Sfilrf« und ruhiges Ab» warten, währci�d sie in Wirklichkeit drängein und fieberhast die Bedingungen crikterm Sie wollen in der Reichsregierung die alte Taktik fortsetzen: die Parteien der bürgerlichen Mitte so zu hemmen, dag sie auch in der Frage, ob das Sachoer- ständigengutachfen angenommen oder abgelehnt werden soll, zu keiner klaren Entscheidung kommen. Die Durch- sührung dieier Taktik aber erfordert von ihnen die Aufgabe des unversöhnlichen oppositionellen Standpunkts der Erfüllungs- Politik gegenüber. Um in der Koalition mit den Mittel- Parteien die aktive und aussichtsreiche Erfüllungspolitik Sabotieren zu können, müssen sie grundsätzlich aus den Zoden der Erfüllungspolitik treten. * Das ist die politische Wendung, die H e r g t mit seinem Wunderinterview vorbereitete. Damit wendet er sich ab von der agitatorischen Opposition, die seine Partei gegen die Erfüllungspolitik überhaupt getrieben hat, mit der sie die Wahlen vorbereitet und die Wahlen geführt hat. Seine Parteifreunde jm Lande und die Schar der deutschnationalen Mitläufer haben das sehr wohl begriffen, und es scheint, daß es bei Herrn H e r g t Proteste van dcntschnationalen Wählern hagelt, die sich heute schon betrogen fühlen. Schon setzt muß die Parteiführung zur Einigkeit und zum Zusammenhalten mahnen. In derKreuz-Zeitung  " schreibt GrafWestarp: Zum Schluß sei noch ein Wort der Dtahnung an die eigenen Parteifreunde gerichtet, zu der mir auch manche Presseäußerung der letzten Tage Anlaß gibt. Diejenigen, die in solchen Fragen als Unterhändler die Partei zu vertreten haben, dürfen in ihrer Dewe- gungsfreiheit nicht gehemmt fein; sie müssaNi, um auch innerlich die nötige Freiheit des Handelns zu haben, des Vertrauens der hinter Ihr st eher, den Partelen selb st da sicher sein, wo sie vielleicht im Augenblick der Oeffentlichkclt über den einzelnen taktischen Zug und seine Gründe nicht volle Klarheit geben könne». Deshalb geht es nicht an. sofort sich von Mißtrauen erfüllen zu lassen oder gar dem nach außen hin Ausdruck zu geben, wenn die Dinge nicht ganz durchsichtig sind und wenn man damit im Grunde genommen nur den Gegnern auf den Leim ihrer fallchen Darstellungen geht. Dabei möchte ich nicht dahin miß- verstanden werden, daß ich etwa beabsichtigen wollte, Kritik zu unter- binden: nur bitte ich um Zurückhaltung in der Oeffent» l i ch k e i t. soweit diese nötig ist, damrt nicht der Eindruck von Zerrissenheit die Stoßkraft schwächt." Es muß also vernehmlich im Gebälk knistern, daß W e st a r p seine beschwörende Stimme erhebt! Die Wandlung zur Erfüllungspolitik ist den Deutschnatio- nalen so rasch gekommen, daß Westarp in derKreuz- Zeitung  " es unternimmt, eine Verbindung herzustellen zwischen dem, was sie immer gesagt haben und dem. was H e r g t gesagt hat. Bei der Bemühung, H e r g t zu decken gegen die Opposition in der eigenen Partei, muß er die Basis von H e r g t verteidigen: Niemale hat die Deutschnationale Volkspartel den Standpunkt vertreten, duß Deutschland   jede Verhandlung über die Vor» schlage der Sachverständigen von vornherein ablehnen solle." Die grundsätzliche Wandlung von der nationalen Oppo- sition gegen die Erfüllungspolitik zur Erfüllungspolitik selbst »o«ist damit zugegeben. Zwischen diesem Standpunkt von Hcrgt und Westarp und ihrem bisherigen Kampf gegen die Er- füllungspolitik ist kein Ueberganq, sondern«ine grundsätzliche Kluft. Von den bürgerlichen Mittelparteien trennt sie in der Frage der Erfüllungspolitik nicht mehr ein Unterschied der grundsätzlichen Einstellung, sondern ein Unterschied des Grades, des guten Willens, des Gefühls für das poli­tisch Notwendige. « Diese Unterschiede aber sind sehr groß. Sie treten sofort zutage in der Stellung zum Sachverständigengutachten. W e st a r p will nicht die A n n a h m e des Sachverständigen»
die Großmutter. Von Mich, von Lindenhecken. Der völkische Abgeordnete und Schriftsteller Reinhard Qualle saß am Schreibtisch. Zur Linken log ihm die soeben erschienene 20E Auflage des Dinterichen MeisterromansDie Sünde wider da» Blut", feine Rechte schrieb emsig an einem IubelartiM, den Qualle in die Worte ausklingen ließ: So ist denn Linters   Buch ein««wige Warnung an das deutsche   Volk, sein reines Edelblut niemals mit semitischem Schmutzsast zu mischen. Negerartige, mißgestaltete Vastalde bis Ins zehnte Glied sind das Refutat einer auch nur einmaligen Der. fehlung, denn da» ätzende Gift der niederen asiatischen Raffe tötet selbst verdünnt alle edleren arischen Bestandteile ab. Roch ekelhafter und aussätziger al» der rassereine Jude ist der Juden» Mischling, dieser Auswurf der Menschheit, zumal er das Gift oft unerkannt fortpflanzt. Die Ausrottung dieser in geiler Mischung gezeugten Ludenstämmlinge muß oberstes Ziel einer deutschzuträz- lichen Politik fein." Reinhard Qualle ließ den Halter sinken. Cr mußte wohl lange und tief gegrübelt haben, denn er wußte selber kaum, wie der fremd. artige ostgesten'.pelte Brief in sein« Hände gelangt war, den er jetzt erbrach. Er las: Justizrat und Notar Schneidemühl  , den...... Dr. Guftew Schneider. Sehr geehrter Herr Qualle! Vom Amtsgericht Schneidemühl   bin ich zum Testamentsvoll- strecke? über den Nachlaß des unverehelichten Bankiers Nathan Jaquier Goldwasser bestellt worden. Ein Testament des Verblichenen konnte nicht aufgefunden werden. Meine Nach- forjchungen nach gesetzlichen Erben haban folgendes ergeben: Leib- liche Nachkommen des Verblichenen selber' sowie der Eltern und Großeltern des Verblichenen find nicht am Leben. Dagegen existiert ein Nachkomme des Urgroßvaters Schloime Beer Gold­wasser, dessen Tochter Rebekka Taube Goldwasser den Attuarius Friedrich Wilhelm Qualle in Bentschen   ehelichte. Aus dieser Ehe gingen hervor der spätere Fleischermeister Gottlieb Theodor Qualle sowie drei roeite« Kinder, die ohne Nachkommenschaft gestorben sind. Dogegen ehelichte Hexr Gotliisb Theodor Qualle die Bäckers- tochter Amalia Gieskanne. welcher Verbindung als einziges Kind Herr Schriftsteller Reinhard Qualle, d. h Sie selber, ent- stanvmen. Mangels weiterer Erben sind Sie daher als Leibes» und Universalerbe des Nathan-Jaquier Goldwasser anzufthen. Indem ich Ihnen meine Glückwünsche zu der nebenbei auf eine Goldmillion geschätzten Erbschaft ausspreche, halte ich mich Ihnen zu werteren Diensten bestens empfohlen usw. usw." Fassungslos ließ Reinhard Qualle das Papier sinken. Eine Milljonenerbschast... doch der Jubel wollte nicht über sein«
gntackstens. sondern Verhandlungen übe? das Sachverstän» digengutachten. Diese Verhandlungen sollen in der U e b e r-- reichung von Gegenvorschlägen bestehen. Er will serner die Entscheidung über das Sachverständigen- gutachten knüpfen an Bedingungen. Die Loslösung der wirtschaftlichen Fragenkomplexe von den politischen, die die Sachverständigen herbeigeführt haben, soll wieder beseitigt werden, die politischen und die wirtschaktlichen Fragen sollen wieder unlösbar verknüpft werden. Der große Fortschritt, den das Sachverstöndizengutachten bedeutet, würde dadurch vernichtet werden, statt der wirtschaftlichen Vernunft bekäme dann wieder nationalistische Leidenschaft das Wort. Zu diesen politischen Bedingungen sollen Borbehalte treten, die sich auf den Inhalt des Gutachtens beziehen. Westarp erklärt: Es kam: hinzugefügt werden, baß die Parteileitung unter Her- anziehung weiter ihr zur Verfügung stehender Kräfte an der Arbeit ist, um diese Vorbehalte bis in die Einzelheiten hinein auszugestalten. Dazu gehören eingehende technische, wirischoftliche und rechtliche Erwägungen. Im Grundsatz steht nach wie vor fest und ist kein Zweifel darüber zulässig, daß die Deutsch  - nationale Volkspartei entschlossen ist, die Vorschläge abzulehnen, wenn die von ihr als unerläßlich er- achteten Bedingungen und Vorbehalte die außer­halb des Gutachtens liegen und die feinen Inhalt betreffen nicht durchgesetzt werden können." Die Regierung der bürgerlichen Mittelporteien hat das Gutachten alsunteilbares Ganze" angenommen. entsprechend den Anforderungen, die die Sachverständigen selbst gestellt haben. In dieser Bedingung liegt eine Härte, aber auch ein Schutz für Deutschland  . Dies? Annahme schafft in Amerika   und England, in Italien   und Belgien   eine für Deutschland   günstige Situation. Wird sie zerrissen durch dcutschnationale Bedingungen und Vorbehalte, so ist diese Situation versäumt, so wie in der Vergangenheit manche gün- stige Situation versäumt worden ist. Die deutschnatio- nale Erfüllungspolitik nach dem Muster von Hergt und Westarp müßte zerschlagen, was bisher erreicht ist. Es ist die Vorbedingung einer aktiven und aussichtsreichen Er- füllungspolitik. daß an ihre Spitze die Annahme des Sachverständigengutachtens gestellt wird. « Das Sachverständigengutachten bedeutet eine schwere wirtschaftliche Belastung Deutschlands   auf lange Zeit hinaus. Es wird niemand in Deutschland   sein, der leichtherzig für seine Annahme eintritt. Aber es ist heute der einzige Aus- weg, der sich uns zeigt. Ein Wunder wird Deutschland   nicht retten, es kann sich nur retten durch seine eigene Arbeit. Die Annahme des Sachverständigengutachtens ist der Beweis für den Millen und die Kraft Deutschlands  , si�b ielbft nt belfen. Von der Annahme hängt es ab. ob Deutschland   Kredit im Auslande erhalten wird, ob die Schuld internationalisiert wird. Die Annahme ist ein Schutz gegen weitere Uebergriffe auf deutsches Gebiet und in die deuftche Souveränität. Wird diese Gelegenheit versäumt, so hat Deutschland   zu wählen zwischen einem neuen harten Diktat, einem zweiten London  , oder aber den Krieg gegen die ganze Welt. Deutschnationale Verschleppungs» und Sabotagepofitik darf nicht abermals diele Situation durchkreuzen. Die Waffe des Bo l k s e n t s ch e i d s ist das Mittel, um den Willen des Volkes zur Befreiung durch die Erfüllung zur Geltung zu bringen, wenn der Machthunger und die Regierungslüsternheit der Deutschnationalen die Voraussetzungen für diese einzig aussichtsreiche Politik zerstören will. Durch den Appell an den Volksentscheid gebietet die Sozialdemokratie dem verhäng- nlsvollen außenpolitischen Wirken der Deutschnationalen Ein» halt und sichert den klaren Kurs in der Außenpolitik. Sie wird mit derselben Entschiedenheit klaren Kurs in der Frage der Verteilung der Lasten fordern, und, wenn es sein muß, auch in dieser Frage, vor allem in der Frage des Acht- stundentages, an dos Volk appellieren.
Lippen. Denn wie sollte er die Erbschaft antreten? Um zu den Millionen zu gelangen, mutzte er, der deutschoölkische Schriftsteller und Abgeordnete Reinhard Qualle sich als blutsverwandten Erben eines o es ist In die Eide zu sinken eines Nathan Jaquier Gold» wasser bekennen, mußte er das sorgsam gehütete Geheimnis seiner jüdischen Großmutter Rebekka Taube ausgerechnet diese Vor» namen I preisgeben, mußte er... gudenstämmlingl" zischte plötzlich eine schneidende Stimme hinter ihm. Erschrocken fuhr Qualle herum. Wahrhaftig, da stand der groß« Arthur Dinier selber, hohnlachend mit dem Zeigefinger aus den her» abgesunkenen Brief weisend, den er über die Schulter des Erregten hinweg gelesen hatte. Meister, glauben Sie mir," stammelte Qualle,es ist ein Miß- Verständnis, eine Personenverwechslung... Ich bin gar nicht identisch mit dem hier gesuchten Reinhard Qualle, rch stamme viel. mehr von..." Schon gut," schnitt Dinier dem Verwirrten das Wort ab.Wenn dem so ist, schreiben Sie bitte hier in meiner Gegenwart an das Amtsgericht Schneidemühl  , daß Sie auf bis Erbschaft des Nathan Jaquier Goldwasser in aller Form Verzicht leisten. Wie Sie wissen ist ein solcher Verzicht unwiderruflich." Da aber flog Reinhaid Qualle in die Luft. Etwas brach In Ihm durch, was entschieden von Rebekka Taube Goldwasser herstammen mußte. Verzicht leisten," keuchte er,Verzicht leisten?" Haben Sie nicht gelesen, daß die Erbschaft auf eine Million Goldmark geschätzt wird? Eine Goldmillion darauf verzichten für Ihre blöde Theorie, mit der Sie übrigens mich selber schwer beleidigt habenl Halten Sie, Herr Dinier, mich wirtlich für so..." Cr suchte nach einem Aus- druck, bis es ihm wie von selber durch die Zähne fuhr:»... hallen Sie mich für so meschugge?!" Kreischend hatte er diesen semitischen Ausdruck hervorgestoßen, und darüber erwachte er. Seine Augen suchten nach dem Brief des Justizrats Dr. Schnei- der, aber der wie Herr Artur Linters Erscheinung waren Traum des am Schreibtisch Entschlummerten gewesen. Dagegen lag noch, wie er es vor dem Einschlummern ärgerlich hingehauen hatte, vor ihm das deutschnationale Blatt mit der fettgedruckten Notiz:Reinhard Quallcs jüdische Großmutter". Schade," seufzte Qualle, daß dos übrige nur Traum war. Für eine Million nähme man's in Kauf.. Dann fiel ihm der vergessene Dinter-Artikel«In. Einen Augen- blick schien es, während er die Schlußsätze noch einmal durchlas, als suche seine Hand t«s Manuskript zu zerreißen. Aber dann stieg ein neuer Gedanke in ihm auf:Dies unter meinem Namen gedruckt, wirkt als die best« Widerlegung der blöden Angriffe." Reinhard Qualle klingelte. «In die Setzerei!" rief er dem eintretenden Redaktionsdrener zu.
Luüenöorff in ffalle. Monarchistenunfug odervaterländische Feier"? Triumphierend verkündet der deutschnationaleTag", daß die Generäle Ludendorff  , Märker und a Stein in Halle eingetroffen sind. Das deutschnationale Blatt iäßt sich melden: Halle   steht im Zeichen des morgen stattfindenden Deutschen  Tages und der Enthüllung des Moltke-Denkmals. Die Straßen sind erfüllt von Tausenden von Fremden, namentlich aus Miltel- und Südbeutschland, die!n Sonderzügen, Autos und in Trupps zu Fuß cintrefsen, vornehmlich Jugendliche. Das Tragen von offenen Föhnen ist verboten. Fast alle Häuser der Stadt sind mit'chwarzwelßroten Fahnen geschmückt. Die Generals Ludendorff, Zllarker und von Stein sind gestern schon in Halle eingetroffen. Sie wohnten heute vormittag der großen Kant-Feier der Universität Holle bei. Die Siudenlenfchast bereitete ihnen Ovationen Zur Auf- rechterhaltung der Ordnung ist die Polizei durch Aufgebote aus vielen Städten verstärkt worden. In der Artilleriekascrne liegen große Trupps von Reichswehr  ." . Die Art der Aufmachung in dem Scherl'fchen Man» narchisten'olatt genügt vollständig, um die Frage zu beantwor- ten, die die volksparteilicheZeit" an uns richtet. Die»Zeit" fragt, ob es sich um einevaterländische Feier" oder umUnfug" handele und meint: Es handelt sich hier nicht um irgendeine der üblichen Deran- staltungen mit mehr oder weniger politischem Hintergrund, son- der» um die Wiedergutmachung eines schweren Unrechts und eines schweren Schedens, der dem vaterländischen Empfinden weitester Teile des ganzen deutschen   Volkes zugefügt worden ist. DerVor- wärts" täte gut, das zu beherzigen und sich von Angriffen fern- zuholten, die nur als neue Verunglimpfungen empfunden werden können. Völlig unverständlich aber ist es, wenn demo» trotifche Blätter nieV o s s i s ch e Zeitung" undBerliner Tageblatt" in dieselbe Kerbe hauen und gar ein allgemeines Verbot der Haller Feier fordern. Damit werden sich di« Demokraten im Ansehen der bürgerlichen Elemente unseres Lölkes sicherlich nicht befestigen." Völlig unverständlich" sind keineswegs die Mahnungen der bürgerlichen demokratischen Presse, völlig unverständlich ist mir die Blindheit, mit der die volksparteilicheZeit" geschlagen ist. Das Austreten Ludendorffs, das Arrangement des 11. Mai in Halle b e w e i st zur Genüge, daß es sich eben nicht um einevaterländische Feier" handelt, gegen die wir selbstverständlich nicht das geringste einzuwenden haben würden, sondern daß es ein bewußter und plan- mäßig organisierter Versuch ist, die H i t l e   re i mit Hilfe des Herrn Iarres auch in Norddeutschland einzu­führen. DieZeit" weiß, was diese Art vonvaterländischen Feiern", mit denen man in Bayern   auch den Hitler  -Putsch vorbereitet hat, Bayern   und weiter darüber hinaus ganz Deutschland   an moralischem Ansehen gekostet hat und wie sehr das ganze Staatsgefüge dadurch gelockert wurde. Diesem Unfug muß in Norddeutschland von vornherein gesteuert werden. Mit vaterländischer Gesinnung hat er gar nichts zu tun. DieZeit" täte besser, wenn sie den M u t hätte, das offen von vornherein auch zu betonen und nicht aus Angst vor deutschnationaler und deutschvölkischer Konkurrenz Geister hochkommen zu lassen, die man nachher nicht wieder los- werden kann. Nachdem unter dem Ausnahmezustand die Maifeier verboten war, ilt es eine Provokation sonder» gleichen und eine politische Kurzsichtigkeit und F e I g h le! t allerer si e n Ranges, daß man die offen« Vorberei- tung des Bürgerkrieges, denn um nichts anderes han- delt es sich bei diesen Ludendorff-Paraden, von Reichs wegen auch in Norddeutschland duldet.
Landbüudler und Deutschnationale. Die vier in Württem- berg gewählten Abgeordnclen, nämlich: Körner, Vogt. Hang, Frbr v. Staufienberg und der in Hellen gewählte ?Ibgeordne>e Dorsch werden den Deutschnalionalen beitreten.
Lesefrüchte. Ich durchstöberte die Zeltung nach Wahlresultaten. Dabei ent- decke ich. daß bei den Stadtverordentenwahlen in Essen   auch die Partei für Leibesübungen" zwei Sitze erranq. Es scheint, daß diese Partei in unangebrachter Bescheidenheit ihren Wirkungskreis bisher auf Essen   beschränkte. Jedenfalls hatte sie bedauerlicherweise bei den Rcichstagswahlen in Berlin   und Um- gegend noch keine Kandidaten aufgestellt. So kommen wir auch um die Genugtuung. Kandidaten dieser Parte! im Reichstag zu sehen. Schädel Denn unzweifelhaft handelt es sich doch um eine ge» niole Idee, das Bekenntnis zu den Leibesübungen zur Basis einer Partei zu machen. Kann es etwas Wichtigeres, etwas Hehreres geben als die gemeinsame Freude am Müllern und der tiefe Glaube an die erlösende Wirkung des Fußballsports? Was: G e i st e s Übungen?! Wie unmodern und langweilig! Auf Leibes Übungen kommt es an, und insbesondere in der Po- litik. Kein Zweifel, daß hier der Partei für Leibesübungen die Zu- .fünft gehört. Wer wirb noch zu mucksen wagen, wenn die leibes- geübten Erwählten dieser Partei im Parlament ihre Boxerpüffe den Gegnern richtig zu Eemüte führen?! Ich sehe bereits im Geiste vor mir die Zeit, da die Partei für Leibesübungen den Ministerpräsidenten stellt, die Partei für Ka- narienzucht den Außenminister und die Partei für Pflege des beut- schen Voltsliedes den Minister des Innern. * Dann fallen meine Augen auf ein riesengroßes Inserat gerade unter den Wah'depeschen. Die Firma Soundsoofferiert freibleibend" optische Teile von Zielfernrohren", Pferdegeschirre, Damenmäntel, Schnürsenkel, Motoren, Ventilatoren, Kochkessel und hundert andere gute Dinge mehr. Und dann steht da noch, hinter dem Firmennamen, in gesperrtem Fettdruck:«Lieserantin erster Regierungen und Be» Hörden  ". Da streiten sich nun die Parteien und sorgen sich die Zeitungen, wie auf Grund der neuen Reichstagswahlen die künftige Regierung 'aussehen soll. Die Firma Soundso erklärt sich bereit, neben den Schnürsenkeln, Kochkesstln und Ventilatoren aucherste", soll doch wohl heißen: erstkassige, allen Situationen gewachsene Regierungen zuliesern". Meine Frau meint allerdings, es fei etwas anderes gemeint. Die Firma verspreche nicht, Regierungen zuliefern", sondern mein« nur, daß sie Regierungenbeliefere". Ich w ll mich ihren Beweisgründen nicht verschließen(das ist bei einer Frau immer das Geratenst«). Deshalb erweise ich aber der Geschäftstüchtigkeit dieser Firma nicht weniger mein« Reverenz. Regierung was ist für den Herrn Kommerzienrat X. Y.   eine Re- gierung?! Sie imponiert ihm um keinen Deut mehr als I. G. Gold- staub u. Mandelbaum, Barchenthosen en«ros. Er klassifiziert die p t. Regierungen just so wie die Firmen, mit denen er in Geschäfts» Verbindungen steht. Die eine istprima", die andere mies, je nach Eeschäftsumsang und Zahlungsfähigkeit. Der gute Kaufmann legt natürlich nur auferste" Regierungen Wert. Am Ende steht aber mit dieser Wertschätzung von Regierungen und Behörden der Inserent der Pferdegeschirre und Damenmäntel in derDAZ." nicht ganz allein unter seinen K'assengenossen. Repomut.