Der deutsche Blut- Tag von Halle.
Die Rechte triumphiert mit Grund!
Der Standal von Halle schreit zum Bimmel Bill man recht ermessen, mas bort gespielt wurbe, dann muß man die jubeln. den Berichte der Deutschen Zeitung" genießen, die bekannt böttisch und deutschnational zu gleicher Zeit ist. Ihr Sonderberichterstatter gibt eine fellende Schilderung dessen, was er in Halle sah. So singt er zum Preise der nationalen" Heerscharen:
Gegen 10 Uhr begebe ich mich hinaus zum Barabeplay, ber Bjerberennbahn, die unten in den weiten Wiesen des Saaletals liegt. Nur mühselig findet sich der Kraftwagen durch das Gedränge auf den Unmarschwiesen, trozdem geradezu muster gültige Disziplin herricht. Aber die Abteilungen müssen ja alle über die Saalebrüde und so ballt sich der Berkehr zu einem grandiosen Strom, der sich über die Anmarschstraße zum Baradeplab mälzt. Eine Musikkapelle hinter der anderen, eine Formation hinter der anderen, Zuschauer, Studenten, dazwischen berittene Polizei und unendliche Autofolonnen.
Und dann eine Schilderung vom Dentmalsplay:
Dann rückten die Fahnenabteilungen heran. Ein Wald non Fahnen und Standarten, an Zahl breitausendfechshundertpierzig. Es ist ein überwältigender Einbrud, wie sie heranziehen in Zehnerfront, geführt von den Halloren, es folgen Kriegervereine, Studenten, Stahlhelm mit seinen ungezählten alten deutschen Kriegsflaggen, die düsteren Banner des Behrwolfs. Die Bayerischen Abordnungen, vertreten vor allem Durch die Reichsflagge" aus Hof, die mit ihrer Kapelle eingetrof fen ist. Der Jungdeutsche Orden mit ungezählten Kreuzbannern, die Jugendverbände. Wer sollte sie alle aufzählen, fönnen? Aber das Bild war von überwältigender Größe, wie Diese 3640 Fahnen sich um das Denfmal scharten, einem Walde gleich, und wie von Dächern und Fenstern ein Blumenregen über die Fahnen herabgestreut wurde.
Endlich ist der Barde Maurenbrechers wieder am Baradeplag auf der Rennwiese. Man genieße seine Begeisterung:
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Um 2 Uhr beginnt die Parade. Welch ein Anblid, wenn man von der Saalebrücke in den Fahnenwald schaut, der fich über Quadratkilometer auf den Miesen erstreckt. Die einen meinen, es stünden dort in Reib und Glied an die 200 000 Mann, die anderen jagen, es feien nur" 150 000. Was daran richtig ist es mar fhwer zu beurteilen; aber daß dort eine gigan= tische Zusammenballung von deutschen Männern vor sich gegangen war, das erkannte jeder sogleich. An hundert Musikfapellen joylagen an und die Ehrengäste beginnen die Fronten abzuschreiten. Ein Unternehmen, das nach fast halbstündigem Borbeimarsch an den viel hundert Meter langen Fronten als aussichtlos und undurchführbar aufgegeben werden muß. Es hätte stundenlang dauern müssen, hätten die Generäle alle Fronten wirklich abschreiten sollen. So beginnt denn der Borbeimarsch, der ganze drei Stunden dauert.
Stramm, begeistert ziehen die Männer vorbei. Bataillone, Regimenter, Divifionen, ganze Armeen. Aus allen Teilen Deutschlands sind sie zusammengeeilt, immer nur kleine Vertretun. gen. Bellzählig wohl nur aus der Gegend von Halle und dem näheren Mitteldeutschland. Achtung! Augen rechts!" Und die Beine fliegen, oft in rührender Begeisterung. Die Jungen und Jüngsten reißen die Knochen auseinander. Die Führer grüßen. Der Jungdeutsche Orden zieht mit seinem Drbensgruße vorüber, die rechte Hand aufs Herz gelegt. Und schließlich, als die Sonne schon ganz tief steht und die Abend feuchte durch die Saalwiesen schwebt, tritt als Schlußkolonne der Hallenser Stahlhelm zum Borbeimarsch an.
Beim Heimmarsch erlebt der Mann das große Wunder:" Den im Auto davonfahrenden Ehrengästen, insbesondere dem Brin. gen h Ostar und all den anderen meltfriegserprobten Generälen" werden Huldigungen dargetracht. So ist der Ostar auch noch zum General geworden, was er als einer aus der feltenen deutschen Familie, die feinen einzigen Sproß im Weltkrieg verlor, mit leberraschung lesen wird.
Jarres weiß von nichts.
Man wird den Triumph der Bölkischen erst vollständig würdigen fönnen, wenn man sich des Wortlauts der Verordnung des Reichspräsidenten über dre Abwehr staatsfeindlicher Bestrebungen" vom 8. Februar 1924 erinnert. Dort heißt es in§ 3:
Schlagobers".
Deffentliche Versammlungen unter frelem Himmel and Mef3äge auf öffentlichen Straßen oter Plagen find verboten.
Die Landeszentralbehörden oder die von ihnen bestimmten Stellen fönnen Ausnahmen zulassen.
Auf diesen Wortlaut beruft fich eine Erklärung des Reichsinnen ministers Jarres, der von der ganzen Angelegenheit nichts wissen will. Er läßt versichern, daß ganz allein die preußischen Behörden für ein Berbot zuständig waren und daß die Entscheidung gefällt sei, ohne daß er irgendwie das preußische Ministerium des 3nnern beeinflußt hale.
Sarres begreift augenscheinlich nicht, worauf es antommt. Auf Grund der Ausnahmeverordnung mußte sowohl in Preußen als in Sachsen die Maifeier verboten werden, well, wie das sächsische Ministerium in seiner Beröffentlichung hervorhob, der Reichsminister feine Ausnahme zulasse. Wenn jetzt der Deutsche Tag" in Haile genehmigt wurde, so jo war das zweifellos ein schwerer Berstoß gegen die Aus nahmeverordnung, die öffentliche Rundgebungen unter freiem Himmel grundsäglich verbietet. Nun merden fich die preußischen Behörden äußern müssen.
Was die Presse sagt.
Die bemokratische Bess. 3tg." sagt zu bem Trauerfpiet von Halle :
Eine nationale Rundgebung sah gestern nicht die Saale , fah nur der Rhein . Der Deutsche Tag war gestern nicht in Halle, er war in Köln .
Der Tag von Köln würde weit reiner und leuchtender strah len, wäre der von Halle unterblieben. Es ist angeregt worden, die völkische Kundgebung zu verhindern. Die preu Bifche Staatsregierung selbst erklärte, sie wolle nötigenfalls noch im legten Augenblid ein Berbot aussprechen. Dann ist es doch unterblieben, sehr zum Schaden des Reichs. Weshalb unterblieb es? Was zwischen den Reichsämtern und den preußischen Stellen darüber verhandelt wurde, das muß der Allgemeinheit unterbreitet werden. Sie hat ein Recht, zu wissen, weshalb unterlassen wurde, was drin. gend erforderlich war. Sie hat ein Recht, zu verlangen, daß nie fich wiederhole, mes gestern leider sich zutrug... Gestern hat die Staatsgewalt ihre Gegner mit zweierlei Maß gemessen. Das darf sich nicht wiederholen.... Unter der festen Regierung der Großen Koalition mar Preußen und damit fast ganz Deutschland ein Fels der Ordnung. Der blutige Sonntag von Halle ist eine ernste Erschütterugn. Es muß die letzte sein!
In der Berliner Bolfsztg." heißt es:
Die Regierung hat es nicht verstanden, ben schweren Schlag, der an diesem Lage in Halle gegen fie geführt wurde und den sie voraussehen mußte, zu verhindern, Sie begnügte sich damit, den protestierenden Kommunisten durch eine Abriegelung Hyalles den Zutritt mit Waffengewalt zu verhindern und erreichte, daß -und man muß hier vom formalen Recht absehen- das Gefühl, mit ungleichem Maß gemessen zu werden, nicht nur in Der radikalen, sondern auch in der gemäßigten Arbeiter und Bürgerschaft zu einer Erbitterung führte, bie nicht nur die geftrigen blutigen Folgen hatte, sondern gerade in dem gefähr lichen mitteldeutschen Bezirk noch auf lange hinaus sich
auswirten wird.
Sogar die volksparteiliche Beit", die noch vor wenigen Tagen fich schüßend vor die" Baterländischen" von Halle stellte und ein mögliches Verbot weit von sich wies, meint jetzt, auch bei voller Zustimmung zu dem Gebanten diefer nationalen Feiern fann man doch der Meinung fein, daß wir gut daran tum würden, diese Feiern mit politischem Geschid zu verbinden, und daß es vielleicht nicht gerade geboten war, den Borfihenden der Deutſchool. tischen Freiheitspartei in den Mittelpunkt diefer Jeler zu stellen."
Die Wirkung im Ausland.
Fraktion der Mitte im Reichstag?
Eine bürgerliche Rorrespondens weiß folgendes zu melden: Es steht noch feineswegs feft, daß die Deutsnationalen mit hinzunahme der neun Size der Landliste die stärkste Fraktion im neuen Reichstag bilden werden. Wie wir erfahren, sind bei den Mittelparteien Bestrebungen im Gange, aus dem Zentrum, der Deutschen Bolkspartei und den Demokraten eine Fraktion zufammenzuschließen, die vielleicht den Namen„ Nationaler Blod der Mitte" führt und in der die einzelnen Parteien ihre politische Selbständigkeit behalten würden. Fraktionsbildungen aus verschie denen Parteien hat es schon im Reichstag der Borfriegszeit gegeben. Damals schlossen sich die Antisemiten verschiedener Richtung mit den Vertretern von Wirtschaftsgruppen und den Christlichsozialen zufammen. Die Fraktion der Mitte im neuen Reichswürde mit seinen 65 Stimmen die stärkste Gruppe sein und könnte tag würde 137 Abgeordnete zählen. Das Zentrum würde mit feinen 65 Stimmen die stärkste Gruppe fein und könnte also den Reichstanzler Marg auch für den neuen Reichstag präfentieren. Es wird damit gerechnet, daß die neue Fraktion die wohlwollende Neutralität der Sozialdemokraten finden wird. Dann wäre es möglich, daß sie darauf verzichtet, neben dem Reichskanzler auch den Reichstagspräsidenten zu stellen, zumal bei den Abgeordneten der Mitte der Wunsch besteht, die allgemein anerkannten Fähigkeiten des bisherigen Reichstagspräsidenten 23be auch dem neuen Reichstag zu erhalten. Kommt die angestrebte Fraktionse bildung zustande, so würden sich die großen Frattionen nach ihrer Stärke in folgender Reihenfolge gruppieren: Blod der Mitte 137, Deutsch nationale 105, Sozialdemofraten 100, Ro'mmunisten 62, Deutschvolfische 32. Diese Gruppierung wird auch bei der Zusammensetzung des Reichstagsbureaus eine Rolle spielen.
Diese Darstellung ist gleichzeitig von einer führenden Bersona Tchteit der Deutschen Volkspartei " einem Korrespondenten der Wiener Neuen Preffe" gegeben worden. Der Rote Tag", das Sentralorgan für deutschnationale Kulissenschieberei, versäumt nicht, mit einem ungewöhnlich heftigen Wutanfall auf diese neue Ruliffen arbeit der Mittelpartelen" zu antworten:
Man scheut sich also nicht, eine Regierungsbildung vorzu schlagen, die auf die völlige Beherrschung der bür gerlichen Mitte durch die Sozialdemokratie hin auslaufen würde, ohne daß die Sozialdemokratische Partet irgendwelche Berantwortung zu tragen hätte. Es ist genau die gleiche Situation, die wir bereits erlebt haben, als das jezige Rabinett Marg gebildet wurde und das Ermächtigungss gefeß mit den Stimmen der Sozialdemokratie durchsetzen fonnte, Daß die Sozialdemokratie in den ersten Monaten des Kabinetts Marg ihre Herrschaft über die Mittelparteien so lange meidlich ausgenugt hat, bis schließlich der Reichskanzler wegen Biberstandes der Sozialdemokraten den Reichstag auflösen mußte, Das scheint von einer Wiederholung dieses Experiments nicht ab zufchreden."
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Die Sehnsucht nach den Regierungsfeffeln ist, wie man sieht, fo groß, daß sie selbst die klugen Deutschnationalen vollständig mit Blindheit schlägt. Denn außer der Redaktion des„ Roten Tag" wird niemand gemerkt haben, daß die Regierung Marg„ völlig von der Sozialdemokratie beherrscht" wurde. Aus lauter Angst, daß es vielleicht doch mit dem Einziehen in die Reichskanzlei und nicht zu vergessen in das preußische Innenminifterium schief gehen könnte, überschlägt sich der„ Tag" in rabuliftischen Betrachtungen über die Außenpolitit. Er entdeckt auf ein. mal, Poincaré Der blögen deutschen Regierung als ein ein heittimes Ganzes aufgefaßt wird, und daß die Annahme des Sachverständigen gutachtens doch noch feineswegs bedeute, daß eine Diskussion über Einzelheiten ausgeschlossen sei. Mit dieser Wortlauberei will man fich offenbar den Rückzug offenhalten. Tatsächlich ist es aber so, daß Alenderungen am Sachverständigengutachten, die selbstverständlich auf die Dauer unvermeidlich sein werden, sich erst ergeben können, wenn man zunächst einmal überhaupt sich ent. schließt, an seine Durchführung mit Energie her anzugehen. Die Frage, vor die die Deutschnationalen gestellt find, ist nicht die, ob später einmal der Zahlungsplan der Sach
Condon, 12. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Die englische Breffe veröffentlicht bereits am Montag ausführliche Berichte ihrer auswärtigen Korrespondenten über den„ Deutschen Tag in Halle. Sie nimmt allgemein an, daß es fich offenbar um eins Provotation Frankreichs gehandelt habe. Ueberall wird die Frage gestellt, warum die republikanische Regierung eine Demonstration gegen die Republik überhaupt erst julaffe,
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Statt„ auf dem völkischen Boden zu stehen, begibt sich der ,, Weimarer Verband deutscher Sängerschaften" auf die„ arische Grundlage". 3war verlangt auch er Maturität“, aber dafür pflegt er den Männergefang", wogegen der Allgemeine deutsche Burschenbund zwar alle Studenten als gleichberechtigt anertennt" jegt aber feine Juden aufnimmt."
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Schlagoberswalzer", noch die Aufruhrpolla oder die Passacaglia meiß, ob es der Bauftoden ist oder jener der gegebenen Belange. als der Urgrund des pantomimenden Chaos tragen irgendwelche Der Ring verlangt von feinen Mitgliedern Maturität". Und ein Merkmale Straßscher Herkunft( es wären denn die Intervalle und einziges Geständnis ist in seinen Bestimmungen zu finden: Der Sprünge aus dem Rosenkavalier , Episoden der Schauspielmufit Ring gibt felbst zu, wenn auch nicht im allgemeinen, so doch wenig. zum Bürger als Edelmann") ein einziges Mal horcht man bestens auf Berlin besdyräntt" zu fein. glückt von diefer Dafe in der Wüste auf: wenn sich die seltsam erotifierten Klänge und das Melos zum Tanz der Teeblüte entknospen so anschaulich biologisch ist diese ganz gegenüber dem vorwiegend diatomischen Charakter des Balletts etwa atonal gehaltene, unge mein zarte Musik. Ein Nachhall aus besseren Tagen. Aber nur zu rasch ist er verflogen und überläßt uns dann bis Schluß allen weiteren, fast frampfhaften Versuchen der flügellahm gewordenen Inspirationslosigkeit. Ich flüchte lieber aus dieser Sphäre des 60. zum 40. ober 50. Geburtstag des Meisters und notiere mir mit tieffter Resignation die Tatsache dieses schöpferischen Berfallssymptoms. Die Welt wird ohne es existieren können und fich mit uns an dem übrigen Lebenswert freuen. das er sich betätigte"? Die Wiener Staatsoper hat Unsummen für das Riefenballett ausgegeben etwa zweihundert graziöse Tänzerinnen und Rinder läßt Kroeller mit unerschöpflicher Bewegungsphantasie und über die zu große Bühne gleiten. Die kleinen Gruppen sind fein oft rhythmisch sehr charakteristisch in geschmadvollen Symmetrien
Richard Strauß ' neuestes Wert an der Wiener Staatsoper. Herrliche Frühlingstage in der zeitlos bezaubernden Stadtpom Kobenzi sieht man herab auf ein Blütenmeer, der Wiener Bald fteht im allerneuesten frischen, teuschen Grün und im Brater ergeben sich wie einft in harmloseren Zeiten die Menschen; noch hat bas töff- töffende Auto nicht alle rappen oder schimmelbespannten Fiafer verdrängt In diesen Tagen fiegt gegen alle Börsenfatastrophen die Natur, die ja in diefer dreifach von ihr gefegneten Stadt an der schönen blauen Donau schon immer besonders gütig und verschwenderisch das Füllhorn ihrer beglückenden Gaben aus geftreut hat. Begreiflich, daß Richard Strauß , der in Wien nicht erst feit seinem jezt vollendeten 60. Bebensjahr überschwenglich umjubelte, inzwischen Operndirettor und somit fein eigener intenfiofter Tantiemenförderer geworden ist. Strauß ist von Wien entzückt, will seinen Lebensabend hier zubringen und entschloß sich, benor er mit dem für Herbst angefagten Intermezzo" das Schlagwort betten geholfen, feinen Dank mit dem Ballett Schlagobers" Burüd zu Mozart " proklamiert, denen, die ihn hier so schön Die Mufit zu diesem Ballett übertrifft sozusagen alle Ents Pinchologisch moduliert. Bezaubernd Prinzessin Leeblüte. Der Auf diesen Farben Blut und Bier beigemengt wird. Der Regentogen
täuschungen, gegen die man sich schon nach dem Klavierauszug wappnete. Was so peinlich berührt, ist die gänzliche Abwesenheit einer schöpferischen Botenz, ist die Genügsamkeit, mit der hier der Schöpfer der„ Elettra", der Salome" schon einmal betretene ege wiederholt, aber es ist alles nur schwacher Aufguß in diefem „ Schlagobers".
Was hier vorgeht? Run: an jenem schneeweißen füßen Etwas, um dessen Herstellung Wien von der ganzen Welt beneidet wird, hat sich einer der kleinen Firmlinge übelgegeffen, die da in pfingstgeschmückten feschen Fiafern aus der Stefanskirche in die berühmte Konditorei von Gerstner oder zu Demel geführt werden. Und da purzeln um ihn, visionär die Gestalten der Prinzessin Teeblüte, des Prinzen Katao, Kaffee, des Don Zuckerio-, führen mehr oder weniger erotische Tänze auf( musikalische Apotheosen des jeweiligen Geschmacksbegriffs brasilianisch, chinesisch usw.) oder Madame Chartreuse erfürt sich von den beiden Ravalieren Slivovitz und Boris Butti den edlen Polen womit fogar die hohe Politik in der Ballettnichtigkeit perfiffiert wird. Schließlich erleben wir dank der Fieberphantajien des fleinen Patienten einen regelrechten Aufruhr der aus Stadtperipherie zur inneren Stadt gegen die vornehme Ronditorei ausrüdenden proletarischen Gebäde: der Baumfuchen, bie Brehein, Salzstangeln. Es soll wohl geiftvoll sein, daß fie bier bei von fünf orientalischen Magiern Mazzes" angefeuert werden, bie Zeitungen unter die Menge merfen. Das ganze pantomimende „ Chaos" mündet in eine wirbelnde Apotheose vor der graziösen Bringeffin Brafiné.
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Strauß ist mit diesem felbstoerfertigten weniger als harmlofen Stoff eigentlich auf dem Gebiete der getanzten Revue gelandet- er, ber Romponist des Zarathustra , des Helbenleben. Die musikalisch erfinderische Kraft ist gleich Null: weber die beiden Mal zer, darunter der nur rhythmisch und instrumentell beffere
der Wiener Berkstätten ein Zauberreich an Farbenrausch, fiil. bewußte Linienführung und Stofflichkeit. Das Wiener Orchester traumhaft schön. Das Wiener Publitum taumelnd vor Entzücken. Die Biener Zuckerbäderinnung wird Richard Strauß zum Ehren mitglied ernennen. Nur ein Wiener lehrt mit melancholischem Lächein nach Berlin
zurüd,
Teutonische Lektüre. Bon Eli- Ha.
Gestern war ich in der Universität, Gin paar Studenten flanierten in den Gängen. Sie hatten verbundene Köpfe und stanten nach Alkohol und Chlorofarm, aifo nach Geist und Medizin. Sie Schienen auf ihre Wunden sehr ftoz zu sein, wie man auf Wunden Stolz ist, die man auf dem Bautboden der Ehre empfangen hat, auf bem Altar der Satisfattion.
Ich hatte lange schon den Wunsch gehegt, die verschiedenen Korporationen näher fennen zu lernen. Ich fannte nur ihre fächer. lichen Wirkungen auf tultivierte Ausländer. Ich kaufte also ein Berliner Hochschultaschenbuch" und las es fogar. Ich empfehle es allen, die noch an irgendeinem Respekt vor den Hochschulen, vor dieser Bissenschaft" und ihren Repräsentanten franden. Die Vertreber ber deutschen Wissenschaft sind zum Beispiel der
Deutsche Senioren- Convent".
Er setzt sich aus Kerporationen zufammen, die den deutsch - pölfischen Gebanken hervorheben." Der Wahispruch lautet: Bedente, daß du ein Deutscher bist." Während der Deutsche Senioren- Convent den röltischen Gedanken nur hervorhebt", macht es der Ring deutscher freier Landsmannschaften" anders. Er steht" nämlich auf deutsch - völkischem Boden", wobei man nicht
Die Deutsche Behrschaft verlangt germanisches Raffenbe tenntnis und Nationalstolz und„ betätigt sich" für Bolkstum und Baterland. Die angeschloffenen Korporationen fechten Be Sprechungsmenfurer", doch fönnen sie auch„ Bestimmung fechten". Et feht! Sie fönnen auch„ Bestimmung fechten". Welche Bestimmung? Weffen Bestimmung? Die Bestimmung des Baterlandes etwa, s
Wie wunderbar farbig das Leben der deutschen Hochschulent Wie herrlich, daß der„ akademische Liederbund" weiß- grün- gold trägt und freudig unsere Gelehrtenwelt! Man ftelle fich vor, daß allen und der Rothenburger Verband schwarzer Verbindungen rot- filber grün! Welch eine reiche Farbenpracht der Wissenschaft! Wie bunt Derblaßt gegen diesen anmutigen Farbenreichtum!
in der Hand, den„ arischen Standpunkt bewahrend",„ tritt" der Auf dem„ völkischen Boden stehend", den„ Rassengebanten" hoch deutsche Student„ für das Bolkstum" ein. An Artgenossen" gibt er unbedingte Satisfaftion". Die andern verzichten darauf. Nur seine„ Artgenossen" find, schwer entgehen. Noch schwieriger entgeht ben„ Männergejang", den er pflegt", fönnen diejenigen, die nicht man allerdings dem Männermorb, den der Artgenoffe" ebenfalls pflegt", sobald er die Maturität" erlangt hat. Der Männermord ist leider nicht, wie der Ring der Landsmannschaften"„ auf Berlin Leschränft". Er erstrect sich im Gegenteil auf das ganze Baterland.
Eine Toller- Mafinee. Zu einer Toller- Matinee halte die Gesellschaft für Geschlechtskunde in das Residenz theater eingeladen. theater eingeladen. Den Anlaß dazu bot die Aufführung des intemann". In diesem Drama ist das Geschlechtsproblem in feiner ganzen Tiefe aufgerollt, ohne Schleier und Beschönigung. Ist it es das Problem der heutigen Menschheit, so ist es auch das Problem des Gefangenen Toller. Der Hinkemann ist nur lose mit dem Krieg verbunden, um so stärker mit der Festung Niederschönen.. feld. Tollers Geist ist im Gefängnis frei, das Spiel feiner Phantasie fennt feine Gitter, doch sein Leib ift gefesselt, seine Triebe find gohemmt, so entstand der Hintemann. Dr. Mar Hochdorf Sprach über Toller. Wie man vor fünf Jahren zum ersten Wale nach Niederschönenfeld aufhorchte, wo aus der Bandlung Tollers Die Wandlung" aus dem Gefängnis als Botschaft eines gequälten Menschen in die Freiheit gelangte. Die Touer als Mensch und Künstler in den Maschinenstürmern" in feinem neuen Runstton, der das Realistische und Romantische verbindet, Liebe und Mensch lichkeit symbolisiert und dramatisiert. Wie er in Masse Mensch" der Diaffe den Menschen und dem Monschen die Masse ans Herz legt,
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