Ein fugendlicher Läftling als Totschläger.
„ Sühne“ für Ingeborg Bartkowski.
Wegen des scheußlichen Verbrechens, dem im vorigen Jahre in Charlottenburg die neunjährige Ingeborg Barttomfti zum Opfer fiel, mußte heute der Täter, der 17jährige Realschüler Günter Seibel, sich vor dem Jugendgericht bes Amtsgerichts Char lottenburg verantworten. Die fleine Ingeborg, die Tochter des im Haufe Uhlandstraße 185/186 wohnenden Schlächters Bartkowski, murde am 6. September v. 3. mittags, nach der Rückkehr aus der Schule, von ihren Eltern vermißt, und nach langem Suchen fand man sie dann am späten Abend im Keller des Hauses mit einer 3uderschnur erdrosselt vor. Das Berbrechen, das nach dem ersten Befund sich als Luftmord darstellte, rief im Hause ungeheure Erregung hervor. Zunächst fehlte jede Spur des Täters. Erst drei Wochen später gelang es, den in demselben Hause bei feinen Eltern wohnenden Günter Seidel, auf den fich der Berdacht gelenkt hatte, zum Geständnis zu bringen. Die heutige Verhand lung vor dem Jugendgericht fand unter Ausschluß der Deffentlichfeit statt, wie es bei allen Jugendgerichtsverhandlungen seit mehreren Jahren vorgeschrieben ist. Die Anflage lautete nicht auf Mord, fondern nur auf Totschlag. Unter den geladenen Zeugen waren die Eltern des Angeklagten, die trauernde Mutter der von ihm umgebrachten Ingeborg und mehrere Hausbewohnerinnen.
Seibel hat, wie wir erfahren, vor Gericht seine Darstellung wiederholt, daß er in der Erregung die kleine Ingeborg an dte and gestoßen habe, so daß fie bewußtios zusammen. brach. Erft der Bewußtlofen hätte er die 8uderschnur um den hals geworfen, die zugeschnürt an der Leiche gefunden wurbe. Der Staatsanwalt beantragte für das Sittlichkeits. vergehen 6 Monate Gefängnis, für den Totschlag 5 Jahre Gefängnis. Uns wirb die faum glaubliche Mitteilung gemacht, der Berteidiger habe Fretipruch beantragt. Er foll versucht haben, den tödlichen Ausgang als eine Art Unfall hinzu. ftellen. Das Urteil des Jugendgerichts lautete auf 2 Jahre 4 Monote Gefängnis, wovon 4 Monate als durch die Unter. huchungshaft verbüßt angefehen wurden. Von den verbleibenden 2 Jahren hat Seidel nur 9 Monate abzufigen, der Reft wird ihm nach vierjähriger Bewährungsfrist erlaffen. Wir glauben, daß dieses Urteil auf das Boltsempfinden befremdend wirken wird. Seidel, der aus der Untersuchungshaft vorgeführt worden war, wurde bis auf weiteres auf freien Fuß gelebt. Getnidt jah er nicht aus, als er nach fiebenstündiger Berhandlung den Gerichts.
faal verließ.
Der Mord im Tegeler Wald.
Die politische Polizei beschäftigt fich mit der Angelegenheit. Das Verbrechen im Walde bei Tegel , bei dem man zunächst an einen Raubmord dachte, hat durch die weiteren Nachforschungen ein anderes Geficht bekommen. Es handelt sich wahrscheinlich um ein politisches Berbrechen, das vor längerer Zeit fchon einmal die Abteilung IA des Polizeipräsidiums beschäftigt hat. Damals war von einem Morde die Rede, der in jener Gegend ver. übt sein sollte. Es war aber keine Leiche zu finden, und so tappte man im Dunkeln. Jetzt scheint Licht in die Sache zu tommen. Die Ermittlungen hat nunmehr die Mordkommission der politischen Bolizei, die Kriminalfommissare Ma Blad und Scherler mit ihren Beamten übernommen. Die Angelegenheit( pielt nach der Broving hinüber. Ob diese Bermutungen den Tatsachen entsprechen, tann erst die Feststellung der Persönlichkeit des Ermordeten ergeben. An der Hand von Photographien ist diese nicht mehr möglich, weil die Leiche schon zu start verwest ist. Zur Feststellung können nur noch die Kleidungsstüde, Ueberzieher, Krawatte usw. und die Manschettenknöpfe u. bgl. dienen. Die Obduktion wird vorausficht lich im Laufe des heutigen Tages erfolgen.
Einbruch in die lettische Gesandtschaft.
Mit großer Gewandtheit ging ein Faffadenfletterer vor, der ble lettische Gesandtschaft heimsuchte. Die Gesandtschaftsräume Tiegen im zweiten Stod eines Edhauses an der Margareten und Bittoriastraße im Tiergartenviertel. Der Einbrecher Letterte hier an der Fernsprechleitung emvor und stieg durch ein Fenster ein. Baffanten hatten aber dieses Kunststüd beobachtet und machten den Bförtner dieses Hauses darauf aufmerksam. Dieser rief bas Ueber. fallkommando an. Der Einbrecher muß das irgendwie gemerkt haben. Als das Rommando eintraf, war er bereits verschwunden, wie die Feststellungen ergaben, auf der anderen Seite des Hauses am Blig ableiter wieder hinabgeftiegen. Er hatte mehrere Räume durch fchritten, ohne von den wertvollen Sachen, die darin ftanden, etwas mitzunehmen. Die Eile hat ihn wohl darin gehindert Abbrüde in der weichen Erde des Borgartens zeigen, daß er sein Atrobaten funststüd mit bloßen Füßen ausgeführt hat. Mehr Erfolg hatte er einige Tage vorher bei einem Arzt in der Königin- Augusta Straße gehabt, bei dem er auf dem gleichen Wege eindrang. Hier hatte er einen größeren Bosten seidener Damenwäsche und fünf belgife 1000 Frant- Noten erbeutet. Daß in beiden Fällen der gleiche Verbrecher arbeitet, beweisen die Fußspuren in der Königin Augusta- Straße, die mit denen in der Margaretenstraße genau übereinstimmen. Mitteilungen, die geeignet sind, diesen Künstler in seinem Fach unschädlich zu machen, nimmt Kriminal tommiffar Trettin im Zimmer 103 des Polizeipräsidiums entgegen.
Sie ftahlen wie die Naben.
Unter den größten Borsichtsmaßregeln, mit Feffein und mehreren Schuppbeamten zur Seite, wurden amei fchmere. Jungen", der Gärtner Baul B1ügge und der Heizer Wilhelm Rahner mit ihrem weiblichen Anhang dem großen Schöffengericht Schöneberg vorgeführt, um sich wegen zahllofer Straftaten zu verantworen. Die beiben Hauptangeflagten hatten, wie wir berichteten, erft vor wenigen Tagen einen verwegenen Ausbruchsversuch aus dem Zellen gefängnis in der Lehrter Straße gemacht. Auch bei ihrer letzten Ver. haftung hatten die Kriminalbeamten mit ihnen schwere Kämpfe aus Bufechten und fonnten fie erst nach einem Ringtampf überwältigen. Beibe Angeflagte sind schon vielfach vorbestraft. Die Spezialität Raßners bestand darin, Geschäftsmagen von der Straße zu stehlen. Er arbeitete dabei mit einem besonderen Trid, indem er durch eine Freundin die Roll- und Geschäftswagen auf der Straße anhalten und die Kutscher bitten ließ, eine Rifte gegen gutes Trint. geld mitzunehmen und in einem bestimmten Hause, meist im dritten Stod, abzuliefern. Die Adresse erwies sich als erfunden und bei der Rückkehr mußte der Kutscher die unliebsame lleberraschung erleben, daß das ganze Gespann mit der mertvollen Ladung verschwunden war. 10 Fälle von Fuhrwertsdieb ftahl wurden Raßner zur Last gelegt. Die Entdeckung des Täters erfolgte durch eine Hausfuchung, die im Januar dieses Jahres in ber Mannheimer Straße stattfand, bei der auch Plugge festgenommen wurde. Man fand bei ihm Lagerscheine über Baren, die von den Fuhrwertsdiebstählen herrührten. Bei Plügge fand man auch einen Berfonalausweis mit seiner Wohnung in der Bionvillestraße 12. Die Durchsuchung dieser Wohnung förderte ein Warenlager von Diebesgut, das aus den Diebstählen und Betrügereien Stammte, zu Lage und zu dessen Ausräumung mehrere große Laftwagen erforderlich waren. Die Wohnung war auf das Eleganteste ausge. stattet. An den Wänden hingen wertvolle Bilder und die Wohnungsinhaber, zu denen auch die Schwester Blügges und deren Bräutigam Raßner gehörten, hatten nur von schwerem Silber gespeist. Raßner wurde bei dieser Gelegenheit ebenfalls dingfest gemacht. Plügge maren, nicht weniger als 52 Diebstähle nachgewiesen worden. Letzterer hatte sich in einigen Fällen auch als Helferinnen einer Frau Schweinig und deren Tochter bedient, die zusammen mit der Schwefter Plügges auf der Antlagebant saßen. Das Gericht ver urteilte Blügge zu 3 Jahren Zuchthaus, Raßner zu 3 Jahren Gefängnis. Für die mitangeklagten Frauen machten die Rechtsanwälte Bahn und Hirschowig geltend, daß fie Opfer der
Berführungsfünfte Bigges geworben felen amb boten um Be währungsfrist, die das Gericht ihnen auch zubilligte. Die Strafen lauteten für Frau Schweinig auf 4 Monate Gefängnis, für deren Tochter auf 100 Goldmart Geldstrafe und für die Schwester des Angeklagten Brügge auf 4½ Mo nate Gefängnis. Auch die letztere erhielt Bewährungsfrist.
Eine doppelte Kindesunterschiebung.
Das„ freudige Ereignis im Hausflur.
Ein Seitenstüd zu dem Kindesunterschiebungsprozek gegen die Gräfin Rwiele da, der vor 20 Jahren das größte Aufsehen erregte, beschäftigte das Schöffengericht Berlin- Mitte.
Bor einiger Zeit war eine Frau Hedwig Bandlom megen einer eigenartigen Körperverletzung angeflagt gewesen. Sie hatte
Oeffentliche Studentenversammlung
heute Dienstag, den 18. Mai, abends 8 Uhr s.t., in den Räumen des Sozialwissenschaftlichen Klubs, Wilhelmstr. 48, 8 Treppen. Thema: Der fozialistische Student auf den Hochschulen der Gegenwart. Ref.: Dr. Paul Kieß, Jena , M. d. Thür. Landt. Sozialbem. Alt- Alabemiter und Barteigenoffen find herzlichst eingeladen! Bezirksvorstand BSPD. Berlin .
on infolge der unvorsichtigtett eines Rempners entstanden, bes ein Wafferrohr getötet hatte, beim Anheizen des Beimofens haben sich dann Dämpfe entwidelt, die zur Explosion führten.
Besucht die Stadtbäder! Bezirksamt Wedding hat am 8. Mai ben Bollbetrieb im Stadtbad Wedding, Gerichtstraße 65. wieder aufgenommen. Es stellt neben seinem umfangreichen Wannen- und Braufebetrieb auch die beiden Schwimmhallen dem Publikum wieder zur Verfügung. Mit Ausnahme des Sonnabends der nur für Männer bestimmt ist stehen die Schwimmhallen beiben Geschlech tern auch als Familienbadetage offen und find täglich, von 10 Uhr morgens bis 7 Uhr abends geöffnet.
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3m Rose- Theater spielt man jetzt Operette. Man tommt damit dem Zug der Zeit" entgegen, findet beim Publikum Dant und Bet fall, und da man eine Operette auf das Programm gesezt hat, die nicht zu den eindeutigen und blöden Machwerken von Komponisten gehört, die nur das Bitante und Brideinde fennen, farth man nicht viel bagegen fagen. Die Operette Familie Raif fte" von H H. Zerlett, Mufit von Hermann Beutten, die früher Das Liebesverbot" hieß, hat im Reich schon viele erfolgreiche Aufführungen hinter sich. Auch im Rose- Theater hat sie eingeschlagen, und des Lachens und Beifalls war fein Ende. Das gut geschulte Ensemble bemühte fich nach Kräften, das Beste zu geben und alle Bointen aus Lert und Mufit herauszuholen. Allen voran Wolfgang Müller und Lotte von Sydow. Die weibliche Titelrolle spielte Marion Raufmann. Sie bringt als jugendliche Liebhaberin vieles mit, Frische, Munterfeit und Grazie. Sie muß sich mir davor hüten, thren Gefang zu übertreiben und ihre Kräfte zu überspannen. Franz Befalla, Billi Rosen und Trude Bolz in waren gut in Maste und Spiel. Den Besuchern des Rose Theaters wurde außerdem noch fo etwas wie eine Sensation durch eine große Modenschau geboten, die ihren Eindruck auf das ausverkaufte Haus nicht verfehlte. Das Bezittsjugendamt Friedrichshain veranstaltet am Dienstag, det 18. Mai, abends 8 1hr, im Saalbau Friedrichshain, Friedrichshain 16/23, anter Mitwirkung des Arbeiter- Gefangvereins Fichte- Georginia"( Dirigent B. Knöchel), Frau Arndt- Dber, Hildegard Nobitatisleits oper( Harfe) und Ludwig Brenner( Soloflötift) ein Bohltätigteits
onzert. Eintrittstarten einschl. Steuer 1 M.; Programmi fostenlos..
Erdbeben in den Alpen. Die Münchener Erdbebenwarte hat am
11. Mai, vormittags 9,17 Uhr, ein Erdbeben von mäßiger Stär de aufgezeichnet, deffen Herd etwa 200 Kilometer entfernt und vermutlich in den Alpen liegt. Bereinzelt wurden in München selbst und den höher gelegenen Stadtteilen, fo im Bostgebäude auf dem Mar Jofeph Plaß, die Erschütterungen festgestellt, die teilweise so fbart waren, daß an den Wänden hängende Gegenstände ins Schwanken
famen.
Der vermißte amerikanische Weltflieger aufgefunden. Nach einer Reutermeldung aus Seattle ( Washington ) befagt eine anscheinend authentische Nachricht, daß der vermißte amerikanische Weltflieger Martin mit feinem Mechanifer bei Port Moller ( Alaska ) lebend aufgefunden worden ist.
das unehelich geborene Rind einer Hausangestellten ohne Wissen thres Mannes an Rinbestatt angenommen und dem Manne gegenüber als ihr eigenes Rind, bas im Rranten haus gestorben war, ausgegeben. Da an dem Rinde eine rituelle Handlung vorgenommen worden war, hatte bie Staatsanwaltschaft Antlage wegen Körperverlegung erhoben. Der Prozeß endete damals mit der Freisprechung, da die Mutter bes Kindes schließlich sich mit der Vornahme der von der jüdischen Reli. gion vorgeschriebenen Handlung einverstanden erklärte. Nachträglich ftellte sich jedoch heraus, daß auch das erste Kind nicht das eigene Rind der Angeklagten war, sondern ebenfalls untergeschoben war. Frau Bandlow hatte Ende 1922 geheiratet und wollte ihren Mann, den sie sehr liebte, dadurch an fich felfein, daß sie ihm ein füßes Geheim. nis anvertraute. Eines Tages verabschiedete fie fich von ihrem Manne, um eine Hamsterfahrt in die Umgebung Berlins zu machen. Am Nachmittag wurde der Ehemann telephonisch benachrichtigt, daß feine Frau bei der Rüdlehr von der Fahrt in einem Hausflur ber Elfaffer Straße einem Knaben das Leben geschenkt habe. Der freuim Urm. In seiner Aufregung wunderte er sich nicht weiter bar bige Bater eilte dorthin und fand seine Frau mit einem Säugling über, daß das Neugeborene schon sduber in Windeln und in ein weißes Jädchen gehüllt worden war. Das Rind starb später im Krankenhaus. Die Frau hatte bas Rind in aller heimlich teit beerbigen lassen umb brachte eines Tages ihrem Manne ben angeblich geheilten Säugling aus dem Krankenhause nach Hause. Inzwischen hatte sie fich von einer Hausangestellten, bie bereits mehrere uneheliche Kinder hatte, ein Erfagrind beschafft. Auch dieses Kind ist später ertranft und nach dem Krankenhaus gebrady Die Scala hat fich in ihrem Maiprogramu fast ausschließlich inter worden, wo es fich heute noch befindet. Da die Angeklagte ein national eingestellt. Nach einer Reihe von Jahren find die ersten englischen Inferat erlassen hatte des Inhalts:„ Ebelbentendes Ehepaar fuchtans Girls von der Londoner Alhambra wieder in ediger graziöfer Drolligleit auf einer deutschen Barletébübne quietschlebendig zu sehen. Es neugeborenes Rind als eigen anzunehmen. Rapitän Mercier, Ham ist bestimmt lein bobes Niveau, zeigt aber doch in der flugen Art seiner burg - Eppendorf," tauchte der Berdacht auf, daß es fich um einen Weiterbildung einen deutlichen Fortschritt gegen früher. Einige diefer Girls Fall von Engelmacherei handele, ein Verdacht, der sich jedoch im erscheinen wirklich munter und für den leichten Tanz aus Temperament Laufe der Berhandlung als unbegründet erwies. Weil die An- und Laune mie geboren. Etwas ernsthafter bannen uns zwei Tanzlünstler geflagte das erste Rind als eigenes ins Standesamtsregister hatte von der New Yorker Metropolitan- Opera , Joan Bantoff und Betb eintragen lassen, wurde sie wegen Rindesunterschiebung Gannon; bie in einer febr gefchidt gebauten Szene Der Tanzlehrer zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt, indem das Gericht Gelchmad und Talent entwideln. Zu nennen wären ferner die vorzüglichen entsprechend dem Antrage von Rechtsanwalt Dr. Fren ben Fall italienischen Schleuderbrett Afrobaten pory 3, bie beiden Sebats in athletischen Darbietungen von eigenarligem Neiz, der Banjo König ziemlich milde beurteilte. Biber, der etliche Dugend Banjos durch ein höchst funstvolles artistisches Shitem ins Selingen bringt, der Fußlünstler Bicardy, der selbst seine japanischen Berufsfollegen noch an übertreffen scheint. Dann feiert man bor allem ein Bieberlegen mit 2 app und abet; ben unstreitig beſter Barobisten der deutschen Bühne, die fich mal in einer Paradedarstellung ber Ludendorff- und Sillerlinge bertudjen follten. Den Abschluß des Programms bildet der Film über den Bortampf Dempsey- Firpo
Veränderte Posttarife.
Im Boftverkehr treten vom 1. Juni on folgende Ber anderungen ein: Im Drudfachenverfehr werben unter fchieden: 1. Drudfachen, bei denen handschriftlich oder mechanisch nur Firma, Name, Stand und Wohnort nebft Wohnung des Ab fenders, feine Fernsprechnummer, die Telegrammanfchrift und der Telegrammschlüssel fowie fein Bostiched oder Banttonto nachge tragen oder geändert ist. Diese Art von Drucksachen werden als Bollbrud fachen bezeichnet. 2. Drucksachen, die außerdem noch bestimmte weitere Aenderungen oder Zufäße aufwellen, belßen Teifbrudfachen. Bei allen Druckfachen ist es gestattet, eine immere mit der äußeren übereinstimmende Aufschrift handsdyriftlich oder mechanisch anzugeben. Die Bolldrudiachen werden in der untersten Gewichtsstufe( 6 is 50 Gramm) gegen eine Ge. bühr von 3 Bf und die Teilbrudsachen gegen eine Gebühr von 5 Pf. befördert. Im übrigen bleiben die Ge. bührensäge in den anderen Gewichtsstufen für beide klaffen unver ändert. Die Einschreibgebühr ist auf 30 f. feftgelegt. Die Patetgebühr beträgt bei einem Gewicht bis 5 Rilo in ber ersten 0,40, in der zweiten 0,80 und in der dritten Bone 0,80 m., über 5-6. Rilo 0,45, 0,90 und 1,20 m., über 6-7 Rilo 0,50, 1 und 1,60 m., über 7-8 Rilo 0,55, 1,20 und 2 Mt., über 8-9 Rio 0,60, 1,40 und 2,40 m, über 9-10 Stilo 0,65, 1,60 und 2,80 M. Patete über 10 Kilo müssen entsprechend höher bezahlt werden.
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Drei Personen infolge Chlorgasvergiftung ertrantt. Beftern nachmittag gegen 3% Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Grumb. ftüd Lynarstraße 5/6 gerufen, wo in dem Reffelraum der Fabrit für elettrotechnische Apparate von Dr. Baul Meyer durch Chlorgasvergiftung drei Berfonen ertranft und befinnungslos zusammengebrochen waren. Der Feuerwehr gelang es, unter Anwendung des Sauerstoffapparates die brei Berfonen, ben 16jährigen Arbeiter Erwin Bieg aus der Sparrstraße 28, den 50 Jahre alten Arbeiter Karl Pichel aus Lichtenberg und ben 19 jährigen Alfons Starte aus der Pantstraße 9 ins Leben zurüdzurufen. Ihr Zustand war aber noch so bedenklich, daß alle brei nach dem Krankenhous transporttiert werden mußten.
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intergarten. Zamara Rarjavina heißt die große Attraktion bes Maiprogramms. Neben Anna Bawlowa einst die berühmteste ber Tänzerinnen aus dem Ruffenland. Es lag etwas von fener Stimmung über bem Haus, die herrschte, als noch Cleo de Merode und die Otero wie lange ist das schon wieber her auf derselben Bühne tanzten im bas Bublitum rafte. Und die älteren Herrschaften flatschten auch blesmal, begeiffert und berauscht von dem Spizentanz. Den hat sie und ben tann fie Darin ist sie einzig. Dieses aber ist auch alles. Sobalb fie auf den Fuß zurüdfintt, mert man, daß fie im modernen Sinne nicht gehen und nicht schreiten tann. Und wenn fie fich schließlich von ihrem einem sympathischen Zänzer hochheben Zangpartner Bladimiroff läßt und mit verschränkten Beinen auf feinen Sänden fint, bann... it's eben die Apotheose bes Tanzes von einst. Und dem Bublifum gefällt's! Bom übrigen Barietéteil gefällt besonders und mit Recht der Gymnaftit aft von Reinharb Bater und Sohn, beide als Künstler wie als Mensch gleich schäzenswert. Sie leisten Erstaunliches und bringen es in unge mein liebenswürdiger Form vor. Aus ihren fünften spricht auch eine innere Verbundenheit und eine Freude am eigenen Spiel und seinem Gelingen. Die prachtvollen brei Tavo 3- Turner find geblieben. Edyt amerikanisch die am bo Tambourinjongleure: Alles breht, alles be. wegt fich. Borzügliche Mufit in ungemein geschmackvoller Aufmachung boten bie Witchella, von denen bie Geigerin über eine ungewöhn fiche Technit berfligt. Sehr lustig und geschicht ber vielseitige Mufitante Saart. Nicht minber luftig und dazu von atemraubender Spannung bie Reeves Co. Die fchwierigen Fangfpiele Ferry3 litten etwas unter her Rerbofität des Artiften. Er lann aber was und das Bublifunt erfannte baš gern an.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Zentralausfchuß der fozialdemokrat. Elternbeiräte Berlins .
Mittwoch, ben 14. Mai, abends 6 Uhr, im Sigungsfaal ber Berwärts". Rebaltion, Lindenstr. 3, 4. Sof, 4 Tr., Sigung bes Sentralarbeitsausschuffes bez Elternbeirate. Jeber Kreis mug vertreten sein.
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Arbeitsgemeinschaft der Rinderfreunde Groß- Berlin. Mittwoch, den 14. Mat, pünktlich 7 Uhr, findet in der Juristischen Sprechstunde. Lindenstr. 3, bie Gibung des Zentralarbeitsausschusses statt. Thema: Run fängt bas Um 6 Uhr Baftfurfus für alle Ge noffen, die Intereffe dafür haben. Mitzubringen sind Schere, Nadel, Strippe, Baft. Leitung: Jemg. Bräuer vom Rinderfreundehort Oderberger Straße. Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Lehrer und Lehrerinnen Deutschlands , Ortsgruppe Berlin . Die Mitgliederversammlung mit Genoffen Dr. Herring als Referenten findet erst Sonnabend, den 17., im Stadthaus fbatt. Heute, Dienstag, den 13. Mai:
Wandern an"( mit Lichtbildern). Explosion eines Leimofens. In der Pianofabrit von Wilhelm Geride in Lichtenberg Gürtelstraße 25 explodierte ein Beimofen. Der Luftdrud war so start, daß sämtliche Fensterscheiben des Gebäudes und auch die Fensterfreuze teilweise gertrümmert wurden. Personen sind zum Glüd nicht verlegt worden. Die Explo
Das Rundfunkprogramm. Dienstag, den 13. Mai.
Tageseintellung Vormittags 10 Uhr: Nachrichtendienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht 4.30-6 Uhr: Berliner Funkkapelle( Unterhaltungsmusik). 7 Uhr: Vortrag des Herrn Egon Jacobsohn : Pflege Schuh und Kleid". 7.30 Uhr: Vortrag des Herrn Obering. Tombrink: Verwendung des Gases in der Heiztechnik". 8.30 Uhr: Wiener Operettenabend. 1. Im heimlichen Dämmer der silbernen Ampel, aus der Operette Eva", von Lehar ( Else Kochhann, vom Metropoltheater, Berlin ). 2. Faßbinderlied, aus„ Boccaccio", von Suppé( Kammersänger Albert Kutzner). 3. Fantasie ans Czardasfürstin ", von Kálmán ( Ein Kammer- Quartett). 4. a) Auftrittslied der Frasquita, aus Frasquita, von Lehár , b) Zigarettenlied. aus Frasquita", von Lehár ( Else Kochhann, vom Metropoltheater, Berlin ). 5. Das blaue Himmelbett, aus Frasquita", von Lehár ( Ein KammerQuartett). 6. a) Loblied der Polin, b) Coupfet a aus dem dritten Akt; beides aus Bettelstudent, von Millöcker ( Kammersänger Albert Kutzner). 7. Auftrittslied der Sylva, aus„ Czardas fürstin ", von Kálmán ( Else Kochhann, vom Metropoltheater, Berlin ). Am Steinway - Flügel: Kapellmeister Otto Urack .
27. st. Die für heute abend angefeßte Funktionärstgung fält aus. 54. bt. Charlottenburg . 5. Gruppe: 7½ Uhr Sablabend bei Bühnemann, Selmholtftr. 89.
Junglozialisten. Gruppe Süden: 8 Uhr in der Juristischen Sprechstunde. Sindenftr. 8, Bortrag des Genossen Pfarrer Frande über Tolftoi" Gruppe Tempelhof - Mariendorf : 7% Uhr im Jugendheim Tempelhof, Ger maniaftr., 4-6, Bortrag des Genoffen Fromm.
Mitgliederversammlungen und Zahlabende am Mittwoch, den 14. Mai:
1. t. 7 Uhr Schulaula Auguftstr. 68. Bortvag des Genossen Friedrich Bartels, M. b. 8. 2. Abt. 7 Uhr bei Ohngemad), Rommandantenstr. 88. Bortrag des Gen. Artur Säußler über Die Lehren der Reichstagswahl".
2. Abt. 7 Ühe Rahlabend bei Gensch, Dresdener Str. 107-108. Referent Gen. Rafpar. Bei Arüger, Engelufer 23. Referent Gen. Täterow. 4. Abt. 7 Uhr im Gärtnerheimt Stralauer Str. 53. Bortrag des Gen. Sanba über Das Ergebnis der Reichstagswahl". Funktionäre 1 Stunde früher.
5. 6. 7 in Saverlands feftfälen. Neue Friedrichstr. 35. Bortrag des Gen. Göring : Die Lehren der Reichstagswahl".
6. Abt. 7% Rahlabende: Dobrohlaw, Swinemünder Str. 11; Teplig, Rheins berger, Ede Schwebter Straße, und bei Schittkowski, Rastanienallee, Ede Fehrbelliner Straße.
7. bt. 7 Uhr Fablabende: Rube, Streliker Str. 55; Do, Bergstr. 71; Dahms, Schlegelftr. 9; Banrau, Pflugftr. 1, und Diefe. Bonenstr. 19. 9. Abt. 7 Uhr im Artushof, Perleberger Str. 29. Thema: Der neue Reichstag". Referent Gen. Robert Breuer.
11. bt. 7 Uhr bei Berger, Bevegowitz: 21. Thema: Der neue Reichstag. Referent Gen. Dr. Bent, M. b. 2.