Bergarbeiter, der„Bergknappe" schrieb am 26. April 1924 u. a.: „Es gibt feinen Beruf tn Deutschland , der besonders während des Krieges so lange und schwer gearbeitet hat trie der Bergmann . Und auch nach dem Kriege wurde gerade im Bergbau mit einzelnen Unterbrechungen Ueberarbcit geleistet bei gänzlich unzureichenden Löhnen�. i. Weite Kreise des Volkes, besonders aber das Unter- nehmertum, betrachten den Bergmann als Arbeiter zweiter Klasse, den man dementsprechend auch behandeln und bezahlen will E« gibt Menschen in Deutschland , die sehen in dem Bergmann den Pack. esel, dessen selbstoerständlich« Pflicht es ist, Lasten und Beschwerden ruhig zu ertragen, bis«r zusammenbricht. Die Tragödie, die sich augenblicklich im Bergbau abspielt, bestätigt die?« Annahme voll und ganz. Eine nicht wieder gutzumachende Schuld haben die- jenigen auf sich geladen, die verantwortlich sind für die jetzigen Ber- haltnisst. Der deutsche Bergmann arbeitet augenblicklich unter den erbärmlichsten Lohn, und Arbeitsverhältnissen. Die Zustände aus den Gruben erinnern an die düstersten Zeiten eines entfesselten Man- chcstertum«, das in England um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Blüte stand. Die Saat, die hier gesät wird, kann nicht gut auf. gehen. Ein Sprichwort sagt: Wer Wind säet, wird Sturm ernten." Was sich die einleitend gekennzeichnete Gslstesrichtung besonders in der letzten Zeit geleistet hat. ist wirklich so töricht und unerträglich, daß man es nicht fassen kann. Man hat den Swhrbergarbeitern nicht nur die ganzen Micumlasten aufgebürdet, sondern sie auch noch obendrein materiell und seelisch mit Wßen getreten. Ungeheure geistige, materielle und seelische Werte sind gedankenlos, planlos und sinnlos ver- wirtschaftet und verwüstet worden, well die einleitend gekenn. zeichnete Geistesrichtung nichts gelernt und nichts vergessen hat. Diese Geistcsrichtung übersieht nach wie vor völlig, daß der arbeitende Mensch kein Mechanismus ist. sondern ein lebensvoller Organismus und jede Arbeit nicht nur körperliche, sondern auch geistig-seelische Kräfte in Bewegung setzt, die folglich vorhanden sein und erhalten werden müssen. Nicht nur mitbestimmend, sondern ausschlaggebend für das Betriebs- ergebnis ist die Psychologie des Betriebes und der Menschen im Betriebe. Leider hat das bisher selbst der Neichsarbeits» minister nicht eingesehen.
Die Zeit üer ölöcke. SchwarzweiftroterVlock�cgen AUittelblock„Oppofitiou Die Ankündigung, daß die bisherigen drei Regierungs- Parteien— Zentrum, Deutschs Volkspartei und Demokraten — möglicherweise im Reiche eine einheitliche Fraktion bilden könnten, hat im Lager der Deutschnationalen eine Aufregung hervorgerufen, die man den„Siegern" vom 4. Mai wirklich nicht zugetraut hätte. In dem schwerindustriellen„Tag", der sich zum Wortführer der deutschnationalen„Belange" macht, wird für den Fall des Entstehens eines Mittelblocks die furcht- bare Gefahr einer Fraktionsgemeinschaft aus Deutschnationalen und Deutschvölkischen, einschließlich der Nationalsozialisten, angekündigt.' Ein solcher schwarzweißroter .<iokenkreuzblock hätte 137 Mitglieder, also ebenso viel als die Fraktion der Mitte. Und wenn— sagt der„Tag"— der Marx-Stresemann-Koch-Block es trotzdem wagen sollte, etwa mit Unterstützung der Sozialdemokratie, weiter zu regieren, so würden, die Deutschnationalen ein« Opposition mit allen Mitteln treiben und dabei sicher die Unterstützung der Völkischen finden. Natürlich, die haben.ja das Triller« pfeifen- und Pultdeckelkonzert schon als Programm angekün- digt, und Hochverräter Ludendorff soll dazu den Takt schlagen. Inzwischen ist nur e i n Block bisher entstanden, von dem naive Gemüter annahmen, daß er längst vorhanden wäre. Deutschvölkische und Nationalsozialisten, die gemeinsam den Wahlkampf geführt haben, lassen jetzt mitteilen, daß sie sich im Reichstag zu einer einheitlichen Fraktion unter dem Titel „Nationalsozialistische Freiheitspartei " zu» sammengeschlossen hätten und auch außerhalb des Reichstages
Der Selbstmord des Scharfrichters. Von Peter Squenz. In einer Spanns von drei Monaten haben zwei Scharfrichter ihrem Leben ein Ende gemacht, Dcnr.als war es ein Henker des Namen, Spaeth«. der den Tod feiner Frau nicht überleben wollte. Jetzt beging jener Schwieg in Breslau Selbstmord, der nicht weniger als einhundertachtundzwanzig Menschen um einen Kopf kürzer ge- macht hat. Er bezog noch eine klein« Pension vom Staat.■ Hielt auch Lorträge über dos Hinrichten, doch auch dies« brachten nicht so viel eiy, daß ein Mann, der bessere Tage gesehen hat, sein Leben damit fristen konnte. Solch ein Schorfrichterselbstmorh ist eine seltsame Angelegenheit. Hundertmal hat er andeden da, Leben in aller Kaltblütigkeit gekürzt. Plötzlich findet er aus dem imazinären Richtblock statt jedes anderen Delinquenten sich selbst vor. Und ein Mann, dessen Beruf verlangte. daß er schrankenlos und ohv« Gefühlsbedenken anderen Menschen den Kops vom Rumpf abschnitt, muß nun erstmalig die Stimmung spüren, die ein Todgeweihter vor dem Sterben hat. All« kleinen Einzelheiten kommen wieder. Wie dieser Raubmörder flehte, jener noch um eine Bicrielstunds bat, wie kaum einer ruhig in den Tod ging, alles steht er wieder. «Der Tod ist eine harte Angelegenheit", denkt er jetzt gewiß, nachdem er selbst zu der Gewißheit gekouxnen ist. nicht weiterleben zu können. All« hängen sie so am Leben, sie haben kein« Aussicht, j« etwas anderes als Gitterfenster zu sehen, aber wie klommern sie sich selbst an diesen letzten, kümmerlichen Rest! Und der Scharfrichter, geübt im Gebrauch des tödlichen Beiles, muß sich den Kopf über die eigen« Todesart zerbrechen. Erhängen. erschießen, was soll er sich ansun? Es muß recht schmerzlo, fein, friedlich möchte man sterben, da«z schon einmal vor der Zeit ge- schehen muh. Friedlich— sind sie alle friedlich gestorben, hie von seiner Hand verbluteten? Sie haben gekratzt, gehissen, um sich geschlugen, seine Gehilfen haben sie festhalten müssen,„per TcÄ ist eins seht hart« Angelegenheit." Er möchte sriehltchsr sterben als feine Opfer! Die? glauhe ich sicher: Wenn man die Scharfrichter, die in den Fxeitod gehen,«ragen könnt«... vor ihrer letzten Stunde— ob ihr Gewerbe besteh« bleiben soll oder ob er««er humaneren Form menschlicher Rechtsprechung«eichen möge, diese Praktiker der Todesstrafe würden dann am allereijrigften für ihre Abschaffung plädieren! Hundexiqchtundzwanzig Menschenkopse abgeschlagen und dann eine Kugel in den eigenen Köpf! Wenn man mir da» allerglücklichsle Lchen anböte um den Preis einer T?deestunde. wie sie dieser Mann ertragen hohen muh, lieber wählte ich das allerletzt« Los: aber zwischen hundertqchtundzwanzig Menschennimpfe Mächte ich nicht al, der Kuichermeunundzwanzigst« und eis ihrer aller henke? sterben!
gemeinsam aufzutreten beabsichtigten. Merkwürdig: Bisher bat man nur gewußt, daß die in Preußen verbotenen Nationalsozialisten sich unter die parlamentarischen Fittiche der Eraefe-Partei begeben hatten und als deren Lestandteil anzu- sehen seien. Jetzt vereinigen sich die Herrschaften noch einmal. Vor so viel Freundschaft muß man sich verneigen? Nur steht noch nichts davon fest, daß die eben vereinigten Hitler-Luden- dorsf-Wulle-Eruppen nun auch schon die Absicht hätten, auf Kommando von Hugenberg in die Fraktion Hergt-Westarp einzuschwenken. Aber was nicht ist, kann ja noch jeden Augen» blick kommen. lieber den gefürchteten„Block der Mitte" äußert sich das Zentrumsblatt, die„Germania ", reserviert/ aber stark zu- stimmend. Sie bePichnet den Plan als einen Ausdruck des Verantwortungsbewußtseins setner Väter. Schon deshalb sei er nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen. Es handle sich nicht um eine Verschmelzung der Parteien außerhalb des Reichstages, sondern um eine Fraktionsgemeinschaft in nationalem Interesse. Die„Ger- mania" weist mich die Rzchenkunstst'ickchen zurück, die aus dem Wahlergebnis eine Mehrheit der Rechten herauslesen lassen wollen: Es ist anzunehmen, daß sich am 4. Mai die Gegner der Annahme(der Sachverständigengutachten) für die Rechtsparteien und di« Kommunisten, und die Gegner der Ablehnung für die Mittel Parteien und die Sozialltemokratsn entschieden haben. Selbst wenn man Kommunisten und Sozialdemokraten sowie die Splitter, denen kein Mandat zugefallen ist. außer Betracht läßt, haben die Befürworter der Ablehnung(Völkische. Deutsch » nationale und zugehörige kleine Gruppen) nur LZ79SZl. die Geg- ner der Ablehnung aber 10142 8.42 Stimmen erholten. RerfineJ man zu diesen Ziffern noch die Stimmenzahlen der Kommunisten und Sozialdemokraten hinzu, so ergeben sich 12 beziehungsweise 16 Millionen. Es ist alio durchaus irreführend, fortwäh, rend die Behauptung aufzustellen, das deutsch « Aolk hätte sich für eine deutschnationale Politik entschieden und lehne in seiner Mehrheit den Standpunkt der Reichsregicrung in der Reparations- fvage ab Gerade das Gegenteil ist die Wahrheit. Wenn die Mittelparteien aus dieser Ausstellung die Fol» gerung ziehen, daß ihr gemeinsames Austreten als Fraktivns» Gemeinschaft zweckmäßiger sei, denn ein getrenntes Mar» schieren, so kann das zur Vereinfachung der parlamentarischen Entscheidungen wesentlich beitragen. Die Sozialdemokratie wird neben den beiden großen„Blöcken" bestehen als innerlich einheitliche Partei, die zwar vorübergehend geschwächt, aber doch immer noch eine so starke Fraktion darstellt, daß man sie nicht ignorieren darf. Der Zorn der Deutschnationalen richtet sich denn auch im wesentlichen gegen die Möglichkeit, daß sich der— noch immer im Stadium der Erwägung befindliche—„Block de? Mitte" herausnehmen könnte, auch ohne Rücksicht auf die Ter- roristen von rechts Außenpolitik zu treiben und sich zu dem Zwecke etwa auf die Sozialdemokratie zu verlassen. Wir verzeichnen die Aufregung iensr Leute, die sich nach der„Futterkrippe" heiier schreien, ohne uns dadurch irgendwie beeinflussen zu lassen. Wenn der Reichstag zusammen» tritt, wird man sehen, welche Vorschläge die Regierung zu machen hat. Danach wird das Verhältnis der Sozialdemokratie zu ihr sich zu gestalten haben. VolkWe JorServngen. Müucheo, 1Z. Mai.(Eigener Drahtbericht.) Der„Front» kriegerbund". dessen Mitglieder einen Hauptteil der völkischen Bewegung ausmachen, will mit folgenden Forderungen an die völkische Reichstagsfraktion herantreten: t Wahl des Reichspräsidenten durch das Volt. 2. Ernennung eines Generals zum Rcichswehrminister. 3. Wiedereinführung der Farben Schwarz » Weiß-Rot. 4. Aufhebung des RepMik-Schutzgefetzes. S. Aufhebung aller Verbot« von vaterländischen oder völkischen Organisationen. 6. Aufhebung des Unifcrmverbotes. 7. Erhöhung der Militörrenten und-Pensionen für die Kriegsopfer und deren Hinterbliebene.
Strknüberg uaü die grauen» Heute sind zwölf Iohre vergangen, feit Strindberg fn Stockholm gestarben ist. Wenn wir versuchen, rückschauend sein Werk zu wür- digen, dann werden wir uns mit besonderer Deutlichkeit des großen Abstandes bewußt, der die moderne Frau unserer Tage trennt von den Frauen, die in Strindberg? Werk leben. Die Frauen in Strüth « betgs Dichtung gehören fast all« demselben Typus an. Berta in „Kamoraden", Thekla in den„Gläubigern". Laura im.Dater", Alice im„Totentanz " und die Baronin in der„Beichte eine? Taren", sie alle sind di« Verderberin des Manne?. Sie suchen sich ihm zunächst anzupassen, dann aber im Kampf um ihre liebermacht ihn auszusaugen. seine Arbeitskraft zu lähmen und ihn zu unterjochen. In keinen Frauengestalten, die Strindberg den Titel eines Weiberselndes eingetragen haben, spieaeit sich ganz allgemein die Schwierigkeit für einen schöpferisch Tätigen, mit einem ande»n Menschen in einer so engen und dauernden Verbindung, wie sie die Che darstellt, zu leben. Die Grenzen zwischen eigenem Erleben und künstlerischem Schassen sind bei einem Dichter flüssig. Schwer ist es für einen Ehegefähmn, dann in jeder Sekunde deutlich di« Grenze zu fühlen, bis zu der et„Kamerod" sein kann, ohne sich in jenes Dickicht einzudrängen, dos der Künstlsr nur allein be- schreiten kann und will. Dreimal war Strindberg verheiratet. Dreimal wurde er wieder geschieden. Seinen schmerzlichen Erahrungsn hat er in seinen Dick« tungen ein Ventil geöffnet. Verbitterung, di« niemals größer ist, als wenn aus Lieb« Haß entsteht, hat ihn ein Bild der Frauen«nt- werfen lassen, da? von einer gerechten Würdigung weit entfernt ist. Der Mck für die Schwierigkeiten,' die sich für die Frauen aus dem Zusammenleben mit Ihm ergaben, sehst« ihm vollkommen. Strindberg war ein innerlich zerrissener Mensch, für den fast jede Berührung mit der Außenwelt zu einem schmerzhaften Erlebnis wurde. Er war weit entfernt von der heiteren Gelassenheit Goethes, der in vollkommener Harmonie mit einer Ehristiane Bukpius zusammenlebte, die an Bildung«est unter ihm stand, deren frische lebensvolle Persönlichkeit sich aber ai> de? Seit« Goethes ungehemmt entfalten konnte. Voll innerer Unbefangenheit und Ruh« fördert Goethe Christian«, Entwicklung, die sich auf einer ganz anderen Ebene vollzog als feine eigen«. Kein Versuch, an Ihr herumzuhiiden, ist uns überliefert. Unendlich weit ist dies« Atmosphäre«Ines fest in sich ruhenden harmonischen Menschen entfernt pon derjenigen Strindberg?. Da find«,, wir nicht dieses gegenfeittg« Belauern und Belügen zwischen Eheleuten, wie es in Strindberg, Werken immer wiederkehrt. Strindberg gab«in, allerdings verzerrtes. Bild d« Frauen anz Ende des porigen Jahrhundert?: Starke» Solbständigkestsstrsben und in der Ehe«in Machtkampf um die Durchsetzung ihr«? eiaensn Persönlichkeit. Eine neue Note ist inzwischen in das Frauenleben hineingekommen. Das geistige und seelische Zentrum de? Frauen liegt nicht mehr ausschließlich In ihren Beziehungen zum anderen Geschlecht. Andere Interessen. Entwickkung,- und Betätigungsmöo. lichkeiten beansmuchsn»in«n Teil he? FratjenkriifSe.®s scheint sich ein« Zukunft Bahn zu brechen, in der Frauen, deren Lebensinhalt ausschließlich durch ihr Verhältnis zum Mann bestimmt wird, ebenso zu Ausnahmeerscheinungen gehören wie in der Gegenwart ein Htrtndbsrg, dessen Leb«, und Schaffen mit über feine Sugendiahte
s. Bevorzugter Anteil der Frontkämpfer an der Regierung, s. AS- lehnung weiterer feindlicher Militärkonlrclle. 10. Kampf gegen die Schuldlüge. 11. Ämtliche Propaganda über das Wüten der Fran- zofen am Ruhr und Rhein. -12. Gefeg zum Schutze des Vaterlandes und damit Schutz der um das Vaterland oerdienten Männer 13. Ab- urteilung aller am Dolchstoß und an der Revolution von 1918 schuldigen Führer. 14. Aburteilung der Denunzianten Schlage'«« und sonstiger Verräter, die den Helden des Ruhrkampfes in den Rücken gefallen sind.
Ein Vorjroß üer Reaktion. Gegen die sächsische Gemvindeordnung. Leipzig , 13. Mai. (Eca.) Die D«utschn a ti o n al e Land- tagsfräktion Hai einen umfangreichen Antrag eingebracht, der die Regierung ersucht, dem Landtag eine Novelle zur Eemeindeordnung vorzulegen. In dieser Novelle wird vor- geschlagen, durch Ortsstatut die alte Ratsverfassung wieder einzuführen. Den Vorsitz in dem gemischten Gemeindeousschuß soll ein Vertreter des Gemeinderates führen, der von diesem zu wählen ist. Die Bestimmung über die Wiederwahl des Bürgermeisters auf hoch, stens 12 Jahre soll gestrichen werden. Voraussetzung zur Wählbarkeit eines Gemeinderates soll sein, daß er die zur Führung seines Amtes erforderliche Vorbildung und Eignung besitzt. Dom Bürgermeister soll durch Orisgefetz eine besondere Befähigung und Vorbildung verlangt werde können; in Gemeinden von mehr als 3900 Einwohnern soll dafür die Besä higung zum Richter- amt oder zum höheren Verwaltungsdienst vorgeschrieben werden. Weiter wird eine Reihe von Abänderungsanttägen zu den Bestimmungen über die Landgemeinde und Lezirksoerfammlungen gestellt. Der sächsische Landtag lehnte den kommunistischen Antrag auf Auslösung des Landtages in namentlicher Abstimmung mit 31 gegen 40 Stimmen a b._ Lanütagssihung am 20» Mai. Die nächste Sitzung des Landtages findet am Dienstag, den 20. Mai, nachmittags 3 Uhr, statt. Vorher tritt der Aeltestenrat zusammen. Auf der Tagesordnung der Plenarsitzung stehen 24 Gegen» stände. Der Staatsrat tritt am 27. Mai zusammen. Kommunistischer flutrag wegen Halle. Die Kommunistische Fraktion des Landtags hat«neu U r a n t r a g eingebracht, der in schärfster Weis« gegen di« Vorgänge bei der Einweihung des neuen Molike-Denlmals in Hall« Stellung nimmt und den Landtag auffordert, zu beschließen:„Die Angehörigen der erschossenen und verwundeten Arbeiter sind aus der Staatskasse zu unterstützen. Die verhafteten Arbeiter sind sofort freizulassen Und für di« erlitten« Haft zu en'schädigen. Di« Schuldigen an dem Blut» bad, insbesondere der Oberprästdent H ä r s i n g. der Polizeipräsident Runge und di« Polizeicfsizier« sind sofort ihres Amtes zu ent- heben und zu bestrafen. Der Minister des Innern Severins sowie die übrigen Mitglieder des Preußischen Ministeriums haben sofort zurückzutreten. Der Landtag fordert die sofortige Aufhebung des zivilen Belagerungszustandes durch den sozialdemokratischen Reichspräsidenten Ebert ." Preußens Nothaushalt. Der Hauptausschuß des Landtages begann am Dienstag di« Be- ratung des Notetats für 1924 Die Aufstellung des Gesamt, etats hat sich in diesem Jahre wegen der Umstellung auf Goldmark sehr stark verzögert, so daß eine Reihe dringlicher Ausgaben, ins- besondere für begonnen« Bauten, vorweg genehmigt werden sollen. Der Ausschuß beschloß zunächst, ein« allgemeine politisch« Aussprach « bis zur Beratung des Gesomthaushalts zurückzustellen. In der Einzel. beratung der im Notetat angeforderten Beträge wurden mit Rück» sicht auf die Finanzlage des Staates nur die Mittel für di« aller» dringlichsten Zwecke genehmigt. Insbesondere stellte der Ausschuß die Beratung über di« angeforderten Beamtenstellen zurück. Dewilligt wurde gegen die Stimmen der Deutschnationalen die Stelle «ine» Polizeipräsidenten in Bielefeld . Die Weiter» beratung findet am Mittwoch statt.
hinaus in besonders starker Weise beeinflußt wurde von seinen Beziehungen zur Frau. _ Anna Geyer . Liederabend des Negertenors Roland hayes. Wir glaubten den großen Reklameaufwand des Negertenors Roland Hayes , der nach Berührung der größten ausländischen Musikzentren nun auch in Berlin im Bcethooensaalr sang, leicht nehmen zu dürfen, aber se länger ich ihm zuhörte, um so mehr verstand ich die be, geisterten Kritiken, in denen ihm Wien , Poris, London , Prag . New Jork , Chicago , Boston huldigen. Dieser Tenor ist etwas Un» gewöhnliches, Einzigartiges. Seine schlanke, umfangreiche Stimme ist von einer Biegsamkeit, wie sie vielleicht die Dus« in ihven besten Zeiten besessen. Nicht nur die vollendete technische Beherrschung läßt ihn bewundern, auch der Grad des Eindringens in den' geistigen Gehalt de» Liedes und in die stilistischen Eigentümlichkeiten seiner vielsprachigen Vorträge, sowie die echt« tiefempfunden« gefühls» mäßig« Durchdringung insbesondere des deutschen, seiner Wesensart sicher ferner liegenden Liedes war erstaunlich. Cr ist«in Lieber» sänger, wie ihn die Welt nur ganz selten zum Geschenk erhält, ein Vorbild für die Unzähligen, die vermeinen, Lieder singen zu können, selbstverständlich ohne Primadonnenmanieren, charmant und von gewinnender Bescheidenheit, vir Begleitung des Negerpianisten William Lawrence war für diese fein« Liedlunst Hayes nicht immer da» Mitschwingen einer qlei-*-«stimmten zarten Seele. Vielfach hätte ich mir die Acrlnüpfunq zwischen Klavier und Gesang inniger, intimer gewünscht, so in Schuberts„Forelle", Schumanns „Nußbaum", Wolfs„Auch klein» Dinge". Den Beethovensaal sah man selten so übervoll und di« Beifallsstürme waren nur durch immer neue Liedgaben zu schlichten.—?a.
Vre»eue Schavspitllnteadanl be» SBlaer StabfUjeafen. D«? seitkerlgs G»n»rg!intendant dc» Darmklädter SwdtihealcrS Gustav Härtung wmbe zum Schauspielintendant an die vereinigten Stadltbiatcr w Köln berufen. Der Oberreaisseur der Over vom Mainzer Stadttbeater, Richard Walden, wurde in gleicher Eigenschaft sur das Nationaltheater in Mannheim verpflichtet. Mary Vigman iil bei einem AaMviel ihrer Tanzgruvp« in SDMnfle« s. W. von einem schweren Unfoli betresfen worden. Sie erlitt einen Muskelriß am Fußgelenk und mußte in eine Bonner Klinik gebracht weiden. eiine»rdenegeschmdckt« kammanistische Zeitung. Die.vrawda», baS Organ der Russischen Kommunistischen Partei, beging dieser Tage die Feier zwässjäbrigen Pesiebens. ES ist angeregt worden, der Zeitung den Orden der Roten Fqdne zu oerleihen. englische Zerieniurse aas dem Kanllneat. Das englische Unterricht», rnwisicrium pcrtlssentlicht ein« Lifte v?» vierzig Fer-enkursen auf dem Kontinent für den Unletricht in den nezien sprachen und anderen siedr» gegen ftändzn.?iu! per Lifte stehen auch fünf Kurse in Deutsch » I a n d. nämiiS in B e r i i n. Jena , Lübeck . Marburg und München , sowie zwei Kurie in Wien . «ina Sxpedilion nach ipihhergea wird Schweden Ende FunI senden lilhre Ausgabe ioll es sein, hie Mmeralschichten zu untersuchen und di« Kartenverzelchniise zu erweitern. Die.Ksssenstimwe', Der bekannte GSttinaer Mathematiker Profeiso, Felix Bernstein , der ftch heionderS als BersicheiunqSmathematiter und Statlitiker»inen Namen gemacht dat. hat neuerdings keftgeftellt, witz weit Stimm'age iind»Umjana von der Rasse beeinflugt werden; die, durch war« der Wtssenfchast ein« neue MögUchUu zur Srforichung der Sisifenstag, ze,