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einander, Wände und Decken sind durch herausschlagenden Qualm verräuchert, an Fenstern sind Stücke des Holzr-tihrnens weggefault. Einer der lästigsten Mängel ist die Durchnässungi�>er Zimmerdecken im obersten Stockwerk, über dem kein Hausboden /liegt. Das flache Dach aus Brettern, geteerter Pappe und darüber gestreutem Kies ist schadhaft, aber die Klogen von Hausbewohnern haben bisher lein« Abhilfe gebracht. Eine Bewohnerin des oklersten Stockwerkes stellt Schüsseln auf ihr Wäschespind, nicht alsNippessachen", sondern um bei Regen die von der Decke herabtropfende« Nässe aufzufangen und ihr Spind zu schützen. Der Hauswirt hat ihr, als sie klagte, in gemütlichen, Ton empfohlen, sie soll«, wenn drei Schüsseln nicht aus- reichen, vier aufstellen. Skandalös ,st auch der schon erwähnte Zu- stand derOefen undHerde, die in manchen»Wohnungen wegen des unerträglichen Qualms kaum noch be>nutzt werden können, so daß die Leute im Winter schwer unter Kälte zu leiden hotten. Einig« Herde stehen so schief, daß man ihren Zusammen- bruch befürchten möchte. In einem Fall wäre durch- tatsächlichen Ein- stürz einer Seite des Herdes, wobei glimmende Kohlen herausfielen und die Dielen ansengten, beinahe ein Wohnungsbrand entstanden, weil der Einsturz in Abwesenheit der WohnungÄnhaberin erfolgte. Das Haus beherbergt ein« beträchtliche Zahl kleiner Mieter, von denen viele nicht mehr als einen einzigen Raum haben. Da in der Waschküche der Herd unbenutzbar geworden ist, aber nicht repariert wird, so muß seit langem in den Wohnungen gewaschen werden. Im ganzen Haus sind für die etwa SV Familien nur vier Klosetts vorhanden. Dies« Zustände im Hause Ruheplotzstrahe 22, die nicht länger ertragen werden können, sind infolge von Beschwerden der Mieter beretts zur Kenntnis des Wohnungsamtes, des Mieteinigungsamtes und der Gesundheiispolizei gelangt, und es haben auch schon Be- sichttgungen stattgefunden. Wie wir erfahren, hat dl« Mieterver- tretung des Hauses beim Mieteinigungsamt beantragt, dem Eigentümer die laufenden I nstand se tz un g s zu sch l S ge z u entziehen, damit aus ihnen die Reparaturkosten gedeckt werden können. Wenn er nicht selber einsieht, daß es in seinem Haus« so nicht weitergehen kann, wird allerdings nur übrig bleiben, behördlichen Zwang gegen ihn anzuwenden.

See Umtausch öer Schatzamveisvugen. Unerfreuliches aus der Reichsbaak. Die Reichsbank hat bekannttich die oerzinslichen- Schatzanroeifun- gen des Deutschen Reiches mit dem 20. Mai für ungültig erklärt und die Inhaber aufgefordert, die umlaufenden Stücke an den Kassen der Reichsbank umzutauschen, wo den Be- sitzern dann die ihnen zustehenden Beträge in Rentemnark oder in unverzinslicher Goldanleih« ausgezahlt würde. Tagtäglich wandern nun Taufende zur Reichsbant, Kaufleute, Angestellte, die ihr Gehalt noch in Goldanleihe erhalten haben, Sparer usw.,-um schleunigst die für ungültig erklärten Stück«, die von den Geschäftsleuten nicht mehr in Zahlung genom- men werden, loszuwerden. Wie ungeheuer der Andrang ist, erhellt am besten aus der Tatsache, daß das Publikum vor der De p o- fitenkafse am Ha u s v og t ei p latz bis i n die Tauben st raße Schlange steht, und daß ein ganzes Auf- gebot von Schutzpolizei denUmtoufchverkehr" regeln muß. Wer Glück Hot, gelangtschon" nach 2 bis 2% Stunden in die Wechsel- räume und hier wird dann der bedauernswerte Inhaber der Schatz- anweifungen von Schalter zu Schalter geschickt, da weder genügende Aufschristen an den Kassenschaltern vorhanden sind, die verkünden, bis zu welcher Höhe Goldanleihe von dem in Frag« kommenden BMnten angenommen wird, noch da Auskunftspersonal zur Der- füguiig steht, das namentlich im Wechsel- und Uinttmschvcrkehr Un- erfahrene belehrt. Auskunft erteilen in den m elften Fällen die Kassenboten der Bankinstitute, die den organisatoirifch ganz unge- nügenden Umtauschverkehr bereits kennen. Wen» man schließlich den richtigen Schalter gefunden und die eingezogenen Stücke abgeliefert hat, erhält man weder Rentosmark noch unverzins- liche Goldanleih«, sondern ein« Quittung und die höfliche Be- lchrung, daß man in dreTWochen wiederkommen und den Betraa abheben dürfe. Dabei wird von den Rchchsbankbeamten gleich vorsichtig hinzugefügt, daß als Umtausch weniger Rentenmark, als vielmehr unverzinslich« Goldanleihe in Frag« käme. Es ist leicht erklärlich, daß bei diesem kaum zu verstehenden Wechselsystem sich täglich die erregtesten Sze>nen abspielen. Namentlich die Frauen und Angestellten, die nicht'einmal Beträge von 4,20 M. für ein Stück Goldanleih« erhallen, sind oft in Heller Verzweiflung, was sie nun während der dreiwöchigen Wartezeit anfangen sollen, und die größeren Firmen, di« sich alle mehr oder weniger in Geldknappheit befinden, können natürlich mit den Ouit- tungen, die sie über die aufgelieferten Beträge empfangen, ihr« Ler- pflichtungen auch nicht decken. Es ist geradezu unverständlich, daß die Reichsbank, die doch«inen gewissen Ueberblick darüber haben mußte, welche Anforderungen bei dam Umtausch an sie gestellt wer- den, so wenig vorgesorgt hat, daß die Inhaber der Goldanleihe wochenlang aus ihr Geld warten müssen, bis sie schließlich den nicht gerade beneidenswerten Eintausch von unverzinslichen gegen die abgelieferten verzinslichen Schatzomveisungm machen dürfen.

Die Einfuhr argentinischer Rönder. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst einer Berfügung des Landwirtschaftsministers entnimmt, haben die zum erstenmal, er- statteten Berichte über die Fleischbeschau bei den nach Deutsch . land eingeführten Rindern aus Argentinien zu folge»dem Ergeb­nis gesührt: In 9 größeren Schlachthöfen sind im Jahre 1923 in«. gesamt 000 argentinische Rinder zur Abschlachtung ge- kommen. Hierbei wurden 122mal Beanstandungen wegen T u b e r- kulose vorgenommen.' Es wurden drei ganze Viertes 108 Lungen und 31 andere Organe wegen Tuberkulose als bedingt ttauglich bzw. untauglich erklärt. Der Minister ersucht die nachgeordneten Be- börden, den beteiligten Schlachthöfen sowie den Anslandsfleifch- beschaustellen hiervon Kenntnis zu geben und diese anzuweisen, bei dem zur Einfuhr gelangenden Gefrierfleisch aus Argentinien die erreichbaren Lymphdrüsen auf Tuberkulose zu untersuchen, so- weit das ohne große Verzögerungen möglich ist: bis zum 1. Juli soll Bericht darüber erstattet werden, in welchem Umfange hierbei Tuberkulose festgestellt wurde. Ehelichkeitserklärung bei unehelichen Kindern. Die traurigen wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere di« große Wohnungsnot, stehen vielen jungen Menschen, die gerne die Ehe miteinander«ingingen, hindernd im Wege, Was ist di« Folge? Die Anschwellung der Zahl derunehelichenGeburten. Man bleibt wohl noch hinter der Wirklichkeit zurück, wenn man die Zahl der unehelichen Geburten heute mit einem Drittel aller Ge- burtsfäll« annimmt. Das unehelich« Kind tritt nun wohl in di« Familie der Mutter wie«in eheliches Kind ein. Zwischen dem Vater aber und dessen Verwandten einerseits und dem unehelichen Kinde anderseits entsteht kein Verwandt! chaftsverhält- nis. Insbesondere ist auch das Crbrecht versagt. Bon schwerstwiegender Bedeutung ist aber für die unehelichen Kinder die Bestimmung in 8 1712 des Bürgerlichen Gesetzbuches , wonach, wenn der Vater stirbt, seine Erben berechttgt sind, den Unterhalts- a n s p r u ch des unehelichen Kindes, der an sich gegenüber den Erben fortbesteht, mit einem Betrag« ob z u f I n d e n, der dem Kinde als Pflichtteil gebühren würde, wenn es ehelich wäre. Hinterläßt der Pater kein besonderes Vermögen, so kann hiernach das uneheliche Kind vow den Erben mit einem überhaupt nicht nennenswerten Geld- betrage abgefunden werden. Es ist nun, was nich« ollgemein bekannt ' ist dem unehelichen Vater, wenn er dazu guten Willens ist, die Mög- lichkiit gegeben, sein uneheliches Kind für ehelich erklären zu lassen und ihm so auch dem Bater gegenüber(nicht allerdings auch

gegenüber dessen Verwandten) dierechtlicheStellungeine» ehelichen Kindes zu geben<§§ 1723 ff. BGB .). Natürlich muß die Mutter einverstanden sein, ebenso der gesetzliche Vertreter des Kindes, welcher zu feiner Einwilligung wiederum der Genehmi- gung des Vormundschaftsgerichts bedarf. Der Einwilligung des ge- setzlichen Vertteters bedarf es nicht mehr, wenn das Kind das 14. Lebensjahr vollendet hat. Der Antrag auf Ehelichkeits- e r k l ä r u n g geht an die Regierung des Bundesstaates, dem der Vater angehört. Der Antrag bedarf, wie auch di« Einwilligungs- erklärungen, der gerichtlichen oder notariellen Beurkundung. Auf die Verfügung der Ehelichkeitserklärung besteht kein Rechtsanspruch, vielmehr wird sie alsGnadensache" angesehen. Philiströs aller- dings wäre es, wenn Anträge auf Ehelichkeitserklärung uitter den heutigen besonderen wirtschaftlichen Berhältnissen nicht weitgehend Berücksichtigung fänden._ vertrauensselige Landwirte. DieLandwirlschastskammer" im Spandauer Rakhau». Die neue Abart eines alten Schwindels ist gestern einem Land- wirt verhängnisvoll geworden. Falsche Sekretär« und Direktoren von Landwirtschastskammern lockten allzu vertrauensselig« Landwirte mit der Borspiegelung ins Garn, daß sie ihnen gute und billig« Pferde verschaffen könnten und betrogen sie um groß« Summen. Jetzt haben es diese Spezialisten auf verdrängte Landwirt« abgesehen, die sich mit ihren Entschädigungen einen neuen Hof be- sorgen wollen. Ein Landwirt August Steinbrecher wollt« kürzlich seine Entschädigung abholen. Er erzählt« das auck einem Mann«, der stch Lange nannte und der chn im Borraum der Reichsstelle in«in Gespräch verwickelt«. Als dieserLange" sein« Absicht, sich wieder anzusiedeln und die Höhe seiner Entschädigung erfahren hatte, soie- gclte er ihm vor, daß ihm dabei einer seiner Verwandten, ein Over» leutnant, der bei derLandwirtschastskommer im Spandau" anaestellt sei, gut helfen könne. Am Montag trafen sich die beiden aus Lerab- redung wieder in der Oranienstraße.Lange" berichtet«, in Spandau sei schon alles in Ordnung. Steinbrecher erhielt 5400 Goldmark aus- gezahlt undLange" begab sich an den Fernsprecher und berichtete als Ergebnis der Untersuchung, man soll« schleunigst nach Spandau kommen, um abzuschließen. Hoffnungsfreudig fuhr der Landwirt mit dem uneigennützigen Vermittler hinaus. Als ihm Lang« in Spandau in das Rathaus hineinführte, wo sich die Landwirt- schaftskammer befinden sollt«, begegnete chnen«in Mann, den Lang« ehrfurchtsvoll grüßte. Der Mann fragt« nach seinem Begehr, b«. dauerte sehr, daß der Oberleutnant unerwartet habe weggehen müssen, erläutert« dann aber, daß ihm vomDirektor König" der Kaufvertrag übergeben worden sei, mit der Bitte, selber den Abschluß zu besorgen. Alle drei begaben sich zu diesem Zwecke in«in benach- bartes Cafe. Der Kaufvertrag lautete auf eine Wirtschast bei R a ck o w. Beide Parteien unterschrieben chn, Steinbrecher zahlt« s«in«5400GoldmarkanDir«ktorKönig" und glaubt« wieder glücklicher Besitzer zu sein. Er fuhr mitLange" nach Berlin zurück, um von hier aus gleich seine Angehörigen aufzusuchen. Die Zeit bis zur Abfahrt feines Zuges wollte man zu einem Spaziergang durch die Friedrichstraß« benutzen. Hier aber sah sich der Landwirt ? lötzlich allein. Lang« hatte ihn versetzt und war spurlos ver- ch w u n d« n. Jetzt stutzte Steinbrecher, fuhr wieder nach Spandau , erhielt die Auskunft, daß er Schwindlern in di« Hände gefallen sei und wandte sich an die Spandauer Kriminalpolizei, die bald feststellen konnte, daß auchDirektor König" von Berlin gekommen sein mußte. Mitteilung zur Ergreifung der Gauner nehmen die Spandauer und di« Berliner Kriminalpolizei entgegen.

«Neue Crziehungsmethoöen. Ein Momentblld auf dein N o l l e n d o r f p l a tz. Eine schrill« Kinderstimme tönt herzzerbrechend. Das Publikum bleibt stehen, dreht sich nach der Stimme um. Ein Neunjahr igersitztauf einem Fünfjährigen, der auf dem Boden liegt,, und be- arbeitet ihn mit den Fäusten wie er kann, lind jener schreit was er kann. Knaben suchen ste auseinander zu bringen. Umsonst. Ein Herr läuft hin, von einer Dame gefolgt. Er packt den Jungen, be- freit den Jüngeren, der zu weinen fortfährt und oersetzt dem Aelteren ein paar Schläge. Der beklagt stch über den Verprügelten und reiht sich an einem tiefen Biß. den der Kleine ihm in den Arm getan hat. Der Herr zankt.Das ist die heutige Jugend." Die elegante Dame sekundiert.Sie hätten ihm noch ein paar Ohrfeigen geben sollen." Ich fahre dazwischenNatürlich, zuerst hauen die Eltern die Kinder, und dann wundert man sich, daß die älteren Kinder die jüngeren hauen."Sie sind wohl auch einer von der modernen Erziehung", fährt mich mit einem von Bosheit entstellten Gesicht der Herr an.Und ihre alte Erziehung hat es herrlich weit gebracht. Dieses hier sind die Früchte. Der eine prügelt den anderen, und jetzt erdolcht gar die Jugend einander." Herr und Dame entfernen sich. Das Publikum wirft mir feindlich« Blicke zu. Ein junger Mensch in Sportanzug und Hornbrille gesellt sich mir bei als wolle er mich stützen. Beobachtet man heute die Kinder beim Spielen auf der Straße alle paar hundert Schritte eine Prügelei. Da« sind die Früchte der hervorragenden bürgerlichen Erziehungsmethoden. Das Proletariat muß sich andere schaffen. Durch Liebe und Verständnis muß es seine Kinder zu denkenden Menschen machen, die die Macht der rohen Gewalt verabscheuen.

Das gestörte Eisbeinesse«. Ein Riesendiebstahl- und Hehlereiprozeß begann gestern vor dem erweiteren Schöffengericht Charlottenburg unter Vorsitz von Land- gerichtsdirekwr Meder. Auf der Anklagebank erscheint, teilweise schwergefessett und begleitet von einem Schupoausgebot, das be» ruchttgts Einbrecherkleeblatt. Achtelit, Teetz und Zoll, sowie eine Reihe Berliner Händler und Saufleute, vor- wiegend aus der Tevpichbranche. Es handelt sich um die größte Teppich-Diebes- und Hehereiband«, die jemals das Gericht beschäftigt hat. Diebe und Hehler waren in Kolonnen geteilt, die selb- ständig und gettennt vorgingen, aber ständig miteinander in Vir- bmdung standen. Ursprünglich betrug die Zahl der Angeklagten nicht weniger als 37, von denen aber ein großer Teil bereits ab- geurteilt wordep ist. An der Spitze des ganzen Konzerns stand der inzwischen verstorbene Teppichhändler Engelmann aus der Knesebeck- straße in Eharlottenburg. Zu der Verhandlung sind 55 Zeugen und ö Sachverständige, darunter Sachverständige für deutsche und orien- talische Teppiche und medizinische Gutachter geladen. In der Ver. Handlung spielte ein Eisbeinessen eine große Rolle, welches Cngelmann feinen Lieferanten, den Einbrecherkolonnen in einem Bierlokal zum besten gegeben hatte und zu dem so viel Gäste ge- laden waren, daß diese sonderbare Veranstaltung schließlich zu Ohren der Kriminalpolizei gelangte. Das an das Esten sich anschließende

Das Rundfunkprogramm. Mittwwoch, den 14. Mai. Taseeeintellung Vormittags 10 TThr: Nachri chten äi enst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentrahnarkthalle. Nachm. 12.15 Ohr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uehermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.06 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht. 4 Uhr: Vortrag des städtischen Gartendirektors Herrn Albert Brodersen :Blumen in Haus und Garten1*.. 4.30 8 Uhr: Berliner Funkkäpelle(Unterhaltungsmusik). 7.30 Uhr: Vortrag des Herrn Dr. Knauer:Der deutsche Muttertag-. 8 30 Uhr: 1. ArieEt in- oamatus est**(mit obligater Flöte), von Mozart (Martha Thann er- Offer). 2. Arie ausGioconda*', von Ponohielli(Artur Philips). 3. Sonate für Flöte und Klavier, von G. F. Händel (Prof. Emil Prill , Flöte). 4. a) Waldeinsamkeit, b) Und wann die Linde blüht, o) Waldsoligkeit; 4. a. b und o von Reger(Martha Thanner-OfferV 5. Carmen-Phantasie, von Borne(Prof. Emil Prill , Flöte), 6.. a) 0 liebliche Wangen, von Brahms , b) Vergebliches Ständehenr von Brehms(Artur Philips). Am Steinway -Pliigel: Kapellmeister Otto üract.

Tanzkränzchen wurde ungemütlich von der rauhen Hand der Polizei durch eine Razzia gestört. Die ganz« gefährliche Gesellschaft wurde hinter Schloß und Riegel gebracht. Der angeklagte Chauffeur Zöll spielle in der Verhandlung denwilden Mann". Nach seinem Namen gefragt, erklärte er:Ich bin Prinz L eop old von Preußen. Vors.:Wo sind Sie geboren?" Angeklagter:Im Vett." Als dex Borsitzende darauf erwidert:Sie wollen wohl den Verrückten spielen?" fing der Angeklagte zu toben an. Die umfang­reiche Verhandlung fand in einem kleinen Schöffengericht statt. In dem kleinen Räume waren schließlich über 60 Personen zusammen- gepfercht. Verschiedenen Angeklagten wurde in der schlechten Luft unwohl, so daß sich schließlich der Vorsitzende genötigt sah, wegen der Unzulänglichkeit des Verhandlungsraumes die Sitzung vorzeitig ab­zubrechen und auf Donnerstag zu vertagen.

Zamilieniöpll. In Hundekehle. Frühlings-Sonntagnachmittags-Kaffeefchwatz. Maitühle hat nur wenige Borwitzige, die Schnupfen und Reißen nicht fürchten, in dem noch kahlen Garten seßhaft gemacht. Der große Saal ist überfüllt. Und wenn die aus Berlin Wld-West auch noch so sehr die Rase rümpfen für einen oder zwei allein gibt's keinen Tisch. Kellner schleppen Kuchenberg« und halbechte Schlagsahne. Dicht beim Mittelgang inmitten der schmatzenden, schwatzenden Masse«in alter Herr. Ein etwa achtjähriger Jung«, in auffallend elegantes Kostüm gesteckt, stürzt aus ihn zu.Großvater... lieber Großvater." Des Alten stahlharte Augen blitzen über die Brillengläser hinweg.Ist wohl em Irrtum, mein Sohn.... Hab' keinen Enkel." Der Junge, offenbar ein Schiebersprößling, stutzt. Dann lacht er, wie nur die Jugend lachen kann, und gefällt sich als Berliner.Aber Großvata. mach' doch kernen Quatsch... Kennst mir woll nich Wieda in meinen neuen Anzug?" Der Wte bleibt hormäckig.Ober, zahlen!" Kümmert sich nicht um hie mißbilligenden Blicke, die ihm folgen, und verschwindet. Wo der Alte saß. hat sich ein WortwechsÄ entsponnen. Das war er doch... der Großvater... Äinderougen sehen scharf ... der Kerl muß verrückt fein. Ein junger Arbeiter und sein Mädel mischen sich ein.Haben Sie die schäbige Kleidung des Alten beobachtet und fein verhungertes Gesicht? Sehen Sie die Eleganz des Jungen und feiner Eltern da drüben? Urteilen Sie nicht zu schnell. Die Jungen schlecken Schlagsahne, behängen sich mit teurem Tanh, und den Alten lassen fi« hungern. So ist's doch oft im Leben, nicht wahr" Am Tisch war e« still geworden. Draußen ging irgend- wo einsam der Alt«. Nein, verrückt war er nicht. Dem fraß es am Herzen..._

Neues Slut im Zoo. Tiertransporke au» allen Ländern unterwegs. In allernächster Jett wird im Berliner Zoo ein« Schar von etwa 20 Hamadryas oder Mantelpavianen, den heili- gen Affen der alten Aegypter, aus Abesfinien erwartet. Diese Rotte von Affen muß für diese» Jahr die sonst im Zoo so gern gesehenst exotischen Menschenkarawanen, wie Smgholesen, Feuerlander und sonstige transatlantische Zeitgenossen ersetzen. Bei endgültiger Regelung unserer Währungsoerhältnisse hofft man jedoch, im nächsten Jahre im Zoo wie einst wieder wissenschaftlich werwolle «xottsche Karawanen zeigen zu können. Der Tierbestand ist in den letzten Tagen wieder erheblich vergrößert worden. Da sind zu- nächst 10 Flamingos aus Aegypten eingetroffen, und zwar 5 ältere und 5 jüngere Tier«. Auch zwei junge Kasuare sind zur Stelle. Im neuen Vogelhaus kann man eine Schar von Loris be- nimdern, unter ihnen Erzloris, den Gelbmantellori, den Prachtlori usw. Der letzthin.bei Magdeburg gesangsne weiblich« Biber be- ginnt allmählich seine Scheu abzulegen. D>as Seelöwen- baff in wird ausgebaut und in einigen Tagen wird man auch dort wieder das bekannte Schnauben und Pruschen von allerlei Robbengett'er vernehmen. Erwähnt sei auch, daß der Zoo-Ins ve ktor Seitz zurzett mtt einem Spezialwagen in R o v i g o am Adrig- tischen Meere weilt und von dort in den nächsten Wochen mit allerlei «ingefangenem Seegetier, wie Tintenfischen und anderen ein- treffen wird. Zur Vervollständigung sei gemeldet, daß mit der Dressur der neuen jungen Elefanten begonnen wird, daß sich der Suge Löwe kräftig entwickelt und der Schimpanse Bobby aus dem guarium in fein« Sommerresidenz übergesiedelt ist. Einlösung von ausgerufenen Banknoten. Die Reichsbank löst die ausgerufenen Noten zu 5 Billionen Mark(1. und II. Ausgabe), zu 10 Billionen Mark(I. und II. Ausgab«) und zu 100 Bi l l i o n e n Mark(1. Ausgabe), die bereiis feit dem 5. bzw. 20. April 1924 nicht mehr gesetzliche Zahlungsmittel sind, nur noch durch die Reichsbankhauptkasfe, Abtellung für ausge- rufene Reichsbantnoten. Berlin SW. 19, K u r st r a ß« 38, ein. Di« aufgerufenen Roten sind daran erkennbar, daß sie im Gegensatz zu den späteren Emissionen derselben Werte aus der Rückseite un- bedruckt sind. Ivojährlges Bestehen der höheren Gärtner-Lehranstalt Dahlem . Für die in den Tagen vom 14. bis 16. August stattfindend« Feier des lOvjährigen Bestebens der Höheren Gärtner-Lehranstalt in Dahlem ist«in umfangreiches Programm aufgestellt worden. Der eigentliche Festakt findet am 15. August in der Anstalt selbst statt. Angesichts der beschränkten Räum« hofft man, daß das Wetter die Abhaltung der Festversmnmliuig im Freien gestatten wird. Bei ungünstiger Witterung würde im Falle allzustorken Andränge» von Teilnehmern entweder der große Saal des Botanischen Gartens ober die Aula des Arndt-Gymnafiums zur Verfügung stehen. Schmalz für Mnderbemittelte! Das Crnährungsamt der Stadt Berlin teilt mtt, daß vom 22. Mai bis 5. Juni 1924 durch die Stadt Berlin «in Verkauf von Schmalz zum Preise von 0,20 Gold- mark je ein halbes Pfund erfolgt. Der Derkaus findet nur an die- jenigen Minderbemittlelten statt, di« im Besitz von Be. zugs karten sind, die ihnen nach Prüfung ihrer wirtschaftlichen Verhältnisse von den Bezirksämtern bzw. deren einzelnen zuständigen Stellen ausgehändigt werden, lieber die im Bezirk gelegenen Ver- koufsstellen erteilen die zuständigen Stellen des Bezirksamts Auskunft. Brüsuugen für das künstlerische Lehramt. Di« erste Prüfung für das künstlerische Lehramt an den höheren Schulen findet in diesem Frühjahr in Berlin statt. Die Prüfungen für bildend« Künste beginnen am 5. Juni an der Staatlichen Kunstschule, Krunewaldstt. 15, die für Musik am 23. Juni in der Staatlichen Akademie für Kirchen- und Schulmusik, Hardenbergstr. 86. Mel- düngen sind bis spätestens 20. Mai an den Vorsitzenden des künstle- rischen Prüfung samts. Berlin W. 8, Unter den Linden 4, zu richten. Die vorzulegenden Studienarberten sind an di« vorgenannten An- stallen zu schicken._ Lofipostverkehr SSnigsberg Moskau. Ab 10. Mai viermal wöchentlich Luftpostvertehr Königsberg(Pr) Smolenfk Moskau (Sonnabend, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag 7,30 Uhr vor- mittags ab Königsberg ). Anschluß aus Berlin Zug 107 Berlin Köniasberg(ab Berlin am vorhergehenden Tag« 6,15 Uhr abends). Zugelassen nur gewöhnliche und eingeschriebene Brief« und Post- karten nach Rußland , Sibirien . China und Persien (außer Küsten - platzen am persischen Meerbusen). Flugzuschlaa für Postkarten 20 Pf., bei Briefen 30 Pf. für je 20 Gramm. Günstigste Auflieferung beim Briefpostamt Berlin E. 2(Köngistraße), Heiligegeiststraße: hier Schlnßzell 5 Uhr nachmittags.

Wetter für Berlin und Umgegend: Dann und»rilweise better. nach. mlttaz» stärker telvSlö, leichte Gewitter nicht auZzeschlassen. sonst stocken bei schwachen vorherschend westlichen Dmden. Deutschland - In Deutschland überall warm und größtentetl» Kock«»