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nale Unannehmbar" gegenüber dem Gutachten befräftigt. Graf Westarp in der Kreuzzeitung " hat die Linie der Deutschnationalen noch einmal unterstrichen. Das Gutachten foll beiseite gefchoben werden, um deutschnationalen Bor fchlägen Biak zu machen. Zu allem Ueberfluß hat in der Nachtausgabe des" Tag" von gestern der politische Beauf­tragte der Deutschnationalen Volfspartei, von Lindeiner ildau, die Forderung der Ablehnung des Gutachtens noch einmal unterstrichen:

Es bleibt banach bei bem grundlegenden Unterschied zwilden unferer politischen Richt linie und der bisherigen Regierung. Das Rabinett Mary- Stresemann hat sich durch seine State an die Reparations­fommission pom 16. April b. 3. bereits auf den materiellen Inhalt des Sachverständigengutachtens festgelegt. Die Unterhändler diefes Rabireits würten also mit gebundenen Händen und leeren Talchen an den Berhandlungshi temmen... deutschnationate Regierung ist frei von solchen Bindungen. Hinter ihr steht der entschlossene ille ihrer Partei, einem Bertrage die Zustimmung zu geben, dessen Ausführung an der objektiven Unmöglichkeit oder an der Berlegung ber deutlichen Lebensnotwendigkeiten oder des ensnotwendigteilen bes Deutschen Chrgefühls scheitern müßte."

Eine

Die Erflärung der Deutschnationalen pom 15. April, daß fie für fich feine Bindung durch die Zustimmung der Regie­rung Marg zum Gutachten anerkennen, ist also nach wie vor ihre außenpolitische Richtlinie.

Diefe pofitifche Tatsache wird durch einen nationallibe. rafen Beschluß der Deutschen Boffspartei nicht aus der Weft geschafft. Die politischen Realitäten fügen fich dem Bedürfnis Der Bolkspartei nach einem innerparteilichen Kompromiß mit nichten. Dieser Beschluß ist dann auf jeden Fall eine Unehr­lichkeit. Entweder verbirgt sich dahinter die Sehnsucht und der ille, von dem außenpolitischen Kurs der Regierung Marr Loszulommen. Dann ist dieser Beschluß eine Unehrlichkeit gegenüber den bürgerlichen Mittelparteien. Oder er ist ge tragen von der Absicht, die Deutschnationalen in die Koalition zu ziehen unter Beibehaltung des Kurfes- dann liegt darin eine Unehrlichkeit gegen die Deutschnationalen, ein Verbergen ber grundfäßlichen Unterschiede in der Außenpolitit. Bor allen Dingen aber ist dieser Beschluß eine Unehrlichkeit bem Bolte gegenüber, daß in der jegigen Situation vor allem flar fehen muß.

Der demokratische Fraktionsführer Dr. Koch formuliert im demokratischen Klub folgende Bedingungen für eine Regierungsbildung: 1. Beibehaltung der bisherigen Aus landspalilit, 2. Schutz der Verfassung und Republik . Das find in ber Tat Grundfragen, über die vor allem Klarheit gefchaffen merben muß. Die Deutschnationalen wollen die bisherige Mußenpolitit perwerfen. Wollen fie Verfassung und Republit Schügen? Sind sie eine staatsbejahenbe Partei gegen über dem republikanischen Staate? Weber bas eine noch das andere. Indem der Beschluß der Reichstagsfraktion der Deuts fchen Bollspartei die Deutschnationalen als ftaatsbejahende Bartei hinstellt, indem er die große grundsägliche Kluft in der außenpolitischen Frage zu verwischen fucht, fchafft er bös artige Untlarheit einen politischen Dämmerzustand, der nur deutschnationale Sabotageabsichten förbern tam. Die Entscheidung über den politischen Kurs Deutschlands fann nicht durch nationalliberale Befchlüffe getroffen werden. Sie erfordert ein flares Entweder Ober in ber Frage ber Buftimmung zum Sachverständigengutachten, eine flare außenpolitische Linie. Benn die Reichstagsfrattion der Deutschen Beitspartei um ihrer inneren Unflarheit und her. riffenheit millen fich nicht zu so flarer Entscheibung aufraffen tonn, so offenbart fie, mie wenig sie den Anspruch auf Füh rung rechtfertigt, den sie laut genug erhoben hat.

Demokraten und Regierungsbildung. Der Fraktionsvorsitzende der Demotraten, Dr. Roch, fprech gestern im Demokratischen Klub über die Reichstagswahlen und die

Chaplin- Film ohne Chaplin.

Bon Egon Wertheimer.

London , im Dai 1924.

Regierungsbibung. Er ftimmte dem Gedanken eines ifte blods zu und formulierte folgende Gefichtspunkte für eine Re­gierungsbitbung:

Welche Eicherheiten müffen bel der neuen Stegierungsbildung erzielt merden? 1. Beibehaltung der bisherigen Aus­landspolitif. 2. Suz der Verfassung und der Republit. 3. Erhaltung unserer Währung. Das Wahlergebnis zeigt, daß, wer sim zu diesen drei Latsachen bekenni, die Mehrheit de Boltes hinter sich hat. Die Stoßkraft der Mitte würbe wachsen, wenn fie fich zu einer Frattionsgemeins fchaft zusammenfchlöife.

Bon der Stellung zu diesen Gefichtspunkten macht er das Urteil über das Wesen ter Deutschen Boltspartei abhängig:

Ob die Deutsche Boffspartei die Entflußtraft und Einmütigkeit aufbringen wire, fid) zu einer flaren Entfchei bung zufammenzufinden, weiß ich nicht. Für sie entscheidet sich mit Beantwortung diefer Frege, ab fte Rechtspartei per Mittelpartei sein will."

Zur feiben Stunde, in der er sprach, hat die Deutsche Bolfspartei durch ihren gratiionsbeschluß gezeigt, daß fie weder Entschluß zeit noch Einstimmigkeit zu einer flaren Entscheidung aufs bringen fann. Die Frage der Regierungsbildung wird unter sol­ben Umständen immer schwieriger.

fennen, daß er auf dem Brandler- Rabetfchen rechten Standpunt fteht. Es ist ihnen allen iolet betpmmen. Siewert wurde furzerhand als Sekretär abgesagt und gemaßregelt, an seiner Stelle wurde Grube zum Bezirkssekretär in Chemnih ernannt. Auch hiergegen haben die braven Chemnitzer Sturm ge laufen und besonders dagegen, daß man Siewert, dessen Einfluß man offenbar fürchtet, fowie Böttger irgendwohin a b schieben wollte. Da facelt nun das Bol. Bureau der Zentrale nicht lange. Es hat nichts genügt, daß Heinrich Süßtind, der aus Leipzig nach Chemniz an den Kämpfer" versetzt ist, sich das revolutionäre Lügenmärchen von der Million Bestechungs­gelber" ausgebacht und damit der Parteizentrale bewiefen hat, das auch die Opportunisten" bereit sind, die BSPD, mit Gift und Galle auszurotten. Das Bel.- Bureau der Zentrale zwingt Heinrich, einen Brief abzubruden, in dem den Chemnizern einfach gefagt wird: uicht euch!" 1. a. heißt es darin:

( the Umnitinben inrmer fowiert 08 astpitären Brandenstein bleibt Erfüllungspolitiker! Leistungen bis an die Grenze des Erträglichen".

Schwerin , 14. Mai. ( Eigener Drehtbericht.) In ben am Dienstag in Schmerin begonnenen Hauptausschußberatungen zum Haushaltsplan gab der Ministerpräflbent v. Bran benstein beim Etat des Ministeriums des Aeußern auf Befragen der Sp 3ialdemokraten felgende Erklärung ab:

Auf Grund des Studiums des Sachverständigen gut achtens bin ich zu dem Ergebnis gekommen, daß die Forderungen an die Grenze des Ertragbaren herangehen. Aber Vorauslegung für die Verhandlungen über das Gutachten find Freigabe des Ruhr gebiets, Freigabe aller Gefangenen, Rüdtehr der Bertriebenen und Klärung der Frage der Befagungstoften. Wenn diese Bedingungen nicht vorher genehmigt find, wird bas Tragen der anderen schweren Bedingungen für Deutschland zur Unmöglichkeit. Die vorgeschlagene Reglung tann uns zum Teil zu befferen Verhältnissen führen, Eie bringt eine geweffe Klärung. Frankreich fann nicht mehr eigene mächtig handeln. In dem Umstand, daß die Entente ge­meinschaftlich die Fragen der Reparationen zu lösen beginnt, liegt ein gewiffer Fortschritt. Eine Annahme ist aber nur möglich wenn die von mir bezeichneten Borausfegungen erfüllt sind, de sonst die Vorteile wieder verloren gehen. Nach einem verlorenen Kriege muß ein Bolt Bedingungen in Rauf nehmen, die an die Grenze bes Erträglichen gehen. In dem Gutachten geht manches über das hinaus, was auf Grund des Berjailler Vertrages gefordert werden fann. Wenn wir aber durch den Vertrag die Bahn frei bekommen für eine freie Entwidlung, faun man mit den von mir geforderten Bedingungen über den Vertrag verhandeln."

D. Brandenftein befennt, fich damit erneut zur Erfüllungs politit, obwohl er erft por wenigen Engen im Landtag zur Bar ruhigung der Bölfischen eine zweideutige Erklärung über seine Saltung zum Sachverständigengutachten abgab. Wir sind nun ge ipannt, was die fonfequenten" Deutschoolfischen nach dieser Ertlä rung v. Brandehfteins tun werben!

" Die Behauptung, daß die neue Zentrale mit politischer Maßregelungen beginnt, ist aus der Luft gegriffen. Gewiffe führende Genoffen von der Parteiminberheit haben be­ftimmte Parteiaufträge erhalten, aber gegen diese Aufträge protestiert. Die Behauptung, daß sie von jeder Mit­arbeit ausgeschaltet werden, wenn ihnen Bosten von Vol- Sefre­tären bzw. Auslandpertretungen bei wichtigen Bruder­parteien vorgeschlagen werden, fann nur dann aufgestellt werden, wenn entweder es fich tatsächlich darum handelt, frationell Lärm zu machen, aber wenn gewiffe Genossen der Auffassung sind, daß die Sentrale einer Bommunistischen Bartel nicht das Recht hat, jeben Genoffen an die Stelle zu jehen, welchen fie für notwendig findet, oder aber, wenn schließlich Genoffen davon überzeugt sind, daß ihnen nur Stellen eines bestimmten anges" zustehen, wäh rend fie für wichtige Funktionen zu schade" find, weil diese nicht groß genug" find. Das Bol.- Bureau überläßt die Beurtel­lung eines folchen Berhaltens der Mitgliedschaft und empfiehlt, über solche Fragen ohne Disfuffion zur Tagesordnung überzu­gehen.

Was heißt das anders, als: Wer nicht pariert, fliegt! Aber die Zentrale ist höflich. Sie behält sich zwar vor, nach Honolulu zu einer Auslandvertretung" zu verbannen denjenigen, der nicht pa­riert, aber sie empfiehlt" und sagt auch zur Politit: Wir schlagen euch vor...", nämlich einen Bezirksparteitag einzuberufen( ist prompt geschehen!) und sich auf den Boden der Zentrale zu stellen. So werben Proletarier zu rechtlofen, unfelbstän bigen Rulis degrabiert. Und diese Bartei will die Arbeiter. fchaft zum Siege führen!"

Diese von der Dresdener Volkszeitung" mitgeteilten Maßnahmen der neuen Ruth- Fischer Maslow- Zentrale zer stören jedenfalls die legte Organisation ber KPD. , in der noch alte sozialdemokratische Trabitionen" nachtlangen. Es wird dann für die fozialdemokratischen Zellen" feinen Stüßpuntt -und für die ganze RPD. teinen Halt mehr geben. Wen die Götter verderben wollen, den schlagen sie mit Blindheit. Uns fönnte es recht sein. Nur die Arbeiterschaft wird darunter noch schwer zu leiden haben.

Krach im Thüringer Landtag .

Der Ordnungsbund tobt die Sigung abgebrochen.

Weimar , 14. Mai. ( Eigener Drahtbericht.) Bei der Beratung des fommunistischen und sozialdemokratischen Antrages über die Wiedereinstellung der durch den General Saffe ihres Anläßlich der Beratung des Innernetats beantragen die So. Postens enthobenen Lehrer und Beamten in Thürin Bialdemokraten den Zuschuß zur Binderung ber Rot gen tam es in der Mittwochfikung des Bandtags zu lebhaften Aus von 200 000 mt, auf eine Million beraufzulegen. Die Deutfipraden. Der Redner der sozialdemokratischen Graftion, der ehes malige Boltsbildungsminister Greil mandte fich entschieden gegen nationalen und Bältigen lehnten diefen Untrag ab. bie Beseitigung der Lehrgänge für begabte Schüler und entfräftete alle Angaben der Regierung und der Deutschnationalen , die das Bergehen Haffes gutheißen. Greil mies nach, daß nicht nur die Reichsperfaffung, sondern auch die Bestimmungen des thüringischen Staatsbeamtengefeges durch Safie und die neue Ordnungsregierung perlegt worden wären. Als in ber gleichen Sigung fpäter Geraffe Frölich das Manöver der Re gierungsparteien entlarpte, auf die damaligen Zustände in Bayern einging und gewisse Maßnahmen der damaligen thüringischen Re

Kommunistische Maßregelungen.

Bir fefen in der Dresdener Boltszeitung": Bekanntlich haben die Kommunisten im Bezirk Erzgebirges Bogtland rebelliert gegen die auf dem lehten Parteitag ber RBD. aufgerichtete Diftatur der Linken. Sie haben eine Entschließung ge faßt voll bes Protestes gegen Berlin , die wir seinerzeit hier abge, bruckt haben. Der Bezirisfefretär Siewert hat es überdies ge­wagt, gegen die Moja- Luzemburg- Hehe aufzutreten und so zu begierung damit begründete, daß sie das Land vor Mörber

nur bie glimmenben Zigaretten wie Glühwürmchen feuchteten. Ueber allem lag der füße, starte Geruch der englischen Labale. Auch bas Programm erinnerte an die erften Rinoprogramme, bie wir Staunend als Kinder erlebt haben. Es war weniger feierlich. Die Ceichmadlosigkeit und bas Nichitönnen drapierte sich hier nicht funft gewerblich. Die alten Rinogreuel, bemalte Photographien, lebende Bilder in schwerem Barodrahmen dies alles erstand neu in alter Bracht. Hus bem leise firrenden Füllhorn wurde eine bunte Fülle von Sentimentalität und gretester Romit ausgeftreut, und dazu gab es eine wahrhaft barbarische Mufit, in der das Blech und bas Trara überwog. Und wie in uralten Tagen ward irgendwo im Orchester ein rauschender Wafferfall durch ein Stüd Blech untermalt ober ein Schuß, der im Bilde fällt, zum Schreden aller Liebespaare, burdy einen harten fräftigen Baufenschlag verdeutlicht.

Bu ben Klischees, mit denen England verfehen wird, gehört eine grauenerregende Schilderung des englischen Sonntags, die etwa in neunundneunzig von hundert Fällen so lautet: ber englische Sonne tag ist per Snbegriff der Monotonie. Die Straßen find peröbet, Bicadilly Circus, Londons Botsdamer Blas, liegt veröbet, wie eine Kirche am Werktag. Auf der Straße sind nur Menschen, die zur Kirche gehen oder von der Kirde tommen. Wer nicht braußen, so zusagen vor den Toren, ein Bandhaus hat, auf das er sich von Sonn­Und dann tam ber Chaplin- Film Die Frau von Baris". Ban. abend mittag bis Montag zurückzieht, und es foll ja auch folche ihm geschrieben unb ingeniert aber ohne ihn als Darsteller; in der Menschen geben, per perbringt die Stunden in traurigfter Whelan: primitiven Aufmachung seiner Filme, aber doch nicht primitiv genug. cholie in feinen stillen pier Wänden, voll Sehnsucht nach der Stunde, Denn es wird der ganze mondäne" Apparat in Bewegung gelegt: bie ihn in Fabrit, Rontor oder feinen Beruf zurückbringt. Ich fand Nachtfotale, elegante Wohnungen und feenhafte Kostüme, verklärter ben englischen Sonntag fo, wie Sonntage überhaupt find. Nicht Reichtum und verflärte Armut, lauter Dinge, an denen wir uns doch besser und nicht schlechter, eher besser. Er ermuntert nicht fo fehr, johon ein wenig den Magen übernommen haben. Dabei alles fo als mie ber am Kontinent auf die nernenaufreibende Arbeit des Wert ob die technischen Bemühungen der letzten zehn Jahre. selbst rur die bags bie nervenaufreibendere Arbeit des Vergnügens zu fegen( wo- ber Photographie, ipurlos vorübergegangen wären. Alles ift unend für insbesondere der Berliner berühmt ist). Er ist also, fozufagen, lich rührend unb sentimental hygienischer. Dabei gibt es noch immer genug zu tun, wenn man fchon ein Fanatiker irgendeiner Betätigung ist und nicht einmal auch ein paar Stunden nichts tun tann. So ist z. B. die Lektüre ber Sundan- Limes" fchon eine Angelegenheit mehrerer, wenn auch nicht sehr fruchtbarer Stunden felbst wenn man fließend english fann. Wer nicht in eine richtige Kirche gehen will, findet bei irgend einer der vielen Setten, die am Sonntag in allen Bezirken ihr Besen treiben, genug fürs Gemüt, bei einigen auch wirkliche Feiers Stunden. Bon Mittag bis zum Abend ist der Hydepark sehr zu emp fehlen: ba steht, beim Marble Arch( ein Triumphbogen, beffen im pojanteste Eigenfchaft es ist, anderthalb Millionen Goldmart ge Poftet zu haben) cin Rebnerpult neben dem anderen; ein Menschen haufen ist an den anderen gepreßt; hier wirken friedlich nebenein ander so ziemlich alle Sheenwelten und Glaubensbetenntnisse der zivilifierten und unzivilifierten Weft. er nicht Gebulb hat, fie einzeln, eine nach der anderen zu konsumieren, der fann fich in einer gewiffen Entfernung aufstellen und sich einen fröhlichen dadaistischen Nachmittag verschaffen, indem er alle gleichzeitig anhört. Regnets, je tann er nebenan ins Kine flüchten, wo sich die Menschen aufein anderballen. Alles, was sich auf dem Kontinent in Mufitcafés in eine Ecke drückt, fich in Tangfotalen umschlungen hält, was die Eine famfeit feines Bimmers fürchtet, vor dem Schweigen und der Mono­tonie ber langjam gleitenden Nachmittagsstunden die Flucht ergreift das findet hier gaftliche Unterkunft.

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Das Kino, in das ich vor dent lagregen und dem Redner, der für chinesische Kindermiffion marh, flüchtete, heimelte mich an. Es war eines von jener Sorte, die ihrer Herkunft treuer geblieben finb als die Kinopaläfte des Kontinents, die, wie es bie Art der Empor Pemminge it, fid) feierlich und vornehm geben. Dieses wiewohl mitten im Zentrum gelegen, hatte bie alte Form der Bigarrentifte, war Ichlecht gelüftet und lag in einem tiefen Halbbunkel, aus dem

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So endet die Historie: der junge Mater hat sich erschaffen, bie Mutter gieht, bewaffnet mit einem, mit dem Revolner aus, den Sohn an der bämonischen Frau zu rächen, aber fie findet diefelbe nur in biefem Stil läßt sich das erzählen schluchzend an der Bahre ihres schönen, jungen Sohnes vor Schluchzend, mie nur( fiehe Nibe fungen Film) Ariemhild an der Babre Siegfrieds schluchat, bevor fie fich ermannt. Da ftredt fic, mit fich fämpfend und übermarnt vom Beweis folder echter Liebe, der Totfeindin und totgehaßten glänzen den Frau über die Leiche hinwea bie Hände mütterlich hin und nunmehr fönnen sie beide warum aud nicht? einen Kinder. garten gemeinsam eröffnen. in dem ein freundlicher, bider fatholischer Bater eine finderliebe Rolle spielt. Charlie, Charlie, fann man nur ausrufen. Dann wendet sich der Geit mit Graufen. Er benti frampfhaft an die schönen Stunden bei Chaplin, um nicht recht böse zu werden. Unb indes er burch die, im pioletten Licht der Lampen liegenben nächtlichen Straßen, durch diese unendlich langen breiten Straßen heimwärts pilgeri, betet er zum guten Gott ber Stinos, der ein mächtiger und manchmal auch weiler Bater ift, er möge dem viel geliebten Charlie als Unternehmer, ais Reniffeur und Dichter, boch eine Bleite fenden, wie sie unter diefer Gonne noch nie gesehen wurde, und ihn damit auf den rechten Weg zurüdgeleiten.

Aber nur zu verräteriid hatte, mährend die Frau ven Paris " vorüberzog, im Auge der Nachbarin die Träne geblinkt, die berühmte Träne der Rührung. Go ist leider anzunehmen, daß es auch so schöne Dollarscheine, laubere Pfundnoten und die Rentenmant der deutfchen Hoffnung regnen wird. Und Charlie wird, wie alle Beute, die Gelb verbienen, meinen, daß es ein gutes und Gett wehlgefäffines Wert fet, was er ba tul. Er wird am Ende felbit glauben, daß es ein Bert der Erziehung zu höherem Menschentum fei, wenn er die Mutter an der Bahre des Sohnes die Hände perföhnend zur Toffeindin hin überftreden läßt...

Die Architekten gegen den Magiftrat.

Zu den verschiedenen Entgegnungen, die die städtischen Be hörden Berlins auf den Proteft ber riteftenschaft per öffentlicht haben, teilt der Bund Deutscher riteftew folgendes mit:

1. Der Proteft gegen die Bevormundungsmethoden der ftädtischen Behörden ist dura pie perzweifelte Lage der Architektenschaft und Bauwirtschaft erzwungen. Er ist nicht getragen von irgendeiner Richtung", sondern geht aus vom Bund Deutscher Architetten, ber bie Intereffen der gesamten deutschen Architektenschaft vertritt. Much bem Attionsausschuß des BD. gehören Bertreter der verschiedensten fünstlerischen Richtungen an. Der Broteft richtet sich nicht gegen die Baupolizei, sondern gegen den Oberbürgermeister, gegen ben Sachperständigenbeirat, und zwar gegen diefen nicht als Instanz, sondern in feiner gegenwärtigen Zusammenlegung, unp per allem gegen feinen Borsitzenden, ben Stadtbaurat Lud­mig Hoffmann. Gegen den Oberbürgermeister, der sich unter Anmaßung des Kunstrichteramtes über die Gutachten der Baupolizei und des Sachverständigenbeirates hinwegfest; gegen den Sachver ständigenbeirat, ber unter 22 Mitgliedern nur drei schaffende Archi. beften zählt; gegen Ludwig Hoffmann , der durch seine Unduldfamtett in Kunstfragen und durch Mangel an Sachlichkeit die Prüfung der Bauentwürfe verzögert und die Bauwirtschaft schädigt.

2. Es ist unwahr, daß sich der Sachverständigenbeirat unter Borfiz Hoffmanns für die Durchführung neuartiger architektonischer Löfungen eingefeßt hat; wahr ist vielmehr, daß er fie verzögert eber gar zu fabotieren fucht. Bo rie Genehmigung solcher Entwürfe endlich gegen Hoffmann durchgefeßt wurde, wird das der energischen Türsprache der Vertreter der freien Architektenfchaft sowie der Ver. treter der zuständigen Reichs- und Staatsministerien verdankt. 3. Es ist unwahr, daß die Tätigkeit des Sachverständigenbeirates unter Führung Soffmanns fich lediglich darauf befchränt hat, das Berliner Stadtbild vor Berunftaltung zu schüken, im übrigen den freischöpferischen Baufünstlern freie hand gelaffen habe. Wahr ist vielmehr und in Dugenden von Fällen nachweisbar, daß Stadt bauret Hoffmann fich für berechtigt gehalten hat, an Entwürfen selbst anerkannter Architekten schulmäßige Korrekturen porzunehmen.

4. Es ist unwehr, daß in der Frage des Hochhausbeues zwischen ben Ansichten des Magistrates und der Architektenschaft ein Gegen. fas besteht. Auch die Architektenschaft fordert, daß bei Errichtung pon Hochhäusern ftets bauliche und baupolizeiliche Rüdichten no gewahrt werden. Sie erhebt aber Einspruch dagegen, daß auch da, wo diese Bedingungen erfüllt find, Bauentwürfe, die dem Geschmad des Stabibaurates nicht entsprechen, verzögert oder hintertrieben werden.( Turmhaus Friedrichstraße , Lagergebäude Rolandufer.)

5. Wenn die Beratung der neuen Bauordnung jezt endlich in. folge des Broteftes des BD2. beschleunigt werden soll, so werben bie neuen Beftimmungen tros biejer Beschleunigung erst zum Spät. herbst Gültigkeit erlangen. Das bedeutet, daß auch die Bauperiode diefes Jahres wiederum vertan ist und die Bauwirtschaft und die Architettenfchaft aufs fdhmerite gefchädigt ist.

So sieht in Wahrheit die Fürsorge der Männer aus, die für figh beanspruchen, Hüter des allgemeinen Wohles au fein und dafür das Bertrauen ber Deffentlichkeit fordern.