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Nr. 226+ 41. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

( pe data and

Donnerstag, 15. Mai 1924

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MOLTKE

H- ABEKING- 24

Moltke zu Ludendorff : Ich konnte siegen und schweigen.- Was kannst du..?

Der Fememord in Tegel .

Der dritte Teilnehmer bei dem ersten Spaziergang im Tegeler Forst, ein gewiffer Steltentamp und ein gewisser Böttcher, der ebenfalls in die Angelegenheit verwickelt ist, sind beide zurzeit Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt zum Fememord im in 5aft. Steltentamp erhielt noch vor einiger Zeit von Grütte Tegeler Forst mit: Lehder einen Brief aus Wien . Grütte- Lehder hatte sich nach feiner Haftentlassung zuerst nach München

Im Anfang Dezember des vorigen Jahres berichteten Berliner Breffenotizen über einen Mord im Tegeler Forst, dem ein

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angeblicher Oberleutnant Müller zum Opfer gefallen fein follte. und dann nach Defterreich gewandt in dem er ihm voraussagte, Als Mörder kam ein gewisser Robert Grütte Lehder in daß in kurzer Zeit( jedenfalls infolge der dann eintretenden warmen Betracht. Grütte- Lehder war damals verhaftet worden, nachdem am Witterung, die zur Auffindung der Leiche führen mußte) die Ange­30. November 1923 eine Mordanzeige in Hermsdorf erlegenheit Müller wieder aufgerollt werden würde und ihn dringlich stattet worden war und nachdem Grütte sich im Kreise deutschböltischer aufforderte, möglichst bald außer Landes zu gehen. Er selbst wolle Jugendgenossen damit gebrüstet hatte, daß er einen Spizel erschossen nach Budapest zu den erwachenden Ungarn " gehen. hätte, der deutschvölkische Pläne hätte an die Rote Fahne" verkaufen Ueber Grütte- Lehder selbst ist noch festgestellt worden, daß er in der wollen. Nun ergab aber damals, als man der Mordanzeige nach Tat in Vorpommern im Dienste des deutschvölkischen Gedankens ging, der Leichenfund, daß es sich nicht um die Person des angeb organisatorisch gearbeitet hat. Er hat in den Orten Eggefin und lichen Oberleutnants Müller, der in Wirklichkeit Dammers hieß, ledermünde die Gründung von Ortsgruppen des Deutschen Herold" handelte. Da auch Grütte damals, nachdem dieses Ergebnis heraus angeregt und auch dadurch bewerkstelligt, daß er den Oberstleut­gefonimen war, fein ursprüngliches Geständnis zurückgenommen hatte nant Ahlemann von der Berliner Zentrale zu zwei Berfamm und eine andere Leiche nicht gefunden wurde, wurde er nach einiger lungen dorthin tommen ließ. Er hat auch des öfteren auf Reisen Zeit aus der Haft entlassen. Erwähnt sei noch, daß damals von dort nach Berlin die Korrespondenzen zwischen den beiden Orts bei Grütte- Lehder zwei Legitimationen gefunden wurden, die wie gruppen und der Berliner Zentrale vermittelt und insbesondere mit gruppen und der Berliner Zentrale vermittelt und insbesondere mit folgt lauteten: dem Geschäftsführer Kube in Beziehungen gestanden. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß der ermordete Müller( Dammers), der sich bei seiner Zusammenarbeit mit Grütte- Lehder äußerst rechts­rabifal gebärdete er gab sich auch wiederholt zu Unrecht als ehe­maliger Adjutant des Kapitänleutnants Ehrhardt aus, eine ausge­sprochene Hochstaplernatur war und wiederholt längere Gefängnis strafen wegen Urkundenfälschung, Betrug und Berleumdung abge büßt hatte. Der achtzehnjährige Grütte- Lehder selbst zeigte ebenfalls sehr deutlich grob- hochstaplerische Züge.

Reichstag Fernspr. Zentr. 9592-9600.

Berlin NW. 7, 20. 11. 1923.

Herrn Robert Grütte- Lehder,

Berlin - Waidmannsluft, Tribbergerstraße. Herr Robert Grütte- Lehder ist in unserem Auftrag für die völkische Freiheitsbewegung tätig und hat die Aufgabe, Bor­pommern zu organisieren. Bir bitten, ihn nach Kräften unterstüßen zu wollen. Mit deutschem Gruß Der zweite Ausweis lautete: Bankkonto: Kur- und Neumärkische Ritterschaftliche Darlehnskaffe Berlin W. 8, Wilhelmsplatz 6, Bostschecktonto der Bank 3172. Telephon Lützow 8080 und 8081. Berlin SW. 11, den Hauptgeschäftsstelle. Br. Nr. Dessauerstraße 6.

( gez.) R. Wulle, M. d. R."

Ausweis.

Herr Robert Grütte- Lehder, Berlin - Waidmannsluft, ist von Herrn Reichstagsabgeordneten Bulle bevollmächtigt, die für den Deutschen Herold erforderlichen Unterlagen im Falle Müller zu beschaffen.

J. A.( gez.) Wilhelm Kube , Reichsgeschäftsführer. ( Stempel.) Deutscher Herold". Der Geschäftsführer." Die ganze Angelegenheit hat jetzt eine überraschende Wendung dadurch genommen, daß nunmehr im Tegeler Forst wirklich die Leiche dés Müller( Dammers) gefunden worden ist, und im Zu­fammenhang damit auch die Begleitumstände genau aufgeflärt worden sind. Die am 11. Mai von einem Spaziergänger aufge­fundene Leiche zeigt die Wundkanäle der drei Kugelschüsse, Die von Grutte- Leŋber auf den Ermordeten abgegeben worden sind. Der Vorgang selbst hat sich, wie jetzt feststeht, so abgespielt, daß Grütte- Lehder schon am Tage vor dem Morde, der am 15 oder 16. November begangen wurde, in Begleitung eines deutschvölkischen Turnerkreisen angehörigen Freundes und des Müller( Dammers) einen abendlichen Spaziergang in den Tegeler Forst unternahm, in der Absicht, Müller schon damals während des Spazierganges von hinten zu erschießen. Die Pistole aber, die er sich von einem ebenfalls jetzt ermittelten Gesinnungsfreunde ausgeliehen hatte, ver. agte damals, ohne daß Müller, der ein Stück voranging. etwas von dem Borgang merkte. Am anderen Tage wußte Grütte- Lehder Müller abermals zu einem Spaziergang zu überreden und diesmal giüdte die Mordtat. Zur Charakterisierung der Persönlichkeit des Grütte- Lehder und auch eines Teils seiner Freunde sei erwähnt, daß er nach geschehener Mordtat den Müller seiner sämtlichen Wert­gegenstände, darunter Uhr, Reifftiefel usw., beraubte und auch bie von Müller in einem Berliner Hotel untergestellten Gepäd. stüde abholte. Ein Teil dieser Gegenstände wurde ihm von feinen Spießgesellen gestohlen; es gelang ihm aber, fte wieder zurückzuerhalten und sie gemeinsam mit seinen Freunden bzw. Dieben in Berlin zu verkaufen und zu versetzen.

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Wirtschaft

Mansfeld Kupfer.

Seit einiger Zeit wiederholen fich in der Handelspreffe un günstige Nachrichten über die Lage der Mansfeld A.-G. für Bergbau und Hüttenbetrieb. Sie haben sich inzwischen zu einer Staatsaktion im vollen Sinne des Wortes entwickelt, es soll dem Unternehmen mit öffentlichen Mitteln und durch einige sonstige Vergünstigungen beigefprungen werden. Da es sich um die Beschäfti­gung von rund 30 000 Arbeitern und Angestellten handelt, lohnt sich eine nähere Betrachtung des Borganges.

Die Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft war seit langem ein sehr solides, aber gründlich altmodisch gewordenes Unter­nehmen. Im Kriege mit seiner Kupfernot wurde besonders gut ver­dient. Der Sturm der Inflation schien das Unternehmen unberührt zu laffen. Eines schönen Tages hatte dennoch der fluge Großspetu­lant Hugo Herzfeld die Mehrheit der Kure in seiner Hand. Da­mit begann die neue Periode der Mansfelder Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft. Der Wiz der Herzfeldschen Spekulationen lag immer darin, daß er eine eigene Idee mit eigenen Mitteln zu verwirklichen begann und dann die ihm nahestehenden Banken durch die ihm ge­währten Kredite mitzog, ja zuletzt mitzwang. So wurde aus jener altmodischen Gewerkschaft eine moderne Aktiengesellschaft. Unter den " Gründern" befand sich die Allgemeine deutsche Kreditanstalt, Leipzig ( Konzern Barmer Bankverein- Bayerische Hypothefen- und Wechsel­bant Diskontogesellschaft), die Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Diskontogesellschaft, Syardy u. Co., Metallbant und Metallurgische Gesellschaft und Delbrück , Schickler u. Co.

Mit jener Umgründung begann die Zeit der Kapitalerhöhungen; Hugo Herzfeld zahlte wohl auf jenem nicht mehr ungewöhnlichen Wege feine Schuld an die Banten ab. Das Kapital wurde im No­pember 1921 von 880 000 M.( Friedensgold) auf 70 Millionen er

Traueripenden

feber Art Itefert preiswert

Paul Golletz,

Dormals Robert Mayer , Mariannenstr. 3. Sel: Morigpl 10808

höht, die Gründer übernahmen die Aktien. Im Januar 1922 wurde das Rapital auf 420 Millionen Mark weiter erhöht; auch diese Aktien bekamen die Hauptinteressenten ausgehändigt. März 1923 famen weitere 80 Millionen Mart Kapitalerhöhung. Die jungen Aktien wurden zu 108, 110 und zuletzt ganze 420 Proz. ausgegeben. Das heißt, angeblich dienten sie zur Berstärkung der Betriebsmittel, in Wirklichkeit tam aber die eigentliche Möglichkeit, diese zu stärken. ben Aftionären zugute. Sie zahlten für die ersten beiden Serien durch Ausnutzung des Kursagios nicht dem Unternehmen, sondern 2 Goldmart. Dabei stehen die Aktien der Mansfeld A.-G. noch heute,... Aftien durchschnittlich 10-15 Goldmark, für die letzte noch nicht trotz der allgemeinen Baisse, auf rund 45 Goldmart. Man sieht, das Geschäft war für die Aktionäre, zu denen sich auch die Otto- Wolff A.-G. noch hinzufand, nicht schlecht.

Jetzt, da es dem Unternehmen schlecht geht, weil im besonderen die Kupferausbeute schwierig ist und in ihren Resultaten nicht mit dem ausländischen Kupfer konkurrieren kann, sind die Freunde und Vorher hat sich die Otto- Wolff- 2.- G. aber noch einen guten Bisfen Mitesser" von ehedem so schwach, daß Vater Staat helfen muß. Vorher hat sich die Otto- Wolff- 2.- G. aber noch einen guten Bisfen gesichert. Die Mansfeld A.-G. befigt ja nicht nur Kupfergewinnungs. stätten, fondern auch Metallwerte, Stalibeteiligungen, eine Silber­warenfabrik( Franz Bahner A.-G., Düsseldorf ) und Kohlenberg­werke. Die beste Grube, Sachsen ", in Westfalen hat der Wolff­Konzern zur Hälfte auf dem üblichen Wege abgenommen. Damit hat er sich so etwa das derzeit wertvollste Befigtum der Mansfeld 2.-G. herausgeschält. Woraus zu ersehen ist, daß der Kapitalist, der heute flüffiges Geld hat( vielleicht hat er auch Reichsbanffredit aus. genutzt!) immer noch gute Geschäfte machen kann. Es bleibt abzu­warten, was das Reich für seine Hilfe bekommt.

Der Arbeitsmarkt in Berlin ,

Das Landesarbeitsamt Berlin berichtet über die abgelaufene Woche: In der Arbeitslosigkeit, die Ende des vorigen Jahres den höchsten Stand erreicht hatte und in den letzten Monaten ganz er­heblich zurückgegangen ist, ist jetzt eine gewiffe Stag na tion eingetreten. Diese Tatsache deutet auf eine mehr und mehr zunehmende Festigung der gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse hin. Der Stand der Arbeitslosigkeit ist von 98 328 der Bormoche auf 90 857 in der Berichtswoche zurüdgegangen. Darunter befanden sich 68 183( 75 833) männliche und 22 674 ( 22 490) weibliche Personen. Der geringe Zugang bei den weib­lichen Arbeitsuchenden kann nicht als bedeutendes Merkmal bewertet werden, da dieser sich mit Rücksicht auf die vorhandene allgemeine Aufnahmefähigkeit des weiblichen Arbeitsmarktes in furzer Zeit ausgeglichen fein dürfte. Ein noch immer hervorstechendes Merkmal ist der Mangel an Facharbeitern, welcher sich in vielen Berufs­gruppen weiterhin in steigendem Maße bemerkbar macht und zum Teil auch bereits auf angelernte Arbeitsfräfte übergegriffen hat. Von der günstigen Entwicklung zum großen Teil unberührt blieb der Stellennachweis für Bureauangestellte, der auch neuerdings wieder durch Vornotierung von zum Monatsschluß zur Entlassung tommen den Behördenangestellten eine Belastung erfuhr.

Unterstützung bezogen 23 455( 25 724) männliche und 3721 ( 4185) weibliche, insgesamt 27 176( 29 909) Personen. Die Zahl der zu gemeinnützigen Pflichtarbeiten Ueberwiesenen betrug 2066 gegen 2195 der Vorwoche.

Die Lage in der Metallindustrie hat sich weiter be­deutend gebessert. Obwohl die Zahl der Arbeitsuchenden noch immer recht erheblich ist, konnten doch die Anforderungen auf Zuweisung von Spezialfräften nicht in allen Fällen erfüllt werden. Be merkenswert ist auch eine Belebung des Arbeitsmarktes für Gieße reien, die bisher nur einen geringen Beschäftigungsgrad aufwiesen. Im Spinnstoffgewerbe blieb die Lage im allgemeinen und Dekorateuren besteht ein Mangel. günftig. An Posamentierern, Stridern, Kurbelstidern, Färbern

Die 3ellstoff- und Papierherstellung und ver arbeitung und die Lederindustrie und Industrie lederartiger Stoffe zeigen im allgemeinen gute Aufnahme.

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