Träger dieser PoNtik, Ministerpräsident Knillin g und der Minister des Jnncr�, S ch rv e y e r. die Houptreseret« zu halten hatten. Die Bayerischs-Bclkspartci-Korrespondenz gibt darüber fol- genden parteiofsiziösen Bericht: „Dr. v. K n i l l i n g gab w großen Zügen«inen Ueberblick über seine Negierungstätigkcrt in den PA Jahren seiner Ministerpräsidentschaft. Er ergriff di. Gelegenheit, seine Politik gegenüber einer Reihe von Angriffen zu verteidigen, die in der letzten Zeit wiederholt er- hoben worden sind. Anschließend an die Red« Kmllings legte der Minister des Innern, Schwerer, die Richtlinien dar, nach denen in Z u ku n f t die Regierungspolitik geleitet werden müßte, um die erschütterte Staatsautorität wieder vollkommen zu festigen. Die eigentliche Debatte wurde eingeleitet durch eine Rede des Reichstagsabgeordnetsn Dr. Pfldger, der unter der lauten Zu« stimrnung der Versammlung die bayerische Politik der letzten Zeit unter die kritische Lupe nahm mit dem Zweck, Richtknien für die zu- künftige Politik zu finden. Die Ausführungen Pflegers waren, wie die aller Redner, die in großer Anzahl nach ihm sprachen, von dem Grundgedanken erfüllt, daß die Bayerische Bolksparkel nur dann in Zukullfi sich aktiv an den Staalszefchäfteu beteiligen kvnne, wenn nach einem klaren, eindeutigen Programm regiert würde, das einzig und allein die restlose Wiederherstellung der Aulorikäl des Staates im Augs habe, also die Boraussehusz der Zurückgewinnuag des Au- sehens Bayerns im Reiche und in der Welt. Die Meinung aller Redner ging dahin, baß die kommende Regierung, gestützt auf die legitimen Machtmittel des Staates, ein« rücksichtslos« und restlose Liquidierung der Zustände vornehmen müsse, die die verhängnisvolle Lage verschuldet haben, in welche der bayerischa Staat geraten ist. An dieser Diskusston, die sich in vorgenanntem Sinne auf einer vollkommen einheitlichen Linie bewegte, beteiligten sich Vertreter aus dem ganzen Lande, auch aus der Pfalz . Di« Dis- kuffion wurde durch eingehende Darlegungen des Abg. Dr. Held abgeschlossen. Irgendein Beschluß wurde nicht gefaßt." Trog ihrer diskreten Zurückhaltung sagt diese Mitteilung dem Kenner der V-rhättnisse, daß die KniDng-Politik eine allgemeine Berurteslüng erfahren hat. Es ist außerordentlich bemerkenswert, daß dis versuchte Verteidigung Knillings in der ganzen Versamm- lung kein Echo gefunden hat und sich sämtlich« Redner, darunter auch die Abgg. Leicht und Graf Lerchenfeld, geschlossen hinter den neugewählten Reichstagsabgeordneten Dr. Pfleger stellten. Selbst Leute, wie der ganz rechtsstehend« und einflußreiche Abg«. ordnete Schaeffer, der jüngst zum Parteioorsitzenden von Mün- che» gewählt wurde, stimmten in die scharf« Kritik gegen Knilling mit ein. Cs darf also nunmehr als ausgeschlossen gellen, daß Aull . Nnz wiederum für die Regierungsbildung berufen wird. Damit ist ober zugleich gesagt, daß für die Bayerische Dolkspartei irgendein Zusammenarbeiten mit dem Völkischen Block nicht in Frage kommt.
Sie wollen nicht zahlen. Tagung der industrielle« Vereinigung. Die neugegründete Deutsche Industrielle Vereinigung hat heute vormittag im Hohl Esplanade eine öffentliche Kundgebung gegen das Sachverständigengutachten veranstaltet. Cs waren etwa SOO Vertreter von Verbänden und einzelnen Firmen vertreten— sehr viele davon lediglich zur Information. Die neue Vereinigung hat lediglich den Zweck, politische Opposition gegen die Annahme der Gutachten zu treiben. Nennenswerte wirtschaftliche Kräfte stehen nicht dahinter. Was der Vorsitzende der Kundgebung, Direktor Melles, als wirtschaftliches Ziel aufzeigt«, war u N klare völkische Phrase über„deutsche Wirtschaftsform", die lediglich der Dekoration dient. In feiner Begrüßungsansprache' betonte Meilers, daß dis deutsche Industriellen-Vcreinigung unobhäMg von anderen Be- wegungen gegründet sei Zu ihren Aufgaben gehöre vor allem ein« klare Stellungnahme zu dem Sachverständigengut- achten. Die heutige große Versammlung der Industriellen-Ber- einigung solle lediglich das bestätigen, was man unlängst in der Frage des Cckchoerständigengntachtens bereits festgelegt habe, Die Jndustriellen-Vereinigung ist ad hoc gegründet, und wir würden es mit Genugtuung begrüßen, wenn der Reichsver- band der Deutschen Industrie das Steuer herum». werfen und uns dadurch der Wind aus den Segeln genommen
würde. Allerdings müssen wir nach Lage der Dinge bezweifeln, daß das den derzeitigen Leitern des Reichsserbandes gelingen wird. Man hat danach gefragt, warum wir ups gegen die Spigenssreini- gung der Arbeilgebervsrbänds wenden. Wir stehen unter dem Ein- druck, daß diese Vereinigung in der Frage der ErfüllungS» Politik und des Sachverständigengutachtens ihre Ilm- abhängigkeit gegenüber dem Reichsvcrband der deutschen Industrie nicht genügend gezeigt hat. Wir glauben aber, daß m der Vereini- gung der Deutschen Arbeiiaeberocrbände unsere Ansicht von weiten Kreisen geteilt wird. Herr Dr. Sorg« hat sich beeilt, dem Bcr- treter des Reuter-Bureaus zu erklären, man müsse seiner Ansicht nach das Gutachten annehmen. Dr. Sorge hat dabei nicht betont, daß wir uns in einer Zwangslage befinden. Das kann nur heißen. daß ihn das Sachverständigengutachten befriedigt.* Der Referent, Obersinanzrat Bang, wandte sich gegen die Sachverständigengutachten mtt dem H e l f f« r i s.ch« n Wort vom zweiten Versailles . Statt wirtschaftlicher Vernunft politische Hetze im Stil von Helfferich. Bei dieser Vereinigung handelt es sich um eins politische Unterstützungsaktion für den Vorstoß der Rechten zur Macht einerseits, um einen Versuch zur Sammlung der Opposition gegen die Haltung des Reichsvcrbandes der Deutschen Industrie andererseits. Annahme der Gutachten bedeutet Leistungsoerpflichtung der Industrie. Die Patentpatrioten der neu«n Industriellenoereinigung aber wollen nicht zahlen— das ist ihre ganze wirtschaftliche Vernunft.
Das Programm der französischen Linken. Paris , IS. Ma.(Eigener Drahibericht.) Im„Oeuvre" führt Robert de Iouvenel aus, daß die Parteien des Linksblocks sich zu- nächst über das Mindest Programm der neuen Regie. r u n g einigen müßten, das er wie folgt formuliert: Außenpolitik- Durchführung des SachverstäMgenpro- gramms ohne Reserven und Vorbehalt«: Verzicht auf die Methoden des Zwangs gegenüber Deutschland in dem Maße, in dem dieses den Weg der Erfüllungspolitik beschrettet: Freilassung aller deutschen Gefangenen ohne jede Gegenleiswng, da man in einer Angelegen- heit der Menschlichkeit nicht handeln dürfe; Ueberwcisung der Rege- lung der Frag« der Sicherheit und Abrüstung an den Völkerbund: Anerkennung der Sowjetregierung, die die Vorbedingung für ein« gemeinsame Politik der Alliierten gegenüber Rußland sei. Innere Politik: Volle Amnestie: Wiedereinstellung der entlassenen Eisenbahner: Wahlrechtsreform: Abänderung der rcaktio- nären Unterrichtsrcform: Wiederherstellung des Zündholzmonopols und endlich die Demission Millerands. Das jeien die dringendsten Aufgaben. Für später würden hinzukommen eine demokratische Finanzpolitik, die Reform der Militärgesetze und die Durchführung eines sozialpolitischen Programms. Alle diese Forde- rungen würden mtt Unterstützung der Sozialisten leicht verwirklicht werden können, ohne deren Mitarbeit ab:r auf zahlreiche Schwierig- keiten stoßen. Deshalb könne man einstwellen in den bürgerlich- demokratischen Kreisen nicht daran glauben, daß die sozialistische Partei ihrerseits daran denken könne, ihre Mitwirkung zu ver- weigern. Daß dieses Programm die rückhaltlose Billigung nicht, nur der Führung, sondern auch der Parteien der demokratischen Linken hat, zeigt«ine Resolution, die am Sonnabend das Exekutiv- tomitee der Republikanifch-Sozialen Partei an- genommen hat und in � der den Mitgliedern der Eintritt in«in Kabinett verbaten wird, das sich nicht verpflichtet, noch vor dem Beginn der Parlamentsferien im August die folgenden Programm- punkte durchzuführen: 1. Die Demission Millerands, der durch die Sprengung der Konserenz von Cannes , durch die Rede in Evreux , durch die Stellung der persönlichen Vertrauensfrage seine ver- fassungsmäßigen Befugnisse überschritten und sich zum Chef einer Partei bekannt habe deren Politik geschlagen worden sei. 2. Wieder- Herstellung der Arrondissementsroahleit. 3. Völlige Amnestie. 4. Aufhebung der Umsatzsteuer und ihre Ersetzung durch eine Besteuerung der großen Vermögen. S. Aufstellung eines Finanzprogramms zur Balanzierung des Budgets ohne neue Anleihen.(5. Sofortige Auf- nähme der Verhandlungen mtt den Alliierten zum Zwecke der schleu- nizen Regelung des Rcparationsprcblems und der Sicherheitsfrage auf der Grundlage des Gutachtens der Sachverständigen.
Gstaflatisihe Kunst. Die Ostasiatische K u n st a b te i l u n g. die süngst«, bis- her versteckt in Magazinen aufbewahrte Abteilung der Berliner Museen, ist in diesen Tagen endlich an die Oeffentlichkeit getreten: still, ohne Festakt'und ohne Einweihungsreden wurden die Säle aufgemacht, die im ersten Stock de, früheren Kunstgewerbe- Museums in der Prinz-Albrechtsttaße für die Ostasiatische Kunst umgebaut worden sind. Es sollen neun Räume werden, bisher sind sieben davon zu sehen, die beiden Räume für die altbuddhistische Kunst Cbinas und Japans schien, da die Bauarbeiten noch nicht beendet sind. Ohne Kovien ostastatischer Gemächer schaffen zu wollen, haben Direktor Prof. Otto Kümmel und sein Mitarbeiter Dr. William Cohn eine Folg« von Räumen angeordnet, die mit ihren schlichten neu- tralen Hintergründen eine stille feine Ausstellung weniger erlesener pstasiatische Kunstwerke gestatten. Das verteilte weiche Licht hinter den Vorhängen, unter den niedriger gelegten Decken der Museums- fäle ermöglicht bis in die Saaltiefsn die genaueste Betrachtung. Die Ausstattung der Räume ist aus den Erträgen der Doubletten-Ver- steigerungen der Kunstabtcilung bestritten worden. Diese erste Schau zeigt etwa«in Drittel des Besitzes, in zwei weiteren Uebersichten sollen nach«inigen Monaten die beiden anderen Drittel folgen Zum ersten Male siebt man da«inen Ausschnitt aus dem stol-en Besitze, den die Berliner Kenner in den letzten Jahr- zehnten gewonnen haben, ohne fast auch nur«inen Pfennig an öffentliche Mitteln für die Erwerbung zu beanspruchen. Denn wie die Tchelchen bei jeden, Stücke melden, sind es alles Geschenke. Bei der jetzigen Anordnung betritt man die Raumfolg« mit der kungften Kunst Das Bedeuhndst« ist im letzten Saale : die graye chinestschc Malerei des 13. Jahrhunderts. Da hängen in ihren Nischen die großartig im Pinselzug belebten Wildaänse des M u- E.h l, dann die Reche von S buddhistischen Heiligen mit ihren Be- gttitern,.Lerke des Hji-Chin Chü-Shih, geistesgewaltige Manner von höchster Konzentrotion, farbig erlesen in den Tönen, an deren Patina tue Zeit mitgeholfen Hai. Und an den Schreib- kästen, an der kleinen Keramik, an den Tecbüchschen mit den vier Beuteln, in denen sie den Jahreszeiten entjvrechend aufbewahrt wur- den. genießt man die höchsten Werte dieses Kunstgewerbes, das nirgends seinesgklchen hat. Der zweite Raum bringt die japanischen Gegenstücke. Der genialen Schöpferkunst Chinas stellt sich das geistreich ausge.taltende Pinselwerk und Kleingerät des Jnselvolkes gegenüber. Die Reiher im Lotus, zwei Bilder von N s a m i. gehören zu den feierlichen Landschaftssymbolen, die im Gefolge der japanischen Zen-Sekte geschaffen wurden. Deren Grün- der Darum« erscheint in einem monumentalen Jdealbildnis. Der berühmte Aahn des S s f f h u, ein Werk des 15. Jahrhunderts, zeigt die ganze Vollendung dieser von Leben zuckenden Pmselkunst. Und ein Meisterwerk wie der Schreibkasien mit den stiegendsn Reihern aus dem Lackdeckcl zählt technisch wie künstterisch zu den Unbegreis- lichkeiten jener alten ostasicuijchen Welt.
Der große Barocksaal der Abteilung erhält durch zwei Setz- schirme auf Gold, Werke der K a n o- S ch u l e um 1ö30, sein Ge- präge: Herren und Damen bei Brettspiel. Musik, Bildbetrachtung. Ein anderer Setzschirm, von größtem dekorativen Farbenreiz auf dem Goldgrund, zeigt die Bücher eines japanischen Hauses so ausge- schüttet, wie sie in jedem Herbst, nach der Regenzeit, dort gelüftet werden, damit sie keine Stockflecke bekommen. Der große Name des Kor in begegnet bei einem Album mit Fächerbildern, unter denen man eine rote Kamelie,, eine weiße Glyzine bewundert, und bei einem Schreiblasten, mtt Zvpressenhügeln draußen, einem Tempeltor drimien, das der Reibstein bildet, aus Goldlack mit Ein- lagen von Blei und Perlmutter. Noch heute im Gebrauch im Theater sind, die No-Masken, Typen wie das weibliche Gespenst, die Eiser- süchtige, das in einen Dämon verwandelte Mädchen. Japanische Schwertzieraten, Stichblätter, Beschläge reinster Form liegen in den Bittinen. Im n ä ch st e n R a u m bildet der erschütternd stimmungs- volle Regensturm des W u- I- s h i e n. ein chinesisches Werk aus dem 15. Jahrhundert, den Mittelpunkt. Ein Vreitbild des C h i a n g- jung um löbv schildert Winter und Herbst in der eindringlichen Weise dieser aus gan,z wenige Mittel konzentrierenden Pinselsprache. Die weiteren Säle führen besonders an Hand japanischer Werte bis in die neueste Zeit. Durch ihren Farbenveiz fallen die Bilder der Meister der Utiyoc-Schule auf, die man sonst nur in ihren Holzschnitten zu bewundern pflegt: die pikanten Figuren der Mo» ronoku, Katsukawa, Shunsho, Hoksai. Alles in allem bewundert man, mit welchem Geschick, ohne auf den großen Kunsthandel Amerikas und Englands zurückgreifen zu können, hier eine ostasiatische Kunstsammlung geschaffen wurde, die an Erlesenhett nur in Ostasien selbst und in den besten amerikani- schen Sammlungen ihresgleichen hat.
Rätselrate»». Das wird nun so heiter mit den Kapellmeistcreien Berlins , daß man endlich ernst sprechen muß. Mtt dem Definitivum Kleiber- Szell an der Staatsoper wird man sich am ehesten abfinden, da beide Dirigenten rechtes Theatcrblut und Temperament haben, auch Kroll ihre Kräfte leihen und in Prätorius eine solide, wenn auch nicht erstrangige Stütze haben. Die zwett- und drittsonnatigen Kapell- meister dort sind Notbehelf und wohl unentbehrlich, auch wenn Spiel- opern, Balletts u. ö. sehr belanglos interprettert werden. Wesent- licher schon ist die Wahl Kleibers zum Dirigenten der Staatsopern- konzerte. Sie hat nach Abendroths Fiasko und Büschs Gelegenheit?- erfolgen die meiste Aussicht für einen fteudigen Zulauf des Publikums. Witziger geht's an anderen Opernhäusern zu. An die Volksoper wird Klemperer gerufen. Wir bezweifelten die günstige Aussicht, hielten Szenkdr für durchaus besähigr und— wurden dementiert. Klemperer zieht sich zurück,«in lockerer Berttag zu Gastspielen kommt zustande, hat aber von vornherein wenig 5>alhkraft, wenig Aussichten. Cr bemüht sich unterdessen wieder um Köln . Die rheinische Zentra'e hat Stolz und winkt ab. Szenkar erhält den Posten, in ehrlicher Konkurrenz mit Blech und Walter. Blech demissionien in Charlottenburg aus immer noch dunklen Gründen. Der Bühnen.
H e r r i o t, der am Sonnabend nach Lyon zurückgekehrt ist. hat auf all« ihm gestellten Fragen geantwortet, daß er per den?. 1. Juni nichts zu sagen Habe. Die ihm von dem AbMwrdnelsn. Moutet in den Mund gelexte Aeußerung, daß er die Bildung der Regierung nur übernehmen werde, wenn er der Beteiligung der SoZialistsn sicher sei, hat er weder dementiert noch bestätigt. Da- gegen hät Herriot erklärt, daß die erste Aufgebe der neuen Mehr- hei! die Aufhebung der im März beschlossenen Ermächtigunosqesctze, die Abänderung der reaktionären Unterrichtsrcform und die Wieder- Herstellung des Zündholzmonopols sein werde. Die Durchführung der ZOprozcntigen Steuererhöhung werde ebenso wie die gesamte Finanzpolitik im hohen Grade bestimmt werden von der Außen- Politik, d. h. der Regelung der Rcxarationsfrage. Das erst« Ziel auf außenpolitischem Gebiet sei die Wiederherstellung guhr Beziehungen zu allen Rationen. Herriot , der es ablehnte, auf Einzel- hüten einzugehen, erklärte, die neue Mehrheit werde sehr viel guten Willen an den Tag legen, sie verlange aber einen gleichen guten Willn auch von den anderen Nationen.
Rustistb-amerikanischer Konflikt. Aus Moskau kommt die aufsehenerregende Meldung, daß die amerikanische Regierung an China eine Not« gerichtet habe, in der sie diese vor der Anerkennung Sowjettußlands warnt, da eine solche zu internationalen Verwicklungen führen werde. Wenn diese Meldung zuttisft, so ist sie geeignet, die Lage im fernen Osten in einem ganz neuen Lichte erscheinen zu lassen. Be- kannttich brach vor etwa zwei Monaten zwischen der Sowjettegierung und der chinesischen Regierung Li-Wan ein Konfkkt aus, der mit der Abreise de? russischen Gesandten Karachan aus Peking endete. Schon damals hieß es. daß dieser Konflikt infolge der Einmischung Amerikas , Englands, Frankreichs und Japans ausgebrochen war,. die gegen den Abschluß eines russisch-chine fischen Vertrages Einspruch erhoben hatten. Nach der Abreise Karachans wurden die russischchinesischen Verhandlungen inoffiziell in Moskau und Peking fort- gesetzt. Um diesen Verhandlungen ein Ende zu setzen, sind nun die Vereinigten Staaten aus ihrer Reserve hervorgetteteu und hohen kurzerhand der chinesischen Regierung verboten, Sowletrutzland an- zuerkennen. Dieses Auftteten der Vereinigten Staaten bedeutet nicht nus ein« ungeheuerliche Brüskierung Chinas , das wie ein Vasallenstaat behandelt wird, es erscheint auch als ein feindseliger Akt gegenüber Rußland , desssn de-jure-Auerkenming nun von Amerika verboten wird. Man geht wohl In der Annahme nicht fehl, daß es sich hier nicht um«ine theoretische Streitfrage, sondern um konkrete politische und wirtschaftliche Interessen handelt. Das geplante Abkomme» zwischen Rußland und China sieht nicht nur die Anerkennung Sowjet- rußlands, sondern auch die Regelung der Frage der ostchinesi'chen Bahn und der wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder vor. Diese Fragen sind es vor allem, die die jetzige Einmischung der Ver- einigten Staaten heraufbeschworen haben. Denn Amerika bettachtet China als eines seiner wichtigsten Absatz- und Ausbeutungsgebiete und wacht deshalb eifersüchtig darüber, daß Rußland ihm nicht im fernen Osten Konkurrenz macht. Das jetzige Auftteten der Vereinigten Staaten gegen Rußand kann deshalb für die gesamte internationale .Politik die größte Bedeutung erlangen.
Schwierigkeiten an der 6orse. Di« heutige B.ö r s« sctzse. ziemlich schwankend«in. Dieser Stimmungsuu.schlog. der ganz unerwartet kam, ist zum all.r- größten Teil der Nackirlcht von dem Zusammenbruch der Beck«r-Stahkwerke A- G. zuzufchreib«n. Im übrigen b'eibt die Geldmarttlage leicht. Täglich Geld ist zu einem Satze von% bis Vi pro Mille zu bekommen. Der Devisenmarkt erfuhr heute einen Rückgang der Anforderungen. Der französische Frank, der an den internationalen Börsen des Sonn- abends uneinheitlich tendierte, wurde im hiesigen Usanceoerkehr mit 775/» im Austausch gegen London gehandelt. Die Skadk Dortmund teilt uns mit, daß sie nicht an ausgesperrt« Bergleute allgemein, sondern nur individuell an besonders bedürftige Familien Unterstützung gewährt hat.
versin erklärt ihn für konttaktbrüchig. Trotzdem dirigiert er. mit bekanntem Schwung, mit einzigem Temperament ewe Carmen- Aufführung in der Bolkscper. Das Orchester folgt ihm gut. doch die Bühne ist schlapp, keine Probe scheint die Chöre und Solisten be- schwert, oerwirrt, gebessert zu haben. Vera Schwarz ist vielleicht die klügst« und durchdachteste Carmen, nicht aber die lang«»» schönste. Eine grelle Höhe zerstört jeden Augenblick gute Wirkungen. Will und soll nun Blech an die Bolksoper? Will er endgültig in Berlin umziehen? Er schaffe dann, bei dem soliden Ensemble des Hauses, die Gasterei endgültig ab. Dobrowen und Zweig werden sattelfest« Adjutanten sein. In C h a r l o t t e n b u r g ist die Situation am ungeklärtesten, obgleich hier die Oberleitung gegenüber den wirtschaftlichen Tyrannen cm notwendigsten wäre. Man hat, wie verlautet, wieder an K l e m- p e r e r gedacht. Abschlüsse mit sehr guten Solisten wurden ge- troffen. Zwei junge Kapellmeister bilden das Interregnum. Im übrigen schwebt alles tn der Luft. Weingartner als Gast war eine Attraktion nur für wenig«. Er dirigierte die„Meiste:. singer" tapfer, routiniert, ohne große Leidenschaft. Der Sachs Plaschkes hob die Aufführung, und die Ena der Seinemeyer drückte das Niveau nicht. Ueberhaupt war die Aufführung für eine Äcr- ständigungsprobe respektabel. Gute Vorbereiter täten allen Opertt- Häusern gut. Mit Matadoren ist uns nicht geholfen. Und über Nacht wird aus einem Landhäuschen �tcin Schloß. Aber Ordnung muß werden. Sonst sterben die Dirigenten vor lauter Fieberkrisen dahin. Und die Opernhäuser mit ihnen. Es ist schwer, über die Berliner Oper kerne Satire zu schreiben. Und es ist Zeit. Ernst zu machen mit dem Aufbau. Daß Weingartner überhaupt wieder in Berlin dirigiert, wird von der nationalistischen Presse scharf be- kämpft. Er hatte einst seinen Namen unter das gefährliche Manifest der Intcllckluellen gefetzt(1914) und diese Unterschrift, wie viele schnell Bekehrt«, wieder zurückgezogen. All diese potttischen Ad- schweifungen oder Entgleisungen, verbunden mit«inseitigen Ur- teilen, sind im Munde eines Künstlers völlig überflüssig. Abcr sie interessieren uns nicht, da Weingartner als Politiker ein Schaf und als Künstler dennoch ein Genie sein kann. Wir haben keinen Grund, Wcingartners politische Expektorationen zu untersuchen, sie zu ve?- dämmen oder zu billigen. Dirigiert er. so steht seine musikantische Leistung vor Gericht, nicht der Mensch, nicht der unreif Politisterende. � Kurt Singer . Alfred Schmasow ist im Alter von 62 Jahren an den Folgen einer schweren Grippe gestorben. Er gehörte einst, erst- im Adolf-Ernst-Theater, dann im Schiller-Thcater, jju den volkstümlichsten Berliner Komikern, bissen dreist. scher, urwüchsiger vhümor viele Bewunderer fand. In den letzten Iahren nahm er kein Engagement mehr an, trat aber gelegenllich als Rezitator seiner ulkigen Glicht« und Couplets auf. oitasi-ilische«unst. Der bis jetzt fertiggestellt- Teil der Ausstellung ans den Beständen der O st a I» a I i j ch e n u n it f a ni m t u n g im Erdgeschof» dcö MweuinZ Prinz- Albrccht- Slrahe 7. ist, von jetzt ab täglich fmtt tzinsnabme von Moniagl von g— 3 Uqr für den Belach geöffnet. ver Ausbruch der ExpedlNon Anwadfen. die mit kSass-riliigzeiigen dca Nordpol tucicheti will, sst aus die erste Iuniwoche vertag! worden.