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griffen wurde, befaß er noch eine Mart. Frau Kuschelewfft aber verlangte zwanzig Mart und so wird es wohl zu einem Streit ge. tommen sein, der ihr das Leben toftete. Die Ermittelungen nach den beiden Unbekannten werden aber noch fortgesetzt. Angaben, die zur weiteren Klärung dienen können, nehmen nach wie vor die Kri­

Die Angst vor dem Kinde.

minalkommissare Moriß und Trettin im Polizeipräsidium entgegen. Weise Frauen und Aerzte als Helfer in der Not.

Stromerzeuger U." Elektrisches Licht ohne Draht. Luftgeschäfte im wahrsten Sinne des Wortes bilden den Unter­cang eines Riefenprozesses, der vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte begann und für dessen Dauer zehn Tage in Aussicht genommen find, da nicht weniger als 120 3eugen und ein ganzes Heer von Sachverständigen zu vernehmen sind. Im Mittelpunkt der Anttage steht der Ingenieur Willi Unruh aus Berlin  , der jedoch behauptet, daß er ein Freiherr von Unruh sei.

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Unruh hat sich wegen zahlreicher Betrugsfälle und Urkunden­fälschungen zu verantworten. Mit ihm find angeklagt der Kaufmann Frizz Wilke, der Hauptmann a. D. Kohler und der Makler Ernst Brinkmann aus Hamburg  . Die umfangreiche Anklageschrift legt dem Angeklagten zur Last, zahlreiche Personen um annähernd 1 Million Goldmark tetrogen zu haben, da er sie zur Finanzierung feiner angeblichen Erfindung Stromerzeuger U" durch Täuschung veranlaßt habe. Das Wesen dieser Erfindung, deren Er­trag nach angeblichen Gutachten die gesamte Reparationsschuld Deutschlands   binnen furzem tilgen könnte, soll darin bestehen, daß mit einem von dem Angeklagten erfundenen Apparat mit ganz ge­ringen Untosten elektrische Energiemengen in beliebigen Mengen aus der Luft erzeugt werden können, so daß die Kilowattstunde in Zukunft etwa den 10 000ften Teil des bisherigen Betrags aus­machen würde. Nach Behauptung des Angeklagten soll damit eine völlige Unabhängigkeit von der Kohle erwirkt werden. Der Ange­flagte hat auf Grund dieser angeblichen Erfindung Syndikate, Konzerne und Gesellschaften mit hochtönendem Namen gegründet und deren Leiturg übernommen, wobei er sich selbst Frei herr von Unruh nannte. Es sind ihm große Summen zugeflossen. Die Anklagebehörde, die von Staatsanwaltschaftsrat Schwandtte vertreten wird, steht in Anlehnung an das Gutachten der Physikalisch­Technischen Reichsanstalt auf dem Standpunkt, daß die Erfindung Schwindel sei. Die Mitangeklagten werden beschuldigt, an dem Ab­fatz der Anteilscheine mitgewirkt zu haben, obwohl sie die nicht eristenz der Erfindung gefannt haben sollen. Der Angeklagte befaß ein Laboratorium, in dem er feinen Geldgebern die Maschinen zeigte. Bei der Vernehmung des Angeklagten Willi Unruh ergibt fich, daß er, obwohl er sich auch Ingenieur nennt, teine tech= nische Vorbildung hat. Er will sich selbst vorgebildet haben. Nachdem seine Frau eine große Erbschaft gemacht hatte, habe er sich ein eigenes Laboratorium eingerichtet und will mit seinen Er­findungen 30 in- und ausländische Patente erworben haben. Schon 1913 habe er sich mit der Erfindung des Strom­erzeugers aus Luft befaßt und Musterschutz erhalten. Bors: Worin bestand eigentlich der Wert der von Ihnen gegründeten Internatio­nalen Elektrizitätsverwertung- Aktiengesellschaft( Jenag)? Angefl.: Ein Holländer namens Hodmarker hatte es übernommen, 15 Millio­nen Gulden für die Gesellschaft aufzubringen. Er ließ uns aber mit feinen Zahlungen in Stich. Bors.: Wie verschafften Sie sich nun das Geld? Angefl.: Ich ließ die Anteilscheine durch den Mit angeklagten Hauptmann Kohler verkaufen. Es famen dann die Vor­gänge in Potsdam   zur Sprache, wo etwa 80 Gläubiger durch den Verkauf von Anteilscheinen hineingelegt worden sein sollen. Der Angeklagte hat in Potsdam   vor geladenen Gästen, vorwiegend der früheren Hofgesellschaft, über den Stromerzeuger U" Vorträge ge= halten. Der dritte Angeklagte, Hauptmann a. D. Kohler, bestritt jebe Betrugsabsicht bei dem Verkauf der Anteilscheine. Er habe den Etromerzeugungsapparat acht Stunden lang arbeiten sehen, und zwar zu einer Zeit, als in Berlin   die Elektrizitätswerte streiften, so das andere Buleitung undentbar war. Dadurch habe er den Eindruck gehabt, daß es sich um eine wahre Erfindung handele, Der letzte Angefiagte, Kaufmann Brinkmann aus Hamburg  , per wahrt sich ebenfalls gegen den Vorwurf des Betruges. Er habe selbst viel Geld in das Unternehmen hineingesteckt und glaube noch heute fest an die Erfindung. Nach der Vernehmung einiger Zeugen wurde die Berhandlung auf Mittwoch früh vertagt.

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Blütenalleen im Rieselland.

Die kürzlich gebildete Berliner   Stadtgüter G. m. b. S., die neue Verwaltungsform der städtischen Güter, hatte am Dienstag eine Blütenfahrt nach den städtischen Riesel­gütern Malchow   und Blankenfelde   veranstaltet. Auf den biederen Sigen ländlicher Leiterwagen fuhr man hinaus, und wo sich ein folides Ropfsteinpflaster einstellte, flog man fogar mehr cls man fuhr. Draußen aber, inmitten üppig grünender Riefel­felber, war es schön.... Jawohl, es war schön und ist schön in den Riefelfeldern. 3uzeiten, wollen wir vorsichtig hinzufügen. Manchmal riecht es zwar ein bißchen fräftig, aber feineswegs unausgesetzt. Hinter Weißensee beginnen bereits die prächtigen Obst alleen. Leider hatte der Regen einen großen Teil der Blüte abgeschlagen. Aber ganze Strecken lang fährt man unter blühenden Apfel- und Birnbäumen. In Malchow   erfuhr man vom Güterdirektor Ruths, daß Groß- Berlin über ein Areal von 23 000 Heftar 92 000 preußische Morgen eigenen Landbesitz ver­fügt, davon 17 000 Heftar in eigener Bewirtschaftung. Davon sind wieder 8500 Hektar Rieselland. Die Stadt hält 1200 Arbeitstiere, 1500 Milchfühe, 2000 Schweine und 400 Schafe. Bon Malchom ging es nach Blankenburg  , wo Stadtgüterdirektor e m- pel über die ihm unterstehenden städtischen Obstbaubezirke des Nordens einschließlich einer sehr beachtenswerten Obstbaumschule interessante Mitteilungen machte. Danach meist der Bezirk über 100 000 Obstbäume auf und die Alleen haben eine Gesamtlänge von etwa 250 Kilometern. Diese Bestände fönnen bei guter Ernte bis zu 30 000 Zentner Obst erbringen. Ueber die reizende Blüten bzw. Obstfiedlung   Blankenburg berichten wir an anderer Stelle. Der Be­fichtigung dieser wertvollen und großartigen Rieselfulturen machte ein nicht unerheblicher Rieselregen ein feuchtes Ende, womit nicht gefagt sein soll, daß dieser Abschluß nicht auch fröhlich war.

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Eine Baumblüte ohne wildes Menschengetümmel und ohne Obstwein gibt es in der Kleingartenstadt Blantenburg. Während im vergangenen Jahre die Blüten durch viel Regen zum größten Teil zerstört wurden und feine gute Ernte auffam, fann man in diesem Jahr auf eine ertragreiche Ernte rechnen. Die Baumblüte der Süßkirsche war schon am Sonntag vorüber, sie hat

nur eine Lebensdauer von 3 bis 4 Tagen. Aber die Blüten der fauren Kirsche und der Aepfel haben eine längere Dauer. Zwischen dem Weiß der Kirsche leuchtet milde das Rosa und das Rot des Apfelbaumes, denn schon am Blütenschmuck des Baumes erkennt man seine Pflege. Von nichts kommt nichts. Nur durch ungebroche­nen Fleiß und ausdauernder Energie fann man volle Früchte ernten. Der Baum muß fachmännisch beschnitten werden. Jedes überflüssige Geäft muß beseitigt werden, damit es nicht auf Kosten der Früchte des Baumes Saft und Kraft nimmt. Der Wille des Baumes wird eben dann dem des Gärtners untergeordnet. Das Geäst braucht das nötige Licht und die notwendige Luft. Eine alte Regel sagt: ein Obstbaum ist nur dann gut beschnitten und wird nur dann Früchte fragen, wenn eine Krähe durch die Krone hindurchfliegen fann, ohne daß sie sich die Flügel beschädigt. Auch in   Blankenburg fann man bewundern, was fleißige Hände geschaffen haben. Zwischen dem Genießen an diesem Ort und dem in   Werder ist ein himmel­weiter Unterschied. In   Werder Lärmen und Zoben, Gefnatter von Motorrädern und Autos. Ueberfüllte Lokale mit weinfeligen, trun­tenen und schwankenden Gestalten Ganz anders in   Blankenburg. Diese engärten, in denen es so still zugeht, sind nur wenigen befanni, Groß- Berlin tennt sie nicht. Daher hat man hier, abseits

Der Prozeß gegen den Apotheker Heiser, der wegen Ab­treibung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden ist, hat wieder einmal das Interesse der breitesten Deffentlichkeit auf die standalösen Zustände gelenkt, die die Folgen des§ 218 sind, der die Abtreibung unter Strafe ftellt. Die Sozialdemokratische   Partei hat stets auf dem Standpunkt beharrt, daß dieser Paragraph, dessen Opfer fast ausschließlich Proletarierinnen sind, aus dem Strafgesetzbuch entfernt werden muß, und im Leitartikel des gestrigen Abendblattes ist ebenfalls diese Forderung mit aller Energie erhoben

worden.

Die Erfahrungen der Polizei.

Fragt man bei der Kriminalpolizei an, bei den Beamten, die eine jahrelange Erfahrung auf diesem Gebiete haben, so erfährt man ein geradezu erschütterndes Bild von sozialer Not. Borweg sei hier bemerkt, daß Kriminalbeamte sich überhaupt nicht erinnern fönnen, daß jemals Gnädige Frau" oder" Fräulein Tochter" aus fo­genannter guter Familie vor ihren Schranken erschienen sind, um fich wegen einer Abtreibung zu verantworten. Es sind ausschließlich Arbeiterfrauen, die die soziale Not und das Elend ihrer fümmer­lichen Eriffenz dazu gezwungen haben, den unerlaubten Eingriff vor­nehmen zu laffen, oder Hausmädchen, die es tun, weil sie fürchten, Stellung und Brot zu verlieren. Ein Beispiel für viele: Der Revierförster von   Strausberg bemerkte vor einiger Zeit, als er auf dem nächtlichen Patrouillengang durch den Wald ging, einen Mann, der etwas zu vergraben versuchte. Auf die Frage des Försters, was er dort treibe, erklärte er: Ich vergrabe die Frucht meiner Frau." Als diese Frau nun infolge der Anzeige des Försters vor der Kriminalpolizei erschien, sahen die Beamten eine vollständig von Arbeit und Elend ausgemergelte Frau vor sich, die ganz ruhig zugab: Jawohl, ich habe es getan. Wir haben bereits acht Kinder, und es ist eine Unmöglichkeit, diese Familie, die mir heute schon nicht mehr ernähren fönnen, noch weiter zu vermehren." Die Frau wurde allerdings vom Gericht milde bestraft und erhielt die Bes währungsfrist zugebilligt. Nach der Ansicht der Kriminalpolizei werden in   Berlin täglich 12 bis 20 Todesfälle durch Abtreibung fest­werden in   Berlin täglich 12 bis 20 Todesfälle durch Abtreibung fest­gestellt. Dabei ist aber zu bemerken, daß diese Zahl sicher zu niedrig ist, weil längst nicht alle Fälle zur Kenntnis der Kriminalpolizei ist, weil längst nicht alle Fälle zur Kenntnis der Kriminalpolizei fommen. Eine geradezu verheerende Rolle spielen bei diesem Delift die sogenannten weisen Frauen und weisen Männer. Da sie stets den Besuch der Kriminalpolizei fürchten müssen, sind sie darauf be­dacht, ihr Handwertszeug an einem möglichst unauffälligen Ort zu verbergen. Kriminalbeamte haben nicht selten jene Instrumente in entfehlich beschmuktem Zustand im Abort gefunden, mit denen noch furz vorher der Eingriff an einem unglücklichen Opfer vollzogen turz vorher der Eingriff an einem unglücklichen Opfer vollzogen worden war. Neben diesen Kurpfuschern werden nun aber Abtrei­bungen auch von den Aerzten vorgenommen. Hierbei muß man unterscheiden zwischen dem Hausarzt, der in den reichen Familien die Operation vornimmt, hohes Honorar dafür erhält, wobei denn fast niemals durch die Schweigsamteit der beteiligten Personen etwas zur Kenntnis der Behörde und der Staatsanwaltschaft kommt.

Ein Freund des Volkes.

Daneben gibt es Aerzte, die in außerordentlich zahlreichen Fällen die Abtreibung vornehmen und die in der Hauptsache von der menschenfreundlichen Absicht geleitet werden, Verführte und arme Frauen vor noch größerem Elend zu bewahren. So hat vor meh­reren Jahren in der Wilhelmstraße ein Arzt Dr. Burchardt gelebt, der mindestens 30 bis 40 Abtreibungen den Tag vorgenommen hat. Er wurde in der Nachbarschaft allgemein ein Freund des Volkes genannt. Trogdem er wiederholt vor der Kriminalpolizei erschien, fonnte niemals gegen ihn vorgegangen oder gegen ihn ein Prozeß eröffnet werden. Die niedrigen Preise, die er nahm-- er begnügte sich mit einem Honorar von 10 oder 20 Mart ließen den Berdacht, daß er sich gegen den§ 218 vergangen habe, start ab­schwächen. Die vernommenen Zeuginnen fonnten Belastendes gegen ihn auch nicht aussagen, meil er in den meisten Fällen ihnen erklärt

von allem Jubel und Trubel, in der stillen Einsamkeit ein föftliches Genießen. Weit erstreckt sich der weite, weiße Blütenzauber, und darüber wehen die Farben Schwarz- Rot- Gold.

Der Magistratsabbau.

Die Bürgerlichen gegen Pauljen als Stadtschulrat. Im Abbauausschuß der   Berliner Stadtverord netenversammlung hat gestern endlich die bürgerliche Mehr heit das Unsinnige ihrer Magistratsabbaubeschlüsse der ersten Lesung eingesehen. Statt des Magiftratsabbaues auf acht befoldete mit glieder wurde nunmehr ein Abbau auf wenigstens 11 vorgeschlagen, so daß zusammen mit den 12 Unbefoldeten der Magistrat aus 23 Mitgliedern bestände. Die sozialdemokratischen Vertreter hielten auch bei dieser Zusammensetzung, die auf nur drei bemessene Zahl der Nichtfach stadträte noch für zu gering, die bürgerliche Mehrheit setzte aber ihren Willen durch. Aufrechterhalten sind nun­mehr außer den bereits beschlossenen Stellen noch die des Ver. fehrsstadtrats und des Stadtmedizinalrats. Mit allen bürgerlichen Stimmen wurde sodann gegen den lebhaften und energischen Widerspruch der Sozialdemokratie aus sehr durchsichtigen politischen Gründen beschlossen, die Person des Stadtschulrats Paulsen abzubauen. Um den Schein einer finanziellen Erleichte rung aufrechtzuerhalten, will man die Stelle des Stadtschulrats vor­läufig nicht neu besetzen. Die Brutalität, mit der gegen Paulsen vorgegangen wird, ist wohl nicht mehr zu überbieten.

leber diese Frage wie über den gesamten Fragenkompler wird das Plenum die legte Entscheidung zu treffen haben.

Jugendherbergswoche.

Die vom Zweigausschuß Mart Brandenburg des Ber­woche ist im vollen Gange. Schon am vergangenen Sonntag sah bandes für Jugendherbergen veranstaltete Jugenherbergs man die Jugend bei eifriger Werbearbeit, meist in Verbindung mit gefälligen Darbietungen in Gesang und Volkstanz. Ueberall fand man gebefreudige Leute. Es scheint endlich weiteren Streifen zum Bewußtsein gekommen zu sein, daß die Wanderer- und Herbergs­

Das Rundfunkprogramm.

Mittwoch, den 21. Mai.

Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichten dienst. Be­kanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht.

4 Uhr: Jugendvortrag des Herrn Paul Berckenhoff, Vorsitzender des   deutsch- österreichischen Alpenvereins, Sektion Berlin: Wie man wandern soll". 4.30-6 Uhr:   Berliner Funkkapelle( Unter haltungsmusik). 7.30 Uhr: Vortrag des Herrn Geheimrats Prof. Dr. Kirchner: ,,   Tuberkulose". 8.30 Uhr: 1. Ouvertüre zur Operette Die schöne   Galathée", von   Suppé( Fritz   Wenneis auf dem Schied­mayer- Meisterharmonium). 2. Heiteres von Wilhelm   Busch und Hans   Brennert( Emil Kühne). 3. a) Siehst du die Sonne", von Schmalstich, b) ,, Schlichte Weisen", von Rich. Strauß( Charlotte Lindemann von der Staatsoper). 4. a) Was uns die Erlen am Bache erzählen", von Schartel, b) ,, Die Libelle", von Schartel( Fritz  Wenneis auf dem Schiedmayer- Meisterharmonium). 5. Fröhliche Lieder zur Laute( Emil Kühne). Am   Steinway- Flügel: Dr. Felix Günther.

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Die Opfer des§ 218.

| hatte, daß sie sich nicht im Zustand der Schwangerschaft befänden. Ein anderer, sehr viel frasserer Fall liegt vor bei jenem Arzt aus der Augsburger Straße, der bereits seit 1% Jahren in Untersuchungs­haft fikt. Er hatte fich mit Hebammen in Verbindung gesetzt und sie mädchen zuzuschicken. Dieser Arzt betrieb die Abtreibung in größtem aufgefordert, ihn gegen entsprechende Belohnung Frauen und Stile gewerbsmäßig und der Betrieb war so groß und gleichzeitig so efelerregend, daß die Hausbewohner einschritten und Anzeige er­statteten. Es tam nicht selten vor, daß die Patientinnen, die von diesem Arzt tamen, auf der Treppe des Hauses zusammenbrachen. Dieser Vertreter der Wissenschaft" fcheute sich auch nicht, wenn eine feiner Patientinnen nicht genügend Geld besaß, Wäsche, Kleidungs­stüde und Schuhwert als Bezahlung anzunehmen. Im allgemeinen wird es aber außerordentlich schwerhalten, den Arzt zu überführen, daß er gegen den§ 218 verstoßen habe. Kriminalbeamte, die jahr aus jahrein auf diesem Gebiete gearbeitet und also gewiß die reichste Erfahrung haben, sind durchaus der Ansicht, daß der§ 218 auf­gehoben werden müsse. Aber auch Männer der Wissenschaft, Gy. näkologen von Ruf, find feinen Augenblick darüber im Zweifel, daß der§ 218 von den schädlichsten Wirkungen am Volkswohl und der Volksgesundheit begleitet ist.

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Professor Dr. Duehessen

erflärte unserem Mitarbeiter etwa folgendes: Der§ 218 des Straf­gesetzbuches verfehlt vollkommen feinen Zwed und muß lieber heute, denn morgen aufgehoben werden. Nach der Statistik hat die Zahl der Abtreibungen in   Deutschland ständig zugenommen. Sie beträgt im Durchschnitt jährlich 300 000. Gefaßt werden aber höchstens 300. Demgegenüber ist durchaus zu begrüßen jene Maßregel, die Ruß land ergriffen hat. In   Rußland ist es gestattet, daß der Bezirks­oder der Kreisarzt die Abtreibung vornimmt, wo es aus sozialen Gründen notwendig erscheint. Anstatt einer vernünftigen Ratio= nierung der Geburten belegen wir eine solche Absicht mit Strafe, während wir auf der anderen Seite Säuglingsfürsorge und andere hygienische Maßnahmen abbauen. Es mag sein, daß die Gerichte in   Berlin im allgemeinen die Strafttat aus§ 218 milde ansehen und milde beurteilen. Man soll sich aber nicht darüber täuschen, daß das Bild in der Kleinstadt ein wesent­lich anderes ist. Unter dem Druck der moralischen Entrüstung urteilt der Richter hier viel schärfer und Verurteilungen zu Zucht­haus wegen Berstoß gegen§ 218 tommen nicht selten vor. Man dente aber nur einmal daran, was daraus werden würde, wenn die Gerichte die Praxis des Reichsgerichts befolgen würden. Der § 218 bestraft bekanntlich auch jeden Versuch der Abtreibung, so daß alfo z. B. eine Frau, die nur ein Fußhad genommen hat, in der Heffnung, auf diese Weise von ihrem Zustand befreit zu werden, ins Zuchthaus wandern müßte. Man könnte also getrost sagen, daß nach dieser Bragis die Mehrzahl der   deutschen Frauen in die Zucht­häuser und Gefängnisse fäme. In meinem 1898 erschienenen Buch Die Einschränkung des Bauchschnittes" bin ich mit aller Energie für eine vernünftige Rafionierung der Geburten eingetreten. Aller dings gibt es auch heute noch Aerzte, die sich aus moralischen oder politischen oder weiß ich, welchen Motiven, die taum verständlich find, für die Beibehaltung des§ 218 aussprechen. Ich habe aber trotzdem die Hoffnung, daß die Reichsregierung und die gefeßgeben. den Körperschaften in   Deutschland eines Tages einsehen müffen, daß der§ 218 gestrichen werden muß. Ich weiß auf jeden Fall, daß, wenn der§ 218 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen wird, allen jenen weisen Frauen ihr gefährliches Handwerk mit einem Schlage ge­legt wird. Der

in aller Ruhe und aber, der dann nicht mehr strafbar ist, fann

mit Sachverständnis die Operation vornehmen, chne daß die Betreffende an der Gesundheit geschädigt wird.

Das sind alles gewichtige Tatsachen und wuchtige Beweise für die Abschaffung des§ 218. Wie lange wird man noch zögern, ins Wert zu sehen, was längst im Interesse des Gemeinwohls hätte ge­schehen müssen.

fache ein Stück ernster Arbeit zur Volfserneuerung bedeutet. Noch schmachten Tausende von jungen Menschenfindern in seelischer und leiblicher Not, sie harren der Erlösung. Die Wanderbewegung hat mit elementarer Gewalt sich Bahn gebrochen. Es gilt sie aufzufangen und in gesunde Bahnen zu leiten. Daher müssen noch überall Jugendherbergen entstehen, vorhandene erweitert werden. Es ist überall Gelegenheit, sich von den Herbergsbesuchern ein Bild zu machen. Man wird finden, daß fie des öffentlichen Wohlwollens würdig find. Je mehr man ihnen die Wege ebnet, desto mehr werden wir die Großstadtjugend hinausführen fönnen. Gerade für sie sind die Jugenherbergen bitter nötig. Also gebt alle, fauft Bostkarten und Strohhalme( zum Nestbau der Jugend­herbergen) und werdet Freunde und Mitalieder unserer quten Sache. ( Hauptauskunftsstelle des Jugendamtes,   Berlin C 2, Poftstr. Nr. 16.)

Betriebserweiterungen bei der Straßenbahn.

Ab 24. Mai nimmt die Straßenbahn folgende Betriebserweite rungen vor: Die Linie 123, Anhalter   Bahnhof-   Buchholz, wird eingezogen. Dafür wird auf der Linie 23, Anhalter  Rosenthal, ein 15- minutenbetrieb statt bisher 30- Minutenver­Bahnhof-   Niederschönhausen Platanenstr. bzw. fehr bis Platanenstr. und 30- Minutenbetrieb ftatt bisher Stun denverkehr nach und von   Rosenthal eingerichtet. Eine nege Linie, und zwar Nr. 24, Buchholz- Schöneberg, Gotenstr. Ede Torgauer Straße,

wird ein­

gerichtet und verfehrt über Bantaw, Breite Straße, Wollant­ftraße, Prinzenallee,   Badstr., Brunnenstr., Invalidenstr., Do­rotheenstr., Brandenburger   Tor, Budapester Str., Potsdamer   Platz, Potsdamer   Str.,   Schöneberg, Hauptstr., Kaiser- Wilhelm- Play, Ro lonnenstr., Bahnhof   Schöneberg, Sedanstr., Leuthenstr., Gotenstr. bis Torgauer Straße. Die Linien 45, Stegliz, Birkbuschstr.- Nieder­ihren nördlichen Endstrecken ausgetauscht, die Linie 199 wird also schönhausen, und 199, Mariendorf Pantow, Kirche, werden in nach   Niederschönhausen, die Linie 45 nach Pantom geführt unter gleichzeitiger Berlängerung von   Pankow, Kirche, bis zur Mendel. ftraße. Die Linie 56, Eperzierstr. Ede Badstr.- Wilmersdorf, Kaiserplay, wird im Norden bis zum Stettiner Bahnhof zurückge­zogen( Ersatz durch die neue Linie 24) und im Süden über den Kaiser­play hinaus durch die Kaiferallee und Schloßstr. bis zum Bahnhof Steglig verlängert. Gleichzeitig wird die Linie vom Kriminalgericht durch die Straße Alt- Moabit zur Stromstr. geführt, statt durch die Rathenower Str., Turmftr. Stromstr. Die Linie 65, 3entralviehhof-   Schöneberg, Mühlenstr., wird über Hauptstr., Rhein­ftraße, Saarstr., Beckerstr., Rubensstr. bis zum Augufte Bittoria Kranfenhaus verlängert. Die neue Linie 25, Ofener Str. Ede Müllerstr.- Tempelhof, Raiserin= Augusta Str., verfehrt über Müllerstr., Chauffecfstr., Oranien. burger Tor,   Friedrichstr., Karlstr., Luisenstr., Neue Wilhelmstr., Dorotheenstr., Brandenburger   Tor, Budapester Str., Potsdamer Blag, Königgräger Str.( Potsdamer Bahnhof, Anhalter   Bahnhof), Hallesches Tor, Belle- Alliance- Str.,   Tempelhof, Berliner Str. bis Kaiferin- Augusta- Str.

Für Kriegsbeschädigte bestehen in den Bädern des besetzten G biets Unterbringungs- und Kurmöglichkeiten des Reichs in Wics­baden. Kreuznach,   Neuenahr,   Aachen-   Burtscheid.   Falkenstein im Taunus  Taunus Zuständig für Auskünfte usw. ist die Kriegsbeschädigten fürsorge.