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nauer hatte ganz recht, als er in seiner politischen Mefferede| fott. Zu diesem Deutschen Tag " werden diefe Geleitworte| ministerium zu präsentieren, waren sie nicht bereft, die fett mun faft dem Reichspräsidenten , dem Reichskanzler und den Ministern geschrieben: einem Jahr im Amte fizzende Beamtenregierung durch ein parla­im Namen nahezu der gesamten Bevölkerung der besetzten mentarisches Ministerium abzulösen. Gebiete zurief: Wir verlangen, daß die Außenpolitik der letzten Monate fortgesetzt wird.

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Mögen die Deutshnationalen in der Gier nach Regie­rungssigen, in der Sucht, die Reichswehr und die Schupo gegen die Arbeitermassen kommandieren zu können, in der Sehnsucht, die Landratsämter wieder zu verjunfern, nur die Kleinigkeit nicht vergessen, daß das alles wenig bedeutet gegenüber der ungeheuren nationalen Gefahr einer Kluft zwischen den unerhörte Opfer tragen den besezten Gebieten und einer gegen deren Grundstimmung eingestellten Regierung des Reiches und Preußens. Eine grundsägliche oder auch nur wesentliche Abkehr von den Linien der bisherigen Außen­politik und auch jedes Abweichen von der demokratischen Ver fassung wird im Westen unterteinen Umständen er­tragen werden, müßte unberechenbare Folgen haben. Wenn aber deutschnationale Führer, wie jüngst unbestritten behauptet worden ist, mit Staatsstreichgelüften spielen, so sind die Gedanken daran schon eine Dummheit, der Versuch zur Ausführung jedoch wäre ein furchtbares Verbrechen, dessen schärfste Sühne durch das deutsche Volk uns unverzichtbar" Wir Deutschen unter fremder Besaßung sind gespannt, wie die Deutschnationalen uns befreien wollen. Einst­weilen glauben wir alle, daß hinter den großen Tönen nichts, rein gar nichts steckt. Auf gefährliche Winkelzüge, auf geheime Schiebungen hinter unserem Rücken und auf unsere Kosten werden wir uns nicht einlassen. Schon jetzt sieht man am Rhein mit wachsender Erbitterung auf das parteipolitische Schaukelspiel, das von den Deutschnationalen mit unserem Schicksal getrieben wird. Dabei brennt das Ruhrgebiet , ist der ganze Westen ein grollender Vulkan und spinnen sich neue separatistische Umtriebe an.

wäre.

Gewiß fennen auch wir schleunigst und mit größerem Nachdruck als in den letzten Monaten zu stellende deutsche Forderungen neben den Reparationsverhandlungen: die endliche Befreiung unserer Gefangenen, die Rückkehr unserer Ausgewiesenen, die Frei= gabe vertragswidrig besegten Gebietes. Wer aber wollte glauben, daß wir auf diesen Gebieten das ge­ringste erreichen könnten, wenn sich Deutschland dem Spruche einer Welt widersetzt?

Nirgendwo in Deutschland ist die soziale Krife so zum fozialen Kriegszustand zugespitzt wie im Westen. Die Arbeiter­klasse, nicht nur die sozialistische, das Kleinbürgertum, die Be­amtenschaft sind durch keinerlei nationalistische Parolen zu erwärmen. Sie verlangen Frieden nach außen, um im Innern Deutschlands nicht verhungern zu müssen. Wehe denen, die diese Massen neuen Kraft­proben aussetzen wollen!

We starp hat verkündigt, gegen vaterländische Ver­bände und ihre völkischen Bundesbrüder fönne nicht mehr regiert werden. Das mag sich zeigen. Sicher aber ist eines: es tann im Reiche féine Außenpolitit ge trieben werden, die nicht verständig und freudig von den besezten Gebieten getragen wird. Weil uns die Einheit des Reiches und die Zukunft der deutschen Nation erhaben ist über Wahldemagogie und Strebertum, stellen die besetzten Gebiete die Deutschnationalen vor ein: Entweder Oder!

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Deutsche Tage trotz alledem!

Eine neue Herausforderung durch völkische Mannen. Am gleichen Tage, an dem im Preußischen Landtage über die antirepublikanische Rundgebung von Halle debattiert wurde, veröffentlicht das Deutsche Tageblatt" einen bom­bastischen Aufruf zu einem Deutschen Lage" in Kassel , der unter dem Protektorat des Generals von Below stattfinden

Letzte Musik.

Bon Kurt Singer .

Kameraden der alten Wehrmacht zu Wasser und zu Lande! Der deutsche Tag in Kassel bringt ein Gedenken an das, was wir waren. So dürft Jkr alle nicht fehlen. Nehmt Euch ein Beispiel am Moltte­Tag in Halle, wo es dem zähen Willen aller vaterländischen Ver­bände, ihrer Massenbeteiligung und Geschlossenheit gelungen ist, allen undeutschen Machenschaften und Gegenmaßnahmen gegenüber sich durchzusehen und das Feld zu behalten. So muß es auch in Kessel werden. Kameraden! Aus der endgültigen Festfolge erseht Ihr, daß ein Dotbeimacich stattfindet, und zwar vor unseren siegreichen Führern des Weltkrieges, die geladen sind und ihr Erscheinen in Aussicht ge­stellt haben, darunter auch Generalfeldmarschall von Hinden burg. Da brauchen wir Euch, denn wer könnte den Vorbei­burg. Da brauchen wir Euch, denn wer könnte den Vorbei­marsch schneidiger und hinreißender ausführen als Shr? marsch schneidiger und hinreißender ausführen als Shr? So fommt und fäumt nicht lange!...

Die Staatsregierung hat erklärt, daß sie alle derartigen öffentlichen Kundgebungen verbietet. Danach ist die Frage, ob sich die Regierung solche offene Berhöhnung ihrer Ver­fügungen gefallen lassen will. Wenn die Kommunisten allen Verboten zum Trotz ihre Anhänger nach Halle und Fürsten­walde dirigieren, so ist das ein grober Unfug, gegen den die Bolizei mit allen verfügbaren Mitteln vorgeht, selbst wenn dabei Duhende von Toten und Verletzten gezählt werden müßten. Gegen die Monarchisten, die in Halle aufmarschier­ten, war die Polizei zu schwach. Wie soll das in Kassel werden? Will die Staatsgewalt dort wieder so schwache Kräfte einsetzen, daß die Kameraden des alten Heeres" auch dort trotz allem das Feld beherrschen?

Kassel wird demnach ein Prüfstein dafür werden, ob Bayern tatsächlich nach Preußen verpflanzt ist, ob die preu­Bische Staatsgewalt ebenso wie die bayerische von Hitler­Leuten aus Ludendorff terrorisiert und überrannt werden kann, oder ob die preußischen Karabiner sich auch einmal gegen völkische Putschisten entladen fönnen.

Oldenburg nach den Wahlen.

Aus Oldenburg wird uns geschrieben:

Die Ergebnisse der Reichstagswahlen im Freistaat Olden burg sind im allgemeinen für die Sozialdemokratische Partei nicht unbefriedigend. Haben wir auch hier und dort an Stimmen ein gebüßt, so ist andererseits zu beachten, daß wir in der größten Stadt des Landes, in Rüstringen , gegenüber den bei der vorjährigen Landtagswahl erzielten Ziffern eine erhebliche Zunahme buchen können. Diese Tatsache wiegt besonders schwer, wenn man bedenkt, daß dort die Deutschen Werke und einige andere Schiffbau­Unternehmungen seit balb einem Bierteljahr eine große Anzahl Ar­beiter ausgesperrt haben und also der fommunistischen Agitation hier allerlei Spielraum gegeben war. Man kann diese Erscheinung ruhig als ein Zeichen des kommenden Aufschwungs für unsere Partei an­sehen. Inwieweit die Hoffnungen berechtigt sind, das werden die voraussichtlich im Herbst im Freistaat stattfindenden Gemeinde. wahlen dokumentieren.

In der engeren oldenburgischen Politik steht noch immer die Frage einer Regierungsbildung aus Parlamenta riern im Vordergrunde. Seit fast einem Jahre doftert man an diesem innerpolitischen Landesproblem herum, ohne daß man in dieser gewiß reichlichen Frist bisher auch nur einen Schritt weiter gekommen wäre. Da das Zentrum sich zu der früheren Kleinen Roalition( Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum) feit den im Juni vorigen Jahres vollzogenen Landtagswahlen nicht wieder bereitfinden mochte, sondern die Einbeziehung der Volkspartei forderte, so mußte damit eine Krise beginnen, die nur schwer bei­zulegen ist. Die durch diesen Zentrumsbeschluß recht mutig gewor­denen Volksparteiler stellten erst mal Bedingungen schärfster Art und gaben sich darüber hinaus jede redliche Mühe, die Angelegenheit zu verschleppen. Ja, selbst als man demokratischerseits die ziemlich weitgehende Forderung geschluckt hatte, den früheren Minister präsidenten Tangen höchstens als Reffortminister für das gegen früher in seinem Wirkungsfreise noch eigens beschnittene Innen­

Rosebery d'Argulo müht sich um eine neue Gesangs- und Musikerziehung der Jugend. Er ist Psycholog und Musiker, weiß mit den Jungen zu lernen und zu fühlen, hat das Talent, die Men­schen zu musikalisch- produktiven zu machen und wirbt für obliga­torische Einführung der Fortbildungsschule der Musik. Was er bietet, bewährt sich und beweist sein fachliches Können. An solisti schen aorträgen, denen Walter Hirschberg fapellmeisterlich assistiert, zeigen Halb- Erwachsene, Halb- Fertige, daß sie auf gutem Wege sind. Es wird über den Idealisten d'Arguto noch zu reden sein.

Im Gedächtnis haftet noch eine Sonate von Rudolf Peters ( op. 9) für Geige und Klavier, mit einem kräftig durchgeführten Allegro, einem wizigen Presto und breit gesungenen Adagio, zum Schluß noch Kraft zu rhythmischer Bravour eines Abgesangs fin­dend. Ein schönes Kammertalent!

Rissens, Nachklappen der Cembalisten. Willi Heß dirigierte, wie ein erfahrener Lehrer einen genialen Schüler behutsam leitet. Julius Thornberg ist ein Miniaturkünstler der Geige. Unter seinen Fingern lebt die fleine Phrase, die wohlige Melodie blühend auf. Die große fonstruktive Linie geht ihm ab. Die hat Sommeranfang: wir wollen nur noch von einzelnen reden. wieder sein Partner Victor Schiöler in vollem Maß. Sein Kla­Das Bochumer städtische Orchester spielte auf Aufforde- vierspiel ist vollgriffig, die Bässe zegen( in César Frands A- Dur­rung der internationalen Gesellschaft für neue Musit in der Phil- Sonate), zu welchen Haltepfeilern sie werden können, die großen harmonie unter Leitung ihres ständigen Dirigenten Schulzwischenspiele bekommen Ausdruckkraft. So passen Thornberg und Dornburg . Eine hervorragend eingeübte Musiker- Gesellschaft. Schiöler eigentlich nicht zusammen. Trotzdem: ein geschmackvolles, Der Kapellmeister eigenwillig, scharf und streng an Haltung, eine hochbegabtes Duo. drängende Kraft und eine überlegene, zuweilen etwas frampfige Geste. Doch so sehr Musiker, daß er selbst Schwerstes glänzend be­zu Hause lassen. Wesentlich ist ja nur, daß er erstklassige Musit macht. Die Arbeit war nicht einfach. Eduard Erdmanns erste Sinfonie hatte einst Aufsehen erregt. Das war ein Griff, ein Wurf, eine Jugend, die sich an Strauß anlehnte und den Kopf voll mo­derner Sprachelemente hatte. Die zweite ist zwar noch fürzer, aber nicht inhaltreicher. Sie stellt ein paar verwegene und ver= zwickte, taum mehr fühne Themen hin und weiß nichts mit ihnen anzufangen. Nicht das Orchester, sondern einzelne Instrumente werden hörbar. Hier ein kleines Fugato, das im Nu verschwindet, da ein Eulenspiegel- Motiv, das auf Entwicklung vergeblich wartet, dort ein tragisch- pathetischer Afford, der sich großartig aufbäumt und dann zusammenfällt wie Asche. Ein Stück aus lauter Lücken, und ein paar Theatereffekte. Gepinselt, nicht gebaut, gelärmt, nicht gefungen, doziert, nicht gepredigt. Das Scheinerlebnis eines mo­dernen Halbtalents. Bohnfes Klavierkonzert ist in die mächtig zupackenden Finger Edwin Fischers familiär hineingeschrieben. Es flingt überall gut, läßt in der Einleitung und am Schluß des erften Sages eine bärbeißig- gesunde Musikantenkraft spüren, wird im Mittelfaz schwankend zwischen Gefühl und Banalität und im legten donnernde Oberfläche mit einem Stich ins Tschaikowsky­Konzert. Das Orchester ist sinfonischer geballt und gestaltet, als in Erdmanns Sinfonie. Wo Bohnte modern wird, da schaltet er per= nünftigerweise das Klavier aus. Denn Gesang widerstrebt dem Atonalen. Seine Sprache ist derb und geradeaus; so wirkt sie sym­pathisch auch da, wo sie nicht mehr gewählt und nicht sehr neu flingt. Es ist ein systematisch gezimmertes, mit Phantasie gefülltes, nicht sehr tiefes, aber dankbares Virtuosenstück. Mehr wollte es wohl auch nicht fein. Fischer brachte es zu großem Klangerfolg. Bronislaw Hubermann war lange fern von Berlin . Jeht spielen, fingen, geigen ja alle, die für das Deutschtum ins Ausland flüchteten, wieder bei uns. Was natürlich mit Dollar und Renten­martbeziehungen nichts zu tun hat. Hubermann also zeigt den großen, männlichen Ton von einft. Seine Bach- Allegri haben strenge Ronturen, herbe Kraft, flingen also wirklich bachisch. Zum Adagio des E- Dur- Konzerts fehlt immer die innere und äußere Weihe. Er übereilt das Tempo und bringt das Trio einer italienischen Sere­nade in den Klang. Wie denn überhaupt seine Rantilene nicht frei strömt, sondern von Effekten des Vibrato unterbrochen wird und oft oberflächlich wirkt. Seine Interpretation des Brahmsschen Konzerts ift großzügig und im Technischen vollendet. Der Abend litt unter allerlei kleinen Unglüdsfällen, Plagen der Saiten, Verlieren des

Tollers Maffe Mensch" in England.

Bon Paul Chr. Plottte.

London , 19. Mai. Die englischen fapitalistischen Theater sind genau so verrottet, wie die deutschen . Es gibt in England keine Voltsbühnenbewegung wie in Deutschland . So war es denn der Stage Society, einer Bühnengesellschaft, der Bernard Shaw und ähnliche Geister als Leiter angehören, vorbehalten, Tollers stärkstes Drama Masse Mensch" in London zur Erstaufführung zu bringen. Dieselbe Ge­sellschaft hat schon vor einem Jahre Die Maschinenstürmer" auf­geführt doch immer nur in wenigen Vorstellungen für einen sehr doch immer nur in wenigen Borstellungen für einen sehr beschränkten Streis von Mitgliedern, so daß das englische Volk von diefen dichterischen Botschaften des jungen Deutschland praktisch un­berührt bleibt.

Die der Aufführung zugrunde liegende Uebersehung von Louis Untermeyer ist sehr befriedigend. Eine weitere, meinem Empfinden nach nicht so reife Uebertragung von Bera Mendei ist in Buchform erschienen und mit Photographien von der Berliner Uraufführung geschmückt. Die Aufführung selbst, die das große Vorbild der Fehlingschen Inszenierung hatte, bewegte sich auch auf deffen Höhe. Einiges wirfte vielleicht sogar stärker: so die als Marionetten dar­geftellten Banfiers im zweiten Bilde; einige Szenen dagegen, wie der Tanz der zum Tode Verurteilten, schien mir etwas ins Tingel­tangelhafte abgeglitten zu sein. Die Hauptdarstellerin Sybil Thorn dile( die Sozialistin und Mitglied der Independent Labour Barin ist), sowie die Darsteller der Arbeitermassen hatten sich bewun­

Vor einigen Wochen schien es zwar einmal, als sollte aus den langwierigen Verhandlungen endlich etwas Ersprießliches geboren werden, doch da bestimmte eine Landeskonferenz der Volkspartei, daß die Dinge bis nach den Reichstagswahlen hinauszu­schieben seien. Was man damit bezweckte, war unschwer zu erraten. Man fürchtete die Konkurrenz der anläßlich der Reichstags­wahlen ziemlich demagogisch arbeitenden Deutschnationalen, die sich für ihre Stimmenfangzwecke sogar einen Bismard als Spitzen­fandidaten verschrieben hatten! Einem solchen Manöver gegenüber mußte man selber schwerstes Geschütz auffahren. Also beteiligte sich der Landeschef der Volksparteiler, der Justizrat Lohfe, feinerzeit an der Gründung der Nationalliberalen Vereinigung; also stellte man an die Spitze der volksparteilichen Lifte im Wahlkreise Weser- Ems den gleichfalls nationalliberalen" Herrn Dr. Gildemeister aus Bremen . Alles Dinge, die für Geist, Einstellung und Gesinnung dieser Politiker mancherlei besagten.

Trotz dieser Gegenminen sind die Volksparteiler um die ge­

fürchtete Wahlschlappe nicht herumgekommen; in der Frage der Bil­dung der parlamentarischen Landesregierung, auf die naturgemäß die Ergebnisse der Reichswahlen abfärben müssen, ist man also so flug als wie zuvor. Ja, noch mehr: Gleichzeitig mit den Reichstags= wahlen fanden in dem zu Oldenburg gehörenden Fürstentum Birken­feld Erfahwahlen zum Landtage statt. Diese waren im vorigen Sommer infolge der Besetzung durch die Ententetruppen hinaus­geschoben worden und mußten nun jetzt mit erledigt werden. Und auch hier erlitten die Volsparteiler eine unangenehme Ueberraschung. Während Sozialdemokraten, Zentrum und Demofraten ihre alten mandate dort wieder holten, verlor die Volkspartei ein Mandat; diefes ging an die Kommunisten über. Dieſe an sich sehr geringe Mandatsverschiebung aber gewinnt im Oldenburgischen Landtage bei seinen sehr zugespizten Mehrheitsverhältnissen eine beachtliche Be­deutung. Nicht nur daß durch die Schwächung der volksparteilichen Fraktion um ein Mandat die sozialdemokratische die stärkste Fraktion geworden ist: auch ein Majorisieren des linken Flügels des Landesparlaments durch den aus Deutschnationalen, Bolks­parteilern und-Zentrum bestehenden rechten ist in Zukunft nicht mehr möglich. Beide Parteigruppen halten sich die Wage, der Sozialdemokratie aber müßte nach Recht und Usus vom kommenden Winter ab das Präsidium des Landtages zustehen. Ein Posten, den bisher infolge ihrer Fraktionsziffer die Bolksparteiler in Händen haben.

Bei allen Kombinationen darf nicht übersehen werden, daß die oldenburgischen Volksparteiler ganz besonders rechts einge stellt sind und daß auch die Entwicklung der Regierungsdinge im Reich nicht ganz ohne Einfluß auf die in Oldenburg bleiben dürften.

Reine große Koalition in Oldenburg .

Oldenburg , 21, Mai.( TU.) Die Landtagsfraktion der deutschen Volkspartei hat zur Frage der Regierungsbildung in Oldenburg folgenden Beschluß gefaßt: Nachdem der Ausfall der Reichstagswahlen sowohl im ganzen Reiche, wie in Oldenburg- Land gezeigt hat, daß die große Mehrheit der Wähler in den bürgerlichen Parteien bie Koalition mit den Sozialdemi fraten ablehnt, erklärte die deutsche Volkspartei , daß sie sich an der Bildung einer parlamen tarifchen Regierung in Oldenburg auf der Grundlage der großen Roalition nicht mehr beteilige.

Tagung des Hauptausschusses des Preußischen Städtetages in Kommunale Tagungen. Unmittelbar anschließend an die Münster i. W. am 26. und 27. Mai findet die Mitgliederversamm lung des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitit am 28. und 29. Mai in Godesberg am Rhein statt. Außer geschäftlichen Angelegenheiten stehen auf der Tagesordnung Refe­rate des Oberbürgermeisters Dr. Most über die fünftige Wirt­fchaft und Wirtschaftspolitik des Deutichen Reiches und die Ein­stellung der Städte dazu, des Kieler Stadtrats Dr. Hahn über die Bekämpfung der Wohnungsnot in den europäischen Ländern nach dem Kriege, des Ministerialrats MoII über die Entwicklung der Selbstverwaltung seit 1918. Die Veranstaltung ist die erste größere im besetzten Gebiet. Am 18. Juni hält der Reichs­tabte bund seine Tagung in Goslar a. H. ab. Die Tages ordnung ist noch nicht veröffentlicht worden.

Einige

| derungswürdig in ihre für das englische Theater ganz eigenartigen Aufgaben eingelebt. Dem aus gut bürgerlichen Kreisen zusammen­gefeßten Publikum dagegen schien es schwer zu fallen, sich in den durch Mufit ausgefüllten Aftübergängen des Klatschens, lauten Redens und Anzündens von Streichhölzern zu enthalten. Ich glaube, in dieser Hinsicht ist das deutsche Theaterpublikum besser erzogen. Doch war die Wirkung auch auf diese Zuhörerschaft sehr stark. Der Beifall am Schluß war ungeteilt und nichtenden wollend! Engländer, mit denen ich sprach, fonnten es mit ihrem gefunden Sinn für das praktische Leben einfach nicht verstehen, daß der Schöpfer dieser Tragödie seit 4% Jahren hinter bayerischen Festungs. mauern gequält wird. Warum hat man ihn denn nicht nach ein oder zwei Jahren begnadigt?" fragte mich ein Arbeiterstudent. ,, In England hätten wir das mit einem politischen Gefangenen getan!" Ich konnte ihm schwer begreiflich machen, daß er diese hohe Met­rung nicht von der bayerischen Justiz haben dürfe....

Staatsoper: Die Entführung aus dem Serail ". Erich Kleiber hatte einen guten Tag. Seine orchestrale Vorarbeit und Durcharbeitung ist mustergültig. Allmählich lernt er auch Stimmen zu streicheln, nicht war zu pointieren. Die Befehung mit wenig Streichern entspricht dem silberhellen zarten Ton des Werkes. Ge­legentlich wird sogar nur eine Sologeige, Braische oder Cello als Partner dem duftigen Bläserton gegenübergestellt. All das verrät Geschmack, und das atzentuierte Boltern im Schlagzeug auch eine Portion derben Humors, der sonst Kleiber abging. Das Orchester gilt ihm allerdings mehr als die Bühne. Hier hat Aravantinos fehr delikates, mattgoldenes, im Prospekt einengendes Theaterchen aufgebaut, wie zu einem rechten Singspiel, hell und munter, in der einfachen Fläche nur durch wenig Begetation durch­brochen. Auf drei verschiedenen Höhen können die Schauspieler fingen und toben. Richard Tauber ist auch in Mozartschen Arien förmig abgezirkelten Bewegungen seiner Arme sind noch ein üppiges zu Hause. Sein Belmonte tönnte Belcanto heißen. Die gleich­Spiel gegen die träge edige Konstanze von Fräulein Eden. Das ist eine Fehlbesetzung, au chwenn die junge Dame in der Marter­Arie endlich aus ihrer Reserve herausgeht. Elle ne pel mit dem Studentenkäppi auf dem blonden Kopf birgt Laune und heitere Luft in Spiel und Gesang, ebenso en de als Bedrillo. Hellgers allzu offener Baß macht aus dieser Untugend eine Tugend, indem er humorisch alle seine dicken Pointen schwer und schwarz heraus­poliert. Ueber dem Ganzen schwingt wie ein Geist aus anderer Welt das duftige Orchesterspiel. Kleiber und seiner Truppe fei ge­dankt. K. S.

Der Radiomenfch. Die Phantafien von fünftlichen Menschen, wie sie etwa in bem Homuntulus des Goetheschen Jaust thren jahrhundertealten Niederschlag gefunden haben, find infolge der immer größeren Leistungen der Tednik in der modernen Dichtung in verstärktem Maße aufgetaucht. Verschiedene Dichter, wie etwa Joief Winfier und der Tscheche Caepet, haben unabhängig voncin­ander Bisionen gelideri, in denen Heere von fünstlichen Menschen die Wirtschaft und Politik der Welt vollständig umgestalten. Die durch das Radio gezeigten Möglichkeiten haben aber eine solche Konstruktion jezt in das Bereich theoretischer Erwägung gerückt. In der Kriegss