Sonntag, 25. Mai, vormittags 9 Uhr:
Flugblattverbreitung in Groß- Berlin
Zur Berliner Bürgermeisterwahl.
Im ganzen find jetzt in der Angelegenheit der Bürgermeisterwahl acht Sigungen geopfert worden, bis es sich lehthin herausstellte, daß die Bürgerlichen nur eine Komödie aufgeführt haben, und daß es ihnen gar nicht darum zu tun war, aus den geeigneten Bewerbern den besten und würdigsten Mann auszuwählen. In der letzten Sizung zeigte es sich nämlich, daß sie nicht das Wohl Berlins bei der Wahl, sondern nur das Interesse ihrer Parteien und Parteichen im Auge hatten.
Die Deutsch nationalen präsentierten zwei Kandidaten, deren einen sie allerdings nicht ernst nahmen. Sie nannten nämlich in zweiter Linie den zwei und sechzigjährigen bisherigen unbesoldeten Stadtrat Wege, um damit den mittleren Beamten, die jetzt zum Teil ihre Kandidaten gewählt hatten, Sand in die Augen zu streuen und bei ihnen den Anschein zu erwecken, als ob sie für die Beförderung eines mittleren Beamten in ein höheres Amt eintreten. Ihr erster und in Wahrheit alleiniger Kandidat ist aber der bisherige Bürgermeister des Bezirks Tiergarten, Doflein, der besonders das Verdienst hat, als strammer Deutschnationaler zu gelten. Ebenso wie Herr Doflein ist ein üblicher Durchschnittsbeamter Herr Scholz, bisheriger Bürgermeister des Bezirks Charlottenburg. Wegen seiner bedeutenden Verdienste um die Deutsche Voltspartei mar er bereits früher ihr Kandidat für den Posten des Stadttämmerers. Die Volkspartei hielt damals an ihrem Kandidaten fest, obwohl die Sozialdemokraten eine erste Autorität vorschlugen, die übrigens auch der Volkspartei angehörte. Es gelang damals der BSPD., die Wahl des Volksparteilers Rarding gegen den offiziellen Kandidaten der Volkspartei durchzufezen. Nachdem Herr Scholz zum Kämmerer zuschlecht befunden wurde, soll er nun das höhere Amt des Bürgermeisters erhalten. Das Verhalten der Volksparteiler ist zwar nicht logisch, entspricht aber ihrem Parteiinteresse. Unterstützt wurde diese Kandidatur auch von der Wirtschaftspertei. Die Demokraten präsentierten den Hauptsteuerdirektor Lange, von dem gern anerkannt werden soll, daß er auf seinem Spezialgebiet ein guter und zuverlässiger Arbeiter ist. Das kann indessen nicht ausreichen, um ihn für den Posten des Bürgermeisters zu qualifizieren. Das Zentrum präsentierte einen verhältnismäßig wenig bekannten Magdeburger Stadtrat, und die Kommunisten merden selber nicht glauben, daß ihr Kandidat, der Stadtverordnete Dörr, Aussicht auf Erfolg hat. Die Sozialdemokratie fann von sich mit Recht behaupten, daß ihr Vorschlag, den Nürnberger Stadtrat Heimerich zum Bürgermeister zu wählen, keineswegs den gleichen engen Parteiinteressen entsprungen ist. Bezeichnenderweise ist denn auch gegen die fachliche Sefähigung dieses Kandidaten von feiner Seite auch nur die geringste Einwendung erfolgt. Die Beugnisse, die für diesen Kandidaten vorlagen, ebenso wie die Auskünfte, die einzelne Fraktionen über ihn erhielten, hätten sachliche Einwendungen gegen ihn von vornherein unmöglich gemacht. Wenn es nach dem ron den bürgerlichen Parteien scheinheiligerweise so oft und fo gern propagierten Grundsatz gegangen wäre, daß die fachliche Befähigung entscheidend sein muß, dann müßte man erwarten, daß Heimerichs Wahl einstimmig erfolgen würde. Es kam aber anders. Es zeigte sich nämlich schließlich, daß die ganze Ausschuß beratung nur eine Romödie war. Eine geschlossene bürgerliche Mehrheit lehnte es ab, von allen Kandidaten einen Vortrag über ihre fommunalpolitische Stellung und Absicht anzunehmen; fie lehnte es auch ab, Heimerich zu sehen. Zunächst versuchten die Bürgerlichen eine Zeitlang, Gründe zu finden, fonnten aber nichts anderes vorbringen, als daß Heimerich Bayer sei(!) und es doch nicht möglich jei, einen Bayern nach Preußen zu berufen, während das umgefehrie undenkbar sei. Diese seltsame Ansicht wurde von dem Bayern Müller vorgetragen, obwohl man ihm vorhielt, daß der Nürnberger Oberbürgermeister aus Preußen gekommen sei. Schließlich aber gelang es unseren Genossen im Ausschuß, die Bürgerlichen so in die Enge zu treiben, daß sie die Wahrheit eingestehen mußten. Der Volksparteiler von Eynern gab schließlich zu, daß fachliche Gründe nicht vorliegen, es dürfe nur unter feinen Umständen ein Mann von der politischen und wirt. schaftlichen Anschauung Heimerichs gewählt merben. Damit war es endlich flar, daß keine Wahl vorgenommen wer den foilte, sondern daß es sich nur darum handelte, welche der braven Mittelmäßigkeiten größere Berdienste im Bekämpfen der Sozialdemotratie häite. Diese Frage soll im Kuhhandel der Deutschnationalen und der Velksparteiler noch entschieden werden.
Für unsere Partei könnte die Wahl eines Bürgerlichen nur angenehm sein. Sie würde wieder einmal flar zeigen, daß bei ihnen nur der Drang nach der Futterkrippe der allein herrschende Gedande ist und daß das Interesse der Allgemeinheit stets hinter Parteiintereffen zurüdstehen muß. Ob ein Teil der Demokraten und des Zentrums diesem Drang der Rechten enigegen treben und das Interesse Berlins höher stellen wird als das Interesse der rechtsbürgerlichen Politiker, bleibt abzuwarten. Für die fozialdemokratische Stadtverordnetenfraktion ist jedenfalls die Linie flar: Sie wird sich auf keine Verhandlungen einlassen, sondern wird versuchen, dem besten Bewerber zum Siege zu verhelfen. S. Loewy
Mensch und Rennpferd.
Man schreibt uns aus Rennsportfreisen: Daß der Sport in Deutschland bestrebt ist, sich zur höchsten Blüte zu entfalten, foll mit Freuden fonstatiert werden, besonders wenn er sich dabei auf kultureller Höhe bewegt. Schlimm ist es aber, wenn Menschen, die im Sportbetrieb ihr Leben fristen müssen, weniger Aufmerksamkeit gezollt wird, als einem auf Gewinn dreffierten Gaul. Bricht doch in Karlshorst ein Gaul mit dem Namen„ König Midas " aus dem Ring, bleibt am Ringzaun hängen und ver= endet. Darob tiefe Trauer im Tempel des Herrn. Flugs bringen die bürgerlichen Blätter diese betrübende und die Menschheit erschreckende Nachricht. Wie weit diesem König" Ehre angewiesen wurde, ist festzustellen, und zwar auf der Karlshorster Rennbahn. Ein Feisblod mit eingemeißelter Inschrift ,, Dem Stepler König Midas". Dann tommen die Namen der Besitzer, zeugen von der Pferdeliebe, die diesem Gaul entgegengebracht worden ist. Wie ist es dagegen mit dem Menschen? Man muß nur einmal das Stallpersonal befragen. Wie oft ereignen sich Knochenbrüche, die ein dauerndes Siechtum mit sich bringen und der erlernte Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Da rührt sich feine helfende Hand, und wenn solch ein armer Teufel gar sein Leben lassen muß, wird sein Andenten auf feinem Felsblod verewigt. Diesen Gegensatz fonnte man anläßlich des letzten Streits so recht beobachten. Den bürgerlichen Blättern wurde ein Situationsbericht über den Streit der Rennstalleute übermittelt, aber veröffentlicht wurde er nicht, während über das gestorbene Pferd auf der erften Seite berichtet wurde. Merkt euch das, Arbeiter, die ihr immer noch die bürgerliche Presse left.
Der reumütige Gefangenenauffeher. Der Ausbruchsversuch, den die inzwischen zu vieljährigen Zuchtheusstrafen verurteilten Einbrecher Plügge und Kaßner vor einigen Tagen aus dem Bellengefängnis in der Lehr ter Straße gemacht hatten, führte zu einem Strafverfahren, in dessen Verlauf der Gefangenenauffeher Schienemann verhaftet wurde. Blügge hatte dem Beamten 10 000 Mark versprochen, wenn er ihm zur Freiheit verhelfen wollte. Durch das Angebot verlockt, hat Schienen der Freundin Mügges einen Kaffiber hinausgebracht. In diesem stand, daß sie durch den Gefängnisauffeher mehrere Gägen und eine lange Wäscheleine schicken sollte. Der ungetreue Beamte
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hatte diese Gegenstände auch Plügge und Raßner überbracht. Als es nun aber zur Ausführung der Flucht kommen sollte, bekam der Angeklagte Gewissensbisse und warnte die Behörde vor dem beab. fichtigten Ausbruch. Dadurch konnte die Flucht der Schwer. verbrecher noch rechtzeitig vereitelt werden. Plügge war schon geflohen und wurde wieder ergriffen, als er versuchte, die Gefängnismauer zu überklettern. Bei der Durchsuchung der Zelle Raßners fand man bereits die Eisenstangen des Zellenfensters durchsägt. Jetzt ist auch die Freundin Plügges verhaftet worden und es ist ein Strafverfahren wegen Beamtenbestechung und versuchter Gefangenenbefreiung erhoben worden.
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Die geheimnisvolle Lichtquelle. Merkwürdige Zeugenaussagen im Prozeß Unruh. Die weitere Beweisaufnahme ergab die merkwürdige Tatsache, daß eine ganze Reihe von Zeugen mit Bestimmtheit behaupteten, daß der Stromerzeuger U", der vom Angeklagten vorgeführt worden war, Licht gespendet habe und daß keinerlei Zuleitungen vor handen gewesen sind. Infolgedessen glauben auch heute noch zahlreiche Geldgeber an die Echtheit der Erfindung. Andererseits war der Angeklagte Unruh nicht zu bewegen, sein„ Geheimnis" preiszugeben oder auch nur zu seiner Aufklärung beizutragen.
Heute, Donnerstag, den 22. Mai, abends 7 Uhr, im Lehrervereinshaus, Alexanderplat, großer Saal:
Oeffentliche Protestkundgebung
gegen den Abbau des Oberstadtschulrats Redner: Frau Oberschulrat Dr. Wegscheider, M.d.£. und Vertreter der Organisationen. Eltern und Lehrer, erscheint in Massen! Die Berliner Schulnotgemeinschaft.
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Unter den vielen Zeugen wurde auch der bekannte Psychologe Prof. v. Schrend Noging aus München verrommen, der dem Angeklagten, nachdem er den Apparat in voller Funktion gesehen Beuge ist wiederholt in Berlin gewesen und sah den Apparat stets hatte, ein Darlehen von 650000 Mart gegeben hat. Der in Tätigkeit, so daß er von dem Wert der Erfindung überzeugt war. Das gegenwärtige Richtfunktionieren des Apparates führt der Zeuge daß die Sachverständigen durch einen Einblick in den Apparat ihm darauf zurück, daß Unruh von der krankhaften Idee beherrscht sei, die Erfindung aus der Hand nehmen könnten, da sie nicht patentiert Ein weiterer Zeuge ist Rechtsanwalt Dr. Heine aus Dresden , der ebenfalls an der Gründung start beteiligt gewesen ift. Bereits 1917 habe ein Apparat in feiner Wohnung Monate hindurch List gespendet. Der Apparat stand auf einem freistehenden Tisch unter allen Sicherungsmaßnahmen, Er, der Zeuge, hate ohne Wissen des Angeklagten den Apparat von so daß an Energiezufuhr von außen nicht zu denken gewesen sei. einem Leipziger Ingenieur untersuchen lassen und dieser habe fest gestellt, daß keine Sir- mzuleitung vorhanden sei. Ritterguts. befizer v. Bethmann Hollweg hat der Jevag" 200 000 Marf gegeben. Auch er hat den Apparat funktionieren sehen. Wir haben angenommen, daß Herr v. llnruh den Faden der Erfindung verloren hat. Er berief sich immer darauf, daß er das Wesen feiner Erfindung in 13 eften zusammengefaßt habe. Er hat sich aber stets geweigert, uns die Hefte auszuhändigen. Borsitzender zum Angeklagten: Es würde doch einfacher sein, wenn Sie fich einmal offen aussprächen. Angeklagter: Zahlreiche Sachperständige haben den Apparat besichtigt, auch Geheimrat Klin genberg von der AEG. und alle wollten ihn untersuchen. Sch fonnte es aber nur gestatten, wenn ich durch einen Entualvertrag gegen einen Mißbrauch geschützt worden war, daß das Geheimnis gewahrt wird. Schon oft sind technische Störungen vor gekommen, und ich habe monatelang nach dem Fehler suchen müssen. Staatsanwalt: Wie ist es denn mit den 13 Heften? Ange flagter: Das muß ich erst mit meinen Anwälten besprechen. Borf.: Ihr Verhalten ist naiv. Wir verstehen von den technischen Dingen nichts und sind durch Amtspflicht zum Schweigen verpflichtet.- Angeklagter: Ich habe Gründe, die nicht zur Sache gehören. Borsigender: Es geht um Ihre Freiheit auf sehr viele Jahre. Ich frage Sie: Wollen Sie die 13 Hefte herausgeben? Angeklagter: Die 13 Hefte sind nicht nötig, da durch die technische Vorführung vor den Sachverständigen die Sache sich flären wird. Vorsitzender: Das hoffen Sie, aber ich glaube nicht daran. Angeklagter: Ich fann die Hefte nicht herausgeben. Der Techniker Ludwig Stange ist seit 1911 Mitarbeiter des Angeklagten. Echon 1912 habe ein fleiner Apparat gebrannt. Später wurde der Aufbau des großen Apparates in Angriff genommen. Dieser wurde Ende 1918 in Funktion gebracht. Am Silvesterabend 1918 brannten mehrere tausendferzige Lampen. Anfang Januar 1919 wohnten verschiedene Herren einer achtstündigen Probe bei, bei der fünf tausendkerzige Lampen brannten. Jede Stromzuführung von außen sei ausgeschlossen. Der Apparat habe ein halbes Jahr lang täglich zwei bis drei Stunden Licht gespendet und mit einigen Unterbrechun. gen 1½ Jahr gebrannt. Als Herr v. Unruh verreist war, stand der Apparat in einem verschlossenen Zimmer und brannte täglich nach Bebarf zwei bis drei Stunden. Staatsanwalt: Wie fonnte der Apparat denn in Bewegung gefeßt werden?- Borsitzender: Der Apparat foll doch nicht von außen angestellt worden sein, sondern durch einen inneren Vorgang Licht gespendet haten, wie der Angeklagte erflärt. Beuge: Ich habe mich Jahr und Tag bemüht, einen etwaigen Schwindel aufzudecken. Ich bin mit dem brennenden Apparat in ein anderes Zimmer gegangen und habe das ganze Haus bis zum Keller untersucht. Im Mai 1920 geriet der Apparat infolge Kurzschlusses außer Betrieb. Es wurde versucht, thn wieder in Gang zu bringen, was aber nur teilweise gelang und dann hörte er ganz auf zu leuchten. Mehrere weitere Zeugen haben dem Angeklagten für sein Finanzierungsgeschäft Darlehen gegeben, u. a. auch Daimler. In allen Fällen hatten die Geldgeber sich vorher von dem Funktionieren des Apparates überzeugt. Die Beweisauf nahme wird am Donnerstag früh fortgesetzt.
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Das Rundfunkprogramm. Donnerstag, den 22. Mai.
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Tageseinteilung. Vormittags 10 Uhr: Nachrichten dienst. Bekanntgabe der Kleinhandelspreise der wichtigsten Lebensmittel in der Zentralmarkthalle. Nachm. 12.15 Uhr: Vorbörse. Nachm. 12.55 Uhr: Uebermittelung des Zeitzeichens. Nachm. 1.05 Uhr: Nachrichtendienst. Nachm. 2.15 Uhr: Börsenbericht. 4.30-6 Uhr: Berliner Funkkapelle( Unterhaltungsmusik). 7 Uhr Sprachunterricht( Englisch ). 8.30 Uhr: 1. Dem Wandersmann gehört die Welt, von Friedrich Rückert . 2. Ueber die Heide geht mein Gedenken, von Hermann Löns . 3. Die Landsknechtstrommel, von Walter Göttke. 4. Die Sommervögel singen, von Hermann Löns . 5. Landsknechts Wiegenlied( Einzelgesang mit Chorbegleitung), von Walter Göttke. 6. Heckenkind, von Her mann Löns ( Vortrag des Herrn Stadtrat Schneider, Neukölln: Von Herbergen und Bleiben". Etwas Nachdenkliches im Plauderton). 8. Juchhei, die Nachtigall ist da( mit lateinischem Zwischentext) von Julius Koch. 9. Mädel, schau mir ins Gesicht, von J. A. P. Schulz anno 1782. 10. Die blaue Blume. 11. Abendfrieden, Lied( vorgetragen von der Singschar des Bundes Märkischer Wanderer E. V., Berlin- Steglitz. Singführer Alfr. Kroner). 9.50 bis 11.30 Uhr: Tanzmusik.
Von einem Deutschen , der sich aus beruflichen Gründen viel im Ausland aufhält, wird uns geschrieben:
,, Bei meinem legten Aufenthalt in Ronstantinopel im März und April dieses Jahres fiel mir die große Anzahl deutscher Stellungsloser auf, die oft dem bittersten Elend preisgegeben, in den Straßen Peras die europäisch gekleideten Bassanten um Hilfe ansprechen. Es sind dieses entweder junge Handwerter oder Handlungsgehilfen, die auf Gerüchte hin aufs Geratewohl nach der Türkei gefahren sind. Optimistische Darstellungen über den Arbeitsmarkt in der Türkei entbehren jeder Grundlage. Die Erwartungen, die man in Deutschland auf einen schnellen wirtschaftlichen Aufschwung der Türkei nach dem günstigen Friedensvertrag von Lausanne gehegt hat, haben sich durchaus nicht erfüllt. Die Nachwirkungen der langen Kriegszeit haben sich seit gehört die Auswechslung der in der Türkei wohnenden griechischen dem vergangenen Jahr erst in ihrer ganzen Schwere gezeigt. Hierzu Bevölkerung gegen die in griechischen Gebieten wohnenden türkischen Untertanen; diese tausende von beschäftigungs- und obdachlosen Repatriierten bilden eine schwere Sorge für einen Staat wie die Türkei , der finanziell in feiner glänzenden Lage ist und dessen Gebiebe( 3. B. das früher blühende Hinterland von Smyrna und Ana tolien ) durch den Krieg total verwüstet sind. Gewisse Maßnahmen, die die kemalistische Regierung getroffen hat in der Absicht, mohammedanisch türkischen Untertanen das Vorwärtskommen im Erwerbsleben gegenüber den ausländischen Arbeitskräften zu gewährleisten, haben große Störungen in vielen Betrieben verursacht. Die Tendenz, mit der Fremdherrschaft( hauptsächlich englischen und französischen Einfluß) in der Türkei zu brechen, hat durch Abwanderung ausländischen Kapitals bisher leider auch nur zu Stockungen in Handel und Wandel geführt. In Zeiten wie den oben beschriebenen begnügt man sich daher in der Türkei mit einheimischen billigen Arbeitsfräften, gegen welche der ausländische Angestellte oder Arbeiter nicht fonfurrieren fann. Es ist allerdings wahr, daß man in der Türkei zurzeit von allen Fremden die Deutschen mit etwas weniger Antipathie behandelt. Deutschen Unternehmungen, in denen nachher deutsche Arbeitskräfte ihr Weiterkommen finden könnten, steht Dor allem die Schwierigkeit der Rapital. beschaffung entgegen; in der Türkei ist fein Kapital dafür zu finden Junge Deutsche sollten nur nach der Türkei auswandern, wenn ihnen ein festes Engagement( bestätigt durch das deutsche Deutschland ) geboten wird. Es ist dringend davor zu war. Ronsulat in Konstantinopel oder durch ein türkisches Konsulat in nen, aufs Gerate wohl hinzufahren, da solche jungen Deutschen sich bei ihrer Unkenntnis der dortigen Verhältnisse und Sprache bald dem bittersten Elend preisgegeben sehen werden."
Ein Protest gegen den§ 218.
Viele hundert Frauen waren gestern der Einladung der Ge fellschaft für Sexualreform gefolgt. Sie fanden sich ein, Abschaffung des ebenso finnwidrigen wie unfittlichen Baragraphen um beim Schluß der Versammlung in einer Resolution die zu fordern. Die Redner zogen mit scharfen und oft geistreichen Wendungen gegen den Gebärzwang ins Feld. Herr Schöne hob mit Recht hervor, daß der Staat das Leben seiner Bürger nur dann fchüße, wenn es ihm erwünscht erscheint, und sie einfach hinmorden lasse, wenn es ihm in den Kram paßt. Er forderte den Aufbau einer Reihe sozialer Einrichtungen, die die Mutterschaft zu gewährleisten imstande wären. Dr. Klauber berichtete über seine Eindrücke in der Gerichtsverhandlung. Er teilte einen von Dr. Duehrssen geschilderten Fall mit: Ein junges Mädchen fichte ihn um Hilfe an, die er ihr verweigern mußte, um sich nicht strafbar zu machen. Am nächsten Tage las er, daß das junge Ding sich ertränft habe. Ein weiterer Kommunist, Dr. Teilhaber, nahm einen mächtigen Anlauf und landete mit einem Satze in der proletarischen Revolution, auf die er die anwesenden Frauen vertröstete. Nur eine Bauern- und Arbeiterregierung nach russischem Muster würde den§ 218 zu Fall bringen. Die anwesenden Arbeiterfrauen hielten dem gebildeten Doktor entgegen, daß der Weg zu diefem fowjetistischen Baradiese ein noch ziemlich langer sei und daß fie noch hinieden glücklich sein wollen. Ihre Sprecherin fennzeichnete mit Recht die Schuld der Frau selbst: sie sind es, die den Parteien zur Macht verholfen, die für die Nöte der Frau nicht das geringste Berständnis haben. Aufklärung der Frau tue in erster Linie not. Schließlich forderte einer der Redner die Herbeiführung eines Volfsentscheides. Der Vorstand der Gesellschaft für Segualreform erklärte sich bereit, diesen Borschlag in Erwägung zu ziehen. Der einzige Befürworter des§ 218 hatte wenig Glück. Er brachte die üblichen Kamellen vor, von den Franzosen und Polladen u. dgl. mehr, die bei ihrem starten Bevölkerungszuwachs eine Ge fahr für Deutschland werden würden, also ein waschechter Militarist. Eine tüchtige Abfuhr erhielt er von einer grauen Proletarierfrau: Sie rief ihm zu:„ Wir geben unsere Kinder nicht mehr her."
Festnahme dreier polnischer Räuber.
Am Schlesischen Bahnhof wurden drei polnische Räuber festgenommen. Sie gehören zu dem Gesindel, das jene Gegend dauernd unsicher macht. Die Räuber lauern harmlosen Leuten auf, von dort abfahren wollen, verschleppen sie, wenn sie merken, daß die entweder auf dem Schlesischen Bahnhof ankommen oder sie Geld haben, in die benachbarten Kneipen oder lassen sie von ihrem weiblichen Anhang hineinlocken, geben zunächst selbst zum besten, beranlassen dann ihre Opfer, weiter zu trinken, und plundern fie aus, sobald sie ihren Zustand hierzu geeignet halten. So ging es jest wieder einem Schneider, der schon etwas angeheitert ihm auf den Hof, als er austrat, raubten ihm die Brieftasche mit in ein gofal fam. Drei Gäste, mit denen er sich einließ, folgten etwa 100 Mart, mißhandelten ihn noch dazu und verschwanden dann mit dem Gelde. Dem Raubdezernat der Kriminalpolizei gelang ee, erst einen der Räuber und dann auch die beiden anderen zu ermitteln und festzunehmen. Es waren polnische Arbeiter", die wie das ganze Gefindel von solchen Räubereien lebten. Alle drei wurden nach Moabit gebracht, ebenso ihre Freundinnen, die ihnen als Lodvögel dienten.
Antennen in der Großstadt.
Wenn man heute aus der Bogelperspektive eine Großstadt wie Berlin betrachtet, dann sieht man, daß nicht nur, wie bisher, die Straßen von Drähten überzogen sind, sondern daß jetzt auch die äufer spinnwebartig mit Drahinezen bedeckt find. Heute gibt es nur wenige Berliner Häuser, die nicht mindestens eine Hochantenne haben, vielfach aber finden sich deren mehrere über- oder nebeneinander in Betrieb sein können, ist durch die Praxis beffer beantwortet einander. Die Frage, ob mehrere Antennen störungsfrei nebenständlich finden bei Antennen ebenso wie bei allen anderen gestreckten worden als durch langwierige theoretische Erwägungen. Selbstver= Drähten die Gesetze der einfachen Induktion ihre Anwendung und müffen entsprechend berücksichtigt werden. Darüber hinaus aber ist die gegenseitige Beeinflussung der Antennen nicht so erheblich, wie Antennen nicht parallel aneinander vorbeilaufen; freuzen sie man dies allgemein befürchtet hatte. Erste Vorausseßung ist, daß die fich unter einem Winkel von 90 Grad oder annähernd soviel, so fann mit einem ziemlich störungsfreien Empfang gerechnet werden. Auch bei genügender Entfernung voneinander defters 5 Meter hat man nennenswerte Beeinträchtigung der Lautstärke oder des Empfanges überhaupt auch dann nicht beobachtet,
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