Einzelbild herunterladen
 

grenzenlos gemeinen Anwürfe stammen. Das Verhalten Ludendorffs kann nur durch die Worte des Staatsanwaltes im Prozeß Waldeck charakterisiert werden: Ein Bubenstück, ersonnen, um einen Mann zu verderben." In den Augen aller anständigen Menschen ist der, der es ver- übt hat, für alle Zeiten gerichtet. Unsere völkischen Männer und Frauen würden heute sicherlich Ohm, Goedsche und Piersig in den Himmel heben, da alle drei nicht mehr leben, halten sie sich an Ludendorff . Wir gönnen diesen seinen Anbetern und den Erneuerern Deutschlands ihren Helden. Und nun zu Ehrhardt. Es fällt uns selbstverständlich nicht ein, seinen Charakter daruni für entstellt zu halten, weil er in einem Zeitpunkt größten innerdeutschen Wirrwarrs und außenpolitischen Druckes einen Putsch unternommen hat, der Deutschland dicht an den Rand des Abgrundes brachte. Er hat bei dieser durch seinen Mangel an politischer Einsicht ge- nügend erklärten Schilderhebung die eigene Haut zu Markte getragen und nicht nach Ludendorffschem Bei- spiel aus dem Hinterhalt gefeuert. Seine Tat war gemein- gefährlich und machte seine Einschließung erforderlich; aber sie war nicht ehrlos. Anders steht es mit seinem Verhalten gegen die Prinzessin Hohenlohe. Die Prinzessin Hohenlohe hatte Ehrhardt alles gegeben, was eine Frau einem Manne geben kann. Der Dank des Edlen bestand darin, daß er auf ihr Gewissen eine ungeheure Last getürmt und sie auch noch ihre Freiheit hat verlieren machen. Ehrhardt suchte sich bekanntlich der Verhaftung wegen Landesverrats durch An- nähme eines falschen Namens Eichmannn zu entziehen. Der Untersuchungsrichter beim Reichsgericht hatte erfahren, daß der Prinzessin Hohenlohe der Aufenthaltsort Ehrhardts be- kannt sei. Er lud sie als Zeugin vor. Und nun b e st i m m t e Ehrhardt das willensschwache und nicht übermäßig ur- teilsfähige Mädchen dazu, unter dem Zeugeneide zu bekunden, daßsieihnnichtkenne! Der treudeutsche Ehrenmann machte ihr weis, daß sie damit die Pflicht zur Aussage der Wahrheit nicht verletzen würde, denn da er den Namen Ehrhardt durch einen anderen ersetzt habe, sei Ehr- Hardt tot. Mithin dürfe sie erklären, daß sie ihn nicht kenne oder doch nicht wisse, wo er sei. Die Hohenlohe folgte dem gefährlichen Rat. Ehrhardt verstand es, sich durch die Flucht aus dem Ge- fängnis, in das er als Untersuchungsgefangener gesteckt wurde, vor Strafe zu retten, das von ihm doppelt verführte Mädchen überließ er ihrem Schicksal. Sie muhte ihr Verbrechen mit einer Freiheitsstrafe sühnen. Ehrhardt aber ist der Abgott der Deutschnatio- n a l c n geblieben. Dieselben Männer, die Jahrzehnte hin- durch der Sozialdemokratie den schamlosen Vorwurf gemocht haben, daß sie ihre Anhänger zum Nutzen der Partei einen Meineid zu leisten zwinge, stoßen sich nicht daran, daß dieser Wicht sich nicht gescheut hat, die Rechtsprechung durch einen von ihm veranlaßten Meineid auf Irrwege zu locken. Kohr und die anderen dcutschnationalen Größen sind Freunde Ehrhardts geblieben und entziehen ihn der verdienten Bestrafung, die deutschnationale Jugend brüllt weiter das Ehrhardt-Lied, und wenn Ludendorst heute dem Manne feindlich gegenübersteht, zu dessen Begrüßung er sich am Tage des Kapp-Putsches in früher Morgenstunde am Brandenburger Tor eingefunden hatte, so hat das andere Gründe,, als die von Ehrhardt bewiesene völlige Ehrlosigkeit. Man erkennt die Menschen nicht bloß an ihren Früchten. sondern auch an ihren Helden!

der üeutschnationale Zähler in Paris . Ein Ablengnungsversttch. Die Mitteilung des Genossen Dr. Breitscheid, daß in Pari««in Sendling der Deutschnationolen herumlaufe, um für den Eintritt seiner Partei in die deutsche Regierung Stimmung zu machen, wird von der deutschnationalen Parteileitung abgeleugnet. Wir glauben der deutschnationalen Parteileitung aufs Wort, daß jener Sendling

keinen offiziell abgestempelten Auftrag von ihr in der Tasche hat, wir haben aber um so mehr Grund anzunehmen, daß die Behauptung des Genossen Breitscheid vollkommen richtig ist. Im übrigen hat der deutschnational«Lokal-Anzeiger" es gestern noch für selbstverständlich erklärt, daß die Deutschnationalen in London Fühlung genommen haben glühten, bevor sie Herrn v. Ti r p i tz für den Kanzlerposten vorschlugen. Warum soll nicht für Paris recht fem, was für London billig ist? Englisches Tirpitz-Echo. London . 22. Mai.(Eigener Drahtbcricht. Das englische Presie- echo zu den jüngsten politischen Vorgängen in Deutschland zeigt, daß die englische öffentliche Meinung Tirpitz großen Einfluß auf die deutsche Politik zuschreibt, die in seiner Kanzlerkandidatur zum Aus- druck komme. Der Eindruck ist der dönkbar ungünstigste. Un» abhängig von der Stellung Tirpitz' zum Sachverständigenplan wird er im Ausland allgemein als dos Symbol des kaiserlichen Deutschland hingestellt und ihm die Hauptoer antwortung für die imperialistische Außenpolitik der Vorkriegszeit zugeschrieben. Zum Kampf um die Annahm« dez Sachoerjtändigenplanes äußert»Daily Telegraph ", es märe der Höhepunkt des Wahnsinns, wenn Deutschland im Augenblick der Aenderung der Rnhrpolitik und der Amnestie der Gefangenen durch Erweckung des Revanche- geistes alle Aussichten auf eine Aussöhnung und Zusammenarbeit des gesamten Europas zerstören würde. Di« öffentliche Meinung Amerikas würde einen solchen Rücksall niemals verzeihen. Deutschland würde damit jegliche Aussicht aus Kredit Englands und Amerikas verlieren. Das schwergeprüfte deutsche Volk müsse da? begreifen, wenn die Rationalisten hierzu unfähig wären.

völkische Pleite. Es ist nicht alles Gold was glänzt." München , 22. Mai. (Eigener Drohtbericht.) Der nach dem Hitler - Putsch zur..Großdeutschen Zeitung" umgetaufte»Völkisch « Be- o b a ch t e r". die öltest« und größte der drei völkischen Zeitungen Münchens und da» besondere Sprachrohr Hitlers , hat unerwartet sein Erscheinen aus Mangel an Betriebsmitteln eingestellt. In der am Mittwoch mittag rrschienenen letzten Ausgab« heißt es be- schönigend:»Di« Berhältnisie zwingen uns,«ine durchgreifende Reu- ordnung unseres gesamten Unternehmen» vorzunehmen. Aus diesem Grunde wird dieGroßdeutsche Zeitung" von heute ab für einige Zeit nicht erscheinen." Abgesehen davon, daß durch diesen plötzlichen Zusamniensturz die völkische Renom miererei über die groß« Auflage der Großdeutschen Zeitung" Lüg« gestrast' ist, wird dadurch auch die so viel gepriesene E i n i g k e i t im völkischen Lager trefflich be- leuchtet. Wäre diese Einigkeit wirklich vorhanden und wären sich die Dutzende völkischer Führer in München nicht spinnefeind, so wäre zur Verhütung des schlechten Eindrucks in der Oeffentlichkeit eine Zusammenlegung de? drei völkischen Blätter leicht möglich gewesen. Im üorigen ist es ein mehr als merkwürdiger Zusall, daß die letzte Nummer derGroßdeutschen Zeitung" mit der un- gewöhnlich großen Schlagzeile«rschien-n ist:»Es ist nicht alles Gold, was glänzt". München . 22. Mai. (Eca.) Neben derGroßdeutschen Zeitung" in München hat auch dieAugsburger Tageszeitung" ihr Erscheinen eingestellt. Di« Völkischen besitzen nunmehr in Augsburg kein« Tageszeitung mehr. Ludendorffs Werbekraft. München . 22. Mai.(Eigener Drcchtbericht.) Aufallend war der starke Rückgang der völkischen Stimmen in Oberbayern bei der Reichstagswahl gegenüber der Landtagswahl vier Wochen zuvor. Daran war nicht nur die geschickt« Spitzenkandidatur der Deutschnationalen in der Person des Herrn v. Tirpitz schuld, son- dern, wie sich fast zahlenmäßig nachweist« läßt, vor allem Luden- dorff selbst. DasBayerische Bauern blatt" meist nämlich darauf hin, daß der völkische Stimmenrückgang überall besonders stark d a gewesen ist, wo Ludendorff als Berfammlungsredner für die Bölkischen aufgetreten ist. Da« trifft für Würzburg zu,

New Nocks ZSS-ffahr-Zeier. Groß« Festlichkeiten werden jetzt im Mai in Amerika begangen. um die Gründung von New Jork vor 300 Jahren würdig. zu feiern. Ein»Wallonen- Hugenotten- Neu-Riedarland- Komitee ist zu diesem Zwecke gebildet worden. Der Gouverneur von New Park hat eine feierliche Proklamation aus diesem Anlaß veröffentlicht und in New Port selbst wird im Battery-Pork ein Denkmal eingeweiht werden, das der Provinzialrat des Hennegau zur Erinnerung an die ersten wallonischen Ansiedler gestiftet hat. Es ist also im wesent- lichen eine Feier der hugenottischen Bewegung, die so viele Siedler aus der Alten Welt nach der Neuen gedrängt hat, und die Wallonen spielen deshalb eine solche Rolle, weil es 32 hauptsächlich wallonische Familien gewesen sein sollen, die im Mai des Jahres 1S24 auf dem Schiff»Neu-Ricderlond" an der Mündung des Hudsonflusses die Anker auswarfen und auf der Manhattan -Insel die ersten Holzbiock- häufer errichteten. Aber die geschichtliche Wahrheit dieser wallo- nischen Niederlassung im Jahre 1624, an die fast alle New Bork er glauben, fft sehr zweifelhaft. Es fehlt jedes historische Zeugnis da- für, und die geschichtlich beglaubigte Ansiedlung der Holländer auf der Monchattan-Insel beginnt erst zwei Jahre später. 1626. Trotz» dem feiert New Bork die 300. Wiederkehr de» Jahres, in dem das künftige New Bork zum erstenmal aus vorgeschichtlichem Dunkel auftaucht. Eine Serie von Gedächtnismarken erscheint und eine neu« Halbdollar-Münze wird geprägt, die aus der«inen Seite da« SchiffNeu-Niederland" und auf der anderen die Profile von Wik- Helm dem Schweigsamen und dem Admiral Coligny zeigt. Nun haben freilich der Admiral noch Wilhelm von Nassau dos geringste mit der Gründung von N e u- A m st e r d a m zu tun, wie die Sied- lung damals benannt wurde, aber sie werden als hervorragende Ge- stalten der Hugenottenbewegung gefeiert, deren Kolonien in Amerika in der Frühgeschichte des Landes eine so große Rolle spielen. Ein Hugenotte war auch der Mann, der dieReu-Niederland" aus- rüstete und desstn Rom « in der Inschrift des neuen Denkmals er. scheint. Es mar c n Färber von Leyden, Jeff« de Forest,«in Wal- lvne, der für seine Glaubeys- und Leidensgenossen eine sichere Ilntertunst in einem fernen Lande suchte und die 5)ils« der hollän- dischen»Westindischen Gesellschaft" erlangte. Diese Wallonen, oder vielleicht auch die Holländer unter Peter Minuit , die 1626 kamen, waren nicht die ersten Besucher der Man- hattan-Änsel. 1524 hatte Bcrrazano den Fluß entdeckt, dem Hudson 1609 seinen Namen gab. Seil 1610 besuchten holländische Händler regelmäßig die Küsten der Insel und tauschten Messer oder Glas- perlen gegen die Biberfell« der Indianer aus. 1614 war das Schiff de, Holländers Adrian Block an der Manhattan -Insel gescheiterl und er hatte sich hier ein neues Schiff gebaut, während er mit feiner Mannschaft in Hütten nicht weit von der Stelle lebte. w-> beute Wall-Stveet ist. Die Geschichte New Barls beginnt mit jenem berühmten Vertrag, den der Holländer Peter Minuit im Namen der Westindischen Gesellschaft mit den Indianern schloß und durch d«n die Rothäute die Manhattan -Insel für Waren im Werte vo» etwa 80 Goldmark an die Gesellschaft abttaten. Minuit baut« das Fort Amsterdam an der Stelle, wo heut« das Zollgebäud« am Broadway steht, und unter seiner Leitung erbauten die 200 An-

siedler van Neu-Amsterdam 30 Holzhäuser mit Dächern von Baum- rinde. Die Ansiedler führten zunächst in dem fruchtbaren, wild- reichen Gebiet«in glückliches Leben, bis die Ansprüche d«r West- indischen Gesellschaft zu hart wurden und die Kämpfe gegen die Ausnutzung durch dieses Handelsinstitut einsetzten. Die amtliche Sprach« der neuen Niederlassung war sranzösssch, aber das Gewirr von Sprachen, das hier durcheinandertönte, war fastbabylonisch". Wie das New Bork von heute war das alte Neu-Amsterdam ein« Versammlungsstätte von Volk aus oller Herren Länder. Pun- taner aus England, Waldenser aus Pyrmont »«rmischten sich hier mit schwedischen Siedlern und deuffchen Lutheranern. Als 1664 der Herzog von Bork im Namen König Karls II. von England An- spruch auf die neue Gründung erhob, da ergab sich die Stadt der Flotte von vier Schiffen ohne Kamps, da man mit der Herrschaft der Westindischen Gesellschaft unzufrieden war. Ein Vertrag, der 1672 zwischen Holland und England geschlossen wurde, brachte dann Ottu-Amsterdam endgültw bis 1733 unter englisch « Hrrrschast. In den letzten Iahren des 17. Jahrbunderts war das heutige New Bork eine Hauptzufluchtsstätte für Seeräuber aller Art, die erst nach schweren Kämpfen hinausgetrieben werden konnten. Dann kain bis zum Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges-in« Zeit ruhiger Entfaltung und steten Wachstums. Während des Krieges war New Bork, wie die Stadt seit 1665 hieß, den größten Teil der Z«it in den Händen der Engländer. In dies«n Sturmjahren verlor es mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung, seinen ganzen Handel und wurde zweimal durch Feuersbrünste fast zerstört. Nach der Gründung der Republik der Vereinigten Staate» wurde New Bork fürs erste Jahr die Bundeshauptstadt. Hier wurde Washington zum Präsidenten gewählt und der erst« Bundeskongreß abzehalten. Da- mols hatte die Stadt 60 000 Einwohner. 70 Jahre später, zur Zeit des Bürgerkrieges, war die Bevölkerung auf 800 000 Seelen angewachsen und heute umsaßt die Stadt auf einer Flüche von etwa 500 Quadratkilometer gegen 6 Millionen Einwohner. 20 verschle. den« Nationen lebten hier zur Zeit Peter Minuits zusammen, jetzt sind«s 50. Noch immer ist New Bork die Stadt der Fremden, denn ! 2 Millionen der jetzigen Bevölkerung sind im Ausland geboren und 2 Millionen Kinder von Eltern, die aus der Fremd« stammen.

Vas gemeingefährliche Treiben üer Wahrsager. Ein Kriminalfall in Erfurt hat die Polizei in Erfurt dazu veranlahl, energische Schritte gegen den Wahrsagerunfug zu unter- nehmen. Ende des vergangenen Jahres verschwand dos dreijährige Söhnchen eines dortigen Eiserbahnbeamten spurlos. Di« Mutter des Kinde« befragte ein« Reihe von Wahrsagerinnen nach dem Ge- schick der Verschwundenen. Im ganzen hat die geängstigt« Frau ihr Glück bei sechs Wahrsagerinnen und Wahrsagern versucht. Dil Aussagen dieser sechs Wahrsager lauteten übereinstimmend: Da» Kind lebt! Für dies« Weissagungen verlangten die Befragten natür­lich erhebliche Summen. Das Tollste leistete die Wahrsagerin Schreck. Di« Mutter des Kindes mußte ein Hühnerei mitbringen. Das Eiweiß wurde in ein mit Wasser gefüllte» Glas gegossen. Am nächsten Loge sollte di« Frau wiederkommen. Dann wurde ihr das Mas gezeigt: das Eiweiß hatte natürlich die Gestalt inzwischen verändert. Die Form des Eiweißes wurde nun von der Wahr -

für Ingolstadt und vor allem auch für eine der Hochburgen der Völkischen . Rosenheim , wo Ludendorff zwei Tag« vor der Wohl sprach. Sein schnoddr-ger, preußischer Ofsizi ersten löste bei den bayerischen Bauern nicht die gewünscht« Begeisterung, sondern offensichtliche Wut aus und zahlreiche Versammlungsleil- nehmer ließen, wie das Blatt meldet, nach der Bersammlung die Aeuherung fallen:Was fällt denn dem ein, der kommandiert ja, als wenn wir fein« Putzer wären."

vie weifen von Aion. Alte Lügen in neuem Kleide. Es erregte seinerzeit Auffehen, als die ksielfer der Mörder Rothe. naus gestanden, daß sie durch die antisemitische SchmähschriftD i e Weisen von Zion" verhetzt worden seien. Einer der Heraus- geker dieser Schrift, der betagte Antisemit v. Hausen, hatte sich vor einiger Zest vor Gericht wegen einiger besonders frivoler Lügen des Machwerks zu verantworten. Er wurde zu einer lächerlichen Geldstraf« verurteitt. Es scheint, daß dieses Urteil den Draht- ziehsrn des Antisemitismus neuen Mut eingeflöht hat. Der Hammer- uerlag hat jetzt ein Buch herausgegeben, betiteltDie Z i o n i st i- schen Protokolle, das Programm der internationalen Geheim. regierung", ein Neudruck derWeifen von Zion" unter ver- ändertem Namen. In dem Vorwort, das, ebenso wie das Nach- wort, von Theodor F r i t f ch verfaßt ist, behauptet dieser, daßallem Anschein nach der Inhalt der Protokolls auf dem l. Zi»nisten- k o ng r« ß vorgetragen fei" und weiter, daßdie Gedanken des Buches durchaus im Rahmen der zionistischen Bestrebungen liegen". Es braucht nicht gesagt zu werden, daß die Behauptungen aufgelegter Schwindel sind. Um den Verbreitern aber Gelegenheit zu geben, sich vor Gericht zu oerantworten, hat der Landesvorstand der Zionistischen Vereinigung gegen gritsch. den Verleger und Verbreiter dieses Buches, Strafanzeige effcattet. Herr F r i t f ch müßte allerdings als neugebackener Abgeord- neter die Aufhebung seiner Immunität beantragen. wenn es ihm gelüsttete, denBeweis" zu versuchen, daß er nicht geschwindelt hat. Er wird sich hüten! vom Staatsgerichtshof. Versuchter Hochverrat: 1 Jahr 6 Monate Festung. Leipzig , 22. Mai. (WTB.) Vor dem Staatsgcrichtshof zum Schutze der Republik hatte sich heute der 21jährige Sekretär des Bundes der kommunistischen Jugend in Breslau , Richard Monden, wegen Vorbereitung.zum Hochverrat zu verantworten. Nach der Anklag« war die Tätigkeit Mondens darauf gerichtet, die von der kommunistischen Partei beabsichtigte gewaltsame Aenderung der Verfassung des Deutschen Reiches enl- sprechend den Anweisungen der Zentrale vorzubereiten. Dem An- geklagten wurden mildernde Umstände zugebilligt, da er aus p o l i- tisch« m Jdea l i s m u s gehandelt habe. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 6 Monate Festungshaft und 100 Mark Geld » strafe. Drei Monate der Untersuchungshaft wurden auf die Strafe angerechnet. Der Vertreter der Reichsanwaltschast hatte zwei Jahre drei Monate Festungshaft beantragt. Leipzig . 22. Mai.(TU.) Der Ingenieur Erich Tönjes aus München , der vom Untersuchungsrichter beim Stoatsgerichts. Hof wegen seiner Mitwirkung bei der Befreiung des Kapitän- leutnants Ehrhardt in Haft genommen worden war. ist heut« auf Antrag seines Verteidigers hin wieder aus der Unter. suchungshost entlassen worden. Erhöhung öer Seamtenbefolüung. Die Reichsregierung beabsichtigt, in den nächsten Tagen, voraussichtlich schon vor dem Zusammentritt des Reichstags. ein« Erhöhung der Beamtenbesoldung eintreten zu lassen. Ueber ihr Ausmaß verlautet, daß die Bezüge der unteren Beamten ungefähr auf die Vorkriegshöhe gebracht werden, während die der höheren ungefähr um 20 Prozent darunter bleiben sollen. Man hofft, die Kosten dieser Er- höhung, die angesichts der gesteigerten Lebensmittelpreise be- sonders für die unteren Beamten immer noch unzureichend bleibt, aus laufenden Mitteln decken zu können.

sagerin der Mutter gedeutet. Die Wahrsagerin sah«ine Villa mit Türmen; aus einem Fenster blickte ein Kino hinaus und winkte mit den Armen. Wäre das Kind tot, so meint« die Wahrsagerin, so würde man in dem Glas« einen Grabhügel sehen. Nicht viel anders war der Hokuspokus der anderen Wahrsager und Wahrsagerinnen. Am 27. März d. I. wurde das vermißte Kind au» de» Fluten der Unstrut gezogen. Die Frau, die von den Wahrsagerinnen um ihren letzten Pfennig betrogen worden ist, befand jich in einem Zustand, der an Wahnsinn grenzte, und die Polizei nahm sich des Falles an. Gegen di« sämtlichen sechs Wahrsager und Wahrsagerinnen ist ein Strafversahren wegen Betrug eingeleitet worden. Dieser Fall gibt der Erfurter Polizei Gelegenheit, die Oesfentlichkest aus dos schwindelhaste und schädliche, ja gemeingefährlich« Treiben der Wahrsager aufmerksam zu wachen, mögen sie auftreten, in welcher Form sie wollen: als Kartenleger, Chiromanten, Phrenologen, Astro. logen. Graphologen oder unter anderen Bezeichnungen. Nicht nur, daß durch die haltlosen und willkürlichen Zntunstsvor- aussagungen bei Besuchern seelisch« Schädigungen eingetreten sind, nein, auch zu Selbstmorden haben diese An von Betrügern g«> trieben, falsche Diebstahlsverdöchttgur.gen u. a. in die Welt gefegt, wirtschaftlich« Berluste bis zur Existcnzvermchtung herbeigeführt, Familien zerstört oder zerrüttet u. a. mehr. Ganz abgesehen davon. daß diese Betrüger ihre Besucher, die vielfach den weniger be- mittelten Klassen angehören, finanziell schädigen. Einzelne betreiben ihr Gewerbe unter dem Deckmantel der Graphologie" und befassen sich angeblich ober in der Haupt- fache mit der Beurteilung von Handschriften auf Thoratter und Fähigkeiten. Tatsächlich dient die» nur als Borwand, um da» dunkle Gewerbe ungestört betreiben zu können. Ader auch ihre Handschristendeutungen sind völlig lvertlos, da sie jeder wlsjenschast. lichen Grundlage entbehren. Der Hang zum Okkulten, zum Mysti« schen überhaupt bringt es mit sich, daß alle diese Wahrsager einen starken Zulauf aus allen Bevölkerungsschichten haben. Einzelne Wahrsagerinnen haben Sprechzimmer eingerichtet, di« schon am Bormittag gefüllt sind. Sie verdienen mit ihrem Schwindel mehr als jeder ehrliche, anständioe Arbeiter. Gegen alle Erfurter Wahrsager wird strafrechtlich vorgegangen. nicht nur gegen die oben genannten, sondern sämtliche anderen, die in Erfurt tätig sind. Don Fall zu Fall wird man ihre Namen in der Zeitung veröf'entlichen. Di« weitere Ausübung ihresGewerbes" wird ihnen Polizei- lich untersagt werden. Die Polizei warnt ausdrücklich davor, sie weiterhin aufzusuchen, da von der Polizei eine scharf« Ueberwachung geübt und jeder Besuch namentlich festgestellt und als Zeug« ver- nommen werden wird, wenn nicht besonder« Umstände sogar ein strafrechtliches Borgehen gegen den Besucher selbst rechtfertigen.

Klemperer geht«ach Wiesbaden 7 Der bisherige Generalmu'ikdirektor der kl idtischen Bühnen in Köln , Otto Klemperer , wird, wie Kölner Blätter melden, nunmehr nicht nach Berlin , iondern nach Wiesbaden gehen. Er !oll vom Intendanten. Dr. Karl Hagcmann an da» Theater nach Wies» baden berufen sein und die Verpslichtung übernommen haben, lech« Monate jeder Spielzeit dem Institut zur Verfügung zu stehen.«Fall» sich die» che- rüibt bewahrheitet, scheint Klemperer aus dem Heyen Weg« zu sein, ein» mystische Figur zu werden. Er wird bei jeher Neubesetzung in den Vorder- grund geschoben und verschwindet dann ebenso schnell wieder).