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Krupp   arbeitet weiter.

lung der Sozialdemokratie in der Berliner   Gemeindeverwal| zeichnet und befristet sind. Der hunger wird die tung fann vielleicht vorübergehend zurückgedrängt werden. Bergarbeiter nur niederzwingen, wenn die Auf die Dauer ist ein solches Verfangen aussichtslos, es übrige Arbeiterschaft fie im Stidh läßt, wenn fann sich höchstens gegen die Väter dieser politischen Kinderei die zur Führung des Kampfes notwendigen Millionen nicht auswirken. Die Sozialdemokratie hat Groß- Berlin in erster Woche für Woche hereinkommen. Die Bergarbeiter richten sich Linie geschaffen, fie ist die geborene Trägerin dieser großen auf eine lange Dauer des Kampfes ein, denn sie fennen den Gemeinde. Ihr Programm und ihr wirken allein ent- Machthunger der Zechenbesitzer, der unbeschwert ist von Ge­spricht den Entwicklungstendenzen, die die inneren Kräfte wissensstrupel, von Berantwortungsgefühl, von irgendwelchen cines solchen Gemeinwesens ganz von selbst erzeugen. Ohne ethischen Motiven. Diesen Leuten, die mit den Franzosen paf­fie ist ein Aufstieg Groß- Berlins schon deshalb unmöglich, weil tieren und gleichzeitig die völkische Bewegung finanzieren, die bürgerlichen Parteien aus sich heraus diesen Aufbau dürfen die Bergarbeiter nicht ausgeliefert werden. nicht durchführen tönnen. Sie werden in ihren eigenen Reihen gehemmt, durch kleinliche Rückwärtserei, durch stumpfsinnige Steuerscheu und durch den Mangel an aufbauendem Willen ihrer zahllosen Intereffentenvertreter, die im Rathaus der Ge­meinde nicht um der Gemeinde willen dienen, sondern die im Rathaus die Gemeinde zu bekämpfen als ihre wich tigste Aufgabe ansehen. Die Sozialdemokratie hat in der schwersten Zeit der Inflation übermenschliche Opfer gebracht und hat das Gebäude der Riesengemeinde aufrechterhalten. Sie wird auch in der jetzt beginnenden Periode neuer Auf­märtsentwicklung diejenige Partei sein, der, dank der inneren Logit der Dinge, genau wie schon in der Borkriegszeit die Zukunft in der Gemeindepolitik gehört. Wir haben feine Beranlassung, den furzsichtigen Kampf des Bürgertums zu fürchten. Er wird an den stärkeren Kräften notwendiger Ent­wicklungen zuschanden werden. Die Zukunft gehört in Berlin  , in der Millionenstadt der Arbeit, der Partei der Arbeiter bewegung, der Sozialdemokratie!

Die Hoffnung der Zechenbesitzer. Bald drei Wochen sind die Ruhrbergarbeiter von den Rechenbesitzern ausgesperrt. Durd) sogenannte Schiedssprüche, die in Wirklichkeit nur die Legalisierung des Machttollers der Bechenbefizer find, sollen die Bergarbeiter unter das Joch der Schwerindustrie gebeugt werden. Die Bergarbeiter haben sich nicht gebeugt und wollen sich nicht beugen. Der Hunger geht als mächtiger Helfer der Unternehmer in den Hütten der Bergarbeiter um. Man hat aber noch nichts davon gehört, daß auch nur eine einzige Beche in Zahlungsschwierigkeiten geraten wäre. Und doch behaupten die Zechenbesitzer, unter der Last der Micum- Berträge zusammenzubrechen. Wenn man ihnen glauben dürfte, müsten fie längst famt und sonders bankrott sein, behaupten sie doch, nicht nur teinen Ueberschuß zu machen, sondern bei jeder Tonne Kohlen noch acht Mark zu­zulegen. Aber trok dieser Behauptung geht es den Zechen offenbar so gut, daß sie, unbeschadet um die Wirtschaftsfata­firophe, die sie sozusagen organisieren, in aller Ruhe den Zeit punkt abwarten, wo die ausgehungerten Bergarbeiter nicht mehr die Kraft haben, noch länger zu hungern.

Denn daß das Gutachten der juristischen Sachverständigen meder eine Klärung noch eine Befriedung der Situation brachte, ist offenbar. Unser Bochumer   Parteiblatt, das am Giz des Bergarbeiterverbandes erscheint und zweifellos die Mei­nung der führenden Persönlichkeiten wiedergibt, schreibt zu dem Gutachten u. a., daß es nur zweierlei geben fönne: Ent­weder, daß die 7- Stunden- Schicht zu Recht bestehe, dann sei der Zwang zur Ueberstunde durch die vorschriftsmäßigen Kün­digungen des Ueberarbeitsabkommens erloschen, und dann hätten die Unternehmer mit ihrer Aussperrung unrecht, oder aber, es würde trog der erfolgten Kündigung des Heberarbeits. ablommens die Ueberarbeitszeit auch weiterhin zu Recht be­stehen, und dann hätten die Arbeiter Tarifbruch begangen. Das Gutachten, das weder Fisch noch Fleisch sei, würde nie­mand überzeugen.

Aber wie man sich zu dem Gutachten auch stellen mag, es fann gar fein Zweifel darüber bestehen, daß die ausgesperrten Sergarbeiter nur in die Schächte hinabsteigen werden, wenn vertraglich festgelegt ist, daß die Schichtzeit unter Tage sieben, über Tage acht Stunden beträgt, und daß eventuell notwen dige, frei vereinbarte Ueberstunden als solche bewertet, gefenn

Effen, 23 Mai.( TU.) Die für Donnerstag angesetzte Beratung des Direktoriums über eine eventuelle Stillegung oder Weiter führung des Betriebes hat nicht stattgefunden. Zurzeit arbeiten die Werke noch, wenn auch seit einigen Wochen umfangreiche Ein­schränkungen vorgenommen wurden.

Die Schmach von Niederschönenfeld  . Unmenschliche Behandlung Erich Mühsams. Die Deutsche Liga für Menschenrechte wendet sich mit folgendem Aufruf für Erich Mühsam   an die Deffentlichkeit:

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Erich Mühsam  , der wegen Beteiligung an der Münchener Räteregierung( als Propagandist") zu 15 Jahren Festung verurteilt wurde, büßt diese Strafe in der Festung Nieder schönenfeld in Bayern   ab. Er ist auf einem Ohre taub gewor­den und es besteht die Gefahr, daß er sein Gehör vollständig verliert. Die ärztliche Behandlung in Niederschönenfeld   ist für diesen Fall nicht ausreichend. Die Angehörigen Mühsams haben nun versucht, eine Behandlung durch einen Facharzt durchzusetzen. Bisher vergeblich. Wir halten es für angebracht, daß die öffentliche Meinung es der bayerischen   Regierung nahelegt, dem Arzt diese Er laubnis zu geben,

Der Aufruf trägt folgende Unterschiften: Prof. Dr. E. v. After  , Universität Gießen, Eduard Bernstein   Berlin  , Prof. D. Blumen­that, Techn. Hochschule Aachen  , Prof. Hans Delbrück  - Berlin  , Prof. Dr. med. Rudoff Ehrmann, Univ. Berlin  , Prof. Albert Einstein  Berlin  , S. Fischer, Berlagsbuchhändler, Berlin  , A. Freymuth, Se­natspräsident, Berlin  , Eduard Fuchs  , Berlin- Zehlendorf  , Prof. Dr. A. Grotjahn, Unio. Berlin  , Prof. Haas, Univ. Tübingen  , Prof. 3. Herrmann, Stuttgart  , Techn. Hochschule, Artur Solitscher- Berlin  , Hermann Jädel, MRB., Berlin  , Harry Graf Reßler- Berlin  , Prof. Dr. W. Kinkel, Univ. Gießen  , Prof. P. F. Linke, Univ  . Jena  , Paul Löbe  , Reichstagspräsident, Berlin  , Prof. Dr. Mag Löhr, Univ  . Rönigsberg, Prof. Dr. Rud. Mehmfe, Techn. Hochschule Stuttgart  , Hermann Müller  , MoR., Berlin  , Ernst Nietisch- Berlin  , Toni

fülf, MDR., Berlin  , Rene Echidele, Badenweiler  , Prof. M. Schlid, Univ. Rostock  , Georg Schöpflin  , MDR., Berlin  , Friedrich Stampfer  , MDR., Berlin  , Prof. Dr. Veit Valentin  , Reichsarchiv.  rat, Berlin  , Dr. Hans Wehberg  - Berlin  , Prof. Dr. Robert Wit­brand, Univ. Tübingen  .

Man hat es seit dem Urteil im Münchener   Putschprozeß ver­lernt, Bayern   als einen Rechtsstaat nach europäischen   Begriffen zu betrachten. Wir begnügen uns deshalb mit der Feststellung, daß der Hochverräter Pöhner, der sich vor Gericht rühmte, sein Hand­mert feit 5 Jahren zu betreiben, die Festungsstrafe" aus Gesunde heitsrüdlichten bis heute noch nicht angetreten hat, obgleich er sich an den Beratungen der völlischen. Landtagsfraktion beteiligt. Wir stellen fest, daß der Mörder Eisners, Graf Arco, aus feiner Feftungshaft beurlaubt wurde, um Privatange 1egenheiten" zu regein. Er läßt sich augenblicklich in seinein | Heimatort demonstrativ feiern. Erich Mühsam   dagegen, ein franker und für den Rest jeines Lebens ruinierter Mensch, wandte fich an die Layerischen Vollzugsinstanzen lediglich mit der Bitte, sich in der Festung von einem Facharzt behandeln lassen zu dürfen. Die Bitte wurde zurüdgewiesen. Diese Haltung hat mit Rechts­fragen nichts mehr zu tun, sie sind ein Zeichen von ungeheuer licher Grausamteit und stellt Bayern   vor der gesamten zivili­fierten Welt bloß.

steine, Hängebant und Kohlenwäsche, Rotsofenbatterien und ein

Die englischen Fußballspieler. mußiger Berg, die Schutthalde- Aussperrung.

Von Hans Bauer.

Es reisen augenblicklich einige Dutzend Engländer durch Deutsch  land und führen wider Deutsche   einen Kampf. Beträfe dieser ungemein glorreiche Kampf militärische oder politische Dinge, so wäre es ein leichtes, die Erfolge der Ausländer in Mißerfolge umzudeuten oder diese Erfolge schlimmstenfalls auf Hülfeleistungen zurückzuführen, die sie vom inneren Feind erfahren

hätten.

So aber betrafen diese Erfolge sportliche Dinge, und da Sportler und breite Masse und nicht Militärs, Politiker oder Leitartiffer über fie zu berichten haben, werden sie wahrheitsgetreu tolportiert und begeistert anerkannt.

Es wird kein Hehl daraus gemacht, doß der Linksaußen von den Bolton Wanderers ein fabelhaftes Schußvermögen hat, daß der Halbrechte bei Aberdeen   ein Meister im Köpfen der Bälle ist und daß der Mittelstürmer von Cardiff   glanzvoll flankieren kann. Die Zei­tungen erzählen des fernezen ausführlich, daß die Engländer von breiter, fehniger Gestalt seien und daß die Art ihres Spielens ein­wandfrei und fair wäre. Sie begnügen fich auch keineswegs mit einer Registrierung des Resultats, sondern schildern die Phasen der Spiele von Tor zu Tor, von Minute zu Minute.

Dieses deutsche Volt, deffen Mag Reinhardt zu Kriegsbeginn rundfragte, ob Shakespeare   auf deutschen   Bühnen noch gespielt werden Sürfe und dessen Wichem die englische Weltanschauung als eine des Schachergeistes und des Teufels bezeichnete, erstirbt heute in Hin­geriffenheit vor der Macht englicher Fußballspieler. Kein Wunder, daß es diesetwegen keine Zeit und daß seine Zeitungen teinen Platz haben, die Theorien vom Bampir des Festlandes endgültig zu

revidieren.

Auch dürfte zu empfehlen sein, dem deutschen   Bürger an Sonn­tagen, da die Engländer in seiner Stedt gespielt haben, lieber von dem deutschen   Mißerfolg der Ludendorff- Offensive bei Arras   als von Pem heutigen Fußballmatch zu erzählen.

Denn von diesem dürfte er schon wissen.

Bei den Ausgesperrten. Bon Kuhei.

Und wieder einmal fnattert der Zug über tausend Weichen, fährt ins Rampfgebiet ein. Es zeigt sich vorerst ganz unerwartet von einer heiteren Seite: Ein faftiger grüner Teppich mit por= Ichmenberis ausgestreuten gelben und weißen Blumen. Auf ihm tummelt sich, in sonnenleuchtendem Braun, eine Mutterstufe mit ihrem täppisch- glücklichen Fohlen. Im Hintergrund kleine Bergarbeiter häuser und über ihnen, phantastisch wie die fraufen Spielereien eines verrückten Architekten, Eisengerüft, Drahtseile, Windteffel, Schern­

Der Exkronprinz in Potsdam  .

Der ehemalige Kronprinz ist gestern in Potsdam   ein­getroffen. Da am Sonntag in Botsdam ein Denkmal für die Gefallenen des Garde- du- Corps eingeweiht wird, wurde von ver= schiedenen Eeiten die Vermutung ausgesprochen, sein Besuch habe en Zweck, sich an der Feier zu beteiligen. Das ist nicht richtig. Der Besuch des Erfronprinzen trägt privaten Charafter, er wird an feinerlei Veranstaltungen teilnehmen. Im übrigen wird sich die Denkmalsweihe im geschlossenen Kasernenhof abspielen.

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Die Abhaltung der für den 29. Mai geplanten Denkmalsa meihe des ehemaligen 4. Gardereg. 3. F. in Berlin   am Schloß Bellevue ist verboten worden.

Ein durchsichtiges Manöver.

Die Kommuniften haben ein ganz probates Mittel gefunden, um sich der Verantwortung für ihre Handlungen zu entziehen. Rommt es infolge ihres Verhaltens zu einem Konflikt oder einem Zusammenstoß, so trägt totficher ein Lockspite!" die alleinige Schuld

daran.

Nach diesem Rezept wird jetzt auch in der Angelegenheit Bogenhardt verfahren, die bekanntlich die Ursache des noch immer nicht beigelegten deutsch  - russischen Konflikts gewesen ist. Die tommunistische Boltsmacht" gibt eine Rosta- Meldung aus Moskau  wieder, wonach die offizielle Isweftija" auf Grund genauen Mate­rials mitteilen, der frühere Kommunist Bozenhardt" sei ein Werk­zeug in den Händen des Oberregierungsrats Weiß gewefen, der mit seiner Hilfe das Eindringen der Polizei in die Handelsvertretung inszeniert" habe. Später habe sich Bogenhardt nach dem Plane von Weiß in der Wohnung des Angestellten der Handelsvertretung Lehmann versteckt" und sich dann dort verhaften lassen. Bon sich aus teilt die Bolkswacht" noch mit, daß Boßenhardt sich schon früher durch sein Verhalten in ein außerordentlich bedenkliches Licht" gerückt habe. Aber damals fei die Kommunistische Partei  noch geneigt gewesen, dieses Verhalten in gutem Glauben als Dummheit leichtfertige Schwägerei und Renom­miersucht auszulegen". Jest jedoch müsse man feststellen, daß die Polizei in ihm ein langgesuchtes Werkzeug gefunden habe.

In derselben Weise wie Bozzenhardt wird nun auch der An­gestellte der Handelsvertretung Lehmann angeprangert. Die Volkswacht" teilt über ihn mit:

,, Lehmann hat es, wie unsere Nachforschungen ergaben, bis. her verstanden in der Handelsdelegation und in Parteifreisen seine nicht ganz reine Parteivergangenheit in einer unserer Bruderparteien, wegen der er von dieser ausge schlossen wurde, geschickt zu verbergen und auf diese Weise seine Aufnahme in die APD. zu erwirken. Diese Feststellung fonnten war aber erst machen, nachdem Lehmann durch sein ganz eigentümliches und auffallendes Benehmen zu Nachforschungen über seine Person Anlaß gab. Nach dem uns befannten Sachverhalt unterliegt es faum noch einem Zweifel, daß dieser Lehmann der Polizei willfährige Dienste leistete." Die Feststellungen" des fommunistischen Organs deden recht er­bauliche Zustände auf, die auch für die kommunistischen   Arbeiter sehr lehrreich sein dürften: Ein Mann wie Bozzenhadrt, der schon längere Zeit im Berdacht der Spigelei steht, wird dennoch von der Kommunistischen Partei zur Wahlagitation nach Württemberg   gesandt. is Milderungsgrund fann allerdings angeführt werden, daß dieser Mann, dem jetzt das fommunistische Organ Dummheit", leicht fertige Schwägerei" und" Renommierjuht" atteftiert, für die fom­munistische Agitation außerordentlich geeignet und deshalb un entbehrlich war.

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Das gleiche gilt auch von dem Rommunisten Lehmann. Dieser Mann mit einer unsauberen Vergangenheit, der bereits aus einer anderen Kommunistischen Partei ausgeschlossen wurde, nahm dennoch eine solche Vertrauensstellung in der russischen Handelsminission ein, daß seine Aussagen eine der wichtigsten Grundlagen der russischen Protestnoten bildeten. Jetzt wird dieser Mann als Agent der Polizei gebrandmarkt. Aber wie viele folcher verdächtigen Kerle treiben in bis irgendein ,, Be­der kommunistischen Bewegung ihr Unwesen, triebsunfall" ihren wahren Charakter offenbart!

Jenseits der Bergarbeiter sieht es in den Ruhrstädten frühlings- offnung unternehmen, wobei er nur etwa 20 Minuten über Salz­fröhlich aus. Uebervolle Läden, lebhafter Verkehr, viele große ftolae Menschen, Frauen und Mädchen in sommerlichen Farben. Am Sonntag nachmittag zieht in Dortmund   die Heilsarmee mit Baufen und Trompeten zum Markt, im Kreise wird gesungen und gepredigt. Der blaue Polizist Spaziert unbeachtet seines Weges. Bfadfinder dudeln durch die Straßen. Cafés find gut befeßt, Familien rücken ins Grüne. Horizontblaue Soldaten mit Stahlheim und ungepugten Stiefeln trödeln herum. Aber wochentags: Die Läden find leer Millionen Menschen fönnen nichts faufen.

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Dort, wo die Bergarbeiter wohnen, sieht es merkwürdig aus. Sonst verschwanden hier täglich einige hunderttausend Menschen bei Sonnenaufgang unter die Erde. Sie schlendern jegt, die Hände in den Hosentaschen, vor den Häusern herum, beschäftigen sich mit ihren Kindern, stehen an den Ecken und diskutieren, blinzeln in der Sonne, graben und hacen im Gartenland Alles ist eingerahmt von herrlichstem Frühlingsgrün, überspannt von warmem, blauem Himmel. Tausend Frauen winden sich in Wehen   und im Hause fehlt es am nötigften! Der Mann ist ausgesperrt!

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Als ich zum ersten Male einen Bergarbeiterfampf fennen lernte, gelacht, wie damals. schrieben wir 1912. Gelten haben wir soviel Das tam so: Mit einem Genossen, der heute Präsident eines deutschen  Barlaments ist, gings zur Streifbrecherbesichtigung nach Dortmund  . hier nahm uns, o Wunder, der Polizeipräsident ins Auto und fuhr uns herum. Kräftig schimpfte er auf das Militär, das er für Dort mund abgelehnt habe, zeigte uns, wie seine Spigel und agents provocateurs bhne fie arbeiteten, forderte uns auf, nur ja in der Beche die Anschläge der Unternehmer abzuschreiben. Dieser ordentliche Reaktionär wußte ja nicht, daß wir lachend ins Bergarbeiter- Haupt­leider ist quartier nach Bochum   zurückführen. Der brave Mann er schon lange tot- hat mir damals für den Borwärts" die besten Informationen gegeben, er hat mir sogar noch gesagt, von wo aus ich am bequemsten mit Berlin   telephonieren fönnte.

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Genosse Sachse schickte mich zum Dank dafür, da es an Rednern fehlte, in eine Bergarbeiterversammlung. Mein Auftrag lautete da­hin, dort mit Begeisterung vernünftig zu reden.

Diesmal sind die Bergarbeiter trotz aller fommunistischen Drommeten von Jerichow   ruhiger, besonnener, mir scheint aber eher noch festeren Willens als damals. Dabei ertragen fie unbeschreibliche Not und ein einziges Brot im Hause gilt als großes Glück. Keiner spricht davon. Sie fämpfen.

Es werden langsam weniger Fahnen über dem Ruhrrevier. Nicht allzu viele Schornsteine rauchen. Im faftigen Grün fpicien hunderttausend Kinder, viele von ihnen haben Hunger. Hinter ihnen drohen die schwarzen Kohlengruben in den Himmel. Helft den Bergarbeitern!

Bon Berlin   nach dem kap. Der wagemutide und zahlungsfähige Reisende kann jezt auf dem Schienenwege und auf Flußläufen in ziemlicher Behaglichkeit die Reise von Berlin   nach dem Kap der guten wasser fommt und nur von dem einen Gefährt in das andere, das fchon auf ihn wartet, hinüberzufteigen braucht. Auch von Beting oder von Wladurostok fann die Reise auf dem Landweg" zurück­gelegt werden, denn das letzte Zwischenglied ist jetzt auf der Strede von Kairo   zum Kap eingefügt worden. Ein Bericht vom Uelefluß gelegt werden, denn das letzte Zwischenglied ist jetzt auf der Strede am belgischen Kongo, der in der Times" veröffentlicht wird, meldet über diese Berwirklichung der Kap- Kairo- Linie: Hier in Mittel­afrika, im nördlichsten Teil des belgischen Kongo, find soeben drei epochemachende Holzbalfen in die Brüde eingefügt worden, die einen braufenden tropischen Fluß überquert. Ein dunkler Gewitterhimmel, der einen der furchtbaren Tornados ankündigte, beschleunigte die Arbeit. Der lehte Fiuß auf dem Wege vom Kap nad Kairo ist über brückt. Diese Brücke stellt die Verbindung her zwischen den beiden großen Verkehrswegen des nördlichen und mittieren Afrifa. Rein Hindernis ist mehr in Wege. Die Linie vom Kongo zum Nil ist gelegt. Mit Hilfe dieser Brücke kann zu Wagen und Schiff die Fahrt durch das Herz von Zentralafrifa zurückgelegt werden."

Neue Ergebnisse der Bildtelegraphie. Die amerikanische Tele­phon- und Telegraphengesellschaft hat einen fenfationellen Bersuch gemacht, der außerordentlich gut geglückt ist. Sie hat mit Hilfe eines einfachen Telephondrahtes Photographien auf Entfernung reprodu ziert. In weniger als zwei Stunden wurden 15 Photographien con Cleveland nach New York  ( 900 Kilometer) übertragen, und zwar in einer solchen Klarheit, daß sie ohne die geringste Retouche unverzüg­lich in den New Yorker Zeitungen wiedergegeben werden konnten. Das neue von der amerikanischen Gesellschaft angewandte Berjahren erlaubt es, eine Photographie im Format von 12 × 17% in 4 i nuton 36 Sekunden zu übertragen.

Die Uraufführung von Paquet's Fabnen in der Wolfsbühne, Theater am Bülowplay, findet in Anwesenheit des Dichters am Montag, den 26., statt.

Die Galerie Matthiesen, Budapester Straße 8, zeigt in ihren Räumen neben einer umfassenden Kollektion franzöfifcher Smpressionisten ihre Neu­ererbungen von Werken der alten Kunst, sowie eine geschlossene Auss stellung von sechs Arbeiten des Hans von Marées  .

Gine friminalbiologische Sammelstelle. Die bayerische   Justizverwaltung bat eine Sammelstelle errichtet, in der das gesamte friminalbiologische Material der bayerischen Strajanstalten zusammenlaufen soll. Die Sammel­stele ist vorläufig dem Zuchthaus in Straubing   angegliedert und unter­steht dem Leiter der dortigen Frrenabteilung Medizinalrat Dr. Birnifein. Sie wird auch eine Reihe wissenschaftlicher Arbeiten zur Beröffent­lichung bringen.

Jädische Siedelungen in Südrußland. In letter Zeit baben zahlreiche jüdinge Familien in Südwestrusland die großen Städte verlassen und sich aus dem flaatlichen Besitz Land anweifen laffen, um sich dort als Bauern anzusiebeln und es zu bearbeiten. Allein im Streise Ddessa gibt es schon 152 jüdische Eiedelungen mit insgesamt 12000 Dejatinen Land. Die Zahl der landwirtschaftlich tätigen Familien beträgt dort nach Oft- Expres" zu­folge jezt schon 3500.